Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040425019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904042501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904042501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-04
- Tag1904-04-25
- Monat1904-04
- Jahr1904
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
BezvgS-PreiS tu der tzatlptexpedittou oder deren Ausgabe stellen avgeholt: vierteljährlich u« 8.—. bet -weimaltKr täglicher Zustrlluua ins Hau« >tl 3.7b. Durch die Post bezogen für Deutsch land u. Oesterreich vierteljährlich ^ll 4.bO, für die übrigen Länder laut Zeitung-pretSliste. Redaktion und «xtzedttionr Johannisgasse 8. Fernsprecher: Redaktion 1b3. Expedition 222. Atltalerpedttt-nen: AlfredHahn, Buchhandlg., Universitätsftr. S lFernspr. Nr. 4016), L. Lösche, Katharinen straße 14 (Fernsprecher Nr. 2835) u. König«. Platz 7 (Fernsprecher Nr. 7505). Haupt-Filiale Dresden: Marienslrahe 34 (Fernsprecher Amt I Nr. 1713). Haupt-Filiale Berlin: CarlDuncker, Herzg l.Bayr.Hofb uchbandla., Lützowstraße 10(FernjprecherAmt VI Nr.4M3.) Morgen-Ausgabe. MWgrr TaMM Anzeiger. Amtsblatt »es LSuiglichen Land- und Ses ÄSniglichen Amtsgerichtes Leipzig, des Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzigs Nr. 208. Montag den 25. April 1904. 88. Jahrgang. Anzeigen-PreiS die «gespaltene Petitzeile LS Reklamen unter dem RedaktionSslrich (sgespatten) 7b >C, nach de» Fomilleunach- richtra (6 gespalten) VO Tabellarischer und tztsferusatz entsprechend höher. — Gebühren für Nachweisuugra uud Ofsertenannahme 2L Extra-Beilagen (gefalzt), uur mtt der Morgen-Ausgabe, ohne Postbeförderung 60.—, mit Postbeförderung 70.—. «nnahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: nachmittag« 4 Uhr. Anzeigen sind stet« an dir Expedition zu richten. Dir Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi« abend« 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pal» in Leipzig (Inh. vr. B.,R. L W. Kltnkhardt). Var Aicdtigrie vom rage. * Der deutsche Generalkonsul in Sidney ist von seiner Urlaubsreise auf Anordnung der deutschen Regierung nach Sidney zurückgekehrt; die deutsche Regierung hat in London Beschwerde geführt Uber das belerdigende Be tragen des australischen Premierministers. * Der bayerische Finanzminister Freiherr v. Riedel soll amtSmüde sein. die räckrircde Parlaments«»»«. Wenn alle Redner beherzigen wollten, daß der „kurze Sinn" den Zuhörern bei weitem interessanter ist, als die „lange Rede", dann würden die Kammerdebatten sich viel genießbarer gestalten, als sie es manchmal leider sind, dann würde auch nicht eine solche Flucht aus dem Hause stattfinden, wie am Freitag, als die elektrische Glocke trotz resonnantesten Läutens nicht so viel Abge ordnete zusammenzurufen vermochte, wie notwendig waren, um eine gültige namentliche Abstimmung über hochwichtige und eilige Gesetzesvorlagen herbeizu führen. Die etatrechtlichen Fragen, die bei der Beratung über Komptabilität und Oberrechnungskammer zur Er örterung kamen, brachten bei all ihrer hohen Bedeutung für das konstitutionelle Leben des Staates doch einen recht „trockenen Ton" mit sich, dessen mancher der Land boten schließlich so satt wurde, daß ihn auch die Aussicht auf eine mehrstündige Beratung der Interpellation Stöckel nicht zu halten vermochte. Diese, die die neuer- liche Weigerung des Militärfiskus, Gemcindcanlagen zu zahlen, betraf, verlief übrigens trotz der beweglichen Klagen einiger Vertreter der von der störrischen Steuer verweigerung des Rcichsfiskus betroffenen Gemeinden, wie das Hornberger Schießen. Das Ministerium des Innern wird die schon cingeleitcten Verhandlungen mit dem Reiche fortsetzen und man erhofft davon ein einiger maßen erträgliches Resultat. Am Mittwoch gab es in der Zweiten Kammer „viel Lärm um einen Eierkuchen". Die Barbiere und Friseure Dresdens sehen cs schon seit Jahren nicht gern, daß der Friseur auf dem Hauptbahnhofe an Sonn- tagnachmittagen die Reisenden verschönert und auch wohl zuweilen einen Einheimischen, der am Vormittag den Anschluß an die gesetzlich sanktionierte Rasierzeit ver schlafen hat. Ein Schaden erwächst daraus kaum einem Menschen; aber es verstößt gegen das Prinzip und viel leicht ärgert's auch diesen oder jenen braven Philister, daß ein anderer Geld verdient. Und deshalb mußte, da auf dem geordneten Instanzenwege nichts zu erreichen war, eine Petition an den Landtag gerichtet werden, deshalb mußte die mit wichtigen Arbeiten überhäufte Kammer geschlagene anderthalb Stunden lang über diese weltbewegende Frage debattieren, deshalb mußte der Ab geordnete Hartmann ein Folioblatt nach dem andern vorlesen, um der Mitwelt zu beweisen, daß der Ver schönerungsrat auf dem Hauptbahnhofe ein ganz uner hörtes Privileg genieße. Man sieht, wir stehen im Zeit alter des Verkehrs. Der Tgg der „E i s e n b a h n s ch m er z e n" ist über Erwarten glimpflich vorübergegangen. 63 Petitionen und für jede mindestens ein Fürsprecher — welch unbe haglicher Gedanke für alle Beteiligten! Aber es brach gleich zu Anfang ein goldiger Sonnenstrahl durch die Wolke des Unbehagens. Der Abgeordnete Rollfuß teilte mit. daß die Beteiligten auf eine Besprechung derjenigen 39 Petitionen, welche schon in früheren Sessionen zur Be ratung gekommen sind, verzichten wollten. Und dann ging es in erfreulich lebhaftem Tempo vorwärts. Nur der „Vogtländische Speziallandtag" verursachte einigen Aufenthalt Die vogtländischen Abgeordneten — man spricht den Vogtländern eine gewisse Stärke der Schädel decke zu — gerieten bei der Vertretung ihrer häuslichen Wünsche hart aneinander. Im übrigen war an den Ver handlungen nur bemerkenswert, daß von verschiedenen Seiten an die Regierung die Bitte gerichtet wurde, sie möge private Bahnunternehinungen bereitwilliger, als dies bisher geschehen, fördern. In der ersten Kammer wiederholten sich bei der Be ratung des Justizetats die Erörterungen über die Be rechtigungsfrage. Der Justizminister hat natür lich seinen ablehnenden Standpunkt gegenüber den Real- gymnasien noch nicht verlassen, und auch der Vertreter der Universität Leipzig verfocht die Alleinherrschaft der huma nistischen Bildung in der Gilde der Makler des Rechts. Der Kultusminister dagegen nahm sich aufs wärmste der Realgymnasien an, wie ein gewissenhafter Vater, der nicht duldet, daß man eines seiner Kinder gegen das andere zu rücksetze, und die Oberbürgermeister der Großstädte als Männer der Praxis verfochten mit Eifer die Interessen jener aus dem modernen, praktischen Zeitgeiste heraus geborenen Bildungsstätten. Auch Herr von Frege war bereit, den Realgymnasiasten die juristische Karriere zu erschließen; er möchte sie dann freilich in die Kolonien schicken. Warum nur die Realgymnasiasten unter den Juristen? Resultat der Verhandlungen: Der Zopf der hängt uns hinten. Der Schlußtermin ist neuerdings auf den 19. Mai hinausgeschoben worden. „Der Fink hat wieder Samen!" Es wäre schade um die schöne Zeit, wenn sie bloß für sachliche Beratungen über die tägliche Notdurft des Staates verwendet werden sollte! Diesem Uebclstande abzuhelfen haben 43 konservative Abgeordnete der zweiten Kammer einen Antrag eingebracht, nach dem die Regie rung „tunlichst" bald eine obligatorische Ge meinde-Umsatzsteuer dekretieren möge. Diese Demonstration zu Gunsten des Mittelstandes kann zwar nicht zu einem Praktischen Resultat führen, das werden sich die Antragsteller wohl auch nicht verhehlen, aber sie wird in manchen Kreisen des Mittelstandes einen guten Eindruck machen. Tas genügt ja auch. Bei der Beratung über die Gemeindesteuerreform hielt man den Schild trutziglich über die gefährdete Autonomie der Gemein den. Und jetzt!? Ja, Bauer, das ist ganz was anderes! Zum Wochenschluß ist nun auch der Deputations bericht über die Reform des Wahlrechts zur Zweiten Kammer und über die Acnderung in der Zusammensetzung der Ersten Kammer erschienen. Was an dem Berichte zuerst ins Auge fällt, ist die Tatsache, daß die vorberatende Deputation sich ziemlich scharf in eine konservative Mehrheit und eine nationaliberalc Minderheit geschieden hat. Der Reformer Zimmermann schwimmt zwischen den beiden Parteien. Die Minderheit will Taten seben, die Mehrheit hat den bewährten Grund satz: „Immer langsam voran" auf ihre Fahnen ge schrieben. Die Minderheit will ein möglichst einfaches P lu ra lsystem; die Mehrheit lehnt dieses nicht ab, sie begnügt sich aber damit, „weitere statistische Unterlagen" über seine Wirkung zu beantragen. Einig ist die Depu tation nur in der Erklärung, daß sie die in der Denk schrift enthaltenen Vorschläge über eine Neuordnung des Wahlrechts als tauglick-e Unterlage für ein zukünftiges Wahlgesetz nicht anerkennen kann. Das ist doch wenigstens etwas, aber nicht viel. Was unter sothanen Umständen daS Schicksal der Wahtreform in der Zweiten Kammer sein wird, kann dem kundigen Thebaner nicht zweifelhaft sein. ^.6 oslsncls« ^raec-a»! Die hohen Herren in der Ersten Kammer werden davon, daß man einmal in Sachsen eine Reform des Wahlrechts geplant hat, offi ziell voraussichtlich überhaupt nichts erfahren. Das liegt an der Geschäftslage. 2. ki»e neue sseleicligung des deutschen diplomatische» Vertreters durch die australische Bundesregierung. Unser ständiger Herr Mitarbeiter schreibt: Melbourne, 18. März. „Die unhöfliche Form, in welche Mr. Deakin ge legentlich der Stelling-Affäre seine Korrespondenz mit dem Generalkonsul des deutschen Reiches in Sydney zu kleiden beliebte, vermochte nicht, die in Australien an sässigen Deutschen in Erstaunen zu setzen Schon seit Jahren findet mit wenigen Ausnahmen die hiesige Presse aller Parteien eine behäbige Freude in einer konsequen ten Verunglimpfung der deutschen Politik und deutschen Institutionen, und wenn daher die Regierung Gelegen heit nimmt, diesem Gefühle Rechnung zu tragen, so kann sie des Beifalls der Mehrzahl der öffentlichen Organe wie der gedankenlosen Menge ziemlich sicher sein. Der absolut unbegründete Vorwurf eines Vertrauensbruches, welchen damals der Bundesprcmier in so brüsker Weise gegen den deutschen Reichsvertreter erhob, zeigte nur, wie der Wind iveht, und wenn die unfreundliche Stim mung eines weiteren Zeichens bedarf, so ist solches in einer offiziellen Korrespondenz der letzten Tage zu finden. Tie aus dem untergegangenen deutschen Dampfer „Elba" gerettete, aus Japanesen bestehende Mann schaft, wurde nach Sydney übergeführt und die dortige Hafenbehörde teilte dem auswärtigen Amte in Melbourne mit, sie habe unter Vorbehalt einer Geneh migung seitens der Bundesregierimg die-Leute im See mannsheim untevgebracht, nachdem der japanische Konsul sich verpflichtet hätte, die Mannschaft mit dem ersten Dampfer ist ihre Heimat zurückzubefördern. Die Bundes, regierung fragt darauf an, ob. außer der Garantie des Konsuls noch eine Bürgschaft seitens des Schiffskapitäns, welcher die Geretteten nach Sydney gebracht, geleistet worden wäre, und als der Bescheid erfolgt, dies wäre in diesem Falle unnötig erschienen, erklärt sich das Auswärtige Amt mit der getroffenen Disposition einverstanden, fügt aber der Note folgende, den deut- Feuilleton. Julius Vogel über Friedrich Preller den Aelteren. Der heutige Tag bringt die hundertste Wiederkehr des Geburtstages Friedrich Prellers, deS Schöpfers der berühmten Odysseelandschaften. Der Leipziger Kunstverein hatte gestern in den VereinSräumen eine Preller-Gedächtnisfeier veranstaltet, gelegentlich welcher der Kustos unseres Städti schen Museums der bildenden Künste Herr Professor vr. Julius Vogel mir sehr interessanten Worten in die Kunst PrellerS einfubrte. Zur Erläuterung des Vortrages war eine ganze Anzahl von Originalen Prellers ausgestellt, Zeichnungen, die seiner Zeit der Künstler zur Vervielfäl tigung der Odysseelandschaften durch den Holzschnitt für die Verlagsfirma Alp hon S Dürr besondersangefertigt hatte. Zwei Gesichtspunkte waren es, die sich wie ein roter Faden durch den Gedankengang des Vortragenden zogen. Der Einfluß Goethes auf PrellerS künstlerische Entwickelung und die Odysseelandschaften, und der Nachweis, daß diese letzteren das ganze Leben des Künstlers ausfüllten auch in seinen stillen Jahren, von etwa 1840—1855, in denen Preller unter seinen Studien aus der deutschen Heimat den Süden und die antike Welt vergessen zu haben schien. — Seine Ausbildung hat der in Eisleben als Sohn eines Konditors geborene Künstler in Weimar genossen und wie ein Stern stand schon frühe Goethes Nähe über der Entwickelung des talentvollem Knaben. Mit Aufträgen, Ratschlägen und Em pfehlungen stand er ihm fördernd zur Seite, und als Goethe erst gefunden hatte, wie die Begabung PrellerS ganz nach jener Seite deS hoben Ernstes liege, der der antiken Kunst ihren besonders weihevollen Zug gibt, da geizte Goethe auch mit nicht« mehr, was dem jungen Künstler hätte förderlich sein können. In einem Briefe von 1862 bekennt Preller mit Stolz und Dank, wie viel Bewegungen er dem Größten unter den Großen verdanke. Als der sieb zehnjährige 1821 nach Dresden reiste, um dort in der Galerie Poussin, Claude Lorrain und andere zu kopieren, da gab Goethe ihm ein ganzes Kapitel von Weisungen mit auf den Weg und riet ihm sich an den Werken Claude LorrainS besonders für das Liebliche, da« Idyllische zu interessieren, da da« Schwere, das Ernste ibm ja schon von selbst gelingen werde. Ueberhaupt ist der Redner geneigt, die ganze Be geisterung PrellerS für die Antike und für Homer als eine Eingebung Goethes zu halten, und führt dazu aus den lite rarischen und künstlerischen Konstellationen zener Zeit über zeugende Argumente an, auf die hier jedoch nicht erschöpfend eingegangen werden kann. Jedenfalls war die 1793 erschienene Homerübersetzung von Boß eine Tat, die die weitesten Kreise auf die Schönheiten der antiken Welt wie«, und auch andere weniger wertvolle Werke trugen da« ihre dazu bei, da« Verständnis für die Antike zu fördern. Bor allem konnte Goetbe nicht müde werden, auf die Kenntnis der Antike al« einen unerschöpflichen Born der Anregungen für des Künstler hinzuweisen, und man stimmt schließlich dem Bortra-md« bei, wenn «r in den Odyfleelandschafteu Preller« ein kiinstlerischeSBermächtni« GoethescherKunstanschauung sieht. — Der Redner ging alsdann zu einer Würdigung der Odyssee landschaften in dem sogenannten „Römischen Hause" über, von denen an dieser Stelle vor nicht langer Zeit eingehend gesprochen wurde, und die, des bevorstehenden Abbruches des Römischen Hauses wegen, in den letzten Monaten ja so oft genannt worden sind. Auch der größere CykluS der Weimarer Fresken, mit Abweichungen in der dreifachen Fassung der 16 Kohlezeichnungen, den ersten Entwürfen, die aus der Münchener historischen Ausstellung 1858 einen so großen Erfolg errangen, den großartigen Kartons in unserem hiesigen Museum, und schließlich in den in Wachs farben auf Stuck gemalten Bildern in der Vor halle des Weimarer Museums existierte, wurde ein gehend besprochen und in Vergleich gestellt mit den heroischen Landschaften von I. A. Koch und den italienischen Landschaften RottmannS in den Münchener Hofarkaden. Interessant war die Entwickelung, die der Redner von den Einflüssen der deutschen und nordischen Landschaften auf Preller und schließlich auf seinen großen Odyfseecyklus ge geben hat, geistvoll waren die Auslassungen über den Einfluß des genialen Figurenmalers Genelli auf Preller. Jedem Leipziger wird die frohe Nachricht interessieren, daß es am Sonnabend Herrn Hofrat Donatini aus Dresden gelungen ist, das erste der Temperabilder im Römischen Hause unverletzt von der Wand abzunehmen. Herr Donatini voll- brachte dies mittels einer bis dahin noch unbekannten Technik, die jedenfalls nicht mit dem Kainschen Verfahren verwechselt werden darf, das schon lange bekannt ist, und damals von München au« in Vorschlag gebracht wurde. Wir werden in nächster Zeit auf die segensreiche Tätigkeit des Herrn Donatini nocy einmal zurückkommen. vr. V. *- Theater. Leipziger Schauspielhaus. La« «aftsptel »er Krau Clara Lalbach erfreut sich anhaltend de« Interesses unsere« Theater publikums. Es ist ja nicht anders zu erwarten, denn die Künstlerin, die noch aus früheren Zeiten zu den Lieblingen der Leipziger zählt, ist e- erst recht, seitdem sie der Dresdener Hofbühne ganz angehört. So ging denn am Sonnabend vor einem dicht besetzten Hause Sudermanns stimmungsvolle Charakterkomödie „Da« Glück im Winkel" mit einem großen Beifall in Scene. Der Erfolg war berechtigt, denn e« war eine bis in Kleinigkeiten Hinern saubere Vorstellung. Bor allem erhielten die beiden Hauptfiguren des Stücke«, Elisabeth und Röcknitz, Kraft und individuelles Leben, die beiden Charaktere, in denen die große Sehnsucht nach sdem Glück, nach der Liebe, nach der Verklärung unseres Erden- wallens, nach der gelobten Po,sie so mächtig nach Form und Au-druck ringt. Zwei Menschen sieben sich da gegenüber, von denen jeder nur den einen heißen Wunsch nach Bereinigung mit dem anderen hegt, und die schließlich doch entsagen müssen, weil wohl der eine, nicht aber der andere den Mut hat, seine Sebnsucht in die Wirklichkeit umzusetzen. Fran Clara Sal- bach al« Elisabeth verstand e« ganz vortrefflich, un« di« wehmutsvoll« Melodik d«r Entsagung, d«r Bescheidung auf eia kleinere» Glück »u fingen, mrd Herr Lothar Mehuert, ein geradezu idealer Röcknitz, hat diesen Kraftmenschen nach den heiteren wie nach den tiefgehenden leidenschaftlichen Seiten hin voll ausgeschöpft. Ebenso tüchtig stand Herr Jean Hofmann in der Figur deS ganz anders gearteten Rektor Wiedemann, den beiden ersteren zur Seite. Für die Ruhe, die Resignation dieses vielgeprüften, lebenserfahrenen Mannes fand er die überzeugendsten Tone. Fräulein Julia Siegert, Fräulein Elisabeth Kirch, Herr Ernst Born stedt und auch die übrigen Mitwirkenden waren in kleineren Rollen mit Eifer bei der Sache. V. >V. Musik. Asnzert -es Leipziger Männerch-rr «nd der Leipziger Singakademie. Das am Sonnabend im Saale des Zoologischen Gartens stattgefundene, leider sehr spärlichen Besuch aufweisende Konzert zun^Äesten des Albert-Zweigvereins machte uns mit Ernst H. Seyffardts Konzert-Kantate „Aus Deutsch lands großer Zeit" bekannt, einem Werke, welchem ander wärts bereits 70 Aufführungen beschicken waren, das aber bis dato in Leipzig noch keinen Eingang gefunden hatte. Die Idee, die ruhmreichen Ereignisse der Kricgsjahre 1870/71 in Form eines weltlichen Oratoriums zu behandeln, kann als eine durchaus glückliche bezeichnet werden. Patriotische Sujets eignen sich außerordentlich gut zur Vertonung, sie gewähren der Phantasie des Komponisten weiten Spielraum und werden sich, in passender musikalischer Verarbeitung dargeboten, stets wirksamerweisen. SeyffardtsKonzert-Kantate „Aus Deutsch lands großer Zeit" (Dichtung von Adolf Kiepert) zerfällt in drei Teile, in welchen die Störung des trauten Friedens durch den westlichen Nachbar, der Ausbruch des Krieges, der endliche Sieg über den Ervfeind und schließlich die Auferstehung des deutschen Reichs sehr treffend geschildert werden. Scyffardt marschiert nicht in der Reihe der Modernen, aber daS gereicht seinem in Rede stehenden Werke eher zuni Vorteil wie zum Nachteil. Der Komvonist wollte ein patriotische« Werk schreiben uud ein solches muß in erster Linie den Stempel des Volkstümlichen tragen und diese Eigenschaft besitzt die Seyffardtsche Konzert-Kantate in hohem Maße. In der Musik Scyffardt« weht ein recht volkstümlicher Hauch, ein urgesundes, frisches Empfinden, und daß der Komponist froh gemut die sichere Heerstraße wandelt, ist un« lieber, als daß er sich in grüblerischem Versenken auf abseits liegende Pfade begibt, die ibn sein Ziel leicht außer Augen rücken könnte». Seyffardt schweift nicht in der Irre umher, findet keinen Gefallen an mit Dornengestrüpp überzogenen, mit knorrigen Wurzeln besäten Wegen, die den Fuß auf halten, sondern liebt ebene Bahn, auf der er schnurstracks seinem Ziele entgegenschreitet In dem genannten Werke gibt sich eine ungemein melodische Erfindungskraft kund, die Melodie feiert hier wahrhafte Triumphe und alles ist in Wohllaut getaucht, klingt und singt. Gerne hätten wir auf diesem in üppiger Blumenpracht prangendem Felde auch einmal «ine stachliche Distel gefunden, für eine kräftig einsetzende Dissonanz, eine ungewöhnliche harmonische Wendung den Komponisten Dank gewußt, aber Seyffardt geht derlei Dingen ebenso sehr au« dem Wege wie im entgeaengesetzten Falle Max Reger den Koo- sonauze». Bon des einzelnen Nummer» de« Werke« möchte» wir als die schönsten und wirkungsvollsten hervorheben: den Prolog „Am Rhein", den Chor „Brummbaß und Geigen", das sinnige Duett zwischen Sopran und Tenor: „Hörst Du, Trauter", daS Quartett Nr. 12, daS Recitativ „Nacht deckt die Erde" (in dem die aus der Ferne rufenden Signale hineintönen), die kraftvollen Chorsätze „Deutschland, wach auf" und „Schon flackern und zucken feurige Blitze" und die Altarie „Wo find' ich Einsamkeit für meinen Schmerz". Im dritten Teil, der etwas zu lang auSgesponnen ist, möchten wir einiae herzhafte Striche empfehlen. Die Aufführung war eine in jeder Hinsicht lobenswerte. Herr G. Wohlgemuth hatte die Chöre mit äußerster Sorgfalt einstudiert und der imposante, aus 350 Mit wirkenden bestehende Chor ließ an Schlagfertigkeit, Präzision und Klangschönheit nicht« zu wünschen übrig. — Sehr rühmlich taten sich die zur Mitwirkung ge wonnenen Solisten hervor. Die Königl. württembergische KammersängerinFrau EmmaRückbeil-Hillcr (Stuttgart) ist eine mit hervorragend schönen, vollendet geschulten Stimm mitteln versehene Sängerin. Die Königl. Hofopernsängerin Fräulein Wanda Gaehde (Kassel) verfugt über einen weit tragenden, schön timbriertenAlt, der nur noch modulationsreicher sein dürfte. — Einen wunderbaren, prächtig ausgeglichenen Bariton von edler sonorer Färbung besitzt Herr Hofopern sänger Alfred Käse (Kassel), dem auch eine ganz vortreffliche Aussprache nachzurühmeu ist. — Unser einheimischer Tenorist, Herr Emil Pinks, schloß sich diesem Ensemble würdig an und brachte seine schönen Stimmittel zur vollsten Geltung. — Lob verdient auch das begleitende Orchester, die verstärkte Kapelle des Kgl. Sächs. Jnf.-Regt«. Nr. 107. — Herr Wohlgmuth leitete den großen Apparat sehr sicher und umsichtig, erwies sich mit der Partitur de» umfangreichen Werke« völlig vertraut. Es erübrigt noch, darauf hinzu weisen, daß eine weitere Aufführung de« Werke- demnächst erfolgen wird und zwar zu volkstümlichen Preisen. Mögen sich vor allem die militärischen Vereine die hier ge botene Gelegenheit, ein recht patriotisches Werk kennen zu lernen, nicht entgehen lassen. I-. Wamdolcl. A«nftkalend«r für Leipzig. Theater. Leipziger Stadttheater. Heute wird im Neuen Theater Beethovens Oper „Fidel:?" gegeben. Morgen geht „Der Waffenschmied" in Scene. — Im Alten Theater ist heute LArronges unterhaltende« Lustspiel „Doktor Klaus" angesetzt. Tie Rolle deS Griesinger spielt Herr Biebrack von, Thalia-Theater in Hamburg al« Gast auf Engagement. Morgen gelangt „Zapfen st reich" zur Aufführung und Mittwoch als volkstümliche Borstellung zu halben Preisen Schillers „Maria Stuart. Der zebn Abende umfassende Shakespeare-ChkluS im Neuen Theater nimmt nächsten Sonnabend seinen Anfang mit Macbeth". ES folgt sodann „Othello" (5. Mai), „Kauf mann von Venedig" (7. Mai), „Hamlet" (8. Mai), „Richard lll." (11. Mai'. „Sommernachtstraum" (14. Mai), „Romeo und Julia" (18. Mai), „König Lear" (21. Mai), „Julius Cäsar" (26. Mai) und „Imogen" (28. Mai). Bclletts zu dem für den Eyklu« (bei besonder« ermäßigten Preisen) aufgelegten Eztraabonnemenr werden noch heute und morgen von 10 ln« S Uhr virau«-ott; MitMzoch be ginnt sodann k«r Vorverkauf «u den «tn, rln«n lüiand««.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite