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Sächsische Volkszeitung : 07.03.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-03-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190303072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030307
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030307
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-03
- Tag1903-03-07
- Monat1903-03
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.03.1903
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1 MsMimg Erscheint täglich nach«, mit Ausnahme der Sonn- u. Festtage. Bezugspreis: Vierteljahr!. 1 Mk. SO Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 6888. Bei außerdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. v«cd<1niclttrei. Redaktion «na «erclMrrieller Dresden, Pillnitzer Straße 43. Inserate werden die 6 gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 15 Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Uhr. Fernsprecher: Amt I. Nr. ISS 6. Sir. 55. Sonnabend, den 7. März 1903. 2. Jahrgang. Wir beginnen nvorgen mit dem Abdruck des Romans: Der australische Erbe aus der Feder des beliebten englischen Schriftstellers Kdsivr Pickrering, ins Deutsche überseht von Iran; Paul. Mit -er Erwerbung dieser höchst spannenden Lekti'we hoffen wir den Beifall unsrer geehrten Leser zu finden. Pie Wedaktüm. Lin Lvjesuit als Vatarlan-sretterr. Tie versuchte Begründung einer „antiul-tramon- taiieu Wahlvereinigung" wird von der Mehrheit der ernst zu nehmenden Parteipresse, wie j" erwarten war, als ein von vornherein verpfuschter Plan ausgenommen. Dazu hat Wohl nicht zum wenigsten die ungeschickte Art beigetrage.i, wie der bekannte Aufruf in die Welt gesetzt wurde. Seit Jahr und Tag bemül)t sich 'dar Exjesnit Graf Hvensbroech, ein Reichstagsmandat zu erlangen, um das Deutsche Reich vor der drohenden illltramontanen Gefahr zu befreie». Bis jetzt ist er nirgends ans Gegen liebe gestoßen. Aber endlich wittert er Morgenluft. Vier- hnndert wackere und erprobte Äulturkämpfor, zum weitaus größten Teile Protestanten, stellen fick, unter Las Kommando eines ansgesprnngenen Jesuiten und bilden eine Stnrm- kolonne gegen den Felsen Petri und den Zentriimstnrin: „Zittre ByzanzI" Mit Ausnahme einiger ganz verbohrter Zcitnugs- schreiber und rettungslos übergeschnappter Fanatiker hat die Presse der meisten Parteien die neue Gründung als ein nebensächliches Ereignis ohne besonderen Belang anf- gefaßt. Das nationalliberale Berliner Parteiorgan, die „Nationalzeitung", gibt der „antiultramontanen Wahl- vereinignng" einen ebenso deutlichen Korb, wie der Bund der Landwirte. Sie meint, daß bei der Bildung der „Wahlvereinigung" offenbar persönliche Bestrebungen ver schiedener Art wirksam gewesen seien; das soll wohl heißen, Laß auch die Nationalliberalcn mit dem Exjesuiten und seinen Mandatsschmerzen nichts zu tun haben wollen. Um Las auöznsprechen und zu vertreten, was in dem Aufrufe stehe, sei keine besondere Wahlvereinigung notwendig, und diese dürfte auch keine anderen Hilfsmittel dafür darbieten, als die antinltramontaiien Parteien. Dasselbe haben wir bereits vorhergesagt, nur mit ein bischen anderen Worten. Kurz und gut: Der Plan des nach einem Mandate kreb senden Apostaten Hoendbroech ist schon heute ins Wasser gefallen. Was er will, ist jedem Politiker ans den ersten Blick klar gewesen. Man merkte die Absicht und wurde verstimmt. Wenn irgend etwas die Herkunft des bekannten Ausrufs ins rechte Licht zu setzen geeignet ist, dann ist es die Tatsache, daß der für das „reine Evangelium" so selbstlos kämpfende Exjesuit Graf HoenSbroech Arm in Arm mit dem Jenenser Professor Haeckel anf- marschiert, dem berühmten „Affenhaeckel", der bisher ohne Erfolg ans Java und sonstwo das Mittelglied zwischen Mensch und Affe, den Affenmenschen, gesucht hat. Der Atheist und der Zionswächter Arm in Arm: mehr braucht man nicht. Aber der Haß hat sich noch nie als ein ge eignetes Bindemittel für Parteibildungen erwiesen. In der Politik spielen denn doch noch gar zu viele solide reale Interessen mit. Inzwischen wird im knltnrkämpferischen Blätterwald, besonders Sachsens, der Windmühlenkampf gegen die „ultra- montane Gefahr" mit ungeschwächtcn Kräften fortgesetzt. Es sind meistens Stilübnngen, die zur Heiterkeit stimmen müßten, wenn nicht soviel Verdrehung und nieder trächtig boshafte Tendenz mit unterliefe. Ans der einen Seite wimmelt es von blödsinnigen Versuchen, die Kornmhetze fortzusetzen und den Bischof von Trier in Gegen satz znm Zentrum oder gar zum heiligen Stuhle zu bringen. Darüber braucht man nun kein Wort mehr z» verlieren. Weniger harmlos sind die Bestrebungen der „antinltra- montanen" Fanatiker, dem Reichskanzler allzngroßeS Ent gegenkommen gegen „römische" Wünsche unterzuschieben und die endgiltige Beseitigung des Jesnitengesetzes zu hinter treibe». Allen voran eifern die sächsischen Zeitungen in der verbissensten Weise gegen die Aufhebung des Jesuiten gesetzes. Die traurigen Vorgänge am Dresdner Hofe haben diesen neuen Sturm entfesselt, trotzdem er in gar keinem Zu sammenhang mit konfessionellen Fragen steht. Die sächsischen Hetzer sollten doch bedenken, daß auch an protestantischen Höfen lsiehe Mecklenburg» manches nicht ist. wie es sein sollte. Nun möchte der „Evangelische Bund" den Grafen Hoens- broech noch zu gern als Abgeordneten in Sachsen haben, und das trotz seiner Vorbildung bei den Jesuiten. Welche Inkonsequenz! Oder ist die Vorbildung ans Jesuiten- anstalten nur so lange gefährlich, als man — katholisch bleibt? Sobald man „romfrei" wirb — sei cs auch Um wegen einer Heirat — schadet sie nichts mehr. Sie bildet dann selbst für einen Abgeordneten kein Hinder nis. ja selbst Pastor kann man noch in Sachsen werden, katholischer Seelsorger freilich nicht. Dieses verbietet das Gesetz, jenes aber nicht. Sothaner Herr Graf findet also in Sachsen Bundesgenossen, zwar aus keiner Jesniten- vorschnle, aber immerhin ganz annehmbare Rombekämpfer; das dürste seinem Romhasse sehr erwünscht sein — freilich kommt es hier in Sachsen ans einen Herrn I). Meyer, HoenSbroech, Graßmann mehr oder weniger nicht an. Wir sind gewöhnt, die verbissenen Feinde der katholischen Kirche nicht zu zählen, sondern zu wägen. Vollgewichtige, wissen schaftliche Größen haben wir bisher darunter noch keine gesunden. Ihre Tätigkeit ist Scherenarbeit aus berüchtigten Knltnrkampfwerken vergangener Jahre. Graf Hoensbroech steht bedeutend über ihnen, trotzdem auch er ganze Seiten abznschreiben pflegt. Darum wünschen die Epigonen, den vater ländischen Boden mit seinen Lorbeeren schmücken zu können, llr,Pennt, mlii! Solche wissenschaftliche Größen werden der katholischen Kirche nicht gefährlich; sie stiften nur konfessio nellen Unfrieden und erregen bei den gebildeten Protestanten einen Abscheu vor der unehrlichen Kampfesweise ihrer eigenen Partei; diesen Vorteil hat es. Freilich die Unkenntnis der breiten evangelischen Schichten, die man in den Lehrbüchern und Schriften mit Absichtlichkeit zu erhalten sucht, bilde»! eine willkommene Folie für ihre Hetzereien. Wir können also den Versuchen der antinltramontanen Vaterlandsretter mit aller Ruhe znsehen. Die Qualität der vereinigten Gegnerschaft gibt keinerlei Anlaß, sich be sonderen Besorgnissen hinzngeben. In Sachsen schwebt das Vaterland nicht in Gefahr, von den „römischen" Ultramontanen verschlungen zu werden ; sie sind froh, »venu man sie in Ruhe läßt, und besorge» das Entlarven ihrer unehrlichen Gegner immer mit einer schmerzlichen Wehmut. Was hilft's; manche Leute brennen vor Begierde, sich in ihrer un zulänglichen Begabung an Ehrlichkeit und Bildung öffentlich zu zeigen. Sollte es dem Herrn Grafen auch in Sachsen darnach gelüsten, »vir lernen ihm gern das to ipmim" (erkenne dich selbst» kennen! — Wollte der Herr Graf Sachsen wirklich vor eine»! gefährlichen Feind retten, der mehr als die rote Agitation dazu beiträgt, daß das Land iinmermehr in die Arme der Sozialdemokratie getrieben werde, dann möge er jene Elique bekämpfen, welche dem Volke Steine der konfessionellen Ver hetzung statt das Brot sozialer Reformen bietet. Dann möge er kandidieren, »vir Katholiken werden ihm treulich beim Wahlkampfe helfen —, denn er würde dadurch das Vater land zu retten suchen. Aber er müßte sich freilich andere Protektoren als den Evangelischen Bund answäylen, der unter dem Vorgeben den Ultramontanisnms des Südens zu bekämpfen, die noch viel gefährlichere Herrschaft eines Ultramontanisinns ans dem Norden ansrichten will. Die Bäume wachsen selbst in Sachsen nicht in den Himmel, trotz Hoensbroech, denn das Volk kennt seine schwarzen „Pappenheimer". Für den »eilen Ritter Georg schallt weiter nichts als eine neue Blamage heraus. Schade, daß der berüchtigte Graßinann nichts inittmi kann, er würde sicher bei der neuen Hetze in Sachseil das Seinige als würdiger Kampfgenosse dazu beitragen, um den Erjesniten und seine Freunde »loch stärker bloßznstellen, als sie eS allein fertig bringen werden. VV. Reichstag. X. Berlin. 274. Sitzung am 4. März, I Uhr. Im Reichstag gab am Donnerstag die Beratung des Etats des ReichSjnstizamts Veranlassung zur Ernenernng der schon mehrfach vorgebrachten Klagen über polizeiliche Mißgriffe, willkürliche Behandlung von Ilnt.:r- silchnngs »nid Strafgefangenen »sw. Die Reihe der Redner eröffnete der freisinnige Abg. Rechtsanwalt Lenzmann, der außerdem statt der bedingten Begnadigung die gesetzliche Regelung des Ttrafanfschnbes oder der bedingten Ver urteilung »nid ein StrafvollzngSgesetz forderte. Auch ver langte er Abschaffung oder »nindestens Reform des Majestäts- beleidignngSparagraphen, Reform des Groben Unfug-Para graphen, Abschaffung des Gesinde - Züchtignngc'rechtS nsw. Im Goldfieber. Ein Roman aus dem Kapland. Bon Erich Friesen. goktsvpmig ». Schliis;.) (Nachdruck verboten.) Frau Mathilde entgegnet nichts. Ihr Schinerz ist ein stiller, aber tiefer. Jetzt erst fühlt sie so recht, was sie an ihrem guten John besessen, fühlt sie, daß er mir aus Liebe zu ihr und den Kindern gefehlt hat, und sie »nacht sich bittere Bortuürfe, daß sie ihn durch ihre Klagen dem allerwärts grassierenden Goldfieber in die Arme trieb. Arbeiten will sie, arbeiten, hart und emsig, um sich und ihre Kinder ehrlich zu ernähren. Von den sogenannten „Freuden des Lebens" hat sie für immer genug. Lord Roberts wird sofort nach der Gerichtsverhand- ln,ig, in welcher er des Meineides und der Anstiftung zum Morde beschuldigt wurde, in festen Gewahrsam gebracht. Hier, hinter eisernen Gitterstäben, hat er Zeit genug zu»» Nachdenken über sein schuldbeladenes Leben. Wohl für immer ist der Vorhang heruntergegangcn über der verderbenbringenden Existenz eines Menschen, der nur Unglück um sich her verbreitete, dessen trauriger Lebensroman hinter dem hohen Gemäuer des Zuchthauses sein finsteres Schlußkapitel findet. — Lady Elisabeths ohnehin schwache Nerven hätten bei- nahe unter dem letzten brutalen Anstoß während der Gerichtsverhandlung, als sie vernahm, daß ihr Bruder sogar ein Mörder ist, falliert. Zwar wußte sie. daß ihr Bruder mit Alfred van Gülpen in letzter Zeit verfeindet »var, »veil derselbe ihm oft das Schwindelhafte der „Diamantmiuen - Gesellschaft Fortuna" vorgehalten. Daß diese Feindschaft ihn jedoch zu einem Verbrechen, treiben würde — das ahnte Lady Elisabeth nicht. Wochenlang liegt sie schwer krank am Nervenfieber darnieder. Doch Irenes aufopfernder Pflege gelingt es, das immer schwächer zuckende Lebenslichtchen der kleinen Dame »nieder kräftig emporflackern zu lassen. In diesen trüben Krankheitsstnnden. welche trauliche Nnterrednngen begünstigen — in diesen Stunden vertrante auch Lady Elisabeth der Cousine ihr Herzensgeheimnis an. Irenes Vater, der verstorbene Oberst Morrison »var Lady Elisabeths Jugendliebe gewesen, von dem sie durch den Machtsprnch ihres Bruders, der ihr Vermögen zu seinen Spekulationen gebrauchte, grausam getrennt »vnrde. Oberst Morrison hat später eine Deutsche geheiratet. Aber Lady Elisabeth vergaß den Jugendgeliebten nie. Sie übertrug ihre ganze Liebe ans sein Kind, die kleine Irene, fein Ebenbild. In Irenes bräntlichem Glück findet sie Ersatz für ihr verlorenes Liebesglück, und täglich betet sie zu Gott, daß er das Kind ihres William vor allem Unheil beschützen möge. — Und Paul und Irene? Beide sind so glücklich, wie eben nur zwei Menschen kinder. die einander alles auf der Welt sind, sein können. Paul hat für sich und seine zukünftige Frau ein kleines, rosennmrankteö Häuschen in Rosebank gemietet — und hier richtet Irene mit Lady Elisabeths Hülfe ihr trauliches Nestchen ein. . . Heute, am Vorabend ihrer Hochzeit, sitzen Irene und Paul innig umschlungen in der magnolieu-umrankten Laube ihres neuen Heims. Ihre Gedanken sind bei dem nnglückseligen südafrika nischen Krieg, der so viel Menschenleben fordert, so viel Herzensglück zerstört. „Sieh', Liebste!" ruft Paul leuchtenden Auges. „Wenn ich jetzt allein dastände, wenn ich nicht an Dich denke»» müßte, so würde mich nichts abhaltcn, meinen heldenhaften Brüdern in Transval mich anzuschließcn — selbst wenn ich wüßte, daß ich in den sicheren Tod ginge . . . Aber so —!" „O, dieses unglückselige Goldsieber!" erwidert sie leise. „Es erfaßt nicht nur einzelne Menschen — es packt zuweilen gleich ganze Nationen! Nie und nimmer würde es »neincn englischen Landsleuten dort oben in den Sinn gekommen sein, das friedliebende Bnrenvolk brutal zu überfallen, wenn Johannisbnrg anstatt einer Goldminenstadt eine Sand- büchse wäre!" Mit einem langen Kuß stimmt Paul ihr bei. „Trotzdem" — fügt er feierlich hinzu — „niemals brächte ich es fertig, gegen Deine Landsleute in den Krieg zu ziehen, meine Irene. Wir »vollen den armen Verwun deten beider Nationen zu nützen suchen, indem »vir den größten Teil Deines Vermögens den Hospitälern spenden und so zur Linderung der Schmerzen dieser armen Unglück lichen beitragen!" „Ja, Liebster!" flüstert sie innig. „So betätigt sich die allgemeine Menschenliebe am besten! Wir beide begnügen uns mit wenigem. Wir sind für immer geheilt vom süd afrikanischen Goldsieber!" Zwischen Winter und Irüyring. Ach, bas» es endlich, endlich Frühling werde! Der Winter floh, doch will der Lenz noch säumen. Rings nackte, schwarze Zweige an den Bäumen: Graugrünes Gras, und nackte schwarze Erde! Ach, das, es endlich wieder Frühling werde, Das, alle Wiesen voll von Blumen schäumen, Und die Natur aus schweren WiiUerträume» Erwache auf der ueuverjüngten Erde. Wirf, Frühling, Deine Lerchen in den Acther, Spann Deinen schönsten Sonncnwagcn an! Und jauchze durch die bunte Flur, Erretter. Von strengen Winters kaltem Zaubcrbanu! So feire mit den» schönsten Frühlingswettcr Ten Einzug auf die Fluren, i» de» Tau»!
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