Suche löschen...
Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1942
- Erscheinungsdatum
- 1942-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1666408611-194210202
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1666408611-19421020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1666408611-19421020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungRiesaer Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1942
- Monat1942-10
- Tag1942-10-20
- Monat1942-10
- Jahr1942
- Titel
- Riesaer Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1942
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mesaer Tageblatt Dienstag, 2V. Oktober 1S42, abends Widerstand in dichtem Wald gebrochen wrbinbima Zweier AngrMsaruppen an der VaWrabe nach Tuapse - Siiuberungülämpfe im WertgelSnde ^Rote Varrttade- IS MW breue mw- Zctle «der deren Raum S R«s, die S0 ww breite, S gepal ten« Zeile im Text- teil NRpf. t«run>- schritt: Petit 8 mm huch). Ztfferaebuhr 87 Rpf, tabellarisch, i «atz S0-/o «ufschlag. Bei sernmündl. An» deiaenausgabe kein« - Postscheckkonti Dredden vsi» «trokasse Riesa «onto Nr. « »s. Jahr«. Da» Riesaer Tags» blatt erscheint wo» cheutaältch17L0Ubr. «czugtvrei» r Rvk monatlich, ohne Zu» Iteilgebübr, Postbe» zugL.l« RÄr einschl. P-sLttMt-lle chenkart« >S ausein» andersolaen deNum» mern) 5S Rps., Ein. »luummrr E Rps. »eschtiftSstelle: Ries«, »petheft^SL JZS4« Lusttätialeit an der Alamein-Front d entrissen ere Häuser- X Aus dem Führerhauptguartier. DaS Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt: In dem dicht bewaldeten Gelände des westkauka» fische« Gebirges wurde trotz ungünstiger Wetter Verhält nisse harter feindlicher Widerstand in Bnnkerktellungen ge brochen. An der Pastst raste nach Tuapse wurde die Verbindung der beiden Angrisssgrnppen, die sich nördlich und südlich der Straste vorgekämpst hatten, au der Straße selbst hergestellt. Am Terek-Abschnitt scheiterte» seindliche Gegeu- augrisse. In Lustkämpsen wurden zehn Gowsetflugzeuge abgejchossen. Im nördlichen Borort von Stal in gras die deutschen Truppen den Sowjets eine weitere . gruppe. Die Kämpfe zur Säuberung des Werkgeläades der Geschützsabrik „Rote Barrikade" dauer« «och an. Nahkampsslieger bombardierten hauptsächlich die stark aus gebauten Stützpunkte des Werkes „Roter Oktober". Kampfsliegerverbände vernichteten im Bereich der unteren Wolga mehrere Trausportzüge, eine« Schleppdampfer und sechs abgestellte Flugzeuge. , An der Don-Front wreseu rumänische Truppen seindliche Angriffe ab. Au der El-Alamei«-Front griffe« leichte deut sche und italienische Kampfflugzeuge britische Panjzer- und ttraftsahrzeugausammluugcn an. Begleitende Jäger und Zerstörer schoflen vier britische Flugzeuge ab. Die Bekämp fung britischer Flugplätze aus Malta wurde durch deut sche und italienische Lustftreitkräste sortgesetzk. In Oftengland führte die deutsche Lustwasse am gestri gen Tage ausgedehnte Augrisse gegen militärische Ziele und kriegswichtige Anlage». IlkÜkk TkükttlNkk Mikk Ejtzg / Deutsche Pioniere im Häuserkampf um Stalingrad Im Osten, Mitte Oktober. Nie hat die iöelchtchtc einen Kamps gesehen wie diesen: Ltalingrad! Fneinandergckrallt liegen die Gegner im Ringen um Trtimmcrhauscn und Ruinen in der todgeweihten Ltadt, von deren einstiger Grütze nicht viel mehr bleiben wird al» Schutt und Asche. Stalin selbst hat seiner Stadt da» Todesurteil gesprochen. Ein grotze» Wort, stirwahr, da» da bcsiehlt, datz ieder tote Stein mit warmem Leben zu verteidigen sei. Ein Wort, schnell gesagt, doch nie ,u verantworten. „Stalingrad" nennen die deutschen Landser diese» Shao», au» dem ein Erdbeben Sinn und Ordnung genommen zu haben scheint. Durch Stratzenbrcite sind Freund und Feind stellenweise nur ge trennt. Unter Nachbarhäusern liegen Angrciser und Bertctdiger in müssigen Kellern unter rutzgeschwärzten Ruinen, vielleicht auch noch im Erdgcschoft eine» Wohnblock», qu» dessen leeren Fcnftcrhühlen da» Grauen gähnt. Während die Artillerien ihr Trommelscuer von allen Leiten in da» Meer von Drummern speien, während die Stuka mit markcrschtittern- dem Heulen zwischen den Wattebäuschen der seindliche« Fliegerabwehr aus ihre Opser stürzen, stehen zwischen den Ruinen Jnsantcristen und Pioniere, Panzersäger und Panzergrenadiere im Kamps um jeden Kutz- breit Roben». Allen ooran die Ltotztrupp» der Lturmpionierc. Auch die Nach« ist ihnen zum Tag geworden. Pausenlos und ohne Aulatmen rütteln ihre geballten Ladungen an den zäh gehaltenen Verteidigung» nestcrn der Bolschewisten, hinter denen der Politruk steht und ihnen mit der Pistole in der Hand beibring«, datz der Besitz dieses ausgebrannten Gerätcmagazin» und jener eingcstürzten bestialisch stinkenden Latrine gleichbedeutend mit dem Erhalt der sowjelsozialiftischen Union der Nevu- btilen sei. Wenn Stalin den Wahnsinn bestehlt, bann sorgen seine Kom missare dasiir, datz auch dieser Befehl in der zusammenhanglos gewordenen Truppe befolgt wird Ein Einsatz der deutschen Pioniere jagt den andern. Eben noch zu Auträumung»arbei«en und zum Auösüllen von Bombentrichtern eingesetzt, treten st« mit der Infanterie zum Sturm an. Man kann sich den Häuserkamps nicht ohne die Pioniere denken. Jede» Hau», jede Ruine ist zu einer Befestigung ouSgcbaut. Pionierkampsmtttel, im Angrifs aus Bunker und Feldstellungen erprobte Speztalwasfen, müssen allerorts die Breschen schlagen. Flammenwerfer räuchern die zäh verteidigten Keller. luken au», Sprengladungen zerreißen Tür und Tor, in dunklen Nächten arbeiten die Ltotztrupp» sich an die Drahtverhaue de» Gegner» heran, Handgranaten zischen über Palisaden und Bariikaden. Stratzenzüge, deren frühere Existenz man ost «nur noch erkennt, weil aus ihnen da» Geröll ein paar Futz niedriger liegt al» an den Schutthalden der Häuser reihen, werden durchstoßen, wenn auch der Feind stellenweise noch im Rücken der vordrängcndcn Feldgrauen sitz«. Sine» ihrer extremen Hoch Häuser, roh und ungeschlacht, hatten die Bolschewisten noch tagelang Hol ken können Tie langen hohen Maucrsronten starrten von Maschinen waffen und die verbauten Fensterhöhlen waren zu Schießscharten gewor den. Ten Block ohne schwere Bcrlustc zu stürmen, war unmöglich. Pioniere sanden einen Weg. Durch Abslußgräben und »analtsationl- röhren arbeiteten sie sich in mehreren Nächten an die Fundamente de» Hochhauses heran, bauten sie riesige Mengen ihrer Lprengmunition ein, um den ganzen Gcbändekomplex mit einer Lchlüsielwendung am Glüh zündapparat dann zu sprengen. Die Verteidiger wurden ohne «u»nahme unter den Trümmern begraben Unsere Wasien kennen auf die Dauer keinen Widerstand. Ltalingrad wird vollend» fallen. Noch hält der Endkamps um dielen Eckpfeiler de» VertcidigungSsnstem» die Welt in Atem. Nicht ein leere» Machtwort Ltalin» von Kuibyschew au» wird da» Schicksal der Stadt entscheiden, die seinen Namen trägt. Infanteristen und Pioniere haben zusammen mit den Kanonieren der Artillerie und den Bombenschützen unserer Kampf- und Stuka-Geschwader dafür gesorgt, daß unter den Trümmern Stalin grad» ein Großteil der letzten sowjetischen Wehrkraft begraben liegt. Georg Rother. Abkommen über europäischen Vost- und Fernmeldeverei» Der Reichspostminister würdigt das Werk ft Wien. Zur Förderung der europäischen Zusammen arbeit aus den Gebieten Ses Post- und Fernmeldewesens wurde in Wien am 19. Oktober von den Bevollmächtigten der Postverwaltungcn Albaniens, Bulgariens, Dänemarks, Deutschlands, Finnlands, Italiens, Kroatiens, der Nieder lande, Norwegens, Rumäniens, San Marinos, der Slo wakei und Ungarns ein Uebereinkommen über einen „Europäischen Po st- und Fernmeldeverein" abgeschlossen. Das Werk stützt sich auf den Weltpostvertrag und den Weltnachrichtenvertrag. Reichspostminister Ohneforge würdigte anläßlich der Unterzeichnung in einer Ansprache das Ueberein- lommen. Mit der Gründung des europäischen Post- und Fernmeldevereins ist, so unterstrich der Minister, eine Entwicklung zum Abschluß gekommen, die erst vor einem Jahr durch die Unterzeichnung der deutsch-italienischen Post- nnd Telegraphenablommen eingeleitet worden ist. Mit dem heutigen Tage besitzen die europäischen Post- und Fern- melbeverwaltungen ein Instrument, das nicht nur ihren eigenen Ländern, sondern der gesamten europäischen Oes- sentlichkeit sehr beachtenswerte Vorteile verschaffen wird. Denn nicht umsonst heißt es zu Beginn des Uebereinkom- mens, daß der europäische Post- und Fernmcldeverein das Ziel hat, die einzelnen Dienstzweige im gegenseitigen Post- und Fernmeldedienst zu vervollkommnen. Je bessere Dienste eine Verwaltung im eigenen Lande leistet, desto größere leistet sie fortan auch in Europa. Das Uebereinkommen, im Geist des besten Einverneh mens geschaffen, hat offrngelafscn. daß iede europäische oder dem europäischen Raum benachbarte Post- und Fern- inelbeverwaltnng jederzeit dem neuen Verein beitreten kann. Der Minister gab dann im Sinne aller Anwesenden der Hoffnung Ausdruck, daß auch die heute noch nicht ange schlossenen Postverwaltungcn dem Verein beitreten wer den, sobald es ihnen möglich ist. Sodann gab er seiner Freude Ausdruck, baß der Verein sich entschlossen hat, die im Uebereinkommen vorgesehene Geschäftsstelle in Wien einzurichten, die in ihrem engeren Bereich ähnliche Auf gaben hat wie die Büros des Weltpostvereins und des Äeltnachrichtenvereins. In diesem Zusammenhang stellte Ohnesorge der Geschäftsstelle die paffenden Räume in dem PalaiS, in dem die jetzige Tagung stattfindet, zur Ver fügung. Das Abkommen sieht im einzelnen noch vor, daß die Verhandlungssprache auf den Tagungen deutsch und italie nisch ist. Die Vertreter können sich anderer Sprachen be dienen, müssen aber für unmittelbare Uebersetzung in die deutsche oder italienische Sprache Sorge tragen. Bei den Abstimmungen entfällt auf jedes Land einschließlich der ab hängigen Gebiete usw. eine Stimme. Das Uebereinkommen wird am 1. April 1948 in Kraft treten. Stabschef Lutze: „Die unentwegte Sturmabteilung des Führers" Abschluß der Arbeitstagung der SA.-Gruppen-Führer in Kobnrg Berlin. In Koburg fand am Montag die Arbeits tagung der Führer der SA.-Gruppen Großdeutschlanbs ihren Abschluß. Vorher hatten die SA -Führer durch die oberste SA.-Führung die Richtlinien für die Erziehungs und Ausbildungsarbeit des Jahres 1942/48 erhalten. Höhe punkte dieser Arbeit werden neben dem vielfältigen sonstigen Einsatz der SA. die Winterwehrkämpfe, die Schießwehr- kämpfe und die Wehrkampftage 1948 sein. Entscheidende Bedeutung wird dabei die weltanschauliche Ausrichtung und Vertiefung der SA.-Männer im Rahmen der von der SA. durchgeführten Wehrerziehung haben- Der Stabschef der SA. Viktor Lutze, faßte die Er gebnisse der Arbeitstagung zusammen und zeigte dem SA.- FührerkorpS seine besonderen Aufgaben im gegenwärtigen Kampf auf. Wie einst in Koburg, so wird die SA. auch in Zukunft draußen an allen Fronten und in der Heimat die unentwegte Sturmabteilung des Führers sein- Die Unruhen in Indien Bangkok. Ueber die Unruhen in Indien liegen wieder eine Reihe von Meldungen vor. In der Bombay-Provinz wurde danach eine große Zahl von Bombenattentaten ver- übt, bei denen zum Teil beträchtlicher Schaben angerichtet wurde. In der Nähe eines Postamtes in Bombay explo dierte eine in Indien hergestellte Bombe. ES wurde eine Person verhaftet, dis im Verdacht stand, für das Bomben attentat verantwortlich zu sein. Eine ganze Anzahl von Textilfabriken in Bombay stellte am Montag die Arbeit ein. Fünf Personen wurden verhaftet. In Ahmedabad wurde das HauS der Bezirksverwal tung mit Steinen beworfsn und di« zum Hans gehörige Garage niedergebrannt. Eine Bombe explodierte innerhalb eingS BahnhofsS der Stabt und verletzte zwei Reisende schwer. In dem Ort Belgaum explodierte eine Bombe in einem Postamt und verletzte vier Personen schwer. Die Polizei nahm fünf Kongreßmitglieder fest. Es brachen erneut Unruhen im Burdwan-Bezirk in der Bengalen- Provinz aus, und die Regierung belegte drei Ortschaften in diesem Bezirk mit größeren Kollektivstrafen. Außerdem wurde eine große Anzahl Demonstranten verhaftet. Urform des Sriegeo Bemerkungen z« den Kämpfen im Kaukasus Von Kriegsberichter Hans Volkhardt PK- Wenn man mich fragen sollte, was mich bisher im Krieg gegen die Sowjets am stärksten beeindruckte, so muß ich bekennen: Es ist der derzeitige Kampf unserer Jäger- Division im Westkaukasus. Nicht etwa nur, weil hier die Form der Kriegführung eine besondere, schwierige ist, son dern vorerst deswegen, weil in mannigsaltigen Bildern das Urwesen des Krieges sich hier wie nirgendwo sonst dem Bewußtsein unauslöschbar einprägt. Das hier ist der Krieg, wie ihn sich einst unsere Jungenphantasie in schlafgemiedenen Stunden erträumte und wie ihn die Generation, die der erste Weltkrieg noch zu jung vorfand, dunkel im Blut erahnte: der Krieg Mann gegen Mann, der primitive, ja vielleicht sogar im gewissen Sinne unzeit gemäße Krieg, der, aus dem Anfang der Menschheit kom mend, unwandelbar bis in unsere Tage hinein seine Gül tigkeit behalten hat. Ein Stuka-Angriff, ein Feuerüberfall der Artillerie, der Einsatz schwerer Pak- un- Flakgeschütze im Erdbeschuß — alles das mag ein gewaltiges kriegeri sches Erleben sein, aber die mutige Tat des Einzelkämp fers, der verwegene Angriff der Infanteristen mit der blanken Waffe in der Faust oder der verbissene, sinnlos erscheinende Widerstand in vorgeschobener, todgefährdeter Stellung, das ist jene primitive Urform des Krieges, die uns immer wieder am meisten beeindruckt und die hier in den Waldkämpfcn des Kaukasus eine ungeahnte Wieder auferstehung erfährt. Unsere Jägerdivision ist aus den weiten Steppen der Ukraine und des Kubangebirges herausgetreten. Es hat dort oft genug hart infanteristische Kämpfe gegeben, denen aber letzthin immer die schweren und neuzeitlichen Waffen Wegbereiter waren. Tas ist im Bergland des Kaukasus anders geworden. Die dichten Wälder und zahlreichen Schluchten und Täler lasten den Einsatz der schweren Waf fen kanm zu. Der Kampf wird allein entschieden durch un sere Jäger, die hier ein unerhört wuchtiges Kapitel ihrer glorreichen Geschichte schreiben. Seit Wochen liegen sie in den Bergen vor einem Gegner, dem das Leben nicht mehr sinnvolle Erfüllung einer großen gemeinschastdienenden Berufung ist, sondern eine Zwangsform, aus der er sich nicht lösen kann, es sei denn durch den Tod. Tie Maschi nenpistole des Kommissars und seiner Knechte verwehrt den Weg zurück, so verbleibt nur der sinnlose Widerstand vor dem Ansturm der deutschen Waffen und das blinde Vertrauen auf Glück. Man muß schon mit den Jägern in die Berge steigen und tagelang bei ihnen geblieben sein, um die Größe ihrer soldatischen Leistung voll ermessen zu können. In dem dich ten Unterholz der Wälder hocken sie in Löchern und Erd bunkern, die weit auseinandergezogen sind, so daß jeder einzelne für sich isoliert erscheint. Vorgeschobene MG.- Stände und Sorchvosten sichern gegen den Feind. Die Ge sichter der Jäger sind bärtig und rauh. In den Bergen fehlt das Wasser. So muffen sie warten, bis sie wieder ein- iyal ins Tal hinunter kommen. Die Nächte sind voll von dunklen Geheimnissen. Knackt nicht irgendwo das dürre Holz unter den Stiefeln eines heranschleichenden feindlichen Spähtrupps? Dringt nicht' von dort der verhaltene Schall russischer Laute? Die Sinne sind gespannt, bis das fable Morgenlicht in den finsteren Schoß der Wälder einbricht. Der Nebel weht ein feuchtes Tuch. Und in der Kälte des Morgens erzittert die Haut. Oft aber rieselt Regen durch das lichte Geäst. Dann sammelt sich in den Löchern das erd farbene Waffer in Lachen, durchdringt die Decken, Stiesel und Uniformen und verwandelt den Waldbodcn in einen klebrigen Teig. ! Der Tag des Angriffs ist da. Aus den Löchern und Gräben brechen die Jäger auf. Sie tasten sich durch das Dickicht vor. Jeder einzelne ist aus sich selbst gestellt, irgendwo rechts und links neben sich weiß er den Käme- roden. Von Baum zu Baum federt fein Schritt, bis plötz lich aus Gebüsch und Versteck' der seindliche Geschoßhagel ihn überfällt. Hohle Baumstümpfe, Erdspalten und unsicht bare Bunker speien Feuer. Die Splitter der in den Baum wipfeln krepierenden Geschosse leichter und schwerer Gra natwerfer spritzen zischend in das Unterholz, die Granaten schwerer Artillerie wimmern heran und brechen das Geäst in Fetze». Kaum ist aus zehn Meter etwas za erkennen. Durch diese höllische Feuerwand arbeiten sich die Jäger an die Widerstandsnester heran. Handgranaten zerbersten zwi- fchen den Stämmen, Maschinengewehre raffeln pausenlos, der Kampf Mann gegen Mann hebt an. Da steigert sich die Größe des einzelnen ins Heldenhafte. Ganz allein hat er Sen Kampf zu bestehen, den Kamps im Innern gegen die Schwäche und Verzagtheit der Seele, die vielleicht in letzter Sekunde dem soldatischen Imperativ auszuweichen droht und den Kampf nach außen gegen einen Gegner, der die Vertrautheit und Kenntnis des Geländes sowie den ge fährlichen Geist der Verzweiflung auf seiner Seite hat. Wenn aber links und rechts im Gebüsch der nächste Kame rad zusammenbricht and der Jäger einsamer wird, dann ersaßt ihn statt lähmenden Entsetzens ein heißer Wille, wie lenen jyngen Leutnant, der mit einigen zusammengeschar te« Männern seiner Kompanie wie ein rächender Gott in die Stellung des Gegners einbrach und im Rausch des männlichen Kampfes über sechzig feindliche Widerstands nester auühob. Wenn so der Krieg in seiner Urform waltet und die Schicksale der Kämpfer unter seine unerbittlichen Forde rungen stellt, dann mag die Erkenntnis ausgehen, daß der deutsche Infanterist, der Einzelkämpser in den Waldbergcn des Kaukasus sein Höchstteil an menschlicher Größe voll bringt. Versteht man nun, wenn ich im Anfang bekannte, daß der Kampf unserer Jäger im Westkaukasus mein stärk- ftes Erleben ist?
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite