Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 29.05.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-05-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187105296
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710529
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710529
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-05
- Tag1871-05-29
- Monat1871-05
- Jahr1871
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 29.05.1871
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^rscheiNl: rsgih ftii-, vv Inserate Mtben angrnomme«: bis Abends «. Sonntag»» »ls Mittc^s 12 Uhr Wartenstratze LS, «» Neustadt: vechdruckerei »««Jod. Päftler, ,r. «lostergasses. ««eigen in dies. M»u, «»den eine erfolgreiche Verbreitung. Auslage: Exemplare. Tageblatt siir Niiterhaltuug mid GcWftMrkchr. Druck und Gigenthum der Herausgeber: Litpsch L Neichardt. — Verantwortlicher Nedactmr: IttlMff Nkittund? Flennemenl: «teNeljthrlichstoRM. »et »«MgelbtichrrLie» sernng in'« Han». Durch die Köaigl Post »ierteljühr, L3> »Ngr. Einzelne Nuuimua 1 Ngr. Inseratenpreise: tzür den Raum ein« gespaltenen Zette: 1 Rgr. Unter „Eingesandt* di« Zeile 2 Rgr. Nr.lLS Sechszehnter Jahrgang. Milredacteur: Theodor Drastisch. g» A» Montag. 2i> Mai 1871. Dresden. 2V. Mai. — Der Reichstag heit eine Beschwerde derKramer-Innmig zu Leipzig »der die sächsische fftcglcrung alö „„begrüntet zu rüekgkwicsen. Die Herren .Gramer fanden sich da dura, beein trächtigt, daß sie mit gleichem »lliafte wie cnle anderen Innun gen von der Regierung gemessen und ebenso wie andere Innun gen mit ihrem Vermöge» unter das Gcwerbegcsetz gestellt wur den. Für die partieuiarijlischc Eontcrsteliuiig der Leipziger Kramer halte sich in der Pctltlonocommission tziiemand crbo den, alö — der Bürgermeister von Leipzig, Stephani, und auch dieser schwieg, alö die Sa.be In den Reichstag kan,. — AlS die Leipziger Stadträtbc und RcichotagSabgeorbnc- ten dem Fürst n Bismarck taö Diplom alö Ehrenhürgcr von Leipzig überreicht hatten, nannte derselbe Im Gespräch scherz haft Leipzig „Klein Paris", den bekannte» Görhe Icksti, Vera citlrcnd. Sofort folgten aber seiten der Klein-Pariser lcbbrnte Proteste gegen diesen Vergleich der sebr loyal gesinnten Stadt mit drin jetzigen Schauplatz tcü Commuiiismus. Hätte Göwe daö vorauöseben können, er würde ln seinem Faust eine andere Bezeichnung für Leipzig gefunden haben. - Die Vorstellungen im Königl. Hoithcater beginnen von Montag den 29. d. M. ab bis auf weitere Bestimmungen um 7 Uhr und findet die Casscneröffnung um ' ,7 Ubr statt. — st». In dankenöwertbesicr Weise hat die Gcncralbircctlon der König!. Sammlungen für Kunst und Wissenschaft dem hie sigen pädagogische» Vereine aut sein Vnsu.de» eine ähnliche Vergünstigung govährt, wie sie sckwn früher den, Gewe, bcvcreii, zu Theil geworden ist. Durch Benutzung einer An-alff Frei karten wirb cö nach und nacb allen Mitgliedern dcö genannten Vereins vergönnt sein, daö historische Museum, daö grüne Gc- wölbe und die Porzellan- und Gefäß Sammlung unentgeltlich zu besuchen. PfIngsten! Wenn endlich ganz befreit von den Fes seln des WintcrS die Seele am Pfingstfest ein wahres Früb- Ungösest feiert, wenn erschlossen alle Wunderprag,t der Natur, die Seele am Pfingstmorgen gleist, Busch und Strauch, gleist, Feld und Wald in der Auöglcftung eines volle», neue» Lebens anfathmct, so sieben wir Mcns.be», wir Kinder der Statur, nun inmitten ihreö Reiches, von gleicher Krait angchaucbt, von glci- ckstr Macht erhoben und getragen. Wenn aber erst die Natur, wie an dem diesjährigen Pfingstfest, all' ihre Pracht entfaltet und über die ganze schöne Welt sich ein weiter, blauer, lachen der, sonniger Himmel wölbt, dann empfinden wir so re ist die Lieblichkeit der Natur und die hohe Bedeutung und We.he der Feiertage. Schon der erste Festtag zeigte ein colossaleö Drän gen und Wogen in allen Straften. namentlich aber ln denen, die auö den Thoren der Residenz heranüflibren. Kaum waren die donnernden (Grüfte der Kanoncnsststündc verstummt, kaum die Melodien der Milltärreveille verklungen, kaum die harmo nisckstn Klänge dcr Kirchengiockcn langsam Im frübcstcn Morgen winde verzittert, da erwachte die Residenz zu einem lebendigen Pfingstl eben. Die Frühconccrtc In de» öffentlichen Etadlissc- mcntS mischten ihre LIcdcrkiänge In di. Feslhymnen der Sänger deö Waldcö Je mebr die Sonne am Himmel stieg, desto leben diger wurden die Straften; denn bst Krait dcö Dampscö l>,tlc Tausende auö der Provinz nnö zugciübrt. gleichviel ob Städter, ob Dörfler, rb Alt. ob Jung. De> Fremdenverkehr war ein so bedeutender. daft die (Gastzimmer vom r otcl biö zur bescheiden- sten Wirtbschast herunter vollauf besetzt waren. DIcö atmend, wraren viele Auswärtige schon am Sonnabend cingelroffcn, um nur ein Plätzchen zu finden, wo sie das kcstlist, durchrieselte Ist, wenigstens für eine Nacht auf ein Paar Stunden hinlcgen konnten. Und so treuen wir unö denn dcö PfiitzgstscsteS. wün schen guten Fortgang der Witterung und allerseits vergnügte Sekrtagr! — Je toller die Franzosen unter siel, wirtbschastcn und ie mebr sic den Verkehr mit Deutschland erschweren, desto mehr zerstören sie ihre ausländische Kundschaft und desto mehr tra gen sie zum raschere» Aufschwünge dcö deutschen Gew rbeö bei Beim Mangel der selten noch in einen, hiesigen Geschäfte in vollständiger Auswahl vorhandenen französischen Farben ver sucht man eö jetzt mit deutschen, findet, daft sie ebenso gut, und wird sie auch künftig beibchaltcn. Auf die so beliebten Pariser O.uliicalllericn wird jetzt in Berlin und Wien grosser Fleiftver wendet, da an beiden Orten die Nachfrage anlmlrt ist. Die Be tcbnna gewisser Weberei-Branchen und dcö Weiftwaarcn-Ge- tchästcö >m Erzgebirge und Vr igtlandc Ist ebenfalls in Folge de- Krieges gekommen, und ebenso ist cö mit der Fabrikation rer Möbelstoffe und der Tapeten. Großartig aber ist der Auf schwung der Möbelfabrikatlcn, besonders In den Frankreich »über gelegenen Orten, die ihren Bedarf an feinerem Hauöge- räth. alter Tradition gemäß, bis vor Kurzem »och auö Frank reich bezogen. So hat die groftc Braucr'fchc Möbelfabrik In Stuttgart jetzt allein 5(» Tischler mehr einzustellen, wen» sie der Nachfrage genügen will, und das Ta> rzierergcschäit von <8. Grüner hier, jetzt VIctorlastraftc. welches vorzüglich die fei leren Stuttgattcr Polstcrinöbelgestelle verarbeitet, bat Mühe gehabt, die »otl,wendigen Sendungen zu erhalten. Daft für un sere sächsische h h'mNtgnerfabi lkation der Krieg nicht ohne Fol gen für taö Ste gen der Actien sein wird, lässt siel, mit Be stimmtheit voraussehcn. HS Ist aber nicht blos d'e Steigerung der deutschen Production selbst, welche zu bcgrüften ist; mehr ist eö der moralische Einfluß, weicher aus der gegenwärtigen Geschäftslage hervorgelst. Derselbe besteht darin, daft setzt an den Geschmack dcö deutschen Gcwcrbtreibcnden dieselben An forderungen gestellt werden, die zu befriedigen man sonst nur den F'anzos n ziitraiste, das, ans diese Weise der Deutsche wie der Gelegenheit findet, seine» »nnstsinn z» offenbaren »nd auö- zubildcn, der vor dem drciftigjähngcn Kriege überall anerkannt wurde, und daft er dadurch an Muri, und Selbstvertrauen ge winnt, die die Hauptbebel al'eö Gelingens st> d. — Eine bleibende Grinnerung an die Hündin, welche die beiden jungen Tiger im zoologischen Garten so sorg l l, gepflegt und gesäugt, alö wären eö Ihre eigenen Jungen, hat das langreiche photographische Atelier des Hrn.G. Reinhardt In Nr.'» der kleinen Oherfccrgasse. lr'hcr in, Hotel zu», goldncn R ng. dadurch geschaffen, daft eö die Hündiu sammt Ihre» jungen Ti ckern dbotographisch targcstcllt und auch in eoiorirtrn Exempla ren vervielfältigt bat. Daö Bild war um so schwieriger anzu fertige,i. als die bi,sigen Zöglinge sebr unruhig lagen und außer- dem die photcMaphische Aufnahme i», Zimmer geschehen mufttc. Daö treue Auge der Hündin zeigt dem Bilde, das, auch eine Stiesmutter Liebe zu den Kleinen haben kann. Die Ausstatt ung des Bildeö ist eine wahrlzait künstierifche und letzteres selbst eine interessante Episode aus dem Tbierleben. — Große Regsamkeit wird jetzt aus dem Bauplatz wahrgc- »omnien, der den, neuen Hostheatcr gewidmet ist. Dabei hat sich nun in »euerer Zeit eine Schwierigkeit hcrauSgestellt, die nicht nur unerwartet tai», sondern auch den Bauanfchlag noch um eine Summe von 27,<><>«> Thaler» vergrößert. ES betrifft die Hlnwegraumung der Reste einer ehemaligen Bastion, welche sich In wahrhaft stahlfesten Mauerwerken und Gewölben guer durch den Bode» ziehen, der in Folge dessen an vielen Stellen !.'» Elle» tief auögcgrabcn werden muß. Obgleich taö Herauf schaffen und Fortsahrcn eines mlt'Schutt und Erke beladenen Karrens biö zu einer gewiM» Abladestclle noch nicht ganz:! Pfennige beträgt, ersordcrt^Vlcse Beseitlaung mit dem ferner weiten Abfahrc» dosti^ckffllcl, die Summe von 70 Tbalern. Dreimal täglich wirWDicsc unverwüstliche Steinmasse mit Pul vcr gesprengt, >vo der Mör'kl, »ach Aussage Sachverständiger, fast dreifach den Stein an Härte und Co.ifistciiz übersteigt. In Folge dieser Anstrengungen dürfte nach den, Ausspruch der Baumeister unter vier Jahren keine volle Beendigung zu er warten sein. - Am Vergangenen Sonnabend wurden auf der Königs brückcrstraße die Pferde eines Bauerwaaenö scheu, gingen durch und dcmolirten den an der Louisenstraße best,,blickst» GaS- Gandclabcr. Schon wieder ein „feuriger" Magen! Eine Droschke, . . >gc . „ aus dem Kutsä,bocke in Brand gerathen war, welck,eö aber von de» Zimmcrgcscllen und de», Kutscher eiligst ausgetreten wurde. Wahrscheinlich hatte Letzterer eine Cigarre geraucht, die bei seine», Cinnicken heruntergeiallen und somit die Sackstn ange- zündet hatte. — Oessen tliche Gerichtssitzung am 2v. Mai. „Alles fühlt der Liebe Freuden, und ich sollt' die Liebe mei den?" trällerte der Schncidergrselle Heinrich Gottlteb Bern- Hardt Engeln,an», auö Saatfeld im Hcrzogthum Sachsen-Mci- ningcn. alö er spät Abenkö in etwas stark angeheitertem Zu stande die Schänke von Schult,vitz verlieft. Ersuchte ein gleich- fühlendes weibliches Wesen, fand aber kclnö, weil die ländlichen - Schöne» sich bereits zur Ruhe begeben hatten. Da fällt ihm ei», daß in dem Seitengebäude des Grundstücks dcö Do. Schi im pel cii»a», und allein die DIcnstmagd Marie Pauline Wehner schlafe, ihn jammert die junge Dame in ihrer Verlassenheit und er glaubt sich ibr zu verpflichte», wenn er durch seine Gegen wart bei der Schönen die Schauer der Nacht von ihr ver- schcncl-c. Gedacht, gcthan, der verliebte Echncitergesctle wendet seine Schritte nach dem Schrtiiipel schen Hause und versucht Einlaß durch die Tbür zu gewinnen, was aber, da dieselbe zu- gelettclt war. mißlang, an das Fenster konnte er ebensallö nicht klopfen, de»,, Fräulein Pauline wohnte Beletage; Liebe mackst aber bekanntlich erfinderisch, Engclmann iuckst sich eine Stange und klopft erst leise, dann stärker an das betreffende Fenster, hinter rem der Gegenstand seiner Sehnsucht schlief. Pauline fuhr durch dieses GlaS.oncert empor aus tieicn rränmcn, öffnete daö Fenster und guckte hinaus; da stand dein, der galante Schneider, zog lstsil.hst den Hut und begann al,o zu reden: „Verehrtest? Dame, wie ick) vernommen, ruhen Sic dorst oben ganz allein, auch ich pilgere diese Siacht einsam umher, wie wäre es. Schönste, wenn Sie. damit wir uns Beide trösten, mich hineinließcn In ihr trautes Kämmerlein?" Pauline. hoch ent rüstet ob dieser schneldcrliclvn Bit'e, warf heftig das Fenster z» und sich wieder in daö Bett. Bald umfing sic wieder der rranmgott, aber bald auch iubr sic erschreckt wieder auö Mor pheus Arme» empor, denn vor Ihre», Lager stand Engelmann mit der ausgesprochensten Absicht, daö iungiräu ick,eBett Pan- lincnö mit Ihr zu tlxilen; diese wartete aber die Bcttgenosscn sclmit nicht ab. sprang empor, eilte auö dem Hause und mackste Lärm; Engeiman» mufttc abzirbcii. 1),-. Sehr,»,pel reichte dar aus wegen schweren Hanösriedkiisbruck s ldcr SchneidergeseUe hatte „amlich an der Hauötbür so hcltig gezogen, das die Kettel abgespiiliigen war, waü er freilich leugnet, da „ach seiner An gabe die Thür offen gewesen sei,) bcim GerickstSamt Schönicld Anzeige ein, während Paul Ine, vielleicht gerührt von der Liebe des Schuliwitzcr Do» Juan, keinen Strgiaiitrag stciltc. Noch bevor die Aetcn geschloffen wurden, hatte sich Engelmann wie- ccr auf die Wanderschaft begebe» und alö nächstes Reiseziel Jena genannt. Daö Schönlcldcr GerickstSamt entschied daraus, daft der Jneulpat mit 4 Wochen Geiängiilft zu belegen sei; Engelmaii» wurde daraus öffentlich mehrmalöai,»gefordert, sich zu stellen, kam aber nicht; so rulste die Sackst 2 volle Jahre, bis in, März dieses IanreS durch die Mutter Engel,na,,» ö in Erfahrung gebracht wurde, daft er sich derzeit in ENcnburg aul- haitc. Dort wurde ibm den» auch daS erstinstanzliche Erkennt nis, pnblicirt. Vier Wochen mochten ib», aber doch für ein „och dazu nickst mit Erfolg gekröntes Liebesabenteuer ctwaö z» stark sei» und er crbob einen ln längerer Ausführung motivirtcn Einspruch. Staat»anwalt Messer Iin. Hartmann enthielt si»h, da taö Vergehen Engclmann'ü nur ei» ans »Antrag straibarcö sei, eines Antrags, »nb sprach der Gerichtshof nach kurzer Ve rast'»» , den Angeklagten straf- „nd kostenfrei. - Johann Friedrich 'Kaue, halte die in Klotiche wohnende An,alle Wil hciminc Richer verklagt, weil sie von Ihm n»d seiner Familie vo» „iilchtSwürdlger Vantc" gcspracl'en habe» sollte. Die Zen gen waren aber In ihre» Am sage» so unklar, daft daS Gerichts amt die Mever srcisp»ach und dein Bauer die Kosten anttrgte. Dagegen legte er Einspruch ein, ,.„d hrsck'loft der Gericht, Hof heute Vertagung der Verhandlung zum Bcpufc »euerer Er örterungen über die Sache. Dresden, den 28. Mai. Während die internationale Schwefelbande eS in der Zerstörung von Pari« glücklich so weit gebracht hat, daß nunmehr rin Vieriheil der Weltstadt ein Aschenhausen ist, in welchem 5-0.00« Menschenleichen. Männer^' Weiber, Kinder liegen, macht sich die internationale Gemein» schast auch nach der Seite des Reitens hin geltend. Au« London, Brüssel und Antwerpen eilen die Feuerwehren nach dem Häuscrincerc. über welchem eine Wolke von Rauch seit 4 Tagen unbeweglich lagert, um noch zu retten, was zu rette» ist. Diese Jnternationalität ist fast der einzige Lichtblick, ei» Strahl der Versöhnlichkeit und Menschenliebe, der ans das graus« Rachtstück von Paris fällt. Die herrschende Windstille be-, gunstigt in Etwas das Rettungswerk, nur am 26. Mai erhoi sich ein enormer Wind, der von Mittag bis gegen Abend wahrte und die Flammengluthen in wachsender Eile nach dem noch nicht zerstörten Straßenzeilen zuivälzte. Wie abgeblaßt: erscheint die ergreifende Beschreibung des Flammenwüthens » der Schiller sehen Glocke gegenüber dem Wüthen des Element«, von den, das kleinste Worte eines jeden pariser Telegramm« jetzt eine furchtbare Schilderung bietei. Der Eindruck, den di« dctaillirt vorliegenden Nachrichten über den Umfang der Zerstörung liefern, ist ein so überwältigender, daß ein Zeitungsschreiber die großartige Darstellungsgabe eines Victor Hugo, seinen Bildcrreichthu», und die Pracht seines Styl« haben müßte, uni annähernd seine Gefühle in Worte kleiden zu können. Wir begnügen uns mit der Hervorhebung einiger Thatsachen. Auch das neue, vor kurzein eingerichtete Hotel de» preußischen Gesandtschaft, das jetzt dem deutschen Reiche ge hört, ist von den Flammen ergriffen worden ; das Hotel der Schweizer Gesandtschaft blieb verschont nnd ein Beamter der österreichischen Gesandtschaft rettete durch seine Energie seine« Staate das Gesandtschastshotel. — Das Schicksal des En»c bischofs von Paris, Darboy, welches nach den gestrigen Nach richten noch zweifelhaft war, ist nach englischen Meldungen jetzt zweifellos. Er wurde ermordet nebst einer Anzahl ander« Geißeln und das Gefängnis» Mazas, in »velchem er saß, wurde in Flammen gesetzt. — Hingegen sind, wie sowohl aus Brüssek als aus London bestätigt wird, die Sammlungen des Louvre mit Ausnahme der Bibliothek geborgen ; die Nationalbibliothek und die Bank sind gerettet. Die Tuilerien sind von de« Gitter bis zum Flora-Pavillon ausgebrannt. Es ist Befehl gegeben worden, die Kellerluken zu verstopfen, da die Feuers» brünste vielfach dadurch hervorgerufen wurden, daß Petroleu« in die Keller gegossen und angezündet wurde. DaS Wein depot am Quai Bernard und die Gobelinmanusactur find ab gebrannt. — Vcrgeret, welcher eigenhändig die Tuilerien «n- stcckte, ist gefangen. — Die Agitation der Nationalversamm lung gegen Thiers (von welcher unten ein Telegramm eine Andeutung enthält), wird ohne Zweifel eine starke Reartio» zur Folge haben. Thiers sucht ihr dadurch zu begegnen, daß er seinerseits eine Anzahl Unterdrückungs,naßregeln selbst i» Vorschlag bringt. Sie richten sich zunächst gegen die Press«!, deren schanilose Hetzereien allerdings ebenso den Kaiser Napo leon zu», Krieg gegen Deutschland, als die schlimmsten Leiden schaften in den Pöbelmaffen zu den jetzigen Unthaten aufge stachelt hat. Voraussichtlich werden aber die Maßregeln »v» Thiers der Majorität in der Nationalversammlung kaum ge nügen, welche ein unerbittliches Strafgericht als die einzige Antwort, die den Böscwichten zu geben sei, ansieht. — Tffe Reichtagscommission in Berlin, die mit dem Fürste» Bismarck sich über das Gesetz wegen der Annexion von Elsaß zu verständigen hatte, hat dieses Ziel zwar erreicht; in der be treffenden Sitzung jedoch ließ Bismarck, der vom Reichstag behauptet, daß dieser gegen ihn eine agressive Politik beobacht» und sich gegen ihn mehrfach versündigt habe, mehrere Wort« fallen, welche ihm wenig Freunde erwerben werden. Es han delte sich darum, die neuen Länder Elsaß und Lothringen vor Schulden dadurch zu sichen,, daß, wenn Bismarck nothweirdi« findet, daß sie eine Anleihe aufnehmen, der Reichstag mit be fragt werde. Bismarck sträubte sich energisch gegen diese Eon- trole, die doch eigentlich sehr unschuldiger Natur ist. Er wolle sich nicht unter die Diktitur des Reichstags beugen, er lasse sich nicht unter Polizeiaufsicht stellen, er taffe sich nicht ein- schränken, wie man etwa die Rinderpest »„schränke. Er ver harre in seiner Stellung ohnehin nur aus Pflichtgefühl; gäbe man ihm aber einen plausibcln Grund weazugehen, so werbe er denselben mit Vergnügen ergreifen. Die Reichstagskommis sion mußte sich die ganzen Verdienste Bismarcks um die Ge staltung Deutschlands vergegenwärtigen, um nicht einen Eon» flict herbeizuführcn. Bismarck thut aber gewiß nicht gut, die Volks eriretung Deutschlands so on b.iArtvII« zu behandeln. Eine loyalere und besonnenere Vertretung wird - nicht finde» und er sollte ihr Anselcn nicht muthwillig schwachen. Versailles, 27. Mai. Die Nacknick'tcn von geftce« NaclmnttagS 4' s Ulst kante,, „och Imnicr sein- deunrudlgr«» und lasse,, eie Situation in Paris wenig vcff r erickstine». Die Kämpfe solle» mit größerer Erbitterung a S an, Donnerst,« geführt werbe», uub namentlick' sckffägt man fick) l» 5 detestlgte» O.nar«ic»S bcö östlicksti, Paris mit surck'tvarer Wutp. Die mR Petroleum gefüllten Bomben, wcickst die Insurgenten »o immer zur AmveiKANg vrluürn, richten entsctziiche ve veernngen an.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite