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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.03.1893
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930318012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893031801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893031801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1893
- Monat1893-03
- Tag1893-03-18
- Monat1893-03
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Tabellarischer und Zissernscs nach höherem Tarif. Vptra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbcsörderung >ll 60.—, mit PostbesörLerung <0.—. Annakmeschlub für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4Uhr. Sonn- und Festtag» früh ' ,9 Uhr. Bei de» Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Anzeiiea sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig A- UV. Tonnabend den 18. März 1893. 87. Jahrgang. Jur gefälligen Beachtung. Unsere Erpcdilion ist morgen Sonntag, den IS. März, Bormittags nur bis Uhr icvjjuer. I xsn lUtinn «los Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Das 6. Stück de» diesjährigen RrichSgeirtzblatteS ist bei un« eingcgangen und wird bis zum Iv April diese» Jahre« auf dem Aaldhaussaale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 2074. Handelsvertrag zwischen dem deutschen Reiche und Egypten. Vom l9. Juli 1892. Leipzig, den 15. März 1893. Der Rath drr Stadt Leipzig. Ör. Georgi. Krumbiegel. Bekanntmachung. NenerdindS ist es wiederholt vorgekommen,, daß nach außen schlagende Fensterflügel aus die Straße hinunter gestürzt sind und die vorübergehenden gefährdet haben. Vir dringen deshalb den zweiten Satz von A. 108 unsere« Ztraßenvolizeircgulatsvs hierdurch in Erinnerung »nd bemerken, daß Zuwiderhandlungen, insoweit nicht eine dühere Strafe einzutreten baden würde, mit Geldstrafe bi« zu 60 oder Haft bi« zu II Lagen geahndet werden. Leipzig, den 11. März 1893. Der Rath und da» Palizeiamt der Stadt Leipzig. L 3126. Or. Georgi. Bretschneider. Stahl. «. 108. VV PP. Urbrrdie» müssen sämmtliche über Strotzen oder anderen ösient Ilchenverledrsräumen gelegene Fenster, welche nach autzen schlagende Flügel baden, mit einer Vorkehrung deriehe» scin, welche daS unab sichtliche Aushängen verhindert, und sind hierfür die Besitzer bez. Verwalter der betreffenden Hausgrundslücke verantwortlich. Bekanntmachung. Wir bringen zur allgemeinen Kennt»!», daß vom 26. bis 27. dieses Monats von 9 Uhr Abends ad bis 5 Uhr Morgens die Lpulung der Znlcitting unseres Wasserwerkes IN Leipzig Plagwiq. Liisdcna». Lchlcntzig, Klein,ichochcr stattffnder und wahrend dieser Zeit Wasser in diesen Vororten aus der Wasser» lciiiingsanlage nicht abgegeben werben kann. Vom 27. bis 29. duies Monats erfolgt die Svulung des Rohrnetzes durch die Spül schieber nach den Flüssen. Die Spülung der Zweigrohre wird vom 1 nächsten Monats ab vorgenommen werde». Leipzig, den 14. Mürz 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Ie 1191. 1)r. Georgi. Elchoriu«. iöekauulmachunß. Die Erste Annahmestelle der hiesige» städtischen Spar raffe, vcrbilndrn mit Lparmarkriivrrkaus und Spar kartenausgabe, welche bisher Herr Kaufmann IV. veratiarck Vlaxoer, Elke der bicltrrt- und Oucrstrajzc, innehalic, ist von heute ab Herrn Kaufmann Ott» vaebuell.r von uns übertragen worden und befindet sich in dessen Geschäfts räumen Tanchaer Straße Rr. L, parterre. Leipzig, am 1b. März 1893. Ter Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. E. Gesucht wird der am 2. Oktober 1856 zu Friedeberg am Oueis geborene Böttcher «nstav Hermann Ktesewalter, welcher zur Fürsorge sür seine der öffentlichen Armenpflege anheim gefallene Familie anzuhalten ist. Leipzig, am S. März 1893. Der Rath der Stadt Leipzig. Armrnamt, Adttz. ll. X. R. Hl., 296o. Hentschel. Hch. Gefunden oder als herrenlo» angcmeldet resp. abgegeben wurden in der Zeit roni I. bi» lö. März 1893 folgende, zum Lheil schon srüher gesunden« oder von verübten Diebstählen herruhrende Gegenstände: 2 Eoupon« im Werthe von zusammen 17 LO />j, ein Geldbetrag von 9 Mark, ei» lO-FreS.-Ltück — anstatt eines üO-Pfg.-Stückes gezahlt, Portemonnaie« mit 4 st /H, 8 <»2 ^ »» und mit geringeren Beträgen, eme Damcu-Uhr mit Kette, im Januar gesunden, eine Hcrrrn-Uhr mit Kette, ein Lorallenormband, 2 Granatarm reis», ein breiter gold. Armreif, grasir«, »ine goldene Broiche mit Edelsteinen und eine Granalbrosche, 2 Eorallenkeiten 2 golden» Ringe, rin silberner Ring, 4 Klemmer, darunter 2 goldene, eine Brille, eine Portemonnaie mit 2 unechten Ringen, ein LeihhauSschein, eine Handtasche mit Näbuten silien, eine Piüschtasche mit 2 Paar Handschuhen, eine Anzah Schlüssel, eine Mappe mit Schulbüchern, ein Buch Uber Elementar-Gevmelrie, »in Taschenmesser, '/, Dutzend roide Taschentücher, »in draunsrideiie» Halstuch, »in Pelzkragen eine schworzseidene Schürze, ein zugejchnittene« Kinderjäckchen ein neuer Pantoffel, ein» Eommodendecke, ein Packet mit Sämereien und wollenem Garn, 2 Ruhekiffen mit Blumen stickerri und ein Teckchen, ein Schirm, «in Fähchen Syrup und ein Säckchen Majoran, eine Peitsche, ein Schloß mit Kette, ein Hebel, ein grober Ledermaulkorb, 3 einzelne Pferdedecken. Zur Ermittelung der Ligenihümer wird die« hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig sordern wir auch Diejenigen, welch« im Januar und Februar 1892 Fundgegensiänd» bei uns abgegeben vobrn, aut. diese Gegenstände znrückzusordern, andernfalls hierüber den Rechten gemäß verfügt werden wird. Leipzig, den 16. Marz 1893. D«« Polizei«»»» der Stadt Leipzig. vretschueider. Ml Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Räume bleib, die «eschiistSftellr unseres Wltsscrwkrkk« in Lripzig-Plagwit, Dienstag, den 4. nächsten Monats siir den Verkehr mit dem Publicum geschlossen. Leipzig, den 14. März 1693. Der Rath drr Stadt Leipzig. le. 1186. vr. Georgi. Cichorius. Bekanntmachung. Tie Glaser-, Tischler-, Schlosser- und Lseasetzer-Arbeiten zum Neubau des Pfarrhauses für die St. Andrecis-Gemeinde sind vergeben. Die nicht berücksichtigten Bewerber sind hiermit ihrer Angebote entbunden. Leipzig, den 17. März 1893. Der Kirckenoorstand zn St. Andrea«. 1)r. pd. 8eliuw»on, K. Der Kampf gegen Jesnitismus und Ultra- montanismus. i. Dieser Tage kielt im NeichStreuen Verein zu Crim mitschau Herr Superintendent Mever au« Zwickau, Vor sitzender de« Evangelischen Bundes im Königreich Sachsen, über das Thema „Der Kampf gegen JesuitiSmuS und UltramontaniSmuS ist nvtkwendia" einen Vor trag, der um so mehr in den weitesten Kreisen bekannt zu werden verdient, je mehr leider nickt nur einflußreiche Par teien, sondern einige deutsche Negierungen aus scheinbaren ZweckmäßigkeitSgründen den UllramontaniSmnS begünstigen und dadurch die Gefahren verschleiern, die von diesem Feinde nicht nur deS Protestantismus, sondern auch trS Reiche« droben. Wir glauben daher, diesen Vortrag im Wortlaute zur Kenntniß unserer Leser bringen zn sollen. Herr Super lntenvent Meyer führte auS: Der Evangelische Bund bat den Kampf gegen das jesuitische, ultramontane Wesen ausgenommen. Er itt gegründet zur Wahrung deutsch-patriotischcr Interessen. Ans seiner Fahne stehen d»e beiden großen Worte: Religion, Vaterland, ^di« noch immer jedes wackere Gemüts, entstammen, weil sie ffiet von ihm sordern, um mehr ihm zu geben. Der Held von WormS. welcher der Welt die evangelische Reformation, und der Recke im Sachsenwald. der den Deutschen baS geeinte Vaterland schenkte, sind ein leuchtendes Doppelgcstirn von unvergänglichem Glanze am Himmel unserer Geschichte. Bei Beide» ist die Liebe rum heimischen Boden und zu dem Reiche der christlichen Wahrheit geeint; in ibnen ver> körperl sich der deutsche Geist. „Ick, kann es nicht lassen" schrieb Luther, „ich muß mick, sorgen für bas arme, elende verlassene, verraihcne und verkaufte Deutschland, als ick schuldig bin meinem Vaterland." Die Hammerschläge, mit denen er die Streitsätze wider den Ablaß an bie Sckloßkirchc zn Wittenberg >Ll7 scklug, galten auch der kunstvoll ge schmiedeten Kette deS Romanismus, an welche die deutsche Volksseele gefesselt war. Wider die mechanische Frömmigkeit der römischen Kirche, durch die der menschliche Geist verflacht und am Gängelband deS Priesters gebalten wird, bat Martin Lulbcr die Freibeil de« Gewissens, das nur in Gottes Wort gelehrt ist, die Innerlichkeit dcS Glauben«, der sich un mittelbar an daS Herz dcS ValerS legt, da» Reckt der selbstständigen Persönlichkeit, die in Sacken der Religio» für sich selbst einzntrelen bat, mit unwiderstehlicher Kraft gesetzt und gerade an diesen Pnncten die Eigcnlbümlichkeit deö teuischcn Geiste- mit dem innersten Wesen des ChristentbnmS vcr bunden. Aus Lutber'ö Schultern rubt die moderne Ent Wicklung^ die deutsche Eultnr bat ihre Wurzeln im Werke der Reformation; vertrocknen diese, stirbt >ene ab. Die geistige Entfaltung unseres Volkes auf allen Gebieten de« Lebens, die von der Arbeit Luiker'S ausging, er bei schte und ermöglichte auch eine äußere politische Macht, durch die der deutsche Geist sein Neckt und seinen Einfluß an der Straße der Weltgeschichte sich sickerte; BiSmarck war cS, der Lein deutschen Geist in der Errichtung unseres Reicks den Harnisch und daS Schwert schmiedete, so stark und fest, daß er selber daS stolze Wort sagen durste: „Wir Deutschen fürchten Gott und sonst nichts in der Welt." Wir wenden dieses Wort auch gegenüber dem Papsllkum an. da» der schlaueste und gefährlichste Gegner des deutschen Wesens ist. Immer bat e« unserem Volke Steine ans den Weg seiner Entwickelung geworfen. Schon auf dem Reichstage zn WormS, ans dem in Luther die ganze FreibeitSlnst und mnibige WabrbcilSlicbe der Germanen vollendeten Ausdruck gewann, hatte der päpstliche Legat Alcandcr in ruchlosem Sinne cs ausgesprochen: „Wenn wir auf dem Reichstage nickkS Aus gezeichnetes bewirkt baden, so ist dock gewiß, daß wir durch dieses Edict — die Aechtung Lutber'S — in Deusckland eine große Schlachtbank aufrichten, auf welcher die Deutschen, selbst gegen ibre Eingeweide wütbcnd, in ibrem eigenen Blute erstickt werden " Von derselben Gesinnung gcaen un« zeugt da« haßerfüllte Wort, taS neulich der bäuerische Ultramonkane Jörg in seinen historisch-politischen Blättern schrieb; bei der Besprechung der Militairvorlaze wie« er aus die Möglichkeit bi», „daß alle europäischen Mückle sich vereinigten, um eine solche jedem europäischen NechtSznstand abträgliche Räuberhöhle an der Spree anSzuräuchcrn". Tie Politik Rom« bat nur ibre Spitze gegen uns gekehrt. DaS protestantische Deutschland niedrrzuwersen ist ibr Hauplstreben. Ich brauche nur den 3ojädrigen Krieg zn nennen, dessen FriedenSschlnß beute noch nicht vom römisckrnBischos anerkannt «st Ick brauche nur daran zn erinnern, wie >735 vom Papste und einer Eongrrgation von Cardinal«« umfassende Pläne aus gearbeitet wurden zur Vertilgung de« Protestantismus, wobei den protestantischen „teutschrn Ständen", nebst allen übrigen „Ketzern" beschicken sein sollte, ..au« dem Lande der Lebendigen gänzlich vertilgt und in de» Abgrund gestürzt zu werden". Ich brauche nur an ben Krieg von 1870 zu erinnern, den hervor Zu rufen jesuitische Jntrigue sich nickt scheute; sang man dock »ach 1866 in Elsaß Lieder, nach Lenen die Mutter GotlcS rcr- pslicktrt sein sollte, ibrem geliebten Frankreich Racke für Sakowa zu schassen. Und wir Alle wissen, wie viel Hemmnisse unserem jungen Reiche in seiner inneren Entwicklung und seiner äußeren Macht- riitsattung an römischen Schackzügrn bereitet worden sink. Wir finden diese Feindschaft de« Papstthum« erklärlich Die Protestantischen Staaten blübten auf und schritten vor wärts; sie gcdiebe» auf allen Gebieten: sie waren und sind d rrch ibre innere Tüchtigkeit taS Zeugniß sür de» dohen Werth und tiefen Gcbalt dcS Protestantismus; dagegen stiegen die Völker, welche unter dem ausschließlichen Einstuß der römischen Kirche standen, immer weiter abwärt« und ver ödeten. Die protestantischen Völker sind rin nnbeguemer Gegen beweis gegen die katholische Beba»pl»»g, daß allein da« Pavst- tknm der einzige Segen de« Ebristentbiini« für diese Erde, der Spender alle« Segen« für die Menschheit sei. Vor Allem aber bildeten sie da« hauptsächlichste Hinterniß sür die Verwirklichung der jesnitischen Pläne. DaS Papsttkuiii, der Nachfolger der alten römischen Cäsaren, bat sein Ziel nicht zunächst auf religiösem, sondern ans politischem Gebiete, c« erstrebt die Weltbe»rschasl über alle Völker. Al« Leo Xlll in drr Carolincustreitsrage seine Weisheit batte leuchten lassen, da wurde von ib»> zu »iinier- wäbrcndeni Gedächlniß seines Erfolges eine Denkmünze geprägt, aus der er sich als Xilnlvr »nuicki feiert. Den Weg aber, auf dem bie Menschdeil zur „Einbeit mit bei» Papst- lbum" zurilckgcsnbrt werte» soll, sperren als gewaltige FelS- blocke die protestantischen Völker, in denen der Gedanke der Staalöbohcit, die Wahrbeit, daß der Staat durch sich selber eine göttliche Ordnung sei, gegen die Ansprüche, das Leben dcS Staates »ach den Befehle» de« Papftlbuins einznrichlcn, sich spröde »nd ablehnend verhält. Wie könnte aber der Traum deS römischen Bischofs: alle Völker der Erde seien gehorsame Unterlbancn, er daS Gewissen sür die ganze Menschheit, sein Wort da« Gesetz für alle Staaten. Rom der Saminclort aller irdischen Schätze, jemals Wirklichkeit werde», wenn nicht vorher die evangelische Kirche zertrümmert. taS Gedächlniß der Refor mation anSgctilgt. der größte Mann der Deutschen, Luther, als der elendeste Rebell gegen die Auloritäl dcS Wcllhcrrn, deS göttlichen Statthalters, verachtet und gcbrandiiiarlt wird? Die Weltherrschaft Rom«, der die ganze Menschbeil ui» fassende Priesterstaal, kan» nur aufleuckten an der letzten verglimmenden Koble tca Scheiterhaufens, ans dem mit der letzten Bibel der letzte Ketzer verbrannt scin wird. Dir sind gewiß, daß die- nie erreicht wird. Aber wir dürfen diese Zuversicht nur dege», wenn der deutsche Protest'NtiSmuS frisch und kräftig bleibt und sich nicht selber aufgicvt. Wir dürfen l.incn Augenblick die Waffen bin legen. Wir baden cS mit einem zäben Gegner zu tdun. Rom bebält sein Ziel fest im Auge. Es bat zur Concentrirnng seiner Macht zunächst die katholischen Völker llärker als je an sich gebunden. Mil großer Klugbril hat c« durch seine Diplomatie, hierbei von kurzsichtigen StaatSlcnkern unterstützt, die Bildung von Nationalkirchcn binterlricbcn. Ein deutscher Bisckos versuchte aus dem Wiener Ccngreß 181b die Errichtung einer deutschen katholischen Kirche mit größerer Freibcil von Rom, er unterlag den päpstlichen Praktiken. Nochmals ver sammelten sich 1818 in Frantsurt eine Anzahl Regierungen, um jenes Ziel zu erstreben. Preußen zog sich zuletzt von diesen Verhandlungen zurück: cS überließ die deutschen Bischöse den« Einfluß deS PapsleS. Und die Curie säumte nickt, ibre Hand stärker auf den Geist der Katbolikcn in unserem Vaterlande zu legen. Die katholischen theologischen Facultätcn hatten freieren Geistes die Wissenschaft gepflegt, so daß sie nickt mit den römischen Anschauungen stimmte. Es galt, diese Facnllälen lahm zu legen Die Lehren des Bonner Professors Hermes, eine« Mannes, drr eine große Anzahl tüchtiger katholischer Geistlicher gebildet batte, wurden verdammt; die preußische Negierung, weit entfernt davon, die Lehrfreiheit ihrer Universitäten zu schützen, wie« 1836 die Vomier Pro fcssoren an, in ihren Vorträgen Alles zu vermeiden, waS dem VcrdaminungSnrtbril de« Papste« entgegen sei. Dafür drängte» sich nun in böberc Kirckcnämier und auf die Lehrstühle Männer, die ibre WeiSbeit und ibre Gesinnung, gemäß den päpstlichen Anschauungen, aus dem „Collegium Germanien»! in Rom sich gebolt batten De» Plan dazu hatte JgnatiuS von Lonola entworfen. Er wollte, daß in ihrer Anstalt deutsche Jünglinge auS achtbare» Familien so unterrichlet würden, daß sie vor Allem mit Respecl vor dem Glanz de« PapsttbumS erfüllt würden : diese würde» da»», nack Deutsch land zm ückgekebrt, einen großen Einfluß aii-übcii; denn, schreibt JgnatiuS, „da« Volk in Deutschland ist dumm »nd aber gläubisch; eS hängt an seinen Priestern, die nnunischränkte Gewalt über die Gemütber baden." In der Thal ist cS so allmälig gelungen, selbstständige Regungen im deutschen KalboliciSmuS zu brechen und de» selben ultramontan zu macken; daß er zuerst und aus schließlich für alle Tinge, auch bie deS Vaterlands, ultra mouws, d. l>. über die Alpen blickt, um in niibediiigter Unter ordnung die Weisungen reS Papstes cntgeaenzuncbiiien und die Anschauungen der Curie als unfehlbare AZabrhcit sich an rneigncn. Der moderne ultramontane Katholik ist obenan Unterthan teS Papstes, in zweiter Linie erst Bürger seines StaatoS; hierin liegt eine große Gefahr sür unser tenlscheS Reich; wir dürfen den ultramontanen Geist nickt weiter »in sich greifen lassen, als e- schon geschehen ist, soll der Deutsche Herr im eigenen Hanse bleiben. Seine besten Arbeiter, die Gedanken dcS Klerus und des Volke- an seine Interessen zu knüpfen, bat da« Papsttbum im Jesuitenorden. ES ist ein wunderbares Spiel der Geschickte, daß der Stifter desselben und unser Reformator gegen AuSgang de« 15. JabrbnndertS säst zu gleicher Zeit geboren wurden; beide von ihrem nationalen Bode» aus Präger eutgegeiigtsetzler Grundsätze, die mit einander in welt geschichtlichen Kamps geralben müssen. In JgnatiuS von Loyola verkörpert sich der spanische Geist, der mit großer Grausamleit die Krcuzzüge gegen den Islam und die Jude»- bcycn geführt, der in seiner Entwickelung zurückgeblieben, im strengen Anschluß an die mittelalterliche Frömmigkeit und Scholastik die Ernenerling der Menschheit nur von der un bedingten Untrrortiiung teS Einzelnen mit Seele, Leib »nd Gut unter die freie Papstkircke erwartete Die !Lrte»«g>ieter wollen dem HI. Vater dienen, wie Christ»« seinem Vater diente; wohin er sie sendet, wolle» sie geben, obne Lobn und Bedingung. Sie wurden ei» Retter te« PapsttbumS, daS sich dem Borkringen der Reformation gegenüber machtlos fühlte. Al« Paul lll. ibre Satzungen la», sprach er: DaS ist Gotte« Finger: er bestätigte ten neuen Lrben als einen Kriegldienst Christi zur Verbreitung Le» Glauben« Der Kampf richtete sich in erster Linie gegen den protestantischen Geist. „Dem Lutker", beißt cS in der cssiciellcn Ordcnö- geschickle, „dem Lutber, dem Schandfleck der Deutschen »nd Europas Verderbe», diesem Schwein EpieurS, dem Un glücksmenschen, der Gott und Mensche» verhaßt ist, bat Gott nach ewigem Ralbsckluß den JgnatinS culgegengestcUt." AuS diesen Worten atbnicl derselbe fanatische Haß gegen die Protestanten, wie an« ben ritten Aeußernngcn in Jesuitcn- schriste», daß die Lutheraner zu lötte», zn morde», mit Stumps und Stiel au-zurotten seien; die Rekalholisirulig Böhmens, Ungarn» und Oesterreichs, das Tborner Blutbad 1724 beweisen, daß die Jesuiten, wenn sie die Macht dazu batten, nach dieser Regel versadren. Wohl keine Geuicnischast bat mit weniger Reckt den Namen nuseres Erlösers sich angeeignel, als die Jesuiten. Schon der Hohn früherer Jabrbundertc »aniite sie I esuwider. Wie wenig entspricht dein Geilte des CbrinciitbuiiiS der un bedingte Gehorsam gegen die Oberen: „Jeder muß daraus bedacht sein, daß, wer unter deni Gehorsam lebt, sich von der göttlichen Vorsehung durch seine Oberen leiten laßt, als wäre er ein Ca da vcr." Auch Verbreche» zu vollziehen, ist der Jesuit aus Befcbl de« Obere» verpflichtet. Wie fern ist den Anschauungen dcS Evangeliums die Nicklachttuig aller natürlichen Bande: Familie, Vaterland ist dem Jesuiten nichts; „ick, batte Ellern", sagt der, der »och so glücklich ist, sie zu besitzen Wie »»sittlich und wie unwürdig ist da« System gegen seitiger Ueberwackung. nach dem Keiner, selbst der OrdciiS- gencral nickt, nnbelauert ist. „Wollte man", so schreibt Manaro, „die Archive zu Nom nachsebrn, so würde sich viel leicht kein einziger rechtschaffener Mann »»Icr »nS finde»." Wie unbeiinlich »nd wie gefährlich ist endlich die Moral deS Ordens, die die sittlichen Anschauungen eine« von >bm ge leitete» Volke« vollständig verdirbt; die Jesuiten erschüttern die Unverbrüchlichkeit des Sittengesetzes und verwischen de»'Gegensatz zwischen Gut und Böse. Sic haben die reservatio iiientalis, einen Vorbebait, de» ich mir im Geiste mache, gebilligt, „um Meineid zu verbüken". Ein Pferdedieb ist über den ihm aufgelegten Eit zu belehren, Laß er ihn so leiste: Ich schwöre bei Gott — und nun hat er in Gedanken hinzuzusügcn, daß ich jetzt sage: ich habe das Pferd nicht gestohlen. DaS Elendeste aber ist der ProbabiliSmuS. Bei Bcurthcilung einer sittlichen Thal kommt es nach ihrer Meinung weniger aus ten Willen als auf die Einsicht an ; diese ist oft schwankend: kann ich sür irgend eine lare Auffassung die Meinung eines Gelehrten ansübren, so ist diese probabel und ich bin gerechtfertigt, wenn ich ihr nachgehe. Der Spanier Escobar bat diese Jesuitenmoral i» einem viel gebrauchten Handbuch zu- saiiimengrslellt. Hier finden sich fragen und Entscheidungen folgender Art. „Ist cm Angeklagter oder Zeuge verpflichtet, die Wahr heit zu sagen, wenn diese gegen seine Ebre geht? Probabel: nein Jjt cS erlaubt, den Tod seiner Feinte zu wünschen? Probabel: ja, wofern nickt auS Haß, sonder» um des Schadens willen, niit dein rr mich bedroht. Ist rS erlaubt, einer ge schwängerten Person zum AbortnS zu ratben? Ja, wenn zu fürchten siebt, daß sic sich obne diese Auskunft daS Leben nehme» würde. Darf ich Denjenigen töttcn, der mir eine Lbrseige gegeben? Ja; andere beschränken dies Recht auf die Adligen, kenn dem Bürgerlichen gereichen Obrseigen und Stockschläge nickt so sebr zur llnekre." Und »un denken Sie sick, diese Lcbrer der Moral als Beichtväter der Fürsten »nd de« Volke», als Lebrer der Jugend, besonders in den böberen Anstalten, als Erzieher des Klerus in den Priestersemiiiarien, so werde» Sie sagen: Gott bcbüte jedes Volk vor einer derartigen sittlichen Bildung. Der preußische Geh. Ober-NegieruiigSrath Iw. Wiese schreibt in seinen Lebeiiseriiinerungen: „Durch mein Amt, in geselligen Verbällnisicii unk auf Reisen bade ick viele Katholiken kennen gelernt. Ick erinnere noch Weniger, bei teilen ich nickt Einwirkungen der römisch kalbol»chc» Pädagogik aus den W a h r d e i t S s i n n bemerkt Kälte." Hat doch selbst der Cardinal Neumann gesagt, es sei eine schöne Sache »in die Wahrheit, aber man »>üssc sparsam damit »mgcbcn. In der Tbat, daS jesuitische Wesen ist i» Allem daS gerade Gegentbeil von deutscher und evangelischer Art, darum auch Alle, die mit einem Tropfen von christlichem Geist »nd germanischem Blut gesalbt sind, sich voller Ekel wider den JesuitiSmiiS auSsprecken. Friedrich Wilhelm I. schreibt in der Instruction sür seine Nachfolger: „Jesuwiitcr müsset ibr in euren Ländern nicht dulde»: sind Teufels, die da kapablc zu vielem Bösen und Schädlichen arge» euch und gegen Land und Leute; also müsset ihr sie nicht diilren, unter welchem Vorwand sic sich auch wolle» einnisteii". Und Friedrich der Große, der sie aus Widerspruch gegen den Papst und weil er sie zunächst für die katboliichc» Schulen seines Staate« als Lcbrer aus Mangel an andere» brauchte, auch »ach der Aushebung des Ordens durch te» Papst Clemens gewähren ließ, bezeichnet sie als tonsurös, als Ws üo lunrlles iiütrL!». Wir haben c» bcrrlick weit gebracht, baß wir einen Reichstag haben, in tcm der Antrag auf Wieder Zulassung der Jesuiten, dieser angeblichen Helfer in ster jocialcn Notb, dieser edlen Freunde der Deutschen, mit einiger Aussicht aus Erfolg gestellt werden kann! Deutsches Reich. Zs Berlin, >7. März. Der transatlantische Pcr- soncnverledr über deutsche Häsen bat im vergangenen Jabrc mit ganz anßerorkenllichcn Schwierigkeiten z» käi»p«'cn gehabt, deren Beseitigung auch so bald noch nickt >n Aussicht lieht Ter im Herbst v. I. erfolgte Erlaß dcS Präsidenten der Bereinigten Ltaale», nach welchem jedes Schiff, taS mit Auswanderern im Zwischendeck in den nortamerikanischcn Häsen erscheinen würde, sich einer zwanziglägigen O.uaran- tainr zu unterwerfen bätte, war ziemlich gleichbedeutend mit einem Verbot brr Einwanberung aus Europa überhaupt, und erst die vor wenigen Wecke» statt- aehabte Annahme eines nationalen OnarantainegcsetzcS in Wasbington kann als eine leidliche Klärung der dortigen Situation gelten. Dir Unsicherbeit, welche mit Bezug aus den transatlantischen Personenverkehr in diesem Jadre brrrscht. ist damit jedoch nicht geboten: sie findet riel- mrbr einerseits dadurch Au-druck. daß allem Anscheine nach die große Zahl von Cajliten-Reisendcn, welche alljährlich im Frühjahre die Schnelldampfer zur Fahrt von New-Aork
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