Suche löschen...
01-Frühausgabe Dresdner neueste Nachrichten : 28.03.1909
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1909-03-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-19090328010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-1909032801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19090328
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-1909032801
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1909
- Monat1909-03
- Tag1909-03-28
- Monat1909-03
- Jahr1909
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Drxsdner Nsukffe NachkiEhlTn this-i Ebe. Unabhängige Tageszeitung Die einspalttse solanelseite kostet sue Dresden Ist-Unsere 25 Dz» für aus-users II ff» M du Ausland 0 Is. Use euqu cost Dle swetspqltiseßette-äeueöswkesdes nnd Umse uns I Mc» sm- susw its bis c. et Uledeeo holuusen und Jagresumfsyen Rad-n nach card-· chitin gkbühten 20 Pf. nie-sie vo- answsets werden use seien Vorausbesablunq aufgetan-new Mir du Erscheinen u bestimmten Tagen nnd wägen wird stät Ist-unten Dele phsaucheanabe sousnsentes verlässt-. Unsre Mesduee und sit-wärt sen Immdmectellem sowie I sittliches-neuem- Expedltioneu im In- nuh Ausland seh-Ie- snierm u Originals-essen und indem- n. . til Stieg Fusgustkk umfaßt lc seiten-. Novum siehe Schuapsbraderschaft You unserm Berliner parlameictaiifchen Mit arbeiter wird unk- geschriebem - e- Berlin, 26. März le Freitag ging es in der großen Wandelhalle des Wallotbaues weit ruhiger su, als man erwartet hatte Aus allen Seiten hatte man dae offensichtliche Bestreben, der Erörterung der jüngsten Blvcklrile mdglichst aus dein Wege su gehen, um nicht unnötig Oel ins Feuer zu gießen. Man beobachtete durch weg die äußerite Zurückhaltung Auch das Zentrum, das augenscheinlich durch eine vorzeitige Bekundung m freudigen Genugtuung über den Unfrieden im Blocklager die Rechte nnd Linke nicht wieder zu sammenschmeißen wollte, verhielt sich merkwürdig kühl und beschränkte sich aus eine stumme Beobach tung der äußeren Vorgänge Die Abgeordneten, die Von journalistischen Auefragern bestürmt wurden, yüllten sich achiclzuckend in ein diplomatische-s Schweigen oder versicherten, daß die Lage noch völlig ungelläri und ein Urteil darüber schwer abzugeben sei. Jn der Tat befindet sich noch alles im Zustande der Gärung und Unsicherheit Das Bild kann von Tag zu Tag wechseln. Vielleicht wird der nächste Montag eine gewisse Klärung bringen. An diesem Tage soll die Beratung des Etatb des Reichskanzler-Z beginnen und bei dieser Gelegenheit will der Abg Basserniann eine umfassende Erörterung über den Block herbeiführen, an der sich aller Voraussicht nach auch der Reichskanzler beteiligen und damit wohl auch die Konservativen nötigen wird, Farbe zu be kennen. . Zunächst hat es ja durch den Verlauf der Frei iagssSitzung der Stenerkommission den Anschein ge wonnen, als wollte die lonservatioe Reichsta-«3sraks tion ihre Drohung wahrmachen und mit dem Zen trum Arm in Arm die andern Blockoarteien heraus sordern. Indessen wird dieser Vorgang nicht allzu tragisch aufgefaßt Einmal konnten die Konserva tiven nach ihren Erklärungen am Mittwoch nicht lo iort einschwenken und dießlockiront wiederherstellen- EZ war schon von ihrem Standpunkt aus ein Zuge ständnis, daß sie dem Zentrnnisantrag aus dauernde Erhaltung der VranntweimLiehesgabe in Höhe von 20 Mk. die Firma des Grafen SchwertmLöwttz gaben und ihm damit die äußere Spitze gegen den Block sn nehmen trachteten. Weiter vermochten sie, da sich die Reichspartei entschlossen und ohne jedes-« Schwanken ans die Seite der Nationalliberalcn und Freisinnigen schlug, die Antiblock-Mehrheit nur mit Hilfe der Wirtschaftlichen Vereinigung herzustellen. Aber wie unsichere Kantonisten sich in dieser Partei befinden, namentlich wenn erst wieder die Frage der Besitzbciteuernng in den Vordergrund treten wird, darüber können und werden sieh die Konservativen wohl schwerlich einer Täuschung hingeben. Auch auf die Polen, in deren Reihen starke demokratische Stro mungen vorhanden sind, ist in dieser Beziehung kein Verlaß. So stellt sich die aus Konservativen, Zen trum. Wirtschastlicher Vereinigung nnd Polen zu sammengesetzte Mehrheit in der Stenerkommission —————» als ein recht unsichered Gebilde dar, das bei nächkm Gelegenheit wieder auseinandersallen muß. Es ist daher von der höchsten Bedeutung, daß die Reichdpartei, die bis dahin nüt den Konservativen seit susaininenhteln sich jetzt non ihnen getrennt und datnit gn ertennen gegeben hat- daß sie die Finanz resorm nur mit dein Block machen will. Dad ist ein verstärkter Grund fitr die Konservativen, recht voi sichtig zu sein nnd sich nicht weiter mit Zentrnm und Polen einzulassen. Sie könnten sich dann bald ganz-· lich verlassen sehen. Mit dein Zentrmn allein können sie keine Mehrheit bilden und ohne die Reichdpartci können sie es auch kaum wagen« den Block zu set triinnnern nnd dem Zentrmn von neuern in den Sattel zu verhelfen. Sie würden sich damit den Wählern gegenüber heillos bloßstellen und könnte-H bei den nächsten Wahlen recht böse Ueberraschungen erleben, da die Reichspartei ihnen dann recht tin-l bequem werden könnte. So weit unser Berliner oarlamentarifcher Mit arbeiter, desfen optimifiische Auffassung der Lage wir nicht ganz zu teilen vermögen. Jedenfalls hat bereits in der gestrigen Sitzung der Jinanzlommifsion die un verhiillte agrarische Begehrlichteii trinmnhieri. Die Liebesgabe an die großen Branntweinbrenner wird in ihrer ietzigen Dishe von 20 Mk. oerewigi. Konservative und Zentrum, die edlen Brüder, die sich im Zeichen des Schnapseö gefunden haben, zwingen der ganzen übrigen Masse ded Volkes erneut das Joch einer lediglich zugunsten der Agrarier gestal teten Steuergesetzgebung anf. Wenn der Block nnglaubiicherweiie auch dieie Probe noch bestehen sollte, so geschieht ed sicherlich wieder auf Kosten der nichiagrariskiken ererbdsttinde des Reiche-. Nicht die» kleinste Schuld daran aber trägt die Regierung, trägt Fürst Billow, der dem Bunde der Landwirte gänzlich verfallen ist« Jedenfalls hat ed der Kanzler an feder. auch der kleinsten Probe von Energie gegenüber der nnerfiiiilichen Vegehrlichleit und Anmaszung der Land lsiindler ieblen lassen. obwohl er sicher sein durfte, daß in der Frage der Narhlafzfteuer eine überwiiltigende Mehrheit des deutschen Volkes hinter ihm sieben wurde, wenn anders er sich wirklich zum Vorkiimpfer dieser Steuer machen wollte. Aber der« Kanzler bat fietli allen Aufwand seiner nicht eben großen Energie inach links gewandt, wenn er sich schon einmal aus feiner Ruhe schrecken lief-. Er zog die Kürassierftiefel bei einem so lächerlichen Anlaß an, wie es die scharfen Aeufzerungeu Paasches im Neichistage zur Sonat ssohenausiAssiiee waren. Bei einer Frage aber von so ernineut nationaler Bedeutung, wie die Reichsfinanzi resorm es ist, hat es Fürst Bülow seither nicht ein einziges Mal für opportun erachtet, den Standpunkt der Reicheregierung der Rechten gegenüber auch nur einigermaßen energiich en vertreten. Jst es da ein Wunder, wenn keine der Parteien mehr recht weiß, woran sie eigentlich ist, was die Re gierung will? Und wenn anderseits die Agrarier, die stets wissen. was sie wollen und sie wollen unaus hörlich etwas mit einer Dreisiiakeii austreten, die um so widerwiirtiger wirkt, als sie fich überdies noch in den Mantel des Pairiotismuz hüllt? Solange das klägliche Forrwurfteln der Regierung dauert, ist keine - Größtc Auflage in Sachsen. Ucdastiou M Hmtgefthästsstellt MMMVI C den-sprechen sedettisu It. M. swamp-I It. 071. dekla- sc- Wendunq zum Bessern zu erwarten. Hier ist de ,Angelrunlt der Lage, und wenn der Kanzler iclbst nicht mehr die Enerqu findet. M endlich zu einem Guts-Masse aufsumssew so ist es wahrlich um den Block tmch nicht fckmär. Schlimmer als es ieyi M, kamt es doch wirklich - mit oder ohne Block —sicht werdens «- « se In der Kommission-. « Die Finanzkommission det- Reichstageg tra. gestern um 10 Uhr vormittags wieder zusammen und fuhr in der am Mittwoch abgebrochenen Beratung des I s des Branntweinsteuerentwurfs fort. Die Blockfrane wurde mit seinem Worte gestreift. Die Reichspartei hat einen Vetmittlnngsantrag ein gebracht, den sit-geordneter Febr. v. Gamp begriini det. Er ermäßigt die Spannung aus 15 Mk. uni nach zehn Jahren, alfn vom I. Oktober 1919 ab, auf 10 Mk.: von den Erträgnissen bis 1914 stellt er jähr lich 10 Millionen und bis 1919 dann zährlich 5 Mil »lionen für den Denatnrierunggfonds bereit. i Ein freisinniger til-geordneter bittet utn An nahme des freisinnigen Antrages aus Festsetzung der Spannung aus zunächst 15 Mk. und dann von fünf zu fünf Jahren sinkend bis aus ö Mk. Sollte dies-» keine Annahme finden, so sei der neue Entwurf du« beste Mittelweg. Eine allzu große Begünstigung der Kleinbrenner habe ein starkes Anwachsen der Klein betriebe zur Folge, das wiederum erheblich höhere Kongollkofien erfordert-. Dies letztere bestätigt ein Bundestatsbevollmäch tigter und stellt in Aussicht, in Kürze Unterlagen für die Berechnung der Erhebungstosten beizubringen Schon fest könne er sagen, daß Preußen M ais 4 Millionen Mars über feine Verqütnng hinaus aufwspendr. , Ein konservativer Abgeordnete-r erklärt, daß der conservative Antrag aus Festseyunq der Spannung aus 20 Mk» mit dem Mindestsatzc von 110 Mk. vro Hettvliter - 1,10 Mk. pro Liter beginnend, nnd vom l. Oktober 1914 tun-. 1918 ab aus 15 Mk. das äußerstc sei, was die bedrängte Landwirtschaft als Ovscr bringen könne, und auch nur mit dem Vorbehalt daß das Brennrecht, wie der Entwurf es vorsehe, so ausgestaltet werde, daß dcr technische Spiritus er heblich unter den Produktionskosten abgegeben wec den tönnr. DteAhftimntung brachte eine Ueberraschung: Die Reichspartei trennte fich von den Deutfchkonfernattven. Man hatte nach dem Verlauf der Verhandlungen erwartet, daß sich etne Mehrheit aus der Rechten und dem Zentrurn auf den Hauptantrag der Kaufen-andern Antrag Dcetrich vereinigen würde, der die Spannung von 20 Mk. kür die nächsten fünf Jahre aufrecht erhalten und e dann dauernd auf 15 Mk. feftlegen r«?ll. Vorher aber wurde der weiter gehende Antrag des Grafen. Schwerin zur Abstimmung gestellt, der die Kürzung’ der Liebesgahe auch für später ablehnt und sie In ihrer jetzigen Höhe von 20 Mk. nerewigt Der An trag Schwerin wird mit dem Cohen erwähnten) Amendement des Zentrums mit 16 gegen 12 Stim men«angendmnren, · ffJlivEåfihEiJFige wird dann eine Reihe weiterer Paragraphen unverändert nach dem Entwurf an gen-Unmut sk 111-ide- lus sausen moaatuch s pf. ftp Quart-It M Al. im hand, durch unsre Janus-dich en monakllch II Il» pro Ommal Us 111-. Orts dem-. Mit der Beilage XII-IMM- Ikaetus oder Im der Seil-se »Du-due sueqeudc Visite-« It w M. Its Monat mehr- Idsthezug i- Demichlans und den deutschen Aclomem Ists- A Im .sllasn.N-ne»sti· mutt· Isi. pr- Quokt US Mk. « s Obst ssuäk Von-äs- tådnsc . « « 2.06 , s er s urs 1110 Ä Ulsllnfkp Miste- lomä MIN- mM Ui cr. lass-B sbm satt-. sma- . 142 . . . 4.25 · Usch de- Anoluds per see-u pr. sich-I M MM sc di- Avtühlung in Ruleand. Durch das endlich erfolgte tuitiichc Zugeständnis bie Annexlon Bosnieus vorbehaltlos anzuerkennen, km die luternauouale Laus unzweifelhaft ein wesent ich ruhiger-es Gesicht qewounem wenn auch die Ent wicklung der innerlerbiicheu Krisis noch im Stadium dczschwcHHUS blellxtzÄ « 4 · , « , , Ueber die augenblickltche Stimmung in Umwand wo man nach langem Sträuben wohl oder übel jeden Gedanken an trieaerische Taten fallengetaiien hat« wird uns von unserm Pe t e rgb urg e r p.-Kor respondenten geschrieben: » « » » —» Peteröbnrin Id. März. Ein großes framdfifches Blatt beachte diefer Tage die Nachricht, Petersburg kenne gegenwärtig nur ein Tagesgefptäw die Baltanttifis. Die Behaup tung kommt fselir post festum. Tatiächlieh ficht man hier den kommenden Greigniffen mit großer Seelen ruhc entgegen. Die heißflammende Leidenschaft für das «akme Serbenvolt« hat sich inzwischen bedeutend abgekiihlt, fscitdem maßgebende Mitglieder der Regie rnng den Mut gefunden hatten. zu erklären, daß Russland heute außerstande fei, ielbft »für eigene Rechnung-« einen Krieg zu führen, gleichviel mit weni- Und nun ein Krieg zu Ehren und Gewinn des fer gifchen Kronneinzeni »Wir würden alle finanziellen Errungenschaften, die wir - nirht ohne aewaltige Anstrengusgeu - in den letzten Jahren erreicht haben, p- alnsieren«, warnte der Jsinanzminifteix Und feine Worte fanden ein Echo «bet Midian-, dem Krieadministen dessen staatsmännische Tage gezahlt sein sollen: «Unfre Armeerefornt ist im Stadium des Wer-den« Da wird auch der Kaiser nicht ander-z denken. Russland braucht den Frieden, die Erholung um Kraft fitr seinen kulturellen Anlauf zu nehmen Darum spricht man in Petersburaer politischen lKreisen vom Kriege, der vielleicht am Horizont steht, bereits wie von einer fremden Angelegen heit, von der man die Finger zu lassen wünscht- Selbft die Sla w onh i le n mit chauvinistischem An ftrieh fürcht-en das »europäische Feuer-« und plädiercu in der Mehrzahl ftir «vornehme Zurückhaltnnn«. Ja, die Loderflamme der Kriensbeaeisteruna ist fast noli-- stiindiq erloschen. In Moskau hat ein Theatermiter nehmer dessen Geschäfte offenbar nicht zum besten gehen, afsichiert, er werde »für den Fall desi- sit-insec zwischeu Oesterreich und Serbien« nicht spielen, son dern eine Freiwilliaentrupne fortnieren Seiten sind ed eine frhönere Reslantel Aber es ist sehr bezeich nend. daß man heute dergleichen Fanfaronadcn ins rette zu belächeln versteht. Vor einiaen Wochen hätte man den triensfreudtaen Mitnen sicher norh ernst ac noinmen. Das Interesse der politischen Welt an its-ci- Baikantrisis ist auf den Gefriernnntt herabaefiinlen. « Mit einer einzigen Ausnahme find, wie ich ane besier Quelle melden kann, V e r it n d e r un g e n i m -Mtnifteriahinett in absehbarer Zeit nicht zu erwarten» Diese Ausnahme isetrisst den Krieacis minifter Ritdiner, den »siunisehen Bürger-C wie ihn seine Feinde toenia aesrhmackvoll nennen. »Rietith« will es sicher wissen, daß S u eh o in lin o w der Kiewer (.s)eneralaonverneur, fein Nachfolger wer den wird. Eine solche Ernennung wäre nur mit Ge nugtuung zu bearußenz Man kennt hier Suchoms linow ald auszerft tüchtigen Neoraanisator und her vorragenden Generalittibler. Er ist ein Schüler Dra nemirows, der den Zaren ans Suchomiinow aufmerk sam aetnacht haben soll. Auch Kuropatkin schäme ihn nnqentetn und sollte feinen miiitäriichen Verdiensten - se·inen Gepflogenheiten entnean - unein aeschrdntte Anerkennung. Neben feiner Arbeitskraft Sexuelle Aufklärung ; Von Ludwig Ganghofer. Meine Schwester war nach Otiobeueru in die Mädchenfchule gekommen und brachte im Kloster Wald mit ihren Streichen die frommen Frauen zur Ber zwciflnna Ihren Platz in der Kinderftube zu Welden hatte mein kleiner Bruder Emil eingenommen, ein lungenlråftiger Sehn-Walz Meine Mutter erzählte nur in späteren Jahren, daß ich bei der ersten Nach richt von der Ankunft eines Bruders gefragt hätte: »Kann er ichon nassean Ich führe das an, weil ed ieiad wieviel Zieh damals oon den Quellen des Lebend wußte. An r Erscheinung der Mutter war mir keine Veränderung aufgefallein Ich sah nur plötzlich der neue kleine Kerl ifi da, nnd die Mutter ist vor Mode trank geworden nnd dazu ein bißchen mager-. Un den Vogel mit dem langen Schnabel glaubte ich» nimmer und zwar deshalb, weil ed mir schrecklich; in denken war: der dumme Storch hätte sich im Schornstein irren nnd mich in ein andres Band dringen können nnd dann wären Manto und Papa fiir mich zwei wildfremde Menschen gewesen Aber fiir den torch, der mir nimmer gefiel, mußte ich einen Ersatz haben. Und so begann der fchdne, geheim- Viiidnolle Mndlesbrunnen in meiner fnchenden Phan kisfie zu rauschen. Hatte der Vater diesen Brunnen Htm Wald gefunden? Immer dachte ich darüber nach. Eber ich sprach Fu keinem Menschen davon und fragte knieinand - wel mickkbeim Denken an diese Dinge zitmner eine feliiame Angst erfüllte, eine wunderliche, unl3t’zwingliare Scheu so ähnlich wie das quälende Jud dennoch neugieriae Zittern, das mich jedesmal deitel, wenn ich in der Weibnachtewoche durch das Schlüsselloch einer verriegelten Türe guckte. Manch- JZHIICI zweifelte ich auch am Kindleöbrunnen und hatte zibnungem die der Wahrheit nahelamem Die Lieder, K· ich von der Gasse beimbrachte, und was meine diameraden mit Gefchmunzel fchwatziem und was ich de erwachsenen Burschen in den-Spinnstuben und auf Hm Felde reden hörte, und was man im Dorfe an cxt TierenJah - all diese Dinac wurden zu einer hetmlichen cchnle des Wissens-. Man wußte alles und N- In dem rei lti en sprilbefi der »Siiddeuti n Pisvottxsbeste« cmuMmaseat gude Mal-one seine Ye- Wskuttqem den «Lebendlauf eines ritt-ARE- fstts Bsk Wer Gaegeusscit äußert sie- ocx Dichter auch aber M - ijlem der iexnellen Aufklärung welchen Abschnitt wir Hist bei dein allgemeinen-Jnieteisssdsk FWSV Mk GEMEIN JWded Verlags- zum Abdruck bringen« « wußte dennoch nichts. Die Augen sahen, die Ohren hörten; aber das schwül angehauchte Knabengchirn zog immer falsche Schlüsse, tat nie einen geraden Sprung, sondern machte simmer wieder märchenduiclige Miit-zisng auf denen die Blumen verzauberte: Gärten en. - Man soll die Kinder rechtzeitig aufklären Ber « schleppte Unwissenheit in natürlichen Dingen ist eine E latente Lebensgesahr. Aber einen vielfarbigen Kinder s glauben auszutauichen gegen eindeutige Lebensmitt j lichkeiten das erscheint mir als eine der schwierig : sten Erziehungsiiinste. Wie viele Väter, Mütter oder ! Pädagogen gibt es. die da immer das rechte Wort gn ,- sinden wüßtenis Denn ein falsches Wort zerstört a » mehr. als es baut. Und wer weiß für solch ein Wort, » wenn es schon das rechte ist« auch immer die rechte Zeit zu finden? Kommt es zu spät« so ist es überflüssig - nnd lächerlich. Kommt es zu früh, so wird dem Kinde mehr genommen als gegeben. Ich glaube, dass von allen Aufklärungsmeihoden jene die beste, festindeste nnd ungefährlichste ist, die sich am absichts osesten zu geben weiß, keines schwer zu findenden Wortes bedarf und keine Zeit zu wählen braucht - das beißt aliox jene Aufklärung, die gar nicht nötig wurde. Lügt man dein Kinde, bevor es zu denken versteht, nicht dieien läppiichen Unsinn vom gefährlichen Storchenschnabel nnd der gebissenen Mutter vor, so braucht man, wenn das Kind zu denken und zu fragen beginnt, nicht um neue Lügen ver legen zu werden. Hört ein Kind von Anbeginn Mosis andres, als daß die Wenigen geboren werden, so rd es dieses heiligite aller S öpfungswunder so harmlos hinnehmen w e jede andre, unverschleierbare Natür lichkett seines kleinen Leibes. Freilich dars man dann auch das zarte Schamgefühl, das die Natur jedem werdenden Geschöpfe mit ins Leben gibt, nicht dadurch verbilden. daß man ihm predigt. fein Hemdchen wäre unanständige-.- als icin Gassenkleidchem und ein nackter Menich wäre. was andres als ein bekleideier. Jst denn die Wahrheit in diesen Dingen nicht tausendmal fchdner und reinlicher als jede Lüge, die ibr sür das Kind ersinnen könnt? Märchen, die dem Kinde eine schwerverständliche Härte nnd Bitternis des Lebens verhüllen- sind Wohltaten. Aber es gibt auch Märchen, die für die Entwicklung einer jungen Menschenseele gefährlich und von unberechenbarem Schaden find- Solch ein mörderisches Märchen ist die StorchensabeL Während der Jahre, in denen die Liebe zu Pater und Mutter im Herzen eines Kindes Wurzel schlagen soll, nnterbindei ihm diese Lüge den gärtlichsten seiner .kindlichen Lebenstriebtz stiehlt ihm das liebesWde Bewußtsein, daß ed Blut vom Blute seines Vaters und Fleisch vom Fersen seiner Mutter ist - und ver zerrt ihm die Kin es iebe zu einer qedankenlosen Ge wohnheit zu einer Uiilitiit, zu einein ablehnenden Danke siir Futter nnd Wärme, siir unbegreifliche Opfer nnd siir den Zusall arnndloser Liebkosunaerr. Kommt dem Kinde die Erkenntnis der Wahrheit, so kommt sie in vielen Fällen zu spiii Jch befürchte. daß unter hundert Elternpaaren ein erschreckender Prozentsatz den Unverstand solcher Lügen mit vor zeiiiaer Vereinsaniung büßen muß- mit einer ver sriibien Lodlösnng ihrer Kinder and der Blut- nnd Seelengemeinschafi der Familie. Ich erinnere mich mit süßem Zittern eines Tages meiner Kindheit, an dem zwei Jahre nach der Ge burt meines Bruders eine lind im Vatikan des Heiligen Vaters kälbertr. Ich stand dabei nnd sah erschrocken dieses nicht skkr reinlich sich vollziehende; Lebenswander mit an. nd mußte ratlos fragen: ’ : »We- konnnt denn das Milble Per?« Der Domini mit seinem k ngen achijiihriqen Lächeln sagte: »Und der Kneh kommt- rang-« «Wie isch ed denn da hineingekommek «Narrle, ’d isch gware in der Kneb, wie dn in deiner Mnedr gwaxe wichti« Als ich an jenem Tage heimkarn, mußte ich die Mutter immer ansehen. Und mußte die Arme um gren Hals klammern. mußte sie tilgen nnd lieblichem ie Mutter fragte immer: »Ein le, wad hast du denn?« Aber ich konnte nicht antworten, konnte nur in Freude weinen, nur küssen in heißer Zärtlichkeit Und als ich hinauskam in die Kinder-stude, wo das kleine zweisiihrige Kerlchen in seinen Kissen lag, da nahm ich dieses winzige händchen an meine Wange und begriss Zum erstenmal, was das heißt: ein Bruder, ein Yeschwiieri · · l Man riihmt den Familienstnn der Inder ihre !treue, iede Not des Lebens und auch das Grab til-ek dauernde Kindesliebe Dieser kostbare Besitz der sagt-i --schen Familie quillt and keiner Eifenari der ge. Neini Jet- war zehn Jahre lourna ist in Wien. a lernt man Juden kennen. Seht viele. Und ich habe gefunden, daß in iiidiichen Fanxilien alle· Wichtigkeiten der Menikliwcrdung vor den Kindern viel naiiirlicher nnd verständiger genommen und besprochen werden, als die vertriippeite ciiiiichkeii unsrer Schristlich ariichen Online-· das Julsßt Die iiidiichen äter nnd Mütter genießen in er tieferen Liebe ihrer Kinder die Frucht des Vernimmqu ennt vor dem Linde - ichdu m lieer en in der et roch nicht dort. in der es us euren Armen nnd an eurem Herzen ruht alle natürlichen Dinge des Lebens bei ihrem rechten Namen! Dann wird dein Kinde, wenn es zu hören beginnt, alles Natürliche schon· eine harmlose Gewohnheit sein, und es wird nicht Ursache zu Fragen finden, die euch ver legen machen und deren Beantwortung euch wider strebt. · Kommen solche Fragen doch, dann sollt ihr, wenn ihr eine unbedenkliche Antwort nicht zu finden wißt, statt einer Lüge lieber sagen: »Ich weiß das nichtl« Es ist mir in Erinnerung geblieben, dasz mir sin der Kinderzeit einmal das unerklärliehe Gebaren zweier Hund-: aussiel, und ichjraate dieMutter: »Wa macht denn das Hundert da? Sie sagte ruhig: »Da mußt du das kunderl sragenl Wie soll ich denn wissen, was ein Oun erl tut und willi« Man rann um die Klippe einer Kindersrage immer herumkominen, ohne daß man ltigenhasien Unsinn sagen muß. Und wachsen die Kinder heran, und redet ihr gelegentlich non Dingen, die inan vor Kindern nicht gerne erörtert, so sprecht, wenn ein Kind zur Tiire hereinlommt. ohne Sorge weiter, ohne Verlegenheitspause, die dem Kinde ausfällt und seine Neugier erweckt. gütet euch aber auch, in Gegenwart eines Kindes von ingen sprechen zu wollen« bei denen ihr das Kind aus der Stube schicken müßt, weil euch die Nähe seiner Ohren unbe haglich ist. Seid reinlich in euren Worten, reinlich iin eurem eigenen Leben, so wird auch euer Kind bei » mählich wachsendem Verständnis seine natürliche Rein heit ungetrübt bewahren. Dann ist keine Aufklärung niitig und ihr könnt alles Weitere deui Kinde selbst überlassen. Es wird hören, hören und wieder hören, wird fragen oder schweigend denken, wird alles Natur. liche mit gesunder Harmlosigkeit hinnehmen, wird im Verständnis dieser Dinae Schritt halten mit seiner geistigen und körperlichen Entwicklung nnd wird ohne Gefahr erkennen, was es wissen soll, bevor die Regungen seines Geschlechts beginnen. Freilich, die Ossenheit in natürlichen Dingen ge nügt sitr sich allein noch nicht, uin die Erziehung eines Kindes aus gute und gesunde Wege zu führen. Dazu ist noch manches andre nötig. Statt dieses Notwendiae zu erörtern, will ich ein Wort zitterem das mir lieh ist. Seit mehr als zwanzig Jahren verbindet mich mit Franz v. Dcsregger eine herzliche Freundschaft die mir aus Bewunderung fiir den heiter schaffenden Künstler nnd aus Berehrun siir diesen seltenen Menschen entsprang. Er ist sater von glücklich ge arteten und prächtig geratenen Kindern, die man nur« eine Minute du sehen braucht, um iie liebzugewinneir Und da fragte meine Frau einmal: »Org- Sie rnit lieber here Professor-. wie stachen sie net-. das
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite