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Sächsische Volkszeitung : 21.12.1917
- Erscheinungsdatum
- 1917-12-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-191712210
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19171221
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19171221
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1917
- Monat1917-12
- Tag1917-12-21
- Monat1917-12
- Jahr1917
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- Sächsische Volkszeitung : 21.12.1917
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Nr. »SS Freitag, den 21. Dez. 1SI7 v «tu a-Pr et-, N»«g«b» X mU illustr. Betlaae dlerteNühiIIch ».40 In Dresden und ganz Deutsch land frei HauS »,8» m Oesterreich s.»8 X. «n»,abe v Dresden »Ul» I» 0 vtertelsahrltch ».10 en und ganz Deutschland US; tn Oesterreich 4.«« X- »10 US. In ' sret Hau» Die Ltnzel-Nummer 10 z . 1olt«,ettuna erscheint an allen chentagen nachmittag». Sächsische MKsmtllllg G«schüst»stell« und Redattiou t Lre»ven-U. 1«, Holb-lnftrah« 4« Fernsprecher SIS«« ' P-stsche«Sont« Lesp,i, Nr. 147»? «nzeigeu, Annahme von BeschSftSanjeigen b!S 10 Uhr. von Famtltenanzetgeil bli II Uhr dorm. Preis für diePeitt-Spaltzetle»8 imRekla- meteii 80 z Famuicn-Anzeigen »0 z llr undeutlich geschriebene, sowie durch Fern- frecher aufgegcbene Anzeigen köimen wk dt« eraiitworMchteit für die Richtigkeit de» Lexte» nicht übernehmen. Sprechstunde der Redaktion: 11—4» Uhr vorm. Einzige Katholische Tageszeitung im Königreich Sachsen. Organ der Zentrumspartei. Ausgabe ä mit illustrierter Unterhaltungsbeilage und relig. Wochenbeilage Feierabend. Ausgabe v nur mit der Wochenbeilage. Venetien — Albanien Wiederholt sich die Weltgeschichte? Es war um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts, als der Zusammenschluss Italiens zu einem geschlossenen einheitlichen Reiche, der Jtalia uuitn, verhandelt wurde. Oesterreich besaß damals Venitien und die Lombardei, und um die Donaumonarchie zu einem friedlichen Verziclst auf dieses oberitalienisch Gebiet zu bestimmen, wurde von italienischen Patrioten (Eesare Balbo) der Vorschlag gemacht, Oesterreich auf dem Balkan zu entschädigen. Damals dachte man an Bosnien und die Her zegowina, welche in türkischem Besitz sich befanden. Heute ist Venetien wieder im Besitze der österreichischen Heere, und der schändliche Verrat Italiens an seinem ehe- maligen Bundesgenossen hat die verdiente Strafe gefunden. Statt Triest und Istrien zu.gewinnen, ist Venetien verloren, und statt des Marsches, den seit den Tagen Mazzinis alle irredentistischen Hetzer in wilden Hast reden gegen Oester reich zurückgclegt haben, von Triest über Laibach nach Wien, kam der Rückzug und die wilde Flucht Jsonzo---Piave. Ob man in Italien sich schon die Frage gestellt hat, was aus Venetien werden wird? Ob man es für immer preis geben müßte -- für die heißblütigen Südländer mit ihren großen „nationalen Aspirationen" ein unerträglicher Ge danke -- oder war jetzt wieder der alte Gedanke lebendig: Entschädigung Oesterreichs auf dem Balkan! wo aber nicht mehr Bosnien und die Herzogcwina, die inzwischen längst österreichisch geworden sind, in Frage kämen, sondern — Albanien I Das wäre eine recht empfindliche Strafe für den Treu bruch Italien, nicht bloß, daß es den Verlust einer jahr zehntelang mit großen Kosten betriebenen „Kolonisations arbeit" bedeutete: es wäre ein Stoß ins Herz für den italienischen Großmachtswahn, der die Hand nach Albanien ausstreckte, um die Donaumonarchie mit Triest, ihrem einzi gen Seehafen im Mittelmeer abznschnciden und ihr eine Lebensader zu unterbinden. Seit Jahren hat sich die italienische Phantasie berauscht an dem schönen Zukunftsbild, das der Westbalkan italienisch und dann nach der „Erlösung" und unerlösten Volksgenossen in Triest und Istrien die Adria ein italienischer Binnensee werde. Adria, il mare nostro — die Aria ist unser Meer! Man muß es den Italienern lassen, sie haben den Rat ihres Ministers San Giuliano befolgt und in Albanien Schulen und Handelshäuser, Posten und Banken und Kredit anstalten gegründet — die zahlreichen Schulen begnügten sich nicht bloß mit kostenlosem Unterricht, sondern gaben auch noch den Schülern Unterstützungen um überall Stimmung zugunsten Italien zu schaffen, was auch vollständig gelungen ist; außerdem schnfen sich die italienischen Kolonisten von Valona eine Interessensphäre, und cs war dann nur eine Frage der Zukunft, wenn einmal der Fall eintritt, in dem Italien zur Wahrung italienischer Interessen in Albanien eingreifen mußte! Der erfolglüsterne Dichter d'Annunzio hat ein gut Teil seiner Beliebtheit auch dem Umstand zu verdanken, daß er in seiner Dichtkunst in diese Kerbe gehauen. Sein Drama „La Nave" (das Schiff) ist nnr eine in historische Kostüme maskierte Hetze gegen Oesterreich und eine irredentistische Verherrlichung des Besitzes der adriatischen Balkanküstc. Das Stück spielt im sechsten Jahrhundert, als das junge, werdende Venedig zu der Erkenntnis sich durchringt, daß seine Zukunft auf dem Wasser in der Beherrschung der Adria liege. Das Volk ruft dem Tribunen Marco Gratiko, der das neue Schiff zu besteigen im Begriff ist, zu: „Gib uns die Zldria wieder — von den Räubern befreie unser Meer! Die g a n z e Adria sei der Veneter Vaterland!" Man kann es verstehen, wenn ob solcher Hetze mit Be günstigung der Regierung in Oesterreich der Gedanke aus gesprochen wurde, gegen das Schiff d'Annunzios sollten die Schiffe der österreichischen Kriegsmarine in See gehen! Bei einem Festmahl hatte d'Annunzio seine Tischrede in Gegenwart von Ministern und Parlamentariern geschlossen, indem er „mit den guten Italienern aus allen Ländern auf das sehr bittere Adriatischc Meer" trank. Nun, jetzt ist ihnen die Adria wohl noch bitterer, und nachdem „der Veneter Land" in des Deutfchen gehaßte Hand gefallen, wird das Ende sein ein „Hände weg!" von — Albanien und vom West balkan! Hier stehen Lebensinteressen der Mittelmächte auf dem Spiel: denn Oesterreichs einziger Seehandelsplatz Triest ist wertlos, wenn Italien in Valona die Adria zuschließen könnte. Längst hätte Oesterreich-Ungarn auf dem Balkan eine kräftigere Politik treiben m ü s s e n, wenn cs nicht ge hindert gewesen tväre durch das Bleigewicht des Dreibundes. Denn in dem diesbezüglichen Verag >r»ar auch festgelcgt, daß Gebietserweiterungen Oesterreichs auf dem Balkan durch "—«"--"Ai, - —»»»» n Das Neueste vom Tage II Zkl MW SkllW LWlM (Amtlich. W. T.-B.) Großes Hauptquartier, den 21. Dezember 1917. Westlicher Kriegsschauplatz Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht: In Flandern blieb bei dichtem Nebel die Artillerietätig keit meist gering. Nördlich von der Straße Dpern—Menin trat am Nachmittag erhebliche Feuersteigerung ein. In er folgreichem Erknudnngsgefecht südlich von Hollebcke wurde eine Anzahl Engländer gefangen. Heeresgruppe Herzog lilbiccht: Bei Mirzach, südlich von Altkirch, fielen bei gelungenem Vorstoß in die französischen Linien 31 Gefangene in unsere Hand. Oestlicher Kriegsschauplatz Nichts Neues. Mazedonische Front: Keine größeren Kampfhandlungen. Italienische Front: Siebenmal stürmten italienische Kräfte gegen die von österreich-ungarischen Truppen in den letzten Tagen erkämpf ten Höhen westlich vom Monte Asolone, dreimal gegen den Monte Pertica an. Alle Angriffe scheiterten unter schweren Verlusten. Gleichen Mißerfolg hatte ein feindlicher Angriff am Monte Solarolo. Lebhaftes Feuer hielt während der Nacht und am frühen Morgen in den Kampfabschnitten an. Der «rste Generalquartiermeister: Ludendorff. Weitere Versenkungen Berlin, Lv. Dezember. (Amtlich.) Wiederum wurden durch unsere U-boote im Bristol-Kanal, im Acrmel Kanal und in der Nordsee vier Dampfer, ei« Segler und drei englische Fischcrfahrzcuge vernichtet, darunter ein bewaffneter englischertiefbeladcner Dampfer sowie der bewaffnete französische Schoner „Le Pierre", der mit Kohlen von Cardiff nach St. Malo unterwegs war. Bei zwei der versenkten englischen Fischerfahr zeuge konnten die Namen festgestellt werden: „Courage" und „Gazelle". Einem nach dem Bristol-Kanal ein laufenden Frachtdampfer wurden mehrere Artillcrie- treffer beigebracht. Der Chef des Admiralstabs der Marine. Berlin, 20. Dezember. Kürzlich wurde im Golf von Biscaya aus einem Geleitzuge ein 5000 Tonnen großer, tief beladener, grau bemalter Frachtdampfer herausgeschossen. Darauf entstand in dein Geleitzuge ein wildes Durcheinan der und die Dampfer öffneten auf das Seerohr ein aufge regtes Feuer, ohne aber einen Treffer zu erzielen. Der durch den Torpedo in der Mitte getroffene Dampfer füllte sich schnell mit Wasser und kentcrte nach 4 Minuten. Dabei riß er die in See (die dein Winde abgekehrte Seite des Schiffes) liegenden Rettungsboote mit in die Tiefe, ein neuer Beu>eis dafür, daß viele Verluste von Menschenleben bei Schiffsver senkungen auf die eigne Ungeschicklichkeit der Besatzungen zurückznführen sind, weil sie sich nicht schnell genug mit ihren Booten von dem sinkenden Schiffe entfernten. Gebietserweiterungen Italiens ausgeglichen werden sollten, und das heißt: Die Donaumonarchie hätte etwa bei Besetzung des einstigen Sandscha Novibafar ruhig zusehen müssen, wie Italien sich Albanien einverleibte und damit vom Meere ab- schnürte. So ist es für Oesterreich und damit für „Mitteleuropa" wirtschaftliche Entwicklung ein Glück, daß der Dreibund in Stücke ging, daß Venetien dem Verräter entrissen und damit für die Räumung des Westbalkans durch die Italiener die nötigen Taumschranben gewonnen sind. „Addio Triefte" — „Addio Valona!" kann man in Italien singen feit dem Durch bruch von Tolmein! Zum Gang der Friedensverhandlungen Ter Herr Reichskanzler empfing gestern nachmittag die Vertreter sämtlicher Partei e n zu einer vertrau lichen Aussprache über die durch den Beginn der Friedens- Verhandlungen mit Rußland geschaffene politische Lage. Der Herr Reichskanzler teilte mit, daß der Kaiser ihmdas M a n d a t z u m A b s ch l u ß d e r F r i e d e n s v e r hand ln n g e n e r t e i l t und daß er den Staatssekretär v. Küh l- m a n n als Unterhändler bestimmt habe. Der Herr Staatssekretär des Auswärtigen Amtes gab einen Ueber- blick über den geplanten Gang der zukünftigen Verhandlun gen und legte die Gesichtspunkte dar, von denen die Regie rung sich dabei leiten lassen wird. Nach eingehender Aus sprache wurde die Zustimmung aller anwesenden A b° geordneten zu den in den Ausführungen des Staats sekretärs dargelegten allgemeinen Richtlinien festgestellt. Man einigte sich ferner dahin, daß die nächste Sitzung des- Hanptans s ch » sses am 3. Januar stattfinden soll. Wie die „Voss. Ztg." ergänzend mitteilt, haben in der Besprechung der Fraktionsführer mit dem Reichskanzler die Vertreter der beiden ertreinen Parteien, Graf Westarp und Abg. Haase in Nebenfragen Kritik geübt, sich aber ihr grundsätzlich ebenso wie die übrigen Par teiführer angeschlossen. Der Reichskanzler hat den geplanten Empfang der stimmführenden Bundesrntsnütglieder nicht abhalten können. Tie Besprechung dürfte heute stattfinden. Als ausdrücklicher Bevollmächtigter des Deutschen Reiches wird namens des Auswärtigen Amtes nur Staatssekretär v. Kühlmann an den Friedensver- handlungen in Brest-Litowsk teilnehmen, während Reichs- kanzler Graf Hertling als V e r h a n d l u n g s v o r - sitzender auf deutscher Seite gilt. Ter Staatssekretär des Auswärtigen Herr v. Kühlman» ist Donnerstag nacht kurz nach 12 Uhr nach Brest-Litowsk abgereist. Vorher fuh ren der türkische Minister des Aenßcrn Ahmet Nesfimi-Bei, der türkische Unterstaatssekrctär des Auswärtigen Refchied Hikmet-Bci, der Botschafter in Berlin Hakki-Pascha und der Botschaftsattachee Orhan-Bci zu den Friedensverhandlungen nach Brest-Litowsk ab. Tie „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: Tie Meldung, daß der Staatsniinister Tr. Delbrück an den Friedcnsverhandlun- gen teilnehmcn werde, beruht auf einem Irrt u m. lieber den niinmehr abgeschlossenen Waffenstillstand äußerte sich Trotz ki zu dem in Petersburg weilenden Tcliweizer Linkssozialisten Höglnnd: Ein besonderer Waffen stillstand bedeutet allerdings nocb nicht den Sonderfrieden, drohtaber mit einem solchen. Von den Arbeiter massen der Verbandsländer hängt es ab, nunmehr die Gefahr eines Sonderfriedens abznwenden. Ein solcher ist möglich. Wollte Rußland ihm um jeden Preis answeichcn, so würden wir z ii .Knechten Lloyd G eorges und Clemen- ceans und hätten nicht nötig geliabt. Kerenski zu stürzen. Der Krieg war eigentlich schon durch die zweite russische Re volution (Trotzki meint damit die bolschewistische Umwäl zung) getötet, und unsre Aufgabe ist nur noch, die Leichen zu begraben. Die r u s fische Abordnung ist am 17. Dezember zu den Friedeiisverhandlungen nach Brest-Litowsk abgercist. Sie besteht ans dem nationalistiscl>en Professor Pokrowski, dem Diplomaten Dobrowolski, dem Admiral Lusnow und dem Finanzman» Oboleniki. Die Teilnehmer an den gestrigen Be sprechungen beim Reichskanzler gingen, wie dem „Lok.-Anz." ans Reichstagskreisen mitgeteilt wird, mit dem Gefühle auseinander, daß mit dem russischen Volke. Nx'nn auch nur langsam und allmählig, so doch schließlich eine beide Teile befriedigende Einigung iibercinen allgemeinen Frieden sich erlangen lassen dürfte. Die „Morgenpost" schreibt: Tie Uebereinstimmung der Regierung mit den Vertrauensmännern der Volksvertretung gibt »ns die Gewähr, daß in Brest-Litowsk eine für das deutsche Volk ersprießliche Arbeit geleistet wird.
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