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Wilsdruffer Tageblatt : 17.06.1921
- Erscheinungsdatum
- 1921-06-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192106178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19210617
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19210617
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungWilsdruffer Tageblatt
- Jahr1921
- Monat1921-06
- Tag1921-06-17
- Monat1921-06
- Jahr1921
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 17.06.1921
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Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt Verlegerund Drucker: Arthur Zschuuke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, siir de« Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Nr. 139. Freitag den 17. Juni 1921. 80. Jahrgang. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Im Reichsrat wurde der Gesetzentwurs über die neuen Fernsprechgebühren genehmigt. Für den Nahverkehr soll das neue Gesetz am 1. Oktober in Kraft treten. * Dem Reichstage ist ein Gesetzentwurs über die schleunige Auflösung der Kriegsgesellschaften zugegangen. * Die am Rhein erhobenen Zollgebühren in Ausführung der Sanktionen haben nach Meldungen aus Paris im ersten Monat einen Ertrag von 170 Millionen Franken ergeben. * Das Garantiekomitee für die deutsche Rcparationsschuld ist aus Paris in Berlin eingctroffen. * Der Kongreß der französischen Gewerkschaft der Arbeiter der Post-, Telegraphen- und Telephonverwaltung erklärte sich für den Anschluß an die Internationale von Moskau. * Ein französischer Rogierungserlaß gibt die Einfuhr und den Handel für Weizen vom 1. August ab frei. Notwendigkeiten. Man findet hier und da, daß der preußische Minister präsident mehr, als es sonst ein Mann in seiner Stellung zu tun pflegt, vor der Öffentlichkeit sein Herz ausschüttet, und manche kritischen Beurteiler geben der Ansicht Aus druck, daß diese Redseligkeit auf eine von Herrn Steger wald selber gefühlte Schwäche seiner politischen Stellung schließen lasse. Zugegeben, daß diese Empfindungen an sich einige Wahrscheinlichkeit für sich haben. Wer aber die Persönlichkeit des gegenwärtigen preußischen Minister präsidenten kennt, wird doch eher dazu neigen, seine Reden und Unterredungen aus dem aufrichtigen Bedürfnis nach Offenheit und Verständigung mit Freund und Feind zu erklären. Jedenfalls, er ist ein Mann, der aus seinem Herzen keine Mördergrube macht, und eher die Öffentlich keit aufsucht, als daß er ihr aus dem Wege geht. Eine Eigenschaft, die gerade heutzutage, in den Zeiten der Selbstverantwortung des Volkes, jedermann willkommen sein sollte. Was Herrn Siegerwald abermals zum Sprechen ver anlaßte, das sind die fortgesetzten Vorwürfe, dak- es ihm mit der Umbildung der preußischen Regierung nicht ernst sei, obwohl sie bei der letzten Reichskrisis in den ersten Maitagen auch von ihm rückhaltlos zugesagt worden wäre. Vorwürfe dieser Art verdächtigen seinen politischen Charakter, und Herr Stegerwald empfindet deutlich ge nug, daß er sich dagegen wehren muß. Aber er unter scheidet in diesen Dingen zwischen denjenigen, denen die Staatsnotwendigkeit im Mittelpunkt ihrer politischen Be strebungen stehen, und den andern, denen die Partei- Politik alles ist; zwischen denen, die von einer formalisti schen Denkweise nicht loskommen können, und den andern, die die gegebenen politischen Tatsächlichkeiten und Möglich keiten nicht aus den Augen verlieren- Als Beispiel für diejenige Richtung, der er nicht anhängt, nennt Steger wald Herrn Erzberger, dessen Friedensresolution vom Juli 1917 er sachlich zwar gebilligt habe, dessen Weg zur Erreichung des Friedens er aber für falsch hielt, weil damals eben die gegebenen Tatsachen, als da waren: der preußische Staat, der Generalstab und fast sämtliche Wirt schaftskräfte, gegen Erzberger standen. Und auch auf die seltsame Tatsache weist Stegerwald hin, daß die Mehr- heitssozialdemokratcn mit ihren ausgesprochen anti-kavita- listischen Richtlinien seit 214 Jahren im Reiche und in Preußen die Politik stark beeinflussen, daß aber trotzdem noch zu keiner Zeit der deutschen Geschichte eine Reihe von Großbanken und Industrien so große Gewinne erzielt hätten, und daß auf der andern Seite die breiteren Volks schichten noch nie so ausgewuchert wurden wie in der Zeit nach der Revolution. Also folgert Herr Stegerwald: mit Gesetzen und Parlamentsbeschlüssen allein ist den Dingen nicht beizukommen. Gewiß, eine starke Regierung tut uns vor allem not, und die jetzige preußische Regierung ist nichts weniger als stark. Aber die Rückkehr zur alten Koalition — Zentrum, Demokraten, Sozialdemokraten — würde bedeuten, daß Preußen noH mehr als jetzt aus politischen Stelzen gehen müßte, und,dafür wäre er unter keinen Umständen zu haben. Denn welche Aufgaben habe Preußen in nächster Zeit zu allererst zu lösen? Einmal die nachdrücklichste Steigerung der Erzeugungskrast der Landwirtschaft, dann die Ausgleichung des Staatshaus haltes mit Hilfe einer ertragreichen Grundsteuer und schließlich die Durchführung der Verwaltungsreform. Keine dieser drei Aufgaben aber lasse Hch zurzeit in Preu ßen lösen gegen den geschlossenen Widerstand der deut schen Rechtsparteien, denn die Landwirtschaft sähe nun einmal zum größten Teil nicht in den linksgerichteten Par teien ihre politische Vertretung, und Herr Lüdemann, der letzte preußische Finanzminister, wisse ein Liedchen davon zu singen, was aus Steuerplänen werden mag, wenn sie ohne Rücksicht auf die Anschauungen dieser breiten Kreise der Bevölkerung ausgearbettet werden. Gibt es nicht auch, fragt Stegerwald, zwischen Zentrum und Sozialde mokraten in sehr vielen staats- und kulturpolitischen Fra gen schärfste Meinungsverschiedenheiten? Kann eine Re gierung es wagen, ohne Rücksicht auf sie praktische Politik zu treiben, ohne befürchten zu müssen, schon bei der näch sten Gelegenheit zu scheitern? Ist es nicht vielmehr ver nünftiger, für die Vorlagen, die notwendig sind, eine mög lichst breite Front vorzubereiten, damit, was geschehen muß, auch möglichst reibungslos und. erfolgreich durchge führt werden kann? Wer ohne Rücksicht aus diese gege benen Machtverhältnisse Politik treiben will, baut in die Luft und hat es leicht, diejenigen als reaktionär zu be schimpfen, die nüchterner, vorsichtiger und überlegter vor gehen wollen. Aber wer ist heute nicht alles reaktionär! Mich, sagt Herr Mcgerwald, kann man ruhig so nennen. Das verfängt bei mir nicht. Denn in den Augen der Kommunisten sind die Unabhängigen, in den Augen der Unabhängigen die Mehrheitssozialdemokraten, in deren Augen wiederum die Demokraten reaktionär, und für diese schon riecht das Zentrum bedenklich nach Verwesung. Schlagworte, nichts als Schlagworte! Wer eine Unibil dung der preußischen Regierung für notwendig halte, solle die dafür unentbehrlichen Voraussetzungen schaffen. Das sei nicht seine Aufgabe. Das hätten diejenigen Parteien zu tun, die durchaus wieder neue Umgruppierungen in Preußen für notwendig hielten. Er wolle sie bei dem Unternehmen gern mit Rat und Tat unterstützen. So lange es aber nicht gelungen sei, habe er als gewählter Ministerpräsident die Pflicht, die Staatsgeschäfte zu füh ren, so wie es jetzt eben möglich sei. Au Widerspruch gegen Herrn Stegerwald wird es natürlich nicht fehlen. Ob wir mit diesem Widerspruch allein aber vorwärts kommen, ist eine andere Frage. BriiLfch-amerikanisches Bündnis 7 Weltpolitische Pläne der Angelsachsen. Aus Washington wird gemeldet, daß die Regierung des Präsidenten Harding den Wunsch habe und den Plan verfolge, ein Zusammenwirken zwischen den Vereinigten Staaten und dem Britischen Reiche in allen Fragen der Weltpolitik zustande zu bringen. Dieses von der amerikani schen Regierung erstrebte Einvernehmen zwischen den bei den Ländern würde, ohne eine formelle Allianz zwischen ihnen, dis Lösung der verschiedenen unerledigten Pro bleme ermöglichen und die Ordnung in der Welt wieder Herstellen. Der Präsident kündigt an, daß der Vertrag von Versailles von den Vereinigten Staaten aller Wahr scheinlichkeit nach in nicht ferner Zeit ratifiziert werden wird, allerdings mit weitreichenden Vorbehalten. Es be stehe Grund zu der Annahme, daß bereits durch Vermitt lung des Obersten Rates ein Meinungsaustausch mit den Alliierten stattgefunden habe. In dem Plan des englisch amerikanischen Zusammenwirkens würde die Seemacht ein wichtiger Faktor sein. Der Plan würde umfassen die Beschränkung der amerikanischen Seemacht aus den Stillen Ozean und die Überlassung des At lantischen Ozeans an England als briti sch e E in f l u ß s p h ä r e zur See. Das würde selbst verständlich die Verzichtleistung auf den Gedanken eines englisch-japanischen Bündnisses notwendig machen. Frankreichs Stellung. In einem Leitartikel, den die „Times" den Washing toner, wohl als Fühler aufzufassenden Meldungen wid- men, betont das Blatt zunächst die Notwendigkeit, Eng lands Beziehungen zu Frankreich aufrechtzuerhalten. Nur die englische Torheit oder die Torheit Frankreichs könnte zu einem solchen Unglück führen. Wenn dies Ereignis unglücklicherweise eiutreten sollte, dann müßten sich die Gedanken der englischen und der amerikanischen Staats männer notwendigerweise dem Abschluß einer engeren Abmachung zwischen den englisch sprechenden Völkern zu wenden. „Times" geben der Hoffnung Ausdruck, daß, wenn diese große Frage im Zusammenhang mit der Frage der Ratifikation des Versailler Vertrages durch die Ver einigten Staaten vor den Obersten Rat oder die führen den Staatsmänner komme, jeder Opportunismus und jede Wankelmütigkeit aufgegeben werde. Aus diesem Artikel ist deutlich zu ersehen, wie man in England schon jetzt mit allen Möglichkeiten rechnet, die Loslösung von Frankreich ebenso in Betracht zieht wie die Verbindung mit den Vereinigten Staaten gegen den bisherigen Bundesbruder, den in Amerika mit aller größtem Mißtrauen beehrten Japaner. Französischer Schritt in Berlin Deutschland als Prügelknabe. Je mehr sich in England, Italien und anderen Län dern die Erkenntnis Bahn bricht, daß der wirklich Schul dige in Oberschlesien bei den französischen Vertretern zu suchen ist, desto hartnäckiger bleiben die Franzosen selbst auf ihrem Standpunkt stehen. Jetzt haben sie sogar die Stirn gehabt, offiziell in Berlin Beschwerde zu führen und der deutschen Regierung die Verantwortung zuzuschieben. Natürlich, da Deutschland nun einmal den Krieg verloren hat, ist es eben der Prügelknabe für alles. Das französische Auswärtige Amt ließ der Pariser Presse eine Erklärung zugehen, daß angesichts der Haltung der deutschen Vertreter in Oberschlesien sich die Notwen digkeit eines energischen Schrittes in Berlin ergeben habe. Laurent wurde aufgefordert, in der Wilhelmstraße zu er klären, daß die vollkommene Wiederherstellung der Autori tät der Interalliierten Kommission in Oberschlesien durch die Haltung der deutschen Elemente in Oberschlefien nicht mehr gefährdet werden dürfe. Ähnliche Vorstellungen sol len durch die Vertreter Englands und Italiens in Berlin erhoben werden. Ob die englischen und italienischen Vertreter sich wirk lich diesem Schritte Frankreichs anschließen werden, möch ten wir zunächst bezweifeln. Im übrigen scheinen die Franzosen vergessen zu haben, daß die deutsche Regierung augenblicklich in Oberschlesien gar keinen Einfluß hat. Sollte sie versuchen, solchen auszuüben, so würden sie es sich sehr verbitten. Englische Ansichten. Der Pariser Berichterstatter des „Manchester Guar dian" schreibt anläßlich der Zusammenkunft Rathenaus und Loucheurs, wenn das furchtbare Hindernis „Ober schlcsien" überwunden werden könnte, dann wäre es nicht voreilig, zu erklären, daß Frankreich zumerstenMale seit dem Kriege sich endgültig in der Richtung eines wirklichen Friedens mit seinem geschlagenen Nachbarn bewege. Auf eine Anfrage im englischen Unterhause, ob die deutsche Regierung gegen das Ultimatum der Alliierten an den General Hoefer Einspruch erhoben habe, antwortete Chamberlain bejahend. Verneinend beantwortete er die Frage, ob die Rekrutierung und der Abtransport von Verstärkungen für den Genera' Hoefer ungehindert weiter gehen. Freilassung deutscher Geiseln. Die von den Insurgenten als Geiseln internierten drei deutschen Rosenberger Bürger, Reichstagsabgeordne ter Bias, Schornsteinfegermeister Pliesch und ein Sohn des Kaufmanns Krause, sind aus der Haft entlassen worden. Die polnischen Banden haben ihre Angriffe auf Zem- bowitz im Kreise Rosenberg erneut ausgenommen. In der Gegend von Rosenberg haben sich nach Abzug der Eng länder in südlicher Richtung polnische Banden gebildet, die erneut gegen die Abstimmungspolizei und die deutsche Bevölkerung mit Waffengewalt vorgehen. Es bestätigt sich, daß die Polen im Kreise Ratibor die Ortschaften Mar kowitz, Lucasine und Hohenbirken geräumt haben. Die Einstellung der Säuberungsaktion in Oberschle sien durch die Interalliierte Kommission wird in oberschle sischen Kreisen dahin beurteilt, daß der Grund der Weige rung des deutschen Selbstschutzes, sich zurückzuziehen, ledig lich ein Vorwand sei. In Wirklichkeit ist die Interalliierte Kommission scheinbar nicht imstande, von sich aus einen einheitlichen Aktionsplan durchzuführen. Potttische Rundschau. Deutsches Reich. Verhandlungen mit Rathenau in Paris? Der französische Aufbauminister teilte dem Minister rat in Paris mit, daß sich seine Besprechungen mit Rathe nau ausschließlich auf die Frage der Schadenvergütung beschränkt haben. Jetzt müsse noch die Art der zu liefern den Waren und die Art und Weise der Ausführung der Bezahlung in outuru festgesetzt werden. Die Verhand lungen sotten in Paris mit den deutschen Vertretern Berg mann und Wolf fortgesetzt werden. Wie aus Paris noch dazu gemeldet wird, soll Rathenau wahrscheinlich vom Obersten Rat eingcladen werden, seine Pläne persönlich oder durch seinen Vertreter in der nächsten Sitzung des Obersten Nates weiter zu erörtern. Die neuen Steuergesetze. Das neue Körperschaftssteuergesetz wurde in der letzten Kabinettssitzung verabschiedet und zur wetteren Beratung an den Reichsrat und Reichstag überwiesen. Weitere Steuergesetze werden voraussichtlich noch in dieser Woche vom Kabinett verabschiedet. Besprechungen mit den ein zelnen Ländern sind auf die Gestaltung der einzelnen Ge setze nicht ohne Einfluß geblieben. In don bevorstehenden Verhandlungen wird die Art der Umsatzsteuer und die Er fassung der Goldwerte Gegenstand besonderer Erwägun gen sein. Zwei Generale als Kriegsbeschuldigte. Ein neuer Kriegsbeschuldigtenprozeß vor dem Reichs gericht ist auf den 8. Juli anberaumt worden. An diesem Tage wird gegen Generalleutnant a. D. von Schack aus Kassel und den Generalmajor Kruska aus Bremke im Kreise Göttingen verhandelt, die von der französischen Re gierung beschuldigt werden, in den Jahren 1914 und 1915 im Gefangenenlager Nieder-Zweh.cn bei Kassel in Zu sammenwirkung als Ortskommandant und Vorsteher des Gefangenenlagers den Ausbruch von Typhus verschuldet und dadurch Gefangene gelötet zu haben. Deutsch-Österreich. X Konflikt mit der Entente wegen der Anschlußbe wegung. Dieser Tage richtete die großdeutsche Parteilei tung an die Ententevertreter ein Schreiben, in welchem sie sich unter Beifügung der Beschlüsse ihres Parteitages über die seitens der Entente geforderte Einschränkung der Anschlußbewegung beklagt und die Bitte ausspricht, die Eingabe den Ententeregierungen zu übermitteln. Der eng lische Gesandte beantwortete die Eingabe in scharf ab lehnendem Sinne und betonte dabei, daß die Art und
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