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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.10.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-10-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911024024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891102402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891102402
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-10
- Tag1891-10-24
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(Alfred Hahn). Universitättslroße I, Louis Lösche. -atharinenstr. 11, pari, und königkplitz 7. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Abend-Ausgabe. tWaer.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels - und Geschäftsverkehr. JrrferttonSpret- vroraen-AuSqab«: dir Sgrspalten« SstM »eile LO^j, Reclamen unter dem Siedactton». strich (4 gespalten! 50-H, vor den Familien« »achrichten (6 gespalten) 40-E. Abend-AuSgabe: die «-gespaltene Petitjeil» 40^ Reclameo unter dem RedacttonSstrich llgeivalten) 1 ^l. Familien»achrichten und Anzeigen verlorener Gegenstände («-gespalten) LO ^ Gröbere Schriften laut unserem Preis« verzeichntb. Tabellarischer und Zissernjatz »ach höherein Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Ltorgen »Ausgabe, ohne Postbeförderuug >l 60.—, mit Postbefördernog 70.—» ^?34Z. Zur gefälligen Belichtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den SS. Oktober, Vormittags nur bis V Uhr LcvMct. KxpodMvil Ü68 I-olprlxor 'Ia§el)InttL8. Leipzig, 24. Oktober. * Wir nähern u»S der Wiederaufnahme der parla mentarischen Arbeiten nach mehrmonatiger Unter brechung. Zunächst wird der Reichstag seine Mitglieder wieder versammeln; dann, im Januar, wird der preußische Landtag neben ihm seine Thätigkcil eröffnen. Der GeschäjtS- kreiS der beide» parlamentarischen Körperschaften läßt sich, wenn nicht unvorhergesehene Ausgaben sich noch geltend machen, bereits in der Hauptsache übersehen. Im Reichstag ist er nicht derart, daß man große Conflicte und unHsbare Schwierigkeiten vorauszusehen brauchte. Zunächst werden wobl wieder die militairischen und colonialen Forderungen die Auf merksamkeit in Anspruch nehmen. Was indessen auf diesen Gebieten neu verlangt wird, erreicht allem Anscheine nach keinen solchen Umfang, daß auf eine Verständigung mit dem Reichstag nicht zu hoffen wäre. Der gegenwärtige Reichstag mit der ausschlaggebenden Stellung de« Ccntrums hat sich, was man anerkennen muß, bisder bemüht, den Beweis zu liefern, daß mit ihm auszukommen, daß er nothwrndige Bedürfnisse der Ncichspolitik zu befriedigen bereit ist. Die leitende Partei der Majorität weiß auch sehr Wohl, warum. Die Erfahrungen bei den Wahlen von 1887 haben eine heilsame Warnung hinterlasscn. Auch der weitere große Gegenstand der ReichStagS- session, die Handelsverträge, werden aller Boraussichl nach, wenn auch levhafte Kämpfe entfesseln, so doch zu einem günstigen Ergebniß führen. Die Verantwortung für das Scheitern dieser wirthschaftlich und politisch hochbedeutsamen Beiträge wird schwerlich irgend eine Partei auf sich nehmen wollen. Und so mag denn auch die bevorstehende Session zu einem so befriedigenden Ende gelangen, wie eS bei der unerfreulichen Zusammensetzung dieser Reichsvertrctung mög lich «st. Schwieriger und kritischer wird sich wohl die Situation im preußischen Abgeordnetenhause gestalten, wo der Schwerpunkt ganz vornehmlich in die Beratbnng des BolksschulgesetzeS fallen wird. Die politischen Gegensätze werden hier wieder hart aufeinandcrprallcn. Wir wollen indessen bei dem Dunkel, das noch über dieser Frage schwebt, beute auf die mannigfachen, sich aufdrängcnden Erwägungen und Gesichtspunkte nicht näher ciiigchcn. Im Uebrigen bietet auch die Landtagsscssio», soweit sich ihr GeschäftökreiS bis jetzt übersehen läßt, alle Aussicht auf einen glatten und günstigen Verlauf, zumal auf anderen Gebieten dcS StaatS- lebens Vorlagen, die an die Einkoninicnstcuerreform und die Landgemeindeordnung der vorigen Tagung heranreiche», nicht zu erwarten sind. * Die in der vorletzten Plenarsitzung des Colonial- raths gewählte Commission hat von zcbn Uhr früh an bis in die späte Nacht gearbeitet, und die Beschlüsse und Vor schläge derselben lagen gestern dem Colonialrath bereit- vor. Mit Bezug auf die thcilweisc durch die Zollordnnng sich ergebende Doppelbesteuerung, insofern als Ausfuhrzölle auS Ostafrika auch auf solche Artikel erhoben werden sollen, welche bei der Einfuhr »ach Deutschland zollpflichtig sind, beantragte die Commission eine Resolution. Den berechtigten Wünschen der christlichen Missionen kommen die Commissionsvorschläge in erfreulicher Weise ent gegen. Zu den Mitgliedern der Commission gehörte» bekanntlich auch die beiden Vertreter der MissionSgcsellschaften, Excellenz Jacobi und Vr. HcspcrS. In der gestern 2 Uhr im Auswärtigen Amte stattgehabten zweiten Plenarsitzung des Colonialraths kam außer den obenerwähnten umfangreichen Commissionsvorlagen und der Resolution auch noch eine weitere vorläufig geheim zu haltende Vorlage zur Ver- thcilung. Auch das Protokoll der letzte» Sitzung lag bereits vor. Außer den Mitgliedern, welche schon an der ersten Bcrathung theilgeiioniincn hatten, war heute auch Gras Pfeil erschienen. Erledigt wurden zunächst die noch rückständigen Etats, wobei zu bemerken ist, daß, wie bereits gemeldet, die Etats für Kamerun lind Togo in Ein nahme und Ausgabe balanciren, obwohl Kamerun eine größere Summe erfordert, welche aber durch höhere Einiiahnie» aus Zöllen ausgeglichen wird. Die übrigen Forderungen (Togo, Südwestafrika und Ostafrika) werden voraussichtlich die gleichen sein, wie im vorige» Jahre. In der DiScussion über den Etat von Südwestafrika wurde mitgctbcilt, daß eine neue Colonialgesellschaft für kiese Colonie in der Bildung begriffen sei. Jin weiteren Verlause der Debatte wurde auch angeregt, die kaiserliche Marine zu weiteren Unter suchungen an der westafrikanischeil Küste zu veranlassen. * Das nun schon längere Zeit bewahrte Stillschweigen in der FuSangcl'schen Dcnnnciation gegen Baare ist den rheinischen und westfälische» Blättern gar nicht lieb. Gestern nahm die «Kölnische Zeitung" Gclegenbcit, für eine Beschleunigung der Untersuchung ciiizutrctcn. beute »but cS die «Rheinisch Westfälische Zeitung", indem sie eine» Appell an die richterlichen Behörden richtet, die Sache der Bochumer Schiencaangelcgenbcit zu fördern, daß sie gerichtlich zum AuStrag gebracht werden kann «Denn von Hag zu Tag werden, so schreibt sie, die sociatreniokratischc», ultramontanen und «freisinnige» Blätter", alle» voran wieder Ehren-FuSangel'S «Westfälische VolkSzciluna". kübner in der Verunglimpfung de» ! Herrn Baare und in der Verschleierung der Tbatsachen Daß die erwähnte Presse, welwcMonate lang mit wabrerGierAlle». wa» > ans den Bochumer Verein ein ungünstiges Licht werfen konnte, ziisammengetrage» bat, olme sich uni die unlauteren Quellen zu kümmern, auü denen rS kam, auch i» aebührender Weise l don den glänzende» Rechtfertigungen de- Bochumer Vereins Notiz genommen hätte, war nicht voran-zusehen und ist Sonnabend den 24. Oktober 1891. ÄnuahmeschlAß fir Znserste: Ab«ad»Au-gab«: Vormittags 10 Uhr. Margeu-AuSgab«: Nachmittag- 4 Uhr. Sonn- und Festtag- früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halb» Stunde früher. Ausernte sind stet» o» die Expetzttt»» zu richten. 85. Jahrgang. thatsächlick auch nicht geschehen. Um so nöthiger sei eS jetzt, daß diesem journalistischen Gebühren, welches ein wahrer Schandfleck für die deutsche Presse zu werden droht, endlich ein Hall zugerufen und «denen um Ehren-FuSanqel" nun mehr ein für allemal und aufs Schnellste die Möglichkeit abgcschnitten wird, die öffentliche Meinung noch ferner zu vergiften. Man sollte denke», daß vier volle Monate ge nügten, um die Untersuchung des Falles nach allen Richtungen bin aufzuklären, wenn die dem Bochumer Verein und Herrn Baare feindselig gesinnte Presse auch noch so viel zusammcn- getragen haben mag, um eine solche Aufklärung zu erschweren." * Wie aus Rhcinhessen gemeldet wird, sollen von der ReichScommission zur Untersuchung veS Rbein- stromeö verschiedene Vorschläge wegen Verlegung der Rbein- dämme gemacht worden sei». Sollten sie zur Ausführung kommen, so würde sich daS Gesammtcrfordcrniß für sämmt- liche Bauten auf 7 700 000 -<k belaufen. * In Betreff der Nachrichten über ein durch den Proccß Heinzc veranlaßieS behördliches Vorgehen meldet man aus Berlin, daß Weisungen ergangen sind, die bestehenden Vorschriften des Strafgesetzes mit der äußersten Strenge in Anwendung zu bringen. Weitere Maßregeln sind aus dem Wege der Neichsgesctzgcbnng zu treffen und vielleicht bei der bereits angedeutcten Revision deS Strafgesctzbuckies zu erwarten. Thatsäcklich haben auch Conferenzen des Justiz ministers, des Ministers des Innern re., und zwar unter Hinzuziehung von hohen Beamten dcS Berliner Polizei präsidiums, im Justizministerium stattgesunden. * In Folge eines SpecialfallcS haben die Leiter der Schulen in Königsberg eine Regierungsverfügung er halten, welche es ihnen zur Pflicht macht, ein wachsames Auge auf die Verbreitung socialdemokratischer Scbriften unter Schulkindern zu haben und vor- kommeuden Falls die angetroffcne Schrift zu confisciren und behufs weiterer Maßnahmen der Behörde cinzusenden. * Nach einer Mitthcilung auS officiöser Quelle soll der preußische Minister der öffentlichen Arbeiten Auftrag gegeben haben, die Einrichtungen, welche in anderen Staaten, na mentlich in Rußland und in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, zur Aufspeicherung de« Getreide« in Ver bindung mit den BerkehrSaniagen, insbesondere mit der Eisen- babn bestehen, an Ort und Stelle genau zu studir«^ uod «S sollen hiermit in erster Linie die den betreffenden kaiserlichen Missionen bcigegebencn technischen AttachSs betraut werden. Man will über die technische und die damit zusammenhän gende ökonomische Seite der Sache Klarheit erhalten, um über die Zweckmäßigkeit und Durchführbarkeit der Einrich tung von Speicheranlagen in Verbindung mit der Eisenbahn zur Lagerung von Getreide ein richtiges Ilrthcil zu gewinnen. * Aus Thüringen schreibt man: Zum ersten Mal i>« ein Socialdcmokrat in den meiningischen Landtag gewählt worden, und das zweifelhafte Verdienst für diese Thal gebührt der Stadt Sonneberg, einer Hochburg des Dcutsch- frei sin ns. Dies Ergebniß ist von einsichtige» Männer» schon längst vorauSgcschen worden, die maßlose langjährige Verhetzung des Volkes dnrch eine wüste deutschfrcisin »i ge Agitation trägt den Haupttheil der Schuld, wenn schon sich auch jetzt die deutichfrei- siiinigc Presse bemüht, das neue mciningische Steuergejetz, die Nichtauf- hebung der Zölle, die mangelnde Fürsorge der Regierung für Sonneberg u.s.w. als Grund hinzustcllen. Aber das iiieiningischc Steuergejetz. dessen Berbcsserungsfählgkeit allerdings außer Frage steht, hat doch in anderen Landestheilen nicht dasselbe Ergebniß gezeigt; weiter ist trotz der Zölle die Ausfuhr Sonnebergs von Jahr zu Jahr gestiegen, und endlich ist für keinen Kreis und keine Stadt des Landes in den letzten Jahren von Seiten der Regierung und des Landloses mcbr gethan worden, als gerade für Sonneberg. Mit diese» Gründen ist es also nicht-, sondern cs wird auch durch diese Wohl wieder die Behauptung des Fürste»Bismarck bcsiäligt: „Ter Dcutschsreisin» ist die Vorfrucht der Socialdemokratic." Die Wähler habe» jahrelang vergeh- lich aus vic Einlösung der Versprechungen gewartet, die von dculschtrei- sinniger Seite gemacht wurden, und versuchen es nun eben mit der Svcialdeniokratie, die schon in diesem Frühjahr bei der Nachwahl zum Reichstag gesiegt hätte, wenn nicht die Nationalliberalen in aner- kenncnswerlhcr Selbstverleugnung für den Deutschsreisinnigen Witte eingetreten wären. Der frühere herzogliche Landrath des Kreises Sonneberg, I)r. Baumbach, trägt au dem Wahiausfalle die Mit- schuld. Herr Baumbach hat wohl am stärksten von seinen deutsch- freisinnigen Parteigenossen agitirt und durch sei» Benehmen der Socioldemokratie gegenüber, deren Stimmen er bei der Reichstags- wähl brauchte, den Glauben an ihre Unschädlichkeit genährt. Er klärte er doch im Februar 1890 in einer Wahlversammlung: „Ein Socialdeiuokrat kann bei de» Wahlen gar nicht anders, als für di« Teuischfrcisiniiige» stimmen, wenn er seinen eigene» Eandidatc» nicht durchbringt, er würde sich sonst ins eigene Fleisch schneiden. Wir können eine ganze Strecke mit einander gehen, wenn wir u»S auch an den Endzielen trennen." Im Meininger Lande wird die Wahl eine- Socialdemokraten sehr »»angenehm empfunden, zumal man sich sagt, daß sie hätte verhindert werden können, wenn man bei Zeiten kräftig vorgegangen wäre. * «- * I» Ergänzung einer im heutigen Morgenblatte nur tlieilweise enthaltenen Nachricht theilen wir ans der Ver handlung des österreichischen Abgeordnetenhauses vom 25. Oktober noch mit: Nach Erledigung mehrerer Budgetcapitel erklärte bei dem Titel „Dispositionsfonds" Ministerpräsident Graf Taaffe, er müsse seine schon zwölf Mal abgegebene Erklärung erneuern, er betrachte den Disposilionssonds nl- einen gewöhnliche» Budget- Posten, nicht als «in Vertrauensvotum. Der Disposilionssonds finde sich in den Budgets aller Regierungen vor, er glaube aber, daß eine Erhöhung der Ziffer sich als nothwendig enveise» werde. Zur Widerlegung oppositioneller Blätter genügten nicht par lamentarische Erklärungen der Regierung, hierin sei vielmehr eine osficiöse Prelle nothwendig. Der Ministerpräsident er- klärte, er fühle sich verpflichtet, für die bestehende Ver fassung und daS staatsrechtliche Verhältnis; zu Ungarn immer und überall Namens der Gesamiittregierung einznstehcn. ^Beifall.) Den Vorwurf, die Regierung sei ceiitralistlsch, werde dir Linke kaum bestätigen. «Heiterkeit.) Gegenüber der Auempsehlung zur Beruhigung der Gemülher Militair »och Meichenbcrg zu eni- lenden, äußert der Ministerpräsident seinen Zweifel, ob diele Maß regel zur Beruhigung beitragen werde. (Heiierkcit.) Nach Kuchcl- bab habe man zur Zeit des EicesjeS einen Militair geschickt. (Leb hafter Beifall IlnfS.) Eine Beltäligung der Drohung, der Rollenhaß werde in Böhmen Orgien stier», würde der Ministerpräsident tief beklagen: aber neu wäre die- lelder nicht. Derselbe schließt unter lebhafter Heiterkeit und Beifall mit dem Ersuchen, den DtsposiiionS- fonds auch ohne Brrtrauen zu votiren. Plener erklärte, seine Partei bewillige den Dispositionsfonds nicht als politische- BertrauenSvotnm, sondern »ur Feststellung der veränderte» parlamentarischen Constellation. In der Frage de< böhmischen ALSglcicheS müsse die Regierung zu einer entschiedenen Stellungnahme gelangen: gegen die Jungczechen polemisirend. hob der Redner hervor, die Regierung solle dem böhmischen Volke ohne Provocation, ober deutlich sagen, es gebe Dinge, welche keine öster reichische Regierung gewähren könne. Tie Sachlage in Böhmen er heische dringend, daß ein« Form der Verständigung gesunden werde. Die zuwartend« Haltung der dcutschliberalen Partei möge nicht als ein Nachlassen im Principe gedeutet werden. Ter Jungczeche Herold bezeichnet« di« Lage i» Böhmen alS ernst und geeignet, den Landes- fnedcn und Reichssrieden zu gefährden. Redner schließt mit der Versicherung loyaler, dynastischer und österreichischer Gesinnung deS böhmischen Volkes. Hierauf wurde der Dispositionsfonds mit be deutender Majorität angenommen. * DaS ungarische Abgeordnetenhaus genehmigte den für daS LandeSvcrtheidigungSministerium geforderten NachtragScredit von fünf Millionen Gulden. Auf die Interpellationen der Abgeordneten Ugron und HoranSzty betreffs der Vorgänge in Fiume und der Uzelac-Affaire antwortet« der Ministerpräsident Graf Szapary, die von dem Hauptmann Uzeiac laut dessen Zugeständnis; gemachte Aeußerung „es werde früher keine Ordnung sein, bis man nicht einmal in de» Pöbel hineinschicße", sei vom Kriegsniinister als ungehörig erklärt und dem erivähnten Hauptinann diese Aeußerung sowie seine unberechtigte Einmischung in die Polizeiaction dienstlich gerügt worden. Dieselbe Rüge erfuhr daS Regimentscommando wegen der reglementwidrigen Benutzung der Militairmusik seitens des kroatischen CasinoS. Das Regimentscommando sei auch deshalb getadelt worden, weil es die Verhältnisse von Fiume nicht genügend berück- sichtigt und Reibungen nicht vorgebeugt Hobe. Die Bekränznng deS Grabes Jellacic's in Novidvore wäre angesichts des kurzen, seit den Fiumaner Vorgängen verflossene» Zeitraumes besser unterblieben, dem Regimentscommandantcn sei seiten- der Heeresleitung auch Mangel an Voraussicht, Vorficht, sowie Nichtberücksichtigung der Lage und der vorausgegangenen Ereignisse vorgehatten worden. Bezüglich des staalsrechilichen Verhältnisses von Fiume betonte der Miniuerpräsidenl, daß eS inopportun wäre, die definitiv« Regelung desselben jetzt aus die Tagesordnung zu stellen. Die Antwort wurde mit großer Mehrheit zur ttenntniß genommen. * Wie die Blätter aus Pest melden, drgaden sich im Laufe der gestrigen AdgeordnetenbauSsitzung die Abgeordneten KaaS und Bölzan zu dem Justizminister Szilagyi, um ihn Namen« de« Abgeordneten HoranzSki zu ersuchen, einige Aus striche in der Tag« zuvor gehaltenen Rede, durch die sich HoranzSki persönlich verletzt suhlte, zu erläutern. Da sich der lustiznnüMi iveigrrte, eine üv Abgeordnetenhaus« i gehaltene Rede privatim als solche zu entschuldigen, wu ritterliche Genngtbuung verlangt. CS ist möglich, daß die Anaelegenbcit durch die Cartelträger dcig-lcgt wird. Der Justizminister machte bereit« seine Zeugen namhaft. * Nach einer Meldung deS «Siöcle" hätte die französische Regierung beschlossen, wegen des Standes der kritischen An- aclegenbeit, betreffend den spanischen Wein über die betreffende Zollposition, die Vertrauensfrage zu stellen. (Stimmt mit den neuesten Nackrichten aus Spanien über die Reise des französischen Sachverständigen nicht überein.) * Der Erzbischof von Aix soll, wie die Zeitungen berichten, vom Papst ein Schreiben erhalten haben, in welchem eö heiße, er könne die gehässigen, vorherbedacklen Attentate gegen die Pilger in Nom nur geißeln. Der Erzbischof möge sortfahren, mit allen Kräften für die Kirche zu kämpfen. * Ter Pariser «Figaro" macht sich den Spaß, aus Grund seiner geograpbischen Kenntniß eine «neue Friedensliga" zu gründen. Diese soll bestehen ans den Staaten Rußland, Griechenland, Serbien, Montenegro, Schweden, Dänemark und Frankreich. Die Reise deS Großfürsten Wladimir nach Spanien sei eine Folge dieses Planes gewesen. Man werde die Constituirung der Liga im nächsten Januar veröffentlichen, den Vorsitz derselben dem Zaren übertragen und als Zweck de« Unternehmens die Beschaffung von Mitteln bezeichnen, durch welche die Mächte in den Stand gesetzt werden, die internationalen Fragen zu studiren und langsam zu einer Reduction der Heere zu gelangen. Gegenstand der Unter handlungen zu Monza sei dieselbe Frage gewesen. * Nach einer Meldung der «Agenzia Stefan!" aus Venti- miglia hat der Präsident der Devntirtcnkainmer Biancheri sich nnnmehr bereit erklärt, das Präsidium des ComitöS für den interparlamentarischen FriedenScongreß zu übernehmen. * Nach Meldungen ans Kairo hätte die egyptiscke Re- aicrnng beschlossen, die Polizeireglements, gegen welche die französiscke Regierung protcstirt batte, ans Frankreich vor läufig nicht anznweiidcn. Der Minister dcS Auswärtige», Tigrane, sei vom Ministerrath beauftragt worden, zur Prüfung der streitigen Puncte mit dem französischen Gesandten in Kairo, de Reserveaux, Verhandlungen cin- zuleitcn. * Nach Melkungen aus BuenoS-AhreS ist dort Zc- balloö zum Minister deS Acußern und Balestia zum Justiz- minister ernannt worden. * Die neuesten Nachrichten auSSHanghai bringen Einzel- beite» über einen Aufruhr in der Provinz Fukir. Den Mittelpunkt desselben bildete die Stadt Thema. Der An führer, ein Mann Namens Chen, hat unter seiner Fabne circa 2000 Man» und beabsichtigt, mit diesen die Dynastie Ta Ching zu vertreiben. Unter dem Vorwände, die Arbeiter in den Salzbergwerken zum Geborsai» zurück bringen zu wollen, ließ er im Taisan-Tempel bei Ent faltung seiner Fabne Gebete für seinen Sieg ver richten. Sein erster Angriff auf die Salzwerke war erfolgreich. Die Vurcaux wurden erstürmt und verbrannt. Die Rebellen naaclle» einen Mann mit den Händen und Füßen auf ein Bret und schnitten ihn als Opfer für die Fabne in Stücke. Der Magistrat hob 1000 Freiwillige aus und vrrknckte die Vertbcidigung der Stadt. Nack Verlauf von drei Tagen trat Mangel an Lebensmittel» ein. Die Insurgenten erstiegen alsdann die Stadtmauern, eroberten die Stadt und setzten alle Gefangenen in Freiheit. Vom nächsten Regierungssitz trafen alsbald Truppen ein. vor welchen die Insurgenten a»f einen nahen Hügel stoben, wo sie sich sestsetztrn. * Ein Telegramm des .,New Aork Herold", au« Washington will wisse», Präsident Harris»» habe wegen der gegen eine Anzahl Matrosen de- Kreuzer« ..Baltimore" in Santiago vorgckommcnen Ausschreitungen Genugthuung verlangt. * Au- Sonora wird gemeldet, daß in Mexiko große Aufregung herrsche, da die Baqui-Jndianer Krieg angesagt bätten. Tie mexikanische Regierung ziehe in Folge dessen Truppen zusammen. — Wie aus St. Louis gemeldet wird, ist der mexikanische Insurgent Garza gefangen und »ach Maryville in Missouri gebracht worden. CS haben Versuche stattgefunden, denselben aus dem Gefängnisse »n entführen, um ihn der mexikanischen Regierung auszulicsern, welche 25 000 Dollar auf seinen Kopf gesetzt hat. * Der «Nrwyork Herald" veröffentlicht eine Depesche auS Buenos AyrcS mit Einzelheiten über den Ausstand in Paraguay. Danach hätten die Aufständischen unter der Anführung der Majors Vera und Machin gegen die von den Truppen unter dem Befehle des Obersten Nino gedeckte Cascrne einen Angriff gerichtet, es hätte sich ein verzweifelter Kampf entsponneu, bei dem Vera, Machin und die Auf ständischen in großer Bestürzung in die Flucht geriethen, nach dem sie zehn Mann verloren batten. Auf Seiten der Rc- gicrungStruppen seien die Obersten Nino und Osura, sowie sechs Mann gefallen. Dieser Kampf habe dem Aufstande ein Ende bereitet. Die deutsche Flotte in Chile. Wir erhalten heute auö Valparaiso eine Nummer der «Deutschen Nachrichten", in welcher sich folgender hochinteressanter Bericht über dir letzten Vorgänge in Chile befindet: In den traurigen Tagen, die fast 8 Monde lang über diese- schöne Land dahingezoaen, Tage, in denen all die Schreck nisse entfesselter Leidenschaften Chile zu einem Schauplätze des traurigsten Elendes machten und in denen selbst eigent lich über all diesem Streit und Hader stehende Mächte, von persönlichem Interesse sortgerissen, sich in die Kämpfe der haßerfüllten Parteien hmeinmengten, in dieser Zeit also, die erst auf den blutgetränkten Feldern zu Placilla ihren heiß ersehnten Abschluß fand, wird da« Verhalten der hiesigen officirUen Vertreter unseres Vaterlandes für alle Deutschen stets eine überaus genuglhucnde Erinnerung bleiben. — In vollster Unparteilichkeit, weder für die eine noch die andere der sich befehdenden Mächte Stellung nehmend, verstanden sie cS, nicht nur der Sache ihrer Landsleute einen äußerst schätzens- " » Dienst zu leisten und die einzig mögliche, der Macht lürde Deutschlands entsvrechende Stellung einzuncbmcn, strwern sie wußten auch durch ihre Zurückhaltung, mit Ent- scklofsenbrit gepaart, durch ihre Gerechtigkeit, mit Milde und Nachsicht vereinigt, den Interessen und de», Wohle Cbilc« selbst so am besten zu genügen. Daher geschah es denn auch, daß es die deutsche Flotte war, deren Schutze die Stadt Valparaiso übergeben ward, als das alte Regiment, zu schwack, um selbst noch länger die Zügel in Händen zu halten, wählen mußte, wem das ehrenvolle, aber schwierige Amt anzuvertrauen sei. — Gegen >/z11 Uhr jenes bedeutungsvollen 28. August theiltc der Intendant Viel dem deutschen Admiral die vollständige Niederlage der Regierungstruppen bei Placilla mit und zu gleicher Zeit bat er Herrn Valois, die Verhandlungen be treffs Ucbcrgabe der Stadt zu leiten und den Schutz der in Valparaiso ansässigen Fremden zu übernehmen, wozu er selbst nicht mehr im Stande sei. Admiral ValoiS willigte in dieses Gesuch und, nachdem er sich mit den Admirälen der übrigen im Hafen stationirtcn fremden Kriegsschiffe in Uebereinstimiining gesetzt, gab er sofort Befehl, die nöthigcn Truppen ans Land zu schaffen. So waren denn auch die deutschen Marine- svldaten die ersten, welche sich an der LandunaSbrückc auS- schifften, und erhebend war es nicht nur, den wahlberechtigten Stolz und die gerechte Freude der Deutschen, sondern auch daS anerkennende Staunen und Betrachten der Hiesigen zu sehen, als die Schuytruppe so stramm und propre unter der schneidigen Führung der Vorgesetzten die Straßen daber- marschirte. 15 Muiuten später waren die Posten bereits ausgestellt und die Ccrroo Alegre und Concepcion (das deutsche Viertel von Valparaiso) vollständig geschützt. Vier flüchtige Cavalleristcn, die in die deutsche Turn halle bereit- eingcbrungen waren, wurden entwaffnet und retirircnde und feuernde Balmaceda'sche Schaaren, durch den Anblick unserer Truppen cingeschüchert, standen sofort von ihrem zweifellos nicht liebenswürdigen Beginnen ab. Später wurden noch von den englischen Kriegsschiffen 80 Mann gr- lantet, die sich den Anordnungen deS Capitains Koelner unterstellten. Die Franzosen brachte» keine Mannschaften an Land, von nordamcrikanischcr Seite wurde nur das be zügliche Consnlat aus dem Victoriaplatzc beschützt. — So ist cS denn dieser deutschen Promptheit und der Mäßigung, die den Mannschaften anempsohlen war, zu danken, daß weder ein Tropfen Blut auf irgend einer Seile vergossen, noch an Hab und Gut Schaden angcrichtet ist, soweit dieses in den Sckutzbezirk des deutschen MiiitairS gestellt war. Aber nicht dieö war die einzige und größte milwirkcndc Rolle, die Deutschlands Vertreter in; hiesigen Conslictc ge spielt haben, nein, der beste Dienst wurde von ibncn, Admiral Valois voran, dort, oben in den Jntcndanzräumcn (Stadt haus) geleistet, und da diese Tbatsachen, die uns ans ver- traucnSwertbester und schätzbarster Quelle znflosscn, noch nicht allgemein bekannt sind, so wollen wir im Folgenden ein Bild von ibncn zu entwerfen suchen. Etwa u»; ><>»/, Uhr Vormittags — am Freitag, den 28. August — war von dem siegreichen Heere der Oppo sition eine Deputation, aus den, Parlamcntair Inan Walker Mariinez, bei» Capitain Alsrcdo Jrarräzabal, dem Fähnrich Furnzatlka, einem jungen Manne von 10 Jahren, ver dem General Barbosa den Todesstrcich versetzt hatte, und einem Piket von 25» Soldaten bestehend, abgeordert worden, die die Ucbcrgabe Valparaisos betiiigungSioS fordern sollte. Bevor aber dir Abgesandten infolge verschietcntlicken AusenthaltS am Ziele angelangt — und zwar gegen > Uhr Mittag« —, spielten sich in und vor der Intendanz noch in haltsschwere Scenen ab — Um >,il Udr waren sämmtliche Admiräle der nickt chilenischen Kriegsschiffe mit ihren Adjutanten, von deutscher Seite Admiral Valois und Capitain» lieutenant Wenzel und außerdem der deutsche Consul von Voigt--Rbetz mit dem Secretair Giraud, wie auch einige wenige diplomatische Vertreter der fremden Mächte, in der Intendanz versammelt und e« wurde beschlossen, zum Schlacht-
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