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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1891
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910930014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891093001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891093001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-30
- Monat1891-09
- Jahr1891
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Abonnementspreis kn der Hauptexpedition oder den im Stadt bezirk und den Vororte» errichteten Aus gabestellen abgeholt: vierteljährlich^4.50, bei zweimaliger täglicher Zustellung ins HauS ^l S.üO. Durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direkte tägliche »reuzbandjeadung i»< Ausland: monatlich 9.—. Die Morgen-Ausgabe erscheint täglich 6 Uhr, die Abeud-LuSgabe L'-chcutag- 5 Uhr. Ledarlioa und LrpeLitiou: I-Hanursgnfie 8. Die Expedition ist ununterbrochen ge- llffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filialen: Ott» Me««'» Sortim. («lfre» Hahn). UoiversitätSstrah« 1, LoutS Lösche, Anthariaenstr. 14, pari, und MluIgSplatz 7. Truck und Verlag von E. Polz in Leipzig. M. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgcschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. JnsertionsPreiS i Morgem-AuSgabe: die Vgespaltene Petkk« »> ist Li) -H.N eclonien unter dem RedactionS- stnch <4 gespulten) bO^j, vor den Familie»- nach^M»n (6 gespalten) 40^. Abend - AuStzah»: die Kgespoltene Petitzeila 40^. Reklamen unter dem Redactionsstrich <4 gespalten) 1 Ä, Familienuachrichten uud Anzeigen verlorener Gegenstände l6 gespalten) 20^. (jlräbere Echristen laul unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer und Zifferujatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Postbesärderung >ll 60.—, mit Postbesürderung -sl 70--. Ännahmeschluß für Inserate: Abend-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Margen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags srüh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stunde früher. Inserate sind stets an die Er-eVitia» zu richten. Mittwoch, den 30. September 1891. 85. Jahrgang. Im Interesse rechtzeitiger und vollständiger Lieferung des Leipziger Tageblattes wolle man das Abonnement bald gefälligst erneuern. Der Abormernerltspreis beträgt wie bisher pro Quartal 4 Mk. 50 Pf., incl. Bringerlohn für zweimaliges tägliches Zutragen 5 Mk. 50 Pf., durch die Post bezogen O Mk. In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtlichc ZeitungSspediteure, sowie die Hauptexpedition: Johannesgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14 und Königsplatz V. - . Ferner kann in nachfolgenden Ausgabestellen das Leipziger Tageblatt zum Preise von 4 Mk. 80 Pf. für das Quartal abgeholt werden: Arndtstrgtzc 35 Herr k. 0. Kittel, Colonialwaarcnhandlung. Peterskirchhof 5 Herr Zlax klei'tl», Buchbinderei. Beethovenftrahe 1 Herr I'Iieuii. Roter, Colonialwaarcnhandlung. Pfaffcndorfer Strahe 1 Herr Rritn Keller, Colonialwaarcnhandlung. Brühl 80 (Ccke Goetlicstraste) Herr lleriu. Zle88lie, Colonialwaarenhandlung. Ranftsches (HäHchen O Herr Rrletlr. Reeller, Colonialwaarcnhandlung. Frankfurter Strafte 11 Herr kri«8t Z1ro8, Colonialwaarenhandlung. Ranstädtcr Sternweg 1 Herr 0. Ihu-zelinaun, Colonialwaarenhandlung. Marfchnerftrahe O Herr Raul 8ekreit)er, Drogengcschäft. Schützenstrafte 5 Herr ^ul. 8etiüintel»en, Colonialwaarenhandlung. Nürnberger Straße 45 Herr ZI. K. 4II)reeI»t, Colonialwaarenhandlung. Westplatz 32 Herr U. Oittrlol», Cigarrenhandlung. Packhofstrafte 1. Herr Zl. 11. 8eliröter, Cigarrenhandlung. Horkstrafte 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. «lande, Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Straße 35 Herr V. LÜst«r, Cigarrenhandlung. in Anger-Crottendorf Herr liokert 0 reiner, Zweinaundorfer Straße 18. in Neustadt Herr R. Heber, Eisenbahnstraße 5. - Connewitz Frau Riseiier, Hermannstraße 23, 1. Etage. § " - Plagwitz Herr ZI. Orüt/Jnann, Zschochersche Straße 7 a. - Gohlis Herr IN. Rrit/,8elle. Mittelstraße 5. » Reudnitz Herr Zs', RuKinann, Marschallstraße 1. Lindeirau Herr k<1. R. Zlüller, Wettiner Straße 51. in Thonberg Herr 11. käntselr, Reitzenhainer Straße 58. Herr üernii. ZZ'vber, Mntzcngeschäft, Leipziger Straße 6. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, die staatliche Einkommensteuer betreffend. Nach dem Finanzgesetze vom L6. März 1890 in Verbindung mit ß. 5 der zum iLinkommensteuergejetze vom 2. Juli 1878 erlassenen Ausführungsverorduung vom 11. Oktober desselben Jahres ist der zweite Termin der diesjätzrigen staatlichen Einkommensteuer am 80. September dieses Jahre» mit der Hälfte des Normalsleuersatzes fällig. Die Steuerpslichiigkn werden deshalb ausaefordert, ihre Steuer- beträge ungesäumt und spätestens binnen 5 Woche», von dein Fälligkeitstage ab gerechnet, bei Vermeidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen eintretenden gesetzlichen Maßnahmen zu bezahlen. Dir Zahlstellen sind: für Alt-Leipzig im Stadthause, Obstmarkt Nr. 8, Erdgeschoß, für die Stadliheile Reudnitz, Angrr-Crottendorf, Tlionberg und Rcureudnitz im Rathhausc zu Leipzig-Reudnitz, für die Staditheile Neustadt, Nenschöncsrld. Volkinarsdors und Sellerhausen im Rathhanje zu Leipzig-Lotkmarsdorf, für Leipzig-Eutritzsch im dortigen Rathhause, für Leipzig-Gohlis im früheren Grmcindeamte daselbst, für die SladttheUr Plagwitz, Liitdcnau, Zchlruszig und Klein zschocher im ehemaligen Rathhause zu Leipzig-Plag- witz und für die Stadttheile Connewitz und Lößnig im früheren «e- meindramte zu Leipzig-Eonnewitz. Leipzig, den 26. September 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Koch. Bekanntmachung, die Beiträge zur Handels- und Gewerdckammer betreffend. Mit dem am 8V. September dieses Jahres fälligen zweiten Termine der staatlichen Einkommensteuer ist zur Deckung des Aufwandes der hiesigen Handels- und Gewerbekammer von den betheiligten Handels- und Gewerbetreibenden ein Beitrag für die Handelskammer nach Höhe von vier Pfennigen und für die Gcwrrbekammer nach Höhe von zwei Pscuntgcn auf jede Mark desjenigen Steuersatzes, welcher nach der im Ein kommensteuergesetze enthaltenen Staffel aus das in Spalte ,1 des Einkommensteuerkatasters eingestellte Einkommen der Beitrags pflichtige» entfällt, zu erheben. Diese Bekanntmachung gilt als vorschriftsmäßige Benachrichtigung der Beitragspflichtigen. Den betdeiiigten Steuerpflichtigen wird bei Abführung der Einkommensteuer an der Einnahmestelle Eröffnung über den ent fallenden Betrag gemacht werden. Der Betrag ist btnncn 8 Wochen, von dem Fälligkeitstage ab gerechnet, an die in der obigen Bekanntmachung angegebenen Steuerdebestellen bei Vermeidung der sonst eintretcnden gesetzlichen Maßnahmen zu bezahlen. Leipzig» Le» 26. September 1891. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Koch. Bekanntmachung. Bom 1. Oktober d. I. an wird die llntversttätsktnderpoltkltntk (bisher Nürnberger Straße 55) tm neuen Kinderkrankenhanse an der Oststrahe (Platzmannstraße) Nachmittags 2—L Uhr staltfindea. Leipzig, 14. September 1891. König«. UntverNtätS-Kinderpolikttntk. Prof. vr. Heubner, Direct or. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft des städtischen Leuchtgases betrug in der Zeit vom 81. biS 87. September 1891 im Argandbrenner bet 2,5 Milli- Meter Druck und 150 Litern stündlichem Consum das 18,6sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammeahöhe. Da- specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,487. Leipzig, am 28. September 1891. De» Rath» Deputation zu den Gasanstalte». Ricolaigymnastnm. Die Aufnahmeprüfung der für Michaelis angemeldeten Schüler findet Montag, den 5. Oktober, Vormittags von 8 Uhr ab statt. Leipzig, 30. September 1SV1. vr. Ott» >«e«»el. 200 Mark Belohnung. In der Nacht zum vergangenen Sonntag, den 27. dieses Monats, sind zwei in der Hausthür bczw. einem Parterrcsenster dcS Grund stücks Ehausseestraue Nr. 5d zn Leipzig-Reudnitz befindliche Glas- tafeln von je rlwa 1', Meter Höhe und Meter Breite mnth- wUUgcr Weise zertrümmert worden. Aus Wunsch machen wir Lies andurch mit dem Bemerken öffent lich bekannt, Laß seiten des Geschädigten für die Ermittelung der unbekannten Thäter obige Belohnung auSgesetzt worden ist und etwaige sachdienliche Wahrnehmungen ungesäumt zu- Aeantuiß unserer Criminalabtheilung zu bringen find. Leipzig, Len 28. September 1891. Das Polizriamt der Stadt Leipzig. VII. 4240. Bretschneider. W. Bekanntmachung. Die Ausgabe der Synagogenkarlen für das kommende Jahr findet Dienstag, den 20., und Mittwoch, den 80. September, Nachmittags 2—4 Uhr. in der Gemeindekanzlei (Synagogengebäude, t Treppe) statt. Wir bitten, bei der Empfangnahme der Karten die bisherigen Karten und die diesjährigen Gemcindesteuerquittungen mitzubringen. Leipzig, den 28. September 1891. Ter Vorstand der Israelitischen RcligionSgcmetnde z» Leipzig. Die Rede Ribot's. Bei der Enthüllung des Denkmals für den General Faidhcrbe in Bapaumc hat der französische Minister des Aus wärtigen Ribot eine Rede gehalten, welche sin» den Beifall der Zuhörer und der Presse eingetragen bat. Die Rede ist ein merkwürdiges Gemisch von Jubel über die Errungen schaften der letzten zwanzig Jahre, über die Freundschaft Rußlands und Frankreichs und über die Beilegung der inneren Streitigkeiten, sowie von Versicherungen der fried lichen Absichten Frankreichs und der Klugheit und Kaltblütig keit der wiedergeborenen französischen Nation. Der Schwer punkt der Rede liegt in den Worten: „Wober kommen die zahlreichen Beweise der Achtung und des Vertrauens zu Frankreich? Sie gehen hervor aus dem Gefühl, daß wir für daS europäische Gleichgewicht eine notbwendigc Garantie bilden." Demselben Gebanken bat General v. Eaprivi in Osnabrück Ausdruck gegeben, indem er in seiner Erwiverung ans die Ansprache des Bürgermeisters sagte: „Vielleicht sinv die Annäherungen der Staaten in der neuesten Zeit nichts Anderes als die Feststellung eines europäischen Gleichgewichts, wie es früher bestanden hat." Wir begrüßen die friedlichen Versicherungen dcS Ministers Nibot mit der Zustimmung, welche derartige Worte stets bei den Freunden des Friedens erregen werben, aber wir können ihnen keine große Tragweite zuertennen. Vielleicht entsprechen die Worte Ribot'S seinen persönlichen Wün schen und Empfindungen, aber sie sind von den Zu hörern sicherlich ganz anders auSgclcgt worden, als sie klingen. Die Stelle der Rede Ribot's hat den lautesten Beifall gefunden, welche die tiefe Sym pathie des Kaisers von Rußland und seines Volke« für Frankreich feststellt, und daß die Ereignisse von Kron stadt ihren Widerhall bis in die kleinste Stadt, bi« in das geringste Dorf Frankreichs gesunden haben. Was Ribot sonst gesagt har, ist mehr als unvermeidliches Bei werk, denn als wesentlich bingcnommen worden, nur einmal haben ihm die Zuhörer noch anhaltenden Beifall gespendet, als er sagte: „In dem Augenblick, in welchem wir den Frieden mit voller Wahrung unserer Würde befestigen können, werden wir nichts unternehmen, waS den Frieden in Frage stellen könnte." Der Beifall schien nicht der Gegen wart, sondern der Zukunft zu gelten, in welcher Frankreich das Ziel erreicht hat, dem eS seit 2l Jahren unausgesetzt zustrebl. Wir können Denjenigen nicht beistimmen, welche eine solche Rede, mag sie auch noch so geschickt den Bedürfnissen deS Augenblicks angepaßt sein, als Beweis für die Sicherbeit de« Friedens hinnebinen und anerkennen. Wir zweifeln nickit daran, daß augenblicklich keine Gewitterwolke am politischen Horizont stckt, welche eine plötzliche Entladung befürchten läßt, aber es fehlt nicht an Zeichen, welche ein Gegengewicht der friedlichen Redewendungen Ribot's bilden Die russische 500-Millionen-Anlcibc, die angeblich für Eisenbabnbauten bestimmt ist, kann die Zuversicht auf Erhaltung de-Frieden« ebenso wenig befestigen, wie die Truppenansammlungen in Bessaradien und an der polnischen Grenze. Diese Dinge verschaffen, gber Ke hat damit nur Ersatz ^erzielt. Niemand, der sich stehe» vffenbar mit dem europäischen Gleichgewicht nicht in Zusammenhang, sondern deuten aus russische ZukunstSpläne hm, für deren Verwirklichung die Befestigung der Freund schaft Rußlands mit Frankreich ein wichtiges Glied bildet. Die allgemeine Spannung ist so groß, daß sie der Ver minderung bedarf, weil dir menschliche Natur nicht im Stande ist, de« Zustand fortdauernder Aufregung ohne schwere Nachtbeile zu ertragen. Di»sem Bedürmiß sucht die Rede KffEt unzuremD vergegenwärtigt, was seit dem Abschluß Gde» Frank, furtcr Friedens geschehen ist, kann durch die Rede Ribot's zu der llcberzeugung gelangen, daß alle die Beun ruhigungen, welchen Europa durch die Schuld Frankreichs seit zwanzig Jahren auSgesetzt gewesen ist, nur Wind waren, daß Frankreich weiter nichts erstrebt, als die Wiederherstellung seiner Arnicc, die Befestigung der Republik und das Bündniß mit Rußland, um dann in dem Bewußlscin, das europäische Gleichgewicht wieder aufgerichtet zu habe», ans seinen Lorbeeren zu ruhen. Dazu bedarf Frankreich nicht der Klugheit und Kaltblütigkeit, welche ihm Ribot anempficblt, diese beiden Eigenschasicn kommen nur Herausforderungen gegenüber in Betracht und zur Geltung, während Frankreich sich offenbar in dem umgekehrte» Falle befindet, sich nicht durch seine Leidenschaft zu unüberlegten und verhängnißvollcn Schrillen gegen seine ruhigen und friedliebenden Nachbarn hinreiße» zu lassen. Die Lehre vom europäischen Gleichgewicht hat, wenn sie von Frankreich verkündet wird, eine gar zu anrüchige Be deutung, unter diesem angeblichen Gleichgewicht hat Frank reich stets das eigene Uebergcwicht verstanden, und wie der Beifall der Zuhörer Ribot's bezeugt, fühlt sich Frankreich jetzt wieder sehr nahe au der Wicdererwerbung deS Ranges, den es nach Ribot in der Welt einnebmen niuß. ES ist cigenthümlich, daß keine andere europäische Großmacht gleiches Gewicht auf den Rang legt, den sie in Europa ausfüllen muß, wie Frankreich, wir Deutsche kennen nur eine Form der Machlcntsaltung nach außen, und diese gilt der Ansrechlerhaltung des Frieden«. Die Lehre vom europäischen Gleichgewicht ist aber sehr gefährlich für den Frieden, sie setzt einen Zustand voran«, welcher die glücklicber Weise überwundene Vergangenheit wieder in ihre Rechte cinsctzt. Noch unter Napoleon Ul. spielte daS europäische Gleichgewicht eine große Rolle, und zwar in dem Sinne, daß die Schlacht bei Königgrätz als eine Störung dieses GleickgewichtS in Frankreich empfunden wurde. Der 3. Juli 1860 wurde in Frankreich als eine eigene Niederlage aufgcsaßt, weil sie dieser Macht die Einmischung in die deutsche» Verhältnisse zu entziehen geeignet erschien. Frank reich fühlte sich berufen, diese indirecte Niederlage auS- znglcichcn, und dieses Streben führte den Krieg von l870 herbei. Napoleon Ul. hoffte in diesem Kriege Sübdeulschland auf seiner Seite zu haben und die deutsche Einheit zerstören zu können, während er gerade durch diesen Krieg ihr feste Begründung sicherte. DaS europäische Gleichgewicht ist ein Begriff von üblem Klang, wir wollen hoffe», daß eS für alle Zeilen begraben ist. Daß man in Frankreich einem Minister zujauchzt, welcher die Wiederherstellung dieses Gleichgewichts verkündet, ist natürlich, Deutschland muß gegen eine solche Zu- muthnng sich mit aller Kraft wehren. Daß Ribot im Namen Frankreichö die einstweilige Ausrechlerbaltung deS Friedens zusichcrt, hat für Deutschland gar keinen Werth, man entnimmt daraus nur die Thatsachc, daß die Be stimmung des ZeitpuncteS, in welchem der Friede zu brechen ist, Rußland anheimgestellt bleibt. Wir wissen ganz genau, daß und trotz der bisher bethätigten Friedens liebe Kaiser Alcxander'S Ul. von dieser Seite nichts Gutes bevorsteht, sonst würde die Feier deS zwischen Rußland und Frankreich geschlossenen FreundschastSoundcS nicht in beiden Staaten so begeistert begangen worden sein und noch begangen werden. Die Rede Ribot's war, wenn man sie allen Beiwerkes untergeordneter Bedeutung entkleidet, nichts als eine Kundgebung der Freude über daS gegenwärtig be stehende sreunvlchaslliche VrrhäUniß Rußland« zu Frankreich, da« Uebrige waren nichtssagende Redensarten. * Leipzig, 30. September. * Wir baben uns oft schon gegen die perfide Art und Weise, wie die „Kreuzzeituna" die Nationalliberalen bekämpft, weuden müssen. Diese» angeblich konservativ« Organ hat zu allen Zeiten seine giftigen Pfeile gegen daS Eartcl versendet und versucht, dem Zusammengehen der OrdnungSpartcicn Knüppel zwischen die Füße zu Wersen. Diese ihre häßliche Natur zeigt die „Kreuzzeitung" wieder angesichts des Ausfalles der badischen LaadtagSwahlen, welche ihr Anlaß geben, Hand in Hand mit der link-liberalen Presse über den Mißerfolg, den die Nationalliberalen vorübergehend erlitten, zu frohlocken. Wir begnügen un«, diese neueste erbärmliche Leistung der Herren v. Hauimersteiu und Genossen niedrige, zu hängem „ " ^ ? -Dje. ELölllischK VokkSzeitung" «eldet, der St«r»»- secretair deS Innern StaakSminister vr. von Bötticher habe anläßlich der Generalversammlung deS laudwirthschaft- lichcn Vereins für Nheinpreußen in Remscheid in einem Trinkspruche geäußert, das Gedeihen und Blükcn vou Land- wirthschast und Industrie hänge vvn der Erhaltung de« Frieden« ab. Vielsach würden Befürchtungen laut, diesen Frieden gefährdet zu sehen; indessen, die zu allen Zeiten möglichen Zufälligkeiten abgerechnet, sei der Friede zu keiner Zeit so verbürgt gewesen als gegenwärtig. * Es wird der „National-Zeitung" bestätigt, daß der dem Reichstag vorzulegcnde Etat des Auswärtigen Amtes für das Jahr 1892—93 eine erhebliche Erhöhung dcS jetzt 48 000 betragenden Postens für geheime Ausgaben desselben entbalten wird. Die Bewilligung derselben ist, wie der Reichskanzler im Abgeordnetenhaus- bei der letzten Verhandlung über den Welfenfonds hcrvorhob, die unerläßliche Voraussetzung für den Verzicht auf die jetzige Verwendung eines großen Thesis des Ertrages dieser Fonds für geheime Ausgaben zu Zwecken der auswärtigen Politik. Wenn der Reichstag, wie kaum zu bezweifeln ist, die Noth- wcndigkcit derartiger und zwar erheblicher Ausgaben seitens einer Großmacht, namentlich in der internationalen Lage Deutschland«, anerkennt, so wird er die Regierung Wohl nicht dafür auf eine Einnabme Quelle wie den WclscnsondS ver weisen können, wenn die Regierung selbst zu erkennen giebt, daß sie denselben nicht »veitcr in der bisherigen Weise benutzen will. Ueber die künftige Behandlung der Erträge deS Welscn- fonds in Preußen für den Fall, daß sie in Folge der vom Reichstag zn verlangenden Bewilligung nicht weiter zur Ab wehr auswärtiger Gefahren erforderlich sind, ist noch kein Beschluß gefaßt. * Auf Grund telegraphischer Berichte über die Rede des Präsidenten des NeichSversichcrungSamleS vr. Bödiker in Bern baben wir mitgetbeilt, daß dieser Herr geäußert babc, die Witlwcn- und Waisenversicherung werde die jetzige Gene ration nicht erleben. Wir haben diese Form sur nicht authentisch gehalten und daran unsere Bemerkungen geknüpft. Wir hatten damit sehr Recht, denn Herr Vr. Bödiker macht jetzt den Wortlaut seiner Rede bekannt, und hier folgt nach der Meinung, daß man nur Schritt für Sckiritt mit der Versicherungsgesetzgebung vorgebcn solle, der Satz: ,..Ik vois venir Is Moment ou siaim cettv »alle memo on «'oeeupoi-L sie Insurance siez vouvvs et sie8 orpkelios" (Ich sehe den Zeitpunkt kommen, wo man sich in diesem Raum mit der Witlwen- uud Waisenversicherung beschäf tigen wird.) * Den „Politischen Nachrichten" zufolge beginnt die Sachverständigencommission zur Begutachtung des Entwurfs einer reichsgesctzlichen Regelung deS Verkehrs mit Giften am 26. October im ReichS- gesundheitSamte die Berathungen. * Nachdem erst unlängst die Presse in San Francisco dem Auftreten deS d rutschen Kr cuzerg es chwadcrS reiche« Lob gezollt hat, lassen die letzten Nachrichten aus Chile er kennen, daß unsere Matrosen anch dort ihrem guten Ruf Ehre machen. Die musterhafte Ordnung an Bord Sr. Majestät Schiffe „Leipzig", „Alcxandrine" und „Sophie", sowie die tadellose stramme Haltung der Mannschaften haben nicht allein bei der hkimischen und fremden Bevölkerung Valparaisos den günstigsten Eindruck hervorgerusen, sondern auch die chilenischen Behörden haben sich dabin geäußert, daß sie ein derart vorzügliches Auftreten, wie eS die Mannschaften des deutschen Geschwaders bei Urlaub an Land gezeigt, bisher nicht für möglich gehalten. * Der preußische Gesandte beim Vatikan» v. Schlözer, ist nach Rom zurückgekehrt. * In den letzten Tagen haben die führenden Blätter der beiden socialistischen Richtungen, der „Jungen" uud der „Alten", die „VolkStribüne" und der „Vorwärts", dir Frag« dehaudelt: Der Krieg und die Socialdrmokratir. In»
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