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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.11.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190511260
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19051126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19051126
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-11
- Tag1905-11-26
- Monat1905-11
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Beznq»-Pre1- t» der Ha»ptrxp«0ttU>u oder der«» BuSgab». pelle» abgeholt: vierteljährlich 8.40, bet täglich zweimaliger Zustellung m- Haut vierteljährlich 3.—. Durch unser» aus ¬ wärtigen Ausgabestellen und durch die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich vierteljährlich 4.K0, stlr di« übrige» Länder laut Zeitung-Preisliste. Redaktion und Expedition» Johaniilsgalj« t». Delephon «r. Nr. 2SP, Nr. 117» verltner StrdakttonS-vurraur Berlin AW 7, Dorotl-eenstra^e 83. Del. t, Nr. »273. Dresdner Redaktion»-Bureaur Dresdens «Snurrivstr. 2k^ Del. l. Ätr. <583. KtiMtr TaAMM Handelszeitnng. Ämlsölall des Äönigk. Land- und des Liönigk. Nmtsgerichkeg Leipzig, -es Nates und -es Volizciamtes der Lladt Leipzig. AnietqkN'Prets die Sgeipatten« .-elitzeüe liü Pf» Familien^ Wohuungs- und Stellen- Anzetgeu LU Pf. Finanzielle Anzeigen, Geschäst-anzeigen mit« Text oder an vesonderer Stelle nach Daris. Für da- Erscheinen an bestimmten Tagen u. Plätzen wird leine Garantie übernommen. Anzetgen-Annahme: AugnstuSpiatz v, Äckr Iohanntsgasie. Di« Expedition ist Wochentag- uaunter rochen gebjsnei von irüh 8 dis abends 7 ilhr. Filial-Expedition: Berlin, rützowstr. 10 « » Dresden, Manenstr.84. Eruck und Verlag von E. Poiz in Leipzig (Inh. l)r. V, Si. L W. tii»akhardt> Herausgeber: l)r. Wiktor Kltnkhardt. Nr. 6VL Sonntag 26. November <W5. 99. Zahrqansi. Var AiMigtle vom rage. * Generalleutnant von Trotba trat am 19. November die Heimreise nach Deutschland an. Oberst Dame hat kaS Kommando über die Schutztruppe in Südweü- afrika übernommen. Es wurden neue kleine Erfolge gegen die Hottentotten errungen. (S. Deutsches Reich.) * In der gestrigen Sitzung des Bundesrates wurde der Gesetzentwurf Uber Ordnung des ReicbShaushalteS und Tilgung der NeichSfchuld in zweiter Lesung angenommen. Dem ,L.-A." nach weiten tue Gesamtaus gaben veS neuen ReichSbauShaltSetatS eine Steige rung von 25V Millionen gegen den laufenden Etat aus. * Die .Nordd. Allg. Ztg." bringt Veröffentlichungen aus deu verschiedenen Teilen des ReichshauShailSetats für 1906 (S. „AuS dem ReichhauShaltSetat") * Die Genickstarre tritt in Oberschlesreu wieder heftig auf. (S. Neu.) * Der Zar empsangt morgen eine polnische Depu tation. Fallout «nü Ldambeilain. Die latente Krisis, an der die innere englische Politik seit dem Austritt Chamberlains aus d^n Mmistcunin leidet, ist jetzt endlich offen zutage getreten. Daö Ministerium Bal'our wankt wie ein unterhöblter Baum und kann über Nacht stürzen. Eine Kabinettssitzung hat statlgcsunoen, die zwar ohne das erwartete Demisnonsgesuch des M-müeriumS endete, aber doch keinen Zweifel läßt, daß die Tage des Kabinetts gerählt sind und daß dieses bereit ist, an die Wäöler zu appellieren. Der Fall der konservativen Regierung Englands wird durch die Streiisrage, ob Freihandel, ob Schutzzoll herbei geführt, und derjenige, der diese umstrittene Frage auf geworfen, Chamberlain, der ehemalige Genosse der Minister, Hal dem Kabinett das Grab geschaufelt. Ioö Chamberlain, der Vater des britischen JuipeiialismuS, will die W lt den Briten dienstbar machen. Aber der Burenkrieg hat ihm ge zeigt, wie tchwach im Grünte genommen, das britische Welt reich ist. Trotz allen ruhmredigen Phrase» weitz er sehr gut, daß das England, das gegen em paar raufend Bauern eine viertel Million Menschen aufbieten mußte, ehe es ihrer Herr werden konnte, einer Großmacht, die es zu Lance bekriegt, mit tödlicher Sicherheit unterliegen wüide. DaS Reich muß also gelräsiigt werden, und vaS soll duich ein engeres Verhältnis mit allen seinen Kolonien geschehen. Für eine unbedingte politische Gemeinschaft waren diese aber nicht leicht zu haben und so will sie bekanntlich Chamberlain dadurch an daS Mutterland fesseln, daß er einen die Welt umipannenden Zollverein Englands und der sämt lichen englischen Kolonien zu schaffen sucht, in dem den Kolonien besondere Vorteile und Zollvergünstigungen ein geräumt weiden. Um solche gewähren zu können, müssen natürlich erst die in England annoch fehlenden Schutzzölle geschaffen werden, und so predigte renn Chamberlain unver drossen deren alleinseligmachende Heilkraft. Aber das Kabinett, dessen Mitglied er war, sah voraus, daß diese Schutzzollpolitik leicht das Ende der konservativen Regierung herbeiführen und die Liberal n an das Ruder bringen konnte. Es vermochte Chamberlains geradem Wege nur im Zickzack und bald vorwärts, bald rückwäris lavierend zu folgen, und so schied mit einem lühnen Ent schluß Chamberlain aus der Regierung in der Hoffnung, die Wähler durch einen Nedefeldzug mit sich fonr-iß n und auf die ichiitz öllncrische Seite ziehen zu können und sie damit gle chzeitig dem konservativen Lager zuzusübren. G-lang der Plan, so war die konservative imperialistische Politik bei den im Jahre 1906 statlsinvenren Neuwahlen deS Sieges sicher und für eine Reihe von Jahren stabilisiert. Die Wäblermass n Kuner sich, mit den durch die Schutz zölle gefüllten Siaaiskassen, und gestützt aus die Gefolgschaft der Kolon-en, eischien daS Grealerbntain den ehrgeizigen britischen Slaatemannern leuchtend in seiner Machi'ülle als ein begehrenSweneS Ziel engl scher Slaais unst. Wie das Rom der alten Welt, war eü jedem Gegner gewachsen, wenn eS sein mutzie auch ohne Bündnisse, mit denen man sich jetzt noch immer bebelsen muß. Aber kapiert« daS alles der englische Wähler, dem man doch zunächst die notwendigen Nahrungsmittel verteuern mußte? Auch in England verzichtet der Manu aus dem Volke n'ckt gern zur größeren Ehre des Vaterlandes auf billiges Fleisch und billi «es Brot. Da Balfour sich dieser Erkenntnis nicht verschließen konnte, so suchte er vorsichtig zu lavieren und folgte dem voramchreiienven Cbambeila n nur sehr lä'sig. Um die konservativen Wählermassen nicht m daS liberale Lager zu treiben, sah er dem Feld zuge Chamberlains mit verschränkten Armen zu, billigte rha wohl im Prinzip, versah aber dessen Forde rungen mit allerlei Einschränkungen. Und in der Tat webte der Wind sehr ungünstig sür die Chamberlainsche Schutzzollpolitik. Alle seine Agitationen in Wort und Schr st haben daS Volk nicht von der Meinung abbringen können, daß e« im Interesse der imperallstischen Pläne seine Lebens- bedürsnisse werde teurer bezahlen müssen und ins besondere haben die englischen Arbeiter Chamberlain jede Gesolgichait verweigert. Die Folge war, daß bei aste» Nachwahlen die RegierungSao Hänger unterlagen und der Liberalismus im Lande ziffernmäßig gewaltige Fortschritte machte. Im Parlamente wurden die libeialen Union sten, auf die sich im Wesenil chen daS Kabinett stützen mußte, stuy'g und unsicher, und als zu guter letzt der unent wegt an sern Glück glaubende Cbambcrlain immer unge duldiger und reizbarer wurde und ,n einer geharnischten Rede in Birmingham Balfour wegen seiner unent schlossenen, zweideutigen Haltung angriff und ihm empfahl, emweeer schleunigst Neuwahl-n anzuordnen oder von cer poli tischen Bühne zu verschwinden, da scheint Balfour „der Mensch heit ganzer Jammer" angepackl zu haben Er beri s inen Mwisterrat eia und es srnv wohl nur talwche Rücksichten, die ihn bislang noch verhindert haben, dem Könige seine Demission anzubicten. Ein feuriges und ein lässiges Pferd riehen nicht gut an einem Wagen. Er w rv dabei hin- und hergeichleudert und kommt leicht vom Wege ab. Will nun Baliour die Siränge zerschneiden, um sich von dem hastig vorwärts strebenden Chamberlain zu trennen, um ihm den Karren allein anzu- verirauen? Will er ihn in den Sumpf fahren lasten und sich selbst vor dem Stuize retten? Odor wird Baisour zu rückbremsen und im Wabl'ampfe gegen Chamberlain ver suchen, zu relt-n was für die Kvn'eroaüven noch zu retten ist? Die Zukunft wird lehren, unter west n Führung sich die Konservativen in den Wahlkamps stürzen werden. Aus jeden Fall aber hat die Polink Cbamberla>nS und Balfouis das Resultat gezeitigt, daß bei Neuwahlen die Chancen für die Konservativen so ungünstig wie möglich stehen. D>e schließ liche Niederlage, die Baliour gefürchtet, als Cbambe>lain seinen Feldzug begann, wird seine Partei nun in Kürze er leiden und damit rst wohl ter Plan vom schütz,ollum» schlungenen englifchen Imperium einstweilen vertagt. Var Folonialminirierium. Der Zentrumsabgeordnete Herr Erzberger hat das Be dürfnis, wieder einmal den aronen Kolonialpolitiker zu spie- len. Die keineswegs glänzende Rolle, die er bei seinem miß lungenen Vorstoß gegen die maßgebenden Persönlichkeiten der Kolonialableilung spielte, hat ihn offenbar noch nicht zu der Erkenntnis gebracht, daß Bescheidenheit eine Zier ist. Nach jahrelangen, reiflichen Erwägungen ist die Regie rung, gestützt auf das Urteil aller ernsthaften Kolonialpoli tiker, endlich entschlossen, an die Umwandlung der Kolonial abteilung in ein selbständiges Neichsamt heranzugehcn, und man hat bisher nur noch auf das „sachverständige Urteil" des Herrn Erzberger gewartet. Dieses ist nun im „Tag" swarum nicht in der „Köln. Vo!ksztg."?j verkündet worden und lautet dahin, daß „zwingende Gründe sür Schaffung eines Kolonialministeriums gar nicht vorhanden sind, wohl aber durchschlagende Gründe gegen ein solches". Herr Erz berger ist auch so ehrlich, uns wisten zu lassen, woher ihm diese Weisheit gekommen ist, nämlich aus Dr. Alfr. Zimmer manns Lehrbuch der Kolonialpolitik. Tort soll geschrieben stehen, daß die Engländer und Franzosen mit ihren Kolonial ministern manchmal schlechte Erfahrungen gemacht Haden. Als ob die Erfahrungen der Ergländer und Franzosen nicht lange vor Herrn Erzberger von '.^ßgebenderen Leuten als er reiflich in Erwägung gezogen worden wären! Ter Entschluß der Regierung bedeutet soviel, daß wir endlich wirtschaftliche, nur von praktischen Rücksichten ge leitete Kolonialpolitik treiben wollen und daß dies nur durch eine Kolonialverwaltung geschehen kann, die ein sicheres Verständnis für alle praktischen Bedürfnisse unserer Kolonien hat und diese unmittelbar mit Nachdruck ver treten kann. Die von Herrn Erzberger als für seine Ansicht ausschlaggebend angeführten noch schwebenden Grenz regulierungen werden nur gewinnen, wenn der praktisch koloniale Gesichtspunkt dem rein diplomatischen gegenüber energischer zur Geltung kommt. Wenn Herr Erzberger uns in seinem Artikel den bureau- kratischeu Geschäftsgang einer solchen teils das Auswärtige Amt, teils das Kolonialamt angehenden Sache vor Augen führt, so beweist er damit nur, daß er die Gründe der Los lösung der Kolonialabteilung nicht begriffen hat. Im Grunde genommen bat die Kolonialverwaltuny mit dem Auswärtigen Amt nicht mehr gemein als mit jedem anderen Reichsamt: mit demselben Recht könnte man sie schließlich wegen der vorkommenden Rechtsfragen dem Ncichsmstizamt oder wegen der postalischen Angelegenheiten dem Reichspostamt angliedern. Von keiner Sachkenntnis getrübt, orakelt dann Herr Erz berger weiter: „Die Kolonien sollen doch nicht in Berlin regiert wer den, sondern an Erl und Stelle. Allgemein hält man eine Erweiterung der Selbstverwaltung sür geboten. Weshalb dann im Mutterlands eine höhere Instanz schaffen? Für die Kolonien selbst ist als Durchgang gleichgültig, ob in Berlin ein Kolonialministerium oder eine Kolomalabtei- luna sich befindet: der Ausschwung der Kolonien wird hierdurch nicht rascher, der Handel nicht größer, die Kul tur nicht höher!" Erstens sind bekanntlich unsere Kolonien noch lange nicht reif zu völliger Selbstverwaltung, sondern sollen nur ganz allmählich — wenn dies überhaupt möglich ist — auf dieses Ziel hingesührt werden. Zweitens brauchen sie gerade deswegen zu Hause eine verständnisvolle Kolönialver- waltung, die, nichtbebindertdurch eineZwischen- in stanz, ihre Interessen zu vertreten vermag. Hoffentlich läßt sich die Negierung nicht beirren, denn es schadet nichts, wenn durch eine wirtschaftliche Kolonial politik der Mistionspolitik des Zentrums naturgemäß die Flügel etwas beschnitten werden. Herrn Erzberger aber möchten wir raten, seinen „Zim mermann" eingebender zu studieren, und auch die Broschüre des von ihm angeseindeten, nichtsdestoweniger aber kom petenteren Legationsrats Helsferich über die Reform der Kolonialverwaltung zu studieren. Vielleicht kann er dann in einigen Jahren mitreden, wenn trotz seiner und seiner Freunde Liebesmüh' durch das Reichßkolonialamt „der Auf schwung der Kolonien rascher, der Handel größer, die Kultur höher" geworden sind. ff«5 Sem ftrichbaurkaltretat. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" tritt über den Rcichsbausbaltsetat für 1906 mit: Der Etat der Reichs post- und Teiegraphenverwaltuna sieht einen Ueberschuß von 62680072 ^l. vor. Der Etat verzeichnet an Stellenzugängen 2000 Assistenten, 450 Post- und Telegraphen- aehülfen und 4300 Unterbeamte. Zur Grundstückserwerbung, Erweiterungs- und Neubauten sind neue Forderungen ein gestellt für Annaberg, Beuthen, Bonn, Koblenz, Köpe nick, Köslin, Düsseldorf, Haag i. W-, Hannover, Hersfeld, Mainz, Metz sneueS Hauptpostaebäudeh Pforzheim, Ruhla, Traben-Trarbach, Weißenfels, Worms, Zittau, Zwickau, Bergedors, Düren, Halle a. S., LeiSncg, Posen (neue Oberpostdirektionsaebäudei und Steglitz. Der Etat der Reichsdruckerei weist einen Heber- schuß aus von 2 862 296 ük. Die Einnahmen des Reiches an Zöllen und Vertrags st euer» ergeben ein Mehr von 8196 760 ^l. Bei den Zöllen ist zwar ein« Steigerung um 5 218 000 X. vorgesehen, da jedoch der noch 8 15 deS ZolltarffgesetzeS vom 25. Dezember 1902 zur Erleichterung der Durchführung der Witwen- und Waisenverjorgung anzusammelude und ver zinslich anzulegcnde Teil von Reineinnahmen an Zöllen im Betrage von 17 Millionen besonders in Ausgabe gestellt ist, ergibt sich bei den Zöllen für die Reichstage ein Minder- anjchlag von rund 12 Millionen. Des weiteren ist ongeietz: die Tabaksteuer mit minus 253 000 .tü, Zuckersteuer wie un Vorjahre, Salzsteucr plus 1 788 000 Branntweinsteuer a. Maischbottichsteuer plus 519 000 d. Verbrauchsabgaben und Zuschlag vluS 63 000 Schaumweinsteuer P us 65 000 Brausteucr und Uebevgangsabgabe von Bier plus 795 000 .< Die Einnahme des Reiches an Stempelabgaben ist mit plus 9 547 000 .L angeietzt, davon entfallen aus Spiel- karten plus 57 000 F., Wechsolstempel 756 000 -K., Liempc'- abgabcn sür Wertpapiere usw. plus 8 667 000 .X., und zwar Aktien, Kuxe und Renten- und Schuldverschreibungen plus 6 440 000 Kauf- und sonstige Anlchaffungsgeschätte plus 3 718 000 ^., Lotterielooie n. von der Staatslotterie minus 1 687 000 b. von Privatlotterien plus 338 000 Schttl- fahrtSfrachturkundcn plus 38 000 .kl. Für statistische Ge bühren sind plus 67 000 -tl. vorgesehen. D>e sorPauernden Ausgaben des OrdinarrumS deS Militärctats sind erhöht um 15 409 500 ^l-, d>e einmaligen um 10 486 436 .tl. An neuen Formationen sind vorgesehen eine Kavalleriebrigade, zwei Jinanteriebataillone, ein Kavallerieregiment — unter Absetzung zweier vorhan dener Eskadvons Jäger zu Pferde —, Awei Fußart.llerie- bataillone — und Anrechnung von sechs vorhandenen 9. und 10. Kompagnien — und zwei Bespannunasabteilungen. Eine Umgestaltung erfährt das Ofsiziersreilschulwesen durch Er- richwng von vier Reitschulen und Umbildung des Militär- reitinstltuts Hannover in eine Offiziersreitanstalt. Zunächst sind sür Neittchulen Paderborn und Soltau, dann Sprotlau und Bitsch in Aussicht genommen. Im 'Sanitätswesen ist die Errichtung von vier Lanitätsiwspektionen: Berlin, Posen, Kassel und Straßburg, als Instanz zwischen dem General stabsarzt und den Armeekorps-Geueralärtten geplant. Zahl meister und Oberzahlmeister werden im Gehalt ausgebeffert, Zahlmeisterafpiranten in Unterzahimeister verwandelt. Die Unteroffiziere werden um 2024 vermehrt und die Besoldungs- und ihre Lohnverhältnisse gebessert. — Ter Fußartillerie- schießplatz Thorn soll mit einem Kostenaiffwande von einer Million erweitert werden. — Kasernenneubaulen sind in Aussicht genommen für Trier, Wandsbek, Hannover, Soltau und Straßburg: neue Gornisonlazarette für Quedlinburg nnd Wiesbaden. Bei der Kavallerie soll «in« neue Sa^itätS- auHrüstung eingeführt werden. Le'- Etat des 'äch fisch en Kontingent? weist an vi^auernd'n Aufgaben des Ordinarium-t «in M. F von 14v^'x)7 aus, bei den einmaligen Ausgaben ein Minus Vvn 390 136 .L Die Barackenkäsernen des 134. Infanterie regiments in L e i pzy G oh l i s . das nach P'auen ver legt worden ist, sollen sür 3170166 X an die Stadt Leipzig veräußert werden, von denen der Fiskus städtischen Kasernen besitz in Leipzig. Möckern sur 1 978 905 übernimmt. Bei dem württembergischen Kontingent betragen di« fort dauernden Ausgaben plus 656 418 II., die einmaligen vunuS 299 656 .tl., die Einnahmen p'uS 113 000 Das Auswärtige Amt beziffert die Einnahmen auf 1 147 750 ^l. l-j- 44ÄZ0 die fortdauernden Ausgaben aus 16 313322 l-s- 1246 795 F.>, die einmaligen Aus gaben auf 1 174 300 -kl. s-st 488 500 ^>. Infolge der beab- lchtigtcn Errichtung eines Neichskolonialamts sind die Be- oldungen derjenigen etatsmäßigen Konzlei- und Unter- icamten, welche bisher in der Kolonialabteilung beschäftigt waren, von den Besoldungssonds des Auswärtigen Amts ao- gesetzt und aus die entsprechenden Fonds des Kolonialamts übertragen worden Hierbei handelt es sich um 19 Kanztei- sekretäre und 19 Unterbeamte, und zwar um 1 Kastellan, 2 Pförtner, 14 Kanzleidiener und 2 Drucker. Bei den Gesandtschaften und Konsulaten sind folgende Aenderungen bemerkenswert: In Adis-Äbeba und Ehristiania soll als ständige diplomatische Vertretung je eine Geiandt- schaft, in Eetttnje eine Ministerresidentur errichtet werden. Neue Berufskonsulate werden für Aleppo, Mexiko, Palhoi- Kiungtäwu sHoihowj und Szeckiuan beantragt. Der Etat des Neichsamts des Innern weist bei einer Einnahme von 10 939 389 im ordentlichen und von 158 000 im außerordentlichen Etat an Ausgaben auf, im ordentlichen Etat 75 562 247 Mark l-s- 2155 610 an fortdauernden, und 2 940 050 l— 3 772 750 Fj an einmaligen Ausgaben. Im außerordent- lichen Etat werden wieder 5 Millionen für Zwecke der Ar beiter- und Bcamtenwobnungen gefordert. Der Etat für das R e i ch s k o I o n i a l a m t veranschlagt die Einnahmen des ordentlichen Etats auf 205 745 ^l. IZ- 87 290 des außerordentlichen Etats auf 156 000 l-s- 5000 ^s, die sortd ucrnden Ausgaben des ordentlichen Etats auf 1 268 773 .K., die einmaligen Ausgaben auf 19820214 ^l. sZ- 731218 .Hs und die Ausgaben im außer ordentlichen Etat lDarlehen für den Bahnbau in Togo! auf 1 200 000 .K. 2 400000 Zugleich werden die schon bekannten Grunde für die Schaffung eines Kolonialamtes angeführt, das vom Auswärtigen Amt getrennt ist und seine gepsgnte neue Organisation wird angeführt. Der Etat deS ReichSschahamteS weist an fort dauernden Ausgaben ein Mehr von 30 771 250 lll auf, an einmaligen Ausgaben ein Mehr von 1 224000 lll. Für die Herausgabe eines Nachrickttenblattes für Zollstellen werden 10 000 -<l. gefordert, um den Zollstellen die Auslegung deS reuen Zolltarifes zu erleichtern und den zahlreichen Zwei feln und Meinungsverschiedenheiten zu begegnen. Die söge- nannten Veteranenbeihiffen weisen eine Steigerung um 2 600 000 auf. Die Neberweffungen an die Bundesstaaten betragen 9 249 000 llk. mehr. DaS neue Kapitel zur Kapitals- ansammlung behufs Erleichterung der Durchführung einer Witwen- und Walsenversorgung wird auS den Zollerträgen mit 17 Millionen auSgestattet. Unter den einmaligen AuS- aaben werden 1260 000 llk. sür die Erwerbung deS Grund stücks Wilhelmstraße Nr 60 und die erste Daurate deS dort zu errichtenden Erweiterungsbau«» für daS Reichsschaßamt gefordert. veulsGes Krick. Leipffr, 26. November. * Neue Nachrichten an- Sudwestafrika. Die Nach- richt von dem Tode Hendrik Witbois hat eine erneute Bestätigung gefunden. Er ist bereit» am 29. Oktober eine Stunde nach seiner Verwundung gestorben. Der Anhang seine» Nachfolger» Samuel Isaak sitzt am Fisch fluß östlich von Berscba: weitere starke Banden Witboi» sind nach dem Hudup gezogen. Südlich von Gibcon ist, wie nachträglich gemeldet wird, bei Deutsche-Erde am Fischfluß am 13. November ein Proviantwagen über fallen worden, wobei 4 Reiter fielen und 4 verwundet wurden. Dagegen gelang es am 18. November Leu: nant Fischer, niit 25 Reitern und 2 Maschinengewehren östlich von Nauroroams, 20 Kilometer südlich von Gibeon, ein Hottentottenlager erfolgreich anzugreifen. Der Feind verlor 7 Mann: einige Gewehre wurden er beutet. Deutscherseits ist ein Reiter schwer verwundet Generalleutnant v. Trotha trat, wie beabsichtigt, am 19. November von Lüderitzbucht mit dem Dampfer „Prinz-Regent" die Heimreise an. Die Ankunft wird nm 12. Dezember in Hamburg erwartet. — Oberst Dame hat die Geschäfte des Kommandeurs der Schutz truppe übernommen. Er befindet sich seit dem 2!. No vember auf dem Marsche von Lüderitzbucht nach Keet manskoop. * Deutschland und die polnische» Unruhen. Tre „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt: Die War schauer Presse fährt fort, die schwindelhaften Gerüchte über deutsche Gelüste zur Einmischung in Polen auSzu- spinnen. Neuerdings wird vom Kur. Polski und vom Kur. Parannh verbreitet, daß in Galizien die Mobil machung ungeordnet sei und zwar als Gegenmaßreael gegen die deutscherseits beabsichtigte Einmischung in sie russisch-polnischen Angelegenheiten. Deutschland habe seine Absicht nach Wien mitgcteilt, habe aber dort keine Billigung gefunden. Auch bei dieser neuen Version handelt es sich lediglich umEr- findungcn. Da Deutschland niemals die Absicht einer Einmischung hatte, konnte es von dem Bestehen einer solchen Absicht auch nicht in Wien Mitteilung machen, und da eine solche Mitteilung nicht gemacht wor den ist, kann sie auch nicht Anlaß zu einer Mobilmachung in Galizien gegeben haben. Die polnischen Blätter stützen also eine Lüge immer durch eine andere. ?. Eine sächsische LandtagScrsatzwahl ist im 39. länd lichen Wahlkreis (Lengefeld, Meerane, Reichenbach), der bisher durch den konservativen Gutsbesitzer Leithold - Tettau vertreten war, infolge Ablebens des bisherigen Abgeordneten notwendig. Die erforderlichen Wahl- inänncrersatzwahlen sind auf die Tage vom 28.—30. De zember, die Wahl des Abgeordneten auf den 12. Ja nuar anberaumt worden. Wahlkommissar ist Regie- rungsrat Tr. Seyffarth in Zwickau. Die Wahirrchtsinrerpellatl'vncu, die Montag in der Zweiten sächsischen Kammer zur Verhandlung kommen, dürften eine lebhafte Debatte entfesseln. Die Begrün dung der Interpellationen wird durch die Abgg. Schieck. Bär und Günther, die Beantwortung vom Minister Metzsch im Namen der Regierung erfolgen. Darauf wird von Seiten der Nationalliberalen Dr. Vogel sprechen, während von Seiten der Konservativen Opitz das Wort ergreifen dürfte. ?. Gesetz zur Bekämpfung der Reblaus. Nachdem an Stelle des Neichsgesetzcs über Abwehr und Unter drückung der Neblauskrankheit vom 3. Juli 1883 ein neues Gesetz untcrm 6. Juli 1904 erlassen worden ist, hat sich auch für das Königreich Sachsen der Er laß eines neuen Ausführungsgesetzes zu diesem Reich?- gesetz notwendig gemacht. Der Entwurf dazu ist im Ministerium des Innern ausgcarbeitet worden und den Ständen mit königlichem Dekret Nr. 7 unterm 24. Okto ber zugegangen. Die Erste Kammer verwies den Ent wurf an ihre erste Deputation (Vorsitzender Geh. Rat Dr. G e o r g i - Leipzig), die nunmehr ihren Bericht durch das Kainmermitglied Sahrcr von Sahr erstattet hat und empfiehlt, den Entwurf mit einigen unwesent lichen, meist redaktionellen Aenderungen anzunehmen. * Ein interessanter Prozeß der Zivilliste des Königs von ^npern gegen den bayerischen Fiskus ist, wie unser Münchner Korrespondent meldet, vom Landgerichte in München entschieden worden. Es handelt sich dabei um einen auch wegen der Feuersicherhcit dringend notwen digen Erweiterungsbau des Hoftheatermagazins, das sich, nebenbei bemerkt, nicht in der Nähe des Hofthcaters befindet. Die Kammer der Abgeordneten hatte in der vorigen Session ein dazu bestimmtes Postulat in der Höhe von 171 000 Mark abgelehnt, weil nach der ganz unrichtigen Meinung der Mehrheit nicht dem Staate, sondern der Zivilliste die Baulast zufalle. Es blieb, do sich die Zivilliste entschieden weigerte, nur die Beschrei tung des Prozeßwcgcs übrig. Nach umfangreicher Ver handlung hat nun das Landgericht der Klage der Zivil liste stattgegeben und den bayerischen Fiskus unter Ucbcrbürdung der Kosten für schuldig erklärt, den Er weiterungsbau auszuführen und das abgelchnte Postulat dem Landtage wieder unverändert vorzulegen. * Die KorporationSrechte der gewerblichen Berufs- vereine. Wie wir schon meldeten bat der Bundesrat einen Gesetzentwurf angenommen, der die Bedingungen regelt, unter denen die Vereine KorporationSrechte er halten können. Ein Privattelegramm aus Berlin mel- det unS, daß der Entwurf mit der Entziehung der Kor porationsrechte droht, wenn die Vereine sich an Ausstän den beteiligen, durch die die öffentliche Wohlfahrt, sowie die Versorgung der Bevölkerung mit Kohlen, Wasser und Licht gefährdet ist. * Zur Lage im Textilarbeiterkampf meldet un» ein Privattelegramm aus Gera vom 25. November: Hier fanden heute morgen drei große Versammlungen von auSgcsperrtcn und streikenden Textilarbeitern und Ar beiterinnen statt. Die NrbcitcrvertrauenSausschüsse be richteten über die neucingeleiteten Vcrgleichsverhand- langen. Aus den Berichten ging hervor, daß die Fabri kanten entschieden alle weiteren Verhandlungen ab lehnen. Sie sollen sich sogar dahin ausgesprochen haben, daß sie bereit seien, die „Saison zu sistieren!" Die ver- trauensauSschllsse wurden zu weiteren Verbandluncren mit den Fabrikanten beauftragt. Eine definitive Be- schlußsaffung soll in nächster Woche erfolgen. Die Arbei ter sind noch sehr kamvfcSmutig. Unter den Geraer Ar beitern herrscht übrigens die Besorgnis, daß. wenn sie jetzt die Arbeit aufnähmen, ohne etwa» erreicht zu haben.
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