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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.06.1927
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-06-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270607011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927060701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927060701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1927
- Monat1927-06
- Tag1927-06-07
- Monat1927-06
- Jahr1927
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 07.06.1927
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71. Jahrgang. 2S2 Veadlaoickrtt«! ««W-Uvt», Lr„»«» E-r»lv»«ch«r » Smm»»linmm»»r, 20 2^1 A« tür -lalLta-tprSch«! 20011 Bezugs-Gebühr Anzeigen-Preise:! Dienstag» ?. Juni IvS? Gegründet ISS« »»rd«» nach nlr auiwärl» ^ bri läaltch »wrimaUier tzußill onal Juni 5 Marli ohne Pochul «intalnun,»»» t» Vlenni, »Pt,. Buew.BuittSa« aeaen Borau»b«»ahi rdald » fferlenaebi ^>b A«Vta«IchLtl»>»Il» »»grab« vianich » Sirichardl in Dresden ^ech»Konlo 10SS Drea.a» Nachdnich «nr «U »auMcher Quellenanoab« «.Dresdner Nachr.'i niläM,. Unverlana«, Schrifliiilch, werden nicht aiiidewadr«. /<nsi-ksnn1 guls prsisv,srts Wsiris unct KUciis I.imbäeker ^smsprscksr 13777 JojiLum-Esoi'gSli-/^»ss 8 khamberlain bei Kottbus notgelandet. Erste Notlandung bei Eisteben wegen Benzinmangels. — Neue glänzende Rekordleistung. Das vorlöufige Ende -es Rekor-sluges. Berlin. S. Juni. Nachdem das Flugzeug „Columbia" de» amerikanischen Fliegers Lhamberlain am heutigen zweiten Feiertag früh vm 8 Uhr ln der Mhe von Eisleben wegen Betriebsstoff, mangel» zu einer Notlandung hatte niedergehen müssen, war es um 9.35 Uhr zum weitersluge nach Berlin wieder ausgestiegen. Es hatte sich jedoch dann verflogen und muhte gegen 12 Uhr mittags in der Nähe von kottbus erneut notlanden, wobei der Propeller beschädigt wurde. Der Flieger mittag um 19 Uhr den Weiterflug nach Berlin antreten. Die erste Notlandung. Chamberlain über seine« Flug. EiSlebe «, 8. Juni. Chamberlain ist heute früh 8 Uhr in der Nähe SiSlcbenS bei Halle infolge Benzin» mangels notgelandet. Sin Flieger der Lufthansa brachte von Halle neue» Betriebsstoff. Die Mannschaft befinde« sich wohl. Die Flugzeit bis EiSleben betrug IS Stunden. 8,88 Uhr ist Chamberlai» nach Berlin wcitergeflogen. Ueber die erste Notlandung ChamberlatnS werden noch folgende Einzelheiten berichtet: Kurz vor 6 Uhr morgens am »weiten Pfingstfetertage sichteten einige Bewohner in dem etwa drei Kilometer von Helfta an der Bahnstrecke nach Halle gelegenen Luftkurort Bischofsroda einen niedrig fliegenden Eindecker, der um 6 Uhr 6 Min. auf einem Waldgelände not- landcte. Etwa 60 Dorfbewohner aus dem Mansfelder See» kreis waren zugegen. Sie fanden Chamberlain und seinen Begleiter Levine vor dem Apparat stehend, der die Bczeich. nung „N. X. 287* und die Aufschrift „140 Columbia Aercraft Corporation New Bork" trug. Chamberlatn, eine hohe Ge stalt mit sylnpathischen Gestchtsziigen, machte einen zuversicht lichen Eindruck und wandte sich sofort an die Ankommenden, um ihnen begreiflich zu machen, daß er schnellstens Ben- »in haben möchte. Es wurden etwa 60 Liter Benzin herbcigeschafft. Inzwischen lieb sich Lhamberlain durch Unter, schrift von etwa 20 Dorfbewohnern und Beidrtickung des Ge- mcindcsiegelS bescheinigen, das, er notgelandet sei. Er füllte dann seinen Tank auf. Die Bcrständtgung war nicht leicht, da anch die Englischsprcchenden nur schwer den amerikanischen Jargon verstehen konnten. Auf die Frage, wie der Flug war, erklärte Chamberlain. dab er wider Erwarten günstige« Rückenwind gehabt und be« Ozean zwischc« Neuschottlanb und Irland in etwa L4 Stunden überflogen hätte. Dann erzählte der Flieger, dab er über England sehr günstige Witterung gehabt habe. Der Wind sei aber meist aus Süden gekominen. Sehr schlimm wurde cS über dem Kanal, wo eine NS die andere trieb und ein heftiger Regen ans de« Apparat niederpraffclte. Ueber Boulogne für Mer entschloß man sich, nach Nordosten zu fliegen. Es wurde nach Karte und Kompaß auf Koblenz zugeslogen. Ob Koblenz überflogen worden ist, weiß Chamberlatn nicht. Er hat bann aber festgestellt, dab er Kassel passiert hat. und zwar um 4 Uhr 20 Min. morgens. Er ist bann den Südharz entlang weitergeflogen. Kurz vor 8 Uhr 80 Min. mutzte er feststelle«, batz der Venzinvorrat zu Ende war. Nach kurzer Rücksprache mit seinem Begleiter entschloß er sich zur Landung. Er fand zwischen zwei Wäldern eine ihm günstig erscheinende Wiese, auf der er sehr sachte aufsetzte. Auf der Karte in der Kabine fand man die Flugroute vom Aermelkanal ab in roter Farbe etngczeichnet. Sie führte jedoch wesentlich nördlicher über Köln—Hannover nach Berlin. Demnach ist Chamberlatn stark nach Süden abgcdrückt worden. Er nahm selbst an. daß er sich in der Leipziger Gegend be- fände, und hatte die Absicht, dort zur Aufnahme von Benzin nicderzugehen. Chamberlatn erzählte dann noch, dab beide «ährend der Fahrt über den Ozean fastnichtSgegeffen hätten. Am schlimmsten sei das Nachsitllen von Benzin ge» »escn. Die leere« Gallonen nmrde« ins Mee» geworfen. Datei sind anch einige volle mit über Bord gefallen. Mit Dank für die Hilfeleistung bestieg dann Chamberlatn baS Flugzeug. Nach dem Start an der ersten Zwischenlandung», stelle hat Chamberlatn anscheinend durch tiefliegende Wolken «rosie Schwierigkeiten mit der Ortentierunagchabt, zumal er «enaue Karten nicht bet sich führte. Die Maschine ist dabei von der Richtung abgekommen» so daß sie schließlich di« Gegend »»» Kottbus erreichten. Die Amerikaner in Kottbus. Berlin. Flughafen Tcmpelhos, S. Juni. 12.8» Uhr. Rach soeben hier einaelauscner Meldung hat baS amcrika» Nische Flugzeug mit Chamberlain und seinem Begleiter in folge PropellerbrncheS aus sumpfigem Gelände bei Klinge, 18 lln» von KottbuS entfernt, niedergehe« müsse«. KottbnS, 8. Juni. Die „Columbia* war schon über Klinge hinaus in Richtung Frankfurt a. d. O. geflogen, alS sie plötzlich kehrtmachtc, da die Flieger die Richtung verloren hatten und auch der Betriebsstoff zu Ende ging. Das Flugzeug ging dann, nachdem es einige Schleifen beschrieben hatte, aus sumpfigem Gelände bei Klinge nieder. Die Landung erfolgte uin 11.45 Uhr. DaS Flugzeug kam anf den Kops zu stehen. Hierbei wurde ein Propeller beschädtigt. Anch der Motor ist anscheinend defekt. Die beiden Flieger wurden vom Generaldirektor Natter der Dentsche» Lufthansa, der zufällig in Kottbus weilte, in Klinge begrüßt. Sie fuhren sosort «ach Kottbus. wo sie gegen 1 Uhr eintrase«. Im Hotel Ausorge wurde den beiden Ameri- anf. Man merkt ihnen auch keine Ermtjdung an. Zur Be grüßung der beiden Ozeanslicgcr hatten sich auch der ameri kanische Botschaftsrat Pool von der amerikanischen Botschaft in Berlin und Ministerialrat Brandenburg ein- gefnnden. Bor dem Hotel Ansorge hatte sich eine riesige Menschenmenge zur Begrützung der beiden Flieger ein- gesundcn. Dem Ministerialrat Brandenburg, dem Leiter des deutschen Luftfahrwcsenö, und Botschaftsrat Pool als Ver- treter des amerikanischen Botschafters in Kottbus sprachen der amerikanische Flieger Chamberlain und sein Begleiter Lewine den Wunsch auS, auf ihrer eigenen Maschine „Columbia* morgen nach Berlin zu fliegen. Die Ausbesse rung des Propellers wird mit Hilfe der Deutschen Lufthansa bis dahin voraussichtlich durchgefnhrt werden können. Mit dem Eintreffen der Flieger in Berlin dürfte daher morgen im Laufe des Nachmittags zu rechnen sein. (W. T. B.) Was Chamberlain in Kottbus erzöhtte. Berlin, 6. Juni. Die auS Kottbus zurückgekehrte» Direktoren Wrenskt und Milch von der Deutschen Luft» Hansa gaben Vertretern der T.-U. folgende Auskunft: St« sind der Ansicht, das, der amerikanische Flieger Chamberlatn und sein Begleiter am Dienstag vielleicht noch nicht in Berlin cintrcffen können, sondern wahrscheinlich erst am Mittwoch, da das Flugzeug schwer aus dem sumpfigen Gelände heraus» zuzichen ist. Der neue Propeller ist bereits in Kott- buS. Die beiden Herren äußerten aber, dab auch alles noch möglich sein könnte und sie daher nicht ohne weiteres für diese Nachricht über den Zeitpunkt des Eintreffens in Berlin einstehen. Beide Herren sprachen Chamberlain und Levlne beim Diner an, das diesen der Bürgermeister von KottbuS gab. Chamberlain ist in de» ersten »eh» Minuten «ach seiner Ankunft in KottbnS sehr ermattet gewesen, erholte sich aber lehr rasch und war dann lehr vergnügt, fa fast anSgelasse«. während sein Begleiter Levine sich etwas ruhiger verhielt. Chamberlain und Levine mutzten aus de» Balkon hinauS- treten, wo sie von der Bevölkerung stürmisch bejubelt wurde». Chamberlain äußerte sich dann über seine» Flug nach Deutschland. Sie sind nachts in 700 Meter Höhe geflogen und als sie bann morgens die Nebelwand durchslogen, haben sie die Orientie rung verloren. Hierdurch ist der Benzinvorrat vorzeitig ausgegangcn. Dadurch wurden sie zu der Notlandung in Eiölebcn gezwungen. Für die kurze Strecke »ach Berlin hatten sie nur ganz allgemeine Karte«, so daß sie bei« Weiterfliegen bald die Richtung verloren und im Vogen «« Berlin hcrnmslogen. In der Nähe von KottbuS ging dann abermals der Benzinvorrat aus und sie muhten nun aus dem Sumpfgeländc eine Notlandung vornehmen, wobei der Pro peller beschädigt wurde. Chamberlatn hat unterwegs nur drei Orangen und zwei Butterbrote gegessen, jedoch nichts getrunken Beide Herren wurden selbstvers^nd- lich um Autogramme direkt gedrängt und mußten sich auf Wunsch des Bürgermeisters in daS Goldene Buch der Stadt Kottbus eintragen. Bei den Szean-Fliegern ln Kottbus. <Bon unserem tm Aut« nach KottbnS, 6. Juni. Unser Mitarbeiter berichtet uns von der Landung der amerikanischen Flieger folgende interessante Einzelheiten: Mittags gegen 12 Uhr verkündete der Rundfunk, daß Chamberlain bei Kottbus notgelandet sei. Wenn das Wetter auch nicht verlockend war, so ließ ich mich doch nicht abhaltcn, und saß schon Minuten später in meinem Wagen, der mich in schärfstem Tempo durch die regnerische Landschaft der Lausitz und des Spreewaldcs brachte. In Spremberg er. kündigten wir uns zum erstenmal nach dem Landungsplatz der Maschine. Maßloses Erstaunen mar die Antwort, so baß wir schon fast an einen verspäteten Aprilscherz glauben wollten. Indes setzten wir unsere Fahrt fort, um uns endlich Gewiß heit zu verschaffen. Bald erreichten wir die Vororte von Kottbuö, doch stießen wir auch hier auf völlige Unkenntnis der Geschehnisse. In der Stabt selbst fragten wir den ersten Schutzmann nach den Amerikafliegern und erfuhren, daß der Flieger gelandet sei und die Maschine wahrscheinlich auf dem Flugplätze stände. Nun ging es zum Flugplatz, wo wir zwar nicht die Amerikaflieger vorfanden, wohl aber sechs Maschinen der Lufthansa in Reih und Glied, die anscheinend ausgeschickt worden waren, um Chamberlain zu empfangen. Hier erhielten wir endlich die positive Nachricht, daß Chamber- lain auf einer Sumpfwiese bei Klinge an der Straße Forst—Kottbus notgelandet sei. Also nach Klinge ging die Fahrt. In der Bevölkerung von KottbuS schien die Nachricht von der Landung noch kaum verbreitet gewesen zu sein,- denn während der ganzen Fahrt zur Landungsstelle sah man keinerlei Anzeichen eines be- sonders auffallenden Verkehrs. Nach Passieren des Ortes Klinge ging es über holperige Feldwege und sumpfige Wiesen bis zum Ziel. Da tauchte endlich rechts vor uns die silbern schimmernde, auffallend kleine Maschine der Amerikaflieger auf. Während, wie uns bekannt war, in Berlin Reichswehr und 2000 Sipoleute bereitstanden, uin für den Schutz der kühnen Flieger zu sorgen, waren es hier vier Schutzleute und ein Oberwachtmetster, die den „riesenhaften* Verkehr regeln sollten, der aber nur von etwa 20 Automobilen und 100 Zu- schauern auS der nächsten Umgebung bestritten wurde. Vorausgegangen mar ein nicht uninteressanter Wettlauf zwischen be« Feuerwehren von KottbnS und Forst, die beide alarmiert worden waren. Kottbus siegte hier mit drei Minuten Borsprung und hatte dadurch den Vorzug, die Ikottbu» rntjansten Mitarbeiter.) Flieger in ihre Mauern zu entführen. Jetzt galt e», durch die zwei absperrenden Schutzleute zur Maschine durchzu dringen, was nicht leicht war, da gerade kinematogra» phtsche Aufnahmen vom Flugzeug und den Flieger« gemacht wurden. Endlich mar aber doch der große Moment gekommen, und wir hatten auch den Vorzug. Chamber- lain selbst begrüßen zu können. Er war in Be gleitung von Herren der amerikanischen Botschaft und deS Oberbürgermeisters von Kottbus. Chamberlain ist ein Mann von mittlerer Größe, frischem Aussehen und bekleidet mit einfachem Sportanzug. Die überstandene« Strapazen konnte man dem kühnen Flieger natürlich an- sehen. Trotz seiner großen Müdigkeit mußte der Flieger nach allen Setten Autogramme verteilen. Es gelang mir, einige Worte mit Chamberlain zu wechseln. Auf meine Frage über den Gcsamteinbruck seiner Fahrt antwortete er nur: „Splendid, splendid!* Während der Flieger nun im Auto nach Kottbus fuhr, benutzten wir die Gelegenheit, die Maschine genau zu be sichtigen. Sie ist ein auffallend kleiner Eindecker von schätzungsweise fünf Meter Flügelspannung. DaS Lockpit ist durch Zelluloidfenster luftdicht abgeschlossen, jedoch so. daß die Flieger nach allen Seiten bequem Ansschau halten können. Unbequem erschienen uns als Laten die beiden gepolsterten Sitzplätze, die keine Rückenlehne besitze», sondern alS Stütze lediglich den durch Ouerbänder seitlich versteiften Benzintank besitzen. Dieser Tank beginnt hier und geht durch den ganzen Rumpf des Flugzeuges hindurch Al» Kenn- zeichcn trug die Maschine die Nummer 144 und in großer Schrift den Namen „Columbia*. Beim Landen hat sich die Maschine wegen des sumpfigen Boden» auf den Kopf gestellt, wobei ein Propellerflügel abbrach. Wir begaben uns von hier zum Hotel Ansorge in Kott bus, wo die beiden Flieger abgesticgen waren. Jetzt aller dings stand Kottbus im Zeichen des großen, weltgeschichtlichen Ereignisses. Hunderte von Menschen brachten den Fliegern begeisterte Ovationen dar. Während Chamberlain sich bereit» zur Ruhe begeben hatte, gelang es mir noch, seinen Be gleiter, dcnGeneraldtrektorLevine, kurz zu sprechen. Trotz seiner Ermüdung sagte er mir doch, daß an Schlafe« noch nicht zu denken wäre. Mit einem Händedruck verabschiedete ich mich mit den besten Wünschen für ein« glück- ltche Heimkehr.
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