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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 12.06.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19100612024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1910061202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19100612
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1910061202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1910
- Monat1910-06
- Tag1910-06-12
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Depots, ^ukbvwssirunx otisnsr u. vorsesillössbLrer. Kreditbriefe auk »Ile Idauptplät/-s der FVslt. Aüv ^esev. Nach einer Berliner Korrespondenz fall ein Kanz le rwechscl unmittelbar bevorstchen: als zukünftiger Reichskanzler wird Frhr. v. Sdivrlemcr genannt. Der neue Staatssekretär des ttteidiskvlvnialamts v. Lindcqnisl übernahm heute formell die Leitung der Geschäfte. Eine Antwort des Vatikans a»f den vom preußisd>en Gesandte» bet der Kurie eingelegten Protest wegen der V o r r v m ü u s - E n z y k l i t a ist »och nicht erfolgt. Der Kamps im Baugewerbe hat nach einer Statistik bis jetzt mehr als 45 Millionen Mark Lvlinausfall gezeitigt. Das gesunkene französische Unterseeboot „P l u v i o s e" wurde heute früh ins Dort »ach Calais gebracht. Neuerte vrMmMmgen vom II. Juni Die Borrnmüus-Eiiznklika. Berlin. iPriv.-Tei.j Auiheutüch verlautet, dost die päpstliche Kurie auf die Borstellung des prcustischcn Gesandten hin eine amtliche Erklärung abzngebeii bereit ist, dnst sie weder eine Beleidigung der Protestanten noch eine» Angriff ans den konscssioiiellcii Frieden beab sichtigt habe. — Bon einer Abl ch w ächung d e r Cnznklika ist jedoch keine Rede. Köln. iPriv.-Tcl.i Zinn Streite um die Enznkliko meldet ein Berliner Telegramm der „Köln. Big": Es ist bis heute noch keine Antwort auf die vom Ge sandten Mühlberg lintcrnvmmrnen Schritte erfolgt. Der von Zentriimsblättern unternommene Bersuch. die Erklä rung des „Qffeivatore llivinono" als eine, und zwar den Zwischenfall erledigende Antwort -ins die pi'enstische Note hinznstcllen, ist natürlich ganz hiusällig, da die Erklärung vor Ilrberreichiing des prenstischen Protestes erfolgt ist, iilit dem sie sich gekreuzt Hai. Wenn der Papst jede Alu ich!, die Nichtkatlivlike» Deuischloiids zu beleidige», in Abrede stell!, so ist daS gewiß mit 'Befriedigung zu begrünen, aber es ändert doch nichts an der Tatsache, dast derPapst absichtlich oder unabsichtlich eine Kundgebung neranstaltet hat, die rein obiektin auch nach tatholischem ilrtell geeignet ist, den reli giösen Frieden in Deutschland zu stören. Diesem nun ein mal erzielten Erfolge durch weitere, wenn auch das Be dauern des heiligen Stuhles feststehende Erklärungen ent gegenznarbeiten, wird dem Papste schwer satten. Das Blat! erklärt den Bvrwurf für »uherechtigt, dast die deutsche Dipsomatie zu langsam gehandelt habe. Sie konnte in, möglich auf Zeitungsngchrichien hin norgehen. sondern mustte warten, bis die Enziiklika in wirklich beglaubigter Form »vrlng. Sobald das der Fall war, wurde der an Herrn n. Mühlberg zu sendende Erlast innerbalb -'I Stunden aus gesetzt und abgesandt. Die Arbeit war also nicht nur nicht langsam, sonder» im »legenteil eine für den diplomatischen Brauch ungewöhnlich schnelle. Der neue Herr im Nolonialaml. Berlin. Der nencrnannte Staatssekretär des Rcichs- tvlonialainteS v. L i n d e g n i st übernahm l>ente vormittag iormeU die Leitung der Geschäfte, indem er die Vortragen den Räte und -Hilfsarbeiter der Zivilabteilnng, die -Herren 1 oom Kommando der Schuhtruppen, sowie die Borstcher der einzelnen Bureaus im grostcn Sitznngssaale des Ncichskvlvilialamtes um sich versammelte. . Prcnßischer Landtag. B e r l i n. lPriv.-Tel.) Das Abgeordnetenhaus »ahm die Wohnungsgeldzuschußvorlage in einer Fassung an, mit der sich and, die Negierung einverstanden erklärte, nachdem der Finanzminister die Kvmmissivnöbcschlüsse als unannehmbar bezeichnet hatte. Gewitterwolken im Orient. Köln. lPriv.-Tel., Unter der Ueberschrift „Sturm zeichen" veröffentlicht die „Köln. Ztg." ein Konstantinopler Telegramm, wonach die kretische Abwicklung bei wachsen der Erregung der Bevölkerung gegen die Griechen ernste Forme» annimmt. Berrufserklürilligen der griechischen Waren, Angriffe und .Heraussordcrnngen coii Personen werde» viclerorten unter stillschweigender Duldung der Negierung und der Untcrbehörden von eige nen Ausschüssen ins Werk gesetzt. Heute werden verschie dene Abgeordnete der Kammer sofortige A » ö - w e i s n n g allcr Griechen aus dem ganzen otto m a n i s ch e n t>! eiche Vorschlägen. Bei der Stim mung der Mehrheit ist die Annahme deö Antrages trotz der bedenkliche» Folgen wahrscheinlich. Ernsthafte Kreise bauen ans das Ansehen und die Klugheit des aus Albanien znrück- getehrten Kriegsniiuisters. Er kann den Antrag noch ver hindern. Seine Annahme würde zweifellos den Rücktritt des Ministeriums Gakli nach sich ziehen. Die Bergung des „Pluviosc". Paris. Ans Ealais wird von 3 Uhr morgens ge meldet: Das Unterseeboot „P l u v i o s e" wurde soeben in ein Trockendock des Hafens gebracht. Fast gleich zeitig tras der Postdnmpscr „Pas de Ealais", der, wie er innerlich, den „Plnviosc" in den Grund gebohrt hatte, ans der Rückreise von Dover im Hafen von Ealais ein und >renzte dabei das Wrak des Unterseebootes. Man wird heute versuchen, den Rumpf des „Pluviose" anszupumpcn und das Leck zu verstopfen. Sodann wird das Wrak des infiziert. Mehrere Lazarettbedienstctc werden unter Führung eines Marinearztcs die Leichen ans dem Unter seeboot bringen. Luftschifsahrt. I v l> a n n i s t b a l. Auf dem Flugplätze stürzte gestern der Pilot der Ikarus-Gesellschaft, der Italiener Eolvmba, mit seinem Sommer-Doppeldecker ans beträcht licher Höhe ab. Der Apparat wurde gänzlich zerstört. Der Flieger hat jedoch keinerlei Schaden erlitten. P a r i s. Eine amtliche Note teilt mit, das; -Hanptmann Marconnet und Leutnant Bocuant vorgestern einen Flug von Ehülons nach BinccnneS ansgeführt haben und wegen nngewöhiilichcr Verdienste um die Militär- flngtcchnik das Ritterkreuz der Ehrenlegion erhalten haben. Potsda ui. Der Kaiser hat sich vormittags 10 Uhr 5g Min. von der Station Wildpark mit Gefolge mittels Svndcrznges nach Schwerin zu den Tauffcierlichleiten begeben. Ebcrsbach. Heute früh brach in der Gcschüftsbücher- sabrit von Bernhard Elemcns, die sich im Obergeschoß eines Nebengebäudes deS „Qbcrlgnsitzer BolkSboteu" be fand, Feuer aus. Das Dachgeschoß brannte ans. Den Flammen sielen größere Borrätc an Papier und fertig- gestellten Geschäftsbüchern zum Opfer. Die Maschinen wur den beschädigt. Der Schaden dürfte sich auf etwa 25 000 Mk. belaufen, ist aber durch Versicherung zum größten Teil gedeckt G e l s e n k i r ch c n. Wie die Zeche „Evnsolidation" mitteilt, sind die beiden e i n g e s ch l o s s e n e n Berg len t e n v ch n i ch t g e b o r g c n worden. Die Bergungs arbeiten werden fortgesetzt. Der Betrieb der Zeche ist nicht gestört. Frei bürg. Tic Bcrhandlnngen zwischen den Ar beitgebern und den Arbeitnehmern im Baugewerbe von Oberbaden sind ergebnislos verlausen. Wien. Tie Akten mit dem Urteil gegen Höf lich t c r sind, wie die Blätter melden, vom Korpskomman- dantcn dem Militärvbergericht übermittelt worden. Parts. Tie Vertreter der Lokomotivführer und Heizer haben im Verein mit dem Ausschuß des Cisenbahnsuiiditats gestern eine Versammlung abgchaltcn, in der beschlossen wurde, sämtliche Verbände der Eisen- bahnbedieiistctcn zu einem gemeinsamen Vorgehen auszu fordern, um ihre Forderungen durchzusetzen. Von einem Smidikat wird demnächst ein Aufruf erlaßen werden, in dem eine Erhöhung der Löhne gefordert und gegen die Ver wendung von Truppen zum Ersah der Ausständigen Ein spruch erhoben wird. Rotterdam. Indische Blätter melden, daß vom 20. Februar bis zum II. Mai in Samareng 2000 M e n scheu an Ehvlcra gestorbc n sind. Seit Mitte Mai geht die Seuche zurück. Ans der Insel Madura herrscht die Epidemie schrecklich. London. Gestern mar hier der sechste Tag der schweren G e w i t t e r st ü r m c. Die St. PeterSkirche in Eantcrbury wurde wahrend des Gottesdienstes vom Blitze getroffen. Die Gemeinde floh erschreckt ins Freie. Eine ganze Anzahl landwirtschaftlicher Gebäude ist i» Flammen aufgegangen. K o n st a n t i n op e l. Heute früh ist der aus Europa kommende Konventionalzug auf der Brücke bei Lule- Bourgas entgleist. Einige Wagen, darunter der Post wagen, sind zertrümmert. Neun Personen sin- verletzt, davon drei schwer. Belgrad. Der türkische Thronfolger ist kurz vor Mitternacht von hier abgereist. Der König, der Kronprinz und die Minister hatten ihn zum Bahnhose ge leitet. veniitim uns ZScdrircder. Dresden. 11. Juni —* Sc. Majestät der König wohnte heute früh der Besichtigung der 40. Infanterie-Brigade auf dem Truppen übungsplätze Künigsbrück bet. — Am 28. Juni trifft der Monarch mittags 12,45 Uhr, von Etzdorf kommend, im Auto mobil in Roßwein ein und wird am Rnthause vom Bür germeister Rüder und Stadtverordneteiivorstehcr Iorisch empfangen. Im Rathaus wird der König vom Bürger meister begrüßt werden. Später besichtigt er die Gewerbe- misstellung und die Ausstellung der Deutschen Schlosser- schiile. Im Schützcnhause wird die Stadt den König be wirten. Bon hier begibt sich der König nach Glcisbcrg- Marbach. Bürgermeister und Stadtverordneten-Vorsteher geben ihm bis zur Stadtgrenzc das Geleit. —* Zu der Ankunft Sr. Köntgl. Hoheit des Prin zen Eitel Friedrich am 4. Juli in Heidenau zur Teilnahme an den Festlichkeiten anläßlich des 50jährigcn Bestehens des Ivhanniterkrankenhanscs wird berichtet, dast der Prinz den Schnellzug ab Dresden ll Uhr 80 Min. benutzt, der ausnahmsweise in Heidenau halten wird. Nach HiinK und iilizrenzclM. f* Wochcn-Spielplan der Königl. Hofthcater. Opern haus. Sonntag: „Die Stumme von Porttei". 17.) Bon Montag ab geschlossen. — Schauspielhaus. Sonntag: „Knritz-Pnritz". <^8.> Montag: „Wienerin nen". iB'N.i Dienstag: „Mcdca". Medea: Frl. Oster a. G. l'/rN.i Mittwoch: „Hannelcs Himmelfahrt". s8.j Don nerstag: Schillcr-Znklns, 7. Abend. „Maria Stuart". Mvrtimer: Herr Felde» a. G. i7.j Freitag: „Nathan der Weise". Tempelherr: Herr Fcldcn a. G. >7.) Sonnabend: „Knritz-Pliritz". s'/LN.» Sonntag NO.): Schiller-Znklus, Abend. „Die Inngfrnn von Orleans". Livncl: Herr Vollmer a. G. i7.j Montag (20.): „Kyritz-Pyritz". C/28.) f-* Königl. Schauspielhaus. Das Lustspiel „Wiene rinnen" von H er m a n n B a h r hatte wieder, wie bei der Erstaufführung vor Jahren, einen freundlichen Publtkiim- crsolg, der durch die Erinnerung an den erfolgreichen Dichter des Saisvnstücks „Das Konzert" wohl noch ver stärkt wurde. Vom künstlerischen Standpunkt aus be trachtet. ist das Lustspiel „Wienerinnen" ein recht ober flächliches Stück mit einem guten lebendigen ersten Akt, einem mastigen zweiten »nd einem noch müßigeren dritten Akt. Ein paar gute Rollen und der fciiilletonistisch-witzigc Charakter, der in einigen Szenen lebhaft aufglitzert, erweckt und erhält das Interesse derer, die nicht mehr als nur für ein paar Abendstunden in leichter, gefälliger Manier unterhalten sein wollen. Die Satire ist schon „historisch", um nicht zu sagen veraltet, die Pscilc, die Bahr gegen Aus wüchse der Sezession versendet, haben als Ziel groß und weit geöffnete Türen, durch die man auch ohne Satire hindurch kann. Für ein Wiener Publikum, das in den geschilderten Charakteren bekannte Gcsellschaftstnpcn erkennt, mag das Stück heute noch erhöhten Reiz haben. Einigen Darstellern war Gelegenheit gegeben, das Spe zifische ihrer Veranlagung in besonders günstigem Lichte zu zeigen: Herrn Renv und Frau K ö r n c r. Herr Rcnö gab den Petrucchio des Stücks, den „Tischler" von Ulrich, kernig, männlich, mit gutem Humor und wohltuender Ein fachheit. Merkwürdigerweise wird das Publikum niemals müde, dem Petrucchio-Kätchen-Motiv auf der Bühne zu begegnen. Die moderne Operettcnprvduktion lebt fast völlig davon. Köstlich war Frau Körner als Mizzi- Marn, moderner Wiener Fratz amüsantester Zeichnung. Sic ist nie Schablone, nie bloß Schauspielerin, sondern ein künstlerisch veranlagter Mensch, der nicht nur Originelles geben will, sondern Originelles geben kann, — fest umrissen und apart stehen ihre Leistungen als fertiges Ganzes da. Das Publikum erkannte die Wirkung ihrer Leistung durch lebhaften Szcncnapplaus an. Für die Daisy hatte Fräulein Beiden zartere und vornehmere Linien, als Hermann Bahr, sic spielte im ersten Akt eher Schnitzler sehr sein und nobel. Einige stärkere Kätchenakzentc für die beiden letzten Akte könnten nicht schaden. Die viel beschäftigte elegante Wiener Familienmutter des Fräu leins Lißl, der Athlet Fritzl des Herrn Beyer, die kecke, frische Risa des Fräuleins Klein, der sentimentale Stöhr des Herrn Stifter, der geschickt karikierte Dr. Mohn des Herrn Wein mann bildeten ein Ensemble, das zwar nicht urwiencrische Lokalfärbung hatte, aber der Wirkung des Stückes zugute kam. Den Ehehcldcn Maxl gab Herr Tiller in einer Mischung von herrlicher Ber- trottlnng und Liebenswürdigkeit. Iig. -f* Die Rcgicknnst der Oberammcrgaucr. Die lange Tradition der Passionöspiclc in Oberammergau, die in diesen Tagen wieder aus aller Welt Gegenden zahllose Be sucher in das sonst so stille Dorf führen, hat auch die Dar- ftclliingskunst der Mitwtrkenden zu ansehnlicher Höhe ent faltet und sie die Mittel und Wege finden lassen, die be deutenden szenischen Schmierigkeiten zu überwinden, die gerade die Wiedergabe des Leidens und Sterbens des Heilands auf der Bühne bieten muß. Die schwerste Auf gabe auch in rein technischer Beziehung ist natürlich die Ehristusrvlle: welche mannigfachen Probleme sic der Regte bietet, und welche Anforderungen sic an ihren Darsteller stellt, davon erzählt Georg Oueri in einem kleinen Büch lein, das er soeben unter dem Titel „Der ChrtstuS-Lang" bei der Bcrlagsgcsellschast München hat erscheinen lassen, eine Reihe interessanter Einzelheiten. Zunächst macht schon der lange biblische Rock, der unterhalb des Knöchels ab schließt, dem dieses Kleidungsstückes ungewohnten Dar steller der EhristnSrvlle erhebliche Schwierigkeiten, beson ders beim Ansteigen am Oelberg, beim Treppcngchcn in der Pilatnsszenc und in der Szene des niederstcigenden „lÜLee IiEo". Das Gesicht wendet sich verklärt nach oben, die Füße tasten die tückische Treppe, und das Publikum darf ans dem Antlitz die körperliche Anstrengung nicht ersehen. Bei der „Kreuzaiissührung" verlangen die langjährigen Erfahrungen eine gelinde Täuschung des Publikums. Das massive Holzkrcuz der Richtnngsszene, das 51/2 Meter lang ist und dessen Querbalken über 2 Meter mißt, würde den Darsteller überanstrengen: man hat alsv ein zweites Kreuz, dessen Balken gehöhlt sind. Da aber auch dieses noch ein ziemliches Gewicht erreicht, so wird das Fallen unter dem Kreuz z» einem technischen Kunststück, und die Momente der Begegnung mit Veronika, und insbesondere die Szene, da der todgeweihte Ehristns seiner Mutter begegnet, sind für den Darsteller äußerst schwierig. Der große Moment des Spieltages, die Kreuzigung, nimmt eine halbe Stunde in Anspruch. Für den Darsteller sind die Vorbereitungen am meisten empfindlich. Denn da der Körper auf das Kreuz gelegt wird, muß der Kopf möglichst aufrecht gehalten wer den, um dem Darsteller die Dornenkrone nicht zn sehr fühl bar zu machen. Aus den wenigen Minuten wird also durch die gnmnastische Ncberanstrengiing des Nackens eine über lange, peinliche Zeit, und das Empvrrichten des Kreuzes gleicht einer Befreiung. Interessant ist die Art der Befesti gung am Kreuze. Ein Trikot verbirgt das ans starken Bändern gefertigte Korsett, das an den Lenden befestigt ist und hinter den Schultern einen Ring zeigt, der an dem Querbalken des Kreuzes festgehakt wird. Die Füße ruhen aus einer dem Publikum unsichtbaren Eisensohlc, und um die beiden Handgelenke schlingen sich fleischfarbene Bänder, die wiederum an dem Querbalken befestigt werden. Der furchtbare Moment der Nagelung geht ohne Worte vor sich. Die Schläge Hallen, und das Publikum sieht mit Schrecke«
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