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Sächsische Volkszeitung : 26.09.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-09-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192609268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260926
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260926
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1926
- Monat1926-09
- Tag1926-09-26
- Monat1926-09
- Jahr1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.09.1926
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Nummer 219 — 25. Jahrgang Smal wöch. Bezugspreis für Septbr. 3.00 einschl. Lestellgelü. Anzeigenpreise: Die Igesp. Petttzeil« »OL^ Stellengesuche SO Dte Petitreklamezette, 89 Mllte Meter breit, 1 ^l. Offertengebühren für Selbstabholer 20 L. bei Übersendung durch die Post autzendertt Portozuschlag. Einzel-Nr. 10 L, Sonntags-Nr. 18 L« Geschäftlicher Teil: I. Hillebranü in Dressen SÜMMe Sonnrag, 26. September 1926 Im Falle höherer Gewalt erlischt sede Verpflichtung aus Lieserung sowie Erfüllung o. Anzelgrnaufträgen u. Leistung o. Schadenersatz. Für undeutl. u. d. Fern« ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver« antwortung. Unverlangt eingesandt« u. m. Rückport« nicht versehene Manuskripte wers. nicht aufbemahrti Sprechstunde der Redaktion 2—3 Uhr nachmittags.' Hauptschrrftleit.: Dr. Joseph Albert. Tressen. U>«schüsteftcU>!, Truck »ud Vrrla«, Saroiua- Bilchdruckere» ÄinbH., Dresden-«, I, Policrslratze 17. I7eruru> 210IS. Poklicheckkomo Dresden 14797 BnnNüiiio: Dresdner Bank, Dresden Für christliche Politik und Kultur .Uedaktio» der Sächsische» VolkSzetning Dresden-Süis'ndt >. Poliersirafte 17. Zernrui M7II >nid 2IVI2. k. rc«aoe L eo. vittilW. V9sl»snt,su»rtrsllv 10, gkWildii X»Nee ÜSiig I.I»I0I.kUk« Wandlungen Die Tage der Feste in Genf sind vorüber, und Strese- mmin und Briand sind längst in die europäischen Haupt städte zurückgefahren. Der eine erstattet gegenwärtig in Berlin mit allem Eifer den zuständigen Ressorts und Aemtern Bericht, der andere hat schon Paris wieder ver lassen, um acht Tage Ruhe in ländlicher Einsamkeit zu genießen. Briand ist seines Sieges so gewiß, daß er schon nach der ersten Kabinettssitzung der Meinung sein durfte, seine Abmachungen in Thoiry würden von Poincare und schließlich auch von allen anderen maß gebenden Instanzen gebilligt. Ein Teil der Pariser und nicht zuletzt der deutschen nationalistischen Presse hatte diesem ruhigen und vernünftigen Staatsmann schon eine neue Krise bei seiner Rückkehr von Genf in Paris an gekündigt. Sie hatte prophezeit, daß die Zusicherungen, die Briand in Thoiry zwecks engerer Zusammenarbeit mit Deutschland an Stresemann gegeben hatte, von Poincare nicht gutgeheißen würden. Solche Behaup tungen trug inan in die Zeitungen, noch ehe man recht wußte, worin eigentlich das Geheimnis von Thoiry be standen hatte. Aber Poincare war gescheiter als all diese Nörgler und Schwarzseher, er tat ihnen nicht zum zwei ten Mal den Gefallen, von Deutschland als der Kriegs hetzer und unverwüstliche Friedensgegner gescholten zu werden. Er stimmte Briand in den Grundzügen der mit Stresemann vereinbarten Richtlinien bei. Bon vornherein durfte man mit ganz bestimmter Sicherheit annehmen, daß Briand in Genf nur solche Dinge verhandelte und nur über solche Auswirkungen Zusagen machte, die er vorher bereits mit Poincare prinzipiell erörtert hatte. Dazu ist Briand viel zu sehr Diplomat und Politiker zugleich, als daß er nicht wüßte, wie weit auch ein selbständiger Außenminister im Aufträge einer Nation zu handeln habe. Oder aber — was das Wichtigste an der gegenwärtigen Lage ist — sollte jemand Briand für so töricht halten, daß er die günstige Situation, die durch die neue Berufung Poincares an die Spitze des französischen Kabinetts ent stand, nicht auszunützcn wüßte? Diese Situation scheint man vielfach in Deutschland noch arg zu verkennen. Gerade für die heutigen, so überaus schwerwiegen den Annäherungsversuche der ehemals größten und kriegstüchtigsten Staaten Deutschland und Frankreich ist es — richtig verstanden — durchaus kein Verhängnis, daß Poincare wieder in Paris residiert. Man kann sogar in gewissem Sinne sagen: es ist gut, daß er wieder da ist. Als Poincare nach dem großen Defizit des Ruhrkrie ges gestürzt wurde, zog er sich von Paris zurück. Er trat offiziell von der politischen Bühne ab und übte sei nen alten Advokatenberuf von neuem aus. Manchem bei uns schien er völlig verschwunden und für die Wei terentwickelung der Pariser Politik belanglos. Aber das war ein großer Irrtum. Poincare war nicht tot, er lebte als Politiker weiter. Und wer sich Mühe gab, mit Ernst und Scharfblick die Vorgänge in Frankreich zu verfol gen, der mußte unbedingt immer wieder auf dieSeele dieses Mannes stoßen. Seine äußerliche Gestalt war in den Hintergrund getreten, aber sein Geist ging wei ter um und trieb Opposition gegen Negierungen, die ge mäßigter waren als er. Dieser Geist schuf immer wieder Hindernisse auf dem Wege zum europäischen Frieden. Er säte allzu gern neues Mißtrauen und neue Zwietracht besonders unter den politischen Parteien Frankreichs. Und es ist sehr bemerkenswert: Dieser in die Freunde Poincares verpflanzte Geist ging im Lande und in Paris noch zu einer Zeit um, in der Poincare seIbst sich schon zu einer besseren Meinung durchgerun gen hatte. Aber er ließ seine Freunde ruhig Opposition machen — vielleicht aus der Erkenntnis heraus, daß er nur auf diesem Wege einmal wieder den Die Beilagen: Äeuke: Das Neue Leben Beiiriigei „Vom Wandel der Füße" von AUonS Heit mann; „Der Bolschewismus und das christliche Europa" von Friedrich Schrepvogl; „Vergötterung" von Dr. Jos. Eberle; „Der Eigendünkel einer Nation" Von Wladimir Solofjeff. AnierhoNung und Wissen in Wort und Bild (Reichhaltiger Text und zahlreiche Illustrationen.) Die Auswirkung von Gens Don unserem besonderen Berliner Vertreter Die Rückkehr des Neichsaußenminister Dr. Stresemann voir Gens nach Berlin mar anfänglich auch erst für den Zeitpunkt vorgesehen, wenn die gesamte Delegation von Genf heim- kchren würde. Nacl;dem aber durch den inzwischen stattgcfnn- denen Kabinettsrat in Frankreich und durch den bekannten Be schluß der französischen Regierung zu diesen Fragen bereits von seiten Frankreichs eine grundsätzliche Stellung eingenom men worden ist, konnte der Reichsauhenminister nicht mehr in Genf bleiben. Unmittelbar nach seiner Rückkehr haben nicht nur Aussprachen mit dem Reichspräsidenten und dem Reichs kanzler, sondern nunmehr auch eine wichtige Kabinettssitzung stattgefunden. Ihr Ergebnis ist inzwischen in der Oesfentlich- keit bekanntgeworden und geht dahin, daß das gesamte Kabi nett einmütig seine grundsätzliche Zustimmung zu der Haltung> des Reichsaiißenininisters und insbesondere zu seinen Beratun-, gen mit Briand gegeben hat. Zugleich wurde ein Ministeriell-"- Ausschuß gebildet, bestehend ans den Vertretern des Außen-, des Wirtschafts- und des Finanzministeriums, um diejenigen Fragen vvrzubereiten. die bei der ebenfalls vom Kabinett ein mütig gebilligten Fortführung der Beratungen in Frage kommen. Damit ist die deutsche Reichsregiernng also dem Beispiel gefolgt, das die französische Regierung zuvor gegeben hat. Der französische Geschäftsträger ist bereits über den Beschluß des Kabinetts unterrichtet worden, so daß nunmehr die ganze An gelegenheit auf den diplomatischen Weg gebracht worden ist. Eine Einberufung des Auswärtigen Ausschusses des Reichstages, die von verschiedenen Seiten gefordert wurde, dürfte aber solange nicht erfolgen, als nicht, was man unbedingt abwarten muß, auch die übrigen Delegatioiismitglieder von Genf zurückgekehrt sein werden und man dann einen Ueberblick über das Gesamtergebnis der Verhandlungen haben wird. Von zuständiger Stelle erfahren wir über die Auffassung der Reichsregiernng über die Ereignisse in Gens das Folgende: Man kann es aussprcchen, daß wir in einer, unserem An sehen entsprechenden Weise in den Völkerbund eingetreten sind. Man kann auch Empfindungen wahrnehmen, daß manche An schauungen, die man verschiedentlich über den Völkerbund hatte, einer Revision unterzogen worden sind. Namentlich ist man ab- gekommen von verschiedenen Befürchtungen dahingehend, daß einzelne Mächte den ganzen Völkerbund beherrschen und daß wir mit unserem Einfluß durch solche Tendenzen ebenfalls ins Hin tertreffen kämen. Unsere ganze Politik ist gekennzeichnet durch das Streben nach einer weitgehenden deutsch-französischen Ver ständigung. und die Mächte, die im Völkerbünde vereinigt sind, kennen dieses Ziel ganz genau. Es wird im Böikerbnnd nicht darauf ankomnien, daß wir im Rate oder in den Kommissionen theoretische Diskussionen führen, sondern entscheidend wird sein die vorherige Verständigung bei den uns berührenden wichtigen Fragen. Nach dieser Richtung hin sind in Genf sehr gute Ergeb nisse erzielt worden und man muß es begrüßen, daß auch par lamentarische Vertreter hinzugezogen wurden. Denn das wich tigste ist die persönliche Fühlungnahme und die unmittelbare Kenntnis der Persönlichkeiten, aber auch die gelegentlich einer Völkerbnndstagnng sich ergebende Möglichkeit einer Anssprach« unter den interessierten Vertretern der einzelnen Mächte. Besonders wichtig ist die Feststellung, daß die deutsche Delegation bei allen Verhandlungen vollständig einmütig vorging. Es ist immer wieder gelungen, in den Vorbesprechnn- gen widerstreitende Auffassungen auszugleichen, so daß wir nach außen hin immer geschlossen auftreten konnten. Was nun im besondere» die Aussprache Stress m« n ii s mit Briand angeht, so sind ja die großen Gesichtspunkte in der Oeffentlichkeit sofort verstanden und anfgegrisfen worden. Das Ziel ist klar: Wicdererringung unserer politischen Freiheit. Nur auf einen Punkt wollen wir in diesem Zusammenhang ein- gehen. ans die unrichtigen Mitteilungen, daß bare Summen — man sprach von zwei Milliarden, schließlich sogar von acht Milliarden — «ngeboten worden seien. Davon kann gar keine Rede sein. Es handelt sich nicht um eine neue finanzielle Be lastung Deutschlands in der Hergabe van neuem Geld, sondern um die Eröffnung von neuen Möglichkeiten, um mit Ueber- einstimmnng der beteiligten Nationen bestimmte Leistungen über tragen und mit einem gewissen Vorrecht versehen zu können. Die große prinzipielle Bedeutung dieser beabsichtigten Aktion besteht darin, daß der Dawcsplan eine starke Lockerung er fahren muß und daß bestimmte Klauseln, die uns stark hemm ten, dadurch grundsätzlich revidiert werden. Es werden noch große Schwierigkeiten zu überwinden und es wird Sache des von dem Reichskabinett nunmehr eingesetzten Ausschusses sein, die weiteren Fragen zu klären und die noch obwaltenden sehr schweren Hindernisse zu beseitigen. Das Ziel ist. durch die Himvegränmung der zwischen den beiden Nationen bestehenden Differenzen die Möglichkeit zu einem engeren Zu sammenarbeiten namentlich auf wirtschaftlichem Gebiete zu schassen. Der französische Kabinettsbeschluß zeigt, daß sich auch die gegenwärtige französische Regierung ans diesen Boden stellt- Dann ist der Weg gewiesen, um den Versuch zu machen, die Epoche des Mißtrauens zu überwinden und beiderseits mit ehr lichem Willen an die Lösung der großen Probleme heranzngeheo die der Befriedigung Europas bisher im Wege standen. - ö Weg zum Stuhl des Ministerpräsidenten finden könnte. Man darf Poincare diesen Scharf blick, der uns in Kontrast mit der Aufrichtigkeit zu stehen scheint, Zutrauen. Nachdem Poincares eigene innere Wand lung soweit fortgeschritten war, daß er an keinen Ruhr krieg und dergi. mehr dachte, konnte eigentlich niemand besser als diese Poincaresche Persönlichkeit dazu geeig net sein, einen Damm gegen den kriegshetzenden Radi kalismus Frankreichs aufzurichten. Niemand als Poin care war geeigneter, die ehemals aufgezüchteten Kriegs geister in die milderen Bahnen des Friedens zu lenken. Damit ist nicht gesagt, daß Poincare nun mit einem Schlage aus Fanatikern Pazifisten machen könnte, oder daß er selbst etwa in seinen letzten Konsequenzen schau Pazifist geworden wäre — soviel ist gar nicht verlangt, es genügt, daß der allgemeine Geist der Opposition sich ändert und sich zum Besseren wendet — und daß den tätigen Friedenspolitikern keine unüberwind baren Steine mehr in den Weg gerollt werden. Und wenn Poincares Gemüt bis zu seiner neuen Thronbestei gung selbst noch nicht den Grad der Vollkommenheit er langt hatte, den wir ihm wünschen — so stand doch von Anfang an fest, daß er durch die Zusammenarbeit mit seinem Außenminister Briand unbedingt immer wei ter auf den Weg der Verständigung gezogen würde. Und Las französische Volk? — Wird dieses Volk nickt selbst friedfertiger werden, wenn es sieht, daß ein Poincare wegen seines mißglückten Ruhrabenteuers gestürzt wurde, daß er in der Stille sich für andere bessere Ideen geläutert und heute nicht viel anderes tun kann, als der zielbewuhten Verständigungspolitik Briands zu folgen? Poincare weiß heute — und zwar hauptsächlich u m der Gesundheit seines Franken willen — daß Deutschland nunmehr anders behandelt werden muß als vor 2 bis 3 Jahren. Und er weiß, daß in Wirklich keit die Zahl der Säbelrassler und politisch Kurzsichtigen doch äußerst gering ist, oder daß sie sich zum mindesten aus Gruppen zusammenseht, die keinen ausschlaggeben den Einfluß besitzen. Sein Argument, daß Deutschland voilgepropft van Waffen sei, ist hinfällig geworden. Und Poincare wird es nicht über sich bringen können, der vernünftigen Politik Briands in entscheidenden Fragen entscheidenden Widerstand entgegenzusetzen. Briand aber Kat dadurch, daß er selbst nicht mehr Ministerpräsi dent ist. gewaltig gewonnen. Seine Politik — sanktioniert durch Poincare — wird popn» lärer und weiteren Kreisen einleuchtender. Das überaus schlechte Verhältnis Frank, reichszu Italien läßt den Staatsmännern in Paris die guten Beziehungen zu Deutschland als sehr wün- schenswert erscheinen. In der Hauptsache aber ist es die reale, nückterne wirtsckaftlicke Ermä«
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