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Sächsische Elbzeitung : 17.02.1922
- Erscheinungsdatum
- 1922-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1787841065-192202174
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1787841065-19220217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1787841065-19220217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Elbzeitung
- Jahr1922
- Monat1922-02
- Tag1922-02-17
- Monat1922-02
- Jahr1922
- Titel
- Sächsische Elbzeitung : 17.02.1922
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Sächsische Elbzeitung Tageblatt für die Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen für den Stadlrat, das Amtsgericht, das Hauptzollamt zu Bad Schandau und des Finanzamtes Sebnitz Gemeindeverbands.Girokonto: Bad Schandau 36 <: Bankkonto: Dresdner Bank Zweigstelle Schandau :: Postscheckkonto: Dresden Nr. 333 27 Fernsprecher: Bad Schandau Nr. 22 — Draht-Anschrift: Elbzeitung Bad Schandau DK ESchsych- SlbzeUung" erschiint »Sau'" mit Sluenahmt der Sonn. > nd gelerlogt. Dir Ausgabe cisolgt nachmittags 5 Uhr. BeingSprets: manaftlch » M. durch Boten oder die Post «cinlchttebiich Bestellgeid S M. Iktnjelne -ummer SO Pf Bestellungen nehmen die BriestrSger und Postanstalten sowie ZcitungSbolen an Sächsische Schweiz Tageszeitung für die Landgemeinden Altendorf, Kleingießhübel, Kleinhenners dorf, Krippen, Lichtenhain, Mittelndorf, Ostrau, Porschdorf, Postclwltz, Pross»», Rathmannsdorf, Rcinhardtsdorf, Schmilka, Schäna, Waltersdorf, Wendisch, führe, sowie sür das Gesamtgebiet der Sächsisch-Böhmischen Schweiz Druck und Verlag: Sächsische Elbzeitung, Alma Hieke — Verantwortlich: K. Rohrlapper Anzeigen Annahme bis spätestens vormittags 0 Uhr. gröbere Anzeigen am Tage vor dem Erscheinen erbeten. OrtSpret« silr die aicinschrislzeile: IM Pf sür auswäriige Auftraggeber iso Bs. laotttanichcr »nd schwieriger Satz nach Uebcreinkuns» Reklame und Eingesandt die Zeile « M. Bei Wiederholungen enlsprechender Rabatt Nichterscheinen einzelner Nummern Insolgc höherer Slewalt, Streik, Aussperrung, Betilebsslörung berechtigt den Bezieher nicht zur Kürzung de» Bezugspreise» oder zum Anspruch aus LIcseruni der Zeitung. Nr. 41 Bad öchcmdau, Freitag, den ^7. Februar M2 66. ?ahrg Die Anarchie in Belfast. Paris, 16. Februar. Einer neuen Havasmeldung zu» folge hat der Bischof von Belfast an Lloyd George folgende» Telegramm gerichtet: „Nach drei Togen ist Belfast der furchtbarsten Anarchie ausgeliefert. Mehr als 12 Katho» liken sind seit Sonnabend erschossen worden, einige sogar in ihren Wohnungen, während 14 verwundet wurden, davon die meisten tödlich. Für die Katholiken in Belfast besteht kein genügender Schutz. Militärische Hilfe ist dringend notwendig." Für eilige Leser. * General Nolle« «andte eine neue Note über die „Deutscyen Werke" nach Berlin, in der bis zum 15. Mai neue Unterlagen für Vie Umstellung der Betriebe gt'orLcr« werden. * Der Zentralvrrband der Anaegeltten ivrdcrt tn einer Ein gabe an die Parlamente die Erhöhung der GchaltSgrenze sür Lie Versicherungspslicht aus 100 000 Mark. * Die Meldungen über französisch-russische Abmachungen Werden in Paris als unwahr bezeichnet. * Von amtlicher britischer Sette wird erklärt, dass die Ge rüchte, Lloyd George beabsichtige, zurückzutrcte», vollkommen unbegründet »seien. * In BHIlsa (Zcntralinblen) sind 10 000 Eingeborene im Aufstand. Noch eins: Die 25 Unfolgsamen der Unabhängigen Sozialdemokratie haben ihre Schwänzerei vor der entschei denden Abstimmung mit einem persönlichen Opfer er kaufen müssen, dem« jedem der Abgeordneten, die an einer namcnllichcn Abstimmung nicht tcilnehmen, werden nach den im Reichstage herrschend gewordenen Gebräuchen für diese parlamentarische Pflichtversäumnis runde 100 Mark von ihren mit der Zeit ganz auskömmlich heranfgesteigcrten Diäten abgezogen. Ist cs nicht eine Heldenhaftigkeit sondergleichen, das; auch dieses Druckmittel den .Herren Breitscheid und Genossen gegenüber versagte? Und darf man nicht darauf rechnen, das; ihnen nm dieser pekuniären Selbstlosigkeit willen, die sie bewiese«! haben, von den Massen draußen im Lande, wenn cs im Strans; mit Mehr, Heitlern und Kommunisten hart auf hart gehen wird, wenigstens mildernde Umstände bewilligt werden sollten? Jedenfalls muß man ihnen dankbar dafür sein, daß st« neben den vielen ernsthaften Gedanken, zu denen der AuA- klang dieser vorläufig letzten Negiernngskrisis reichlichen Anlaß gibt, auch sür einigen Humor gesorgt haben. Könnten wir doch in unseren gramvollen Tagen etwas mehr von dieser Sorte aenießcn! Wie es kam. Von eiikem parlamentarischen Mitarbeiter wird «nS Über die Annahme des V e r t r a n e n s v o t u m s für de» Reichskanzler Dr. Wirth im Reichstage geschrieben: Man einer traute seinen Ohren nicht, als Präsident Locbe unter lautloser Spannung des Hauses die ent- »cheidenden Zahlen verlas: 230 für Wirth, 185 gegen Wirth und 16 weder sür noch gegen Wirth. Das ergab zwar genau die Mehrheit von -15 Stimmen, die alle sachverständigen Kalknlatorcn des Hauses, den Bleistift in der Hand, seit Tagen hcrausgerechnet hatten, und als später ein nicht unwesentlicher Irrtum in dieser Aufstel lung mitgetcilt werden mußte, daß nämlich nur 220, nicht 230 Wirth-Zettel in den Abstimmungsurnen enthalten waren, die Regierungsmehrheit also auf 35 Stimmen zu jammengeschmolzen war, wollte trotzdem das Staunen unter den Volksbotcn nicht viel geringer werden. Man hatte im Verlauf der Debatte allenfalls gerade noch eine ganz kleine Mehrheit, vielleicht von einem halben Dutzend Stimmen, für das Vertrauensvotum der Regierungspar teien erhofft und wußte sich gar nicht recht zu erklären, wo denn nun eigentlich die gewiß nicht überwältigende, aber immerhin doch völlig ausreichende Mehrheit für Wirth hergekommcn war. Nicht einmal die Bayerischen. Volks- parteiler hatten sich entschließen können, für den „Kanzler aus Freiburg" einzutreten, worauf man sich seit Tagen gefaßt gemacht hatte. Mehr als Stimmenthaltung wollte ihr offizieller Fraktionsbeschluß Herrn Wirth nicht zu- bikigen. Und die Unabhängigen gar, die man schon so gut wie für Wirth gewönne«« glaubte, hatten in doppelter Nednergarnitur gegen die Negierung gewettert, wie wenn sie unmittelbar vom Königsplatz in ihre offene Feld schlacht, d. h. in den Wahlkampf hineinsteigen wollten. „Nichts von Verträgen, nichts von Verständigung, nieder mit der Reaktion!" Das war die Losung der Herren Eri spien und Dittmann — wobei unter Reaktion nicht etwa die Herren Hergt und Stinnes und Stresemann gemeint waren, sondern Herr Wirth und seine sozialistischen Ministerkollegen, das Zentrum, die Demokraten und vor allem und zumeist die Brüder von der Mchrhcitssozwldemokraticl Also Kampf, Kamps bis aufs Messer. Wie man aber den Schaden — oder soll man lieber sagen: den Nutzen? — besah, waren von den rund 60 Un abhängige«« ganze 32 der Fraklionsparole gefolgt; 25, mit Dr. Brei «scheid an der Spitze, hatten nicht etwa sich der Abstimmung enthalten, was durch Abgabe blauer Stimmzettel zu geschehen hat, sondern sie waren der Ab stimmung aus dem Wege gegangen. Mit andern Worten: sie hatten den Saal verlassen, um sür die Gesamtzahl der bei dieser Entscheidung abgegebenen Stimmen überhaupt nicht mitgezählt zu werden. Bei ^21 insgesamt abgege benen Stimmen beträgt nun die absolute Mehrheit 211. Der Kanzler hatte also mit seinen 220 zustimmenden Neichstagsabgeordnctcn nur eine wirkliche Mehrheit von 9 Stimmen im Reichstage. Hätten dagegen jene 15 Un abhängigen ebenfalls mit „Nein" gestimmt oder auch nur blaue Stimmenthalttmgszettel abgegeben, so wären ins gesamt 436 Stimmen vorhanden gewesen, die absolute Majorität hätte 219 ausgemacht und die Mehrheit des Kanzlers hätte sich auf eine Stimme beschränkt. Das wäre nach den vorangcgangenen Erklärungen der Negierung für die Fortführung der Amtsgeschäfte ungenügend ge wesen. So aber durfte der Kanzler mehr oder weniger befriedigt das Lokal verlassen. Mit dein Auslösungs - dekret des Herrn Neichspräsidenten in der Tasche, aus dessen Vorhandensein die ganz Eingeweihten Stein und Bein schworen, während andere Leute, die noch nicht ver gessen haben, daß Mißtrauen immer und überall als die besondere Tilgend der Demokratie gepriesen worden ist, fest und steif davon überzeugt waren, daß hier im letzten entscheidenden Augenblick lediglich mit einem Märchen ge arbeitet worden sei, um ängstliche Gemüter in die Negie- rungshürde hineinzutreibcn. Wie dem auch sein möge, der Erfolg hat wieder einmal für Herrn Dr. Wirth ent schieden, und sür eine Weile wird nun Wohl die liebe parlamentarische Seele Ruhe haben. Die 220 Stimmen, die auf die Frage nach dem Vertrauensvotum mit „Ja" antworteten, setzen sich zusammen aus 107 Sozialdemo kraten, 67 Zentrumslcuten, 38 Demokraten, 4 Bauern- bündlern, 2 Welfen und 2 Mitgliedern der Bayerischen Volkspartei. Mehrheit vurchgcwhrt werden, mit Vanauonen «reilich, v«c> der Volksvartci nicht so glatt hermttergchen werden wie die viel umstrittene Zwangsanleihe." Aus der sozialistischen Presse erkennt man, daß dir Verbindung zwischen der S. P. D. und der U.S. P. D. noch sehr locker ist. Die S. P. D. hält sich noch alle Koali tionsmöglichkeiten offen und verlangt von den anderen po sitive Arbeit, die U. S. P. D. aber kündigt bereits an, daß sie bei den Steuerberatungen erst die wirkliche Entschei dung erwartet. Im Vorwärts wird gesagt: „Man soll jetzt, nachdem die alte Koalition sich in der schwersten Krise als durchaus lel> stungsfähig erwiesen hat, nicht gleich wieder mit allem Gerede und allen Vorschlägen zur „Verbreiterung der Koalition" kom men, sondern an die praktische Arbeit Herangehen. Dann wirL sich organisch und ganz Von selbst ergeben, was man mkt Überredung, Verschwörung und Erpressung vergeblich zu er reichen versucht. Mögen die Unabhängigen aus ihren Er fahrungen lernen und dazu kommen, mit der Sozialdemokratie zusammen sachliche Nrbciierpolitik zn treiben." — Die Frei heit aber schreibt: „Ist damit die Krise wirklich gelöst? Wir denken, das wird Dr. Wirth selbst nicht glauben. Die Steuer fragen Helschen Antwort. Und da wird ein Ausweichen nicht leicht möglich sein, Dr. Wirth wird sich entscheiden müssen, ob er mit der Deutschen Voltspartei innere Politik gegen seine Außenpolitik machen will. Versuch« er cS, dann wird er dabei sicheren Schiffbruch erleiden." -ft Die Presse dcS Auslandes. In Paris wird das Ergebnis der Abstimmung «m Reichstag im allgemeinen als über Erwarten großer Erfolg des Kabinetts Wirth bezeichnet. „Echo de Paris" äußert die Ansicht, daß Wirth von« deutschen Volke nur geduldet, aber leineswegs gebilligt wevoe. Als Kuriosum sei erwähnt, daß der Berliner Berichterstatter des „Petit Parisien" die Lage mit einem Worte kennzeichnet, das er auf der Pressetribüne des Reichstags gehört hat ««nd in folgender Form deittsch wiedcrgibt: „Es wird weiter fort» gewurschtelt." — Der Berliner Korrespondent der „Times" sagt, das Ergebnis des Vertrauensvotums für den Kanz ler Wirth müsse insofern willkommen geheißen weiden, als es die Luft für seine Ersüllungspolitik reinige. Es sei gleichzeitig ein Vertrauensvotum für Dr. Rathenau und müsse auch in Lieser Hinsicht von den verbündeten Ländern mit Freude ausgenommen werden. Das Schicksal der Deutschen Werle. Eine neue Note General Rollet S. Schon seit langer Zeit geht der Kampf um den Fort bestand Ler großen Werkstätten in Spandau, Hanau und Erfurt, die im Kriege Heeresmaterial lieferten, nach dem Frieden auf andere Fabrikalionszweige umgestellt wun den, aber von der Entente-Kontrollkommission als ver dächtig angesehen und zur Vernichtung vcrnrteilt wurden. In langer Aus-einandcrsetzung in Form eines Nötenwech- sels, verschiedener Besichtigungen und Konferenzen wurde dann eine Entscheidung des Botschastcrratcs in Paris er zielt, wonach bei der Umstellung und den« teilweisen Ab bau der Werke die Arbeitcrinteressen berücksichtigt werden müßten. Nunmehr hat General Nottet eine neue Note über die Deutschen Werke an das Auswärtige Amt gerich tet, worin im wesentlichen gesagt wird: Nachdem grundsätzlich scstgelcgt worden Ist, daß die Um- stellung der verbotenen Fabrikalionszweige in den Deutschen Werken ausgesührt werden muß, wobei den besonderen Inter essen der Arbeiter Rechnung zu tragen sei, ersucht die Kom mission, daß ihr zum 15. Mai 1022 folgende Unterlagen überreicht werden: a) das zukünftige Fabrikationspro aram in sür die Werke, b) ein U b e rf i ch t s p l a n, ans dem die Nutzbarmachung der in Betracht kommenden Werkstätten und Maschinen ersichtlich ist. Ferner wird bestimmt: Im Werl Erfurt und Spandan-Ha;clhorst darf die Herstellung von Schußwaffen, Jagd- und Sporlmunition nicht weilergeführj werden. Die Werke dürfen jedoch provisorisch diese Fabrikat tton unter gewissen Bedingungen weitcrsührcn. Im Werl Wolfgang wird die Herstellung von Nitrozellulose verboten, Die Genehmigung, die Fabrikation sortzusührcn, wird nul provisorisch und unter Vorbehalt erteilt, dagegen die end gültige Genehmigung zur. Herstellung von Kollodium süi Filmzwccke und zur Fertigung von künstlichem Leder, zu? Herstellung von Schmirgelpapicr, Reparatur von Eisenbahn^ wagen und Lokomotiven, sowie aller der Frlcdensfabrikation dienenden Nebenarbeiten, die bisher schon ansgcsührt werden, Man hat in Berlin Len EinLruck, Las; Liese neue Not« ziemlich nugünstige Aussichten eröffnet, Las; aber zunächst durch neue Verhandlungen versucht werden muß, einige Unklarheiten, Lie auch mit dem Friedensvertrag nicht im Einklang stehen, zu beseitigen. Oie Gorge um -ie Zukunst. Presscstimmen zum Bertrauensvotmn. Nur wenige Blätter begnügen sich angesichts des Ab stimmungsergebnisses über die Vertrauensfrage, die der Kanzler im Reichstag gestellt hatte, damit, Lie gegenwär tige Lage mit mehr oder weniger Genugtuung zu kenn- zeichnen. Die meisten richten ihren Blick besorgt in die Zukuwft unL äußern dabei — gleichgültig, ob sie der Re gierung wohlwollend oder ablehncnL gegenttberstchen — mancherlei Befürchtungen, Warnungen und Mahnungen. Die „Deutsche Tageszeitung" schreibt u. a.: „Herr Dr. Wirth ist zum dritten Male von den Unabhängigen ge rettet worden, und zwar auf Grund einer Unehrlichkeit. Da durch ist die Politik der deutschen Negierung aus einer Bahn sestgehalten, die außen- wie innenpolitisch von den sclnvcrsteu Folgen sür das Deutsche Reich begleitet fein muß. Sichcrlick spielt dabei eine große Nolle die Augst davor, daß bei ciuem Rücktritt des Kanzlers eine bürgerlich orientierte Negierung an Stelle der bisherigen treten würde. Von einer solchen aber versprachen sie sich sür ihre Parteizicle nichts Gutes. Die U. S. P. D. wird sicherlich immer und immer wieder sür ihre Unter stützung die Rechnung präsentieren." — In der „Tägliche n N und sch an" heißt es: „Die ossene Feldschlackt wurde in tagclaugcm Kuhhandel so arrangiert, daß cs schließlich «richt fehlen konnte an einer Mehrheit, die Herr Wirth sür geeignet hielt, nm sich auch weiterbin sür den Berufenen der Nation zu hallen oder anszngebe». Die Möglichkeit der großen Koalition, der Verbreiterung der Ncgicrungsbasis nach rechts, ist Lurch die „offene Fcldschlacht" Herrn Wirths, durch diesen angstvoll abgekarteten „Znsammcnvrall" der Geister endgültig begraben. Die Politik Herrn Wirths war Sabotage Lieser großcir Koa lition. An ihre Stelle tritt die Möglichkeit einer Koalition von Wirth bis Dittmann und Crispicn. — Dle volksparteiliche Zeit sagt: „Zunächst dürste auch Herr Dr. Wirth sich in die klare Erkenntnis cingearbeitct haben, daß Sicherheit und Stetigkeit der Negierung sich nur aus breiterer Basis errichten läßt, als er sie ihr bisher gegeben. Wirths stille nnd tiefe Liebe zu dem linken Flügel der Sozialdemokraten, den Un abhängigen, dürfte in diesen Tagen einige Stöße erlitten haben, denn so gering schätzen «vir sein politisches Verständnis wirk lich nicht ein, daß er nicht cinznsehen vermöchte, daß ein Bündnis mit den Crispicn und Dittmann eine Höllenfahrt des Staates bedeuten würde. Ob Herr Dr. Wirth geht oder bleibt, er wird sich sagen müssen, daß es ans dem bisherigen Wege und nach der bisherigen Methode nicht weiter geht." In der Presse Ler Mittclparteien wird nur teilweise eine uneingeschränkte Frcnde an Lem Ergebnis der Ab stimmung geäußert oder auch mit scharfen Angriffen gegen die Volkspartei verbnnden. Andererseits stößt man auch hier auf Bedenken, ob Ler Knrs wie bisher weitergeführt werden kann. Das Zentrnmsblatt Germania schreibt: „Es ist ganz offenkundig, daß der Kampf der Opposition, besonders auf der rechten Seite, der Person des Reichskanzlers galt. In die sem Kampfe sind die Gegner schmählich unterlegen. So bars der Kanzler heute auch das Vertrauen des Reichstags als eine Persönliche Genugtuung betrachten, als eine Vertraucns- knndgebnng der Mehrheit des Reichstags nnd damit des deut schen Volkes." Ferner stellt die Germania fest, daß im ersten Reichstag der deutschen Republik bisher noch keine Negierung über eine ausgesprochene Mehrheit verfügt hat. Alle bis herigen Negierungen waren Mindcrheitsreglerungen, aus die stillschweigende Unterstützung der Flügelpartcien angewiesen. Zum erstenmal habe der Reichstag seiner Negierung positiv gesagt, Laß er ihre Politik billigt. — Die demokratische Bör senzeitung meint: „Dr. Wirth wird sich vor Äugen zu hatten haben, daß die Mehrheit gewiß überraschend groß war, aber nur von den drei Parteien der kleinen Mitte und mit indirekter Unterstützung der Unabhängigen zustandegebracht wurde, mit welch letzterer er aber keine Positive Politik machen kann." — Die Vosfische Zeitung schreibt: „Wir haben dieses.Ergebnis der Abstimmung gewünscht, weil wir im Reichskanzler Wirth den Exponenten des Vertrauens eines großen Teiles des deutschen Volkes in» Inland und Ausland sehen. Aber gerade deshalb dürfen wir nach dieser heißen Schlacht dem Reichskanzler raten, tn Zukunft solchen gefähr lichen Situationen vorzubeugen." — Das Berliner Tage blatt richtet eine besonders scharfe Spitze gegen die Volks- Partei und erklärt: „Die Deutsche Vollspartei wird bei den unmittelbar bevorstehenden Beratungen über das Stenerkom- promtß Farbe bekennen müssen. Wenn sie sich jetzt nicht dazu hält, wird schließlich Las Stcucrkompromiß vou einer anderen
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