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Sächsische Dorfzeitung : 26.08.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-189908267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18990826
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18990826
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1899
- Monat1899-08
- Tag1899-08-26
- Monat1899-08
- Jahr1899
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 26.08.1899
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Uxptd. u. Redaktion Pre-den-RcuftaVt kl. Meißner Gasse 4. Dir Zeitung erscheint Tteuftag, Dsnnerfta, und esunabcud früh- Ndonnemeuts- Preis: dterteljährl. M. 1,50. Zu beziehen durch die kaiserlichen Post- «stallen und durch unsere Boten. vet steter Lieferung io- Haus erhebt die Post noch eine Ge bühr von 25 Pf. äch sische D achntung. Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Herrmann Müller in Dresden. Inserate werden biS Montag, Mittwoch u. Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt. Zeile 15Pf. Unter Eingesandt: 30 Pf. Inserateu- Annahmestcllcn: Jnvalidendank, Haasenstein L Bögler, Rudolf Mosse, G. L. Daube L Co. in Dresden, Leipzig, Frankfurt a M., G. Kohl, Hesseldorf, Hugo Müchler, Kötzschenbroda u. s. w. Ar. 10V. Sonnabend, den 26. August 1899. 61. Jahrgang. Für den Monat September nehmen Bestellungen auf die „Sächsische Dorf« zeitung" alle kaiserlichen Poftauftalten und Post- expeditionen, sowie auch alle Lanvbriesträger gegen Vorausbezahlung von 50 Pfg. entgegen. Geschäftsstelle der „Sächsischen DorfMung". Politische Weltschau. Deutsches Reich. Ueber die Verhandlungen deS am Mittwoch beim Kaiser in Potsdam statt- gesundenen KronratHS und besonders über das Er gebniß dieser Sitzung wird in preußischen amtlichen Kreisen nach wie vor Stillschweigen beobachtet. Dennoch sind einige Anzeichen für die Beurtheilung der politi schen Lage vorhanden, aus denen gefolgert wird, daß eine Auflösung deS preußischen Abgeordnetenhauses zunächst wahrscheinlich nicht erfolgt, eine endgiltige Entscheidung hierüber jedoch noch nicht getroffen ist. Möglicher weise wird diese von dem Verhalten der Konservativen im Lande angesichts der Maaßregeln abhängig ge macht, durch welche die bekannten Ankündigungen von einer Aenderung in der inneren Politik und der Stellung der Krone zu den Konservativen verwirklicht werden sollen. An diesen Erklärungen will man allem An« scheine nach festhalten. Ferner wird berichtet, Minister v. Miquel vertrete den Vorschlag, den Landtag zu schließen, ihn in einigen Monaten, vielleicht schon Mitte November, von Neuem einzuberufen, ihm die Kanalvorlage, erweitert durch eine Kompensation für den Osten, wieder vorzulegen und dann erst, wenn aber mals eine Ablehnung erfolgen sollte, zur Auflösung zu schreiten. Es wird angenommen, daß die Landtags session mittelst Thronrede geschloffen wird, in welcher nochmals die Bedeutung des Mittellandkanals betont und die Wiedereinbrinqung der Kanalvorlage an- gekündigt wird. Ueber Veränderungen im preußischen Etaatsministerium verlautet bislang nichts. Angeblich soll feststehen, daß Fürst Hohenlohe als Präsident des Ministeriums im Amte bleibt. Ebenso sicher scheint aber auch zu sein, daß der Finanzminister v. Miquel nicht zurücktritt. Worin danach die Aenderung der inneren Politik bestehen soll, ist schwer zu errathen. Allerdings scheint ein energische- Vorgehen gegen die jenigen politischen Beamten, insbesondere die Landräthe unter den Abgeordneten, auf welche nach ihrem Ver ¬ halten von der Regierung nicht gerechnet werden kann, beabsichtigt zu sein. Im Zusammenhänge damit dürfte vielleicht die Ersetzung des Herrn von der Recke al- Ministers des Innern durch eine energischere Persönlich keit bevorstehen; doch weiß eben noch niemand etwa- Bestimmtes über die Krisis. Jedenfalls aber erscheinen trotzdem überraschende Wendungen in dieser „ver schleppten Krisis" nicht ausgeschlossen; die ganze Sach- > läge hinterläßt den Eindruck, daß die Bcrathungen zwischen dem Kaiser und seinen Ministern nicht zu einer alle Betheiligten befriedigenden Lösung der da- weitere Vorgehen betreffenden Fragen geführt haben, daß vielmehr ein Rest von Zweifeln geblieben ist, der neue Entschließungen Hervorrufen könnte. — Der Kaiser spielte am Mittwoch Nachmittag Lawn TenniS. Hierzu und zur Abendtafel im Neuen PalaiS waren geladen General von Moltke und Leutnant von Müller i vom 1. Garde«Regiment zu Fuß. Am Donnerstag Morgen von 7 Uhr ab unternahm der Kaiser einen ! Spazierritt und hörte von 9 Uhr ab den Vortrag des Kriegsministers von Goßler und darauf den des Chefs deS MilitärkabinettS, Generals von Hahnke. Zur Früh stückstafel bei dem Kaiserpaare am Donnerstag waren geladen Gesandter Freiherr von Rotenhan und General konsul vr. Stübel. Ueber einen bisher hier noch nicht erwähnten Um stimmungsversuch, den der preußische Minister von der Recke unmittelbar vor der dritten Lesung der Kanalvorlage bei den politischen Beamten, welche Gegner der Vorlage waren, gemacht haben sollte, war ! bisher nichts Zuverlässiges bekannt geworden. Nach Mittheilungen, welche wohlbegründet erscheinen, dürfte der Minister eine ihm zugegangene Anweisung des Kaisers in einer dieser nicht durchaus entsprechenden Art ausgeführt haben. Sie soll dahin gelautet haben, daß diese Beamten selbstverständlich in ihrer parlamentarischen Abstimmung frei seien, daß die Bei behaltung ihrer amtlichen Stellungen aber nach einem Votum gegen die Kanalvorlage unmöglich sein würde. Herr von der Recke dagegen soll die betr. Beamten aufgefordert haben, für die Vorlage zu stimmen. Die Jsteinnahme an Zöllen und Verbrauchs steuern hat für die ersten vier Monate des laufenden EtatsjahrcS die Summe von 249,6 Millionen oder 1,5 Millionen mehr als im gleichen Zeiträume des Vorjahres ergeben. Das gegen das Vorjahr günstige Ergebniß hat sich herausgestellt, obschon die Zölle, hauptsächlich wohl wegen verminderter Getreideeinfuhr, nahezu 5'/, Millionen und die Branntweinmaterial steuer Million weniger aufgebracht haben. Die Zuckersteuer hat allein ein Mehr von 4,7 Millionen, die Branntweinverbrauchsabgabe von nahe 2 Millionen, die Salzsteuer und die Brausteuer von je etwa */, Mil lion Mark ergeben. Was die übrigen Einnahmez veige betrifft, so weist die Börsensteuer eine entschieden günstige Entwickelung auf. Sie kann ihr Mehr gegen das erste Drittel des Vorjahres auf rund 1'/, Millionen beziffern und hat damit gegenüber dem EtatSanschlage umsomehr gewonnen, als dieser bekanntlich für da- EtatSjahr 1899 geringer als für 1898 veranschlagt ist. Auch die übrigen zu den Reichsstempelabzaben gehörenden Zweige weisen geringe Mehreinnahmen auf, sodaß sich die Stempelabgaben iuSgesammt um 2,2 Mil lionen besser als im Vorjahre stellen. Ueber die großen Reichsbetriebsverwaltungen, die Post- und Telegraphie-, sowie die Reichseisenbahnverwaltung, liegen die Aus weise für den Monat Juli noch nicht vor, indessen kann man annehmen, daß auch sie von einem günstigen Stande berichten werden. Ueber die deutsche Arbeit fällt ein englischer Arbeiterführer ein bemerken-- und beachtenSwertheS Urtheil. Im Juni diese- Jahre- machte Geo. N. Barne-, der Generalsekretär des englischen Maschinenbauer- Gewerkverein-, eine Reise durch Deutschland, um die Arbeitsverhältnisse seiner deutschen Kollegen kennen zu lernen. BarneS hat nun seinem Gcwerkvereine einen Bericht über die Ergebnisse seiner Nachforschungen in Deutschland erstattet und ihn in dem „Amalgämated Engineers' Monthly Journal" zu veröffentlichen be gonnen. Seine Reise führte ihn von Düsseldorf nach , Augsburg und München, von dort nach Chemnitz und Berlin. In diesen fünf Städten besuchte er die an gesehensten Maschinenfabriken. BarneS räumt mit anerkennenswerther Ehrlichkeit in seinem Berichte eine Reihe von eingclebten Voruriheilen hinweg, die in England unterhalten wurden. Er macht der Fabel von dem deutschen „Schwitzsystem" ein gründliche- Ende. „Ein oder zwei Züge", so sagt er, „die allen deutschen Werkstätten gemein find, mögen hier zuerst angemerkt werden. In erster Linie ist der Schutz der Arbeiter gegen Unfälle und die Fürsorge für ihre Be quemlichkeit viel vollkommener als in England; die Arbeitsräume sind geräumig und reinlich. Das mag zu einem gewissen Grade der RegierungSausficht und den Unfall- und sonstigen VerficherungSgesetzen zuzu schreiben sein; aber ich neige der Ansicht zu, daß Viele- aus der freiwilligen Initiative der Unternehmer ent- springt. Ich sah viele Dinge über die Anforderungen des Gesetzes hinaus, die in England einfach ihres Gleichen nicht haben. Ein anderer gemeinsamer Zug ist das moderne Aussehen der Werkstätten und deren erstklassige Ausstattung. Ueberall steht man neue Fabriken im Bau begriffen und die meisten, die ich besuchte, wurden vergrößert. Ueberall wurden neue Kemtketon. Die Sünden der Väter. Roman von Osterlod. (Nachdruck verboten.) (25. Fortsetzung.) Martha und Else hätten vorgezogen, deS Geburts tags gar nicht Eiwähnung zu thun; aber Lottchen hüte e- sich nicht nehmen lassen, der Mutter ein Lrilchensträußchen zu bringen und Bruder Konrad hatte au- Berlin geschrieben. So beschloß man, in stiller Feier den Nachmittag zusammen zu verbringen. Und da- that Dorothea wohl. Ganz gegen ihre Ge wohnheit kam sie immer wieder darauf zurück, wie eS früher in den Jahren ihre- Glück- an ihrem Geburts tage gewesen war. „Entsinnt Ihr Euch noch, wie schön eS war? Kenn ich früh in- Wohnzimmer trat, standet Ihr schon Alle da, festlich gekleidet, ein Blumenstöckchen in der Hand. Ihr haltet Berschen gelernt und sagtet sie »nn auf — Martha ausdrucksvoll und verständig, Leonhard sprudelte feine- herunter, froh, wenn die Eache abgethan war. Mein ElSchen blieb regelmäßig stecken. Der kleine Konrad gewlfsenhaft, Silbe für kübe betonend. Lieb Lottchen schlana ihre dicken Aermchen um mich und stammelte: Ich gratulire. Lie alle unsere Gäste Euch liebkosten und wie sie meine reiche Bescheerung bewunderten, viel zu reich für mich. Papa verwöhnte mich so. Er war sehr, sehr gut." Mit ihrer tufen weichen Stimme sprach sie das Alles langsam, al- ob sie es aus einem Buche ablese. Ihre Zuhörer lauschten ergriffen den einfachen Worten ! und wie ein Nebelbild tauchte in weiter Ferne ein ! Stück Vergangenheit vor ihnen auf. Nur Martha hatte keinen Theil an der andäch- tigen Stimmung. Wie konnte man sich einer Ver gangenheit freuen, deren Glück auf Lug und Trug aufgebaut war? Bei den letzten Worten der Mutter warf sie den Kopf zurück. „Sage da- nicht!" rief sie leidenschaftlich. „Für Dich war nicht- reich, nichts schön genug, Du Edle, Du Engelsgute! Aber der Vater war nicht gut. Wie hätte er sonst so unsäglichen Jammer über uns bringen können. Jede Liebkosung, jeden Kuß möchte ich un- geschehen machen —" Sie hielt plötzlich inne, selbst erschreckt von dem Uebermaaße ihrer Heftigkeit. Die Mutter blickte sie i mit matten traurigen Augen stumm an; Else warf einen ängstlichen Blick auf ihren Mann und Konrad sagte ernst: „Ich habe bisher zu den Anklagen, die sich im Munde einer Tochter besonder- häßlich auSnehmen, geschwiegen. Heute muß ich doch einmal etwa- darauf erwiedern, nicht um Deinen Vater zu vertheidigen oder auch nur zu entschuldigen, sondern nur um seine Schuld auf da- rechte Maaß zu beschränken. Dein Vater, ! Martha, war ein sehr gutherziger, sehr liebenswürdiger Mann; ein Mann, der gewohnt war, daß Alle- ihm glücke, daß Alle- feinen Wünschen entgegenkomme. Er war geschaffen, im Sonnenscheine zu leben. Und al- die Sorgen kamen, zeigte er sich ihnen nicht gewachsen. Er schüttelte sie ab, ohne ihrer weiter zu achten. Und wie sie sich anhäusten, wie er ihrer nicht mehr Herr wurde, verlor er den Kopf — und handelte, unbesonnen, leichtfertig, schlecht — aber nicht mit Vorbedacht; aus Leichtsinn und ohne die Folgen nur im geringsten zu ermessen." Frau Dorothea nickte ein paarmal stumm mit dem Kopfe und — „Mama!" rief Else plötzlich, „waS ist Dir?" Es war mit Frau Andree eine seltsame Verände rung vorgegangen, während sie still vor sich hinschauend in ihrem Lehnstuhle saß. Ein plötzlicher Verfall, als fei sie binnen weniger Minuten um Jahre älter ge worden; die Gestalt erschien zusammengeschrumpft, da- Gesicht kleiner. „ES ist nicht-", wehrte sie ab. „Ich fühle mich nicht wohl. Aber e- geht vorüber —" Elfe holte ein GlaS Wasser. Die Mutter strei chelte ihr fanft die Wange. „Es ist schon wieder gut —" In diesem Augenblicke brachte da- Dienstmädchen einen Brief, der foeben abgegeben worden war; Doro thea griff hastig danach. Ein kleine- Kouvert, eine unbekannte Handschrift — eine ausländische Brief marke. — „Leonhard! — Er ist todt!" schrie sie. ES wurde ihr plötzlich schwarz vor den Augen. Else öffnete den Umschlag. „Nein! sogt e- mir nicht — au- Barmherzigkeit!" stöhnte Dorothea mühsam. — „Mama, er ist woh», er lebt!" jubelte Else. Dorothea schüttelte ungläubig den Kopf. „Da- war nicht seine Handschrift —"
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