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Dresdner Nachrichten : 11.01.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-01-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-189501118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18950111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18950111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1895
- Monat1895-01
- Tag1895-01-11
- Monat1895-01
- Jahr1895
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- Dresdner Nachrichten : 11.01.1895
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Lurl II, Io«,tun, l)r««kvn-!'>„ >t<»otc-te. >2, I , 27 (r«ri>.,,vc»»v,t!!, Xe. SIÜ0.I X-Mm-Ii'ichi-ili »Isx.liieolli^rlil'. tz R I»i B., n>«^,» 2«. ^ M MKlK MUksckrck-Mid-W>N § K vmptiolilt siel» liir hier uinl uimrvürts. »» i'ir«»oi»»>runir. Ltvii« EMM I 1 ^VMN I>'ra-ck IN UllNile» »ml h'Miw», l .NI.. Ii»>>t>i.»I>!»»» /.um I'impuwasii. h'Iaüeln, sin Isis. l> « n»,f allena XVumIon, 7» I'l'-s. »ml ö«> 1'szz. , m-mm misxespnmMno Ilnu«, k !KI>. 2ö l'kst. mul 7ö lllst. VoriÄiui 7. -rrrrrrLMr^er7:v;-vr7r-7r7rr»L«rei«rrLrre^r:7.rRLrr«r»r^ »««-IitMiiiLe :s i-v. Vrossmauo, vilnü^c ^ 2 H4 ,»>i« r»7«^v l'>r»»>ir<n l,or l /Xmt. I, psc>. 1637. !^7L^7L^rrrrrLwL7L7^.7r'L:r:rrrrr7Lr Ztpkn »milornv unä kein« Umsturzvvrlaqi: im NeichStnn. Hvfnnchrichteu. Hvsball. Unlauterer Wettbewerb. Scbneesatl. Mystik des I Bernmtbliche Witterung . Seelenlebens, Stenngraylienverein. Gehestistun^. Gcrichrciverbandlunaen. > Trübe. Hrast. Schueeiane. StQIK in in illft» Ii»e»r>, IllttnU-el»»!»««, TiNlI»»»,,;»« u ^ iv 1—L ^t»NE>« n. Freitag, N.Fauuar. Politische». Nach zwei einleitenden Sitzungen, die seltsamer Weise durch je einen Monolog des Vertreters der Regierung und der Sozial demokratie ausgesiillt wurden, hat nun endlich die Redeschlacht um die Umsturzvorlage begonnen. Sv matt und wirkungslos wie die NuSsnIiruiigen. mit denen vor Weihnachten der Staatssekretär des Reichsiustizamtes Nieberding den Entwurf zur Bekämvfuug der Ilmstuizbestrebungen zu begründen versucht hatte, so überzeugend und eindrucksvoll waren die Reden, in denen Frhr. v. Stumm und Grober die Stellungnahme der freikonservativeu und der nltramontanen Partei entwickelten. Beide stehen zwar hriuzivicll aus einem verschiedenen Standpunkte: der Führer der RcichSpartei ist ein bedingungsloser Befürworter der Vorlage, die bei dem schwäbischen Eentrnmsredncr nur eine sehr bedingte Zustimmung siudet. Aber beide ergänzten sich insofern, als sic eine vernichtende Kritik der Vvranfgegangcnen Aner'schen Darlegungen brachten. Die Vertheidignngsrede Liner s gipfelte in der Behauptung, das; die Sozialdemokratie eine harmlose Rcsormpartci sei, die mit Re volution und Anarchismus nichts zu Ihn» habe, die vielmehr nur bestrebt sei, die Lage der arbeitenden Klassen zu verbessern. Mit vernichtender Schärfe deckten die beiden Redner der Ordnungs- Parteien den wahren Charakter der sozialdemokratischen Partei ans, die sich jederzeit im innersten Herzen mit den anarchistischen Mord gesellen solidarisch gefühlt bat, die niemals etwas Anderes erstrebt hat. als die gewaltsame Beseitigung der bestellenden Ordnung und die zur Erreichung dieses Endzieles nichts für geeigneter hält als die Schürnng der Unzufriedenheit und die Verschlechterung der wirth- schnftlichen Lage der Arbeiter. Während Frhr. v. Stumm den un lösbaren inneren Zusammenhang zwischen Sozialdemokratie und Anarchismus, zwischen der revolutionären Propaganda des Wortes und der That nachwies und an der Hand eines reichen Beweis materials darlegte, dass es noch kein einziges bcmerkenswcrthetz anarchistisches Verbrechen gegeben habe, das von der Sozialdemo kratie nicht vcrthcidigt oder zum mindesten entschuldigt worden sei und dag fast alle Anarchisten nur die fortgeschrittenen Pracht cpemplnre der sozialdemokratischen Vcrhetznngszüchterei seien, hob der Abg. Gröber den Widerspruch hervor, der sich darin zeigt, daß die Auerschc Partei sich einerseits ans den „sanften Heinrich" hin auSspielt. der kein Wässerchen trüben könne, andererseits aber doch fürchtet, das Umstnrzgcsetz könne gerade ans sie angewendet wer den. Wenn die Sozialdemokratie wirklich nur. wie Auer glauben machen will, eine zwar radikale, aber doch staatSerbaltendc Volks- Partei ist, die blos ans die allmähliche Besserung der bestehenden Verhältnisse, keineswegs aber ans deren Umsturz ansgehl, wozu dann die bleiche Angst, das; das Umstnrzgesetz gerade sic treffen könnte? Hat doch der Regiernngsvcrtrelcr vor Weihnachten zur ausdrücklichen Beruhigung der Herren Sozialdemokraten versichert das; sich die Vorlage nicht gegen die Sozialdemokratie richte, son der» nur diejenigen Bewegungen bekämpfen wolle, die ans den gewaltsamen Umsturz hinarbeiten. Thatjächlich freilich haben eS die Zührer der Sozialdemokratie in und außerhalb deS Reichstages nie an unzweideutigen Erklärungen über de» revolutionären Ehn- ratter chrer Bestrebungen fehlen lassen. Hunderte von Aussprüchen eines Singer. Bebel und Liebknecht liege» sich anführcn, die in dem Ausdruck der zuversichtlichen und freudigen Hoffnung gipfeln, das; über kurz oder lang der heis; ersehnte Tag anbrcchen werde, Mi dem mit der Bourgeoisie blutige Abrechnung gehalten und Staat und Gesellschaft zertreten werde». Wenn Auer davon sprach, daß seine Partei auf einmal alles ans ganz gesetzlichem Wege erreichen wolle, so ist dies dieselbe Heuchelei, mit der Bebel kürzlich bekannte: „Ich bin Atheist, Sozialist, Republikaner!" und in demselben Athen, sagte: „Führen Sic den Eid ans die Verfass ung rin, wir schwören ihn !" Tic Sozialdemokratie ist und bleibt, was sie immer war. eine revolutionäre Partei. Wenn sie das heute leugnet, so handelt eS sich dabei um keine» Prinzipienwcchscl, sondern blos um einen Wechsel der Taktik, welcher nur aus der Furcht vor der Wiederkehr eines Sozialistengesetzes zu erklären ist. Die Reden deS sreikonservativen und des klerikalen Redners stimmten auch indem Nachweis überein, daß durch die sozialdcmo Irakische Nmstnrzpropaganda für die arbeitende Klasse nicht der geringste Fortschritt erreicht worden ist. Im Gegentheil: gegen alle wesentlichen Forderungen, die zu Gunsten der Arbeiter von Seiten der Regierungen und der slaatSerhaltenden Parteien auf- gestellt worden sind, haben die sozialdemokratischen ReichStags- abgeordiicten gestimmt, in der anSgcsprochencn Absicht, dadurch die ilnznsriedenhcit zu vermehren. „Alles, was Sie für die Ar beiter gethan haben, ries Abg. Gröber den Nmslnrzgenossen zu, „reicht nicht so weit, wie das. waS eine barmherzige «chwester in eine, Woche thnt! Sic verwenden alles Geld, das Ihnen zur Dis position steht, zu politisch agitatorischen Zwecken. Dazu kommt noch, daß. wenn Ihre Agitation nicht wäre, die Arbeitgeber noch viel mehr thnn winde», denn letzt ernten sic nur Undank für Wobl- Ihntcn." „Ich behaupte," bemerkte Frhr. v. Stumm, „daß gerade da die besten Löhne gezahlt werden, wo die Arbeitgeber die ent schiedensten Gegner der Sozialdemokratie sind!" Eine klassische Ammert ans die Frage, waS die Sozialdemokraten eigentlich Positives e,zielt haben, gab der König des SaarrevierS in der Be merkung: „Die Führer der Sozialdemokratie sind allmählich dick- bänchige Bourgeois geworden, die in eleganten Häusern wohnen, an deren Eingang „Nur für Herrschaften!" steht". Daß Frhr. v. Stumm mit seinen Ausführungen meist den Nagel ans den Kops trat, bewies die nervöse Aufregung, die sie unter den Sozial demokraten hervvrricsen, welche ihrer unbehaglichen Stimmung in lener ungezogenen Manier Lust zu machen suchten, in der in ihren Volks versammlungen Meinungsverschiedenheiten zum AnStrag gebracht zu werden pflegen. Wohl ein Dutzend Mal sah sich der Präsident v. Levctzow gcnöthiat, während der Stnmm'schen Rede den Sozial dcmvkraten wegen ihrcr^nnparlaineittarische» Störungen energische Rügen zu crtheilcn. Schon zur Abwehr gegen derartige Stör ungen der parlamentarischen Ordnung und Sitte, wie sie beson ders von den Sozialdemokraten gepflegt werde», thäte eS noch, daß die DiScipIinarnt>it"l des RcichStagspräsidcntcn verschärft würden. Während Frhr. v. Stumm in der Vorlage nur ein Minimum dessen erblickt, was überhaupt nothwcndig ist, um einige» Erfolg zu erhoffen und daher vor jeder Abschwächung und Abänderung warnte, hielt der CentrnntSabgeordnctc eine solche wegen der schweren Bedenken, welche einzelne kantichnkaltige Bestimmungen ein- siößen müssen, für nneiläßlich. Man wird dem Abg, Gröber insofern grundsätzlich heistiinmen müssen, wenn er die Zustimmung zur j Vorlage an eine doppelte Voraussetzung knüpst : Einerseits müssen die Bestimmungen des Gesetzes so gesagt werden, das; sie lediglich der Bekämpfung revolutionärer Bestrebungen, wie sie von der Sozialdemokratie und dem Anarchismus gefordert werden, dienen, dergestalt, daß eine willkürliche Handbabnng etwa gegen nicht sozialdemokratische Bewegungen verhütet und die Wahrnehmung berechtigter Interessen nicht beeinträchtigt wird; andererseits müssen die strafrechtlichen Abwehrmaßnahmen gegen die Umsturz Parteien Hand in Hand gehen mit einer positiven wirlhichastlicbe» Sozialrcsvrm. damit eine gleichzeitige Heilung der Notlntände von Innen heraus erzielt werden kann und Zufriedenheit und Gottes furcht als die Bedingungen einer wahrhaft slaatSerhaltenden und tönigstrenen Gesinnung wieder zur vollen Herrschaft gelangen. Die Haltung, welche neuerdings die maßgebenden Berliner Kreise gezeigt haben, läßt erwarten, das; unter dieser doppelten Voraus fetznng zwischen der Regierung und der ReicbstagSmchrheil eine Verständigung über die Grundlagen erzielt werden wird, ans denen zunächst der Versuch einer Eindämmung der nmstürzlerischen Agi tationen zu nnternebmen is!. Acrnschlkib- und Herlnprech-Benclitc vom w. Januar. * Dresden. In der heutigen Stadtverordneten- Sitznng trug der Vorsitzende Herr Geh. Hofrath Ackermann ei» Lchrciben des Herrn Oberbürgermeisters Tr. Stüde! vor, in wel chem Derselbe den schon allgemein bekannten und bedauerten Ent schlnß mittheilt, Ende März dS. IS. in Ruhestand treten zu wollen und dazu um Genehmig»»» bittet. Unter dein allgemeinsten Be dauern nimmt daö Kollegium davon Kenntnis; und beschließt ein stimmig, dem Gesuche des Herrn Oberbürgermeisters nur Verletzung in den Ruhestand und Verwittigitna der ausgesetzten Pension stattzngebcn. Bndapc st. Der „Bndapester Korrejpondenz" zufolge theilte GrasKhnen-Hedcrvar'.r in seiner heutigen Privatandi mz beim Könige mit, er lönne den Auftrag zur KnbinetSvildnng nicht übernehmen, weil er keine Hoffnung habe, eine Regierung zu bilden, welche außer der Durchführung der kirchcnpolitijchen Gefetze ctlvaS Posi tives zu schassen vermöchte. Heute Nachmittag wurde Koloman Szell vom König: empfangen. Paris. Kammer. Nachdem der Depntirte Millerand den Antrag ans Haftentlassung Geranlt Rrchard'S eingebrachk hatte, ersuchte der MinislervrAwent Tnvnri die Kammer, dem Anträge nicht znrnslimmcn und stellte die Vertrauensfrage, worauf der An trag Millerand mit :M gegen 2!8 Stimmen abgelchnt wurde. Berli n, R c i ch s! a g Tie Berathnng der Umsturzvorlage wird svrtgewtzl. - Abg. Gras Limbnrg-Stirnm (koni.l: Meine Freunde treten mit Befriedigung in die Berathnng dieser Vorlage ein. Wir sind Herrn v Stumm für den größten Shell seiner Aus führungen von Herzen dankbar, nur seiner Bemertnng über Herrn Pastor Naumann und dessen Weihiiachtsartikc! können wir nicht znstiniinen. Herr Pastor Naumann hat in diesem Artikel nur Frieden angetnndigt und Zufriedenheit. Tic Sozialdemokraten behaupten jetzt, sie wollten eine Sozialresorm nur an' 'riedlichcm Wege. Aber dann lann doch kein Zweitel darüber sein, das; die soziirldcnwkraliiclien Bestrebungen schließlich nur Denen zu Gute kommen, welche den gewaltsamen Umsturz predigen. Tie Nede des Herrn Liner war m im klebrigen sehr geschickt, wie sa Herr Auer selbst eine i»»wathi>che Perlöntichkeit ist. Sie traben uns die Mängel des bestellenden Staates gezeigt. Das ist ia so schwer nicht. Wir tonnen Ibne» die Mangel Ihres Staates, des Staates, den Sie wollen, aber nur deshalb nicht so deutlich zeigen, weil derselbe noch nichr besteht. Aber das können wir Ihnen schon jetzt sagen: scrie tonnen in Ihrem Staate lange nicht so viel vrvdnziren als in dem jetzigen, und das Elend und die Llrmnlh würden daher m Ibrem Staate noch viel größer sein als in dem jetzige». Treue und Glauben würden nur Ihrer Partei gegenüber hochgehatlen werden, aber nicht dem Staate und ande ren Parteien gegenüber. Herr Gröber bat hier in seiner Rede am Schlüsse sehr gefallen, wo er von der einigen HeilSwahrheit sprach. Ich vermisse aber bei dem Eenlrnm die Konseaiienz. Früher wollte das Centrnm kein Llnsnahmegejetz. iondern nur ein Vorgehen ans dem Boden des gemeinen Recbts. und letzt, wo wir ans dem Boden des gemeinen Rechts Vorgehen, sagt Herr Gröber, was sie wollen. Daß das Iejiiitengesetz ein Ltusnahmegesetz sei, lann ich nicht anerleiineii. Es ist lein Ausnahmegesetz gegen die katholische Bevölkerung und es giebt nur jehr wenige Jesuiten Sachen im Eentrniw. Jedenfalls ist auch der Einstich der OrdenStliäligkeil hinsichtlich der Bekämpfung der Sozialdemokratie nicht so groß, wie eS Herr Gröber glaubt. Sie sehen das ja in anderen Ländern, Ivo die Orden frei sind. Deshalb kann ich nur bedauern, das; Sie noch nicht zngeben wollen, wie allgemein die Gefahren von Seilen der Sozialdemokratie sind, und daß Sie noch Konzessionen ver langen, die ans ganz anderen Gebieten liege». Herr Gröber hat gestern ferner einzelne Fälle ansgcstelli. in denen die vorgeschlage neu Gesetzparagravhen zu Ungerechtigkeiten führen könnten; aber die Hauptsache ist doch, daß die Paragrapben in der Regel günstig wirken würden. Uns Konservativen genügt diese Vorlage allein ja auch nicht. eS müssen auch noch positive Maßnahmen znm Schutze der Handwerker und des sainmilichen Mittelstandes hinznkommc». Geht aber jetzt die Vorlage nicht durch, >o würden, weil» es znm Kampfe kommt, »och viel schärfere Bestimmungen itvlliwendig wer den. — Abg. Mnnckcl streif. Vvlksp.z: Wir bringen der Vorlage das Wohlwollen entgegen, das man einem Unglücklichen schuldet. Die Vorlage hat bei der Geburt nicht nur die Mutter verloren, was ja öfter vorkvinmt, sondern auch den Vater. Es scheint, als ob es in hohen Kreisen bei Einbringung der Vorlage nicht ganz ohne Umsturz zngcgnngcn ist, nicht ganz ohne Gewalt, wenn auch sanfte Gewalt. lHeiterkcit). Man könnte vielleicht die sanfte Ge walt als neuen preußischen Begriff auch in diese Vorlage bringen. Man fordert von ims Vertrauen gegenüber diesem Gesetz. Bei einem Gesetzmachen kann ich von Vertrauen aus Personen nichts halten, auch nicht ans Persönlichkeiten des iicncstcn Kurses. «Heiterkeit). Aber wohin uns dieses Gesetz führe» würde, können wir bcnrthcllen nach de» Konscaucnzen der Vorgänge am ll. Sep tember, (Rede des Kaisers in Königsberg gegen die Umstnrzbcstrcb nngcn.t Als das Sozialistengesetz gemacht wurde, war das ein zu entschuldigender Fehler ans Grund unglücklicher Vorkommnisse. Als cs ansgchoben wurde, da pries man cs als eine Heldenihai WaS bat sich denn aper seitdem geändert ? Man setzt die Dinge günstig ans. um die Vorlage zu begründe». Ich veimisse dieNothwcndig- keit dieses Gesetzes. Man jagt, es sei ein allgemeines Gesetz iiir Alle. Ia, ist eS das, da mutz cs auch ans die Agrarier angewcndet werden. Aber wir haben ein Staatsanwalinwiwpol: Wo ke>n Kläger ist, da ist kein Richter Wo inan keine Ausluge erheben will, da wird sie nicht erhoben, und darum ist und bleibt dieies Gcletz nur ein Ausnahmegesetz, nur gerichtet gegen bestimmte Kreise. Es soll gegen den Umsturz gerichtet sein, aber ntch! etwa gegen den Umsturz von oben, dagegen wird es nie angnvende.' werden. Es wird nngewendct weiden nicht blos gegen die. welche den Umsturz betreiben, sonder» mich gegen die, die idn vordereite», wenn er mich erst in einem Mensclienalter cintrcten >ollte. Dm Vorredner sngie, das Ieiniiengeictz richte sich nur gegen ein. paar Jesuiten. Nun. mich diese Vorlage richtet sich aizgebnch nur gegen ein paar Anarchisten, in Wirklichkeit aber gegen Sozialdemokraten, denen doch »hon Füisl Bismmck einen guten Kern zngetchnehen hatte. Redner lstümt des Weiteren die Varlnae sthr abfällig und schließt dann: Freilich muß ich Herrn Gröber b''ine>kei!, die Wipenschost lämvst nur gegen Dogmen und nicht gegen die Religion, und wenn Herr Grober gestern schloß: „Es ist kein Heil außer Jesus Christus", nun gn!, aber Christus brachte nicht d>e Knechischast. sondern die Bestcinng der Geiste». 'Bestall links.: — Kriegsminister v. Schellcndvrss: Auch ich habe Vertrauen zu der Arniec, die Tiscivün in ihr ist eine gute und ich hoffe, daß sie so bleibe» wird. Liber midereriestS düsten wir nicht den Kopi in den Sand stecken und die ißstemmische Untergrabung der Dis- eiplin, wie sie versucht wird, ruhig mit mischen. Die Armee W.Ü nicht vollkommen immun gegen Anstecknnsstvss. Ich hoffe, Sie werden nicht die Mistel verweigern, die wir zur Abwehr gewisser Verlockungen und Aufreizungen brauchen, die dahin zielen, stistc- mntisch wde Autorität zu untergraben. Ich weiß ;c>, daß die Führer der Svzinldemotlatie es für einen halben Wahnsinn halten würden, schon jetzt i!»e Lehre in's Praktische zu überleben, die Führer sind ebenso voisichtig als überlegt. Aber auch unter den Sozialdemokraten giebt eS Franllirems, die nicht warten wolle». Wie kommt es denn, das; wtzl so häufig Flugblätter in den Kasernen verbreitet werden, wie lommt cs daß setzt so häufig Posten ange griffen werden. «Ruse links: Wo denn ?) Daß Sie es nicht thu», das glaube ich >a. sie werden sich hüten, Pulvervorräthe zu erbrechen und Explosionen zu veranlassen, solange diese beschützt sind. Aber wenn erst ihre Hintermänner losgeheu werden, dann wird es heiße»: Offiziere vor die Front! «Heiterkeit«. Wir haben aber auch mit Denen zu rechnen, die schon von Jugend auf verdorben sind und in den Fabriken viel nnverdantes Zeug gehört haben. Tie wolle!» wir z» guten Soldaten machen, und es gelingt uns auch znm Thcil. Aber cs dars dem nicht ein Gegengewicht von Außen entgegenwirten. Was geschieht denn mit den unbotmäßigen Soldaten? Im Kriege wird er ans den Sandhansen gestellt und erschossen. Mit den Llnstfftcrn machen wir allerdings auch wenig Federlesens. Deshalb erbitten wir von Ihnen die Mittel, daß wir daraus verzichten tonnen, derartige Excinpcl statuircn zu müssen. «Lebhafter Bestall rechts). — Iustizministcr Schönstedt: Tie Partei des Abg. Mnnckcl hat sich meines Wissens früher stets bereit erklärt, das; die zu bekämpfenden Nebel durch das Gericht getroffen werden sollen. Um >o mehr wundert es mich, daß Herr Mnnckel Tinge in der Vorlage entdeckt hat, die selbst von ocn Sozialdemokraten nichr bemerkt worden sind. In weiten Bcvvlkcr- nngskreisen ous dem Platten Lande hat man sehr wohl die Em pfindung. das; gegen die Dinge, die heute in Volksversammlungen paffsten, etwas geschehen »ruß. «Sehr richtig, rechts.) Die Partei des Abg. Mnnctct hat früher selbst in einem Antrag Hauet die Strafbarkeit der den öffentlichen Frieden gefährdenden Angriffe ans Religion. Ehe und Eigcnthum gefordert. Haben Sie noch Vertrauen zur Nnahhänaigkeil der Rechtspflege, dann Prüfen Sie wenigstens die Vorlage: nur dann können Sie sich einfach ab lehnend »erhallen, wenn Sie das Vertrauen zur Rechtspflege ver loren haben. «Beifall rechts.) — Abg. Tr. v. Bennigsen tnat.-lib.« ° Ich glaube auch, in den Körnen der Herren Richter und andere» freisinniger Politiker gestaltet sich die Auffassung über die Gefahr sichtest der Sozialdemokratie anders, als Herr Mnnckc! dies hie» dargcstcllt hat. Er bestreitet das Bedürfnis; zur Vorlage. Er hat vergessen, daß hei Anshcbnmp des Sozialistengesetzes die Nvth wendigkcst gcmeinrechisicher Bestimmungen gewidert wurde, »in den gesährsicbcn, verbrecherischen Bestrebungen cntgegenzutrercn. Ich hasse, das; eS gelingen wird, mit dem Eenlrnm sich ans einem ge meinsamen Baden für die Vorlage zu verständigen. Die Wüniche und Bestrebungen des EcntrnmS an die Regierung sind doch von verschwindender Bedeutung gegenüber der gcmemsamcn Ge'cchr. die allen Parteien van der Sozialdemokratie droh! und gegen die sich Alle wenden müssen. Ich kann aera.de ans Hannover bestäti gen. daß die Thätigkcit der barmherzigen Schwestern darr den Ar beiter» zu reichem Segen gereichen. TaS schützt sic nicht vor de» Angriffen der Sozialdemokraten. Die Wünsche des Eentrums an die Regierung sind ja auch in Preußen sehr znsnmmengeschmolzcn 'Lachen rnr Eentrnm). Auch die Ivnicrvalive Partei bat Wüniche bezügsich derLandwirthichait. Ich mag den Koistervativen die Be leidignng nicht anthun niid ilmen nnlersiellcii. das; sic die Vorlage nur annehmen, wenn ilne Wnniche Anerlennnng und Berücksichtig nng finden. Man hat getagt, daß dem richterlichen Ermessen i» der Vorlage zu viel überlassen lei. Liber setzen Sie Mißtrauen in die richterliche Thiisiglcii, so sind alle Ttrasbestinnnnnge» gcfäln sich. ES ist ein Hauptziel der llmstiirzbestreönngen, das Heer sin ihre Ideen zu gewinnen. Tic meisten Rcvalnlianen sind erst dann gelungen, wenn das Militär nicht mehr znverläisig wnr, mir es zu verwenden. Wenn der Staat das »»bestreitbare Liecht hat. die Verbreche» zu strafen , sa inns; er auch das Recht haben, sic zu ver hüten. Ebenst' ist es nöthig. die staatliche» Einrichtiingen: Este, Famisic und Eigensinn» zu schützen vor beschimpfender Kritik. ToS schliefst keineswegs diejenigen Erörterungen ans, die für eine ge snnde Fortentwickelung dieser Einrichtungen nöthig und. Wir müssen de»n Richter als einem gebildeten Mann die Fälligkeit st> trauen, das; er die nösisigcn ilntericheidnngen macben kann. Daß die Sozialdematralic republikanisch ist, werden die Heuen nickst leugnen, sie können für diese Idee auch Prvpaganda niackicn durch histarischc Untersuchungen und dergl. Daran werden sie durch die Vorlage nicht gehindert. In Tcnlschland ist die Monarchie noch so beiestigt, das; cs für antimvnarchffche Bestrebungen besonders empfehlenswert!! erscheinen dürste, hier die Hebel einznsetzen. Dieses kostbare Gut wollen wir uns mwersehrt eibnlten. In seinen Fürsten siudet da^ Volksbewnsstscin die Winzeln seiner Kraft (Lachen bei den Soziaidemolrnlen. Bravo rechts). Dieses Bewusstsein bat sich erhalten trotz aller Umwälzungen liübc» und drüben, und dieses Bewußtsein wollen wir nniereni Bvlkc erhalten (Brava,) Hm p. Stumm hat viel für seine Arbeiter gethan und eS ist seine Sache, wenn er mir solche Arbeiter beichä'kigeu will, die ihm gefallen. Aber er hätte dach wohl besser gelhan, seine Voischlnge zu »»terdrücken, wonach allen Soziaid-niokraten das Wahlrecht entzogen und alle Agitatoren ausgcwieicn werden sollen. Jede Ausweisung würde zur Folge haben, daß sich schlimmere Per- NIWNI ,»>,< « 8MP8W
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