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Dresdner Nachrichten : 15.08.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187908155
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18790815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18790815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1879
- Monat1879-08
- Tag1879-08-15
- Monat1879-08
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 15.08.1879
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Is Lvkt-Ivloxrsm me Varl». 14. August. VaS'üonapartistenlournal „Ordre" erklärt: die bona« partisilsche Partei müsse die komvromittirende Al« Nanz mlt de» Legitimisten brechen und zurücttehren zu de» demokratischen und bvnaparllst. Traditionen. Belgrad. 14. Aua. DaöAiiitoblatt veröffcnt» ltctit eine provisorlschcHau« delvkonveniion zwischen Serbien und der Schweiz, wonach der Schweiz ebenso wie England. Italien und Musiland das Meistbegün« sligungörecht ertbrlit wirb. Ailterhaltnng, Geschäftsverkehr. Lörsenkericht, Fremdenliste. MItredacteur: vr Hümil Für daö FcuiU.' I-acklMtg; Druck und Ei entbuin der Herausgeber. u Dresden. Verantwort!. Redakteur: Lolurtvl» L «il»I«i»>t in Dresden. Konstantlnopel. 14. August. Die Vezleb- ungcn dev Sultans zu Kbestetdin nehmen wieder einen so vertraulichen Charakter an. das, der Wiederei,ilrilt.Nheircbdins in die Regierung nur als eine Frage ganz kurzcrZeit angesehen wird — Seit 3 Tagen ist in dcmSpitale von «tambuk kein neuer Cholerasall vorgekommen. Loi»pv1 «d L » u It Sk v 8 v Ik itz t t, ^ 8clrlo88-8tras80 14, ^ xo^onitbor ilsr 8porl>rgassa Ar 227. 24 In- unct Vvikuut' ullvr 81SLl»pspivrs, pfunrldriofs,^ Mellon vto. Iu8/.udtun8 ullor Loupoas. Unontssvltliakv Oontrols ävr Verlausung Lllsr IVsrttmnpioro. Illos uuolr »uk linottiolrom ^Voxss. vomlellslolls für Wootisvl. kud«1k Lv^vt', 4olrsnnos-Illso 7, nodon 6ak6 König. 1879» Witterungsaussichten: Meist heiter und trocken, stellenweise Dunst, Gewitterneigung. Tapeten und I^nktvr-ItoulHinix^ rerlüiksitigLtv ^usrvühl, orstoro von dvu vinfLUstslkN Katursll-8 und Olaur-, bi» ru de;; toinsteu »old-, l.oder- und Volour- » rapetoo. Koostor-Itoulvaux in jeder l!r«-ito ru billigsten kreisen. - Tressen. Freitaq. Id» August Politisches. Die Welt ist immer ernster geworden, das Wlkerglück hängt heule von so vielgcgliederten Bedingungen ab, daß die persönliche Befreundung der Fürsten, Eheschließungen unter den Höfen und Begegnungen in den Bädern an Wichtigkeit immer mehr einbüßcn. In Gastein machte der ritterliche Kaiser Franz Joseph dem er lauchten Kurgast Oesterreichs, Kaiser Wilhelm von Deutschland, die Honneurs — das hinderte nicht, daß selben Tages die deutsch- fresserigcn Czechen einen Sieg über die Deutschböhmen davon trugen und daß das bismarckfreundlichste Ministerium, welches Oesterreich je gehabt, ja das Andrassy selbst, ein unverhohlener Bewunderer Bismarck s, fast selben Tages zu Sturz kamen. Umgekehrt begrüßten sich diesen Sommer nicht Kaiser Wilhelm und sein Neffe Kaiser Alexander von Rußland, und trotz ihrer Lerwandtschast und Be freundung, erweitert sich die Kluft zwischen Deutschland und dem Zarenreich von Tag zu Tag. Die Interessen der Böller stemmen sich eben den Sympathien der Fürsten entgegen, ja, man kann be haupten, daß dem milden Zaren Alexander die Theilnahme an der goldenen Hochzeit seines Onkels Wilhelm aus StaatSraison geradezu verboten war, weil die ultra-russische Partei noch immer an der Er füllung dcS Testamentes Peter des Großen fcsthält, und in Deutsch land das Hemmnis; zu erblicken glaubt, welches sich dem unbeschränk ten Besitz Konstantinopcls entgcgenstellt. Im Ganzen ist die Ruhe, der Friede der Völker besser aufgehoben, wenn Haß oder Liebe der Negierenden politisch außer Betracht bleiben, wenn Kabinetskriege oder Pallastintriguen nicht mehr wie früher ein frivoles Spiel treiben köniren mit dem Gut und Blut von Millionen argloser Unterthancn. Aber die Macht der Fürsten ist nicht aus der Welt verschwunden, sie hat nur andere Formen angenommen, sie ist konstitutionell ge worden und auf die Staatswürdenträger übergegangcn, auf die Minister. Sind diese, wie Macchiavelli sagt, gleichsam die fünf Sinne welche ein Fürst zum Negieren gebraucht, so ist nichts natürlicher als wenn man aus der Gesundheit und Thätigkeit der einzelnen Sinne, auf die Gesundheit und Tendenz des StaatSganzcn rückschlicßt. Selbst in Deutschland, wo die ganze Fülle absoluter Willcnsgcwalt bei einem Minister ruht, kann man ein wenig politische Strömung aus dem Verhalten der Nebenminister ersehen und bei der Ver schlossenheit der Berliner Offiziösen thut da manchmal ein Fcstdiner oder eine Bahneröffnung, wo eine Excellenz ein Wörtchen über den Durst spricht, Wunder von Aufklärung. Hut Staatsrath Lambert jüngst in Charleville von der Revanche der Franzosen mehr ver lachen, als alle Zeitungen Frankreichs verrathen wollten, so passirt eS nun auch einmal einer preußischen Excellenz, daß sie etwas sagte, was bester ungesagt blieb. Wie meint doch Mirza Schaff;;? „Ein schönes Ding, das Reden — doch sei ihm nicht zu hold; das Reden ist von Silber, das Schweigen ist von Gold". Excellenz Kultus minister v. Puttkammcr hielt cs in EöSlin mit dem Silber. In dieser mackeren pommcrschen Stadt, welche die Tugend der guten Frauen besitzt, von denen bekanntlich nie gesprochen wird, weihte man vorige Woche ein Gymnasium ein und da der neue preußische Kultusminister hart nebenbei sommerfrischlert, lud man ihn ein und er kam. Und hart darauf kam dann ein Telegramm in die ZeitungS- redaktionen geflogen, das man nur zaghaft zum Druck geben mochte. Der neue Minister hatte den Stab gebrochen über Falk, er hatte gesagt: „Er sei sowohl in politischer als in religiöser Hinsicht ein entschiedener Gegner Falk s und er werde sein Amt sofort nieder legen, sobald seine Ansichten mit denen des Königs nicht übcrcin- stimmten". Man traute den eigenen Augen nicht — sollte v. Putt kammer so schroff seine Divergenz zuHerrn Falk hingcstcllt, so deut lich in'S reaktionäre Fahrwasser gesteuert haben? Fast scheint es so, denn die neueren Berichte sagen: „Nack,dem die Versammlung begeisterungsvoll ln ein von Herrn v. Puttkammer ausgebrachtcS Hock, aus den Kaiser ringe stimmt, erbov sich der Provlnzialschulrath Herr Wchrmann und sprach etwa Folgendes: „Einem Manne, der durch seine seltene Energie und seinen fast unseblbarcn Scharfblick höchst Bedeutendes aus dem Gebiete beS Schulwesen» geleistet, sind wir zu tiefsten. Danke verpflichtet, dieser Mann lst der ehemalige Eultuömlnlstcr vr. Falk. Nach der Auszählung der Verdienste Falk'ö um tag Schulwesen suvr der Redner fort: „Doch auch dem neuen Herrn Cultuömlnlster sind wir zu lebhaftem Danke verpflichtet — (hier folgte elne Auszählung der durch Herrn v.Puttkammer verfügten Geldbewilligungen zu Schulzwecken verschiedenster Art, für welche im Ganzen 28,OM Mark angewiesen sind» — also auch ihm gilt eS, unsere Dankbarkeit zu beweisen, Herr v. Puttkammer lebe hoch!" — Hieraus ergriff Herr v. Puttkammer das Wort: „Ich muß, aut die Worte meines Herrn Vorredners zurückkommcnd, den Dank ablevnen. Sticht Ich, sondern Herr 0r. Falk batte alle lene Anordnungen bereits getroffen; ich hatte Nichts weiter zu thun, alS meinen Namen zu unterzeichnen. Ich schätze Herrn 11r. Falk; er ist ein strebsamer, begabter Mannst!), aber ich muß es von vornherein bemerken, baß Ich nicht auf dem Standpunkte meines Herrn Vorgängers tm Amte stehe, daß ich nicht mit seinen politischen und nicht mit seinen religiösen Ansichten übereinstlmme. Erwarten Sie von mir nicht zu viel. Mit demselben PfliLtgeiüble. das unseren kaiserlichen Herrn beseelt, werde ich mein Amt verwalten und cö niederlegcn, wenn ich mit Denen, die mich dazu oerusen, mlt meinem Kaiser und dem Fürsten BlSmarck, nicht mehr im Einvernehmen sein sollte." Soweit Herr v. Puttkammer. Seine Rede schloß ohne Toast und wurde von der Versammlung mit etwa» beklommenem Beifall ausgenommen. Da» Merkwürdige liegt wohl in dem Widerspruch zwischen dem LultuSminister und Fürst BiSmarck'S Erklärungen. Wie peremptorisch wurde nicht gesagt: Falk geht au» lediglich persönlichen Gründen, da» Prinzip der Staatsgesetze gegen die kirchlichen Uebergriffe bleibt vollauf bestehen. Aber warum solle man den Verhandlungen mit Nom nicht die kleine Concession machen und den Urheber der Maigesetze auf Urlaub gehen lassen? Und er ging. Und der Kaiser verlieh Falk'« Sohn den Adel und sagte, nie werde er die treuen segensreichen Dienste dieses hochausgezeichneten Sultusminister» vergessen und er miste den treuen Diener seiner Absich ten unaern . i. und nun? Rrrrrr. ein ander Bild : „Ich stehe nicht auf dem Boden meines Vorgänger»", sagt Herr v. Puttkammer und — er muß es wissen. Die Antwort des Reichskanzlers auf den heiligen Thomas von Aquino steht noch aus ; alle Verhandlungen mit der Curie werden ganz geheim geführt und längst verklungen sind die Zeiten, wo der eiserne Fürst in einer freiheitlichen Aufwallung rief: „Nach Canossa gch'n wir nicht!" Er ist älter, schweigsamer, unmittheilsamcr geworden. Aber das wird er nicht dem deutschen Volke zumuthen, daß Herr v. Puttkammer ihn desavouire. Fürst Bismarck behauptet, die Staatsinteressen gegen jede Verkirchlichung des Unterrichts auch jetzt noch kräftig zu vertreten. Wenn aber sein Cullusressortminister bei Einweihung eines Gymnasiums das strikte Gegentheck hiervon verkündet, so muß man diese unerhörten Widersprüche als eine Geringachtung der öffentlichen Meinung sehr beklagen. Ist der Unterricht in Deutschland frei? Bleibt 2x2--4, bewegt sich die Erde um die Sonne, dürfen wir glauben, daß die Materie ewig und der Geist von ihr unzertrennlich ist, daß es keine Wunder giebt, die nicht in der Natur begründet wären? Oder fahren wir per Couricrzug via Marpingen nach Canossa und schlagen statt im Bädekcr, im heiligen Thomas von Aquino nach, was wir zu glauben haben und daß die Welt seit 1224 eigentlich stille stand? 11. A. w. g.l Re,icste Telearamme Der „DreSDner Nachrichten." Kairo, 14. August. Heute fand aus der Citadelle die feier liche Verlesung teö FermcniS statt, welcher den neuen VIcekönig Nainens des Sultans bestätigt. Die europäischen Konsuln, die Ulemaö (Geistlichkeit), die höchsten Civil- und Mllstatrbcamtcn waren dabei anwesend. Nach der Feierlichkeit empfing der Kbcdive die Konsuln und die höchsten Staatsbeamten. Abendö wird Kairo illumlnirt. Locale» and Sächsisches. — Ihre Majestäten derKönla und die Könlatn find, nachdem sie vorgestern srüh München verlassen hatten, gestern srüh über Eger hier clngetrolfen und haben daS Hoilagcr In Pillnitz genommen. — AlS unser König am »Mittwoch Abend In Eger eintraf, war er höchst überrascht, ans dem dasigen Bahnhcse vom — Kaiser Wilbelm begrüßt zu werken. Der deutsche Kaiser war nämlich am »Abende desselben TagS ans der Heimreise von Gasicin glcichsaUS in Eger cingctroffen und halte dort gehört, daß daselbst aus kein »Bahnhöfe iür den König vcn Sachsen Thee bestellt worben sei. Solo« ließ Kaller Wilhelm auipanne», iubr aus Len Bahuhot um 10 Uhr AbenvS, begrüßte seinen lieben Verwandten, unfern König Albert, ausS herzlichste und verbrachte mit demselben eine genußreiche Stunte. Die Monarchen verabschiedeten sich ausS irenndltchstc, der tcutschc Kaller, um nach seinem Hotel zurückznfahien, unser Königöpaar, um die Heimreise über Neichenbach sortznietzc». — Vorgestern beging in Leipzig bcr berühmte Ordinarius der Leipziger Juristcmacultcit, Prot. 1)r. von Wächter, das OOIährige Jubelicst seiner Verui'ung alS Proiessor der Rechte an der Universität Tübingen. DaS hohe Altcr beS Jubilars und momentane Kränklichkeit gestatteten eine größere Festlichkeit nicht. — Die dlcöiäbrlgcn WablsäblgkeitS-Prülungen finden für solche Hilfslehrer und HIlfSlchrerlnnen, welche ihre Cantlbaten.Prüfung schon vor oder an Ostern 1877 bestanden haben, zwischen »Michaelis und Weihnachten dieses JahreS statt. — Die Prämilrungen In der Leipziger Kunstgewerbeauöstcli- ung haben manchen Unzuiriedcncn geschaffen. Eine große Dresdner Firma, die von Proelö son. ieel. Söhne hat sogar den ihr zuerkanntcn zweiten Preis abgelehnt, da sie stets bei ankeren, den größten Ausstellungen, wie Paris re., den er sten Preis erwarb und man bars von diesem äußepst soliden Geschält zuversichtlich glauben, auch verdiente. Solche Mißlich« ketten kamen im Allgemeinen noch bei jeder Ausstellung vor, ein Umstand, bcr zu bedenken geben könnte, ob das ganze derartige Jurv-Wesen nicht einer Reorganisation unterworfen werden möchte. — In vorvcrgangener Nacht ist In dem lm Eckhause der Prager- und Walicnhankstraße im Parterre befindlichen Tape ten geschält von Böhmer u. Co. ein Brand entstanden, welcher früh in der 5. Stunde entdeckt und durch die hcrbeige- ruscne Feuerwehr nach fast zweistündiger »Arbeit gelöscht wurde. Der Schaden am Gebäude Ist ein geringer, doch soll an Tapeten, Nouleaux und sonstigen Vorrätöen ein Schaden von 20—30,000 M. entstanden sein, weichen eine VcrsicherungSgcscllsckM (dieGothaer) zu tragen haben wirb. Die Entstehungöursache bürste darin zu suchen sein, daß sich eine seit zwei Tagen wieder In Gebrauch ge nommene »Backmaschine der Im fraglichen Hause befindlichen Con- ditorcl von Llmberg etwas nahe an der Wand beS Tapeten- LagerraumS befindet. Die Wand war dadurch sehr erhitzt wor den. so daß hierdurch möglicher Welse daS Holzlager und die Tapetenrollen angekohlt sind. Die fragliche Back-und Feuerungs- Anlage besteht zwar schon seit langer Zelt, war aber mehrere Jabre lang außer Gebrauch und seit einigen Tagen nur interi mistisch benutzt worden, well sich an dem anderen Im Gebrauch befindlichen, weit davon abliegenden Conditorel-Backofen eine Reparatur nvthig gemacht hatte. — Der ProceßFröhnerunbGen. ln Pirna sand auch ln den letzten Tagen seinen ungestörten Fortgang. Die Verhandlung hatte eö hauptsächlich mit den Anklagepunkten gegen Hildebrandt zn thun, die zwar ziemlich schwer — Betrug und versuchter Betrug, Vorspiegelung falscher Thalsachen - klingen, durch die Zeugen u. s. w. aber zum The» entlastet werden. Am 4. BerbandlungSiage richtete sich die Anklage wegen Verschleie rung beö Vermögensstandes gegen alle 0 »Angeklagte. Die Ver- waltungörathömitglietcr sollen sich der Verschleierung dadurch schuldig gemacht haben, baß sie einen Geschäftsbericht, der eben unrichtige Darstellung der Lage der Fabrik enthielt, ln verschiede nen Sitzungen bcrathen und schließlich mit unterzeichnet haben. Die VerwaltungSrathSmitalleder stützten sich großtenthellv aus ihre Unkenntniß der Buchführung und daraus, daß der kauf männische Sachverständige Lanzac die Bilanz VIS auf geringe AddltionSsedlcr für richtig befunden habe. — Während gestern Morgen 0 Uhr unter den Klängen eines aus dem Perron concertlrenben MusikchoreS vom Böhmischen Bahnhoie au» der Reise-Gcncr.il Geucke wiederum mit einer 230 Personen zählenden länderglerigen Schaar — in Eger schließt sich elne gleich starke Zahl an — zu einem VergnügunaS- feldzuge abdampfte und unter Hochrufen und Tüchcrschwenken auö den Blicken verschwand, damplte bald daraus die Hagen- beck'sche nublsche Karawane - die nach Düsseldorf geht — gleichfalls ab, deren Verladung schon tn früher Morgen stunde begann. Auö diesem Anlaß batte sich eine große Menge »Neugieriger eingefundcn. um ohne Enlrec die srcmdcn Gäste zu besichtigen. Man konnte hier recht deutlich sehe», daß die braunen Leute eS verstanden haben, durch offenes, rcittr'S Wesen sieb viele Freundschaft zu erwerben, denn vleie »Personen waren mit den »Nubiern so vertrant, baß sie 'ich zum »Abschied zärtlich von Ihnen umarmen ließen. Heute Nachiniltag 4 Uhr wird cv ani demselben Perron glclchsallö an Umarmungen und »AbschletSküsscn nicht schien; den sortgczogcncn Nubiern folgen dritte Nachmittag 4 Uhr die Mitglieder deö auS der „Licdertaicl" hcrauögcwgchsencn „ A l pe n c I u b S", die Ihren ersten gemeinsamen Erobcrunge» »AuSflug untcrnihmen und mit ihre» Gesängen bie Wett bezaubern werbe». Dem Club ist ein Schlaiwaggon zum Rcibumschlascn zur »Verfügung gestellt worden; wieder ein »Beweis, daß man dem Sänger überall, sogar aus der StaatScisenbahn, hold ist. - Es glebt Immer noch cble M enschcnirennde, bie Ihren bedrängten »Mitmenschen jederzeit in uneigennützigster Weise zu hellen bereit sind, wie auö nachstehendem wörtlick» abgcdrucklen »Antwort-Schreiben an einen Gcltsuchenbcn hcrvorgcht: „»Nachdem Sie die Ihnen gestellten Fragen zur Genüge beantwortet haben, Welle ich Ihnen die näheren Bedingungen in »Betreff deö von Ihnen gewünschten Darlehnö von 80>> Mk. mit. I) Die Zinse« betragen per Monat vom Hundert zehn Proccnt. welche Zinsen Sie allmonatlich pränumerando per »Voll pünktlich elnzuienden haben. 2) Ratenzahlungen können im »Betrage von 10, 20 und 30 »Mk. per Monat ie nach llcberelnkunit abgezahlt werden, und zwar werden iür jede Rate, welche abgezahtt, die Monatüzinseii entsprechend gekürzt. 3) Habe» Sie meine»;»Anitraggebcr 8Mk. pro 100 »Olk. »Beschaffungögebührei; zu vergüten: beides, Zinsen aus einen Monat und BeichaffungSgebühren, wird Ihnen bei Auszahlung rer Summe tn »Abzug gebracht. Sie leiben also 800 Mk.; hiervon geht ab ein »Monat Zinsen, beträgt 80 Mk., und von lOO Mk. 8 »Mk. Beschaffungögeblihren 64 Mk. --- Sa. 144 Mk., alio bekommen Cie 656 »Mk. auSgczahit. Sie müssen aber 800 Mk. voll verzinsen; zahlen Sie nun nächsten Monat lo »Mk. ad, würden Sie nächsten »Monat nur 700 »Mk. zu ver zinsen haben. Falls Sie mit diesen Bedingungen einverstanden sind, so schreiben Sit dieses hierunter und senden nur daS Schrift stück zurück; sofort nach Eingang wird Ihnen mein »Austraggebcr Herr Kläbe in Leipzig das Geld in Ihrer Wohnung auSzahlen. Riesa, am 24. Juli 1870. »Achtungsvoll I. »A. G. Kaden." — Monatlich lO Proccnt ans volle 800 Mk. macht Im Jabre 060 Mk.: da dcrGcldbedüritige aber bloS 650 Mk. erhält, so verzinst er diese Snmme thatsächlich mlt 146 Proc. pro »nno — die Dresdner Sparkasse giebt nur 3>/z Proccnt. - DaS Projekt ber Umgestaltung der sächsischen Lan de Slotterie nach dem Dcclmalkystem dürste sich ungefähr solgentcrmgßcn gestalten: Die Zahl der Klassen soll auf vier herabgesetzt werben. DaS Voll-LooS, daS 200 »Mark kostet, zer- iällt tn 10 Zehntel k 20 M., so daß ans die Klasse pro Zehntel 5 M. kommen. Alle 2 Jabre finden 3 Lotterien statt, so daß alle 4 Wochen eine Klasse gezogen wirk. Die Höhe des Haupt gewinnes wird durch diele Umgestaltung nickst alterlrt, dagegen ist eine »Vermehrung der Mlttclgewlnne ln Aussicht genommen. — Wegen Straßengrbcitcn wird von heute g;;f 3 Wochen der zwischen der Schäker- und Berllner-Strgße gelegene Tract der »Waltherstraße und vom 18. bis 22. d. M. der zwischen dem Knrsürstcnplah unv der Carlstraße gelegene Tract bcr Wasser straße iür den Fährverkehr gesperrt. — Dem Zahlmeister deö 1. »Bataillon» eines der hier garnl- sonirenden Infanterie-Regimenter sind 180<t,M. BataiUonögclder, die in der .uaicrne in einem Koffer verwahrt lagen, gestohlen worden. Die Untersuchung wurde sofort eingclcltct und zunächst dem Bataillon Kaserncn-Bcschränknng aukcrkegt. — In einem Prodnktengeschäite der Schäkerfiraße nahm die WohllahrtSpolizei gestern »Vormittag eine Quantität scilgebotcncr unrciser »Aepiel und bei einer SchnciderScheiran In der Krcnzstraße einen Vorgefundenen Vorralh sogenannten »Augen- balsamS. mit dessen Vertrieb sich die Letztere In unerlaubter »Leise befaßte, in Beschlag. - »Beim »Auszicben des ValkenlagerS für den Neubau Vautzncrstraße 15. woselbst gestern und heute die Hebung er folgen sollte, stürzten gestern »Vormittag zwei Balken auS der Höhe zwischen der 3. und 4. Etage herab. Hierbei wurde bcr Ziinmcrmann Heinrich Niemer, in Pieschen wobnhakt, welcher an der Haspel beichästlgt war, beschädigt. Nach ärztlicher Feststellung ist der linke Wadenknochen zerbrochen und sind die llnken Fußbändcr zerrissen. Der »Verunglückte wurde mittelst SiechkorveS nach der DIaconIsscn-Anstalt gebracht. — Eine zeitgemäße und zweckentsprechende Einrichtung hat Herr Arthur Reimann hier, am Albcrtthcater getroffen. Derselbe bat sich durch Abschlüsse bei einzelnen größeren Cigarreniabitkcn In Hamburg deren Fehlfarben-Ausschuß von Habana- Cigarren gesichert und kann diese nun säst um die HäUte billiger abgeben, als bteS mit den reinen Farben der Fall ist. Die Einrichtung ist Insofern recht am Platze, alS eS dadurch möglich wird, eine seine Habana-Cigarre iür 6-10 Pf. daö Stück zu erhalten, bei welcher man weniger auf äußere Schönheit alS aus gute Qualität zu rechnen bat. — I»; Frühjahr d. I. bilbete sich hier ber kausmännische Klub Venus (Kulmbachcr Birrhauö, Wevergasse) und erstellt sich setzt schon einer recht ansehnlichen Zahl von Mitgliedern. Im »Verein wurden unter Anderem Gesang, humoristische und wissenschaftliche »Vorträge u. s. w. gepflegt und Ist cö für leben sungen »Mann rathsam, sich einem solchen Vereine anzuschließcn. da die VcrclnSabende. welche Freitags abgehalten werden, stets eine anständige und hübsche Unterhaltung bieten. — Bei den gegenwärtigen Schießübungen des 103. Infan terie «Regiments hat sich elne Neuerung, eine transportable Dampf-Feldküche — erkunben von dem Direktor ber Lausitzer Maschinenfabrik tn Bautzen, Herrn Röskh — vortrefflich bewährt. Am 7. d. wurde in einer solchen aus dem Schießplätze in antcrthalber Stunde für ein ganzes »Bataillon Rindfleisch mit NeiS gekock't und daS Gericht war vorzüglich; die Bouillon na mentlich soll bedeutend bester gewesen sein, alS die in der Ka- scrncnküchc gekochte. — Der 65iährlge Zuckerbäckermeister I. C. Stephan. Paul- siraße 5 wohnhaft, hat sich gestern »Vormittag tm Keller daselbst erhängt. - Im Garten de» GastboieS zu Moßthal steht ein Birn baum. der so gewaltig mit Früchten beladen ist. daß seine »Aeste. um nicht zu brechen, gestützt werben mußten. Ein uns über- brachtcr Zweig, von 1 Elle Länge etwa, trägt nicht weniger aiö 80Zuckergeibchen «„Zuckergälchcn"», welche dichtanelnanderllegcn und kaum den Blattern einen Durchlug gewähren. Auch in früheren Jahren hat ber Baum reich getragen. - Le« pz < g, 12. »August. Zum »Besuche der Kunstgewerbe- Sluöstellung waren am vorigen Sonntag auS dem Volgtland und Ekzgebirge mit mehreren Ertrazügcn viele Tausende von Fremden gekommen. Im »Allgemeinen wird darüber geklagt, daß die Ausstellung von den Einwohnern Leipzigs lange nicht so zahlreich besucht wird, wie sie es verdient. Den Mitgliedern deS „VolkSvereinö" ist neuerdings wieder eine Vergünstigung durch
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