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01-Frühausgabe Dresdner neueste Nachrichten : 31.12.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-12-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-19111231012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-1911123101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-1911123101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1911
- Monat1911-12
- Tag1911-12-31
- Monat1911-12
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Nr. 355. I. Aue, saht Dkksdifer Neuefte NacFEEEijEII unabhängige Tageszeltunq. staats-reis- Ju Dresden und Bonn-ten Fug-stattl?l w M« viertellsbtltd 1.80 Mk. frei haus, auöwdrts dar unsre Insecbeltella monatllch 70 Pi» olerteliiibrllch 2,10 Mk. frei Duns. Mit des wöchenmchen Beilage Baums-ne Besche« oder »Quinte« Nie-neun Mitte-« ie 15 Pi. man-nich mevr. Bei-bezug m Deutschland und den deutschen Kote-les- Uusg A mit «Jllustk.N-ucstc· monatL 90 Pf. vlmeljähtlLWÆ · B ohne Glaser-Beilage « 75 . . « 225 , « · Ja Octtettclchsuuqqtu , · Ausg. A aut»Jk!uft-. Neueste«monatl.l.7owr.,vtekkellcihrl.s.lo Ke. Aue-OR oljneJllusnx Beilage . -1.53 « , . 4.57 · Nach dem Auslande in Kreuzkx wöchentlich l MI. Einz. Numm. 10 Pf- Die einlvalttqe solpnelaetle kostet Mk Dresden und Lieer 25 M» für auswäktö 80 Pf» sllt das Ausland 40 M. Tabellenlag tust Die owelspalilqe Neuem-Fette sit Dresden und Uns-e uns 1 MI» iüt suiwdtts Mo U. ei Wieder holunqen und Jahkebumfäyen Nah-g nach Taeis. Chiiftei aebllbt 20 Pf. Unselqu von anstand werben not qeqcu Vorausbezahlung aufgenommen. Für das Erscheinen an bestimmten Tagen und Pliåven wird nicht summiert Tele phoalsche Aufgabe von melqu ist unzulässig. Unsre Dresdnet und auswstttqen Annahmestellem Jowie iämtllche Kanonen-Executivan im Yns und Ausland nehmen Ameisen zu Oriqlnalmse ien und itabatteu an. Größte Verbreitung in Sachsen. Redaktion nnd Hauptgeschäftsstelle Ferdinandstraße 4. detniprechm Reduktion Nr. 8897, Expeditioti Nr. 4571. Verlag Nr. MI- Diese Nummer umfaßt 10 Seiten· Roman stehe geil-eng und s. Vetmifchtcö und Kircheuuachrichten e e . Deutschland lm Fahre 1911. 11. Das neefloisene Jahr ließ sich sehr bosfnungsvoil an. Der europiiische Horizont schien ganz wolkenlos zu fein. Man hatte bei uns vielfach als sicher ange nommen- daß die gegen das Deutsche Reich gerichtete Ginkreisungspoiiiik mit dem Hinscheiden ihres Ur hebers, des Kdntgs Gduard VII. von Großbritans nien, ein Ende genommen habe und daß eine Aera der Entsvannuneg wenn nicht sreundschaftlicher An niiberung zwischen England und Deutschland ange brochen sei. In dieer Auffassung wurden unsre lei tenden Kreise durch die glänzende Aufnahme bestärkt. die erst unserKaiservaar und dann das deutsche Kron rrinzenpaar auf englischem Boden gesunden hatten. Der Himmel schien uns wieder einmal voller Geigen zu hängen. Aber auch diejenigen, die es sich längst abgewöhnt haben, hdfischen Prunk und fürstliche Be suche ais politische Faktoren zu werten, ahnten da mals nicht, daß das Jahr 1911, dessen Beginn so fried lich undrubig war, einen stiirmischen, gefahrdrohens den und schließlich anch katastrophenreichen Verlauf nehmen sollte. Noch weniger konnte man voraus seben, daß Deutschland selbst nur mit knavver Not einem schweren, blutigen Kriege entgehen würde. Freilich. so sorglos, wie sich unsre leitenden Kreise zu fein den Anschein gaben, hatten selbständig den kende deutsche Politiker das immer deutlicher zutage iretende Streben Frankreichs sich der Algeeirasakte zum Trotz Maroktos nach und nach zu bemächtigen, von allem Anfang an nicht beurteilt. Als sich im Januar-, Februar und März die französischen Mel dungen von angeblichen Unruhen im Scherifenreiche. von Ueber-stillen auf französische oder unter franzö sischer Führung stehende Truppem von der angeb lichen Gefährdung der dortigen Europäer und von den Bitten des ganz in französischen Händen befind lichen Sultans Mulen Hafid um französische Hilfe aufsallend mehrten und am 10· März der Pariser Ministerrat beschloß, eine »Sübneerpedition« wegen eines im Januar geschehenen Ueberfalls auf eine unter französischer Führung stehende Maballa des Sultans Mulev Hafid nach Maroklo zu entsenden da wurde man in immer weiteren deutschen Kreisen stutzig und gewann immer mehr die Ueberzeugung, daß Frankreich die Zeit zur Eroberung des großen, überaus wertvollen und einen gewaltigen Macht zuwachs dringenden Scherisenreiches fiir gekommen erachte· Im Berliner Auswärtigen Amte jedoch bielt man es zunächst für geraten, Vogel-Strauß-Polttit zu treiben und so zu tun, als glaube man den amtlichen Versicherungcn der französischen Regierung, daß sie sich bei ihrem notgedrungenen Vorgehen in Marokko streng tm Rahmen des Algecirasabkommeng halten wolle. Konnte man sich doch baran berufen, daß die deutschcßegterung von Paris aus sofort benachrichttgt H - Siebe auch Nr. M. » s worden fei, daß die Verstärkungen der französischen L Truppen in der Schaufa nur zum-Schutz der dortigen französischen Posten dienen und wieder zurück ,l gezogen werden sollten, sobald die Gefahr beseitigt sein werde. Aber die Gefahr wurde immer größer, wenigstens nach den Pariser Meldungen, und die Auguren hatten immer größere Mühe, dabei ernst zu bleiben· Denn die aus andern, namentlich deut « schen Quellen kommenden Nachrichten-besagten das gerade Gegenteil. Insbesondere wurden die Anfang April von Paris aus verbreiteten Meldungen, wo nach die Hauptstadt Fez und die dortigen Europäer in Gefahr seien, bald als tendensziiis übertrieben widerlegt· Trotzdem gingen die Franzosen in Marolko unaufhaltsam weiter vor, traten in der zweiten Hälfte des April nach dem Eintreffen aber maliger Truppenverstärlungen den konzentrischen Vormarsch auf Fez an und riickten am si. Mai dort ein. Der deutsche Konsul war der erste,l der den »siegreichen« General Moinier zu diesem? seinem Erfolge beglückwünschte. Inzwischen war man aber auch in der Berliner Wilhelmstraße endlich aufgewacht oder Hatte doch endlich eingesehen, daß das sranzösische Spiel mit dem deutschen Ansehen, das in Algeciras vor der ganzen Welt engagiert worden war, nicht länger aus die leichte Achsel genommen werden dürfe. Der Siaatssekretär des Auswiirtigen Amtes begann die Unterhaltung über Maroiko mit dem in Kissingen eingetroffenen Botschafter Jules Cambon, der seine Familie dorthin gebracht hatte und sich auf dein Wege nach Paris befand. Ueber diese Plaudereien am Raloeznbrunnen wurden ia soeben erst in der Pariser Senatskommission recht erbauliche Enthül lungen gemacht. Jedenfalls blieben diese Gespräche ohne Ergebnis, angeblich. weil inzwischen in Paris ein Ministerwechsel eingetreten war, in Wahrheit wohl, weil man dort an den Ernst der deutschen Regierung, nicht länger mehr mit sich spielen zu lassen, nicht recht glauben mochte. So beschloß man denn in Berlin in jener impulsioen Weise, an die die Welt nachgerade gewöhnt sein.miißte, die aber; immer wieder von neuem überrafchend wirkt, deut licher zu werden. Am l. Juli wurde in Berlin amt lich bekanntgegeben, daß ein deutsches Kriegsschiff, »das Kanonenboot »Pauther«, zum Schutz der dort angeblich gefährdeten deutschen Interessen nsach Agadir entsandt worden sei. Die Mächte waren gleichzeitig entsprechend benachrichtigt worden. Diese unerwartete Wendung schlug wie eine Bombe ein, versetzte die ganze politische Welt, namentlich Frank reich, in einen förmlichen Aufruhr und hatte in sofern die gewünschte Wirkung, als sich die fran zösische Regierung nunmehr ewischloß, die Verhandi lnngen mit Deutschland über Marollo unverzüglich zn eröffnen. Bereits am O. Juli fand in Berlin die erste Unterredung zwischen dem französischen Bot schafter Cambon und dem Staatssekretär o. Kiderleni Wächter statt. Es kann nun nicht unsre Ausgase sein und ist wohl auch überflüssig, an dieser Stelle die noch in allzu frischer, schmerzlicher Erinnerung stehenden Einzelheiten dieser monatelangen, teils aufreizenden-s teils ermüdenden, stets aber das deutsche National gesübl niederdrückenden Verhandlungen zn verfolgen. Sie haben sich uns allen tief eingegraben und werden so bald nicht vergessen werden. Noch weniaer wird man in Deutschland vergessen können und dürfen, daß wir auch hier wieder England als dem aefiihrs lichsten und neidvollsten Feinde begegneten, der uns kein irgendwie vorteilhaftes Abkommen gönnte und dafür Sorge trug, daß die uns von Frankreich schließlich zugestandene »Konivensation« so dürftig und fraawlirdia wie möglich ausfieL Mit wahrhaft instinktiver Gewalt, die freilich durch Drohreden enn lischer Minister auf die rechte Fährte gelenkt worden war, hatte die öffentliche Meinung Deutschlands dieer Sachverhalt trotz aller Geheininiskrämerei» unsrer Reuter-enden schnell durchfchaut und sich uegeni die englischeEinmischung und Anmaßung ausaebäumt. Wir wissen seitdem, wenn wir es vorher noch nicht gewußt hätten, wo der Feind für uns steht. Wir haben inzwischen auch aus englischen Euthüllunnen erfahren, daß dieser Feind dreimal im Laufe des verflossenen Jahres draus nnd dran war, uns zu überfallen und daß nur Zufälligkeiten ihn an der Verwirklichung dieser Absicht gehindert haben. Da die Gewißheit in solchen Fällen immer besser nnd vorteilhafter ist nir- eine Tiiuschuum die sich leicht fbitter rächen kann, fo wollen wir diese Erkenntnis immerhin aus der Hubenseite der sonst für uns so weuia günstig abgeschlossenen Marokkorechnuna ver dnchen. Wir können zu diesem Posten auch gleich die weitere Lehre gesellen, daß alle unsre mehr als 201ährigen Liehenswürdigkeiten an Frankreichs Adresse einfach verschwendet waren- daß uns auch diese Macht mit unversöhnlichem Hasse gegenübersteht und nur auf den Augenblick wartet, wo es mit Aus sicht auf Erfolg über uns herfallen kann. ~Bereit sein ist alles!« so lautet für uns die Parole, die wir aus den schmerzlichen Erfahrungen dieses zu Ende gehenden Jahres entnehmen müssen. Wir müssen jederzeit gewärtig und gerüstet sein, einem Angriff der Feinde ringsum zu begegnen. Daß uns noch eimnal der Friede erhalten blieb, haben wir nicht deutfcher Staatskunst. die kläglich versagt hat, sondern allein dem guten deutschen Schwert zu danken, vor dem unsre Gegner immer noch eine heilsame Furcht haben, und das hoffentlich dereinst, wenn es einmal doch hart auf hart gehen wird, wieder gut machen « wird, was die Feder nicht nur im verflossenen Jahr sondern die ganzen Jahre iiber seit Bismarcks Sturz i» so gründlich verdorben hat. - » Auch sonst, anszer Marokko, schließt diese Jahres bilgnz itir uns sehr ungiinsiig ab. Die Hoffnungen die von unsern amtlichen Stellen auf die Potsdamer Abmachungen voreilig gesetzt wurden, haben sich in keiner Weise erfüllt. Ruizland steht nach wie vor zu den Weitmächten und hat nicht den Wunsch nach engeren Beziehungen zu uns. Auch die Türkei ist uns durch unsres »Bundesgenossen" Italien Vor gehen gegen Tripolis entfremdet und mehr an Eng lands Seite hintibergedriingt worden, womit die ein zige Errungenschaft der nachbismarckischen Zeit aus dem Gebiete der auswärtigen Politik verloren zu gehen droht. Hoser wir, daß uns das beginnende Jahr eine Besserung unsrer wahrlich nicht rosigen auswärtigen Lage bringen und daß wir endlich wieder wirkliche Erfolge erzielen möchten. s Was njcht aufgeklärt wurde. Von unserm sei.-Mitarbeiter- Wicm W. Dezember. Es ist nicht von entscheidenden- Belang, dasz Gras Lichtenthal von den ungarischen Delegierten ein Vertrauensvotnm erhält. Entscheidend wäre auch nicht« wenn die österreichischen Delegierten sich solchem Votum anschließen würden. Tcnn niit alledem werden gewisse unuuistößliche Tatsachen nicht ans der Welt geschafft· Dazu gehört es, daß Italien süns Armee korps gegen die österreichische Grenze schon vorge schoben hat und nun dar-angeht, ein sechstes vorzu schieben, womit sich die in Trivolis osscn aus-ge sprochenc Ansicht der italienischen Ossiziere erklärt, daß der nächste lKrieg Italiens gegen Oesterreich ge richtet sein werde. Hierzulan de ist kein ver nunstiger Mensch für einen Krieg gegen Italien, bei dem uns ja ohnehin kein Gewinn winken würde, da ja niemand daran denkt, unsern Besitz tnit italienischer Beoölterung noch zu ver größern. Aber nach all den Guttaten und Rücksichten, die unsre Tiplomatie Italien erwiesen hat, könnte denn doch unserseits berechtigterweise verlangt werden, daß Italien seine Trnpven in wen i g er hera u s so rde rnde r W eise disloziere. Ueber diese Dinge schweigt sich Gras Lichtenthal aus, obgleich durch das Vorgehen Italiens und zwar schon während der Annerionsirise - in der Bevölkerung der Glaube an die Aufrichtigkeit der Zugehörigteit Italiens zum Dreibunde start erschüttert word-en ist« Sogar ein Blatt wie die »New Freie Presse«, die erst zu Weih nachten einen fulminanten Artikel des GrasenAndrassy fiir das Bündnis mit Italien veröffentlichte, nannte tagt- daraus das Bündnis einen ~diplomatischen Behelf«, eine »papierne Berbindung«. Jn der Tat zweifelt man in den weitesten Schichten der Bevölkerung daran, daß dieses Bündnis einen Zu wachs an Macht in der Not, einen Schutz des Frie dens siir Oesterreich-Ungarn bedeute. Warum schweigt sich Graf Aehrenthal darüber ans, warum findet er dasiir nicht ein aiisklärendes, ein beruhigendes Wort? Mit unserm Verhältnisse zu Italien stehen die schweben-den M ilitärsrag en in unmittelbarem Zusammenhange. Nicht etwa die Wehrreform, bei der die Hauptsache die Erhöhung des allgemein sür unzu reikhend erklärten Rekrutenkontinaents ist, eine Er höhung, die, ganz abgesehen von Italien, zu unserm eigenen Schutze und darum vorgenommen werden soll, weil wir dem verbündeten Deutschen Reiche gegenüber die Pflicht haben, ein schlagfertiges Heer mit vollen Besiiinden auszustellen und zu erhalten. Diese Aussüllung der ~ausgel angten-« Andre-Z wird erfolgen, obgleich der K r i e g s - niinister die Situation der Armee grau in grau malte und damit den Verdacht weckte, daß er, wenn auch nicht gleich, so doch in kurzer Zeit, mit Mehr sorderungen hervortreten werde, die über das in der vorigen Delegationssession angenommene Militärs programm hinausgehen. General Aussenberg mag damit die parlamentarischen Chancen der Wehr gesetzvorlage verschlechtert haben, allein, ob diese akzep tiert wird oder nicht, die Erhöhung des Rekrutens lontingents, auch siir sich allein, gilt als unab weisbare Notwendigkeit « Das hat jedoch mit unsern Beziehungen zu Italien nichts zu tun. In dieser Hinsicht handelt ed sich vielmehr um die Fortsetzung unsrer Besestigungen an der Südgrenze, um die Massierung von Truppen in Tirol als Gegenzua gegen die Truppenmassierung Das Bacmakitljueltiet net Italienec « in Den-one " Von Geh. Hofrat B. v. llosso-Waktogg. General Caneva schickt sich nun zum Vormarsch ins Jnnere von Tripolitanien an, und dazu waren große Vorbereitungen erforderlich. Von Italien kamen viele Tausende von Vlechskannen für die Mit nahme von Trinkwasser nach dem wafserlosen Lande, wo die Arsaber möglicherweise die wenigen vorhande nen Brunnen verg ften werden, und wo immer mög lich wurden masfenhaftziatnele aufgekauft, umLebenös mittel, Munition und die sonstigen Erfordernisse einer Armee auf dem Marsch durch wüstes Land zu befördern. Auf diese Proviantkolonnsen werden es die landesiundigen eduinen wohl zunächst abgesehen haben, und wer weiß, ob die Jtaliener damit nicht ebensoviel Kriegsbedars ihren Feinden wie sich selbst in unsreiwilliger Weise liefern werden. So ein Marsch durch dieWüste ist eben kein Spaß« zumal für ein großes Heer. Die Entfernung von derj Küste zu dem ersten Hauptzieh den zerkliifteten Bergletien des Dschebel Ghariana, die sich in ostwests licher Richtung quer vor das eigentliche Hinterland legen, ist für friedliche Reisende bequem in zwei Tagen zurückzulegen. Es führte sogar eine ganz an nehmbare Reute, von Kainelkarawanen im Laufe der Jahrhunderte and dem trockenen Humud aus getreten, bis an den anß der Berge, auch für Ge schütze größtenteild passierbar. Die ersten Weg stunden gibt ed stellenweise freilich viel Sand. Längg der ganzen Küste erheben sich Dünen bis zu zehn und fünfzehn Meter Höhe, aus feinem, leichtem Meeressand bestehend, ein Spiel der hüufigen Nord- und Nordostwinde, die ihn zu Bergen zusammen blasen, mit scharfen Kanten und Graten uud Spitzen, über denen gewühnlich kleine Sandwdltchen lreiseln. Seiten die Winde heftiger ein, so führen sie die ganzen Dünen allmählich fort, nach Süden oder Stil-weitem nnd in wenigen Tagen erscheint an der Stelle, wo fie sich erhoben, der nackte Boden- Es ist also leicht möglich, daß die Jtaliener aus ihrem Bormarsch dort, wo sie ebened,.sefteg Land vorzugreiden hoffen, auf weiche, unter den Schritten von enfch nnd Tier nachgebende Sandmafsen treffen, die das Fortkommen hdchst beschwerlich, einen Angriff der flinken, landeglundigen Beduinen lsiichsi gefährlich machen. An andern Stellen mdaen durch die unglaublich heftigen, von den Bergletten herabstiirzenden Regenbäche tiese Rainen ein gerissen worden sein, die den Vormarscæ aushalten. Der Dschebel Ghariana erhebt sich dort, wo die Route Tripolis——Fezzan über ihn führt, aus unge sahr 700—750 Meter; der Fuß der Bergketten ist 300 Meter über dem Meere, das Gesäll daher so bedeu tend, daß die Fluten mit ungebeurer Gewalt der Miste suströmen und mitunter Häuser, Gehöste, ja. ganze Oasen weggeschwemmt haben. Felstrümmer und Erde wurden in großen Massen von den Bergen herabgesührt und in der Ebene wieder aufgetürmt. Eine solche Katastrophe trat bekanntlich erst vor kurzem ein und richtete selbst in der Stadt Tripolis und ihrer Oase große Verheerungen an. Fällt den Jtalienern einmal wirklich Tripolitanien zu, dann wird es eine ihrer ersten und vornehmsten Ausgaben sein müssen, das Werk ihrer großen Vorgänger, der Römer, im Gebirge wieder auszunehmen und die verfallenen Talsperren wieder herzustellen. Diese sammelte-n einst die Negenmengen in künstlichen Stauseen und regelten den Abslusz nach den weiten, fruchtbaren Agrikulturaebicten am Fuß der Berge. An einzelnen Stellen sind sie dank dem Fleiße der Berber noch erhalten, und dort gibt es auch präch tige Oasen und Geireideselden Die erste Oase auf dem Weg von Tripolis nach dem Gebirge ist ungefähr eine halbe Taqreise südlich der Stadt - die schöne, von einer Mauer umgebeue Palmenulantaae Suan Beniadi. Sie wird wohl in ihrem Schatten für kurze Zeit die Jtaliener aufneh men, wenn die Beduinen und Türken sie nicht selbst vorher besehen und hinter dieser Deckunq den Fein den hdse mitsvielew wie sie es in der Oase vor Tri polis mit so vielem Erfolg getan haben. Von hier aus werden zum erstenmal die langen, blauen Ket ten des Dschehel sichtbar. Die Strecke bis hu ihrem Fuss ist viel fruchtbarcr und bewohnte-: als iene oon » Tripolis nach Suani Beniadi. Die Route führt durch Stein-ein mit Balfaqras bewachsen, das die Verder; adiiibeln und zu Ballen gebunden auf Kamelen nachi Trinolis bringen. Dort kaufen es die Engländer für fünf bis sechs Franken die hundert Kilo und schicken es sur Papierfabrikation nach London. Der Route entlang führt die Telearavhenleitunq nach den tür kischen Forts auf der Hdbe des thhebeh - Die den Draht tragenden Stanaen sind aber nicht aus Holz. das den Beduinen in dem holsartnen Lande als will kommene Feneruna dienen würde, sondern ausEisem natürlich englisches Fabrikat. Es erfiheinen dünne Gersienfelder. Vbstbiimnr. Schafberdem einzelne Zelte der Beduinen oder Strohhütten der fleisiaeu Berder vom Stamme der Urskhisancr Der räuberischen No maden weqen wohnen sie in ihren Felsennestern auf den Ahhänaen des Dschehel, kommen zur Bestellung ihrer Felder in die Ebene herab und kehren nach der Ernte wieder in die Berge zurück. Voraussichtlich wird auch KasrselsKidua erst nach heftigen Kämpfen besetzt werden können. Die starken Steinmauern der Umsassung eignen sich vortresslich fzur Verteidigung durch die Türken, und in den iheiden großen Höer können Hunderte von ihnen ein sicheres Lager finden. Wird die Feste von den Jtalienern genommenLz was wohl kaum zweiselhast. ist, oder von ihren eschützen zusammengeschossen, dann sinden die Türken für ihren Rückzug, wie der Soldat sagt, recht »conpiertes Terrain« vor. Felder wechseln mit Baumgruppen, Felshlöcken und Erd hiigeln ah, das Land ist stark von Ravinen durch zogen, und sie können daher in verhältnismäßiger Sicherheit «die wichtigste Verteidigungglinie des tripolitanischen Hinterlandes, die Gebirge, erreichen. Die letzteren werden den Jtalienern schwere Opfer kosten, wenn sie überhaupt von ihnen genommen werden können. Die Bevölkerung des Dschehel Ghariana besteht hauptsächlich aus Bcrhern, und diese suchen sich mit Vorliebe die unzngänalichsten Felsen, die entlegen sten Verstecke zu ihren Wohnungen aus. Ueberall, wohin ich in Nordasrika gekommen hin, in den Ge birgen des südlichen Tnnesien, im alaerischen Atlas, im Dschehel Aures wie im marokkanisthen Ris, leben sie in Dötsern, die wie Adlernester an den kahlen Felsen hoch oben, bis nahe den Gipfeln, kleben, jede Hütte nnd in jeder Hütte ieder einzelne Gegenstand womöglich ang Stein. Würden nicht je nach dem» Stand der Sonne die Schatten zeitweilig die gerad liniaen Umrisse verraten, man könnte die Felsen dörscr mit freiem Auge von ihrer Umgebung kaum unterscheiden. Je steiler und nackter der Felsen, desto lieber bauten sich die Berher dort ihre-Woh nungen, und war er zu steil, tun Steinhiitten daraus szu hauen, dann grnhen sie Höhlen oder erweiterten schon vorhandene und schlugen dort ihre Wohnsihe aus. Erst in neuester Beii, mit der durch die fran zösische Erohcrung der Atlagländer geschaffenen größeren Sicherheit haben die Berher begonnen, aus ihren Felslöehern hervorzulommen und weiter tat wärts neue Dörser anzulegen. Von diesen Ddrsern sind verschiedene aus dem Erdboden, andre unter der Erde. Gerade das Dichehel Ghariana hat eine Menge solcher unterirdischer Zörser anszeisem Die Becher wohnen dort wie anlwhrse · seldsts gegrabenen Höhlen oder vielmehr in senkt-echten Kraterlöchern, die sie aus ganz ebenetn, tot-gerechtem Boden ausheben. Neben und zwischen ihnen wohnen indessen auch Tausende von Juden in ganz ähnlich sonderbaren Kentern. Der Mittelpunkt der tiirkisch-arabiichen Verteidi aungölinie im Dschedel wird wohl das dräuende Fort Asasr Ghariana werden, das sich auf einem steil. fast senkrecht nach drei Seiten adfallendeu Felssnorn 700 »Mein über dem Meere erhebt. Seine gewaltigen istellenweiie an die 20 Meter hohen Mauern und Basiione bilden die natürliche Fortsetzung der Fels manern, an deren Fuß, 200 Meter unterhalb die Karzwanenrouten durch die Schluchten nach dem Fezs zssu führen. Das reichliche Wasser in ihnen läßt die chetation üppig emporspricszenx Dattelpalmen. Feiaenbiiume, Granatiipiel gedeihen vorzüglich, da zwischen aibt es Felder und Gradiliichem und selbst oben auf der Pahhöhe sind weite Flächen mit uralten Oliven- und Feigenbänmen bedeckt. Wie die Italie net durch diese Schluchten herauskommen und die Feste einnehmen sollen, ist ein Rätsel. Von den um lieaenden Höhen ist sie leicht in Trümmer zu schießen. indessen auch um auf diese hinauszukommen, müssen die Schluchten ihrer aanzen Länge nach passiert wer den, und mit schweren Geschützen erscheint dag aans unmöglich. Zu gewöhnlichen Zeiten dienen die kah len, niedriaen Gebäude innerhalb des Fortd als Wohnung des Kaimakam nnd der Ofiizierh während die Kompagnie tiirkifcher Truppen in einer Kaierne unicraebrarht ist. . Die Verteidigung des Dschebel Ghariana stellt sich siir die Türken anderseits um so günstiger, als sie von Aegvvten wie von Tunesien her durch die ge schützten Länastäler südlich der steilen, der Miste za gewcndeten Felsmauer leicht Zuzug von Tritt-pen- Munition und Proviant erhalten konven. Ucbnlikbe Forts wie Maria-la mit iiirlischen Trupp-en lW nach beiden Richtungen hoch oben in den Bergen. bstliebste, oberhalb Home, ist Kasr Tat-una, der Sih des türkischen Kaimabam, und in westlicher Richtun bilden Kalt Jssren und Kasr Nesnssa solche miliiiis Asche Stüdpnnktr. Es wäre nicht das erstemal das jtürlische Truppenzüge diese Lämiotii r Zum en Vormaritb wählen. M beisgä m re 1887 bee Sultan die Regentscbaft nis wieder unter tilche Dereschast bringen wollte, fubr die W Flotte unter Admioal Lalanbe an bie trlxolitau üste nnd bestrich sie mit ihren GelWen rt,. Übukwsga mit einen tückian Ist-M duckt-die voeMQiaie-M’ In
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