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Sächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse : 01.08.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480533490-190708018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480533490-19070801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480533490-19070801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung und Elbgaupresse
- Jahr1907
- Monat1907-08
- Tag1907-08-01
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Lßst 8riv«tri»ß-.-Mer. Bon Änion Andrae (Nachdruck verboten.) Der Besuch unseres Kaisers Wilhelm H. bei der jetzt im 82. Lebensjahre stehenden Exkaiserin Eugenie am vo rigen Sonnabend auf deren vor Bergen ankernden Nacht „Thistle" ruft in mir wieder Erinnerungen wach an meine schönen Jünglingsjahre, in welchen ich Gelegenheit hatte, die hohe Frau im Glanze ihrer Schönheit, auf dem Gipfel ihrer Macht zu sehen und zu bewundern. --- An einem schö nen Maientage 186V schritt ich über die klktzw äs 1» 6on- eoräs in Paris den Tuilerien zu. als sich plötzlich eines der großen vergoldeten Gittertore des kaiserlichen Palastes öffnete und ein Zug der „Hundertgarten" daraus hervor trabte. Demselben folgte ein offenes Zweigespann, in welchem die Kaiserin Eugenie mit dem damals im 14. Jahre stehenden kaiserlichen Prinzen saß, ein weiterer Zug der genannten Elitetruppe schloß sich einem zweiten Wa gen der fürstlichen Begleitung an. Die Kaiserin und auch der junge Kaisersohn, welche eine Spazierfahrt in das Bois de Boulogne unternahmen, dankten freundlich den jubelnden Zurufen der herbeieilenden Menge und der >anze Äufzug trug eine Pracht zur^ Schau, die wirklich im- »onierendGroßartiges an sich hatte. DieKaiserin erfreute sich nn jene Zeit großer Beliebtheit bei den Parisern, besuchte ie doch fast täglich Krankenhäuser und andere Wohltätig- eitsanstalten,ja sie ging selbst in dieWohnungen derArmen md für Jeden, der würdig und bedürftig war, hatte sie ine offene Hand. Dabei gab es ungezählte Tausende, wel- hen das große Interesse der Kaiserin für die Mode in vhem Grade zustatten kam, sie unterstützte durch dasselbe Industrie, Handel und Gewerbe und der damalige Wohl- tand in den Kreijxn des französischen gewerblichen Mittcl- tandes ist in erster Linie der Kaiserin Eugenie zu danken gewesen. Wer hätte an jenem Tage ahnen können, daß die glückstrahlende Frau ein Jahr später schon von ihrer stol- en Höhe herabgeschleudert würde und vor dem fanatischen Pöbel flüchten mußte, um nur ihr Leben zu retten. — Doch greife ich heute nach 88 Jahren noch einmal auf jene Vor gänge kurz zurück. — Bis zum 3. September nachmittags des ereignisvol len Jahres 1870 hatte die Stadt Paris noch keine Kennt nis von der Katastrophe von Sedan, als-ami diese Zeit die Kaiserin jene bekannte Depesche erhielt: „Die Armee ist geschlagen und gefangen. Ich selbst bin Gefangener. Na poleon". — Man kann sich denken, welch geradezu nie derschmetternden Eindruck diese Nachricht auf die Kaiserin machte; was sie in diesen Stunden gelitten, vermag sich kaum die düsterste Phantasie auszumalen. — Dem Volke wurde der Inhalt des Telegramms noch nicht mitgeteilt, doch in der Nacht zum 4. September wurde er in der Stadt bekannt und schon hörte man im Palast von der Straße herauf die Rufe: p»s l/smpereur! Vive l» Republik! Trotzdem glaubte die Kaiserin Eugenie nicht au eine Re volution, fand jedoch in der folgenden Nacht keine Ruhe. Um 6 Uhr früh traf die Kammerfrau, Madame Pollet, ihre Herrin wohl angekleidet an, doch war das Bett unbe rührt geblieben. Die Kaiserin legte dann ein einfaches schwarzxs Seidenkleid und ein Mantelet an, hielt in der Hauskapelle eine Andacht ab und machte hierauf einen Besuch im Lazaret. Gegen 8 Uhr gewährte sie dem Gene ral Trochu eine Audienz. Eine Unglücksnachricht nach der anderen traf ein und wenn die Kaiserin sich auch die er denklichste Mühe gab, standhaft zu bleiben, so zitterte sie doch, wie vom Fieber gerüttelt und die Verhandlungen im Ministerrat waren nur zu sehr geeignet, ihren Mut vol lends darnieder zu beugen. Alles riet der unglücklichen Frau zur Flucht, auch der österreichische und der italieni sche Botschafter, Fürst Metternich und Graf Nigra, boten hierzu ihre Hille an ; doch endlich brach auch der Mut der Kaiserin zusammen. Schon drangen empörte Banden in die Räume des Schlosses, man hörte Rufe: Sie will ent weichen! Nieder mit Madame Badinguet! — Jetzt erst war die Kaiserin zur Flucht bereit und mit den Worten: Alles ist zu Ende? eilte sie in ihr Schlas-Kabinet, setzte einen Reisehut auf, schlang einen dichten Schleier um ihr Gesicht, hüllte sich in einen Mantel und ging, nachdem sie noch einen Blick durch das Fenster auf die wütende Volksmenge geworden, die Treppe zum Flügel des kaiserlichen Prinzen hinab. Schmerzlich bewegt, mit von Tränen fast erstickter Stimme rief sie aus: „Unglücklicher Palast, so hat denn das Schicksal es verhängt, daß alle gekrönten Häupter dich auf diese Weise verlosten müssen!" Schon an der Aus- gangspsorte war die aus 6 Personen bestehende Begleit ung der Kaiserin bis auf die beiden genannten Diploma ten und Madame Lebreton zusammengeschmolzeu und nach mancherlei Fährlichkeiten kam man in etwa 1 Stunde durch die Galerie des Louvre ins Freie. Schon wurde in dem dort herrschenden dichten Gewühl die Flüchtige durch den Ruf eines jungen Burschen: ,Dien8, voll» Irmperu- erkannt; die Kaiserin erschrak sichtlich, doch rettete die wackere Madame Lebreton ihre Gebieterin aus zwei felloser Lebensgefahr, daß sie die keines Wortes mächtige hohe Frau an der Hand erfaßte, nach einer in der Nähe haltenden Droschke zog und in dieselbe hineindrängte. Ma dame Lebreton rief dem Kutscher eine beliebige Adresse zu und fort ging es aus dem gefährlichen Gewühl. Auf den, Wege knallte der Droschkenführer fidel mit der Peitsche und rief: „Nieder mit dem Kaiserreich! Es lebe die R«»olu- tion!" Jeder dieser Rufe mag der fast ohnmächtig in den Kiffen des Wagens liegenden, still weinenden Kaiserin wir ein Dolchstich ins Herz gedrungen sein. Nach langem Um herirren fanden die beiden Frauen endlich bei Dr. Evans, einem amerikanischen Zahnarzt, Aufnahme, welcher die Flüchtigen dann bekanntlich unter großen Schwierigkeiten über den Kanal nach England brachte. Als bei dem Wäh rend der Ueberfahrt herrschenden schweren Sturme Kai- serin Eugenie ihr nahes Ende vermutete, sagte sie zu ihrer getreuen Begleiterin: „In diesem entsetzlichen Sturme ist der Tod mir wünschenswert und süß. Niemand ' wird, wenn ich jetzt sterbe, je erfahren, was aus mir geworden ist und ein undurchdringliches Geheimnis wird mein Ende verhüllen!" , ..r.. «rl0»r OrL«> urul LoLLl-WMlOer lür Marrvitr, torchmtr. k-ckvitr, weirrer stmch, Sükku. öie 0serckea-5ttier«N imck NeugniNL. Lai Dre-de» Nr. SOS. Nr. 177 Donnerstag, den 1. August 1967 Telegnno» - «drefie: Mganprefie vkyewch. Druck »ckd Verlag: Eltgau-Butdruckerel uud Verla-sanpolt -erWauu Veyer L Lo., VlatruUtz; verauNo i. V : L Nndra«, Dresden. Znsttrttt« in redaVirmellev «ngele-endeiten find nicht an den Redakteur persönlich, sondern avsschlirtzlich an die Redaktion -u adressieren DDMMWDWMWWW bringen, ist in diesem Jahre um so ernster, als ein großer Teil der Ernte durch Wolkenbrüche und unausgesetzte Re gengüsse verdorben worden ist. Was erhalten blieb, muß man nun unter allen Umständen zu bergen suchen. Den Landwirten aber fehlt es in diesem Jahre mehr als je an den notwendigen Erntearbeitern. Die günstige Konjunk tur, deren sich die Industrie noch immer erfreut, bringt es von selbst mit sich, daß der Zug der Arbeitnehmer im stei genden Maße den Industriezentren zustrebt. Einheimische Landarbeiter sind für die Ernte überhaupt nicht zu bekom men. Die Grundbesitzer sehen sich also mehr als. je auf ausländische Arbeiter angewiesen, auf Polen, Galizier, Italiener, Russen u. s. w. Daß es nicht die besten Ele mente sind, die sich in ihrem Vaterlande nicht ernähren können und daher in der Fremde ihr Brot zu verdienen suchen, liegt auf der Hand. Unsere Landwirte wissen ein Lied von diesen Leuten zu singen, deren verderblichen Ein fluß auf den Stamm ihrer eigenen Leute sie mit Rechl fürchten. Und wenn die fremden Arbeiter wenigstens nur zu bekommen wären, wenn die Landwirtschaft ihrer bedarf. Auch das ist nicht einmal möglich. Die fremden Hilfs kräfte pflegen sich Agenten zu verschreiben, die ihrerseits m 1 rdILtt Ml 4ie ffgl. UMtdiNlpMittmtchiNe« vnrcke» UlltUch u. -lleiirtackl. ckss N-l. AMrgeNcdt vrerckri. lür ckie fig!. Zupellnienckentur vlerckea II, ckie figl. 5ol5ttent«imter vrercken, Monirdurg «x drei Jahre in Anspruch nehmen sollte. Aber derart ge Zwischenfälle sind eben Erscheinungen, die man nicht nur als Kinderkrankheiten, sondern als die unvermeidliche« Begleiter jeder Kolonialpolitik auf längere Jahre hinaus in den Kauf nehmen muß. Wir hoffen auf eine baldige Beruhigung Kameruns; sollte es aber anders kommen, so werden wir beherzt die Konsequenzen tragen. Die Hoff nung auf einen endlichen Lohn aus unseren Kolonien hal ten wir aufrecht. Dir Dunchkil in BnMnw. Die Kinderkrankheiten der Kolonialpolitik, die noch keiner Weltmacht erspart geblieben sind, lernt auch das Deutsche Reich recht gründlich kennen. Wenn auch das, was wir in dieser Beziehung durchgemacht haben, keinen Vergleich mit den Erfahrungen Englands, Frankreichs und anderer Staaten aushält, so haben wir der Erhaltung und Befestigung unseres Kolonialbesitzes doch schon kostbare Lpfer an Gut und Blut darbringen müssen. Und kaum sind die letzten Nachwehen des südwestafrikanischen Auf standes geschwunden, da erhebt sich auch schon das Schreck- 69. Jahra Das deutsche Frerwilligen-Automobilkorps nimmt am diesjährigen Kaisermanöver mit 65 Wagen teil. Au ßerdem ist die Gründung eines Freiwilligen-Motarrad- korps beabsichtigt. Der aus Nancy in Paris eingetroffene General de la Tour wurde am Bahnhofe von Ausständigen Miss handelt. KZIerrtettkL. Vierzehn Tage nach dem normalen Termin haben in folge der ungünstigen Witterung die Erntearbeiten ihren Anfang genommen. Ueberall auf dem Lande hat sich daher naturgemäß die Arbeit gehäuft. Die Erntezeit ist kürzer als sonst. Dazu kommt, daß die Ungunst und Unbestän digkeit des Welters fortdauert. Die bange Frage der Drirßt EreiMe. Die Zusammenkunft Les Kaisers mit dem Zaren wird am 3. August bei Swinemünde auf hoher See statt finden. —— Die Delegierten des Bundes der Landwirte im Kgr. Sachsen haben in einer Sitzung m Dresden die Wahl- rechtsvorlage der Regierung für unannehmbar erklärt. Dem Vernehmen naH wird das 8. deutsche Sängcr- sest im Jahre 1912 zum Ähährigen Jubiläum des Bundes in Leipzig abgehalten werden. gespenst der Eingeborenen-Erhebung in dem nördlichen Kamerun. Ob sich die von den zuständigen Persönlich keiten gehegten Hoffnungen, daß es sich hier nur um Un ruhen lokaler Natur handelt, bestätigen werden, bleibt ab- Huwarten. Verdächtig ist jedenfalls der Umstand, daß auch in dem französischen Kolonialgebiete am Tschadsee zwischen Kolonialtruppen und Eingeborenen Kämpfe stattgefunüen haben, in denen der Führer der Eingeborenen getötet wurde. Es ist auch zu bedenken, daß die tief im Hinter lande des deutschen Schutzgebietes, hausenden Eingebore nen, an Kultur im allgemeinen und an Kriegstüchtigkeit rstd besonderen, den meisten anderen Negerstämmen an der westafrikanischen Küste erheblich überlegen sind. Die Fulbe, so nennt sich der Eingeborenenstamm in Adamaua und Bornu, stehen unter dem Regiment höchst energischer Kö nige, besitzen ausnahmslos Feuerwaffen, mit deren Ge brauch sie wohl vertraut sind, und sind zum großen Teil be ritten. Glücklicherweise sind in Anbetracht der Größe der . in jenem zentral gelegenen Gebieten des mittleren Afrikas Landwirte, wie sollen wir die Ernte unter Dach und Fach möglichen Gefahren auch die Schutzkräfte des Deutschen Reiches organisiert. In Garaua, das von den Eingebore nen angegriffen wurde, verfügt der Resident von Adamaua, Hauptmann Zimmermann, über eine volle Kompagnie Schutztruppen. Diese Kompagnie genügte, um den zweifel- los wohl vorbereiteten Angriff der Eingeborenen unter Leitung ihres Häuptlings, des sogen. Fullah Mahdi, ent schieden zurückzuschlagen. UeberLies war es Hauptmann Zimmermann möglich, sich mit dem Oberleutnant Sirüm- pel, dem Residenten von Bornu, der in Kufferi seinen Amtssitz hat, zu vereinigen. Garua und Kufferi liegen etwa 40 deutsche Meilen von einander entfernt und besitzen weder eine Verbindung durch Kunststraßen noch durch Eisenbahn. Wenn es dem Hauptmann Zimmermann gleichwohl gelang, sich mit dem Oberleutnant Strümpel in Verbindung zu setzen, so beweist diese Tatsache doch, daß die Deutschen und nicht etwa die Eingeborenen die Herren jenerGebiete sind. Sie werden es hoffentlich auch bleiben, womit allerdings nicht gesagt ist, daß der Aufstand nicht Loch längere Zeit wüten sollte. Wer hätte seiner Zeil bei dem Ausbruch der lokalen Unruhen in Südwestafrika an einen Aufruhr geglaubt, dessen Unterdrückung mehr als I Erschein» sitz« Wnchevtntz nnchnätwO» LUHt M »e» fnIfiM« Tck» I M A, , - - L «VMWWNch «oneMtz I «LVLWLSWn HMllm SMS«--' Dscheituns... OlWMch
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