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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.04.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19050418024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905041802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905041802
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-04
- Tag1905-04-18
- Monat1905-04
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Di« »gespaltene Sirklamezeile 7L^ Annahmefchlutz für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Au»gabe: nachmittag» 4 Uhr. Anzeigen sind stet» an die Expedition zu richten. Extra-Beilagen (nur mit der Morgen- Ausgabe) uach besonderer Beretubaruug. Dir Expedition tft Wochentag» ununterbrochen geöffnet von früh 8 bi» abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von B. Polz in Leipzig (Inh. vr. R. L W. »ltukhardk Herausgeber: vr. Btetor Kltukhardt. Nr. 198. Dienstag den 18. April 1905. 99. Jahrgang. - Var Wchligtle vom Tage. * Bei Streiktumulten in Limoges wurde ein Arbeiter getötet, zahlreiche würben verwundet, auch viele Gendarmen erlitten Verletzungen. Es wur den 30 Verhaftungen vorgenommen. (S. Ausland.) * Unter dem Vorsitz des Fürsten Trubetzkoy wird am 8. Mai in Moskau der politische Adelskon greh sämtlicher Gouvernements zusammentreten. * Nach einer offiziösen Meldung ist in Konstan tinopel nichts bekannt, Laß der Oberkommissar von Kreta, Prinz Georg von Griechenland, demissio niert habe. * Nach einer Meldung aus Schanghai hat die sapanische Regierung bekannt gemacht, dah sie Lei Gensan (auf Korea) eine Nerteidigungs- zone errichtet hat. (S. russ.-jap. Krieg.) Vie Lage in Verteneich-Ungarn. (Von unserem Korrespondenten.) * Wien, 17. April. Die österliche Stille ist eingetreten. In der dies seitigen Reichshälsle und in Ungarn. Drüben ist eine Pause im Kampfe zwischen Krone und Majorität zu ver zeichnen, hüben hat das Parlament brav, fleißig, sittsam und ehrlich, wie die Phrase in Dienerzeugnissen lautet, gearbeitet, sein Pensum erledigt und wartet nun, was nach Ostern ge schehen werde. Man erinnert sich doch noch, daß dieses kirchliche Fest beim Amtsantritte Baron Gautschs als kri tischer Tag erster Ordnung bezeichnet worden ist, der Waffen stillstand mit den Tschechen war mit den nun eingetretenen Parlamentsferien befristet. Sagen wir eS gleich heraus, die Verlängerung dieser treuxa äei erscheint gesichert. In der letzten Zeit gab es zahlreiche Pourparlers zwischen den Führern der deutsckböhmischen und der tschechiscl'en Abgeord neten, und eS ist alle Aussicht vorhanden, daß der böhmische Landtag aktionsfähig sein wird, wenn er gegen Ende Mai zusammentritt, daß also die deutsche Obstruktion in der Landtagsstube auf dem Fünskirchenplatze zu Prag nicht wieder einsetzcn werde. Wäre sonst der Lpiritus reetor der Iungtschechen, der Taktiker, der mit unleugbarem Geschicke, einem Geschicke, das die Deutschen, man muß es leider eingestehen, bisher nie betätigt haben, Dr. von Koerber das Terrain abgegraben und Baron Gautsch so dramatisch zu inszenieren gewußt hat, daß die ralliirten deutschen Parteien sich zugleich mit den Tschechen vor dem neuen Herrn verbeugen mußten, wäre sonst Dr. Kramarz auf Urlaub in die Krim gefahren? Dieser Politiker verläßt nur den Kampfplatz, wenn er überzeugt ist, daß die Turnierschranken gesperrt sind. Warum die deutschen Parteien die Obstruktion im böhmischen Landtag aufgeben? Es ist heute noch nicht an der Zeit, die letzten Gründe anzugeben, eine kleine Ueberraschung steht bevor, man wird im psychologischen Moment vernehmen, daß über einen Punkt der strittigen Materien ein deutsch tschechisches Einverständnis erzielt worden ist. Und schließlich und endlich, alle Parteien sind in der Erkenntnis einig, daß da» österreichische Parlament jetzt keine Hemmung und kein Hindernis erfahren dürfe; die ckira nocessitas lastet auf Allen und da der König und die Kaiserin des lange« Haders denn doch ein wenig müde sind, die Tschechen höchst ungern wieder die langweilige Obstruktion anfangen würden und die Deutschen damit rechnen, daß eine Fortführung der günstigen Dispositionen bei beiden Streitteilen die Verwirk lichung einer Lieblingsidee, die Umgestaltung des Beamten ministeriums in ein parlamentarisches Kabinett, erzielen könne, sanden sich die schönen Seelen und wenn der innerpolitische Himmel auch noch nicht voller Geigen hängt, die Abgeord neten finden den Zustand erträglich. Welches Urteil bei Ablauf der Tagungsperiode des 1901 gewählten Reichs- rateS die Wähler abgeben werden, das allerdings weiß Nie mand. Möglich, ja wahrscheinlich, daß jetzt noch, säst in der zwölften Stunde, das Bedürfnis sich zum Wort meldet, einige effektive Leistungen zu schaffen, die Abgeordneten dirigiert. Man kann auch gerade jetzt etwas ein österreichisches Parlament zu Wege bringen. Man vermag die österreichischen Interessen gegen über derungarischenAspirationen zuwahren.mitschöncnWorten, mit taktischen Maßnahmen) mit einem Brillantseuerwerk des Patriotismus undvielleicht auch,das darf nicht übersehen werden, mit einigen praktischen Ergebnissen. Auch der Skeptiker, auch wer im Laufe trister Jahre österreichischer Politik gewöhnt wurde, jegliche Hoffnung zu belächeln und den Kismet- Standpunkt einnahm, vermag sich heute dem Eindrücke nicht zu entziehen, daß es ein Bedeutsames wäre, wenn das öster reichische Parlament Ungarn gegenüber ein tatkräftiger Faktor würde. Daß zu diesem jedenfalls löblichen Behuse Parteien streit, wenn er auch von außerordentlicher Tragweite und eminenter politischer und nationaler Kraft ist, zurückzestellt wird, das entschuldigt das Sprüchwort, das durch sein Alter nichts an Wahrheit verloren hat, daß das Bessere der Feind des Guten sei. Rebu^ male gestis ist das ungarische Abgeordneten hau s auf Ferien gegangen; die koalierte Opposition ruht sich aus. Es ist nicht anzunehmen, daß diesem ivnderbaren politischen Gemenge von radikalen FreihcitShelden, Eiferern der Unabhängigkeit, kritischen Liberalen, reaktionären Volks parteilern und Politikern, die den persönlichen Ehrgeiz oder richtiger ausgedrückt, die Kränkung wegen Verletzung persön lichen Ehrgeizes als politisches Programm auSruren, während der Zeit, da alle politischen Flöten schweigen, ein rettender Gedanke kommen werde. Sie vermögen es nicht, die Herren, denen ein unverhofft glänzender Wahlsieg in den Schoß gefallen ist, ein Programm zu ersinnen, das Ungarn daS Glück, der Krone den Frieden und der Monarchie die dringend nötige Ruhe, die Stetigkeit, die Bürgschaft der Macht bringen würde. So wird denn der Ruf immer lauter: Ist kein Thaly da? Der greise Historiker Koloman Thaly hat, wie erinnerlich, vor nicht langer Zett, in einem kritischen Momente durch den Elan einer begeisterten Rede, einer plötzlichen rhetorischen Intervention im ungarischen Parla mente Frieden gestiftet. Daß dieser Friede damals nicht zu hohen Ehren kam, kann nicht auf das Konto Thalyö gesetzt werden. Ein neuer Friedensapostel wird also jetzt gesucht. Wird er entdeckt werden? Gar zahlreiche Laternen sind an gezündet, sie brennen bei helllichtem Tage. Nur eins fehlt noch, daß ein Preis auSgefftzt würde, der dem zufiele, der den besten Vorschlag zur Güte ersinnt. Vieler Augen sind auf Koloman v. Szell gerichtet. Er hat für diese schwierige Mission ganz besondere Qualitäten; er kennt alle Welt, ist klug, hat bestrickende Manieren, wenig erbitterte Feinde sind ihm in langer staatsmännischer Tätig keit erwachsen, das Vertrauen der Krone ist ihm wieder in vollstem Maße zu Teil geworden und an seinem magyarischen Empfinden zweifelt selbst der enragirteste tadln, birv nicht. Im Geheimen scheint er am Werke zu sein. Ohne die Chancen dieser Versöhnungsidee, die weniger mit realen politischen Substraten, als mit'GemütSmomenten arbeitet, zu prüfen, sei auch Eines verwiesen, das bei Beurteilung der weiteren Phasen der ungarischen Krise nicht übersehen werden soll, das ist die außerordentliche Zurückhaltung der Krone selbst. Sie wartet ab. Dieses Zuwarten ist ein Plan.^ Vie Marsklrottage. Ein Vertrag. Der Berliner Korrespondent Les „Echo" will „in letzter Stunde" erfahren haben, daß ein Abkommen zwischen Frankreich und Deutschland unmittelbar vor Lern Absckstuß stehe, und zwar auf folgender Grundlage: Frankreich erkennt für Deutschland das Prinzip der offenen Tür an und erklärt sich gegen jedes ausschließliche Monopol in Marokko; Deutschland ver- pflickstet sich seinerseits, das Reformprojekt Frankreichs für die militärische und finanzielle Orga nisation Marokkos nicht zu stören, jedoch nur unter der Voraussetzung, daß die Souveränetät des Sultans völlig gewahrt bleibt Einige untergeordnete Punkte sollen an Ort und Stelle auf Grund der allge meinen Abmachungen geregelt werden. Die Zuslim, mung Englands zu diesem Vertrag ist, wie der Tiploniat des „Echo de Paris" bezeugt, gesichert. Lnglisct^e Freunde in Mauretanien. Aus Tanger meldet der „L.-A.": Der hiesige, englischen Interessen Lienende und der eng lischen Gesandtschaft nahestehende „Eco mauretano" sagt, es verursache in der öffentlichen Meinung wahre Ueberraschung, daß ein Teil der englischen Presse fort- gesetzt gegen die deutsche Aktion in Marokko opponiere, obwohl diese nur die Erhaltung der offenen Tür für alle Madrider Signatarmächte bezweckt. Zahlreiche englische Kaufleute erklären offen, daß ihnen die Haltung der deutschfeindlichen, englischen Zeitungen unerklärlich sei, da Deutschland nur für Wahrung seiner Rechte eintrete, was sich England durch das französische Abkommen gesickert habe, und auch den anderen, an Marokko interessierten Ländern nicht vorenthalten wer- don würde. Darum hätten auch die EnglänLer in Marokko den Kaiserbesuch jubelnd begrüßt. vrr Rufftanck in ZiidwertaMa. Auv Lage. Die letzten Depeschen aus Südwestasrika heben sich merklich ab von den Berichten der vorhergehenden Wochen. Die Kämpfe am Nosob und in Nordbelhanien lassen erkennen, daß der Kampf gegen die Hottentotten daS letzte Stadium erreicht bat. Der Kleine Nosob wurde vom Feinde frei gefunden; danach bleibt kein Zweifel mehr darüber, daß Hendrik Witboi sich nun ebenso wie Morenga nach Britisch» Beuchuanalanv gerettet hat. Ein sehr bedeutsames Zeichen ist nach der „Dtsch. TgSztg." die Tatsache, daß Ober leutnant Böttlin, der seit dem Herbste 1903 eine Ab teilung Bastards unter seinem Befehle hat, am oberen Tsub in einem siegreichen Gefechte 70 Hottentotten gefangen genommen bat. Da die Hottentotten - Banden meist >00 bis 200 Mann stark waren, so ist die Zahl der Gefangenen an sich schon eine sehr beträchtliche. Da außer dem noch zahlreiches Vieh und Gewehre erbeutet wurden, tritt offenbar dieselbe Erscheinung zu Tage, wie bei der Ver folgung der Herero durch die Omaheke. Die Hottentoten haben ersichtlich die Spannkraft verloren. Sie leisten nicht mehr den äußersten Widerstand und werden sicher wissen, daß die gefangenen Herero nicht nur nicht getötet, sondern ver pflegt werden. Wie aus vielfachen Berichten bekannt ist, befanden sich unter den kämpfenden Hottentotten zahlreiche Ueberläufer aus dem Kaplande. MorengaS Bande war wohl zur Hälfte aus solchen Kapnamas gebildet. Von diesen ist ein großer Teil mit nach Britisch-Betschuanaland hinüber gedrängt worden. Diese Leute werden sich hüten, nach Deutsch-Südwestasrika zurückrukehren, wo sie schlechte Erfahrungen gemacht haben und ihnen nur das Schlimmste bevorsteht. Ihre Erfahrungen werden auf die farbige Bevölkerung von ganz Südafrika die heilsamste Wirkung ausüben. Die durch engliiche Ein flüsterungen großgezogene Ansicht, daß man im deutschen Schutzgebiete sich ziemlich ungestraft auflehneu könne, wird einer allgemeinen Furcht vor deutschen Hieben Weichen. Die überhaupt nur schwache Hottentotten-Bevölkerung ist durch den mehr als halbjährigen Ausstand ebenso wie die zehnfach stärkeren Herero auf einen Bruchteil zusammengeschmolzen. Ihre Anführer und Propheten, denen sie unbedingt folgten, mußten das Land verlassen, um nur ihr Leben zu retten, der Rest wird bald aufhören, in größeren Trupps zu kämpfen. Zeit ist es auch, daß dieser Augenblick endlich «»tritt. Mit Räuberbanden wird man sich dagegen noch lauge überall herumzuschlagen haben. Der surrirch-japanirebe sirirg. Neutralität und Arlegrzonen. Aus Paris wirL gemeldet: Bisher erhielt Lie Re gierung keinen offiziellen Protest Ja pans gegen Las Verweilen des russischen Geschwaders an der Küste C o t s ch i n ch i n a s. Es hat den An schein, daß der französische Admiral Ionguiöres an Bord des „Descartes" vollkommen korrekt den Ad miral Roschdjestwensky über die Maximal dauer seines Aufenthaltes unterrichtete, und man ist hier einigermaßen erstaunt, daß im Drohton gegen Frankreich gehaltene Depeschen in dieser Angelegenheit über London aus Tokio kommen. — InTokio wurde, nach einer Depesche aus London, am Montag offi- ziell bekannt gemacht. Laß über Gensan in Korea der Belagerungszustand erklärt worden ist. Die Schiffahrt wurde gewarnt, da an der nahe- liegenden Küste Gefahr drohe. Die Maßnahme ist augenscheinlich bedingt durch die Annahme, daß die Wladiwostok-Flotte bei der Annäherung der Baltischen Flotte einen Ausfall gegen Gensan rich ten wird. — Nach einer Meldung des Reuterschen Bureaus sind die PescadoreS-Inseln unter Kriegsrecht gestellt worden. Alle Schiffe müssen sieben Meilen vom Gestade bleiben. Die neutralen Schiffe müssen zur Einfahrt in den Hafen von Kelung die Erlaubnis der japanischen Behörden nach suchen. Vke Flsttsn. Tie „Daily Mail" meldet aus Sinaapore. Der hier eingetroffene Dampfer „Prinz Heinrich" berichtet, als er die russischen Schiffe in der Kamrauh- bucht liegen sah. seien die Kreuzer „Dmitridonski" und „Rio" als Späh schiffe vor der Bucht tätig gewesen. Ein Schlepper brachte die Kohlenschiffe längs seits der Kriegsschiffe, welck« Kohlen nahmen. Auch erhielten die Schiffe durch zahlreiche Boote Vorräte. — Der „Daily Telegraph" meldet auS Tokio: Am Sonn tag hieß es hier, die Schiffe des Baltischen Ge schwaders lagen in der Nähe von Hongkong; auch lägen fünf Kohlensclsifse bei einer 5 Meilen von Hongkong entfernten Insel vor Anker. — Nach einer Reuterdepesche aus Hongkong sichtete der dort ein getroffene Dampfer „North Anglia" am Freitag spät abends auf der Höhe des Bombay Reef eine starke Kriegsflotte, die südwärts fuhr und lebhaft mit Scheinwerfern arbeitete. Doch konnte „North Anglia" nicht erkennen, ob es japanische oder russische Kreuzer waren. Ariegrksnterban-e. Aus London wird gemeldet: 36 Mann von der Besatzung der Dampfer „Saint Helena" und „Battersea Bridge", fast alle Engländer, sind zu je 3 Wochen Haft verurteilt worden, weil sie sich geweigert hatten, auf Schissen mit K r i e a s k o n te r ban L e für Ja pan zu fahren. Feuilleton. Mj Möblierte Zimmer. Roman von Rudolf Hirschberg-Jura. Stacbdruck verDote«. Ewald ergötzte sich mit heimlichem Entzücken an dieser verblümten Garteneinladung, war natürlich zu taktvoll, sie mit plumper Deutlichkeit anzunehmen, und sagte nur: „Unter solchen romantischen Umständen werde ich also nicht Las Vergnügen haben, Ihnen im neuen Garten meine Aufwartung machen zu dürfen." In diesen: Augenblick näherte sich vr. Grolich den beiden und bat Flora um einen Tanz. Sie schlug es ihm ab, weil sie zu müde sei. „Mir scheint, Sie sind heute sehr ungnädig zu mir, gnädiges FräuleinI" „Im Gegenteil. Ich halte mich streng an unsere Abmachung, Sie heute dadurch auszuzeichnen, daß wir Sie im Vergleich zu den übrigen Gästen gewissermaßen zur Familie rechnen. Sie hatten sich erboten, die Bowle zu überwachen . . . „Und Sie sehen, wie einfach und geschmackvoll ich meine Aufgabe erfüllt habe." „Wir sind Ihnen dankbar dafür. Ich gebe Ihnen aber als Zeichen meiner Huld unL zum Beweis, wie gut es mir schmeckt, noch einen besonderen Auftrag. Schicken Sie mir Loch den Diener mit einer vollen Flasche her. Er hat uns nur einmal die Gläser vollgeschenkt und ist dann gegangen." Mit höflicher Verbmgung und heimlichem Ingrimm wandte sich vr. Grolich und richtete seinen Auftrag aus. Auf der entgegengesetzten Seite der langgestreckten Veranda war er Hennys ansichtig geworden, die sich von dem Architekten hatte dorthin führen lassen, um sich von der Hitze des Tanzes etwas abzukühlen. Mit Befrie digung beobachtete sie das vertrauliche Beisammensein Ewalds und Floras, und als jetzt vr. Grolich zu ihr trat und um einen Tanz bat, lächelte sie hoheitsvoll: „Bester Doktor, ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß ich heute keine weiteren Anforderungen an Sie stelle. Weil wir aber gute Freunde sind, will ich Ihnen ge statten, sich einen Augenblick zu mir zu sehen. Tann lasse ich Sie wieder gehen. Tenn eine Freundin darf nicht zu anspruchsvoll sein." „Sie betonen heute das Wort Freundin immer so auffällig." „Ich muß es tun, um Sie in Ihrer richtigen Er kenntnis der Sachlage nicht zu beirren. Würde ich Sie, wie früher, mit rückhaltloser Liebenswürdigkeit behan deln, so könnte das vielleicht von neuem Hoffnungen in Ihnen erwecken, deren Unerfüllbarkeit Sie dann Unglück- lich machen müßte. Es ist also meine Freundschafts pflicht, Ihnen noch einmal ganz offenherzig zu beichten, wie ich über Liebe und Heiraten und dergleichen denke. Es gibt träumerische Idealisten, die, wenn sie lieben, imch Geld und Gut überhaupt nicht fragen. Sie scheinen zu solchen träumerischen Idealisten zu gehören. Ich aber werde nie dazu gehören, selbst wenn ich das Gefühl der Liebe einmal kennen lernen sollte. Wir Permosers gehen immer nach dem Gelde, und Sie sind arm! Sehen Sie dort meinen Bruder, wie eifrig und augenscheinlich er folgreich er der hübschen Erbtochter des Hauses den Hof macht? Sehen Sie das als ein abschreckendes Beispiel an, und lassen Sie sich dadurch nicht in Ihren reinen und uneigennützigen Gesinnungen beirren! Aber diese ver- traulicl-en Mitteilungen bleiben unter uns Freunden. Nicht wahr?" Mit einer hoheitsvollen Kopfbewegung entließ sie ihn. In dem niederdrückenden Gefühl einer schweren Nieder lage trat er zurück in den Saal. Ihm war so erfolglos zu Mute, als hätte er den ganzen Abend hindurch, ja in seinem ganzen Leben noch keinen einzigen wirkungsvollen Witz gemacht. Er trank viel Champagner und ging zeitig nach Hause. IX. Heute hatte Ewald seinen NachmittagSspaziergang an- getreten, ohne ein Buch mitzunehmen. Er Ivar noch ungeduldiger und erregter, als neulich vor dem Theater besuch mit Klara. Tenn wenn Flora ihn wirklich im Garten erwartete, dann stand ihm ein so ungestörtes und verheißungsvolles Stelldichein bevor, daß ihm für die Harmlosigkeit der Parquetlogen im Battenbergtheater nur ein mitleidiges Lächeln blieb. Freilich war es seine eigene Schuld, daß er sich von jenem Abend zu viel ver sprochen hatte, und er hatte jetzt allen Grund, -em Ge schick für die milde Strafe der einfachen Enttäuschung dankbar zu sein. Seine heutigen Hoffnungen aber schienen ihm weniger leichtsinnig zu sein. Tas Ziel, in dem das Abenteuer mit Klara neulich seiner Erwartung nach hätte gipfeln sollen, wäre ein heimliches Alleinsein zu zweien gervesen. Heute aber sollte ein solch glückliches Allein- sein nicht das mögliche und unwahrscheinliche Ende, sondern gleich der fröhliche Anfang und die Voraus- setzung alles dessen sein, das er erwarten durfte, und ein Gartenhäuschen ist ein noch weit verschwiegenerer und zugleich vornehmerer Ort, um glücklich zu sein, als das Sonderzimmerckxm einer eleganten Weinstube. Heute brauchte er keine Enttäuschung zu fürchten. Hastigen Schrittes ging er auf der Bonorandseite durch das Rosental, dessen sandige Wege jetzt noch wenig besucht waren. Auf einer der Bänke am Gellertdenkmal saß ein altes Mütterchen, dessen giclstkrumme Finger eifrig mit den Nadeln eines Strickstrumpfes klapperten. Drüben auf dem Wege nach der Friedenseiche fuhren ein paar Kindertoagen, und die große, von der Augustsonne verbrannte Wiese sah lange nickst so frisch aus, wie Lie sammetgrünen Rasenflächen am Roßplah und im Johannapark. Kein Vogel ließ sich um diese Stunde hören, und dock) meinte er jubelnde Frühlingslieder auk den überhängenden Buchcnzweigen zu vernehmen. Weiter schritt er die schattigen Waldwege, stand jetzt auf dem am Pleißenufer hmführenden Damm, und wie er die über da? Flüßchen führende Brücke betrat, sah er schon drüben aus den Gärten von einem LurmhäuSchen
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