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Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.05.1907
- Erscheinungsdatum
- 1907-05-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1841109282-190705031
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1841109282-19070503
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1841109282-19070503
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungHohenstein-Ernstthaler Tageblatt
- Jahr1907
- Monat1907-05
- Tag1907-05-03
- Monat1907-05
- Jahr1907
- Titel
- Hohenstein-Ernstthaler Tageblatt : 03.05.1907
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Erscheint jeden Wochentag abends für den folgenden Taz und MM M M ^M MO nehmen außer der Sxpedttion auch die «urtrtger anf kostet durch die Austräger pro Quartal Mk. 1 bb MM /M M5, M MM M^ N dem Lande entgegen, auch befördern die Annoncen- durch die Post M. lyz ft" in'S HauS. MM Expeditionen solche zu Originalprrisen. für Kahenstei» Grnstthat, Oberlungwitz, Gersdorf» Fugau, Hermsdorf, Kernsdorf, Zangenberg, Falten, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rußdorf, Wüsteubrand, Grüna, Mittelbach, lkf-rung, Erlbach, Kirchberg, Pleißa, Reichenbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, Gmmbach, St. Egydien, HMengrund u. f. w für das königliche Amtsgericht und den Äadtrat zu Hohenstein-Ernstthal. Orgcrrr crller <8errreinöe-VeriVLrItuirgoir öer rrurlregeiröerr Orrtschcrfberr. Ur M. Freitag, den 3. Mai 1M. 57. Zahrgaagt Das im Grundbuch für Hohe«ftei« Blatt 588 auf den Namen des Tischlermeisters Emil Herma»»« Aöü«er eingetragene, in Hohenstein-Ernstthal Schützenstraße 7 gelegene Grundstück soll am 19. Juni 1907 vormittags 1,19 Uhr an der Gerichtsstelle — im Wege der Zwangsvollstreckung versteigert werden. Das Grundstück, nach dem Flurbuche 3,5 Ar groß ist samt Zubehör, das im wesentlichen aus Tischlereimaschinen bl steht, auf 18000 Mk. — Pf. geschätzt und besteht ans Wohnhaus, Seitengebäude, Hofraum und Garten. Die Einsicht der Mitteilungen des Grundbuchamts sowie der übrigen das Grundstück be treffenden Nachweisungen, insbesondere der Schätzungen, ist Jedem gestattet. Rechte auf Befriedigung aus dem Grundstücke sind, soweit sie zur Zeit der Eintragung deS am 16. Februar 1907 verlautbarten Versteigerungsvermerkes aus dem Grundbuche nicht ersichtlich waren, spätestens im Versteigerungstermine vor der Aufforderung zur Abgabe von Geboten anzumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glaubhaft zu machen, widrigenfalls die Rechte bei der Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt und bei der Verteilung des Versteigerungserlöses dein Ansprüche des Gläubigers lind den übrigen Rechten nachgesetzt werden würden. Wer ein dec Versteigerung entgegenstehendes Recht hat, muß vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung oder die einstweilige Einstellung des Verfahrens herbeiführen, widrigenfalls für das Recht der Versteigerungserlös an die Stelle des versteigerten Gegenstandes tritt. Hohenstein-Ernstthal, den 25. April 1907. Königliches Amtsgericht. spätestens »iS 18. Mai ». I. au die hiesige QitSsteuereinnahme — Rathaus, links 1. Zimmer — abzufiihren. Oberlungwitz, am 2. Mai 1907. Der Gemeindevorstand. Lieberknecht. Die Reichstagsrede des Fürste« Külow und das Anstand. Die Ausführungen des Reichskanzlers Fürsten Bülow über die äußere Politik Deutschlands in der DienStagsitzung des Reichstages haben auch im Aus lande, selbst in England, einen recht günstigen Ein druck hervorgerufen. Selbst das, was der Kanzler über die Stellungnahme Deutschland« zur AbrüstungS- idee gesagt hat, findet in der englischen Presse volle Würdigung und vielfach Zustimmung. Die „Times" erklären, die Ueberstcht des Fürsten von Bülow über die internationalen Angelegenheiten sei kaltblütig, vernünftig und geradherzig gewesen. Eng land möge die Entscheidung bezüglich der Haager Konferenz vielleicht bedauern, doch könne kein prak tischer Staatsmann Deutschlands absolutes Recht zu dieser Entscheidung bestreiten, noch das Gewicht der vom Fürsten dafür angeführten Gründe. Ueber die Bemerkungen des Reichskanzlers zu oen Monarchen- Zusammenkünften und den anglo-russischen Verhand lungen drückt das Blatt ebenfalls lebhafte Befriedi gung aus. — Die liberalen Blätter sind natürlich durch die Erklärungen des Reichskanzlers über Campbell BannermanS Abrüstungsvorschlag unan genehm berührt, aber im allgemeinen von dem Ton der Rcde so b:friedigt, daß sie ihrer Enttäuschung in durchaus gemäßigter und freundschaftlicher Weise Ausdruck geben. Die „Daily N e w S" sagen, obgleich sie den Inhalt der Rede bedauern, habe dec Reichskanzler die auswärtige Politik des Reiches mit einer Würde und Mäßigung besprochen, die das englische Volk zu schätzen wissen werde. Das Blatt erklärt ferner, daß, obwohl der König von England keinen Einfluß auf die Politik habe, es bester ge wesen wäre, wenn seine Besuche unterblieben wären, namentlich sei seine Begleitung durch Sir A. Har dinge eine Unklugheit gewesen. Die „Tribune" erklärt, England habe seit 20 Jahren das Wettrennen der Bewaffnung angeführt, es sei kein Wunder, daß die Vorschläge des plötzlich bekehrten Spielers nicht nur in Deutschland mit Mißtrauen ausgenommen seien. Das Blatt fordert im Verein mit anderen liberalen Organen die Regierung auf, die britischen Abrüstungsoorschläge auf der Konferenz aufrecht zu erhalten und in Gemäßheit der Erklärung Bülows einen praktischen Plan im Haag auszuarbeiten, der Deutschlands Billigung finden könne. — Ferner schreibt die „M orning Post": „Die gesunden und verständigen Ausführungen des Fürsten von Bülow über die Nervosität, mit der die Reise der Königs Eduard im Mittelmeer in gewissen Teilen der deutschen Presse betrachtet worden ist, find ge eignet, viel zur Beruhigung der Agitation beizu- tcagen, die in Deutschland viel Verstimmung und in England Belustigung, vermischt mit Unwillen über die Angriffe auf den König verursacht hat. Fürst von Bülow verdient Anerkennung dafür, daß er für Fair-play eingetreten ist und der Welt sagte, daß, wenn die Abrüstungsfrage besprochen werde, dies ohne Deutschlands Beteiligung erfolgen werde. Die einzige Antwort der britischen Regierung auf diese Ankündigung ist eine sofortige Neuerwägung der Pläne für die Einschränkung in Armee und Marine. — „Daily Telegraph" sagt: „Der versöhn lichen Rede des Kanzler? dürfte eS gelingen, den es in die Rede des starken, nach- eine Rede voll eine Rede ohne unangenehmen Eindruck den die jüngsten Ueber- treibungen eines Teils der deutschen Presse geschaffen haben, zu berichtigen. Einige unserer englischen Zeitgenossen sündigen gelegentlich gegen die Regel: Zanke nie, wenn du nicht kämpfen willst! Unsere hauptsächlichste Einwendung gegen die Vorschläge Sir Henry Campbell-Bannermanns ist die gleiche wie die, welche Fürst von Bülow geltend macht; wenn wir über dieses Thema bei der Friedenskonferenz streiten, wird der Erfolg nicht Frieden, sondern Ent fremdung sein. Warum sollen wir nicht alle unsere eigenen Angelegenheiten besorgen, unseren Nachbarn trauen und aufhören, uns g e g en sei tig Ernst erfüllt, der nichts von Pessimismus hat. Di Negierungen Oesterreich-Ungarns, Deutschlands und Rußlands haben sich dafür entschieden, die Ab- rüstungsfragc nicht mit zu beraten, und Fürst Bülow hat diesen Standpunkt im Namen Deutschlands klargelegt. Besonders erwähnenswert ist die Er klärung, daß ein englisch-russischer Gegensatz nicht mehr unbedingt in Berechnung gestellt werden könne. Die „Neue Freie Presse" resümiert: Deutschland ist entschlossen, bis aufs äußerste zu verteidigen, war es hat. Dieser Entschluß gehört nicht dec Regierung allein, er gehört der ganzen Nation. — DaS „Neue Wiener Tageblatt" erklärt, deutschen Reichskanzlers habe einen halligen Eindruck gemacht; eS war Festigkeit, Vertrauen und Kraftgefühl, anzuknurren. Wachsamkeit und Bereitschaft sind nicht unvereinbar mit Höflichkeit und gegen seitiger Achtung." — Förmlich entzückt zeigt sich von der Bülowrede, wenigstens in dem vom Wolff'jchen Bureau weitergegebenen AuSzuge, .,D a i l y Mail", der sich dahin äußert: „Die Rede deS Kanzlers war bewunderungswürdig, vernünftig und geradeaus- gesprochen vom deutschen Standpunkt aus. Da sprach ein Staatsmann, der mit der ernsten Wirk lichkeit des internationalen Lebens in Berührung steht, nicht ein Träumer, der in einer Welt seiner eigenen Einbildungen lebt. Wenn England den Krieg vermeiden soll, laßt es sür ihn gerüstet sein." — Zurückhaltender ist -te französische Presse mit ihren Aeußerungen; sie wartet wohl mit Rück sicht auf die Beziehungen zu England zunächst die Stellungnahme der französischen Regierung ab. In dieser Beziehung wird dem „L. A." aus Paris ge- meldet: „In Pichons Umgebung hält man die das Haager Programm behandelnde Stelle der Bülowschen Rede für die selbstverständliche Schlußfolgerung, welche Deutschland aus der von England ins Werk gesetzten Reorganisation seiner Wehrkraft ziehen mußte. Wenn man sich hier im Augenblick nicht ebenso klar und unzweideutig wie Bülow zu dessen für durchaus richtig gehaltenen Anschauungen bekennen mag, so ist dies durch die dem Königeund Herrn Bannerman geschuldete Courtoiste bedingi. Man hofft hier, ohne dies direkt eingestehen zu wollen, der Notwendigkeit solcher Rücksichtnahme bald einmal überhoben zu sein, da nach vocliegeuden verläßlichen Meldungen liber die allerneusten Absichten der leitenden eng- lischen Kreise von einem Bestehen auf mernorischer Behandlung des AbcüstungsvorschlagS nicht mehr die Rede sein kann. WaS Bülow über Ma rokko und das weichende Mißtrauen zwischen Deutsch land und Frankreich geäußert hat, nimmt man hier mit Befriedigung zur Kenntnis und man ist auch keineswegs überrascht durch den Hinu»eis auf die Möglichkeit gewisser Meinungsverschiedenheiten, die noch aus der Durchführung der Algecirasakte ent stehen könnten. Als Hauvtsache gilt hier der gute Wille Deutschlands, von Fall zu Fall konverstercu, oder, wie Pichon sich jüngst sehr bezeichnend äußerte: „Wir wollen in marokkanischen Angelegenheiten keine Geheimnisse vor einander haben, sondern über dir offene Tür bei offenen Türen weiter verhandeln." Aus diesen Kundgebungen des Auslandes darf man schließen, daß die internationale politische Lage durch die freimütige Bülowsche Aussprache eine wesentliche Klärung erfahren hat. Sehr befriedigt zeigt man sich im verbündeten Oesterreich von der Rede des Reichskanzlers. So schreibt die „NeueFreiePresse": Die Rede war von einem i ede Drohung, eine Rede der nüchternen Ueberleg- ung. — DaS „De u t s ch e V o l ks b l a t t" meint, die Aufnahmeder Rede deS Fürsten Bülow hab? be wiesen, daß, abgesehen von der sozialdemokratischen Par- tei, das ganze deutsche Volk sich eins fühle im ruhigen Selbstbewußtsein seines Rechts. Wegfall gekommen seien. Die Ueberzeugung habe ich bis heute nicht gewonnen. Ein neuer Bundesratsbeschluß vom 25. Febirrar dieses Jahres hat mir darin recht ge geben. Wenn die braunschweigische Regierung oder irgend eine andere anderer Ansicht war, so blieb ihr ja un benommen, dem Bundesrat einen Antrag zu unterbreiten. Ich bin als Reichskanzler nur Organ des Reiches in seiner Gesamtheit. Ich bin nicht Organ sür die Einzel- tikularismuS schlimmster Art. Reichskanzler Fürst « Küls»: Der Vorredner hat mich aufgefordert, den Kampf gegen die sozialdemokratische Partei einzustellen oder wenigstens die Methode zu ändern, nach der ich diesen Kampf führe. Den Kampf gegen die Sozialdemokratie kann der Reichskanzler und können die verbündeten Regierungen mir aufgcben, wenn sich die Sozialdemokratie auf den Boden der Vernunft und der Legalität stellt. (Lebhaftes Sehr richtig!) Das habe ich Ihnen vor fünf Jahren zugerusen, nnd das wiederhole ich Ihnen heute. Die Ausführungen, die wir soeben von einem Mitgliede der sozialvemokranschen Partei gehört haben, das ich bisher für einen Revisionisten hielt, be- " " ' ': bisher davon noch sehr weit entfernt sind. uns nicht eine Einkreisungspolitik gegen deutsche Fürsten getrieben werde». Reichskanzler Fürst Kül-w: Ich werde nicht in dem Tone antworten, den der Vorredner mir gegenüber an geschlagen hat. Sachlich habe ich zu sagen: Ich habe mich in dieser Angelegenheit streng auf die Wahrung der In teressen des Reichs beschränkt. Maßgebend konnte für mich nur sein der Beschluß des Bundesrats vom 2. Juli 1885. Eine Aufhebung dieses Beschlusses hätte ich nur dann unterstützen können, wenn ich überzeugt gewesen wäre, daß tatsächlich die Grundlagen jenes Beschlusses inwcisen, daß wir Reichsversassung zu stehen und einen gewaltsamen Schritt nicht zu begünstigen. Ein solches passives Verhalten reicht nicht auS. Er muß aktiv auftreten und für alle Zeit aus Hannover verzichten, und auch die Agnaten müssen ebenso rückhaltlos diesem Verzicht bcitreten. Es handelt sich auch gar nicht ..m spezielle preußische Interessen, sondern um das Lebensinteresse der Gesamtheit der Nation. In der schwierigen Weltlage, über die ich mich gestern aus gesprochen habe, muß alles vermieden werden, was den Zusammenhang des Reiches lockern könnte. Ein regieren der Fürst muß sich ohne Hintergedanken in den Bau des Reiches einsügen und ein friedlicher Mehrer desselben sei«. DaS allein will das Reich, darüber hinaus greift es in keiner Weise in d e Regierung Braunschweigs ein. Braun schweig kann jeden zum Regenten wählen, der dem Reiche genehm ist. Preußen Hal sich jeder Beeinflussung zu ent halten. Wir wünschen lediglich, daß Braunschweig eine Regierung beschieden sei zum Segen Braunschweigs selbst und zum Wohle des Reiches. (Beifall.) Abg. David (Soz.): Die Rcde des Reichskanzlers zeigt so recht: Macht geht vor Recht! Das Fürstentum von Gottes Gnaden Hai sich stets auf den Knauf des Schwertes gestützt. Redner geht dann sehr ausführlich aus den bekannten Frankfurter Fall ein, den der Reichs kanzler bei der Etatsberatung erwähnte. Obwohl das Augblatt tatsächlich erst am Wahltage abgefaßt worden ei, habe der Reichskanzler seine Beschuldigungen gegen die sozialdemokratische Partei noch nicht zurückgenommen. Man sollte doch die Sozialdemokratie nicht immer mit den Waffen des Reichslügenverbandcs angreifen. Das Zentrum habe sich gestern gegen die Abrüstung erklärt (Präsident Graf Ktsldrrg: Die auswärtige Politik steht heute nicht mehr auf der Tagesordnung.) Seit gestern weiß man, daß cs mit der liberalen Aera Essig ist. Fürst Bülow wird keine liberale Politik treiben. Der Fall Puttkamer zeigt, daß man trotz gefälschter Pässe Gouver neur bleiben kann. Redner geht dann auf die Schiffahrts- ab mben ein. Deren Einführung sei verfassungswidrig. Aber freilich der Reichskanzler sei ja zugleich preußischer Ministerpräsident und nicht im Neben-, sondern im wirk lichen Hauptamt, und als solcher sei er vor den Agrariern zusammengeklappt wie ein Taschenmesser. (Heiterkeit.) Man hat gesagt, daß jetzt nach den Wahlen eine antiliberale Politik nicht mehr möglich sei. Ich bin anderer Ansicht. Ich glaube, daß durch die Wahlen die Chancen Preußens nur noch gewachsen sind. Wir Haden keine auswärtige deutsche Politik, sondern eine preußische, und wir haben keine innere deutsche Politik, sondern auch nur eine preu ßische. Das schürt die Reichsverdropenheit, das ist Par- seiner Gesamtheit. Ich bin nicht Organ sür die Einzel interessen der verschiedenen Bundesregierungen oder Bundesstaaten. Diese Interessen werden vertreten durch die in den besonderen Staaten gegebenen Organe. Diese Erwägung hat mich auch bestimmt, die Anregung auf die Aufhebung des Bundesratsbeschlusses von 1885 abzulehnen. Nicht deshalb, weil eine Regierungsübernahme des Herzogs von Cumberland unmöglich wäre, sondern deshalb, weil jener Beschluß mich verhinderte, die Regierungsübernahme des Herzogs von Cumberland überhaupt in Betracht zu ziehen. Es hat mir fern gelegen, die Gefühle der Braun- chweiger zu verletzen. Braunschweig hat weder in geistiger noch in kultureller Beziehung bei dem jetzigen Zustande zu leiden gehabt. Zur Behebung dieses Zustandes kann zurzeit seitens des Reichs oder Preußens nichts geschehen. Line Agitation kann das Reich nicht dulden, die gegen eine zu Recht bestehende Struktur gerichtet ist. Es ist gegen solche Agitationen auch keine ausreichende Bürgschaft, wenn der Herzog von Cumberland erklärt, auf dem Boden der Deutscher Keichetaz. Ferlin, 1. Mai. 43. Sitzung. Die Beratung des Mat» des Reichskanzler» und der Reichskanzlei wird fortgesetzt. Die Debatte erstreckt sich auf Fragen der inneren Politik. Abg. Kaempff (freis. Volksp.) begründet den Antrag der Freisinnigen auf schleunigste Herbeiführung einer Aenderung der .Gesetze in dem Sinne, daß für den Ver lust des Wahlrechts zum Reichstage und anderer öffent licher Rechte weder diejenigen Unterstützungen in Frage kommen dürsen, die in Form freier Lehr- und Lernmittel, freier ärztlicher Behandlung, freier Verabreichung von Arzneien und anderen Heilmitteln oder der Aufnahme in eine Krankenanstalt gewährt werden, noch solche Unter stützungen, die vor Ausübung des betreffenden Rechts zurückerstattet wordeu sind. Staatssekretär Gras Dofadowskq weist darauf hin, daß mit dem vom Abg. Kaempff erwähnten Erlasse des Reichskanzlers vom 5. April 1904 wenigstens ein Versuch gemacht werden sollte, durch Errichtung von gemeindlichen Fonds zur Bekämpfung von Seuchen, namentlich Tuber kulose, Unterstützung für gesundheitliche Zwecke zu ermög lichen ohne die Folge einer Entziehung des Wahlrechts. ES seien Fragebogen ergangen, inwieweit die Gemeinden dem Erlasse stattgegeben haben. Wenn diese Fragebogen znrückgelangt sind, werde sich vielleicht Herausstellen, in wieweit gesetzgeberisch vorzugehen sei. Es liege tatsächlich im sozialpolitischen Geiste der Gegenwart, daß diese Frage geprüft werde. Eine solche Prüfung werde von den ver bündeten Regierungen veranlaßt. Abg. G-tz v. «lr«kufr» (Welfe): Ich glaube, der Reichskanzler, der so über die Rechte des Sultans von Marokko wacht, sollte doch zum mindesten ebenso sehr über die Rechte eines legitimen deutschen Fürstenhauses wachen. Einem Reichskanzler, der noch im Grabe als Agrarier geehrt sein will, einem Reichskanzler, der eine Million in römischen Villen anlegt . . . (Präsident Graf Ktslkerg: Herr Abgeordneter, Sie dürfen auf keinen Fall in Ihren Ausführungen private Angelegenheiten des Reichskanzlers hier berühren), einem solchen Reichskanzler können wir kein Vertrauen schenken und ihm auch nicht Gehalt aus den Taschen der Steuerzahler gewähren. Das Volk in Braunschweig hat ein Recht darauf, daß der Reichskanzler die Angelegenheit der Regierung des Herzogs von Cumberland dem Kaiser unterbreitet. Es darf bei
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