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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.09.1892
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1892-09-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18920915013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1892091501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1892091501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-09
- Tag1892-09-15
- Monat1892-09
- Jahr1892
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h» der Han-teppeditto» oder de» im Stadt» bezirk uud dm Vororten errichteten Au«» oabestellm ab geholt: vierteljährlich^ 4.S0, bei zweimaliger täglicher Zunellung tu« Hau« b.SO. Durch di« Post bezogen für Deutfchlalld «ad Oesterreich: vtertesiäbrtich ^tt 6.—. Directe tägliche Kreuzbaudseuduag in» Ausland: monatlich S.—> Tie Morgm-Ausgabe erscheint täglich'/«7 Ilbr, di« Abeud-Au-gabe Wochentag» ü Uhr. Ve-action rmd Lrpeditiou: IohanueSgaffe 8. Die Expedition ist Wochentag« ununterbrochen geöffnet von früh 8 bit Abmd» ? Uhr. Filiale«: vtts «««»'» r-rtim. («lsre» Universitütsstrab, 1, Laut» Lösche, -atharillmstr. 1», hart, uud KölllgSplatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. §MN für Politik, LocalgeMte, Handels- und Geschüftsvcrkchr. SMeSSii»»Sl» , Die 6 gespaltene Petitzeile LO Psg. Reklamen unter dem Redaction»strich (4g«4 stallen) üO^j. vor Len gamilieonachrichte, (6 gespalten) 40 Größere Schris.en laut unserem Prei4» verzeichaiß. Tabellarischer und ZiffcrasaK nach höherem Tarif. — Kxtrn-Beilagen (gesalzi), nur mit ter Morgen-Ausgabe, obne Poslbesörderung 60.—, Mit Poslbesorderung 70.—, Jinnahmrschluß fir Znserate: Abeud-Bu-gobe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh '/,9 Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein» Hache Stunde früher. Inserat» stad stet« an die Expeditt»» »u richten. Druck and Verlag von E. Pol» in Leipzig. ^472. Donnerstag den 15. September 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Angesichts der in Hamburg und in Rußland noch immer fortdauernden Choleraepidemie und der durch die Mittheilungeu des Kaiserlichen Gesundheitsamts bekannt gegebenen zahlreichen Verschleppungen der Krankheit nach anderen Orten haben wir uns zu dem Beschlüsse genöthigt gesehen, -re diesjährige Michaelisnresse ganz arrsfallen zu lassen, und es hat die Königlich Sächsische Staatsregierung hierzu die erforderliche Genehmigung erthciit. Leipzig, am 12. September 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. la. 3859. vr. Georgi. Ass. Lampe. Lekanntmachung, städtische Einkommensteuer betr. Der zweite Termin der städtischen Einkommensteuer ist «m 15. September dtrsr» Jahre» mit de« fech»fach«ii Betrage de» etnfacheu Steuersatzes fällig. Die Beitragspflichtigen werden deshalb ausgesordert, ihr« Steuerbeträge bi» späleilenS st Lüsche» »ach dem Fälligkeitstage bet Vermeidung der nach Ablaus dieser Frist gegen die Säumigen eintretenden ge'ehllchen Maßnahmen an di« betreffend«» Zahlstellen unsere» Stadisleneramte» zu bezahlen. Leipzig, am IS. September 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi.stoch. Lekanntmachung, die persönlich« Anlage für die tvangrllsch-lutherischru Kirchen t« Leipzig betreffend. L« «st dem ans den 15. September dieses Jahres fallenden zweite» städtischen Eiiikvmmcnsteuerlermine einziihebendr Betrag der persönlichen rvangeltsch.luthertschen Kirchenanlag« ist 1) im Verbeud« der evangelisch-lutherischen Ktrchen^emeinden w^e^Ktrchengemeinde Auger-Trotteüdorf ... » » » » "onn.ivtp ..... » » » » ^-^^^-aetritzich ..... » » « » » choblls » » » » Kleinzschocher u. Schleußlg « » » « Lindenau « » « » Lößnig 8 9' 10, 11 12^ b2°/^ ?'/» ,00°/» 3S'/„ ^7°. 71 °'o. 73«^ 43°/,. ^ o, 70°/«. 34°/» 13) 14) « » Reudnitz - » Ncuschüueseld u. Neustadt » « Sellerhausen und 1 Neusellerhauseu / ' » » Thonberg u. Neureudnih » - Bolkmarsdorf .... .... de» an» der Siuschätznng zur staatliche« Etnkommenfteuer sich ergebenden einfachen Steuersätze» der städtischen Ein- kommensteuer fällig. Die Beilragsostichtigen werden deshalb hierdurch ausgesordert, ihr« Beträge btnne« < Wache« voa dem Fälligkeitstag« ab gerechnet zu bezahlen. Nach Ablauf »teser Frist wird gegen di« Säumigen da» Bet- treibungsverfahrea etugeleltet werden. Leipzig, am 12. September 18SS. Der Rath der Stadt Leipzig- vr. Seorgt.«och. 24*/» 8» 7°. 43«/ Lekanntmachung. Wir dringen hiermit zur allgemeinen Kenntuiß, daß «ine Spülung der Hauptrahre de» Wasserrahrnrye» in Llt-Leipzig. sowie in den nördlichen, östlichen und südlichen Bororte» in den Rächten zwischen Freitag, den Itz., und Dten-tag, den 20. diese» Monats, erfolgt. Bon Mittwoch, den 21. diese» Monat», ab erfolgt die Spülung der Zweigröhrea durch die Zwetgpostea am Tage. Leipzig, d» Ist. September 1892. Der Math der Stadt Leipzig. lo. 460V. Vr. Georgi. Ltchoriu». Lekanntmachung. D« bei Herrn Richard Brun» hier in Diensten stehend« Schlosser Karl Leopold Kühnert ist nach seiner heut« ersolgteu Brrpstichlnng berechtigt, gültige Ein träge in die von de« Inhabern pneumatischer Bierdcuckapparate zu führenden Revisioosbüch« tö- 8 de» Regulativ» vom 24. Juni 1881) zu bewirken. Diese« wird hierdurch zur öffentliche» kenntuiß gebracht. Leipzig, den 10. September 1892. Der Rath der Stadt Leipzig. Vlll. 4007. vr. Georg«. vr. N. Lekanntmachung. Da« 1t. Stück des diesjährigen Gesetz- und verardtNUlgS- blattea für da« Königreich Sachsen ist bei UN« Angegangen und wird bis zum 20. dieses MonatS aus dem Rathhaussaale zur Einsichtnahme ösfeoUtch aushäugeu. Dasselbe eulhält: Nr. 71. Bckaiiuiuiachung, die Ausgabe von aus den Inhaber lautenden ZeliiileiigcwLhcschcinen seitcnsder Erzgebirgischen Zeynigciiossciijchast t» Zwickau betreffend, vom 30. Juli 1892. Nr. 72. Verordnung, die Gebül-rentax« für Thierärzte betreffend, vom2. August 1892. Nr. 73. Verordnung, die LZaffenprüfungsanstalt für da» König reich Sachsen betreffend, vom 12. August 1892. Nr. 74 Verordnung, die zur Abwehr und Unterdrückung der Maul- und Klauenseuche zu ergreiseudeu Maßregel» betreffend, vom 10. August 1892. Nr. 7V. Verordnung, die Enteignung von Grnndeigenihum für Herstellung eine» besonderen UebcrholunasgletseS tu südlicher Richtung aus dem Bahuhos« zu Meerane be treffend, vom 24. August 1892. Nr. 76. Verordnung, die Abtretung von Vrundeigenthum zu Erbauung einer schmalspurigen Secundairetsenbahn voa Herruhut nach Bernstadt betreffend, vom 80. Lug. 1892. Leipzig, de» 12. September 1892. Der Rath Per Stadt Leipzig. vr. Georgi. Krumbiegel. Lekanntmachung. Die Entschädigung für di« in Leipzig-Reudnitz vom 20. bis 2Ü. August d. I. in der Constanitn-, Kohlgarten-, Luther-, Melanchthon- und Rathhaurswaße, sowie für die in Leipzig-Altstadt z» gleicher Zeit in der Eutritzscher, Nord-, Parthen« und Vorkfiraße einquartiert gewesenen Truppen vom KSuigl. 10. Infanterie- Regiment Rr. 131 kann in den nächsten 14 Tage« bei unserem Ouartier-Amte, Naschmarkt Nr. 2, im Erdgeschoß links, Zimmer Nr. 30, erhöbe» werden. Der da» Quartterbillet Vorweiseode gilt »l» zur Empfangnahme berechtigt. Leipzig, am 12. September 1892. . ^ De, Rath Per Stadt Leipzig »ä X/A. 1SS30. vr. Aeorgi. Lamprecht Königliche Laugewerkenschule. Der Unterricht an der König!. Bauaewerkenschulr beginnt Dienstag, den 4. vctaber. Di» Lnmeldungra sind persönlich «»er drtefltch bi» spätesten» am 25. Septeuider t« Dchnliocal, «raffistrasze Rr. 7 oder unter der Adresse des Unterzeichneten, Davtdstratze 11, zu bewirken. Prospekte und nähere Auskunft über die Aufnahme- Bedingungen, sowie über die Termine der Aufnahme- Prüfungen sind im Tchutt»tal oder vom Unterzeichneten zu erhalten. Borläufige Anmeldungen, bei welchen der Name eingelraie» wurde, können aber erst dann berücksichtigt werden, wen» die im Prospect vorgcjchricbenen Zeugnisse di» zum 25. September «ingegeben wurden. Leipzig, am 24. Juni 1892. Di« Direktion der KSnial. Vaugewerkcnschule. Bauraih Ä ud. Hex. Lekauntmachnng. Der auf den 10. und 20. September er. fallende Kram-' Rotz- nnd Viehmarkt in der Stadt BittcrselS ist aufgehoben. Vitterjeld, de» 12. September 1892. Der Magistrat. «. Dtppl. Fswillrtsn. Der schwarze To-. vo» Hermann Niger. Nachdruck «rrtote». Mittelalterliche Quellen melden, daß dem schwarzen Tod allerhand trllurischr Erscheinungen vorangegangcn seien. Der Erdor-aniSmn» hatte Umwälzungen zu bestehen, wie man sie nicht zuvor gekannt. Schoo im Jahre 1332, also IS Jahre vor dem lugbruch dieser entsetzlichsten unter sämmllichen Epidemie«, traten die ersten Anzeichen zu Tage. Ter ge- sammt« Qsteu wurde von einer versengenden Dürre Keim- gesucht» an welche sich eine äußerste HungerSnolh schloß. Dann kamen Regengüffe, al« ob die Welt überflutbel werden sollle. Gleichzeitig begann e< im Erdinnern zu würben, als ob bier seiadlich« Gewalten einen verheerenden Kampf wider einander sübrien. Riff« entstanden. Berge stürzten ein. Da» Meer gischte auf und wurde über sein« Gestade getrieben. Ein ubelriecheuder, dichter Nebel kam von Osten, welcher den Menschen betäubte und ihm den Athem nabm. Er schien den schrecklichen Sensenmann einzuhüllen, welcher nunmehr seine» Einzug hielt. Er war mit einem Male in Europa «ad fast gleichzeitig an mehreren Orte». Al« Schlachtfeld hetti « sich zserst di« blühende» Städte ausgesucht, welch« O» Rtittellänhtfch«, Meer» liegen. I» Konstantioepel, Venedig, Pisa, Bologna, Marseille wiltbete er mit einer Grausamkeit, welche kein Erbarmen zeigte. Wie beute die Cholera, nahm er seinen Weg die großen BerkebrSstraßen entlang, aus welchen die Beziehungen zwischen den Menschen am schnellsten vermittelt werden. Zumal die Wasserstraßen schritt der schreckliche Gast mit einer unheimlichen Geschwindig keit ab. So ist e» ausgemacht, daß er »u Schiff nach Eng land und von hier au» aus demselben Weg naiv Norwegen gelangt ist. Und überall erwies er sich gleich gefährlich, ohne Rücksicht aus die localen Verhältnisse, welche hier wallelen. Ebenso wenig batten die klimatischen einen Einfluß aus ihn: willen in der Streng« de« nordischen W.nterS raffte er die Menschen nicht minder dahin, al» unter dem lachenden Him mel de» glücklichen Süden». Aus den Schueefeldern Islands fand er eine Beute, die sich widerstandslos ergab, und in Grön land soll er so gewüthel haben, daß nachher der Zusammen- bang zwischen dieser entlegenen Küste und der übrigen Mensch heit auf Jahrhundert überhaupt verloren ging. Da- Wesen der Krankhrit war so entsetzlich, daß man wobl Furcht vor ihr haben durfte. Ihre Eumpiome waren freilich nach Ort und Zeit de« Erscheinen» verschieden, aber die Folge immer dieselbe — der sichere, unerbittliche Tod. Nur seilen wurde ein von eer Epidemie Befallener von ibm geschont. Im Orient begann sie mit Nasenbluten, in Italien mit Geschwülste» in den Weichen und Achselhöhlen, welche da» Volt Pestbeulen nannte. Sie waren verschieden im Um fange b>< zu der Größe eine« EirS. Bald daraus verbreiteten sich dies, Erhöh»«,-«» übe, den ganze» Körper, der -leichzriti- Ltrmitthung. In dem der Sladigeuieinüc Leipzig gehörigen Hausgrundstück Aeiiiclndeamtsslraße Nr. 6 in Leipzig-Lindcnau isr die i» der 2. Etage (Dachgeschoß) rechts gelegene Wohnung, bestehend aus einer Slnbe, zwei Kaminern und Küche vom l. Oktober ds. IS. ab ür den jährlichen Mietbzins von 100 .« anderweit zu vermiethe». Mtcthqcsuche werden aus dem hiesigen Ralhhouje, 1. Elagc, .jlmmer Ar. 8, entgegengenoniiüc». Leipzig, den 10. September 1892. Ter Aatfi der Stadt Leipzig. In. 3769. vr. Georgi. Wagner. Lekanntmachung. Die Ausgabe von Shnaaogenkarten findet D»nnersta,l, den 15. September, Vormittags 10—12 Uhr, in der Geineindckanzlei (Shuagogcngcbäude, 1 Treppe Loch) siait. Den bisherigen Inhabern bleiben ihre Plätze bis To»»crStag, de» 15. September, Mittags 12 Uhr, reiervirt; über die bis zu diesem Zeitpunkte nicht in Empfang genommenen Karten wird auderwettig verfügt. Wir bitte», bei Abholung der Karten die bisherigen Karten und die diesjährige» Nemeindesteuerquittungen mitzubringen. Leipzig, 13. September 1892. Der Borstaup der Israelitischen ReltgionSgemcintz« z» Leipzig. vie Folgen -er Cholera. ES ist niinmelir etwa rin Monat vergangen, seit die Cholera in Deutschland ihre unheimliche Macht zeigt. Nur an einem Orte ist sie als Seuche aufgctrele», aber dort fiat sie so verheerend gewirkt, wie eö noch bei keiner frühere» Erscheinung der schrecklichen Krankheit beobachtet worden ist. BiS zum 13. September sind in Hamburg nach den Angabe» de» dortigen statistischen Bureaus 13 961 Personen erkrankt nnd 8l22 skranke gestorben. DaS sind entsetzlich bohe Zablcn, die eine nnaebcure Summe von Elend in sich schließen. Wie tief rin solches Unglück in alle Verhältnisse eingrcift, ist gar nickt festzustellen. In erster Linie kommen die Ernährer der Familien in Betracht, dir nicht mehr für die Ihrigen sorgen können, Frauen und Kinder der Verstorbenen sind den Unbilden de» Leben» schutzlos preiSgegeben, soweit nicht mit leidige Menschen für sie sorgen. Da» geschieht nun freilich innerhalb des Bereiche» der Möglichkeit, die Sammlungen unter den reichen und wohlhabenden Gliedern der Hamburger Bevölkerung haben schnell eine bedeutende Summe auf gebracht, um helfend einzuareifen, aber so großen An forderungen, wie sie da» Bedürfniß stellt, ist die Hilfe nickt gewachsen, dazu bedarf eS einer Organisation, die nur durch StaatShilfe geschaffen werden kann unter Gewährung der erforderlichen großen Mittel. Diese Hilfe leidet keinen Auf schub, sic muß augenblicklich eintreten, wenn sie eine» Zweck haben soll. Das geschieht nun wohl auch thcilweisc, aber allgemeine Maßregel» haben Zeit nötlsig, um zur Aus führung zu kommen, und erfahrungsgemäß bedürfen sie einiger Uebung der dazu berufenen Personen, um sich wirksam zu erweisen. Man führt den erschreckenden Umfang der Seuche in Hamburg in der Hauptsache auf das schlechte Trinkwaffer zurück, und natürlich ist da« Streben vorhanden, gesunde» Wasser an Stelle de- mit Krankheit-stoffen angefüllten in Bereitschaft zu setzen. Ehe dieser Gedanke Gestalt gewonnen hat, sind Tausende erkrankt und gestorben, dir am Leben er halten werden konnten, wenn der Schaden früher beseitigt worden wäre. Die Klagen über da» LeitnnaSwafser in Ham burg sind alt, aber sic babcn nicht die genügende Beachtung gefunden; von dem Gelde, da- schon vor Äahren zur Ver besserung der Leitung bewilligt war, ist kaum der fünfte Tyeil verwendet worden, weil man der wichtigen Sache nicht die gebührende Aufmerksamkeit zuwcndete und weil lei» dringender Nothstand vorzuliegcn schic», der dazu trieb. Man hat den Hamburgern auch zum Vorwurf ge macht, daß die Krankenhäuser sich als gänzlich unzureichend erwiesen haben, um den Anforderungen beim Eintritt einer Cholera Epidemie zu genügen, man hat es getadelt, daß Hunderte von Todtcn 2 t stunden lang unbeerdigt geblieben sind und daß den Kranken nicht die erforderliche Svrgsalt gewidmet werden konnte aus Mangel an Raum u»v an Aerzten. Diese Vorwürfe sind offenbar ungerecht, denn Nie mand konnte ei» so großes Unglück vorhcrschcn, t4 Cholera Epidemien batte Hamburg erlebt, von denen sich keine einzige an Heftigkeit und Furchtbarkeit auch nur annähernd mit der gegenwärtigen vergleiche» läßt. Ein sehr daiikenSwcrlbcr Schritt ist die Ernennung eines ReichScommissarS für die Gesundheitspflege im Stromgebiet der Elbe, um die Herstellung einer wirksamen öffentlichen mit schwarzen oder blauen Flecken dickt besäet war. In Eng land und Frankreich war Blulerbrechen das erste Anzeichen, baß man von den Fangarmen der Krankheit ersaßt worden. Keine Arznei half; später rettete man Einige, indem man die Pestbeulen ausschnitt, denen dann reichlicher Eiter entquoll. Dabei war die Seuche so ansteckend, wie augenblicklich die Cholera. Um weiter zu schreiten, bedurste sie nicht der persönlichen Annäherung. Die Lust, in welcher ein Erkrankter athmete, genügte vollkommen, den TodcSkcim aus neue Opser zu übertragen. Tie Folge war, daß überall, wo sich die Krankheit zeigte, eine entsetzliche Panik entstand. Man ließ Hab und Gut im Stich, um nur das Leben vor dem gesabr» bringenden Gast zu retten. So war die Umgegend der großen Städte, in denen die Seuche vornehmlich ibrcn Herd auszu schlagen pflegte, durchirrt von Flüchtigen, welche die Furcht hierher getrieben balle. Da sie meist den Tode-keiin bereit- in sich trugen, starben sie nichtsdestoweniger; ibr Hinscheiden war vielleicht um so schrecklicher, weil e- in der Einsamkeit stattsand, wo keine menschliche Hand die letzte Hilfe gewahre» konnte. Aber selbst wenn man tahcim blieb, starb man elend und verlassen. Aerzle und Geistliche hüteten sich, ein Hau- »n betreten, in welches die Seuche Einzug gehalten. Alle, sogar die innersten Bande, waren gelöst. Die Kinder ließen die Eltern im Stick, den Galten die Frau. Man dachte nur daran, da« eigene Leben in Sicherheit zu bringen; alle edelen Regungen» zumal di« der Menschenliebe, waren vollstäodia erst.ckt. Di» Irt >mtz Weis«, wie man sich mit der Krankheit Gesundheitspflege und GeskindheitSpolizei in diesem Gebiet zu ermöglichen. Gerate durch die Schiffer wird die Seuche verbreitet, weil sie bei ihrer Lebensweise, die sie den Strom als ihre Heimat!, betrachten läßt, sich von allen lästigen Fesseln, die der Aufenthalt ans dem festen Lande den Einwohnern auserlegt, frei glauben. Was fragt ein Schiffer nach Hhgieine, nach Einschränkungen in der Lebensweise, die ihm angeratbcn werden? Er trinkt sein Ftußwasser, ißt sein Obst, feine Gurken und löscht seinen Durst nach Bequemlichkeit, wie cS die Verhältnisse mit sich bringen. Daß er dadurch den Ufcr- dcwohncrn Gefahren verursacht, kommt ibm nicht in den Sinn. Er hat keinen festen Wohnsitz, sein Kahn ist seine Wohnung und der trägt ihn heute dahin, morgen dorthin. Wir haben aus den Miltficilungen über daS Auftreten der Cdolcra an verschiedenen Orte» ersehen, welchen gefährlichen Einfluß die Freizügigkeit und Sorglosigkeit des SchisfervolkeS aus die Verbreitung der Seuche auSilbt. Es ist dcSkalb mit Freuden zu begrüßen, daß in dieser Beziehung eine durchaus nothwendlgc Aussicht geübt wird. Man könnte sich auch aus den Standpuuet stelle», daß wir ja seit langer Zeit ein RcichSgcsunlhettSauit besitzen, daß diese- aber unterlassen habe, für solche Fälle Vorsorge zu treffen, wie der Mangel gesetzlicher Bestimmungen beweise. Wir wollen nicht sagen, daß das RcichSgcsundheilSaiut in seiner bisherigen Form eine vollkommene Einrichtung ist, aber man muß doch daran festhallen, daß eine neue Einrichtung zunächst an die bestehen den Zustänte auznknüpfcn »nd erst dann, wenn deren nächstem Bedürfniß genügt ist, auch für AuSiiadnicsalle Vorsorge zu treffen bat. Die Lefire, welche die diesjährige Cbolcrafeuche dem RcichSamt rrlkcitt, wird nicht ohne Nutzen für die Zukunft dlcide». Nachdem die allgemeine Aufmerksam- leit auf diese wichtige Angelegenheit gelenkt ist, wer», den sich auch die Kräfte entsprechend regen, welch« zur Verhinderung der Verbreitung und de- Ueberhandnehmen» von Seuchen in Bewegung gesetzt werden müssen. Eigentlich wäre wobl der richtige Zeilpunct für solche Veranstaltungen der jenige gewesen, welcher die Gewißheit brachte, daß sich die in Persien auSgcbrvchcne Seuche auf das europäische Ruß land auSdchncn werde. Wir haben vo» unserem Laienstaild- puncte a»S schon damals die Möglichkeit einer Verbreitung der Seuche aus die europäischen Staate» an dieser Stelle erörtert. Wir kommen jetzt auf einen sehr wichtigen und zugleich auf den Cardinalpunct de» vorliegenden Thema», nämlich auf die wirthschastlichen Folgen der Cholera. Da» gesammt« VerkchrSlcbeu >n Deutschland ist auf die engsten Grenzen beschränkt, überall taucht die Frage auf, ob nicht die große See- und Handelsstadt Hamburg vabei irgendwie bctheiligt ist. Bestellungen werden zurückgezogen oder bleiben unaus geführt, weil das Publicum große Abneigung zeigt, irgend welche Waaren, die aus oder über Hamburg gekommen sind, zu kaufen. Davurch ist die gesamutte Bewegung des Außen handel» in eine Stockung gekommen, die unmöglich noch lange andauer» kann, ohne die schlimmsten Folgen Hervorzurufe». Diese Verhältnisse haben sich erst in der letzten Hälfte des MonatS August entwickelt uud sind heute noch nicht so weit gediehen, um bereit» an die Oeffentlichkeit zu dringen, aber daß sich daraus schon heute große Schwierigkeiten ergeben, die bald genug zur öffciitlichcu Kenntniß gelangen werden, ist unzweifelhaft. In gesundheitlicher Hinsicht ist daS Verbot der Leipziger Messe gewiß durchaus in der Ordnung, aber geschäftlich wirkt e» aus einen nicht unbeträchtlichen Tbeil Sachsen« zweifellos schädigend. Es giebt eine ganze Anzahl von Gewerben, welche die Leipziger Messe als die Zeit der Ernte betrachten, wie die Echnfimacher, die Holzwaaren- und Leinwand » Händler, die Verkäufer von Glas- und Steingut-Waaren, von Leder- und Stellmacher - Arbeiten u. s w. Ganz Sachsen liefert dazu seinen Anlheil und ferner Thüringen und die preußische Provinz Sachse». Die Hotelbesitzer und Zimmcrvermiether i» Leipzig wünschen die Zeit der Messe seluisüchtia herbei, die Wiithschaflen erhallen von den Meßbesuchern Zuspruch, und so greift Eins in» Andre, um die wirthschastliche Rech nung des Ganzen auf der gewohnten Höhe zu erhalten. Gauz der gleiche Fall ist r« mit Vieh- und Jahrmärkten; alle sind der Sammelplatz einer großen Menge von Personen, die ihren Lebensunterhalt dort suchen und finden und zugleich der seßhaste» Bevölkerung Gelegenheit bieten, an ivrem GeschäflSgcwinn Anlheil zu nehmen. Der natürliche Laus von Handel und Verkehr ist überall unterbrochen und ge hemmt; großen Seuchen werden Opfer gebracht, wie sie ein Krieg kaum in höherem Maße verursachen kann. Wir wünschen und hossen, daß die Deutschland inne wohnende Kraft über alle diese Nebel glücklich Hinweggleiten und sich abzusindcn suchte, war so verschieden wie nur möglich- Die Einen meinten, daß die größte Enthaltsamkeit da« sicherste Mittel sei, dem drohenden Tode zu entrinnen. Sie aßen und tranken deshalb mit äußerster Mäßigkeit, enthielten sich eine» jeden leckeren Gerichts und lebten nur in dem Bedacht, jede Ansteckung von sich fern zu halten. Darum verschlossen sie sich mit ihre» Frauen, Kindern und Dienstboten in ihre Häuser und mieden jede Beziehung zu dem, was außerhalb derselben vorging. Niemand erhielt Zutritt, vor Allem wollte man, »m nicht in der Stimmung getrübt zu werden, nicht» über die Seuche und ihre Opfer erfahren Di« Zeit selbst vertrieb man sich in bester Kurzweil. Gute Gespräche wurden geführt ober die Künste mit aller Freudigkeit de« GrmütbS gepflegt. Das war der Kreis, welchen un» Boccaccio geschildert bat; ibm verdanken wir da» wichtigste literarische Denkmal jener Zeit, den unsterblichen Dccamcroo. Andere freilich schlugen den entgegengesetzten Psad ein. In der Meinung, daß kein Entrinnen vor dem Tode möglich sei, wollten sie da- Leben wenigsten- nach Kräften genießen. Sorglosigkeit, verbunden mit Vergnügen jeder Art, hielten sie für die beste Arznei. Zechend, schwärmend gingen sie von einem Wirthsbaute zum andern, unbekümmert darum, ob sie dadurch der Seuche ver fallen würden oder nicht. Bon Böllern und Ausschweifungen kielten sie sich ebensowenig zurück, wie von andern Aus schreitungen. Nicht» war ihnen heilig. Alle- schien ihnen erlaubt. Und bei der berrschendcn Unordnung, wo Jedermann mehr daran dachte, sein Leben als sein Eigenthum zu retten, konnte» st« »al» nach Willkür schalt» an» »alt«. DaS
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