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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.04.1892
- Erscheinungsdatum
- 1892-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189204187
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18920418
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18920418
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1892
- Monat1892-04
- Tag1892-04-18
- Monat1892-04
- Jahr1892
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.04.1892
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S-Mme«e«t-pretr gz» Hmchtexpedttto, ober de» t» vtadt- ^lk »d de» Vororte» errichtet»« A»S- Millk« abgehvlt: oierteijährlich QzMimaliaer täglicher Zustellung in! a^Q-llbLO Durch die Post bezog«» für tzlMlinh und Oesterreich: »iertelläbrlich atz- Direct, täglich» Kreuzbandseuduug W Auslattd: »maatttch fl.—. tzsAorßen-AnSgob« erscheint täglich'/,? Uh^ W flrend-AvWab« Wochentag» b Uhr. ltckflction „ß Lrveditio»: J«tz,nneSgaflr 8. Uiirpedttion ist Wochentag» »nmiterbroch«» Pik-«« ftich S bi« »«»« ? Usti. Filiale»: vtt» Kit»«'« Gnrtt«. («lfteetz Lulversttätttzraß» t. Lo«t» Läsch«. iftlherinenstr. Ich patt. und »Sni,«platz 7. EMTaMatt Anzeiger. r>W« für Politik, Localgeschichte, Handels- und GeslhLftSverkehr. JnsertiouSPreis Die bgespaltme Petttzeile 80 Ptz." Neclnme, unter demStedactionsftrich («««» spalten» 50^, oor den FamUtennachrtchteei (t> gespalten) 40^ , Gröbere Schriste» lau« unserem PreiS- verzeichuiß. Tabellarischer und gtssernsatz »ach höherem Torts. Extra-vcilagen (gesalzt), »,, «il da v^rgen-Au-gabe. oha, Postbesördernig Vostbesörderuug 70.—» »raeo-Au-gal i »tt Äunahmeschluß für Inserate; Ab»»d-Au«gabr: Bormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» älihL Sonn- und Festtag« früh » Uhr. Bei da Filialen und Annadmesiellea je ein« halb« Stund« früher. Inserate find stet» an hi» Ertzeditta» zu richt«. Druck and Verlag von «. Pol» i» Letpztfl H l»7. Montag den 18. April 1892. 86. Jahrgang Amtliche Bekanntmachungen. Sekannlmachuiig, N» vesuch der hiesige» städtische» Fortbildungsschule» betreffen». Der Unterricht au den hiesigen städtischen Fortbildungschulen skr traben, nämlich: 1) der I. Fortbildungsschule im Gebäude der lll. vürgerschule, Johannisplatz 6/7, y der II. Fortbildungojchul» im Gebäude der V. Bürgerschule, Schleuers,ratze 10, 3) der III. Fortbildungsschule im Gebäude der VIII Bürger- bez. IX. Uezirksschule »u Leipzig-Reudnitz unteren Theil«, Rathhaus- und Kohlgartenslraße, zualeich mit für die zur bisherigen Forlbilduna-schule zu Neuseller- hausen gehörigen Fortbildungsschüler, 1) der IV. Fortbildungsschule im Gebäude der XIX BezirkS- schule,n Leipzig-Eutritzsch, tz der V. Fortbilduiiasichule im Gedäud« der XI. Bürgerschule zu Leipzig-Sohll«, 6) der VI. Fortbildungsschule zu Leipzig-Lindenau im Gebäude der XXII. Uezirksschule daselbst, 7) der VII. Fortbildungsschule im Gebäude der XIII. Bürger bei. XXIV. Bezirksschule zu Leipzig-Plagwitz, zugleich mit für die an sich der XXVI. Bezirksschule zu Leipzig Neuschleutzig gehörigen Fortbildungsschüler, 8) der VIII. Fortbildungsschule im Gebäude der XXV. Bezirks schule »u Leipzig-Kleinzschocher. g) der IX. Fortbildungsschule im Gebäude der XXVII. Bezirks- chule zu Leipzig-llonuewitz, zugleich mit für die an ich zur XXVIII Bezirks,chule zu Leipzig-Lößnig ge hörigen Fortbildungsschüler, M mit Bminn d»S neuen Schuljahres wieder eröffnet. Di« zu Ostern 1892 au» der Volksschule entlassenen, oder, ohne daß sie bas lS Lebensjahr vollendet und die Llasse erreicht haben, welch» diesem Alter nach dem Plane der Schule entspricht, von einer höhere. Schule abgegangcnen, hier wohnhaften Knaben sind ver- pflichtet, eine der unter 1, 2 und 3 genannten Fortbildungsschulen zwei A-Hre lang, eine der unter 1 bi» mit 9 genannten Fort bildlingsschulen drei Jahre lang zu besuchen. ker eine au-wSrttge Fortbildungsschule zwei Jahre lang besucht dal. ist noch ein Jahr lang, wer aber eine solche Schule nur eia Ache laug besucht hat, noch zwei Jahr« lang zum Besuche einer der »nur 1 bi» 9 genannte», oder «in Jahr lang zum Besuche der l bis 3 genannten hiesigen Fortbildungsschulen verpflichtet. Befreit vom Besuche der öffentlichen Fortbildungsschule sind all« diejenigen Knaben, welche eine höhere Schulanstalt besuchen oder welche sich darüber auSweisen können, daß sie in einer solchen «werblichen Schule oder in einer solchen Vereins- oder Privat- sortbildungSschuIe, deren Unterricht vom Besuch« der öffentliche» Fortbildungschule befreit, Ausnahtne gefunden haben. Tie Anmeldung der fortbildung-schulpflichtigen Knaben hat bei den betreffenden Directoren ihres Bezirks an den von denselben össtnilich bekannt gemachten Tagen und Stunden zu erfolgen. Diejenigen sorlbildungsschuipslichsigen Knaben, welche sich erst i» Lause des Schuljahre» nach hier wenden, haben sich innerhalb 8 Tagen »ach dem Zuzuae bet dem Direktor ihres Bezirk- zum Besuche der Fortbildungsschule anzumelden. Bei der Anmeldung ist ei» Schulentlaffungszengnitz oder, wenn der Anzumeldeitde bereit» eine Fortbildungsschule besucht hat, ein Schilltkugnttz der letzteren betzubringen -kchlanmelbnng oder verspätet« Anmeldung fortblldungSschuI- psüchtiger Knaben wird vo» un» dem Stadtrathe zur veslrasuug -»gezeigt. Leip^g, deu 16. April ,892. Der Schula»»schusj ber Ltatzt Walter. Lohse. Städtische Gewerbeschule. Der Unterricht im Soinmersemester 1892 beginnt Montag, de» 25. April. früh 7 Uhr. Tie neu etutrelendcn, sowie die der Schule verbleibende» Schüler der Fachschulen für Lchneiber und Tlschirr haben sich L.nnerstag, tzrn 28. April ». v.. Atzen»» 7 Utzr, die der Fachschule sür Maier und Lackirer Freitag, den LS. April n. Atzend« 7 Utzr. die der Vnchtzrucker-Lebranstalt Montag, den 2. Mai «. e^. Atzend« 6 Uhr» Im Schllllocale etnzufinden. Leipzig, de» 16. April 1892. «er Direktor: vr. Ludw. Rieper. bleiben heute noch ausgestellt. Waldpflanzen-Verkauf. Bon dem städtischen Forstrevier Vurgan können in diesem lrühjabrr durch de» Revierverwalter Herrn Oberförster Dietz» in iorsthau» Burgau (Post Leutzsch) nachstehende Pflanzen zu den eigesetzlen Preisen gegen Baarzahlung oder Nachnahme und gegen vorherige Bestellung bezogen werden, al»: Dritte höhere Bürgerschule (Pestalozzistrabei. Die Anfnahnse der für di« 8. Elaste angemeldetrn Kinder findet Donnerstag, den 21. Apnl, Aach«. L Uhr statt. Die sür dt« übrigen Elasten angemeldete» Knabe» und Mädchen haben sich, soweit sie nicht bereit- am 13. d. M. ihren Tlassen zu- geivieskn worden sin», Nachmittag« « Uhr im Saale einzufinden Leipzig, deu 17. April 1892. Dir. Db»»»n. Lvangetisch-reformirte Gemeinde. Die Eitern, deren Kinder za Ostern 1893 tu der resormirten Kirche confirmirt werden sollen, werden hierdurch ersucht, dieselbe» Mittwoch, tzr, 2«. nntz D»nner«t«g, de« 21. April »on 2—5 Uhr Nachwtttgg« «zumelden. Die Knatzr» bei Herr» Pastor v Drehhorst. Ouerstratze 26/28 Die Mipchen bei Herr, Pastor Lik Limo»«, Schreberstratz, Die Kinder känue» sich utcht selbst aomeldr», aber ihr Mttkomn iß mvünscht. Gtzan,elisch»resor«tr1e« Pkorrowt. Steckbrief. Gegen de» unten beschriebenen Kaufmann Alwin Ttzpktz au» sau, welcher flüchtig ist, ist die Uutersuchuagshoft Wege» Betruges wiederholten Rückfall« verhängt. Ls wird ersucht, deuselben za verhaftru und in da» Gericht», säagnitz zu Deffau abzuliefern. Deffau, den 16. April 1892. Der Unlrrsnchun,«richte» Bet »«» Herzoglichen L««P»rrichte. Franckr. Schäfer. Beschreibung. Alter: 29 Jahr«, Groß«: 1,73 m, Statur, «nk, haare: blond, Stirn: frei, Bart: schwacher blonder Schnurr- Augenbrauen: bloud. Auaru: bla«, Nai«: arwöhiiltch, M,nd Stück- t-hi. Höhe in cro P Siück ES I 2000 I. X»aIl»I»i»I»orr Eichen, Ouero. vecluno. . . 12S-I50 12 — s 3006 - » - zu Dilo- remisen 75-100 4 r -- i 100» Weißbuchen, 6nrp. detnln . 175-200 — — 12 1500 Amerik. Geauesche, krar pude« 250—300 — — 15 1000 Ahorn, ^cor ulutanoulos . . 175—200 — — 12 __ ! NX) Calls. Ahorn, Xcer caüsonuoiiiu . 300-350 — — 25 — l 3000 eschenblält. Ahorn, ^ccr ooguocko . 200-225 — — ! 10 — r 500 Birke», Lot ul» alb» . . . . 300-400 — — 20 l SM Eichen, srcol». (Alleebäume) 500-550 — 75 60 — l 100 Linden, T'ili» varvckoli» » Nolhellern, Xlnus glutinosL 450-50b 2 — 150 — 1000 200-250 — — 10 200 Bucheubüsche, (larp. bviula . . >50-200 — 30 25 300 Llndenbüsche, Dali» parvitoli» . . l 50—200 — llo 2b — SO 000 LL. Fichten, Xbis» ercela. . . .1 60- 70 b 20 000 - 80- 90 — 10 — 2000 » » » I. Wahl l 00—125 50 40 - I 2000 » » » H « lOO-125 — 80 — SOO - » * ... rr 12S-1S0 — G 50 Leipzig, am 23. Februar 1892. De» Rath» Forftdrputatiou. Politische Tagesschau. »Leipzig, 17. April, versichert ein »deutschconser- liche ' In der .Kreuzzeitung" vativer Schlesier", fall« die .reinliche Scheidung" inner halb der conservaliven Partei Preußens zu Gunsten deö neuconservativen (Lclldorsfschen) Flügels auSsalle» würde, so würden zahlreiche Elemente der Partei in Hellen Hausen die selbe verlassen und der deutschsocialen Partei zufallcu. ES fragt sich nur, ob nach einer zu Gunsten des rechten Flügels der Couservativen durchgefilhrteu .reinlichen «Scheidung" etwa» entstehen würde, waö sich von der deutsch- ocialen Partei im Mindesten unterscheidet. Die publicistischc Vertretung diese- Flügels läßt einen Unterschied zwischen NechtSconservaliven und Antisemiten seit geraumer Zeit nicht erkennen. UebrigenS erhält der .deutschconservalive Schlesier" aus seine Drohung eine überaus prompte Antwort durch die Norddeutsche Allgemeine Zeitung", die sich in ibrer letzten Numiner an leitender Stelle iu sehr scharfer Weise gegen den Antisemitismus wendet. Die Hauptstellen der gerade jetzt bedeutsamen osficiösen Kundgebung lauicn: „Leider mischten sich der aus so berechtigten Uwprüngen hervor, gegangenen Bewegung alsbald Elemente bei, welche aus dos Prä dicat einer gerechten, humanen und vorurtheilSfreien Gesinnung nur sehr bescheidenen Anspruch hatten. Unter dein Einfluß derselben verkehrte sich die sittliche Reaktion gegen vereinzelt hervortrctende Untugenden ln eine Hetze gegen die Staatsbürger mosaischen Glau- benS oder tsroeltttscher Herkunft. Unter ihrem Einflutz artete eine Bewegung, welche, wenn sie al- eine wirksame und fruchtbare sich erweisen sollte, an da- appellirea mutzte, wa» anstokralijch ist im deutschen Charakter, an Tapferkeit, Geradsinn, Unelgennüytgkeit, Boruehmbeit der Gesinnung, ln eine Demagogie ans, welche auch deli pöbelhaftesten Mitteln gegenüber sich nicht allzu wählerisch zeigte. Wie man immer den Begriff de» Eoujervaiiven desiniren möge, ,cden- falls giebl es zwei Merkmale, die von diesem Begriff nicht zu trenne» und dabei sür denselben so wksenilich sind, daß, wo diese Merkmale nicht zutreffen, auch jegliche Spur eines conservaliven Verhalten« verschwindet. Der Antisemitismus, wie er sich heutzutage gestaltet hat, verletzt iu stärkerem Matze, als irgend eine andere Parteiagitation, auch die social- demokratische nicht ausgenommen, die beiden sunda- mentalsten Grundsätze einer conservattveu Politik. Der EonservatlsmuS dringt srtner Natur noch überall aus da» Wesen der Dinge. Zeigen sich irgendwo im öffentlichen Leben Schaden oder ungesund« Erscheinungen, so erbost er sich nicht gegen zu Tage tretende Symptome, am allerwenigsten glaubt er tociale Krank. Helten heilen zu können, indein er gegen die Personen loSzieht oder schlägt, welche damit behaftet sind. Es siegt im Wesen des Sonjer- vatismus, bah er sich gewissenhafter al« andere Geistesrlchtuiigen aus die Ursache» der Erscheinungen besinnt. Der heutige Anti- scmitilmu» besinnt sich aus gar utcht», er begnügt sich, zu schreien? „Juden herausl" Da» A und O seiner posisischen Weisheit ist hierin beschlossen. Und doch dürste rin Moment de« Nachdenkens genügen, um auch der beschränktesten Intelligenz klar zu machen, dah, wenn z. B. von der Börse heute alle Lohn und Levh ausge- schlossen würden, morgen ebenso viele Müller und Schulze an deren Stelle getreten wären, und die Börse bliebe ganz genau dasselbe, wa« fl» vorher war. Wobei die Frage sür den Augenblick »„er- örtert bleiben soll, ob eS nicht «beusalls ein unconservatives Herumeurtren a» Symptomen ist, wenn immer gegen „AnS- schreltunaen" der Börse gezetert wird, während eS sich doch mehr um BuSschrettungea Derienigen handelt, welche au die Börse gehen, ohne durch ihr« BerusSthätigkrtt irgendwie dazu veraulatzt zu sein. Und hiermit kommen wir zu dem zweiten Lharaklerzug, ivelcher di« säoimtlicheu Spielarten de» heutigen Antisemitismus abgrundtief von jeder konservativ«» Gesinnung scheibet. Dt« Demagogie lügt, da» Wesen de» Lonser vatiSmu» erheischt Wahrheit. Di« conservativ gerichtete Denkungsart sieht die Dinge wie sie sind, verivrtcht nicht«, war »ich» gehalten tverdea kann, steckt sich klare Ziele und prüft stet« auss Gewissenhafteste daS Autretche» der Mittel, welche erforderlich sind, um dos Ziel zu erreichen. Ja unmittelbarer prakti'chcr Wendung lautet die Maxime: Keine das öffentliche Recht berührend« Agitation kann als couservativ, ja nicht einmal al« legitim gelten, welche ihre letzte Absicht nicht in dt« Form eine» Gesetzentwurf« zu bringen vermag. Mögen Loch die Antisemiten, welche die revolutionaire ,ud emagogische Eigenschaft ihrer Agitation ableugnen wollen, sich de eilen, und einmal kurz und bündigden Antrag stellen: „Jeder Jude wird durch di« Polizeidedürd« seine« Wohnsitze« ausgeanffen und spätesten« binnen vierzehn Tagen über die Grenze gebracht." Wenn den Agitatoren bi» jetzt wirklich »tchi klar geworben sein tollte, tatz in einem Siaattwrsrn von der Lnliurhöhe unsere« deutschen Vater- lande« der einzig greifbar» Kernsatz ihrer ousreizenden Reden von allen Seiten jetzt und immerdar zurück gewiesen werden mutz, so könnt« ihnen di« Antwort, die sie sich aus -neu derariiaeu Antrag holen würden, jedensoll« keinen Zweifel darfld« taste». Aas »,rs,ssu»g»»ätztg«« Weg« ist da» Zte" de» Nnttsemtit»mu», wie er sich heute gestaltet hat, nicht zu erreichen Die Verwirklichung desselben würde «inen Um- iurz bedingen, womöglich noch ttesgretseader al» derjenige, welche» der SocialiSmuS plant." Die „LTreuzzeitung" und ihre Gesinnungsgenossen können ich nach diese» AnSsübrungen unmöglich darüber täuschen, Eine zweite officiöse Auslassung der letzten Nummer der Nordd. Allgem. Zig." betrifft die von Paris auSgegangcne Nachricht, König Leopold II. von Belgien habe die Ucber die der „Polit. Eorr", dem „Figaro", dem opeu- anzus t. Da )asiir erklärt c „Post": „Nach den von un» ringezogenen Erkundigungen ist diese Nach- ist nicht so ohne jeden Anhalt, wie die d>Sl>er clrcullrenden Gerüchte oo» solchen Besuchen. Unsere- Erachten« ist indessen daS Stoitstnden wie das Unterlassen elnes solchen Besuche« ohne politische Bedeutung; hier in Berlin läßt da« bekannte „Kommt er — kommt er nicht?" alle verständige» Menschen völlig kalt." In der Thai würde der Besuch, wenn er wirklich statlfindeu sollte, lediglich ein HöslichkeilSact sein, drr eigentlich so natür lich und selbstverständlich erscheint, daß man nur au« seinem Unterbleiben auch künftig politische Folgerungen ziehen könnte Weil man trotzdem dem eventuellen Besucht eine «höhle Bedeutung bemessen wollte, so könnte man sir höchsten» darin suchen, daß die halbvfficwse Ankündigung der Bisitr in cinc Zeit fällt, in der sich in Rußland zweifello» Bestrrbungr» geltend machen, mit Deutschland wenigsten« finanzpolitisch auf einen besseren Fuß zu kommen, und vielleicht noch in dein Umstande, daß der Besuch in Frankreich einigermaßen verschnupfen würde. Dem Letzteren kann und wird auch zweifellos rechtzeitig vorgebcugt werden durch zwcckenlsvrechcnde Erläuterungen, wie sie ja Baron Mohrcnheim mit so großer Birtnosität zu geben versteht. Biel größere Wichtigkeit als der Zarenbcsuch dürfte also wohl die Beantwortung der Frage beanspruchen, wer rventuell drr Nachfolger de» Herrn von GierS werden wird. Rom, 1ö. April. Die plötzlich ausgebrvcheur MntsterkrisiS wurde veraulatzt durch den Zwiespalt innerhalb de« Lobtnet» über die Matznahmen zur Deckung de« Fehlbetrages he» nächstjährige» Staatshaushaltes. Einige Minister hielte» Steuererhöhuugr» für unumgänglich nölhlg, aiivere bekämpften dieselben uad bestanden auf Die Lösung der italienischrn MinisterkrisiS scheint sich noch einige Tage hinzuziehen, wenigsten« ist bis zur Stunde keine Nachricht eingetrvffen, daß dir Lösung erfolgt oder vorgerückt sei, und die vorliegenden Meldungen deuten darauf hin, daß dir verschiedenen Strömungen vor der Hand noch mit einander kämpfen Rndini, drr mit der Neu bildung de« italienischen Ministerium- betraute bisherige Eonscilpräsident, hat, so oft sich auch in der Deputirtenkammcr die Gelcgenbeit darbot, regelmäßig betont, daß die Wehr kraft de- Lande- durch die auch von ihm für nolbwendig rr- achtetc wirthschaslliche Politik der Ersparungen nicht beein trächtigt werten dürfe. Ein principicller Gegensatz besteht also keineswegs zwischen ihm und dem Kriegs min ist er General Prlloux. Andererseits hat auch der bisherige Schatzminister Luzzatti die Nothwendigkeit neuer Steuern betont, so daß auch zwischen diesem und dein Kricgsniinistcr ein Antagonismus nicht vorhanden ist, falls General Pelloux unter allen Umständen im Interesse der italienischen Wehrkraft für nothwcndig erachtet, daß weitere Herabsetzungen des KriegSbudgeiS nicht erfolgen. Allrm Anscheine nach ist eS also nicht der Schatzminister Luzzatti, sondern drr Flnanzminister Colombo, der den ent schellenden Anlaß zu derselben bot, indem er sich mit Ent schiedenheit gegen neue Steuern aussprach und sich darauf berief, daß daS ursprüngliche Programm de- CabmetS die Herstellung de« Gleichgewicht- im Staatshaushalte lediglich durch Ersparnisse wäre. Colombo war eS denn auch, der da» Land für unvermögend erklärte, neue Steuern zu tragen, und betonte, daß di« zum Gleichgewichte ersorderlichen dreißig Millionen durch Ersparnisse, besonder« im Kriegs- und Marine-Etat erzielt werden müßten. Zwischen dem Finanz- minister Colombo einerseits und dem Krieg-minister, dem Cvnseilpräsidenten und dem Schatzminister Luzzatti andererseits waren also principiclle Meinungsverschiedenheiten vorhanden. So erscheint eS begreiflich, daß Colombo iu dem neuen Cabinct keinen Platz finden kann. Als sein Nachfolger war der frühere Schatzminister Giolitti auSersehcn, der unlängst noch in drr Trpulirtenkammcr in einer längeren Rede auSsübrtr, daß er die pessimistischen Auffassungen über di« italienischen Finanzen sür durchaus grundlo« erachte, wie denn auch da» Deficit mit jedem Äabre verringert worden, so daß da» Gleich gewicht im StaatShansballe in der That ernsthaft in- Auge gefaßt werden könnte. Diese Rede bat allem Anschein „ach die Aufmerksamkeit Nudini'S aus Giolitti hingelenkt. ES entsteht nun die Frage, ob die MinisterkrisiS aus da» Fina»;- ministrrium beschränkt bleiben wird. Der „Popo!o Romano" schreibt in Bezug auf die Lösung der Minislerkrise, e« seien zwei Strömungen zu bemerken: nach der einen solle nur der Finanzmioister Colombo durch einrn andern ersetzt werden, nach der anderen Le»ar1 umfasse die Krise noch weitere Aenderungen in der Zusammensetzung de» üabinet«. E« muß also abgewartet werten, welche Löluug dir Krisis finden wird. Er» die Art drr Zusammensrtzung de» neuen Cabinet», an dessen Spitze nach dem gegenwärtigen Stand der Dinge Rudini bleibt, und die Mittyeilungrn, welche da« neue Cabinet über da» neue Finanzprogramm der Kammer machen wird, werden volle- Licht auf die Vorgänge werfen, welche die Krisis herbeigeführt haben Heber den Stand derselben liegen die folgende» telegraphischen Meldungen vor weiteren ?I»sgabe»vernii»derungen, namentlich auf Beschränkungen der 0ffe»NlcI,en Bauten. Auch Mehrsorderungen de» Krirgsmtntster» verschärften den Zwiespalt. Rudini'S Verbleiben gilt als Anzeichen, daß ein strenges Ersparnißprogramin in Geltung bleibt. Alle An oden über die Lösung der Krisi» sind verfrüht Da» Organ rispi's, dl» „Risorma", tadelt da» Verbleiben Rudtnt'S, welche» di« ganze Verantwortung für das gescheiterte RegtrrungS- programin treffe. Rom. 15. Avril Rudini wartet auf Giolitti, der morgen hier «tiitriffl. Es erscheint sicher, datz der Kriegsmtuister Pelloux in dem neue» Cabinet verbleiben wird. Rom, 16. April. Rudinl hatte ein» Besprechung mit Giolitti. Bis jetzt ist »och nichts beschlossen. Voraussichtlich verbletben tiii »cuen Cabinet Nicotera, Pelloux und Luzzatti. Rom. 16. April. Der Stand der Miaifterkriit« ist bis ur Sinnde unverändert. Rudini sprach aestcrn mit mehreren rsöulichkeiten, ohne jedoch zu einem Cntlchlutz zu komme». Es herrscht die Meinung vor, daß er nicht zu bewegen sei, die Lösung der Krisis auf breitester Basis diirchzuführen, weshalb dieselbe ohne Dauer wäre. Die Besvrechung mit Giolitti findet erst heute statt. Ihre Bedeutung liegt darin, daß zwischen Giolitti uad Nicot««« »»veriöhnllch« Abneigung herrscht und keiner mit dem anderen in demselben Ministerium bleiben würde. UebrigenS reflrettrt Giolitti gerade auf da« Ressort de« Innern, daS aegenivärtig Nicotera tune hat. Gelingt die versländtgung mit Giolitti, so wäre der Eintritt Grlmaldi's, Martini s und Sonntno'S wahrscheinlich, wodurch der Scdwerpunct der Regierung mehr nach link« verrückt würde. Gegen Luzzatti'» verbleiben wirb lebhaft agittrt, doch würdetzdldtut sich von ihm nur ungern trenne». Rom. 16. April. Die Unterredung Rudini'S mit Giolitti hat stottgesunden. Nach derielben Halle ersterer eine iängerr Be- prcchung mit Nicotera. Soweit bisher belauut geworden, scheint Giolitti sehr zwelfelhast zu sein; dagegen will Nicotera seinen Widerspruch «egen Giolitti'» Ausnahme in da» Labiurt fallen laffeü. nteressant ist noch, daß Luzzatti sich bereit erklärt tznt, da» schatzamt z« verlassen und da« Ackerbau - Ressort zu übernehmen, alls dadurch die Lösung die Krisis erleichtert werden könnt«, indem nämlich Giolitti deu Schatz uud dt» Finanzen übernähme. Rom, 16. April. Da Rudlnt sich nicht von Nicotera trennen will, hat Giolitti abgelehnt, la da» neu« Mlnlsterin« rin- gurrten. Die weisten Minister werden, wie eS scheint, ihr« Porte- euille« behalten. Luzzatti würde da« Schatz- und Finanzministerium übernehmen. Man sprich« von Grtmaldt al« Haudetsmiuister »ad von Sonnino al» Postminlster. 3tom, 16. April. Dt Rndini conferlrt« heute auch mit Grt« maldt. Wie man anoimmt, dürft» sich di« Lisung d« Kris« um einige Lage verzögern. Der feige und niederträchtige Mord, dem der bulgarische Geschäftsträger in Konstantinopcl, vr. Bulkovich, zum Opfer fiel, hat in Bulgarien begreiflicherweise tief« Erbitte rung hervorgcrufrn, die vor der Hand nicht schwinden will. Seit dem Tode de» unglücklichen Diplomaten, der sein Land so energisch und geschickt zu vertrete« wußte, sind schon Wochen vergangen, aber dir Aufregung in Sofia ist noch nicht geringer geworden. Es gesellt sich zu dem Groll gegen Rußland, dessen Botschafter drn muthmaßlichen THLter so rasch in Sicherheit brachte, der Zorn über die Lauheit, mit welcher die türkischen Behörden in der traurigen Ange legenheit vorgingen, und so ist eS kein Wunder, daß daS bulgarische Nationalgesühl schwer verletzt ist und gegen die schreiende Ungerechtigkeit sich aufbäumt» di« sich darin ausdrückt, daß die Mörder eines Vertreter» de» bul garischen Volkes straflos auSgeben sollen. In Sofia wird e« als eine arge Demüthigung empfunden, daß die Blutthat, welche Bulgarien eineö anSgezeichneteo Patrioten beraubte, bisher ungesühnt geblieben ist; man verlangt mit steigender Erbitterung Vergeltung oder doch wenigsten» Genugthuung. A»ö solcher Stimmung heran» ist die jüngste bulgarische Note, welche wir in der letzten Nummer mitgetheilt haben, entstanden. Einen für die bulgarische Regierung günstigen Erfolg wird die Note freilich nur in Bulgarien selbst haben, weil sie der im Lande herrschenden Stimmung Au-druck giebt. Sollten auch wirklich dir intrllectnellen Urheber de» Mordes auSgelicfert und den bulgarischen Emigranten der Aufenthalt in drr europäischen Türkei verboten werden, so wird dir Pforte doch machtlos allen jenen russischen llntrr- thanen gegenüber sein, welche dir eigentlichen Triebfedern der beständigen Beunruhigung Bulgarien» und seiner Re- gierung sind. Wissenschaft. a. Am 1. April hat Herr Adolf Weigel hier Wiater- gartenstraße Nr. 4 eine Buchhandlung nebst Antiquariat errichtet. Als Grundstock seines Lager- erwarb er die reichhaltige, au- 15—18000 Bänden bestehende Bibliothek de» verstorbenen Hamburger PatricierS und Vrivataelehrten Johanne» Mohr- mann, der mit großem Geschick und seinem verständntb ans allen Wissens- und Kunstzwetaen die besten Ausgabe» der hervorragendsten Werke in meist tadellose» Exemplaren gesammelt hat. Da« Gebiet der praktischen Musik ist in nahezu 2000 Quartbänden vertreten. Auch die Kunst hat in der Mohrmann'schen Bibliothek die ihr ge- bührende Beachtung gesunden, «ine große Anzahl Mappen mit Stichen, Lithographie» und Photographien der bedeutendste» Werk» alter und neuer Schulen legt hiersiir Zeuaniß ab. Durch Neu- elnkäus« sowohl einzelner Werke, wie ganzer Bibliotheken sucht Herr Weigel sein Lager zu vergrößern, um Bücherliebqaber« und Ge- lehrten die Uebersicht über die ln seinem Lager befindlichen Bücher zu erleichtern, beabsichtigt derselbe regelmäßig wiffrnschoftltch geordnet» Specialkalaloge herau-zugeben. Zwei davon sind bereit» erschienen. Der erste Katalog enthält da« Berzetchntß eine« kleinen Theil» der Bestände der Mohrmann'schen Bibliothek in einer Auswahl au» allen Wissenschaften und Bibliothek«»»!!«». Der zweite Katalog verzeichnet die Werke Uber Sprochwissruschaften lOrtenlalia, Elossisch« Philologie und Neuere Sprachen). Inter essenten werden ln den erwähnten hübsch au»g»statt«len und über sichtlich geordneten Katalogen manche» wrrthvolle und seltene Werl finden, bas man sonst vergeblich sucht, oder auch nicht aufgesührt» Werke können ltdrr Zeit durch Herrn Weigel bezog«» werdea. Sport. " Dt« in Berlin erscheinend« „Sportwelt" vom IS. April chreibt: „Der Große Preis von Leipzig — da» ist di, eudige Neberraschung, welch« un« da« Herbsl-Programm Leipzig« letet. E« haben sich in der Messestadt opsrrwllUg» Freund« de» Sport« gefunden, welch« an« eigenen Mitteln de» Betrag »»> 10000 zujammenbrachteu und den» Neon-Clnt sfl» bi« An», Rl
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