Suche löschen...
Dresdner Journal : 06.06.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-06-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186106069
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18610606
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18610606
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-06
- Tag1861-06-06
- Monat1861-06
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 06.06.1861
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
W12». . - - . - - - — ' « Ädonnementspretse: ^»rllak-b l^lr.lO«^ lo»-»—.1 I» L«»—«» " ^jitkrt.- 1 ,. 10 ., .. ?«»- «-4 Üuo»tlicd io vr««<ii«: 15 Nxr. s 8t«wp«I»o Liorslo« Hoouoero: 1 N^r. 1 letüng t»uc»a. »astratrnpreist: Vür äen N»nm «io«r »»»p»lr«n«n 1 Nxr. Vnt«e ,,Lto^«»»oa»" «U« L«l>»: 2 Hssr. Lrfchrtnrn: 71xlleb, mit Xn»o»lu»« ä«r 8ooo- ooä k'aisrtnE«, ^b«oä, kür ä«o sol^soäeo Hx. Donnerstag, den 6. Juni. Nres-ncrIonrM. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmanns 1861 Biftratnumiuchmt au,wärt«: L«1l«ix: k^». , 6ommi-»ion!te lis» vr«,4n«r Ovoraol«; «beuä»»«Ibit: N. Nvona»; «Iwic»: Voor.i»; >,rltv: O»o^lv,',ebe Haptik., 1krii!»>?r^n „ 8ur«»u, Ir«»«»: L. 8enr.o-rr»; rr»Ml«ui-t «. «.: ^a»a»»'»el>» 8uclik»nälunx; Litto: ^ovl.»- v. LiLvin^r.» (28, rov äe, doo» eos«o»); kr»x: k». Laol-ic»'» 8ucbd»välunx. Herausgeber: NLolxt. 8rpe6ktioo 6e» Ork«kln»r.7oneo»1«, Vr«ix1«o, >iarl«a»tr»s»« Xr. 7. Amtlicher Theil. VekLNntmachvng. In GemLSHeit der von de« köntgl. Ministerien de» Janern und der Finanzen in Betreff der Staatsprüfun gen der Techniker unter dem 24. December 1851 ergan genen Verordnung (Gesetz- «. Verordnungsblatt v. I. 1851) werden Diejenigen, welche sich der gedachten Prü fung für dir Periode 18^4 in einem oder mehrer« der nachbenannte« Fächer als 1) Geodäsie, 2) dem Jngenieurfache im enger« Sinne (Straßen-, Eisenbahn-, Brücken- und Wasserbau), 3) dem Maschinenwesen für den Straßen-, Eisenbahn-, Blückrn- und Wasserbau, ingleichen für den Be trieb der Staatseisenbahnen u. StaatStrlegraphen, 4) dem Hoch- und Landbauwesc» zu unterziehen gemeint sind, hierdurch aufqefordert, sich bi- spätesten» Ende Juni diese- Jahre ¬ mil einem schriftlichen Gesuche um Zulassung zur Staats prüfung an die unterzeichnete Commission zu wenden. Dem vorgedachtrn Gesuche hat der Antragsteller 1) ein Zeugniß über die nach Z. 6 der erwähnten Mintsterial - Verordnung erforderlichen technischen und wissenschaftlichen Borkenntnisse, sowie 2) einen Ausweis darüber beizufügen, daß er min desten- drei Jahre lang den Zweig der Technik, für welchen er die Prüfung abzulegen beabsichtigt, mit Erfolg praktisch geübt habe. (Vrrgl. hierüber 8. 7 der gedachten Verordnung.) Im Uebrigen ist, wie bereit« unter dem 11. Juli 1857 zur öffentlichen Kenntniß gelangt, mit Genehmi gung der königl. Ministerien drS Innern und der Fi nanzen beschlossen worden, ausnahmsweise auch außer halb der im Allgemeinen vorgeschriebenen Frist Anmel dungen von Prüfung« - Candidaten zu Ablegung der Staatsprüfung anzunehmen. und hierauf die Prüfung nach Befinden innerhalb einer im Einverständnisse mit den Betheiligten kürzer zu bemessenden Frist stattfinden zu lassen. Dresden, den 28. Mai 1861. Königl. Commission für die Staatsprüfungen der Techniker. . von Ehrensteiv. Nichtamtlicher Theil. Ueterslcht. Telegraphisch« Nachrichten. Zeit»«t-schau. (Ost-Deutsche Post.) Tage-geschichte. Dresden: Reise Sr. Majestät de» König«. Vom Landtage. — Wien: Kaiser!. Spende für Trautenau. Abstimmung in Pesth in Aussicht.— AuS der Zip«; Ein drutschredendrr Obergrspan. — Berlin: Kammerverhandlungen. — München: Der Landtag verlängert, Kammerverhandlungen. — Karls ruhe: Berichtigungen. Ernennung. — Eisenach: Von der Kirchrnconferenz. — Frankfurt: Gesetz gebende Versammlung und Gewerbekammer. Vor schubverein. — Paris: Prinz Napoleon abgereist. Proccß Patterson verschoben. General d'Onzoni. Stand der Freimaurer. — Turin: Garibaldi. — Rom: König Franz protestirt gegen die italienische Anleihe. — Neapel: Seeräuberei. Zustände auf der Insel Si- cilie«. — London: Vom Hofe. Admiral DuudaS -f. — St. Petersburg: Ernennung Suchosanett'S zu« Statthalter in Polen. Eine Specialcommission für Fiunland. — Warschau: Gortschakoff'» Leiche. Zur FronleichnamSfeier. Amtsantritt de« neuen Statt halter«. — Beirut: Said Bey's Tod. — Buka rest: Neue- Ministerium. — New-Bork: AuS der neuesten Post. Landtag-verhandluuaen. Ernennungen und Versetzungen rc. Dresdner Nachrichten. Telegraphische Nachrichten. Vern, Diev-tag, 4 Jnni. Der Großrath St. Gallen- hat mit SS graen 47 Stimmen die Statnte» der Berfassuag-revifion nach einem li beralen Programm angenommen. Der Sieg der Liberalen ist gesichert. Turin, Dien-tag, 4. Juni, Mittag-. Nach einem officiellen Berichte bat Graf Cavour in der vergangenen Nacht einen Kiebrranfall gehabt, dem Frost voranging, der aber gegen Mittag in allen Symptomen nachließ. Die geistigen Fähigkeiten de» Grafen blieben ungetrübt Rach Berichten auö Nom vom 2. d. hat der Nationalcomitö die Bevölkerung aufgefordert, sich aller Kundgebungen zu enthalten. London, Dien-tag, 4. Juni Rach hier ein- getroffenen Nachrichten au- Bombay vom 12. Mai hat die Negierung dem gesetzgebenden Nathe da» Budget vorgelegt. Die Armee ist auf 2SV.YSV Mann reducirt und da» Gleichgewicht zwischen Einnahmen und Au»gaben hrrgestrllt worden; eS wird keine Anleihe startfindea. Kopenhagen, Dien»tag, 4. Juni. Wie e» heißt, find die vier Mächte, deren Nathe Däne- mark in der holsteinischen Bndgetaugelegenheit folgte, bemüht, nachdem die holsteinische Ständeversamm luvg diese Borschläge verworfen hat, den Streit zu beendigen. Man erfährt, daß Schweden dieser- halb den vichtdentschen Mächten bereit» Borschlage aimacht hat und letztere geneigt sein sollen, den selben mit einigen Abänderungen beizutreten. Drr-den, 5. Juni. Die Nachricht au« Turin, die italienische Armee werde auf den FrtedenSfuß gesetzt, wird von der „Ost- Deutschen Post" mit folgenden Betrachtungen begleitet: „Diese Nachricht wrrd auf den europäischen Börsen bedeuten den Eindruck machen, namentlich die Motivirung: daß die Ucberzeugung vorherrsche, cS werde im Laufe diese« JahrcS der europäische Friede nicht gestört werden. In Pari hat man die- offenbar schon seit Wochen gewußt; Beweis dessen find die Course von dort durch geraume Zeit im fortwährenden Steigen. Die auS früher« Beispielen ge wonnene Erfahrung bewog die Speculanten auf den deutschen Plätzen, sich jener Bewegung anzuschließen. Die heutige Nachricht aus Turin liefert nun den Schlüssel zu der gesammten Erscheinung. Man will i» Paris we nigstens für den Lauf dieses JahrcS keinen Krieg. Wir haben schon zur Zeit, als der amerikanische Bürgerkrieg im Anzuge war, dies prophezeit. Frankreichs Handel und Industrie erleiden durch den Kampf der Baumwoll staaten mit der Union so schwere Wunden, daß der Kaiser es nicht wagen kann, den politischen Himmel in Europa so trübe zu gestalten, daß anch die Rentenbrsitzer von einer Panique befallen werden. Der CourS der Fonds muß wenigstens die äußere Erscheinung der ökonomischen Lage Frankreichs in einem rosigen Lichte darstellen, und eS soll uns nicht Wundern, wenn innerhalb der nächsten Monate der Cours der dreiproccntigen Rente weit über 70 sich erhebt. Hierzu ist aber vor Allem nöthig, daß die beiden Staaten, auf welche das Auge der KriegS- fürchtigen zunächst sich richtet, Oesterreich und Sardinien, ihre Heere auf den sogenannten Friedensfuß setzen Victor Emanuel macht den Anfang, und da Oesterreich seine italienische Armee nicht auS Aggressionspolitik, son dern rein zu defensiven Zwecken auf dem gui vivo erhal ten mußte, so ist bei der Lage unsrer Finanzen wohl zu erwarten, daß auch diesseits des Mincio eine Neduction der bewaffneten Macht eintreten werde. Nichtsdestowe niger darf und soll man sich keinen allzu sanguinischen Hoffnungen hingeben. Die Armeereduction Sardiniens kann möglicher Weise nur eine formelle und auf keinen Fall eine sehr bedeutende sein. Letzteres ist schon durch den Stand der Dinge in Neapel nicht wohl möglich. Victor Emanuel bedarf einer für die Verhältnisse seines neuen Reiche- sehr starken Waffenmacht, um den Bour- bonischen und Mazzinistischen Bewegungcn in Neapel und Sicilirn die Spitze zu bieten. Die« war ja auch die Hauptursache, weShalb Oesterreich gegenüber Halt ge macht wurde. Man ist daher in Turin endlich zu dem grscheidten Gedanken gekommen, sich das Ansehen zu geben, als wolle man Da- nicht thun, was man nicht thun kann. E» werden einige Regimenter, die in ToScana und der Lomclina stehen, reducirt werden, um so der Welt die Friedensliebe de» neuen König« von Italien zu demon- striren und Oesterreich zu veranlassen und moralisch zu zwingen, gleichfalls zu entwaffnen. Letzteres kann aller ding« nicht auSbleiben, da die österreichische Regierung sonst das Ansehen erhielte, al« wäre sie der Slörenfried. Aber die Reduction unser» italienischen Heeres kann vor sichtshalber doch immer nur eine relative sein, denn Niemand wird in Abrede stellen, daß wenn die Wachsam kcit sich einschläfcrn läßt, der Krieg sicherlich wieder da ist. Zudem ist die partielle Entwaffnung Sardinien« nicht maßgebend, so lange Frankreich bewaffnet blerbt, und die jüngsten Verhandlungen in dem gesetzgebenden Körper zu Paris über das französische Kontingent haben der Welt gezeigt, waS in Frankreich eine „Armee auf FrirdenSfuß" bedeutet. Besehen wir uns nun die heu tige Nachricht au» Turin von allen Seiten, so müssen wir dieselbe in politischer Beziehung als eine sehr bedeu tende, sehr günstige und erfreuliche erklären; in finan zieller Beziehung hingegen steht sie nicht auf gleicher Höhe, weil die Ersparnisse, welche durch die zu crwar- wartende Reduction unser» italienischen Heere» eintreten würden, keineswegs so groß sind, um daS Deficit im dies jährigen Budget in großartiger Weise zu verringern. Doch ist die finanzielle Seite hierbei die untergeordnetere und die politische überwiegt sie bei Weitem. Wir glauben darum noch k-ineSwcgS, daß im Venetianischen die Agi tationen der EraltadoS aufhören werden; aber unsre ita lienischen Etaat-gcnossen werden sich der Wahrnehmung nicht entziehen können, daß diejenige Macht, welche bisher der italienischen Einheit am Entschiedensten da» Wort ge sprochen, England, in den letzten Wochen eine große po litische Metamorphose durchgemacht hat und nach reif licher Ueberlegung endlich mit dem Gedanken vertraut geworden ist, daß Venedig bei Oesterreich verbleiben müsse, soll nicht einer der ersten Vorposten in einem eventuellen orientalischen Kriege mittelbar in die Hand Frankreichs gespielt werden. Auch die Erben der Telrki'schen Politik in Ungarn werden aus diesem politischen Ereignisse eine wichtige Lehre für sich abstrahtren können! Dir Pistole, welche dem Leben de« unglücklichen Grafen ein Ende machte, steht im Zusammenhang« mit der Wendung, die heute vor aller Welt zu Tage tritt. Die Rückreise Ga ribaldi'- nach Caprera war der Vorläufer derselben, und der verstorbene Führer der mit der ungarischen Emigra tion im Einklänge handelnden Partei hat den Zusammen hang der Dinge früher gewußt und klarer überschaut, als seine im Taumel der Selbsttäuschung forttreibenden MeinungSgenofsen! Aber nach einer andern Seite hin müssen wir di« heutige Nachricht zu weiser Erwägung empfehlen. Wenn man den Ursachen nachforscht, welche Sardinien zu der Erklärung zwingt, daß es auf eine Fortsetzung seiner Aggressivpolittk gegen Oesterreich wenigstens vor der Hand verzichtet, so wird man die Umwandlung Oesterreichs in einen VerfafsungSstaat, die Schöpfung eines Parlament« in Wien, die Thronrede des Kaisers, die Wahrnehmung, daß die Verfassung vom 26. Februar thatsächlich zur Ausführung kommt, al« Hauptursache« erkennen müssen, welche die Anmaßung und die hochgchenden Hoffnungen Sardiniens herabdrückten. Nun, wo der Absolutismus in Oesterreich nicht mehr als Popanz dienen kann, mit welchem man die Völker Europas schreckt, nun treten die politischen, staats- und völkerrechtlichen Erwägungen wieder in den Vordergrund. Allenthalben fragt man sich: Wa« kann die Welt dabei gewinnen, wenn Oesterreich, daS nunmehr in die Reihe der lebensvollen Verfassungstaaten cingetreten ist und die Principien des modernen Staates in seinen Organismus ausgenommen, WaS kann cS Eu ropa frommen, wenn dieser Staat zu Gunsten eines andern entnervt und abgeschwächt wird, der doch dem Ver- hängniß verfallen ist, einen Vorposten Frankreicb« bilden zu müssen und, der eisernen Hand, mit welcher dessen Kaiser ihn festhält, sich nicht entwinden kann." Tagesgeschichtt. Dre-den, 5. Juni, lieber die Reise Sr. Maje stät des Königs sind unS heute folgende Nachrichten zugegangrn: Ee. Majestät trafen vorgestern (Montag) früh ^9 Uhr mit Ihrem Rcisegefolge, und von Riesa auS von deM Direktor der westlichen Staatscisenbahnen, geh. Finanzrath v. ErauShaar, begleitet, auf dem Anhalte- punkte Schweiker«Hain ein, woselbst Allerhöchstdic- selben von dem KreiSdirector v. Burgkdorff (aus Leip zig) und Amtshauptmann v. Sandersleben (auS Dö beln) empfangen wurden, wie denn auch der Gutsh. rr von SchweikerShain, Finanzrath v. Nostitz-Wallwitz, so wie der Besitzer von Kriebstein, Oberleutnant v. Arnim, und Herr v. Arnim auf Krossen, sich zur ehrfurchtsvollsten Begrüßung Sr. Majestät daselbst cingefunden halten. An einer hier errichteten Ehrenpforte hatten sich die Ver treter der Gemeinde, sowie die Schule mit ihren Lehrern aufgestellt und brachten Sr. Majestät bei der Abreise nach Kriebstein, die in königlichen Equipagen erfolgte, rin Lebehoch. Auf dem Wege dahin war trotz deS starken Regen» die Bevölkerung der Umgegend an die Straße geeilt und bei Beerwalde, woselbst wiederum eine Ehren pforte prangte, richtete der mit den Gcmeindevertrctern und der Schule anwesende Ortsgeistliche eine Ansprache an Se. Majestät. In Schloß Kriebstein, das mit Flaggen in den Landcsfarben geschmückt war, geruhten Se. Majestät unter Führung deS Besitzers die malerischen Parkanlagen, sowie daS Innere des Schlosses zu besich tigen , wobei namentlich die mit Bildern und Holz schnitzereien auS dem 15. Jahrhundert geschmückte HauS- kapclle Interesse erregte. Hierauf folgte die Besichtigung der an der Zschopau gelegenen Papierfabrik der Herren Niederhammer und Co., deren Besitzer Se. Majestät am Eingänge ihre» festlich geschmückten Etablissement« empfin gen. Die Anwesenheit Sr. Majestät in derselben währte fast eine volle Stunde. Don hier aus besuchten Se. Ma jestät das Kriebstein gegenüger liegende Rittergut Ehren berg. Eingcholt von dem Besitzer desselben, H.rrn v. Sahr, wurden Allerhöchstdiesclben beim Eintritt in da« Schloß, woselbst die Friedensrichter dieses Bezirks, der Vorstand deS Gerichtsamts Waldheim, sowie Lehrer, Schule und Gemeinde versammelt waren, vom Herrn Superintendenten Zapf auS Waldheim mit einer An- sprache^begrüßt. Nach länger« Verweilen und nachdem rin -Heün^s Lontoire eingenommen worden war, erfolgte die Fortsetzung der Reise über Grünlichtenberg, Reichen bach und Etzdorf — wo überall Ehrenpforten errichtet waren und Ansprachen von Geistlichen, welche sich an der Spitze der aufgestellten Schulen und Gemeindever treter befanden, gehalten wurden — nach Böhrigcn, wobei bemerkt sein mag, daß in Etzdorf auch die Of fiziere der in Roßwein garnisonirenden Reiterschwadron sich zum Empfange ihre« allerhöchsten Kriegsherrn ein gefunden hatten. In Böhrigen widmeten der König der großen Streichgarnspinnerei des Herrn Lehmann einen Besuch, wobei Sc. Majestät unter Führung des Besitzers bei zweistündiger Anwesenheit alle Räumlichkeiten und Einrichtungen dieses Etablissements in dec eingehendsten Weise besichtigten; auch mehrere Arbeiterwohnungcn wur den besucht. Unter den Lebchochrufen der Anwesenden begaben Se. Majestät Sich hierauf durch eine am Ende des Dorfes befindliche Ehrenpforte nach dem Nittergute Arnsdorf, bei dessen Besitzer, Kammerhcrrn und Frie densrichter Frh.v.Beschwitz,Sie das Mittagsmahl einzunch- men geruhten. Nach vierstündigem Verweilen Hierselbst ging die Reise nach Hainichen, welche Stadt aus das Festlichste und Geschmackvollste mit Ehrenpforten, Festons, Flaggen rc. geschmückt war. Die Schützengilde, die In nungen, die Turner und die Schulen hatten sich in Spa lier aufgestellt. Der Empfang durch die königlichen und städtischen Behörden, die Geistlichkeit rc. fand auf dem Marktplätze statt. Nach kurzem Verweilen, und nachdem Feuilleton. K. Zittau, 3. Juni. Je seltener in kleinern Städten große Musikwerke der damit verbundenen Schwierigkeiten wegen zur Aufführung gelangen können, mit um so größer« Dank« habe« alle Freunde der Musik in einer solchen Stadt und in deren Umgegend jede« Unterneh men zu begrüßen, welche» ihnen Gelegenheit bietet, ein mal klassische Musik zu hören; und dieser Dank ist dop pelt verdient, wenn da» Unternehmen von so günstigem Erfolge gekrönt und der bereitete Genuß ein so reiner ist, al« die« bei der gestern unter der Leitung de« Herrn Bürgerschullehrer» Lorenz, Direetor» de» hiesigen „Orpheus", stattgehabten Aufführung de» Händel'schen „Messt»»" der Fall war. Die Schwierigkeiten, welche Herr Lorenz zu überwinden gehabt, waren wahrlich nicht gering. Außer der Beschaffung der nöthigen Sesang»- kräste für die Chöre und der Verstärkung de» hiesigen städtische« Orchester» galt e», auswärtige Sänger und Sängerinnen für die Solopartie« zu gewinnen. Nach dem infolge dessen die Aufführung schon mehrere Male hatte anfgeschoben werden müssen, sah sich noch wenige Tage vor dem «nn defiattiv festgesetzten Coacert Herr Schnorr v. CarolSsrld, welcher nebst seiner Krau zwei Hauptpartien übernommen hatte, genöthigt, wegen Behin derung die Mitwirkung abzuschreibev. An Brider Stelle sagten Frau Sophie Förster und Herr HofvprrnsLagrr Rudolph au» Dresden bereitwillig ihre Mitwirkung zu; Fräulein Hinkel und Herr HofopernsLnger Eichberger hatten schon früher die All- und Baßpartte übernommen. Die Aufführung fand Sonntag Nachmittag um 5 Uhr in der JohanntSktrche statt. Die großartige Erhabenheit de» Händel'schen Meisterwerke» übte unter der umsichtige« L«ltt»«g de» wacker« Dtrtge«ten auch auf Diejenige» mtter de« von «ah und fern zahlreich herbeigrkommenen Publicum, deren musikalischem Verständniß der streng« Kirchenstyl und die vielen sugirten Sätze ferner liegen, eine ergreifende Wirkung. Hierzu trug freilich die vor zügliche Besetzung der Solopartie wesentlich bei. Frau Sophie Förster sang die Sopranpartie mit einer Kraft und Zartheit der Stimme und einer Innigkeit der Em pfindung, daß zumal an einigen Stellen nur die Heilig keit des Orte« den lauten Beifall zurückhalten konnte. Ebenso gewann sich Fräulein Hinkel sowohl durch den vollen reinen Klang ihrer herrlichen Altstimme, al» durch die würdevolle Ruhe ihre« Vortrags das allgemeinste und wärmste Lob. lieber die bekannten trefflichen Leistungen der Herren Rudolph und Eichbergrr etwa» Weitere» hin zufügen, würde überflüssig sein. Auch die Chöre und da» Orchester entsprachen allen Anforderrzngrn, welche selbst strengere Kunstverständige billigerweise stellen konn ten. Und so darf sich Herr Lorenz durch di« wohl- thurnde Ueberzeugung, eine völlig gelungene Aufführung de« TonwrrkeS erzielt zu haben, und durch die ungrtheilte Anerkennung von Seite« de» Publikums für seine Mühe mit Recht belohnt fühlen. Unterhaltung-literatur. Der jetzt hervortretende Drang, geschichtliche Stoffe und Figuren im Romane zu verarbeite«, könnte an sich nur willkommen geheißen wer den, wenn er nicht in oberflächlichste Ausnutzung histo rischen Materials auSartetr. E» ist hierbei mit der dich terischen Aufgabe, die inner« Regungen der Charaktere, die verborgenen Impulse der Begebenheiten zu schildern, allerding» zugleich da» Vorrecht verbunden, die erwählten Helden, die Motive, die Folge und Fülle der Begeben heiten mit jener speciellen Freiheit zu behandeln, welche die künstlerische Composttion erfordert; dennoch aber muß die allgemeine Wahrheit der Thatsachen und ihrer Ent. Wickelung festgehalten werden. Bedeutende Geister nur wissen mit richtiger Würdigung und tiescrm Erjassen der historischen Vorlagen Dichtung und Wahrheit mit künst lerischer Meisterschaft zu verbinden. Karg begabte Talente aber spielen nur dilettantisch mit den Figuren und in teressanten Daten der Geschichte, um stofflich mit solchem Material ihrem Produkte eine gewisse Haltung und an ziehenden Ausputz zu geben; sie suchen sich auch die Physiognomie de» Forschers durch Ausnutzung von Memoiren und kulturhistorischen Schilderungen zu ver leihen, womit indessen die selbstständig gegebene Dar stellung von Personen und Ereignissen in unzusammen- hängendem und verwirrendem Contrast steht. Solche historische Romane — und die große Mehrzahl der neuesten Literatur bekundet diese leichtfertige, werthlose Mache — verbrriten nur falsche und consuse Vorstellun gen über Geist und Wesen der Geschichte, und bieten nur jene» bedenkliche, verflachende und zeittödtcnde Lese vergnügen, welche» schlechte Romane auch durch die freieste Erfindung ihrer Verfasser unschädlicher erregen könnten. Die schon erwähnte „Bibliothek deutscher Ori ginal-Romane" (Prag, Kober L Marggraf) enthielt eine Reihe Werke, die mit mehr oder weniger Vorzügen unter diese Rubrik gchören. Eine gewandte, fchreibfertige Feder bekundet Amely Bölte'S „Maria Antonia oder Dresden vor hundert Jahren", eine Biographie dieser geistvollen Fürstin in ausführlichster Breite und mit reichlicher Gruppirung politischer und künstlerischer Persönlichkeiten, bei deren lebendiger Zustammrnstellung die Verfasserin von vielfach benutztem historischen Material und von ihrer Bekannt schaft mit dem Terrain vortheilhaft unterstützt wurde. Louise Otto hat in dem Romane „Nürnberg" nament lich die inner« und äußern Verhältnisse dieser Stadt im 15. Jahrhundert, di« Nürnberger Geschlechter, Bauhütten, Brüderschaften, Feste rc. unterhaltend beschrieben und da bei wenigstens sorgsame Studien entwickelt. Die Erfin dung und Ausführung deS eigentlichen Romanstoffcs ist unbedeutend. Elfried v. Taura giebt ein ebenso breit als verworren ausgeführtes Gemälde der politischen Kämpfe in Böhmen im 13. Jahrhundert unter König Wentzel in „ZawiS von Rosenberg". Bernd v. Guseck lieferte mit gewandterer Behandlung und besserm Zeitcolorit einen Roman auS den Tagen Leo- pold'S l.: „Im Strome der Zeit". Von Grabowski finden wir eine historische Novelle: „Die Emigran ten", von RoSkorvSka „Polnische Mütter", von Jul. Mühlsrldt „Gefangen und befreit", und Isidor Proschko führt uns in einem Romane, dem abenteuerliche und wüste Begebenheiten und starke Farben weniger fehlen, al» Form und geordneter Plan, die Zu stände Rußland» unter Elisabeth und Katharine I. vor. Da» Vorrecht, »nter einer Menge von ErzählunqS- neuigkeiten neben wenigen trefflichen Produkten viel de« Mittelmäßigen zu bringen, wird überhaupt in der ge nannten „Bibliothek deutscher Original-Romane" reichlich ausgeübt. Ucbrrhaupt aber zeigt die jetzige deutsche Untcr- haltungSliteratur in der Mehrzahl ihrer Product« ein stet» vorschreitende» Nebel, gegen da» sich die Kcitik nicht oft genug au»sprechen kann: einen fehlerhaften, flüchtigen und saloppen Styl- Die Forderung jene» individuellen höhern Styl», der nur den begabtesten Geistern erreic - bar ist, soll hier nicht in Betracht kommen, Wohl alnr da- berechtigte Verlangen, daß deutsche Autoren auch ein „gute» Deutsch", einen korrekten, abgerundeten und mit Fleiß durchgearbcitetc« Styl schreiben, um eine gewählte, reine und geschmackvolle Ausdruckweise sich bemühen. Statt dessen ist in der Romanliteratur eine Dernach lässigung der Form, ein dilettantischer Styl vorherrschend geworden, und schwerfällige Satzconstructionen, übel ge stellt« Zwischensätze, falsche Wortbrziehungen, leere Wieder-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite