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Dresdner Journal : 23.10.1861
- Erscheinungsdatum
- 1861-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186110233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18611023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18611023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1861
- Monat1861-10
- Tag1861-10-23
- Monat1861-10
- Jahr1861
- Titel
- Dresdner Journal : 23.10.1861
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^248 Mittwoch, dm 23 October 1861 Lboanrmnttnprrtst: litdrlicb: 5 l'blr. 10 X^r. io 1 „ 10 „ „ ,. »loaMilcv io vr«»«i«o: 15 Nx«. tiior»lo« kiuo>io«ro: 1 dlxr. Im ^«»1»»»« tritt r'oit ooö 8t«mp«lro tüoro. »nsrrateaprrist: t'iir ä«o 8»om «io«r e«»P»lt»o«o 2«il«: 1 kiUr. Vot«r „Liox«,»oot" <ii« 2«il«: 2 «rfchri«*: 7'l^lteb, mit iloiookm« ck«r 8ooo- ooä I^«l«rt»E*» ^d«aä» Nir ä«o kolxeoäeo Dres-mrIomml. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. »»seratraanaahmr aoswürt«: t ». ö«L»o«rorri», Oomminiiooiir üe» Dre»<1oer ^ourool«; ,droä»»»Id,t: tt. allo»»: Ilxx,^!««nri» L Voai.ü»; >«rilo: ci«orir»'»rk«> liociili., li»rr.o»irr»'» liur<»«n; Lr»w«ll! L. 8c»k.»rri!; krooictort L lt: »el>e LucUimolilun^; Lüto- ^oor.r k»ri»: v. (28, rn<? «I»>H doo« eoson»); Nr»ss t». Lnuoicu', LueiiUkväluox. Sjeraurgeber: Iköoi^I. I2rpeäitioo cke» l>r»»6oer ^onrool», 1>r«»äeo, ^loriroütr»,»» dir. 7. Dresden, 22. Oktober. Die Worte, mit denen der König Wilhelm von Preußen sich bei der Krönung al« ein König von Nichtamtlicher Theil. lleberstcht. Lelegratzbische Nachrichten. Zeitungsschaa. (Time». — Eonstitutionnel. — Mor ning-Hcrald.) Tagesgeschichte. Dresden: Das Gewerbegesetz publi- cm. — Wien: Nachrichten auS Korfu. Graf Forgach erkrankt. — Prag: Zur Feier de- 20 Oktober-. — Lemberg: Eiscabahneröffnung. —Triest: Der Ma- rtneunterschleifprokeß beendigt. Erderschütterung. — Pesth: Herr Kapy nicht nach Wien. Amtsenthebung. — Ofen: Untersuchung in der SteuererecuttonSan- gelegenhett geschloffen. — Agram: Deutsche Sprache. HungerSnoth. — Berlin: Begnadigungen. Hohe Gäste. — Königsberg: Tagesbericht. Abreise der Majestäten. Kronprinz von Sachsen- — München: Au» den Kammerverhandlungen. — Altenburg: Prinz Morih verlobt. — Pari-: Schließung der heiligen Union. Journalistische». Bankoperation. Ber« mischte». — Lüttich: Mrstenzusammenkunst. — Turin: Passaglta erwartet. Broschüre. AuS dem Neapolitanischen. — Rom: kardinal Marini über Liverani'S Schreiben. — London: Probefahrt der ersten Panzer fregatte. — Warschau: v. Gerstenzweig nicht tvdt. Ruhe. Verhaftungen. Memorandum deS Erzbischofs. Grnevnunaev uad Bersetzungeu re. Dresdner Nachrichten. Prvvinzialvachrichten. (Leipzig, khemnitz. Plauen. Budtistn. Zittau. Meißen. Pillnitz.) Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Statistik und Bolkrwtrthschatt. F e uillet o u. L Chemnitz. Am 16. Oktober fand eine ander weitige geistliche Mustkaufführung in der Jakobi kirche statt, bei welcher unter Andern» Gesangsätzr von Allrgri, Rolle, Beethoven, Mozart, Mendelssohn und Haßlinger zum Vortrag kamen. Bon besonderm Inter esse war die Vorführung von Werken älterer Kirchen- rompontsten, denn diese sind bei einer vcrständnißvollen Darstellung, wie sie auch diesmal dem ELngrrchore nach zurühmen ist, von einer rtgrnthümltch weihevollen Wir kung. — Am 18. Oktober hat unser neuer Stadtmustk- director ManrrSseldt im Tivvlisaale sein erste- Conrert, «in Symphonie-koncert, dirigirt. Da» auf 38 Mann gebrachte Orchester spielte unter der gewandten Leitung seine» neue« Ehes» mit sichtbarer Lust und brachte sLaunlliche Piecen, namentlich auch dir Symphonie (v-äur) von Beethoven recht rraet und wirksam zum Vortrag, so daß der zahlreich« Zuhörrrkrei« lebhaftesten Beifall zollte. Jedenfalls haben wir un» zum Besitze de» neue» Stadtmustkvirrctor» Glück zu wünschen; denn wir werden ihm uad seinem, von einem neuen, frischen Streben belebten Orchester noch manch« Genüfse zu danken haben. s Literatur. „Da» Leben der Maler nach Giorgio Basart uad nruera Kunstschriftstellern sür Kunst freunde und Künstler von Adolph Stern und Andrea» Oppermann. Erste Lief. Leipzig, H. Matthe». 1862." — Die Geschichte der bildenden Kunst Hal sich in neuerer Zett wachsender Verbreitung uad die Forschung auf alle» Gebieten derselbe« gläazeadrr Resultate zu erfreuen ge habt. Eia« Reihe von ausgezeichneten wissenschaftlichen Gesammtwerkea, von gediegenen monographischen Arbeiten liegt vor; da» sich häufende Material von Thatsachen Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 21. October, Abends. Die Rückkehr des Kaisers wird morgen erfolgen Wie in sonst gut unterrichteten Kreisen mitartheilt wird, würde alsdann die Lage Ungarns in Br- rathnug gezogen »erden. Wie das heutige Abendblatt des „Wanderer" «ittheilt, sei der Rücktritt Majlath's und Appo uyt's fast gewiß und Geringer » Ernennung zum provisorischen Leiter der Sofkanzleien Ungarns und Giebeubürgens wahrscheinlich. Als Gerücht theilt ferner der „Wanderer" mit, da- General Urban mit dem Commando in Ungarn betraut werden solle. Berlin, 21. Oktober. (Tel. d. Schl. Ztg.) Ihre Majestäten der König und die Königin find heute gegen 12 Ubr in Bromberg eingrtrosfeu, wo dir beabsichtigte Grundsteinlegung stattfand und haben gegen A3Uhr die Reise nach Franks. a d.Oder fortgesetzt. Dir Prinzen deö königlichen Hauses und die fremden Botschafter find heute aus Kö nigsberg hier angekommen. Der Zufluß der Frem den ist außerordentlich groß. — Hannover hat beim Bundestage den Antrag gestellt, die außer preußischen Küstenstaatrn sollten 5« Kanonenboote unter Controle des Bundes Herstellen und der Bund die Kosten tragen. Berlin, Dienstag, 22 Oktober, Nach«. lUhr 4V Minuten. Kavoneusalven und Glockengeläute verkünden soeben den beginnenden Einzug der Majestäten. SLmmtliche Häuser find aufs Reichste geschmückt. Der Weg vom Frankfurter Thore bis zum k. Schlosse ist eine wahrhafte Feststraße, durch veuetianische Masten begrenzt. Die Straßen find dicht von Menschen gefüllt, die Häuser bis zum Dache hinauf besetzt. Endloser Jubel ertönt. Die Majestäten find sichtlich erfreut und danken herzlichst nach allen Seiten. Gotte» Gnaden bekannt, werden von den demokratisck en preußischen Blättern übellaunig besprochen. Ueber di« Maßen boShaft ist ein Artikel, den heute die Londoner „Time-" über denselben Gegenstand bringt und der Alle- übersteigt, waS sie bisher in der Art geleistet. Der mildeste Satz, den wir wiedrrgeben können, ist der fol gende : „Der Sinn, welchen der König von Preußen den Worten „König von GotteS Gnaden" beilegt, erhellt aus folgendem Satze in seiner Ansprache an die LandeSver- trettr: „„Die Krone ist mit neuen Institutionen um geben; Sie sind nach denselben berufen, der K.one zu rathen. Eie werden mir rathrn; auf Ihren Rath werde ich hören"". Da» also ist die preußische Verfassung! Die in dem gelehrten und philosophischen Berlin sitzen den Kammern, welche Deutschland letten, Frankreich im Zaume halten und Europa im Allgemeinen beeinflussen wollen, find in den Augen ihre- eigenen Königs keine gesetzgebenden Versammlungen, keine mit ihm selbst in Bezug auf Autorität eoordtnirten Körperschaften, die ein Recht haben zu sagen, WaS da» Gesetz de» Lande» sein soll und WaS e» nicht sein soll, sondern sie sind blose berathende Versammlungen, Welche der Krone dre Wohl- that ihre» Ralhes zu Gute kommen lassen werden. Wenn sie dem Könige Wilhelm Rath erthcilen, so wird er auf ihren Rath hören. Aber hört cr auch immer daraus? Ist er nicht manchmal taub dagegen? Wenn das eine Konstitution ist, wo hat cs dann jemals einen Despotis mus gegeben?" Der „Eonstitutionnel" enthält einen Artikel üb.r Holland, die Holländer und die Bedeutung, sowie die eventuellen Folgen deS Besuch» Wilhelm - III. von Ora nten in Kowpiegne bet dem Sohne de» König» Ludwig von Holland. Es handle sich vielleicht, bemerkt da- offi- kiöse Blatt, um eine französisch-niederländische Allianz, in der Frankreich die handelnde, Holland die erhaltende konservative Macht wäre. Holland sei außerdem nicht minder al» Belgien und der Zollverein an dem Zustande kommen eine» Handelsvertrags mit Frankreich betheiligt. Es werde, wenn einmal der deutsch-französische Vertrag zu Stande gekommen sei, ohnehin zu einem solchen Ver trage gezwungen werden. ,,E» freut unS", sagt „Morning-Herald", daß daS eben in Pari» erschienene brandstifterische Pamphlet „I/Lmporeur öiupvlöon et le ktoi üuillaume" von der französisch«, Regierung de-avouirt ist. Diese» außer ordentliche Machwerk, besten Styl an die verhängnißvollcn Orakelsprüche Herrn de Laguerronniere's erinnert, zeigt denn doch zu wenig Fineffe, und enthüllt den ZukunflS- plan in allzu unbewachter Weise, um officiell zu erscheinen. E» ist aber jedenfalls merkwürdig, daß c» nicht gleich im Augenblick de» Erscheinen» confiscirt und eine gerichtliche Verfolgung gegen den Verfasser eingeleitet wurde. Wir glauben, daß der Kaiser gerade jetzt keine Absicht hat, Händel mit Deutschland anzufangen, oder überhaupt sich in die deutschen Angelegenheiten rinzumischen. Selbst eine anonyme und unautoristrte Schrift jedoch kann Un heil stiften, wenn sie den Anlaß zum Händelsuchen an die Hand giebt und EinmischungSqründr erfindet. Woran da» französische Volk sein Herz hängt, da» muß der Kai ser, so lieb ihm seine Sicherheit ist, früher oder später auszuführen suchen. Wir fürchten, daß über kurz oder lang in Frankreich sich da» Geschrei nach der Rheingrrnze erheben wird. E» ist Schade, daß Preußen in diesem Augenblick, wo sich Alles zwischen ihm und Frankreich so harmonisch zu gestalten schien, durch eine unverschämte Fälschung gereizt werden muß, welche den unglücklichen Feldzug von 1806 dem Publicum wieder in» Gcdächtniß ruft. Heute (14. Oktober) ist der Jahrestag der Schlacht bei Jena. Wir schöpfen au» jener Katastrophe eine ganz andere Lehre, al- der Verfasser der Flugschrift. Deutsch land wurde nur besiegt, weil e» getheilt war. Im Jahre 1805 war Preußen au» egoistischen Giünden mit Frank reich einig, und sah zu, während Oesterreich geschlagen wurde. Im Jahre 1806 kam die Reihe an Preußen, allein gekästen und besiegt zu werden. Aber die Einig keit vermochte, wa» der Uneinigkeit mißlungen war. Der ist durch eingehende Kritik gesichtet und nutzbar gemacht worden. In der Hauptsache aber setzen sowohl die größcrn kunstgeschichtlichen Werke allgemeinen Inhalt», alS auch die monographischen Arbeiten einen gewissen Grad der Kennerschaft, ein Interesse auch sür die tech nische Seite der Kunst voraus. Ebenso betonen sie meist vor Allem da» kritische und philosophische und weniger da» biographische Element. Für da» größere kunstliebende Publicum, dem e» an den nöthigen Vorkcnntnissen zum genußreichen und fruchtbaren Studium dieser Werk« fehlt, oft auch nur an Zeit, sich durch die Noten, Zusätze und Berichtigungen htndurchznarbeiten, mit denen zuweilen diese Werke überladen sind, und da» meist auch nur Jn- terrffe für die blose LcbenSgeschichte der Meister mit bringt, wacht sich eia Mangel an einer Folge gleichzeitig zuverlässiger und kurzgefaßter Künstlerbiographien geltend. DaS obengenannte Werk nun, von dem un» die erste Lieferung vorltegt, unternimmt e», in di.se Lücke einzu treten, indem e- da» „Leben der Maler" in kurzer, faß licher Weise mit Zugrundelegung de» Werke- von Dasari, mit Benutzung der neuern Forschungen, Berichtigungen -c. darstellt. Don selbstständigen neuen Forschungen ist bei dieser Bearbeitung nicht die Rede, sondern dir Heraus geber stellten sich nur die Aufgabe, daS reich gegebene Material, die Resultate zahlreicher kontroversen und kritischer Bestrebungen in einer Fassung zu bieten, die, so Nar und übersichtlich als möglich, gewisse Raumgrenzen nicht überschritt. Mit Fleiß und Sorgfalt suchten die Herausgeber in der unS vorliegenden, anziehend ge schriebenen ersten Lieferung ihre» Werke» dieser Ausgabe nachzukommrn. Neben den unzweifelhaft größten Malern ist dabei besonder» auf diejenigen Rücksicht genommen, welche sür di« Entwrckelung der Kunstgeschichte besonder charakteristisch erscheinen, wodurch in den Biographien auch zugleich der Gang der Kunstentwickelung mit -e Deutsche hat seine Antwort für den Franzosen. Man erinnert ihn, daß der 14. Oktober der Jahrestag von Jena ist; er entgegnet, daß der 18. Oktober der Jahres tag von Leipzig sein wird." Tagesgeschichte. Dresden, 22. Oktober. Da» Gewrrbegesetz ist publicirt; das heute auSgegebene 10. Stück des Gesetz- und Verordnungsblattes enthält dasselbe. DaS Gesetz trägt als Datum den 15. Oktober d. I. und in Ge mäßheit seine» letzten Paragraphen (Z. 127) tritt e» mit dem 1. Januar 1862 in Wirksamkeit. Dasselbe Stück dr» Gesetz- und Verordnungsblattes enthält noch drei fernere auf da» gedachte Gesetz bezügliche Publika tionen von gleichem Datum, nämlich unter Nr. 95: Gesetz, die Entschädigung für Htnwegfall ge wisser VrrbietungSrechte betreffend; Nr. 96: Gesetz, die Errichtung von Gewerbegerichten be treffend und Nr. 97: allerhöchste Verordnung, die Ein führung de» GewerbegesctzeS in der Oberlau sitz betreffend. — Die zum Theil umfänglichen Aus führungsverordnungen zu der neuen Gewerbcgrsctzgebung werden, wir wir vernehmen, demnächst zur Deröffent- , lichung gelangen. Wien, 20. Oktober. In der „Wiener Ztg." liest man: „Durch gestern eingelangte Nachrichten auS Korfu bringen wir in Erfahrung, daß die Reise, welche Ce. Majestät der Kaiser zum Besuche Ihrer Majestät der Kaiserin am 11. d. M. früh von Triest auS ange treten , vom herrlichsten Wetter begünstigt war. Die allerhöchste Ankunft erfolgte am 13. d. M. Morgen» — als eine Ncbcrraschung, auf welche Ihre Majestät erst kurz zuvor vorbereitet worden. Ihre Majestät die Kai serin hat da» frühere gute Aussehen wieder erlangt, und das allgemeine Befinden hat sich sehr gebessert. — All seitig macht sich die hohe Verehrung bemerkbar, von wel cher die Bevölkerung sür Ihre Majestät erfüllt ist. Wie wir seither durch ein Telegramm erfahren haben, ist mittler weile die Ucbcrsiedclung Ihrer Majestät der Kaiserin nach Venedig beschlossen worden." — (Pr.) Der Zustand de« erkrankten ungarischen Hoskanzlcr» Grafen Forgach scheint sich zu verschlim mern. Er hütrte gestern das Bett, empfing aber trotz dem dir Räthe der Hofkanzlei. 6lr. Prag, 21. Oktober. Die gestrige Illumina tion zur Feier de» 20. Oktober», die sich erst gegen 7 Uhr vervollständigte, obschon sie um 6 Uhr Abend» be ginnen sollte, lief, so viel bi» jetzt zu vernehmen, ohne den mindesten unangenehmen Zwischenfall und Erceß ab. Die Bevölkerung bewegte sich ruhig durch die Straßen, welche am besten beleuchtet waren, und verrieth auch nicht die mindeste Sympathie für eine Demonstration, für welche die „N. Listy" und ihr Anhang den Tag der Verleihung de» Octoberdiplom» auSbeuten wollten. Uebri- gen» hatte man in mehrer« Häusern, die nicht illuminir- ten, die Fenster auSgehoben oder die Laden vorgesetzt, da man vor Ercessen doch nicht ganz sicher zu sein glaubte. Um 9 Uhr hatte die Beleuchtung ein Ende genommen, und die Menge auf den Straßen, die allerdings weit größer al» gewöhnlich war, aber bei Weitem nicht, was die Dichtigkeit anbelangt, jener bei andern Anlässen gleich kam, verlief sich. Man ist im tschechischen Lager mit den Ergebnissen de» gestrigen Tage» nicht zufrieden, der eigentlich Nichts einbrachle, als einen Slawaruf sür die Herren Palacky und Rieger auf dem Altstädter Ring. Nachträglich muß noch bemerkt werden, daß der hie sige Stadtrath niemals daran gedacht hatte, den 20. Oktober festlich zu begehen, — im verflossenen Jahre wur den Jene, die daS Diplom sür ein höchst wichtige» kats. Versprechen hielten, da» als der Grundstein unser» Ver- faffungSbaue» anzuschen sei, sür Reaktionäre verschrien — und e» war ihm erst am 18. oder 19. Oktober, nach der Ermahnung der „N. L.", welche unter dem Schein der Loyalität gegen die Verfassung dcmonstriren wollten, eingefallen, die Angelegenheit in die Hand zu nehmen, zeichnet wird. Zu diesem Zwecke sind auch den einzelnen Kunstcpochcn kurze Einleitungen allgemeiner Natur vor- aukgeschickt. Die Quellen, aus denen die Herausgeber geschöpft, find in den Noten citirt. Daß in den Ein leitungen und Biographien der einzelnen Meister Bezug auf die historischen Verhältnisse, unter denen sic lebten und sich entwickelten, genommen wurde, versteht sich wohl von selbst. Möge da» Unternehmen bei Kunstfreunden und Künstlern die Beachtung finden, die e» verdient. Thraker. In Baden-Baden wird zur Elöffnung der Saison eine kleine Oper vom Violinvirtuosen Ernst in Scene gehen, der jetzt in Wien sehr leidend lebt. — Im Berliner Hoftheater hat Herr Merrlli Signor und Signora Ttberini vorgcsührt, welche Bride sehr unbe deutende und unangenehm wirkende Gesangsleistungen entwickelt haben. — Wien. Im Hosburgthcater ist endlich Freytag'S Trauerspiel „Die Fabier" gegeben worden; eS wurde günstig ausgenommen und der abwesende Verfasser wieder holt gerufen. Dennoch möchte e» schwerlich oft gegeben werden können. Auch die Wiener Kritik findet ein große» Mißverhältniß zwischen dem einsichtsvollen Er kennen und dem Vermögen Freytag'S; die große dich terische Kraft, die Leidenschaft der Seele fehlt ihm. Alle Ecenrn, welche den historischen Hintergrund de» Stücke- bilden, all« Details, welche ein Gemälde der Helt und Sitte geben, sind mit bedeutendem Geist, dramatischem Geschick und künstlerischem Ernst gemacht, obwohl die Fabier sich sehr als uckermärkische Junker entfalten. Aber die menschlichen Motive und Konflikte deS Drama», die Tragödie selbst und ihre innere Entwickelung bezeugen die Schwäche dc» Dichter»; die Frage nach der Schuld de» tragischen Helden bleibt ungelöst. die sich aber, Dank dem gesunden Sinn de» Volks, al lerdings zu einer Gedächtnißfcier deS Octoberdiplom» gestaltete, bei der aber zum Vortheil der Koruna ce-cka auch nicht da» Geringste abfiel. Gestern Abend war auf der Sophteninsel eine sogenannte tschechische Bese da statt, bet welcher viele tschechische Fräulein» mit den Farben roth-blau-weiß Ostentatton trieben und eine ansehnliche Menge junger Herren in kamaren (nach der tschechischen „O. L.": die Tracht der alttschcchischcn Könige und der Engel!), erschienen waren. E» wmde ein Gedicht mit besonderer Bezugnahme auf da? Octoberdiplom vor- getragen. Der Etatthaltereiviccpräsident Da.on v. Kel- lerSpcrg hatte diese» Fest mit seiner Gegenwart bohrt. Lemtera, 20. Oktober. (W. Bl.) Soeben (2 Uhr Nachmittag») ist auf der Karl-Ludwig-Bahn die erste Lokomotive im Lemberger Bahnhöfe unter dem Jubel einer unabsehbaren Menschenmaffe glücklich angclangt. Trikfl, 18. Oktober. Der so viel besprochene Ma- rineunterschleifSproceß ist, wie die „Tr. A.' wis sen will, nunmehr beendet und scll dieser Tage die Pu blikation de» krieg».echtlichcn Urthcils über weitere vier darin verwickelt gewesene Individuen erfolgt sein. Bei dieser Gelegenheit erfährt da» genannte Blatt, daß die im Jahre 1860 entdeckten Defraudationen durchaus nicht jenen kolossalen Umfang hatten, wie ursprünglich die all gemeine Meinung war, da eS sich nun herausstcllt, daß die ganze Summe de» Schaden», welcher dem Acrar durch die eben abgcurthcilten Individuen zugesüzt wurde, sich auf nur ca. 20,000 Fl. beläuft, welcher Schaden übrigen» durch die rechtzeitige Sequestration deS Vermö gen» der Mitschuldigen vollkommen gedeckt Word n ist. In dieser im Verhältniß minder erheblichen Größe deS dem Aerar zugefügten Schadens dü.ftc auch d.r Grund liegen, daß Se. kats. Hoheit der Erzherzog Marirrcober- rommandant die den einzelnen Bethciligterr durch daS Kriegsrecht zucrkannte Strafe im Wege der Gnade ge mildert hat. Triest, 20. Oktober. (O. P ) Die am l6. d. Mts- hier und in Venedig wahrgenommeue Erdcrschütte- rung war auch in der Romagna, namentlich in Bologna und Ravenna fühlbar. In letzterer Stadl war eS die heftigste seit Mensch ngedenken. Rauchsänge stürzten ein, Mauern bekamen Risse, eine Kirche wurde beschädigt. Pesth, 20. Oktober. „Sürgöny" bringt folgende Mittheilung: „Die Behauptung der Blätter, der Ober- gespan-Stellvertreter Herr Eduard Kapy sei nach Wien gereist und er beabsichtige, dort seine angenommene Würde niederzulrgcn, ist unbegründet. Hingegen sind wir ermächtigt zu erklären, daß Herr v. Kapy mit dem Entschlüsse die Stelle übernommen habe und nach Pesth gekommen sei, in seiner amtlichen Wirksamkeit im Geiste des geleisteten konstitutionellen Eides sich nur konstitutioneller Mittel zu bedienen und sich auf Gewalt nicht zu stützen, ncch dar auf Anspruch zu machen; sowie rr demnach im Augen blicke der neulichen Demonstration danach strebte, daß jede Gewalt beseitigt und jeder Konflikt veimicbcn weide und nur die Demonstranten selbst tchuld waren, wenn diese Absicht nicht erfüllt wurde. Uebrigens beschränkte sich seine bisherige amtliche Wirksamkeit darauf, daß er alle jene Verfügungen, welche der Herr Vicegcspan Paul Nyary hinsichtlich der provisorischen Verwaltung des Co- rmtatS traf, bestätigte." — Die „W. A." meldet amtlich, daß Se. Majestät unterm 17. d. Mts. den Ludwig Freiherr« v. Van der ihm verliehenen Würde eines Obergespans de» Bor- sodrr ComitateS zu entheben geruht haben. Ofen, 19. Oktober. (O. P ) Die gegen die nunmehr suSpcndirte Stadtrepräscntanz von Pesth verhängte und von dem hiesigen Statlhalt rcirathc v. Havas ge führte Untersuchung wegen d.r bekannten, in der StruererecutionSangelegenheit an den bestan denen Landtag gerichtete Adresse ist jetzt zu eimm Ab schlüsse gelangt, welcher in seinen Folgen sür die Be treffenden eben nicht angenehm sein kann. Das auf Grund der dmchgeführtcn Untersuchung gefällte Urtheil ist bereits her abgelangt und wird in nächster Zeit zur Publikation kommen. Der Stadtrepräsentanz wird für -s Der in Mannheim lebende k. k- Major Gras Fr. v. Berlichingen-Roschach hat, wie die „Allg. Ztg." meldet, soeben in seiner „Geschichte dc« Ritters Götz v. Berlichingen mit der eisernen Hand und seine. Familie" (Leipzig, F. A. BrockhauS, 1861) die Acten dc» über GötzenS Bctheiligung am Bauernkriege geführten Pro «sie» zum ersten Male vollständig mit Zeugenaussagen und Urtel herauSgegebcn. Obgleich diese an und sür sich schon einen mäßigen Oetavband ausmachen, sind sic nur der viert« Abschnitt, ein mäßiger Theil des ganzen Werkes. Diese» beginnt mit der Selbstbiographie dc» Ritter- nach der besten Handschrift, die im Schlosse Neuenstetten aufbewahrt ist; dann folgt eine Sammlung meist ungedruckter Urkunden zur Geschichte Götzen?, 180 an der Zahl, denen die entsprechenden Regesten vorangest.llt sind, und al» Beigabe die Geschichte, Be schreibung und Abbildung der berühmten Eisenhand, mit einem art gen Kranz von Stammduchwidmungen und poetischen Gaben. Im Anhänge findet sich noch Zöpfl'S akademische Red« über die Hauplmannschaft Götzen» im großen Bauernkriege und schließlich die Familiengeschichte de» Hause» de» Herausgebers von den ältesten Zeiten bis auf unsre Tage. * Georg Herwegh, dermalen in Zürich, erhielt am 16. Oktober folgende telegraphische Depesche auS Turin: „Würden Sie den Lehrstuhl der vergleichenden Literatur in Neapel annehmen? Der damit verbundene Gehalt bc trägt 4000 Fr». De Sancti», UnterrichtSministcr." Her wegh antwortete durch den Telegraphen, daß cr an nehme. Im Atelier de» bekannten Maler» W Gail zu München befindet sich gegenwärtig ein Bild, welches den Besuch der Königin Marie von Neapel in den Käse matten von Gaeta vorstellt. Diese» poetisch aufgesaßte, lebendig und harmonisch durchgeführtr Werk ergreift den
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