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02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.08.1920
- Titel
- 02-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1920-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19200814028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1920081402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19200814
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1920081402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1920
- Monat1920-08
- Tag1920-08-14
- Monat1920-08
- Jahr1920
- Titel
- 02-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 14.08.1920
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«4. Jahrgang. « «L Soma»«»» 1«. August 1»r«. g»nIpi»ch«r-S<mml»i»umi»«r UUUU4. »a »r M,WiI„I«'r «»«N. Vo,,«o«-ck<aftflkc» b> Dr»»d«n a. vonMe, dÄ I»gl»ch M-tmal. Iutramm, m-m-v. «^0M-, ->»r1»0Lhr. OeAllgS'WkvUyk Nchlv^lw.. durch d.Poft d»! ILgl. zwrimal.Derland monall. SM., ol»vä>I>hrt. ÜH „ ,, D!» I Ipalüo» V7 au» dr»N» JeU» 2 W. Aul FomiUerxmzetaen, An,«tg«i mUrr AlULlÜtzN-^urelie. St«ll»n- ü-W->dnuns»marI,I, NpaUig- An. und Verdi! ul» 25»^ VorzugspUch» lau» ^ ^ ' T«ril. Auiwartlg« AustrLg« gegen Dorausbezahlung. Sinzclnumm« M Ps. Mchbruch»»»«, dEch» 1.Lr»«d««r «achr.l MtSM» — lluverlan^e SchrWwch« w«d<n »ich« uusbeuxchU. «GichUM»», «ch »-»plgestdW^o» Murlenstrali» I»L0. Druch u. vertag voa 0l«»sch » »etchardi ln Trend«». Voftlchech,Konto <»2»S L«y>zl». Russische PalrouMen im Korriöor. Jllowo beseht. Berk», 1». Lnyust. Bon der ostpreußischen Grenze wird hg» »Sok.-Anz." gemeldet: Soeben sind die ersten russischen Patrouillen nach leichtem Gefecht in Jllowo im Korrr- h»r eingeürungen. Der erste Ort bcS ehemals deutschen Gebietes ist damit von den Nüssen besetzt. LS stehen schon »eitere starke russische Kräfte westlich von Jllowo. Di« Vqlrn suchen Sold au durch einen Panzerzug zu iE««. den sie bis Fllowo vorschickten. Da aber selbst Tanks von russischer Kavallerie genommen wurde«, weil die Polen sie beim Hcraunahen der tscherkessischen Schwa be»« iw Stich ließen, kan« man das Schicksal Le» Panzer. Mg«L unschwer Voraussagen. Im Süden ist die Linre Wqfkow—Kaluszyn von den Russen überschritten worden. Königsberg. lg. Aug. Nach der „Neiüenbnrger Ztg." st»b die i» Fllowo eingerttckten Bolschewisten 3000 Mann nnd zwei Geschütze stark, frühere deutsche Sol. baten sind zu Gendarmen bestellt und eine Ein wohnerwehr ist gebildet worden. Gegen SHL UHr früh »«erbe das Feuer gegen Warzyu und Grodau er öffnet. daS die Polen um 3 Uhr erwiderten. Diese ver füge« hier über drei Batterien. Die polnische Regierung hat angeordnet, dag alle Pferde und alle» Biev aus dem Goldauer Kreis« nach Westpreu-ben a-bgeliesert werden fallru. was grobe Erregung verursachte. Im Soldauer -reis« haben die Polen wieder angesehene Persönlichkeiten verhaftet und sämtliche Einwohner zu Schanzarbeiten herangezogeii. Soldau ist nur von schwachen polnischen Trnppen besetzt. lW. T. B.s Königsberg, 13. Aug. Ueber die Lage an der Grenze wird berichtet, daß Soldau zurzeit unter dem Feuer berBolschewisten liegt. Au» Allcnsteiu wird gv- Meldet, daß die Polen im Kreise Soldau die Zurückziehung alles Viehes und aller beweglichen Güter angeordnet Häven. lW.T.B.j Berlin, 13. Aug. Etwa 1000 beutschstLmmtge Flüchtlinge aus dem Gebiet des früheren Kreises Soldau sind im Kreise Neiüenburg eingetrofsen. Sie klagen bitter über die Behandlung durch die Polen. Eine Kriegserklärung an Frankreich? Paris, 18. Aug. Dem „Daily Telegraph" zufolge soll in den mit der bolschewistischen Negierung in Verbindung stehenden Kreisen Las Gerücht umgehen, dah die Antwort der Bolschewisten auf die Anerkennung WrangelS durch die Franzosen eine offene Erklärung des Kriegs zustandes Sowjet-Rußlands an Frankreich sein werde. Yrarrkretch zieht die Anerkennuug Wrangeis »ichi zurück. Senf, 13. Aug. „Journal des DövatS" schreibt heute, daß Frankreich die einmal ausgesprochene Anerken nung des Generals Wrangel in keinem Falle zurückziehen werde. Ablehnung -es Wassenslillslanbes? Kopenhagen, 13. Aug. Einem Telegramm aus Warschau zufolge hat der Ministerrai einen Aufruf veröffent licht. in dem es heibt: Der Vorschlag auf Abschluß eines Waffen st ill st an des ist von der Sowjet-Regie rung abgelehnt worden. Sie hofft, Warschau zu er obern, um dort den Frieden nach ihrem Willen diktieren zu können. Die polnische Negierung appelliert an das ganze Volk, die Freiheit und Unabhängigkeit des Vaterlandes zu verteidigen, und erklärt gegenüber der zivilisierten Welt, daß sie nur einen dauernden und gerechten Frieden er streben werbe. Die Negierung ist fest entschlossen, jeden Zoll vaterländischen Bodens zu verteidigen. — Der Außen minister Sapiha hat an den Generalsekretär des Völkerbundes Druurmonb ein Telegramm gerichtet, in dem es heißt: Da Polen Mitglied deS Völkerbundes ist. teilt die polnische Negierung Ihnen amtlich mit, daß die Haltung der russischen Regierung das Ein stellen der Feindseligkeiten unmöglich macht. Die Sowjet-Regierung hat es abgelehnt, Verhandlungen über die Waffenstillstandsbedingungen cinzuleiten, nichtsdesto weniger hat die polnische Negierung nicht aufgehört und iverb auch nicht aufhören, alles Mögliche zu tun, um zu einem annehmbaren Frieden zu gelangen. Sie weist aber lebe Verantwortlichkeit für di« Verlängerung des Kriege- zurück. Diese fällt ausschließlich auf die Sowjet- Negierung. lW.T. B.I Sine Prozession in Warschau. Meberausnahme Ler russischen Ossensive. Mianer Drahrdcrlcht der «Dredd». dlachrtchlc n".» Rotterdam, 13. Aug. iNcnter.) Die Russen haben an der Front Pultusk —Plock die Ossensive wieder aus genommen. Sie greifen mit schwerer Artillerie und Be- schteßung aus Flugzeuge» an. Die Polen ziehen ihre Linie hinter Pultusk zurück. Königsberg, 13. Ang. Nach hier eingegangenen Mel dungen haben die Bolschewisten Pultusk genommen. Die englische Presse gegen Frankreich. London, 13. Aug. Das offiziöse Organ Lloyd Geifrges, der „Daily Ehronicle", sagt zur Lage: Frankreich müsse sich klar machen, daß cs. wenn es beab sichtige, weiterhin eine Politik zu verfolgen, die die eine Partei in Rußland gegen die andere ausspiele, indem cs Munition, Ratschläge und Geld gebe, bei der Ausführung dieser Absicht allein stehen werde. Das englisch« Volk »erlange den Frieden und wolle nicht in irgendeinen Krieg bineingeschlezwt werden, der kein anderes Ziel habe als die Beseitigung der Freiheit derer, die zu schützen versprochen worden sei. — „ Evening Standard" schreibt im Leit artikel: Die vorsätzlich« Haltung der französischen Regie rung gegenüber Wrangel muß, wenn die natürliche Ent wicklung ihren Fortgang nimmt, das ganze System des englisch-französischen Z us a m m e n a r b e i t« n S, da- die europäische Politik 1ö Fohre lang beherrschte, be seitigen oder doch in weitgehender Art ändern. — »Pall Mall Gazette" schreibt: ES ist schwer, die be klagenswerten Folgen des französischen Vorgehens zu über treiben. Frankreichs Handeln bringt die Ergebnisse der bisherigen Zusammenarbeit ernstlich in Gefahr. — Der »Star" meint: Heute zum ersten Male seit dem August 1V1< sind wir verpflichtet, öffentlich unser Bedauern und uusere Besorgnis über einen Schritt der französischen Re gierung zu äußern. — „We st min st er Gazette" lagt: Wir werden sehr erfreut fein, wenn noch eine kleine Pforte gefunden wird, durch die die englische und die französische Regierung aus der verhängnisvollen Sackgasse enteilen können, in die sie geraten sind. Wir müssen uns aber ehrlich klar machen, daß die Differenz zwischen Eng land und Frankreich eine grundsätzliche Differenz ihrer Politik ist. -(W.T.B.) London. 13. Aug. DaS Neutersche Bureau erfährt: Seyen der Anerkennung des Generals Wrangel sind in Frankreich durch Vermittlung der englischen Botschaft in Paris vorläufige Forderungen gestellt worden; eS ist aber keine direkte formelle Note abgegongen. Die englische Negierung wird sich genau an die Vereinbarung halten, daß keine Maßnahme gegen die Sowjet- Regierung unternommen wirb, bevor die Haltung der Alliierten tn der Waffenstillstands- und KrtedenSsrag« deutlich geworden ist. Die englische Regierung wird genau so bandeln, als ob daS isolierte Vorgehen FrankretchS nicht erfolgt wäre. IW. T. B.) London, 13. Aug.. ,L>aily Mail" mißt in einem Leit artikel Lloyd George die Schuld am dem französischen Vorgehen bei. Das Blatt weist darauf hiu. daß Lloyd George seine Mitteilung an di« polnische Regierung, er hält« die polnischen Vorschläge für diskutierbar, gemacht habe, ohne sich zuvor mit der französischen Regierung zu beraten. Die französische Antwort auf dieses Ver hallen Lloyd Georges sei die Note an Wrangel ge wesen. (W. L. B.j Warschau. 13. August. Die polnische Hauptstadt war gestern der Ort einer riesenhaften Prozession, bte Gott bat, er solle die Stadt retten. Mehr als 100 000 Personen nahmen an der Prozession teil. Dte unterbrochene Verbindung Moskau— Warschau. Amsterdam, 13. Aug. In einem Moskauer drahtlosen Telegramm ersucht Tschit scher in die englische Negie rung, bei den Polen daraus zu dringen, daß die Sabo tage in Warschau aushöre. Die Warschauer drahtlose Station habe keine Mitteilung an die russische Station ge sandt und gebe aus die Anrufe der russischen Station tu Moskau keine Antwort. sW. T. V.j England gegen -ie deutsch-russische Verbindung? Paris, 18. Ang. Der Londoner Vertreter des „Petit Partsien" will von autorisierter Sette erfahren haben, daß die englische Regierung, die vor zwei Tagen den Polen den Rat gab, die Waffen st ill st anüSbedinguuge» der Sowjets in ihrer Gesamtheit anzunehmen, sich nunmehr nach Anhörung der Sachverständigen dahin entschieden Hab«. zu erklären, daß die Bedingung der Bolschewisten, freie Verfügung über die Eisenbahn Wolkowysk— Grajewo zu erhalten, die einen Teil der Linie von Moskau nach Königsberg bilde, unannehmbar sei. Wenn diese Linie unter bolschewistische Kontrolle gestellt würde, so könne sie nach einem Uebcrcinkommen zwischen Moskau und Berlin in eine russisch-deutsche strategische Linie sl) umgewandclt werden, die jede Verbindung zwischen Polen und den Alliierten verhindere. kW. T.P.) Keine „deulsch-russische Allianz^. Berlin, 13. Aug. Die Pariser Ausgabe des „Newyork Herald" bringt die Nachricht von einer angeblich in den letzten zehn Tagen zwischen Deutschland und Sowjet-Ruß- land geschloffenen militärischen, politischen und wirtschaft lich» Allianz, die dte Umstoßung deS Versailler Vertrages zum Zwecke haben soll. Diese Nachricht und die daran geknüpften Kombinationen sind ebenso wie die gleichartigen früheren Folgerungen völlig aus der Luft gegriffen. ES handelt sich offenbar um eine Preßkam- pagne die den Zweck hat, unsere klar umschriebene Neu tralitätspolitik zu verdächtigen. >W. T. B.i Deutschland an bie Sowjet-Regierung. Haag, IS- August. ES wird bestätigt, daß in Berlin ein Funkspruch der Sowjet-Regierung an Minister Simons erngegangcn ist, der fragt, ob die polnischen Trup- pen, bie füll im Abstimmungsgebiet zusammenziehen, ent- waffnet und interniert werben. Die deutsche Regier rung wird darauf antworten, daß sic im Sinne ihrer strengen Neutralitätserklärung die polnischen Trup. pen. di« auf deutsches Gebiet übcrgetreten sind, bereits tnteruteri hat und dies auch künftig tun wird. Französische Befürchtungen. Paris, IS. Aug. Ter „Temps" schreibt: Frankreich habe den Eindruck, England wolle mit Gewalt eine Konferenz zusammenbringen, auf der Deutschland und Sowjet-Rußland vertreten sein sollen, eine Konferenz, auf der Frankreich gezwungen werden würde, eine Revision des FricdcnSvertrageS von Versailles über sich ergehen zu lassen, sowie den Verlust der notwendigen Garantien für seine Sicherheit, also vielleicht auch die ganze oder teilweise Annullierung der Wiedergutmachung, auf dte es ein Anrecht habe. Der Wrangel-Konslikl. Baron Wrangel, der bisher tn der Krim und in der südrussischen Provinz Taurien eine mehr oder minder be scheiden« Rolle gespielt hatte, und von dem mau gelegent lich nur durch eine Siegesnachricht oder die Meldung einer Niederlage gehört batte, ist mit einem Mal« in den Vorder grund des Interesses in der hohen Politik getreten. Er ist zum Zankapfcl der beiden führenden Berbandsmächte ge worden und hat zu einem neuen klaffenden Riß tu der bereits seit langer Zeit brüchigen Lntonte eorckialv geführt, die man in den zahlreichen Konferenzen in London. Pari^ San Remo, Boulogne und Hythe nur notdürftig nach außen hin immer wieder zusammengeflickt hatte. Frankreich hat sich, nachdem man eben erst unter der üblichen Betonung völliger Heberet»stimmung in Hyth« die Machtlosigkeit gegenüber Sowjet-Rußland festgestellt und eigentlich nichts zu tun beschlossen hatte, wieder einmal ein« Extratour ge leistet. indem es nicht nur feinem Geschäststräger Kon ferenzen mit den so ungern gesehenen Londoner russischen Gästen verboten, sondern vor allen Dingen di« Regierung deS russischen Generals Wrangel offiziell anzn erkennen beschlossen hat. Man kann eS sich vorstellen, daß dieser Schritt, von dem tn Hvthe nicht im geringsten dir Rede gewesen ist. in London wie eine Bombe eingeschlageu nnd Lloyd George Wort« der Ueberraschung und Besorg nis entlockt hat. Bor aller Welt wird damit offenbar, wie schwankend die Brücke war, die in Hythe über die Kluft zwischen Lloyd Georg«, der Polen am End« seiner Kräfte glaubt, und Koch-Milleran-, die Po-en bei richtiger Organ:- sation und tatkräftiger Hilfe noch immer für stark genug zum Widerstande halten, geschlagen wurde. Da in feiner chauvinistischen Verblendung ««bekehr bare Frankreich kann nicht au>S seiner Haut heran». SS kann sich zu -er klugen Realpolitik Englanbs nicht auf schwingen. nnd eS mag Milleranb schwer genug geworden sein, nach der Konferenz „lächelnd" zu erklären, «an denke nicht daran. HilfStruppen nach Polen zu schickem. Immer enger zieht sich der Gürtel um Warschau, der Zusammen, bruch der von Frankreich in» Leben gerufenen polnischen Großmacht, die Deutschland im Osten mit feste« Kralle« um klammern sollte, wird immer drohender, und Frankreichs Gloir«, di« di« anfänglichen polnischen „Heldentaten" als eigene in Anspruch nahm, mithin auch di« fetzige Niederlage als eigen« schmerzlich empfinden muß, verdunkelt sich stark Da bringt man es nicht übers Her», untätig znzusehen, wir sich daS Schicksal Polen- vollendet, und wie Lloyd George Polen die Annahme der „schmählichen" russische« Bedingm» gen empfiehlt. Dem französischen Chauvinismus ist e» un erträglich, Polen im Stich z« lassen, und so tut Millerand etwas. waS er schon einmal mit der Besetzung Frankfurts mit gutem Erfolg« unternommen hatte: Er stellt England vor eine vollendete Tatsache nnd zeigt Polen, daß eS noch immer her Unterstützung Frankreichs sicher ist. Damals, in der Frankfurter Angelegenheit, hatte man als Aegwiva lent in San Remo dte vollständige Entwaffnung Deutsch lands und die Reduzierung der Reichswehr, die dann in Spa unter der scharfen Einmarschdrohuug durchgcsctzi wurde, erreicht. Wiederum ist Millerand seinem Minister- kollegen in den Rücken gefallen, und wenn Lloyd George seine Reise nach der Schweiz, wo er mit Giolitti zusammen treffen will, ebenso aufgtbt. wie Millerand seinen Besuch im Wiederaufbaugebiet unterbricht, so erhellt daraus de: Ernst der Lage. Daß Frankreich offen auf einen Bruch mit England hinorbeitet, ist keineswegs anzunehmen Vielleicht geht man schon tn der Annahme zu weit, daß es den Verband «ruf eine bestimmte Politik sestlegen will Wahrscheinlich ist vielmehr, daß man in der Erkenntnis der völligen Ohnmacht gegenüber Rußland glaubt, etwas tun zu müssen, waS nach einer, wenn auch nur moralischen Unterstützung Polen- auSsieht, da man anders nickn helfen kann. Ein Ausfluß wirrer Gcfühlspolitik und ver letzten Nationalstolzes ist dieser neueste Seitensprung MillerandS. Trotzdem aber ist es verständlich, daß Lloiio George dadurch sehr unangenehm berührt ist. Er hat eS Millerand leicht machen wollen, den Rückzug anzutreten, in dem er die ganze Sache als einen Irrtum der A-gence Havas erklärte. Da aber Frankreich den Weg bisher nicht beschrifte» hat, ist wohl damit zu rechnen, daß es an der Anerkennung WrangelS festhält. Allerdings beeilt sich der „Matin", zu erklären, daß die neue Lage zu einem lebhaften Meinungsaustausch zwischen London und Paris führen werde, in dem Frankreich wohl ein englisches Entgegen kommen in den Forderungen gegenüber Rußland erwartet, um den neuen Riß zu verkleistern. Frankreich ist nicht damit Genüge getan, die Unabhängigkeit Polens garanttert zu sehen, eS glaubt, ein militärisch starkes Polen gegen Deutschland zu brauchen, und darum liebäugelt es weiter mit allen nur denkbaren Möglichkeiten. Polens Widerstand zu versteifen. Deswegen möchte eö natürlich auch dem General Wrangel, der als einziger Sturmbock der Entente zur Entlastung der polnischen Front in Südrußland vor- geschickt ist. jede nur mögliche Hilfe angedcihen lassen. Aber General Wrangel dürfte bie Entwicklung der Ereignisse in Rußland kaum entscheidend beein flussen. dazu ist er militärisch und auch an politischer Macht viel zu schwach. Es ist darum um so weniger ver ständlich, wie Frankreich gerade Wrangel zum Gegenstand des neuen Konflikts mit England gemacht hat. Baron Wrangel ist deutsch-russischer Abstammung und wird im Gegensatz zu seinen Vorgängern Denikin und Koltschak als ein Mensch von hervorragenden menschlichen und Führer- eigenschaften geschildert. Er ist als suuger Kavallerieleni nawt im zaristischen Heer in den Krieg gezogen und hat sich sehr bald- infolae seiner tapferen und unerschrockenen Hak-
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