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Dresdner neueste Nachrichten : 02.03.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-191103029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19110302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19110302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1911
- Monat1911-03
- Tag1911-03-02
- Monat1911-03
- Jahr1911
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 02.03.1911
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Nk. 60. xkx. Sagt-au- Donnerstax ELZF W VII. DresdiierNeuefteNachrichEst i « l l suseigenr insan se o yne zeue toitet iiir Dresden nndvoroeie Wi» »z- suemakce so vi» sur m anstand eo Is. usw-W rosi. Die zweiipaitigesietiamezeiie iiirDregden a. umgeht-us t sit-, für answåris 1,0 111. Bei Bieder- Wnam nnd Jahresamiiiyen Ruban nach TariL chifires kvümn 20 Pf. Jnieknie von qusmäkts werden nur gegen ismazpezqhmng aufgeno»«mmen. Fiik das Erscheinen an Wmuncn Tagen und Platten wird nicht garaniieri. seie ,gpniichc9l»ilfaabe voanierqirn unzulässig Unsre Dresdnet ad auswarkigenAnnahme-hellem sowie iiimiiicheiinnoneeni Minionen im Jn- und Ausland nehmen Jnieme In Originals-reifen und srabasien an- - Viele Nummer umfaßt 16 Seiten. R- Mku il und 12. Deutscher Reichstag Seikaä siehe yGetiitlne und ueyckkalajunum Von unserm HiMitarbeiter. · « . » Berlin. 28. Februar Von einem höheren Beamten, der Gelegenheit W die Vorgänge und Zusammenhänge bei Minister kknikeinents hinter den Knlissen zu verfolgen, er hakke ich folgende Mitteilungen: Der Rücktritt des Staatsiekretärs«.ii r at k e wird nicht nur vom Publi kum, von der öffentlichen Meinuna seit langem mit Ungeduld erwartet, sondern auch in der Beamten- Wischie betrachtet man einen Wechsel in der Lei- W des Neiihspostamtki als die Erlösung von vielem War Die Klauen über das System Krätte mit keinen Einipatungen stets am falschen Orte nnd icincn hanritriiuhend unloaiichen ~Reiortnen« find i» d« letzten Zeit ins Ungeheuerliche angeschwollen Ziigar der Kaiser, dessen uostalifeher Verkehr, dessen Telearanime und telephonische Fernverbindun gen mit ausaeinchter Präzision nnd Fixigkeit besorgt werden, iit neuerdings mehrmals hinter die unglaub lichen Riirkftändigkeiten und Eigenfinniakeiten des Ewigen Reaimes gekommen und hat erkannt, daß has Gebäude des großen Meisters Stebhan von "ieiner einstiaen Höhe nnd Povularität tief hinab qenliiien ist in einein bureaukratifchen Sumpf« ans dem es nur von einen hervorragenden Oraanifator wieder ani festen Boden gestellt werden kann. Jst der Erschaizfekretär des Reiches und der ieitiae breuiiifche Handelsminisier der Mann dazu? Es qilt in leitenden Kreisen, fast möchte man iaaen qnch unter den Kollegen des gewiß febr ehrenwerten deren diieinhold Sndow als ausgemacht. daß er »lein Talent-« hat, daf; er zwar ein höchst gewissen hafter Vureanbater, aber auch ein ebenfo sehn-una nnd iniiiativelofer Resfortchef ist. Seine aeftriae imnabu n dre de iit nicht fein Verdienst und »wenn-C sondern hierzu wurde ibm erst fürsorglich ni- Riicken gestärkt; er selbst hätte diefe Gelegenheit einer interessanten Tat wohl kaum erkannt. Als er seinerzeit. nachdem er das Ei der Reichsfinanzretorm ausgebeutet hatte »geleat« wurde es ia non andern keinen --, da hoffte man, daß er feine Tage in be linnnilithereni Ruhestand beschließen werde. Und is gab damals-, Mitte Juli 1909, auch in den befi nnteriuhtetften Kreisen eine Ueberraschung- als khtn bei dein aroisen Bethmanmßeviretnent die Nachfolge Telbrücks im preußischen Handelsminifteriuin anzu netcu befohlen wurde. lieberrafcht war man nicht nut, weil Herr Svdow, ftatt gegangen zu werden »cinsz hinmtterverfeizt wurde«, fondern auch weil man gehofft, ja bestimmt erwartet hatte, daß Herr Werniuth nicht Staatsiekretiir des Reichssehavo onus-, sondern preußischer Handelsminifter werde. Wermntb iit der beste Fachmann der preußischen bandeldverwaltuna nnd gilt neben KiderlemWiichter als dei« tüchtigste nnd in gewissem Sinne foaar mo denijie Minister überhaupt, den wir habenL » Jth wäre der Platz an der leitenden Stelle im preußischen Handelsministerium für Exz. Wermuth wieder spei, dieser wird lich aber ietzt wohl kaum mehr dorthin lehnen, nachdem es ihm in der Reichss- Unabhängige Tllllkszcilllllg. Größte Verbreitung in Sachsen. verwaltung gelungen ist, Etatbilanzsrüchte von den Disteln der letzten Finanzresorm zu pflücken. Wenn als eventueller Nachsolger Sndows im preußischen Ministeramt der Unterstaatssekreiiir Dr. Richter. der zeit im Reichsamt des Innern, genannt wird, so ist diese Meldung ,gut kombini-ert«. Sehr wahrschein lich ist es aber, daß wir noch eine ganz besondere Ueberraschung erleben, von der schon seit einer Woche gemnnkelt wird, von der aber niemand etwas Be stimmtes weiß, weil sie wie schon so viele Ueber raschung-en in Donaneschinaen ausgedacht, in Berlin erst ausgepackt und der verblüfften Ocssentlichkeit über-reicht werden dürste. Fürst Egon zu Für stenberg hat, wie kein andrer. das Ohr des Monat-den Die Umgebung des Fürsten dementiert zwar hartnäckig nnd systematisch- daß der Fürst sich mit Politik beschästige, ja, daß er überhaupt ie ein Wort tiber Politik und Staatsverwaltung ntit dem Kaiser wechsle. Man aeht aus Kosten der Redutation des Fürsten so weit« zu verbreiten, daß er gar keine Ahnung von solchen Dingen habe und derart naio sei, daß der Kaiser ost laut auslache über die primi tiven Anschauungen seines Freundes, was Regie rung, Verfassung, Parlament usw. betrisst. Man sein daß der Fürst zu Fürstenbera bei Prof. Schmoller oder Zorn die Vorlesungen nur belegt, aber nicht ge hört hat, jedenfalls weiß er gewisse politische An sichten sehr ensergisch wiederzugeben War doch auch gerade er der einflußreichste Gegner des »sündhast liberalen-« Kanzlsers Biilow. Er sührt mit konser vativen Politikern eine lehhaste Korrespondenz und dars, uqu es einmal rund und recht herauszusaaem als das tntime und unaussällige, vielleicht sich selbst am wenigsten als solches bewußte Werkzeug der herrschenden und treibenden Politiler anaesproeben wer en . . . Die Kabinett-innig in Fromm-it Von unsern- Pariler J.tMitarbeitct. , Paris. 27. Februar. Der Rücktritt des Ministeriums Briand bat eine sehr verwickelte Situation geschaffen. Darüber herrscht nur eine Meinuiia. Ueber die Lösuna der Krisis geben allerdings die Meinungen sehr» ausein ander. Die Sozialradikalen seben sich als die Sjeaser an; sie stützen sich darauf, daß sie Briand aeitiirzt haben iind deshalb das künstiae Kabinett von dein Chef desßlocks der Linken, Combes, oder lda dieser jweifellos ablebnen würdet von Berteaux, von Entl aur oder einein andern durchaus links stehenden RadikalenAaebildet werden müsse. Herr Jaures ist derselben iisicht und erklärt sikb bereit, die Kollekti nisten wieder in die revublilanische Mebrbeit einzu führen, was natürlich den völliaeii Ausschluß des rechten Fliiaels der Republikaner, der Gemäßigten, im Gefolge hätte. Die Sozialisten babeii allein reibt. Das Votum voin Freitag, das Herrn Briand liuin Rücktritt veranlaßte. bat keineswegs einen Sieg der Combtsten gebracht, da die Mehrheit der Kammer sich aeaien ihre Tagesordnung aussprach Diese Mehr- Yit hat ausdrücklich ·die Versöhnunasmetbode riands autaebeißein Die Eombisten aber schreiben aus ihr Programin als ersten Punkt den unerbitt lieben Antiklerikalismus. Das bat aber die Kammer in eben jener Abstimmung abgelehnt Der Senat ist nokb viel weniger zu solch intransiaentem Tun ge neigt, und das Land erst reibt nicht. Man kann so aar saaen, daß. die Mehrheit des Landes ans seiten Nebakikon und Hanptgefchäftdstelle Herdknandstraße 4. FetnsorekzszLiktjogY-LW»ffExpedition Nr. 4571. Verlag Nr. sti. Briands steht und das Parlament sich direkt in Gegensatz zur Mehrheit der Wäblser ietzt, wenn es eombistische Politik wieder ausnehmen sollte. Die Mehrheit iund das wird Briand in seinem Ab schiedsbries an den Präsidenten der Republik offen bar heworbebeni bleibt der Briandschesn Politik treu und ist vor allem antiiozialiltisch- wie» das Land. Darum hat Herr Jaures recht, wenn er behauptet, daß eine combistische Regierunanur Sinn hat, wenn sie mit den Sozialisten gemeinsame Sache macht- Ohne dies liegt kein Grund vor, den Briandisten. d. h. dem gsemäßigten Teil der«Radikalen, die Herr schaft zu entziehen. So erscheint den-n der Traum der Verteaur, Pelletan. Eaillaur, Eheron, Viviani, Criippi, ein eiaenes Ministerium zu»bilden, unmen lich, denn nimmer kann Herr Fallidres nach dem Eisenbahnerstreik und angesichts der· C.-G.-T.-Gesabr des Antiniilitarismus und des Antipatriotismus der Sozialisten eine Kombination autheißsen, die die Republik direkt in die Arm-e der Kollektioisten stift ren würde und z. B. einen Berteaux an der Spitze gätte der die Wiedereinstelluna der entlassenenEisem ahner und die Dulduna der Eisenbabnerstreite aus sein Banner schreibt- Und da Herr Fallidres nicht der Mann der hefti gen Maßnahmen ist, wird er, ohne die Combisten ab zulehnen, einen Mittelwea einschlaqen Man hat ibn bereits site ihn aesunden. Vor allem wird der kunstiae Ministewräsident nicht aus der Kammer hervorgehen, sondern aus dem verständiger-en Senat. Damit ist die Hauptaesahr. die Kandidatur der Ber teaux, Caillausgund andern rücksichtsloien Streben überwunden. s en aber wir-d der Präsident der Re publik nach den üblichen Besprechunqu zuerst mit der Yilduna des Kabinetts beaustraqenk Zweisellos deneenatorPoincarO der schon zurzeitWaldeeksNouss seaus als Ministerpräsident ausersehen war und dessen Situation sich seitdem nur gebessert bat. Pein eare aber ist nicht der Mann der Combisten. Er bat immer so weit rechts aestanden, wie Briand etwa Mute steht. Er war ehe-dem aanz aemäsziat, aina mit eline und Ribot und hat im Grunde nur die leichte Wandlung in einen Linksrepnblikaner durchaemaeht, der sich die iiinaeren Gemäßiaten wie Deschnnel, Barthou usw. nach dem Triumphe des Radikalismns nicht entziehen konnten, wollten sie nicht jeder poli twen Arbeit entsagen nnd, wie die alternden Meline, Nil-oh Annard, mehr oder weniger sich in eine revublikanische Opposition von rechts verlieren. Poincare qeht als-o vermutlich demselben Schicksale entgegen« wie im « nhre 1899, die äußerste Linke wird ihm Pedinaunaen stellen, die er nicht erfüllen kann, und io bat man denn auch bereits den Namen des Senators bereit, der das nächste Ministerium zu standebrinaen wird: Moiiis, der ehemaliae Justiz minister Waldeck-Nousseaus, Radikaler, Combist, aber nicht so unsnmpatlzisch sür die Nichtcombisten wie die Verteaux usw. gird er versuchen. DelcnsseZ Des khaneL Potneare selbst- vom rechten Flügel der reunblikanijchen Mehrheit her-einzuziehen und so ein Kot-zentrationskabinsett unt-er Ausschluß der Sozia listen zu bilden? Dies wird der erste Wunsch des Prasidenten der Repnblik sein. Die Fraae ist nur« ob Deschanel, ob Deleasså sich zu einem so weit links stehenden Kabinett beraeben werden, ob sie nicht lieber ein rein combistiiches Kabinett sehen, um sich fiir dessen Nachfolne auswivaren Ueberdies dürfte Delcnssd Anspruch aus die Konseiluriisidentichast er heben· Jedensalls sieht man im nächsten Ministe rium Berteaur, wahrscheinlich alg Jnneriiminister- Caillaur, aber nicht als Finsanzminister. Cheron, den Vimgeschicktsen Unterstaatssekretajr Clemeneeam riand, Vivi»ani, Freund der Eisenbahnerksowie den Seineprasekten de Seines als Minister des Aeußeren Denn es erscheint ausgemacht daß sinnt-eng In Dresden und sofort-n non-nich . M- Its Drum-l IN MI. frei Deus- dnrch lafre freut-»Funk- Ist-am -0 Of» pro Ductus hi- Its. frei pas-. Im des heil-se »Ist-Insect- lesesck oder Im hk stunk W Fliege-te stinkt-· se is If. pro Monat uns-. cifibezug in Deutschland and des des-fest- solt-stets Ins-. A Im .Jlluftr.Ne-seste« mactL sc Pf» pro Qui-t- LILN « s ohne Jllustr. Beilage . 69 · · · 20 « It Oelmstelssllsöstss susz A MEDIUM-. Unkoste- mnth 1. Kr. drob-It CI sk· sugg. B ebnesllnstr. Beilage , 1.42 . . M - Dach dem Auslande ver Kunst-. pr. Woche 1 M Muth-In UU- Pichorh der seit· üktzer 4 ofahre-n dem· Quci dDriav verstand, aus »almluben Gründen wie Briand für erste ganz zuruxtireten wird, er hat die Sache fett, er ist der Treiben-ten der Combiiteu, die gede ordentliche Arbeit ersichwerem überdrüssig. Es eißt übrigens- Briand werde nach einer wo lverdienten Ruhepause eine SJHroßomaime Kampoane gegen die Unduldfmnkeit der adikalen von links und zuasuniten einer ver iöbnlichen inneren Politik in Angriff nehmen, um eine ernste demokratische Reaierungsogrdei zu schaf fen, die unter Ablehnung der tleinlubcn Streben oolitik des Combismuö die Reoudlikcmer wieder idealeren Zielen zuführen wird. Es wird ein Feldsggagsegcn den Parlamentarignmz wie er fest gehan bt wird. « "·" II . i Das Kabinett Mö. Die in dem vorstehenden Artikel unsres Pariser Korrespondenten zum Ausdruck gebrachten Ex toäaungen und Zweifel finden ihre öfuna nun in dem Entschlusse deüä Vrasidenten Fallteres. den Senator Mosis t der Kabineitsbildunq zu be trasuen Monte, ein Führer der Radibalen, ist 1846 geboren unsd seines Zeichens Rechtsanwalt. 1885 bis 1891 war er Deputierter, seither gehört er dein Senat an. Im Ministerium Walde sßoullean war er Justizminifter. Er war einer der wenigen Par lameniarier, die in den Sturmiahken der Drei-fus zeit den Mut hatten, für eine Revision des Prozesse gegen Drenfnö einzutreten Wie aus Paris ge meldet wird, zirkulierte dort gestern abend folgende Kabinettgliste, die als oerläßlich gilt: M o nis Prä ssdiutn und Innereg, Cruspt Initia. Ribot Aeußcres, D c l c aj f e Marine, B e r te an x Krieg. Scuaior Gauth te r Finanzen, Dr o n Handel, C o u o b a Unterricht, E a i l l a u x öffentliche Arbei ten. God a r d Arbeitsminiltscrium Me fsi mv Koloniem S a r r a ut Ackerbam B o n c o u r Schöne Künste Dies wäre mit Ausnahme Ribots. der zu den Gemäßithadikalen zählt, ein v öllta homo genez kadikales Kabinett Der amtierte Kultus-inmitten Bau uuiewi parlmöutariicheu Mitarbeiter. e. Berlin. 28. Februar. In der Budgetkoinuiifsion des preußischen Abge ordnetenhauseschat man sich dieser Tage eingehend über den A ntiin o der n i si en eid unterhalten, nnd das Ergebnis dieser Verhandlungen war, daß der Kultusminister v. Trott z u Solz zugeben mußte, daß er vom Vatikan gründlich dupiert worden ist. Schon bei der ersten Lesung des Kultusetatz war der Minister wegen des Antimodernisteneids interpelliert worden, und er hatte in seiner Antwort, die sich anf- Jnformationen deutscher Kirchenfitrsien stützte, die ganze Sache als eigentlich harinlos und unbedeutend hingestellt. Inzwischen ist nun jener aussehenerregende Brief des Papstes an den Erzbischof von Köln, Kardi nal Fischer, veröffentlicht worden, der die Angelegen heit denn doch in einem wesentlich andern Lichte er scheinen ließ. Aufs neue interpelliert, mußte Herr v. Trott eingestehen, daß die ihm zuteil ge wordenen Jnformationen zum mindesten nicht er schöpfend gewesen seien. Danach hätte man an nehmen m-iissen, daß die dem geistlichen Stande angehörenden Oberlehrer an den höheren Schulen den Eid nicht zu leisten brauchten, tatsächlich sei er aber von ihnen verlangt worden. Also hier war der Minister einmal hinter das Licht Geführt worden. Daß den beiden Oberlehrern, die den d verweigert haben, Die stille Stadt. Von Professor Dr. P. lltrth (Wien). Nachdtuck verboten- Weitentriickn in sauste Träume eingesponnen ichiäit die Dornrödchenstadt ihren Zauberichlai. Nichts kühtt lich in ihr und um sie heru·ui, sacht und sanft schleichen die Jahre hin, ohne daß sie sich den« Schlum. mer aud den Augen wischte. Und wenn sie einmal iiir kurze Zeit den todedähnlichen Schlaf unterbricht, isschlclit ed nur, uin laut zu Zähnen nnd sitb dem liebgewordenen Müßt gange au s neue sure-geben DadEindringen der äonnenstrablen wehrt sie innner Abs im halbschattem der tbr zarte Kühlung gewahrt, Will sie sich am wohlsten, und so stehen alle Häuschen Ihnewandt vom Sonnenschein da. i lsch De - ein aniarenstoiz, bestig, eindr ng - et ichiitierndi Wer-fährt den Gotiedsriedem den lange ge- Uåhttein niemals ewaltsaut unterbrochenen? Send bvten der neuen Zeit sind ed, die in den Bannkreis M Schlased treten und den Ausbruch einer neuen ilera klindetn Keiner ausiviiblenden lßevolutilvn Vksdkset sind ed, die den Bsttrger des kleinen Städt chFUS aus dem Schlase rtitteln, sondern Komödiantein M Leben und Bewegung bringen, die alte, gesestete MUnsdiåtze umstiirzen und das träge dabinslieszende Blut dck Pfablbiirger zu rascher-ein reiben anseuern Wams Hart stoßen die Gegensätze aneinander-: Spieg- Mtget und Gaukler. Konservative und Revolutioniire MIM sich im ossenen Kampfe messen oder ihres Wesens Art untereinander mischen. Lärmen, Hastem Toben crfullt die iraumumsponnenen Gäßchcndcr Stadt; der Aufruhr briiilt iiber den Hauptplasz hin, die sautns lekkssten Bürger eilen geschäftig aus und ab, ihre Rube it aufgestört der ons- Femd ist da. Im Nu ist die Stadt eine andre geworden; wo sich eben noch träge Bürger räkelten, die nur an ded lselbe- Woblsabrt dachten, gehen ietzt Dirnen umher, IS Hkgtfügte Ghebande lockern wollen, und stattliche Sanger milden sich uin die Gunst allzu willsäbriger Frauen. Und alle die Menschleim die bisher rn ig W Tsvttiätnqem fah-en wie vom hoc-u Geist ve- WM Mit erkennen den Eint-euch einer neuen Mk« US Miso ste, die vdlli Ueltiernem anirtltteln Fa Und die nen in den destaiten der Komddtanten n scket und Ausriibrer sandte.s Alle werden von dein sum Geiste Oksadtz Oevatter Schneider und Band åuhmccher Anqu ihm sitzt und etc-vom rasen VVU M tioierenisisdddey Frauen und tin r zieht er in seinen Bann und felbft der Pfarrer der stillen Stadt musi ihm feinen Tribut zollen. Solches erzählt Heinrich Mann in feinem jüngsten Werke »Die kleine Stadi«·«), dein merk würdigen Seitenftiiek zu seines großen Bruders Roman ~lttinigliche Hoheit-c Ein auffälliger nare-l lelidmusi Bei Thomas der Roman des kleinen Land elzend, bei Heinriig der der kleinen Stadt, Jn ihrer Art freilich find eide ltJJriinisiie»riehiei)en, ia, einander völlig wesend remd. T oniad ift gefestigier, ruhiger, ~sas?licher«, einrich schärfer, ironiicher, ftiirinii sei-· Es si eine S nfonie, die ei- koinponiert bat, in vollen, tollen Akkorden, iui ftijrkften Prefto und Fortissimo, das nur fiir kurze Zeit zu einem melancholiichercn Aväoote krnzioso herabgestininit wird. In jeder Finficht ift der Roman einer hinreißenden, fort raufendcn Sinfonie zu vergleichen. Das eingangs angefelilagene Thema wird ganz wundersam nariiert und bis zur Erschöpfung durchgearbeitet. Ed ift kein Roman der großen Konflikte oder der ftillen Seelen ftiinmungen. Es ist ein zart gebauter Mikrokosmus, den der Dichter errichtet bat, nicht Menfchen find die Deldem sondern die Stadt felbft in allen ihren Ver änderungen und Veräfteliiiigen. So stellt sich die Dichtung als eiii unerhört neuartiges Kiinftgebilde dat, als eine raffinierte Weiterbildung der Roman form, der immer neue Jinpulfe zu geben Heinrich Mann fa auch schon früher emsig bemüht war. « Wir alle kennen die kleine Stadt, die er schildert- Sie lebt deni Tage und in den Tag hinein. «Jeder Fortschritt auf fokiialein oder geiftigem Gebiete ist das Refultat heißest gefiibrter Kämpr die monatei langt alte Köpfe erhitzen und die älteften Freund iN en in die Brücbe sieben lassen. Welche Leiden f fteii dabei niitzloö entfesselt werden, die weit besser höheren Zwecken dienstbar gemacht würden, welche M ttel angewendet werden, um der einenen Sache Juni Siege zu verhelfen, zu welchen Debatten ed onimi, die von allen Beteiligten fiir furchtbar wirb tig gehalten werden, all das find eigentlich traurige Kapitel inder Entwicklungsgeschichte der Menschheit Und weit deutlicher tritt hier die allgemeinite nisenicbi liebe Gigenitbain der Egoiömud« in die Erscheinung Or allein entscheidet fehr oft iiber die vitalftenFraaen nnd gt damit auch richtuniiiaebend für weiterreiedende sitt-f liesuiigen. Weil in einer Kleinftadt der Führer der bürgerlichen Parteien die Schlosser, Sei-reiner oder Dreebsler nor den Kopf gestoßen bat, wird nicht er, sondern ein Sozialift in den Reichdrat entsendet. Id Leu-um im Insel-ekla- ’ Wie sich in den Köpfen der Kleinstädter die Welt malt, das zeigt Heinrich Mann mit wundervollcr An ichaulichkeit nnd in einemFarbenreitbtnm der seines gleichen sucht- Er ist der Meister der Bewegungs schtlderungx alles slieszt bei ihm gleich einein aurae n den Strome-nie ist eine Selunde lang Stillstand zu perseiehnem immer bringt er Massen aus die Beine in ihren Empsindunaem Begehrlichkeiten und Son derbestrehungen. Aherwie reich und oieliältia glic dsert er die Masse! Wie sein ist jedes einzelne In dividuum abschattieri und disserenzierti Bis aus die Gesten getreu wird es kinematoaravhistb festgehalten, und immer neue Toben bringt der Dichter aus die Szene, die blendend åchiilert und laleidoskopartig ab wechslungsreich ist« in ewiges Getriebe herrscht aus dem Maritulatze des Städtchens, seit es die Komö dianten aus sein-er Ruhe ausgescheneht haben. Und ieder einzelne Bewohner gibt vor. den Interessen der Allgemeinheit zu dienen, indes er nur selbstsuchiiaen Erfolgen nachiaat. Aber eines ist freilich allen ge meinsam: die Liebe zur Musik, die sie beseligt und erhebt. In ihr weben nnd leben sie alle« sie allein vermaa es, dieses stumpssinniae Völkchen aus seiner Leihargie auszuriittelm und sie allein ist es, die in diesem Philisterinm einen Knltnrsaltor ansmachi. Der Roman der Stadt verträgt keinen Helden und keine Heldim Alle und doch keiner stehen im Mittelpunkte des Getriebes, der Chor steht im Mittel punkte der Handlung. Aber nicht als eine kompakie Masse, sondern aiomisicrt, in seine kleinsten Teile ausgelöst, wovon jeder selbständig spricht, a er immer gleichzeitig mit den andern, wodurch ein betäubendes Brausen und Surren entsteht, das sinnbetäubend um die Ohren tönt. Der Roman mühte anders gedruckt sein! Nicht hintereinander, sondern nebeneinander sollten die Zeilen stehen, zu unendlicher Breite aus gesponnen. Denn immer sprechen alle gleichzeitig, sie überstiirzen sich in Aeußerungen der Anerkennung und noch mehr der Anklage. Auch ihr Denken seziert Mann, ihr Jnneres legt er in all seinen Einzelheiten bloss. Immer haben alle gleichzeitig kritische Regun gen, nie geht das kleinste Ereignis vor - und es gehen nur kleine Ereignisse vori —, ohne daß Mann til-erzeugend darlegte, was der Apotheker, der Kans mann, der Bäcker, der Gchlächter darüber denken. Und er sagt niemals, das sie allesamt tdricht darüber den ken, das sie Kirchturmgedanken haben, das sie von ihrer kleinbiirgerlithen Sphäre so gar nicht abstrahieren können. Er obiektiviert ntti hdehsters Kunst und steht immer mit unersehiitterlither Ruhe hinter seinem Kunstwerke. Wie hätten alle andern. wenn sie den Roman der kleinen Stadt geschriebcni hätten, ironisch dreingepoltert und sich von der Höhe ihrer retsercn Kultur über die armen Kleinstädtcr lustig gemacht. Mann läßt dies den Leser besorgen, der sich seine eigenen Empfindungen über das Den ken und Treiben der Spießer des Städtchens selbst zxårechtleqen dars, ohne daß ihn der Dichter dabei st· r c. Einen hebt er ein wenig höher aus der Masse empor, den Führer der «Fortschrittspartei« des Städtchens, den Øldvokaten Ferruccio Belotti. Das ist die Gestalt, die den trockensten Patron zum schreiendsten Lachen fortreißen muß, so echt, so wahr so lebend hat sie der Dichter umrisfen. Schon daß er den kleinstädtifchen Streber zum Adootaten machte, der seit vielen, vielen Jahren kein Buch lad, aber »unentwegt« für sagenhafte Ideale kämpft, iit ein prachtvoller Zug. So sind sie, diese Bezirksbergen die große Reden halten, das Ausstellen einer Bogen lainne für einen persönlichen Erfolg halten und von der Höhe ihrer Jsreigeisterei auf das »pfa·ffisch« ge linnte Volk mit Verachtung herabblicken. Die immer die tönendften Worte im Munde führen und rastlos am Volkswohlc arbeiten, worunter sie natürlich nur ihren höchftpersönlichen Ehrgeiz verstehen. Die glauben, daß die Welt auf sie blickt, wenn sie im Gemeinderate von Tuntenhausen eine »große« Rede halten oder in der »Gloeke des Bolteö« einen Artikel lchreiben. Die dem Volke huldiaen nnd es oerfluchen, je nachdem es ihrer Eitelkeit frtint oder fich von ihnen abwenden Mit dieser Figur Zebt sich Manns Kunst wcrk über die Sphäre des ndividnalitätdrotnans hoch empor und wird sum llassischen Topenrontan. Es ist auch literaturhistoriich ein unaeheurer Fortschritt. Satire auf Aleinftädterei ist und nichts Neues, seit Kooehue sie oooularisiert dat. Aber wie wenia trifft seine und seiner Nachfolger Satire doch ins Zentrum und wie erbarmungtlos tut es die nngesuchte Ironie Manndl Sie teilt niemals Kol benstdße aud, sondern kitzelt nur mit feinen Radeln Alter die unbarmherziaem unaufhdrlichen Nadelftiche wirren weit mehr als die daaeldicht deradfaufenden Giebe. Und den erlosenden Satz igricht endlich der Gastwirt Achille. der meint. al- sich ie Ciadth wei heftia streitende Parteien waltet: Wie wird m I schäft darunter letdenl« Das iii die somit- die Kultur, der Idealide der kleinen sitt-der U Geichäftt Wehe dem, der es beeW M bemerkt HEFT-EIN irr an tu- W er . e w re e , die Streitenden müssen sich versöhnen, dass-e Ist MT von einander wissen. DieKleriralen W dich-li-i
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