Suche löschen...
Sächsische Volkszeitung : 10.02.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190302105
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-02
- Tag1903-02-10
- Monat1903-02
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 10.02.1903
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^r'c-cint täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn« u. Festtage. Bezugspreis: Vierteljährl. 1 Mk. 50 Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 6858. Sci außerdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. vucbtlruclttlei. Ikaalttion unä Srrcdättrtteller Dresden, Pillnitz» Straße 43. 9! 2. 33. Inserate werden die «gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit 15 Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Uhr. Fernsprecher: Amt l. Nr. 1566. 2. Jahrgang. unterrichten und erziehen und ihnen niemand ein Hindernis Die „freie" Airche iin „freien" sozial- demokratischen Jukunftsstaat. Unter den verschiedenen Tieren der Eidechsengattnng in das Chamäleon von sprichwörtlicher Berühmtheit gewor den wegen des raschen Wechsels in der Farbe seiner Haut. Tie Färbung des Chamäleons ist nämlich sehr verschieden, je nach dem jeweiligen Gemütszustände, nach Temperatur und Beleuchtung. Wegen dieser Fähigkeiten, in allen Farben zu schillert:, und je nach Bedürfnis und den Verhältnissen entsprechend seine Farbe zu wechseln, empfehlen wir der Sozialdemo kratie das Chamäleon als Wappentier. Nichts ist nämlich den Sozialdemokraten so zuwider, als wenn man an sie die Frage richtet, welche Gretchen an den iie umschmeichelnden Faust richtet: „Sag', wie hast du's mit der Religion?" Gerade wie Faust antworten sie dann mit einem Schwall .von Redensarten, mn bei den Hörern den Eindruck zu gewinnen: „So ungefähr sagt das der Pfarrer auch, nur mit ein bischen andern Worten." b'.il'l mail sich aber damit nicht zufrieden, sondern will eine enene und klare Beantwortung der Frage, so »vird die Ver legenheit groß, zumal in Gegenden, wo die Volksmassen nach christlich denkeir und es daher für die Sozialdemo kratie geboten ist, ihre christentmnsfeindliche Faust in der Tasche ZN machen. Eben jetzt vor der Neichstagswahl zieht die Sozial deinelratie wieder ans den Gimpelfang lind hat zu diesem Zweit ihre Leimrute mit allerhand schönen Redensarten von Toleranz und religiöser Duldung, vom Privatcharakter der Religion lind anderen höchst verlockend aussehenden Sprüchen pmeden. Taß ihr aber von der katholischen Presse die Henchler- maste vom Gesicht gerissen und die ganze Hohlheit und Faöemcheinigkeit dieser Redensarten enthüllt wurde, ist zumal den sozialdemokratischen Blättern arg in die Parade geicchre». Tech mit der Geschwindigkeit, mit welcher eine Maus ein Wch sucht und findet, hat diese Presse eine neue Aus rede ersonnen, die etwas niedriger gehängt zu werden ver dient. weil hier der sozialdemokratische Biedermann in seiner ganzen Verschlagenheit sich bloßstellt. Man versichert jetzt: die Sozialdemokratie habe nichts weniger im Auge als eine Vernichtung der Kirche und des (slirmeutmns. Ihr kirchenpolitisches Ziel sei kein anderes als die „freie Kirche im freien Staat". In den Verei nigten Staaten von Nordamerika sei ja das bereits dnrch- genilnt und die Kirche fahre sehr gut dabei. Deshalb sei ec- ein blutiges Verbrechen, die Sozialdemokratie der h'lirisleulmnsfeindlichkeit zu bezichtigen. Also singen die Genossen, doch es ist ein falsches Lied. Wollen wir einmal den utopischen Gedanken einer srcicn .Kirche im freieil Staat näher treten, so ergibt sich als crite Bedingung eines solchen friedlichen getrennten Nebeneinander von Kirche und Staat die gegenseitige Anerkennung der Existenzberechtigung. Kann und wird aber die sozialdemokratische Znkunftsgesellschaft der Kirche Achtung eiltgegenbringen und ihr Anerkennung zollen, nachdem sie jetzt bereits vom wildesten Gottes- und Kirchen- haß glüht? Hält sich jetzt nicht schon mancher Genosse für berechtigt, an Kirche und Christentum sein Mütlein zu kühlen und den Befähigungsnachweis, ein echter Genosse zu sein, durch christentmnsfeindliche und gotteslästerliche Aenßernngen zu erbringen? Die Freiheit, welche der Kirche in dieser Gesellschaft der Zukunft blüht, wäre eben eine Vogelsreiheit, die jedem das Recht gibt, einen erbitterten Kampf gegen dieselbe zu führen. Danil würde sich zeigen, das; die Sozialdemokratie Freiheit nur für sich kennt, für die Andersdenkenden aber, zumal für christlichdenkende Menschen nur die unerhörteste Gewissenstyrannei übrig hat. Das zeigt sich ja jetzt schon. Wie jubelt die Sozial demokratie den französischen Kulturkämpfen! zu, »veil sie die Kongregationen austreiben helfen und diesen vorab die Schule nehmen. Tie Schule hat ja in der sozialdemokratischen Gesell schaft die Aufgabe, den Unglauben in die .Kinderseele ein- znpflanzen, wie das ja Liebknecht auf dem Parteitag in Halle ausgesprochen hat: „Ter Religion können wir bloß dadurch ZN Leibe gehen, daß wir die Religion des Ein zelnen ruhig Religion sein lassen, ihm aber Wissen bei- bringen. Tie Schule muß gegen die Kirche mobilisiert werden, der Schulmeister gegen die Pfosten; richtige Erziehung beseitigt die Religion." Tie Schule soll also den Totkrieg führeil gegen die Religion! Aber ist nicht eben die Erziehung der Kinder in der Religion der Eltern das erste unveräußerliche Recht der selben? Ist das nicht eben die praktische Betätigung der vom Staate garantierten Gewissensfreiheit? Gibt es eineil unerhörteren Eingriff in die Gewissensfreiheit, als wenn inan gläubige Eltern zwingen will, ihre Kinder in Schulen zu schicken, wo ihr Glaube und ihre Religion systematisch bekämpft werden? Diese unerhörte Gewissenstyrannei ist aber eben das, was die Sozialdemokratie meint, wenn sie sagt: „Religion ist Privatsache." Der Hinweis ans die Vereinigten Staaten von Nord amerika ist ein recht unglücklicher Mißgriff: einmal deshalb, weil dort die Kirche der Ruhe sich mir erfreut infolge der allgemein herrschenden religiösen Gleichgiltigkeit. Wo die Jagd nach dem Dollar alles Interesse verschlingt, bleibt nichts übrig für die großen religiösen und philosophischen Fragen. Sobald aber eine Gesellschaft auf einer philosophischen Weltanschauung sich ansbanen null — und die Sozialdemo kratie sieht ja das Fmidament -für ihre Gesellschaftsordnung in der materialistischen Weltanschauung — da ist der Kon- flikt unvermeidlich; und dann, »veil in den Vereinigten Staaten die Katholiken ihre Kinder in ihren eigenen Schulen Ul UlUl Dagegen besagt das sozialdemokratische Programm von Erfurt- Das Ziel der Sozialdemokratie sei: „Verweltllchnng der Schule und obligatorischer Besuch der öffentlichen Volks- schulen"; also die sozialdemokratische ZnknnftSgesellschast er richtet religionslose Schulen. mü> die Eltern werden ge- zwnngen, ihre Kinder in diese Schulen zu schicken. Und das heißt der sozialdemokratische Tausendkünstler: „Freie Kirche im freien Staat." Ter Mann scheint sein eigenes Parteiprogramm nicht zu kennen, denn sonst tonnte er nicht zu Ausreden seine Zuflucht nehmen, welche dem eigenen Parteiprogramin schnur stracks znwiderlanfen. Oder gehört eine solche Heuchelei vielleicht in das Kapitel von der sozialdemokratischen Taktik? Herunter mit der Maske! Die Aurxfuscherei. Ein großer Sensationsprozeß hat in der letzten Woche in Berlin zweifellos mehr Aufmerksamkeit ans sich gezogen als alle hochpolitischen Debatten in den Parlamenten. Ein Mann mit dem klangvollen Namen Nardenkötler und ein Arzt mit dem nicht ganz so schönen Namen l)r. Kron- heim standen vor Gericht, angeklagt der gröbsten Kur pfuscherei und der Beihilfe hierzu. Herr Nardenkötter. der sich selbst als „Chemiker" bezeichnet!-, tatsächlich aber mir eine Zeitlang Apothekerlehrling oder -Gehilfe gewesen war, nachdem er das Gymnasium notdürftig bis Untersekunda dnrchgemacht hatte, war der Inhaber des Geschäftes, wenn auch nominell — verschiedener Osfenbarnngseide wegen, die er früher schon geschworen — seine Frau als Inhaberin galt. Nardenkötter betrieb nicht etwa irgendwelche „Wnnder- knren", noch hatte er irgend ein neues Allheilmittel erfnn- den. wessen sich andere Kurpfuscher gewöhnlich rühmen; nein, er pfuschte in der allergewöhnlichsten Weise den Aerzten ins Handwerk. Dazu gehörten weiter nichts, als ein paar Tausend Mark, um den nötigen Tamtam in Inseraten schlagen zu können; er inserierte aber nicht in Berliner, sondern mir in auswärtigen Blättern, »m nicht genötigt zu werden, seine Patienten in persönliche Behandlung zu nehmen. Jedenfalls fürchtete er. daß hierbei sein Nimbus sehr bald verblassen würde. Darum beschränkte er sich auf briefliche Behandlung und inserierte nur in auswärtigen Zeitungen. Und diese Inserate hatten einen kolossalen Erfolg. Zn Tausenden strömten Herrn Nardenkötter die Heilnngs- bedürftigen zu, und Frau Nardenkötter und ihre Wirt schafterin hatten alle Hände voll zu Ihn», »>n die ein- lausenden Postanweisungen einznkassieren und zu buchen. Es hat sich in dem Prozeß heransgesteltt, daß Narden kötter Einnahmen hatte, wie die ersten medizinischen Auto ritäten Berlins, nämlich von :'»«»«)«»«») Mk. jährlich und mehr. Dagegen spielen die kärglichen Löhne, die er seinen Ge Iin Goldfieber. Ein Noman aus dem Kapland. Von Erich Friesen. i Zorlscbiina) (Nnchdruck vl-rbolen.) XI. Trotz des wundersamen, sonnentvarinen Wetters, trotz der blütenvollen Schönheit der Natur ringsum, trotz der freudigen Stimmung, in die der Brief ihres Verlobten sie versetzt hat — Irene findet die nächsten Tage langweilig imd uninteressant. "ady Elisabeth ist krank. Nach der Abreise ihres Bruders hat sie das Zimmer »licht mehr verlassen. Die Unterredung mit ihm wirkte derart ans ihre schwachen Nerven, daß sie kaum imstande ist, einen klaren Gedanken zn iassen. Irene bittet die Freundin, sie Pflegen zn dürfen. Doch Lady Elisabeth »veist dieses Anerbieten fast schroff zurück. „Laß mich allein! Es macht mich nervös, jemand im Zimmer zu haben. Geh' spazieren oder schließ Dich andern Hotelgästen an!" — Und Irene läßt sie allein. Tagtäglich unternimmt sic lange, einsame Spaziergänge die Meeresküste entlang oder in den Botanischen Garten oder in die nahcgelcgencn Terser. Oder sie sitzt in ihrem Schlafzimmer, ein Buch i» der Hand, in dem sie gewöhnlich nicht liest. Weitab schweifen ihre Gedanken — hin nach Kapstadt, hin zn dem «ieliebten .... Die Zeit schleicht ihr wie eine Schildkröte dahin. Wäre der Aufenthalt in Port Elizabeth doch erst zu Ende! Wäre sie doch »viedcr in Kapstadt! Oder wäre »vcnigstenS Lord Roberts da! In seiner Gesellschaft hat sie sich nie gelangweilt. Tcede Stunde, jede Minute bot irgend eine Abwechslung. Leine Unterhaltung, voll von Pointen, Geist und Witz, hielt sie stets völlig gefesselt. Und wenn sie einmal des Redens müde waren, dann half die Musik aus — die Musik mit ihrer tiefen, bedeutungsvollen Sprache, in welcher Herz zmn Herzen spricht und die Seelen nnverschleiert ein- ander sich nähern .... lind jetzt? Auch Paul läßt nichts mehr von sich hören. Seit jenem Briefe, welcher sie so unendlich glücklich gemacht, hat er nicht wieder geschrieben, trotzdem sie durch einen vier Seiten langen Brief voll zärtlichster Worte antwortete. Unbegreiflich! . . . Auch heute steht Irene wieder, wie jetzt so oft. allein am Fenster des kleinen Privatsalons. Sie fühlt sich besonders verstimmt. Ihr ist es. als ob etwas Geheimnisvolles, etwas Schreckliches sie umschwebe — etwas, das sich ans sie herabsenken, sie erdrücken müsse. Gedankenvoll blickt sie über die majestätisch heran rollenden Fluten — hin in der Richtung nach Kapstadt, wo ihr Geliebter weilt, nach Westen, »vo jetzt mit all seinem leuchtenden Glanze der heimgehende Sonnenball den tief blauen Himmel purpurn färbt. Tränen steigen in ihre Angen. Das herrliche Schauspiel des Sonnemmtergangs wirkt stets ans ihr sensitives Gemüt — doch heute mehr denn je. Vielleicht, »veil sie so allein ist ... . Ganz in ihre trüben Gedanken versunken, bemerkt sie nicht sich rasch nähernde Schritte, auch nicht das Oesfnen der Tür. Da legt sich auf einmal eine Hand auf ihren Arm. Sie fährt herum. „Henry!" Eine Plötzliche Freude wallt in ihrem Herzen ans. Impulsiv streckt sie dem Manne die Hand entgegen. „Da bin ich »vieder, Irene!" „Ja, und ich bin froh darüber." „Wirklich?" Er zieht sie an sich und drückt einen Kuß ans ihre Stirn. Sie fährt zurück. „Erschrecken Sie nicht! Es ist nur ein Verwandschaft, licher .Kuß. Irene! Ich bin ja Ihr Knsin!" Die Worte sollen scherzend klingen, und doch bebt seine Stimme. lind auch Irene erzittert. Zaghaft blickt sie zn ihm empor. Ta befällt sie ans einmal eine furchtbare Angst. Sie hat etwas in seinen Angen gelesen, etwas, das sie »och nicht versteht, das sie aber mit Entsetzen erfüllt, etwas, das sie instinktiv vor ihm znrnckschrecken läßt. Erbleichend tritt sie einen Schritt znrück. „Was haben Sie, Irene? Fehlt Ihnen etwas?" „Nein, mir fehlt nichts. Elisabeth ist krank." Irenes Stimme klingt eigentümlich schroff. „Schon lange?" „Seit Ihrer Abreise." „Und Sie sind seitdem stets allein gewesen? Armes Kind!" „Ich bin nicht zn bedauern, sondern Elisabeth." „Hat sie einen Arzt konsultiert?" „Nein, sie wollte nicht. Sie sagte, sie sei nervös. Ein Arzt könne ihr doch nicht helfen." Lord Roberts Brauen ziehen sich zmammen. Daß seine Schwester sich auch gar nicht beherrschen kann! Un- verzeihliche Weiberschwäche! Einige Augenblicke verharren beide noch schweigend am Feilster. Dann ladet Lord Roberts Irene durch eine Handbewegnng zmn Sitzen ein und nimmt selbst neben ihr Platz. Wiederholt blickt Irene ihren Vormund von der Seite an. Woher kommt es nur, daß er ihr heute in ganz andern, Licht erscheint, wie sonst? Auch Lord Roberts fühlt sich nicht vollständig Herr der «itnatlon. an» Kienes Stirn ihr Plötzliches nnerwarteteö Znrück- chrecken vor ihm — die Nachricht, die er noch in, Vorbehalt » ßo hat dies alles macht den sonst stets über- lege,len Mann nnrnhig. fast verlegen. Er weiß nicht, wie -r ,einer Nachricht beginne» ,ail.... !»> ..,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite