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Dresdner Journal : 11.02.1859
- Erscheinungsdatum
- 1859-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-185902118
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18590211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18590211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1859
- Monat1859-02
- Tag1859-02-11
- Monat1859-02
- Jahr1859
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- Dresdner Journal : 11.02.1859
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.V »4 A —— 1859 Freitag, den 11. Februar. rtzmmmmnt-pretst: - d r-I,Ir. lOK^-. in ».«»-» t Im LualnnLa 1 .. 10 „ ,, .. l »ritt kvit - unä iloaatUeb in vr»»L»»! 15 btxr. s 8t«wp«Iru- Lloieloe Kummer«: 1 kk-r. ) »ctrla- l»io»a. »nserlrnpretse: ktlr s«o kaum «liier -«»palteoen Leil«: 1 kk-r. H»t«r ,,t:io-«»»l>ar" cli» 2«ii«: 2 b»'-r. Erschrinrn 1°«-Iicd, mit ^nonidoie 4er ^oon- uo» kolort»-«, Xbons» kör Sen kol-eoSen 7^»- Dres-nerIommal. Verantwortlicher Redakteur: I- G. Hartmann. >»chr»tr«miiuch«r «uwürt-: I>«lx,i,: pn. k»»«>,v«rri-r» , Cnn,ml»«I<>n«> >l«, l>r«,ckr»«r Soar»»l-! eb«uS»«»IK»t: tl. t10u»»»; Uten»: li--t»> «»r»,» L larttu: Oaviivo'irk« ltu-I-b., I«»re»u^ Lrowen? b! ^«'»rorrin rrantiduN «. N S-»- 8u«>>t>»»»II.i >»»oov«r: Uuni rairrrn - Itu- reuu; LLIn: >vui.r r»rie- v. L-övixr»»., (28, ru, tl«e »><,»« vukn»-); kre^: tu. Lunr-ic»'» Iju^IikanSlun-. Herausgeber: Xöuigl. klrpeSilion >1«, OreoSner Sournal», DrvoSeo, bt»rieo»lr»,se dir. 7. Amtlicher Theil. DreSde», 7. Februar. Seine Majestät der König haben heute da» Abberufungtzschreiben de» bisherigen Groß britannischen außerordentlichen Gesandten und bevollmächtig ten Minister» an AllerhöchstZhrrm Hofe, de» Ehrenwerthen Franri» Reginald Korte» entgegen zu nehmen geruhet. DreSdea, 8. Februar. Seine Majestät der König haben dem zum Großbritannischen außerordentlichen Ge sandten und bevollmächtigten Minister an AllerhöchstJhre« Hofe ernannten Augustus Berkel,- Paget ESq. heute eine Partikular »Audienz zu Uebrrrrichung seine» Beglaubigung», schreiben» zu eriheilen geruhet. Dresden, 8. Februar. Se. Majestät der König haben dem Bibliothekar Allerhüchstihrer Privatbibliothek, 1)r. z,kü. Julius Petzholdt, den Charakter eine» Hofraihe» in der IV. Klaffe der Hofrangordnung brizulegen geruhet. Dresden» im Januar. Seine Majestät haben dem königlich preußischen Consul für Serbien Friedrich Ra fael Meront da» Ritterkreuz de» Aldrechtordrn», sowie dem Kanzler bei dem königl. preußischen Consulatr zu Jassp Wilhelm Schurig da» Ehrenkreuz gedachten Or den« zu verleihen geruhet. Dresdr«, am 7. Februar. Mit allerhöchster Ge nehmigung ist dem Reiter Earl Heinrich Kühn in Grimma von der dritten Schwadron de» il. Reiterregi ment«, für dir von demselben am 3. August vorigen Jahre» mit eigner Lebensgefahr bewerkstelligte Errettung »ine« Kinde« vom Lade de« Ertrinken« in dem dortigen, von der Hochfiuth der Mulde überströmt gewesenen sogenann ten Sauteich« dir Lebensrettungsmedaille in Silber mit der Erlaubniß, dieselbe am weißen Bande zu tragen, ver liehen worden. Nichtamtlicher Theil. Uiberftcht. Telrgraphischr Nachricht«». Zeitm»gsschau. (Napoleon III. u. Italien. — Oesterr. Eorrespondrnz. — Ost-Deutsche Post. — Oesterr,ichische Zeitung. — Lage«bote au« Böhmen. — Kölnische Zeitung. — Rationalzeitung — Neue Preuß. Atg. — Frankfurter Postzeitung.) Tagrstzrschichte. Dr»«den. Kein» neuen Berichte über da« Befinden der Erbgroßherzogin von To«cana. Agent — Mitins Dt. i» Skala- Berit«: Bom Landtage. — München: Prinzessin Luitpold. Bewilligungen für wissenschaft liche Zweck,. — Stuttgart: Freiherr v. Wächter -s. — Wiesbaden: Au« den Kammern. Militär« ein berufen. — Itzehoe: Bon der Ständeversammlung. — Pari«: Die Eröffnung der legislativen Session. In halt der TageSblätter. Truppen in Algier eingeschifft. Prinz Napoleon. — Ancona: Verhaftungen. Post beraubung. Neuer FestungScommandant -Genua: Telegraph,nverbindung mit Malta. — Madrid: Au« den Corte«. — London: Politisch, Aktenstücke. Au« dem Parlament,. Indische Nachrichten. Anleihe er wartet. — Bukarest: Da« neue Ministerium. — Ostindien: Da« Pendschab. — Amerika: Die Zustände in Mexiro- Dresdner Nachrichten. (Stenographenfest. vr. Wolf sohn'« Vorlesungen.) Prnviazialnachrichten. (Chemnitz Schwarzenberg Kö nigsbrück. Oeffrvtl. Gerichtsverhandlungen. (Dresden.) Wissenschaft, Kunst und Literatur. Statistik u. Volkswirthschaft. Inserate. Tageskalender. Börsennachrichtrn. Telegraphische Nachrichten. Turin, Mittwoch, S Februar. In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer wurde die Regie- rungsproposition wegen Contrahirung einer An leihe von SO Mill. Lire mit I I« gegen 3S Gtim- men angenommen. Graf Cavour sprach bei dieser Gelegenheit energisch wider Oesterreichs verletzende, durch Thatsacheu kundgegrbrue italienische Politik, rühmte Frankreichs au» iu der Thronrede drs Kaiser- ausgesprochene Sympathie gegen Piemout und drückte die Hoffnung aus, England, das jelht wrgeu der orientalischeu Frage sich zu Oesterreich hinneige, werde wieder die Haltung aunehmev, die es auf dem Pariser Cougresse gezeigt, und Italiens Emancipation begünstigen, nachdem eS die Uebrr- zeugung gewonnen, daß sich die Zustände in der Lombarde» nicht gebessert hätten. Belgrad, Mittwoch, 0. Febr. Der Skupschtina ist heute der kaiserliche Berat über die Investitur drS Fürsten Milosch mitgetheilt worden. Die Skupschtina hat gegen den Inhalt desselben auf das Lebhafteste protrstirt, weil weder der Erblich keit noch der Bolkswahl darin Erwähnung ge- scheheu sei. Dresden, 10. Februar. Wir fahren In der gestern abgebrochenen Beleuchtung der vielbesprochenen französischen Broschüre fort. VI. Dieser Abschnitt handelt zunächst von den Zu ständen Roms. Wir finden darin, ohne freilich etwa« Neu,« zu erfahren, die militärische Besetzung Rom« al« eine anomale, doch nothwrndigr Thatsache, indem da« zu künftige Haupt de« italienischen StaatendundeS derselben nicht entbehren kann, ohne Oesterreich oder die Revolu tion elnrücken zu sehen; die wohlmeinenden Absichten PiuS IX.; seine schmerzlichen Enttäuschungen; dir Schwie rigkeiten und Verlegenheiten der Verschmelzung der kirch lichen und weltlichen Autorität im Kirchenstaate; di, Doppelst,Uung de« Papste« al« Oberhaupt der Kirche und als italienischer Fürst zur nationalen Frage; endlich dir Unmöglichkeit, eine italienische Armee zu bilden, sowie dir Blüthe de« Räuberwesen«, mit der eS so weit ge kommen, daß die Bewohner der Romagna die österrei chische Herrschaft „dulden", die ihnen wenigsten« Sicher heit bietet. Die Broschur, bezeichnet nun al« drei drin gende Bedürfnisse: l) die Versöhnung de« kirchlichen Re giment« mit einem legalen und regelmäßigen politischen Regiment im Kirchenstaate; 2) die Unabhängigkeit de« Papste« von den Fragen der Nationalität, de« Kriege«, der Bewaffnung, der innern uud äußern Verthridigung; 3) die Bildung eine« Heere« von Staatsangehörigen und dir Ersetzung fremder Okkupation durch den Schutz einer -evügendrn und tüchtigen italienischen Streitmacht. Wir werden sehen, in welcher Weise die nächsten Abschnitte diesen Forderungen Genüge zu verschaffet suchen. VII. Hier kommen wir der eigentlichen Frage näher. E« handelt sich um Piemont, da« ,,an Wichtigkeit und Ruhm viel gewonnen hat." Wir müssen hier den Wor ten der Broschüre etwa« genauer folgen. ,,Piemont", so heißt «1, „hat einen Platz in den europäischen Angelegen heiten und in der Geschichte Italien« errungen. Um jedoch seine noch ganz neue Macht zu befestigen und seine Sicherheit im Innern, wie nach außen zu begründen, ist seine Regierung gehalten, zweien Interessen zu ge nügen, welch, beide leidend sind, dem Nationalinteresse und dem religiösen Interesse." An diese Prämisse knüpft die Broschüre folgende Betrachtung: Die italienische Idee ist die Leidenschaft de« König« Victor Emanuel und die Fahne de« Cabinets Cavour; sie hat unter dieser Lei tung Alle« hervorgebracht, wa« ihr unter den gegenwär tigen Umständen hervorzudringen gegeben war, und sie konnte in dieser Beziehung nicht weiter gehen, ohne den Krieg hervorzurufen, d. h. mit andern Worten und kla rer auSgedrückt: Die Leidenschaft der italienischen Idee hat bisher Nichts hervorgebrachl, als Sardinien eine außer allem Verhältniß zu seiner Größe stehende Schuldenlast aufzubürden, einen Zustand der Unruhe über die ita lienische Halbinsel zu verbreiten und alle Hebel in Be wegung zu setzen, um einen ungerechten Krieg Hervor zurufen. Piemont, heißt eS nun writrr, kann indessen ohne groß, Gefahren nicht auf dem Punkte bleiben, wo es sich befindet, eS muß unbedingt Mittel finden, die Hoff nung, die e« erregt, zu erfüllen, soll e« nicht allen Ein fluß in Italien verlieren und selbst von Leidenschaften überflügelt werden, die seine VolkSthümlichkeit gegenwärtig Im Zügel hält. Zugleich wird auf da« kirchliche Zer- würfniß hingewiesen, in welche« sich die sardinische Re gierung schon vor längerer Zeit murhwilligerweise gestürzt hat und welche« mit einigen ministeriellen Erklärungen jetzt nicht mehr zu heilen möglich ist. Und au« dieser doppelten Sackgasse — die Broschüre selbst gebraucht die sen Ausdruck — soll nun Sardinien nicht ander« herau«- kommen, al« mit Hilfe irgend einer großen That, welche dem Nationalinteresse ein Unterpfand böte und ein Mittel, e« mit dem religiösen Interesse auSzusöhnen. Dir Er haltung de« atatu, quv dagegen führte unbedingt den Krieg al« politische« und da« Schisma al« religiöse« Er- gebniß mit sich. Den Zustand, wie er ist, schildert damit die Broschüre ziemlich richtig; die Schlußfolgerungen, dir sie daran knüpft, sind aber lediglich durch Wünsche und keineswegs durch die Verhältnisse selbst gerechtfertigt. Die Ver mengung der kirchlichen Frag, mit der politischen ist eine durchau« willkürliche und unnölhige. Die Versöhnung mit Rom auf diesem Gebiete liegt in den unzweideutig ausgesprochenen Wünschen de« Lande« und findet ihre Behinderung allein in dem Widerstande eine« Cadinet«, welche« zu Aufrechthaltung seine« Programm« und seiner Stellung der Unterstützung der antikirchlichen Partei be darf Hier liegt also keine Schwierigkeit vor, mit deren Lösung sich Europa zu beschäftigen hätte. Ander« kann e« sich mit der Frage verhalten, wie Sardinien, wie die piemontesische Regierung au« der nationalen Sackgasse herauSkommrn könnet und hier sind wir billig genug anzuerkennen, daß dke Verantwortung für diese verrannte Stellung mehr al« eine der europäischen Mächte zu tragen hat. Wir könncn, um aufrichtig zu reden, Oesterreich selbst dieser Verantwortung nicht ganz entbinden. So wie e« zu den eigenthümlicksten Episoden de« orientalischen Krieg« gehörte, daß eine Macht zweiten Range«, welche, dem Kriegsschauplätze fern liegend, gar kein direkte« In teresse an dem Kriege hatte, sich auf einmal daran be- rheiligte, so war auch die Consequenz leicht vorherzusehen und dieser Eintritt Piemont« bei dem damaligen intimen Verhältnisse zwischen Oesterreich und den Westmächlen eine der unerklärlichsten Erscheinungen. Die Wiener Zeitungen haben neuerlich mehrmals über da« zur Großmacht aufgeputzte Sardinien in scherzhaftem Tone gesprochen. Diese künstliche Schöpfung datirt aber nicht von gestern, nicht von der Heirath de« Prinzen Na poleon, nicht von dem Pariser Congreß, sondern von dem Tage, wo Oesterreich, dessen indirekter Beistand für die Westmächt« zu dem Gelingen ihr,« Krimfeldzuge« unentbehrlich war, e« geschehen ließ, daß Sardinien einen Schein von Berechtigung zu seinen Prätensionen auf Vergrößerung seiner Macht durch die Absendung eine« Corp« von 15,000 Mann erkaufte. Wir sind überzeugt, daß da« Wiener Cabinet in dieser unabweis- lichen Betrachtung einen Grund mehr finden wird, den Geist der Mäßigung und Geduld zu bcthätigen, woran zu zweifeln überhaupt nicht erlaubt ist. Damit sind wir indessen weit entfernt, eine Recht fertigung de« Ganges aussprechen zu wollen, welchen die sardinische Politik genommen hat, während es der piemontesischen Regierung leicht war, sich in Italien auf dem korrektesten Wege eine hervorragende und einfluß- rliche Stellung zu verschaffen, wenn sie die konservativen Interessen und Tendenzen in demselben Grade im Innern des Landes zum Ausgangspunkte ihrer Bestrebungen ge macht hätte, als sie der Bewegung Vorschub geleistet hat. Noch weniger hat die Ansicht deS Verfasser- der Broschüre den geringsten Anspruch auf Begründung, daß jene geschraubte Stellung der sardinischen Regierung die Noth- wendigkeit in sich schließe, ihr einen glänzenden und ruhmvollen Ausweg aus der selbstverschuldeten Sackgasse zu ermitteln. Es ist schon größern Staaten als Sar dinien begegnet, einen verfehlten Weg zu betreten, und ihre Regierungen haben die Nothwendigkeit anerkennen müssen, den naturgemäßen Ausweg zu finden, nämlich das Aufgeben dieses falschen Weges. Im Jahr» 1840 mußte sich die französische Regierung unter dem König Louis Philipp in einem ähnlichen Falle dazu entschließen; rin CadinrtSwechsel machte der bereits Europa erschüt ternden Krisis rin schnelles und unblutiges Ende, und wenige Jahre darauf erreichte dieselbe Regierung den Höhepunkt der politisch günstigen Stellung, deren si, sich während ihre« ganzen Verlaufs überhaupt zu erfreuen hatte. S« sind erst wenige Jahre her, daß ein, andere europäische Großmacht nicht ohne schwere Opfer die Bahn zurücklenken mußt, die sie eingeschlagen hatte, und heute soll einem Staate zweiten Ranges , dessen ganze Haltung vielleicht noch viel nachhaltiger den euro päischen Frieden bedroht, diese Nothwendigkeit erspart sein, weil er in neuerer Zeit „viel Ruhm und ein, Stelle im europäischen Rarhe gewonnen", da« heißt, weil er seinen mächtigen Nachbar im Augenblick der Bedrängniß angegriffen hat und von ihm besiegt worden ist und weil er ein HilfSrvrps »ach der Krün geschickt hat? VIII. Mit den fremden Besatzungen im Kirchenstaate und dem Thatendurst Sardiniens hat dem Verfasser selbst der Beweis noch nicht hinreichend dafür geliefeit geschie nen, daß eine italienische Frage, „an deren Existenz viele ehrliche Leute zwtifeln", in Wirklichkeit vorhanden sei. Natürlich steht es daher in Mailand, Neapel, Florenz, Parma und Lucra — e« scheint nämlich, daß der Ver fasser da« Aufhören Lucra'« al« italienischer Staat igno- rirt — »benfall« sehr böse au«. E« würde uns zu weit führen, denselben auf allen diesen Exkursionen zu beglei ten, doch wollen wir nicht unterlassen, mit einigen Wor ten anzudeulen, wie leicht es sich der Verfasser hierbei mit seinen Darlegungen gemacht Hal. In Bezug auf Mailand rühmt er da« sympathische und gemäßigte Re giment de« Erzherzog« Maximilian, fragt aber, ob die österreichische Herrschaft in Italien darum eine feste sei? Warum si« es nicht sei und daß sie es überhaupt nicht sei, dafür weiß er Nicht« anzuführen, als »in ungün stiges Prognostiken von Lord Palmerston im Jahre 1840 Bon der allgemein bekannten Thatsache, daß die Lombar den selbst dir Vorzüglichkeit der jetzigen Verwaltung in Bezug auf die materiellen Interessen anerkennen und für andere Kronländer sehr oft rin Gegenstand de« Neid« waren, ist ihm nichts bekannt; da« Gleiche scheint der Fall zu sein in Bezug auf die Verwaltung im Großher zoglhum T»«cana, dessen Blüthe „unter der Last der öster reichischen Bapvnnete" nie gelitten hat und dessen eigene Truppen erst in neuerer Zeit al« brauchbar und verlässig sich bewährt haben. Besonders leichtfertig erscheint aber Dasjenige, v»aS über Neapel gesagt wird Man macht dem König» einen Borwurf aus dem diplomatischen Bruch der Weßmöchte, de» er nie gesucht, dagegen aber mit einer Größe der Eharaktrrfestigkeit ertragen hat, welche dir von dem Verfasser der Broschüre beliebte Behaup tung: der König erscheine durch diese Vereinzelung schwach, nicht allein zu einer leichtsinnigen, sondern sogar zu einer odiösen stempelt. Die Forderungen, welche an den König gestellt wor den waren, betrafen nicht Gegenstände des internationale» Recht« und Verkehr«, sondern Gegenstände der inner» Regierung, und der König glaubte es sich selbst, seiner Würde, ja seinem Lande schuldig zu sein, einem selchen Ansinnen nicht Folge zu leisten. Er ließ e« getrost auf da« Erscheinen de« englisch-französischen Geschwaders und dessen möglichen Rückschlag ankommen und die ruhige Haltung deS Landes rechtfertigt glänzend sein Vertrauen Wenn irgend ein Fürst in den letzten 10 Jahren einen Beweis von Kraft gegeben hat, so ist es der König von Neapel; und er übte diese Kraft mit vollster Selbststän digkeit, nicht, wie der Verfasser der Broschüre vermeint, unter dem Drucke österreichischen Einflusses. Denn wir erinnern uns sehr wohl, daß das Wiener Cabinet zu jener Zeit, weit entfernt, den König Ferdinand zum Wi derstande aufzufordern, vielmehr im Sinne der Nach giebigkeit und Versöhnlichkeit seine Stimme hat verneh men lassen. Es gehört daher auch die ganze Phantasie de« Verfasser« der Broschüre dazu, um Neapel als einen Beleg für die Unhaltbarkeit des Status quo in Italien zu betrachten; denn nichts weist in der Thal darauf hin, daß König Ferdinand, um sich auf seinem Throne zu behaupten und seinen königlichen Pflichten nachzukom- men, einer politischen Umgestaltung Italiens bedürfe, und wenn der diplomatische Bruch mit den Westmächlen in seinen Folgen sich so grstaltet hat, daß er fast mehr zu einer Verlegenheit für den stärkern als für den schwächer» Theil geworden ist, so wird Neapel auch die Eine Schattenseite Dresdens. (Bon einem Fremden.) Dem Fremden, welcher Dresden betritt, muß e« auf fallen, daß unter den beständigen Bewohnern de« Orte« die Hagern Staturen vorherrschen und ein frische«, lebhafte» Roth der Wangen, sogar bei der Jugend, nur spärlich vertreten ist. Für diese Wahrnehmung muß «in localer Grund vor handen sein. Wollte man denselben au« einer ungesunden Lage de« Orte« oder einer vorherrschenden, unzweckmäßigen Lebensweise seiner Bewohner ableiten, so würde man Dresden sehr Unrecht thun. Dagegen spricht schon die Erfahrung, daß di» Cholera, der Typhu» und andere akut« Krankheiten hier stet« mild auftraten und eine geringe Verbreitung er langten. Aber auch eine Erwägung der örtlichen Verhält nisse berechtigt zu dem Schluffe, daß Dre-den in den genann- ten Beziehungen sehr günstig zu rlasflficiren sei; denn da» Elbthal, in welchem die Stadt auSgebrritet liegt, ist weit genug, um einen wohlthäiigen Luftwechsel und Zutritt der Sonnenstrahlen zu gestatten, während doch ringsum gelagerte Berge einen Schutz gegen heftige Stürme gewähren. Der Hauptstrom, sowie die kleinen Nebenflüßchen, welche die Stadt durchziehen, haben ein genügende» Gefälle und führen den hineing,leiteten Schmuz rasch ab. Da» Drinkwaffer ist vortrefflich. Sümpfe, welche schädliche Gase entwickeln könn ten, sind nicht in der Nähe. Da» Land umher ist angebaut und mit Pflanzen bedeckt, welche böse Dünste au« der Stadt absorbiren, sobald sie in ihren Bereich gelangen. Kein schäd- kicher Staub wird von der Umgebung In die Stadt geweht. Zn der Lebensweise der Bewohn» liegt auch kein Ver stoß -egen di» Diätetik. Man kett hier im Allgemeinen ein- fach »nd r»§elmtßtg. Wenn auch ein» groß« Anzahl der Be wohner auS nothwendiger Oekonomie sich vorzugsweise von vegetabilischer Kost nährt, so möchte doch die Armuth in einem die Gesundheit gefährdenden Grade hier seltener vor kommen, al» in vielen andern Städten, waS wohl als »in Verdienst der guten Verwaltung anzusehcn ist. Aber auch ha- andere Eurem, der kolossale, zum üppigen LuruS auf fordernde Reichthum, den gleichfalls die roihen Wangen fliehen, ist hier nicht zu bemerken. Die fehlerhafte Sitte, die Nacht zum Tage zu machen, herrscht hier nicht; denn zwischen S und 10 Uhr Abend» — wo in vielen Städten die Kutschen erst in dir Gesellschaft zu raffeln beginnen, wodurch viele, nicht zur Gesellschaft gehörige Personen gleichfalls zum späten Ausbleiben veranlaßt werden wird e» hier still auf den Straßen und um I I Uhr bemerkt man nur noch in wenigen Häusern ein Lämpchen. Böller« und Trunksucht find hier nicht heimisch. Zwar soll in neuerer Zeit die Bier» consumtion in Dre-den zugenommen haben; doch müßte diese gerade die entgegengefthir Wirkung auSüben, wie wir an den weit mehr Bier trinkenden Bayern sehen, welche von Voll blütigkeit bi» zur Schwerfälligkeit strotzen, während hier gerade Blutleere zu Hause ist. Bei der Schuljugend, könnte «an allenfalls rin schädliche» Moment anführen, nämlich eine wegen der Ausdehnung de- Orte» nicht ganz praktische Anordnung der Klaffenzri« mit einem Zwischenraum« von nur zwei Stunden zwischen dem Bor- und Nachmittags unterrichte. Bom Schullocale entfernt wohnende Schüler müssen daher oft gleich nach dem MittagSeffen zur Schule zurücklaufen, während doch die Diätetik, wenigsten» ein» Stunde nach der Hauptmahlzeit, jede körperliche und geistige Anstrengung verbietet. Diesem Einflüsse ist aber nur eine gering« Anzahl der Bewohner unterworfen und er genügt nicht zur Erklärung de» Phänomen«. Wozu wollen wir aber noch mehr indirekte Beweise an häufen, um die Veranlassung zur herrschende« Magerkeit und Bläffe zu deduriren, da diese klar zu Tage liegt, ja sogar Schwarz auf Weiß zu schauen ist. Man erwäge nur, wie schnell hier weiße Wäsche und Kleider, sowie Gesicht und Hände vom Kohlenstaube geschwärzt werden; man beachte nur, wie undurchsichtig die Luft in engen Straßen und bei niedrigem Barometerstände ist, durch welche man die Gegen stände auf LV Schrill wie durch einen schwarzen Flor erblickt, und — man wird nicht daran zweifeln, daß die Luft in Dre-den sehr reich mit einem staubförmigen Kohlenruße ge schwängert ist, besonder» im Winter, wo mehr gefeuert wird und kein Laubdach einen Theil de» CtaubeS auffängt; deS- gleichen bei feuchtem Wetter, wo der Rauch weniger hoch auf steigt und daher auch nicht so leicht über die Grenzen der Stadt getragen wird. Ziemlich verschont von diesem Uebel find nur die frei gelegenen Wohnungen. Diese Beschaffenheit der Luft erklärt aber genügend die am Eingänge genannten Erscheinungen. ES ist ja da» Ge schäft der Lungen, mit Hilfe de» Sauerstoffes der Luft da» kohlenstoffreiche venöse Blut von diesem Ueberfluffe an Kohlen stoff zu befreien und e» in plastischere» arterielle» Blut zu verwandeln. Diese Funktion wird ihnen aber zu sehr er schwert, wenn in der eingeathmeten Luft nicht blo» der nütz liche Sauerstoff durch Kohlenstaub verdrängt, sondern auch direkt Kohlenstaub von außen in die Lungen geführt wird. Di» natürliche Folge ist: eine geringere Plastirität d«S Blute«, Magerkeit de» Körper», Blutarmuth, Bläff, der Gesichtsfarbe. Wahrscheinlich ist, daß unter den obwaltenden Umständen ältere Personen, welche eine mehr sitzende Lebensweise führen, leicht von einer Neigung zur Hypochondrie ergriffen «erden. Um hierüber direkt und mit Gewißheit entscheiden zu können. wäre eine auSqebrrilete Bekanntschaft unter den Bewohnern erforderlich. Der Fremde findet §ber auch eine Bestätigung seiner Vermuthung in manchen Kundgebungen der localen Presse, nicht blo» wegen deS bisweilen pedantischen, schul meisterlichen Tone», sondern auch in der häufig übertriebenen und grellen Auffassung mancher Mängel und UebelstänLe bei Gelegenheit ihrer Besprechung, wobei man durchblickt, daß nicht eine übermüchig», heitere Laune sich absichtlich uud nut Bewußtsein in Hyperbeln Luft macht, sondern daß vielmehr dir Ueberlrecbung ganz ernst gemeint ist, weil eine über daS objektive Maß gesteigerte Wahrnehmung der Mangel ihr zu Grunde liegt. Da» sanguinische Temperament trifft man hier wahr- scheinlich nicht so häufig an, al» Naturen mit einer zähen Ausdauer und Beharrlichkeit, bisweilen mit eiwaS Verdrieß- lichkeit gepaart, well die Leber ibeilweisr für die Lungen ein- treten muß und zu stärkerer Gallenbereiiung anqespornt wird. Bon großem Nutzen für den Gesundheitszustand in Dre-den find die anmuthigen Spaziergänge mit reinerer Lust innerhalb und neben der Stadt, und noch mehr die ferner liegenden, zahlreichen, zu Exkursionen einladenden, reizenden Höhenpunkie, welch« auch von Alt und Jung fleißig benutzt werden, um in reiner, sauerstoffreicher Luft der Feder mehr Spannkraft zu eriheilen, welche die körperliche Maschine in raschere Bewegung bringen und zugleich den Geist in eine freudigere Erregung »ersetzen soll, wa» Beide« durch einen kräftigen Aihmunglproceß in reiner Luft bewirkt wird. — Bei einer Berücksichtigung der herrschenden atmosphärischen Verhältnisse erscheint auch di« Vorliebe der Dresdner für den Kaffee und »in bittere» Bier ganz gerechtfertigt. (Fortsetzung folgt.)
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