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Dresdner Journal : 28.07.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-190507281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-19050728
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-19050728
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-28
- Monat1905-07
- Jahr1905
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- Dresdner Journal : 28.07.1905
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vej»»»prei»: Beim Bezüge durch die Kelchas«»«»», tnnerSak» Iresdeu» 2,so M «einjchl. Zulragung), durch die tm Teuljchen Reiche » M. (ausschließlich Bestellgeld) vierteljährlich Einzelne Nummern 10 Pst Wird Zurücksendung der sür die Lchriftleitung bestimmten, aber von dieser nicht rin» geforderten Beiträge bean sprucht, so ist das Postgeld beizusügen. DreMur Murml. Herausgegcben von der König!. Expedition des Dresdner Journals, Dresden, Große Zwingerstraße 20. — Fernspr.-Anschluß Nr. 1295. Erscheinen: Werktag- nachm. d Uhr. — vriginalberichte und Mitteilungen dürfen nur mit voller Quellenangabe nachgedruckt werden. Ankündigungsgebühren: Die Zeile kleiner Schrift der 7 mal gespaltenen Ankündi gungs-Seite oder deren Raum so Pf. Bei Tabellen- und Zissernsatz ü Pf. Ausschlag für die Zeile. Untcrm Re- oaktionSstrich (Eingesandt) die Lextzeile mittler Schrift oder deren Raum SO Ps. Gebühren - Ermäßigung bei öfterer Wiederholung. Annahme der Anzeigen bi- mittags 12 Uhr für die nach mittags erscheinende Nummer. ^173 Freitag, den 28. Juli nachmittags. 1905 Amtlicher Teil. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Gendarmeriebrigadier Paul Dutzschke in Frohburg für die von ihm am 29. Mai 1905 bewirkte Errettung einer Frau vom Tode des Er trinkens in der Wyhra bei Frohburg die bronzene Lebensrettungsmedaille mit der Befugnis zu verleihen, sie am weißen Bande zu tragen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Lokalrichter Friedrich Ernst Großmann in Radeberg das Allgemeine Ehrenzeichen zu ver leihen. Se Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kreishauptmann Frhr. v Welck in Chemnitz das ihm von Sr. Hoheit dem Herzoge von Sachsen-Altenburg verliehene Komtur kreuz 1. Klasse des Herzogl. Sachsen-Ernestinischen Hausordens onnehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Kapellmeister Porst am Stadttheater zu Leipzig das ihm verliehene Fürst!. Reußische j. L. silberne Verdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft annehme und trage. (Behördl. Bekanntmachungen erscheinen auch im Anzeigenteile.) Nichtamtlicher Leist Der „Rückgang -er -Sozialdemokratie". Ganz mit Recht wird davor gewarnt, aus der Tatsache, daß die sozialdemokratischen Stimmen bei allen Nachwahlen einen verhältnismäßig starken Rückgang gegenüber der Hauptwahl von 1903 auf weisen, übertriebene Schlüsse zu ziehen. Denn es ist nicht minder unbestreitbar, daß trotzdem mit ganz vereinzelten Ausnahmen bei diesen Nachwahlen mehr sozialdemokratische Stimmen abgegeben worden sind, als bei den Wahlen von 1898. Der Schluß ist daher nicht abzuweisen, daß seit jenem Jahre die Sozialdemokratie nicht nur so ziemlich au? der ganzen Linie Fortschritte gemacht hat, sondern daß der Zuwachs wenigstens zum Teil nicht mehr lose Mitläuferschaft, sondern fest angegliedert ist. Es wäre daher unrichtig, wenn die bürgerlichen Parteien sich dadurch den seit 1903 wahrnehmbaren Rück gang der sozialdemokratischen Wahlstimmcn in trügerische Sicherheit einwiegen lassen wollten. Sie würden nur zu bald in der unerfreulichsten Weise aufgeschreckt werden. Die wirkliche Sachlage ist vielmehr die, daß die sozialdemokratische Hochflut zwar den Höchststand von 1903 nicht ganz fest zuhalten vermocht hat, sondern seitdem etwas zurück geebbt ist, daß aber diese rückläufige Bewegung doch nur verhältnismäßig gering war und nicht entfernt bis zum Stande von 1898 zurückgeführt hat. Aus dieser Lage der Dinge läßt sich folgender Schluß ziehen: Tie seit 1890 ununterbrochen fort schreitende sozialdemokratische Bewegung ist seit 1903 zum Stillstand gelangt; sie ist sogar etwas rückläufig geworden, wodurch der Beweis geliefert worden ist, daß der Fortschritt der Sozialdemokratie nicht un aufhaltsam, seine Eindämmung mithin sehr wohl möglich ist. Zu fatalistischem Quietismus ist also nicht der mindeste Anlaß vorhanden. Auf der anderen Seite ist der Rückschritt der sozialdemokra tischen Bewegung ein so geringer, daß sich noch nicht mit Sicherheit beurteilen läßt, ob es sich wirklich um die Überschreitung des Höhepunktes der sozial demokratischen Bewegung oder nur um eine vorüber gehende Wellenbewegung nach unten handelt, auf die bald wieder ein Aufsteigen folgen kann. Wie in dieser Beziehung die Dinge sich entwickeln werden, dürfte voraussichtlich von dem Verhalten der staats erhaltenden Elemente abhängen. Legen diese in der irrigen Meinung, die Schlacht gegen die Sozial demokratie schon gewonnen zu haben, die Hände un tätig in den Schoß, so wird die Sozialdemokratie den derzeitigen geringen Rückschlag bald überwunden haben und bald wieder so rasche Fortschritte zu machen imstande sein, wie vor 1903. Umgekehrt ist es wenigstens sehr möglich, daß, wenn die staats erhaltenden Kräfte unseres Landes, in der Regierung und im Volke, planmäßig, entschlossen und kraftvoll in derselben Richtung zusammenrücken, in der die Ursachen des sozialdemokratischen Rückgangs seit 1903 zu suchen sind, es ihnen gelingt, die sozial demokratische Hochflut dauernd einzudümincn. Die Ursache der rückläufigen Bewegung der sozialdemokratischen Wahlstimmen liegt, abgesehen von den Zänkereien innerhalb der Partei, vornehm lich in dem Nachlassen des Glaubens an die gegen wärtige und vor allem an die zukünftige Macht der Partei. Während diese im Überschwang des Trei- millionen-Erfolges sich mit großen Worten vermaß, Deutschlands Geschicke nach ihrem Belieben zu lenken, hat sie tatsächlich im Reichstag absolut nichts geleistet und außerhalb desselben Niederlage auf Niederlage erlitten. Das schreiende Mißverhältnis zwischen den großen Worten und den Taten hat die Massen offenbar zu ernüchtern angefangen. Wirken die Regierungen und die bürgerlichen Parteien weiter zusammen, die Sozialdemokratie im Reichstag nieder zuhalten, fahren die nichtsozialistischen Wähler fort, den Sozialdemokraten Wahlniederlagen beizubringen, wie soeben in Fürth und Oberüarnim, so darf ge hofft werden, daß diese Ernüchterung anhält und immer weitere Kreise zieht. Daß bei dieser Lage der Dinge das klerikalsozialdemokratische Wahlbündnis in Bayern vom staatserhaltenden und nationalen Standpunkt im höchsten Maße zu bedauern ist, be darf der näheren Darlegung nicht. Der russisch-japanische Krieg. Die Japaner auf Sachalin. Aus dem Kaiser!, japanischen Hauptquartier wird berichtet, daß die japanische Sachalinarmee die Landung bei Alcova um 9 Uhr vormittags am 24. d. M. begann, ohne viel Widerstand zu finden Admiral Kataota, der das nach Norden entsandte Geschwader befehligte, be richtet, daß das Geschwader die Opcrationsbasis verließ und, wie es vorher bestimmt war, die Truppentransporte geleitete. Ein vorher abgesandtes Geschwader unter Admiral Dewa rekognoszierte die Küste und untersuchte das Fahrwasser und den vorher bestimmten Landungs platz in der Nähe von Alexandrowsk. In dem Maße, wie die Untersuchungen fortschrilten, wurden die Transportschiffe dem Lande genähert. Die Marinetruppen landeten, ohne Widerstand zu finden, und besetzten die für die Landung nötigen Punkte Später begann die Landung der Armeesoldatcn, und die Marinetruppen kehrten an Bord zurück Der Feind verbrannte Numina und setzte auch Alcova in Brand. Alexandrowsk blieb vom Feuer verschont. Die japanischen Flaggen wehen gegenwärtig auf dem Gouvernementsgebäude m Alexan drowsk und von den Häusern der Stadt. Die Schiffe des japanischen Geschwaders erlitten keinerlei Schaden; auch Mannschaftsverluste sind nicht zu beklagen. Mit Alexandrowsk ist den Japanern der wichtigste Punkt der Insel in die Hände gefallen. Es ist der Sitz des Gouvernements der Insel und hat hierdurch trotz der außerordentlichen Ärmlichkeit aller Verhältnisse, die etwa an den wilden Westen Amerikas erinnern, eine her vorragende Bedeutung. Die 6000 Einwohner von Alexandrowsk bestehen aus Sträflingen, ehemaligen Sträf lingen, ihren Frauen und Kindern und den Beamten mit ihren Familien. Außer diesen gibt es dort vielleicht kaum ein Dutzend freigeborener Menschen, die sich mit kaufmännischen Vertretungen re. beschäftigen. Gleichzeitig meldet General Linewitsch, daß am 24. Juli um 1 Uhr nachmittags die japanischen Torpedo- bootszersiörer ein Bataillon in der De Castries Bucht landeten, den Lcuchtturm besetzten und die japanische Flagge hißten Die Japaner sind somit von Sachalin aus auf das Festland übergegangen, offenbar in der Absicht, die Amurmündung in ihre Gewalt zu bringen. In der De Eastriesbucht befindet sich eine kleine russische Station mit einem Leuchtturm. Die Küste steigt bis zu 1540 Fuß auf und ist mit dichtem Wald bestanden. Die Schiffahrt ist sehr gefährlich und besonders schwierig die nördlich gelegene Einfahrt in das Delta des Amur, die durch die kleine Festung Nikolajewsk verteidigt wird Ein Angriff der Japaner auf die Amurmündung ist daher durch die natürlichen Hindernisse erschwert, der militärische Widerstand würde wohl bald gebrochen sein. Zur Friedensfrage. Es ist nunmehr endgültig festgesetzt worden, daß die russischen und japanischen Friedensbevollmächtigten am 5. August morgens an Bord zweier Kreuzer von New Aork abreisen, in Oyster Bay beim Präsidenten Roose velt frühstücken und am Nachmittag des 5. August nach Portsmouth im Staate New Hampshire abfahren, wo die Ankunft am 7. August erfolgt. Baron Kamura und der japanische Gesandte Taka- hira waren gestern in Lysier Bay, frühstückten beim Präsidenten Roosevelt und lehrten abends nach New Uork zurück. über die Bedingungen, unter denen der Frieden zu stande kommen könnte, laufen in den amerikanischen Zeitungen eine Anzahl unkontrollierbarer Gerüchte um, aus denen wir die folgenden hervorhcben: Washington, 27. Juli. «Reuter.) In diplomatischen Kreisen verlautet gerüchtweise, Kamura habe, ehe er den Posten eines Friedensunterhändlers angenommen habe, folgende Be dingungen gestellt: Bor Beginn der Konferenz müsse eine neue japanische Anleihe ausgenommen werden, um den Krieg fortsetzen zu können, falls die Verhandlungen scheitern sollten, ferner müsse Sachalin besetzt sein und der Vormarsch auf Wladiwostok begonnen haben, sowie ein entscheidender Schlag in der Mandschurei erfolgt sein. Washington. In gut unterrichteten Kreisen heißt :s, Japan verlange die Neutralisierung Wladiwostoks und sei zur Gegenleistung bereit, die Befestigung Port Arthurs zu unterlassen. New Aork, 27. Juli. (Reuter.) Die Mitteilungen aus Washington, wonach Japan beabsichtige, seine Kriegs entschädigungsforderung auf 200 Mill. Psd Sterl, zu bemessen, find in keiner Weise offiziell; sie werden vielmehr ausdrücklich als Mutmaßungen bezeichnet. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin Äber die in einem Teile der gestrigen Auf lage unter den Drahtnachrichten bereits mitgeteilte An kunft Sr. Majestät des Kaisers in Kadinen liegt folgende ausführlichere Meldung vor: Der Kaiser traf um Zf 12 Uhr vormittags im Hofzug über Pillau, Königsberg, Braunsberg mit der Haffuferbahn in Kabinen ein. Der Monarch wurde von Ihrer Majestät der Kaiserin, den Prinzen Adalbert, Oskar, Joachim, der Prinzessin Luise von Preußen und dem Land rat v. Etzdorf empfangen. Nach der Begrüßung, die sehr herzlich war, wurden die Wagen zur Fahrt nach dem Schlosse bestiegen. Die Arbeiters Schulkinder, Guts beamten bildeten in üblicher Weise Spalier. Am Nach mittag besichtigte der Kaifer die Neubauten in Kadinen. Heute nachmittag fährt der Kaiser von Kadinen über Marienburg nach Danzig. Zum gestrigen Geburtstage Kunst und Wissenschaft. Zentralthcater. — Am 27. d. Mts.: „Franzla". Schauspiel in vier Aufzügen von Otto Fuchs-Talab. <Zum erstenmal ) Daß der nackte, unvermittelte Naturalismus immer noch nicht völlig von den Dramatikern unserer Zeit über wunden worden ist, zeigt hin und wieder ein neu auf- tauchendes Drama Im Zentraltheater hob man gestern «ins aus der Bühnentaufe, das mit den naturalistischen Dramen Emile Zolas, etwa mit seiner „Therese Raquin", in Wettbewerb treten kann Daß es das will, daß sein Verfasser keine als die Absicht hat, im Drama eine Zu- siandsschilderung des Lebens zu geben, mag bezweifelt werden; dafür fprechen die poetischen Lichter, die er über feine Handlung ausstreut; aber daß er zunächst zu nichts anderem als zu einem Konterfei des Lebens berufen ist, das zeigt die Form, in die er seine Idee kleidet, das lehrt die Art, in der er den geschilderten Konflikt löst, das beweist seine ganz in den Grundsätzen des Naturalis mus stehende dramatische Persönlichkeit. Die dramatische Literatur unserer Zeit hat allerorten erfreulicherweise allzusichcr mit der Naturalistik eines Emile Zola ab geschlossen, als daß es notwendig wäre, sich über die Arbeiten dieser Art Einzelner, die hin und wieder noch auftauchen wie leichte Sturmwolken an blauem Himmel, in kritische Waffcngänge einzulassen, selbst wenn diese Arbeiten soviel Ernst und in ihrer Art soviel Tüchtigkeit zeigen, wie das Werk des Hrn Fuchs-Talab. Will man mit ihm überhaupt streiten über seine Dichtung, so kann cs nur nach der Richtung hin ge schehen, daß man ihn fragt, von welchem Gesichtspunkte au» er da» dramatische Gesetz von Schuld und Sühne auf den Helden bez. die Heldin seine» Drama» angewendet wissen will Dasjenige, da» Aristoteles un« gelehrt hat, ist in feinem Falle doch wohl dar einzige, dar sich anwendcn läßt; zu diesem aber steht die Lösung des geschilderten Konflikts in ganz unversöhnlichem Gegensätze Hätte er die Heldin seines Dramas sür ihren Fehltritt büßen lassen, indem er sie zugrunde gehen ließ mit dem Ge liebten, oder indem er diesen die Geliebte töten ließ, so hätte das Drama einen Abschluß erhalten, der nicht nur die Forderungen erfüllte, welche die Fabel des Werkes voraussetzt, cs hätte zudem auch einen poetisch versöhnlichen Schluß empfangen. So wie Fuchs-Talab das Gesetz von Schuld und Sühne handhabt: daß er einen dritten, nur mittelbar an der Schuld des Helden Beteiligten zugrunde gehen läßt, gibt er seiner Dichtung einen quälerischen Abschluß, einen Abschluß, der alle Härten des Naturalismus in schonungsloser Blöße noch einmal enthüllt. Technisch besehen bleibt an dem Werke, wie tüchtig cs auch in einzelnen Abschnitten gearbeitet, wie ehrlich vor allem der ernste und gute Wille seines Verfassers erkennbar ist, mancherlei zu tadeln; insbesondere gilt dies von der schwerfälligen, aller dramatischen Steigerung ermangelnden Art, in der sich die Handlung aufbaut, von dem schleppenden, mit rhetorischem Ballast überfüllten Dialoge und von dem Behagen de« Dichter» an breiter, ermüdender Milieuschilderung Uneingeschränkt lobens wert ist nur die Charakterisierung der Figuren, die von dem sicheren Blick des Dichters, von seiner feinen und lebensechten Beobachtungsgabe Zeugnis ablegt; sie allein ist es auch, die zu der Hoffnung berechtigt, daß künftigen Arbeiten deS SchrifstellerS mehr Anerkennung erwachse als dieser zwar ernst und ehrlich gemeinten, aber poetisch wie dramatisch völlig mißlungenen, auf längst über wundenen Grundsätzen beruhenden Tie Darstellung gab sich die redlichste Mühe, dem Stücke einen größeren als nur Achtungserfolg zu be reiten E« gelang ihr nicht; ja, cS darf behauptet werden, daß der Beifall an den Aktschlüffen fast aus schließlich den in dem Werke beschäftigten Künstlern galt. Von diesen veroient an erster Sielle Frl Else v. R uttersheim für die bravouröse Verkörperung der Titelrolle genannt zu werden. Neben ihr traten die Frls. Karla Ernst und Frida Kollendt und die Herren Heinrich Schroth, Fritz Odemar, Friedrich Sommer und Karl Sick vorteilhaft aus dem Rahmen der übrigen Künstler heraus, während Frl. Johanna Platt in der Rolle einer rachsüchtigen Arbeiterin sich da und dort, zum Teil verschuldet durch den pronon- cierten Cölner Dialekt, in dem diese Darstellerin spricht, zu Übertreibungen Hinreißen ließ, die dem ohnehin stark outrierten Charakter ihrer Rolle mehr schadeten als nützten. In Szene gesetzt worden war das Werk von Hm. Direktor Alexander Rotter; wie immer, so bewährte sich auch hier wieder der feine Geschmack und das große Geschick, das dieser Regickünstlcr besitzt. W Dgs. Wissenschaft. * Aus Stuttgart wird geschrieben: Vor den Toren Stuttgarts ist eine vorgeschichtliche Ansiedelung entdeckt worden. Beim Burgholzhof oberhalb Cannstatt wurden in einem Steinbruch 1 m unter dem Kulturland Gefäßrcste, Menschen- und Ticrknochen (vom Rind, Schwein, Schaf, Reb), Schleifsteine, zum Teil aus Schwarzwälder Buntsandstein, Kornquetscher, Estrich, Mörtel und Brandschutt von einem Hause und schließlich ein kleiner, beinerner Pfriem aufgcfundcn. Der Konser vator des NaturalicnkabinettS, Prof. vr. Fraas, er klärte den Fund für eine ncolitische Ansiedelung, die etwa auf da« Jahr 2500 vor Christus zurückgeht Schon früher hatte man auf dem benachbarten Scclberg bei Cannstatt Steinkeile, rohgearbeitcte Halsperlen und Gesäßscherben gefunden, die man der jüngeren Steinzeit zuschrieb; aber erst durch diese neuen Funde hat die Zeitbestimmung Sicherheit bekommen. Zur römischen Zeit war Cannstatt, insbesondere auch das Gelände vor des Prinzen Oskar überreichten die Kadiner Schul kinder nach Darbringung eines Ständchens einen Blumen strauß und Kuchen. — Für den bevorstehenden Kaiserbesuch in Gnesen sind folgende Verfügungen getroffen worden: Se. Majestät der Kaiser trifft am Nachmittag des 9 August mittels Automobils von dem Truppenübungsplätze Weißenburg bei Posen in Gnesen ein und wird Sich sofort nach dem großen Exerzierplatz begeben, wo die Truppen in Parade stehen. Nach der Besichtigung der Regimenter fährt der Kaiser zur Dragonerkaserne, wo Er zu Pferde steigt. Nach der Rückkehr in die Stadt nimmt der Kaiser auf dem Marktplatze nach einer Begrüßungs ansprache des Bürgermeisters einen Ehrentrunk der Stadt entgegen. Endgültige Bestimmungen über den Besuch des Domes, des Landgestüts re. sind noch nicht getroffen worden, jedenfalls aber ist es ausgeschlossen, daß der Erz bischof vr. v. Stablewski, wie geplant, den Monarchen an der Pforte des Domes begrüßt, da der Erzbischof zurzeit schwer krank daniedcrliegt. — Das Programm der Studienfahrt nach West afrika enthält nach der „Tägl. Nundsch" u a folgende Daten: Nach einem gemeinschaftlichen Abschiedscssen an Bord, an dem auch der Herzog Johann Albrecht zu Mecklenburg teilnehmcn wird, findet am 9. August, 9 Uhr abends die Abfahrt statt. Am 16. und 17. werden die Kanarischen Inseln besucht, am 26. morgens soll die „Eleonore Wocrmann" in Lome eintreffen, hier bis zum 27. abends bleiben und am 30. August über Lagos in Viktoria ankommen. Der Aufenthalt in Kamerun dauert bis zum 10. September Vom 12. morgens bis zum 13. abends wird die englische Kolonie Lagos besucht. Dann geht die Rückfahrt ohne weiteren Aufenthalt von statten. Am 1. Oktober soll das Schiy wieder in Hamburg sein. Für den Aufenthalt in Togo und in Kamerun wird das Programm von den Kaiser! Gouverneuren festgesetzt. — Die „Kol. Zeitschr" hatte gemeldet, der Abg. vr. Paasche habe die Studiensahrt nach Deutsch-Ostafrika und Uganda zur Zeit aufgeben müssen, da ihn anderweite dringende Arbeiten noch zu sehr in Anspruch nehmen. Demgegenüber schreibt vr. Paasche der „Nat.-Ztg", es sei ihm völlig un erfindlich, worauf die „Kol Zeitschr ", mit der er in gar keiner Verbindung stehe, diese Nachricht gründet Er habe nach wie vor die feste Absicht und auch bereits alle Vorbereitungen getroffen, Anfang oder Mitte August nach Ostafrika zu reisen und dort etwa zwei Monate in der deutschen und benachbarten englischen Kolonie sich dem Studium der wirtschaftlichen Verhältnisse hinzugeben. Seine Absicht, am 5. August von Marseille aus zu reisen, könne allerdings insofern vereitelt werden, als er durch eine schwere Erkrankung in seiner Familie vielleicht gezwungen wird, die Abreise noch um 14 Tage zu ver schieben. — Wenn in einzelnen Blättern bereits die Vorlagen aufgezählt werden, die auf sozialpolitischem Gebiete während der nächsten Tagung den Reichstag beschäftigen werden, so ist daran zu erinnern, daß sich jetzt un möglich schon der Kreis der einzubringenden Vorlagen bestimmen läßt. Für die Einbringung von Entwürfen in die legislatorische Behandlung ist nicht bloß das Stadium der Vorarbeit, in der sie sich befinden, maß gebend, sondern auch die geschäftliche Lage, die sich für die gesetzgebenden Faktoren aus der Gesamtheit der un bedingt notwendigen Vorlagen ergibt. Daß an den ver schiedensten sozialpolitischen Entwürfen in den zuständigen behördlichen Stellen gearbeitet wird, ist ja nicht un bekannt. Das einschneidenste und wichtigste Werk in dieser Richtung bildet wohl die Witwen- und Waisen- versicherung der Arbeiter Das neue Zolltarif gesetz, das in semen hauptsächlichsten Bestimmungen am 1. März 1906 in Kraft tritt, hat auch vorgesehen, daß die Mehreinnahmen aus verschiedenen landwirtschaftlichen Zöllen für eine Witwen- und Waisenversicherung der Arbeiter verwendet werden und hat als Endtermin für die Regelung der Angelegenheit das Jahr 1910 an genommen. Da mit der Vorbereitung für den Gesetz entwurf über einen so wichtigen neuen staatlichen Versicherungszweig nicht früh genug begonnen werden kann, hat das Reichsamt dcS Innern schon vor dem Burgholz (wo ein großes Kastell sich sanv), ein stark befestigter, reich bewohnter Platz. Übrigens ist auch die vorrömische Metallzeit durch häufige Denkmäler, vor allem Hügel- und Flachgräber, vertreten. * Die Ergebnisse der letzten Ausgrabungen auf Sinai, die von Prof. FlinderS Petrie und seinen Mitarbeitern im vorigen Jahre vorgenommen worden sind, sind jetzt in London ausgestellt worden Im Winter waren die Forscher auf der Sinai-Halbinsel tätig gewesen. Zunächst wurde sestgestellt, daß die berühmten Minen von Sarabit el Khadem nur Türkise gesiefert haben und kein Kupfer, von dem wenigstens jetzt keine Spur zu finden gewesen ist. Das wichtigste Ergebnis in diesem Gebiet war die Aufklärung des semitischen, nicht ägyptischen Gottesdienstes, der dort früher ab gehalten wurde. Die ganze Gegend war bedeckt mit Unterkunstsplätzen für Pilger, die gewöhnlich einen „Bethelstein" enthielten und vielfach ägyptische In schriften aus der 12 Dynastie aufwicsen Die Pilger kamen, um dort orakelhafte Träume, ähnlich dem Jakobs, zu holen Dieser der biblischen Geschichte nachgeahmte Brauch ist eine besondere Eigenheit des semitischen Glaubens, in Ägypten dagegen ganz unbekannt. Ter Tempel in Sarabit war ursprünglich eine geheiligte Höhle, die vom Pharao Amenemhat III. hergestellt und mit Altären für den Dienst des Gottes Hathor aus gestattet wurde. Vor der Höhle auf dem Rande des Hügels fanden sich ungeheuere Massen von Asche, die von verbrannten Opfergaben herrührten. Die Sitte, Opfer an hochgelegenen Orten zu verbrennen, gehört gleichfalls dem semitischen Glauben an Der Tempel wurde dann später über diese Opferstätten hin aus gedehnt. Vom Tempel selbst bringt die Ausstellung in London ein schönes und sehr reiches Modell. Die ge samte Länge des Gebäudes mißt nahezu 75 m. Sein Vorhandensein kannte man seit Niebuhr, aber bis auf die Gegenwart wußte man nichts Genaueres davcn.
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