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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.11.1905
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19051108018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1905110801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1905110801
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Handelszeitung
- Jahr1905
- Monat1905-11
- Tag1905-11-08
- Monat1905-11
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BezugS-Prei- tu der Hanptexpedtttoa oder bereu Ansgaba- steüea abgeholt: vierteljährlich S.40, bet täglich zweimaliger Anstellung tu» Hau» vierteliährlich 3.—. Durch unser» aus ¬ wärtigen Ausgabestellen und durch die Post bezogen sür Deutschland uud Oesterreich vierteljährlich 4.50, sür di» übrigen Länder laut Zeitungspreisliste. Redaktion and Expedition» Johannisgasse 8. Delephon Nr. 15l^ «r. 22^ Rr. 117S Berliner «edakrious-lvurran: Berlin 7, Dorotheensirast« SS. Del. i, Nr. »275. Dresdner RedaktionS-Bureau: Dresdeu^!t,«öureritz»tr. SS» Del.i. Str. 4833. Nr. 568. Morgen-Ausgabe. riWgerIllgMM Mittwoch 8. November 1905. Handelszeitung. Amtsblatt des Äönigl. Land- und des Äönigl. Amtsgerichtes Leipzig, des Aales und des Aolizeiamtcs -er Ltadt Leipzig. Anzeigen-Pret- dte 6 gespalten« Petttzeile 25 Pf. Familien-, WohuungS- und Ltellen- Anzrigeu 20 Pf. Finanzielle Anzeige», GeschäjtSanzeigen unter Text oder an besonderer stelle nach Taris. Für baS Erscheinen au bestimmten Tage» n. Plätze» wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: AugustuSplatz 6, Ecke JohanntSgasse. Die Expedition ist wochentags »nunter, rochen geöffnet von ,rüh v bis adeads 7 Uhr. Filial-Expedition: Berlin, Lützowstr. 10. - « Dresden, Marienstr. 34. Druck und Berlag von E. Pelz m Leipzig (Inh. Dr. V^ R. L W. itltnkhardt). Herausgeber: l)r. Btktor Klinkhardt. 99. Jahrgang. Vas wichtigste vsm Lage. * Es sanden wieder mehrere kleinere Gefechte in Südwestafrika gegen die Hottentotten Simon Köppers statt, wobei der Feind geschlagen wurde. (S. Deut'ches Reich.) * Die Eisenbahndirektion Kattowitz teilt mit, daß der Betrieb auf der Strecke Kattowltz-Grajewo wieder ausgenommen ist und daß Transilsendun.sen über PodwoloczySka in Kattowitz wieder angenommen werden. Die umfassende Arbeiterversicherung nach deutschem Muster wurde von der französischen Kammer abgelehnt. (S. Ausl.) Der russische Ministerrat hat die erweiternden Be stimmungen über das Wahlrecht zur Duma bekannt gegeben. (S. AuSl.) Mill. M. 27 Mill. M. 9 Mill. M. 24 Mill. M. 2 Mill. M. 8 70 Milt. M. Vie flottenvsrlagr. Die vorgestern wiedergegebene Nachricht, daß die neue Flotlenvorlage jetzt gerade erst an das Plenum des Bundesrats gelangt ist, mag es auf den ersten Blick als unvorsichtig und übereilt erscheinen lasten, wenn man sich in der Presse über haupt schon eingehender mit dem Inhalt dieser Vorlage be- schäsiigt. Und wir haben auch selbst erst vor kurzem an dieser Stelle davor gewarnt, voreilig über die zukünftige Flotlenvorlage zu urteilen. Aus diesem Grunde schien es unS richtig, bisher von den durch die Presse schwirrenden Gerüchten über Einzelheiten der Vorlage so wenig wie möglich Notiz zu nehmen. Dennoch treten wir heute aus dieser Reserve heraus. In der ersten Abend-Ausgabe der .Köln. Volksztg.* vom 6. November ist ein Leitartikel über die neue Flottenvorlage erschienen, der mit seinen De tails sofort den Eindruck hcrvorruft, daß man es hier mit mehr als mit Vermutungen zu tun Hal. Und bestanden trotzdem noch Zweitel, ob damit nicht der Artikel in seinem Werte zu hoch eingcschätzt sei, so werden sie uns dadurch ge nommen, daß wir aus Berlin ersahren, nach zuverlässiger Insvimalion seien die Angaben der „Köln. VolkSztg." übe: die F l o t t e n m e h r k o st e n im wesentlichen richtig. Sind aber diese Angaben richtig, dann doch wohl im wesentlichen auch die Mitteilungen über die Art und den Umjang der Flottenvermehrung. Von dieser Vermutung aus geben wir die hauptsächlichsten Angaben der „Köln. VolkSztg." wieder. Nach de« vom Staatssekretär des ReichSmarineamteS bereits im März gemachte« Angaben soll sich die Ver mehrung der Flotte auf 8 große Panzerkreuzer und 36 große Torpedoboote erstrecken. Außerdem stimmen aber alle offiziösen Mitteilungen der letzten Tage dahin überein, daß dies« Panzerkreuzer als Schiffe ersten Ranges, ähnlich den neuesten amerikanischen (15 000 Tonnen statt 11000 Tonnen), gebaut werden sollen; ob auch in der Größe der Torpedoboote eine Aenderung geplant ist, scheint noch nicht festzustehen, mehrfache Andeutungen lasten jedoch darauf schließen. Außerdem ist bereits offiziös gemeldet worden, daß die weiterhin zu bauenden Linienschiffe nicht mehr in seitherigen Dimensionen (IS000 Tonnen), sondern in Größe der neuen englischen (18000 Tonne«) gebaut werden sollen. Es Werren also einmalige Mehrausgabe« nach zweifacher Richtung ent stehe», einerseits durch Vermehrung der Schiffsbauten, ander- feil» durch deren erhebliche Vergrößerung und schwerere Armierung. Aber auch die fortdauernden Ausgaben werden sich ganz erheblich steigern, besonder- im Beharrungszustande, da so wohl die größere Zahl der Schiffe als auch ihr größerer Umfang eine bedeutende Vermehrung an Offizieren und Mannschaften, InvieasthaltungS- und sonstigen Kosten herbei führen wird. Wenngleich über die Einzelheiten dieser Mehr kosten noch keine offiziellen Mitteilungen vorliegeu, glaubt die »Köln. VolkSztg." nicht fehlzugehen, wenn sie die Steigerung des MarineetatS au« den geplanten Aenderungen schon sür die nächnen Jahre auf durchschnittlich mindestens 70 Millionen Mark jährlich gegenüber denjenigen de« geltenden Flotten gesetze« tchätzt. Sie rechnet dabei mit folgenden Faktoren: 1) Bermehrungsbautcn gegen da« geltende Gesetz: sür jährlich einen großen Kreuzer von 15 000 Tonnen rund sür jährlich eine Torpcdodivision, sechs große Booie, alles einschließlich artilleristischer und Torpedoarmierung 2) Höher« Kosten der nach dem geltenden Gesetz vorgesehenen Bauten: für jährlich zwei Linienschiffe 18 000 statt 13 000 Tonnen Mehrbedarf gegen seither sür jährlich eine Tolpevobootsdivision Mehr bedarf gegen seither 3) Mehrbedarf an Offizieren, Mannschaf ten, sür Indiensthaltungen, Werstkosten rc. mithin eine AuSgabestcizerung von etwa' jährlich gegenüber dem geltenden Flottcngeietz. Selbstverständlich wird dieser Mehrbedarf nicht gleich im ersten Jahre fühlbar werden, da die Linienschiffe und Panzer- kreuzer in der Regel eine vierjährige Bauzeit haben, so daß der Höchupunkt der Mehrausgaben zu 1 und 2 erst 1909, dersenige^ »u 3 soaar noch spater erreicht wird, insgesamt dürften sich jedoch Mehrkosten >m Betrag von 750 600 000 gegen das geltende Gesetz für di« Jahr« l906 di« 1917 ergeben, weil di« Steigerung im Beharrungszustande den Betrag von 70 Millionen noch übersteigen wird. Da« geltende Gesetz sollte nach der GeldbedarfSberechnung (Drucksache 836 des Deutsche« Reichstage« 1900) für den ge samten Mariaeetat erfordern; für 1906 215 Millionen Mark - 1907 221 - 1908 227 . . . 1909 23« . . 1910 239 . . . 1SU AS - , . UCL bei Für die folgenden fünf Jahre lasse sich die Steigerung noch nicht genau übersehen. Das Floltenges tz von 1900 sollte für die folgenden zwölf Jahre eine Gesamtmebrausgabe von etwa 800 Mrll. Mark bringen, die jetzt zu erwartenden Mehrjorderungen dürften also gegenüber vem geltenden Gesetz eme fast ebenso große neue Steigerung der Ausgaben bringen, so daß unser Marmeetat, der im Jahre 1895 noch 81 Mill. Mark jährlich 1900 - 155 - - 1905 bereits 233 ... betrug, in 1912 - 320 ... betragen würde. E« ist für das rheinische'Zentrumsblatt charakteristisch, daß es diese Abrechnung mit folgenden Worten begleitet: Eine solche Steigerung der Ausgaben für die Flotte mag aller dings auch in solchen Kiesten Beklemmungen Hervorrufen, die sonst sür jede Neuforderung, auch wenn sie deren Umsang noch gar nicht kennen, mit Hurra eintreten und schon im voraus dehaupten, „das sei das Mindeste, was überhaupt verlangt werden könne". Diese Verdächtigung der nationalen Parteien und ihrer Presse sei gleich hier zurückgewiesen. Niemandem, der als politisch verantwortlicher Faktor in Deutschland überhaupt in Betracht kommt, fällt es ein, einen solchen Hurra-Stand punkt einzunehmen. Auch das kleinste Torpedoboot wird von den flottenfreundlichen Kreisen in Deutschland von keinem anderen Gesichtspunkte aus bewilligt, als dem, daß man seiner aus naiionalpolitischer Rücksicht be darf. Die Not der Zeit, die zwingenden Verhält nisse der politischen Lage sind es, bre allein, ganz allein zur Annahme auch solcher großen Flottenvorlagen drängen können, wie wir sie allem Amchem nach letzt zu er warten habe». Und verbunden'damit wild der andere Ge sichtspunkt sein, vag wie oie Bewilligung der Mittel sich in den durch die politische Notwendig»«! gegebenen Schranken zu halten bat, so auch die Frage nach der Deckung der Un kosten gelöst werden muß in Rücksicht auf die Tragfähigkeit der Schultern, die diese Last zu tragen haben Werve«. Bon diesen Gesichtspunkten au« wird auch die neue Flottenvorlage zu beurteile» sein. Eine Woche lang haben die Arbeiter also noch Zeit, sich z zu überlegen, ob ihnen der Frieden der Arbeit und die nun einlretenden verbesserten Lohn- und Arbeitsbedingungen nicht mehr bieten, als der Anreiz der sozialdemokratischen. Hetzer zum Kampfe. Sie wissen, wenn sie nicht blind sind, da »ihnen Aufbesserungen geboten find: die Arbeiter, die am Montag bereits an die Webstüble gegangen sind, werden ihnen das am ersten Lohntage nach den Festsetzungen des neuen Tarifs zahlenmäßig beweisen können. Wir wissen aber auch aus den Vorgängen der letzten Wochen, daß die Fabrikanten an ihrem Tarisangebole zurzeit unerschütterlich festhalten und n.cht dulden werden, daß ein ihrem Verbände angehöriger Betrieb durch sozialdemokratischen Bovkott. der nur den Zweck haben kann, den Verband zu zersprengen, zum Stillstand ge- nötigt wird. Kommt es dann am 11. November, nachdem alle Beiriede eine Woche lang auch für die kleinste Arbeuerzahl offen gestanden haben, durch die Organisattonsumtriebe er neut zu einer Schließung, dann ist es die Organisation, die auch den arbeitswilligen Teil auf das Pflaster geworfen hat, und nicht der Fabrikherr, der jv bereilwlllig seinen Betrieb geöffnet und nut dem Angebote feines neuen Tarises die vorläufig mögliche Grenze seiner Zugeständnisse erreicht hat. Ferner wird uns aus Glauchau (vom 7. November) .in einem Privattelegramm gemeldet: Zwei henke nachmittag hier abaebaltene öffentliche Textilarbeiterversammlungen be schlossen, die Arbeit nicht früher aufzunehmen, als bis die Unternehmer befriedigende Zugeständnisse gemacht haben. Und vom gleichen Tage schreibt unser Geraer Korrespon dent: Auswärrinen Zeitungen war von hier berichtet worden, daß gestern früh die Polizei gegen die Streikenden habe ein schreiten müssen, als letztere oie Arbeitswilligen verhöhnt hätten. Daran ist kein wahres Wort. Dagegen unter nahmen es abends, als die Arbeitswilligen die Fabriken ver ließen mehrere kleine Geschäftsleute und Restaurateure, die Arbeitswilligen ainnekeln. wozu eine Menge von 300 Per sonen vor der Weißfloaschen Fabrik johlte. Die Polizei trieb die Menschenansammlung auseinander. Heute morgen sind bereits weniger Arbeitswillige angetreten. da gestern abend nach Schluß der Arbeit, die Arbeitswilligen in den Woh nungen von den Aaitatoren bearbeitet wurden. Der gestrige Auftritt vor der Weißfloaschen Fabrik hat zur Folge, daß in den Kasernen Soldaten bereit gehalten werden, um recht zeitig eingreisen zu können. TaS Eingreifen der Soldaten wird hoffentlich nicht notwendig werden. Es darf als sicher angenommen werden, daß Sonnabend alle Webereien und Färbereien geschlossen werden. — In den Ausstand traten bei der hiesigen Spe- ditiyköfirma Oenmann u. Wevraucb eine Anzahl Arbeiter, weil die Firnia Arbeiter entließ und sich weigert, sie wieder einzustellen. * König kr» Berlin. Ter Kaiser in der Uniform eines spanische» GencralkapilänS und der König von Spanien in ver Uniform des 66. Regiments begaben >>ch um 12 Uhr im offenen Zweispänner nach der Katerne des 2. Garre- RegimentS, auf vem Wege von eimr viellaulendlöpsiaeu Mentchenmenge mit lautem Jubel begrüßt. Gefolge und Euren- dienst folgten vem Wagen der Majestäten. Ans demKasernenhofe fand zunächst Vorexerzieren der 1. Kompagnie deü Regiments stall; alSvann nahmen die Monarchen an dem Fiühtlück in der OjfizieiSspeiseanstalt des Regiments teil. — In Ver bindung mit ver Anwesenheit deS spansichen Königs in Berlin tauchen auch sofort VerlobungSgerüchte auf. Und zwar ist eS vieles Mat die Herzogin Marie Antoinette von Mecklenburg-Schwerin, die angeblich als Braut des Königs Alphons in Betracht kommen soll. Tatsache ist, daß diese junge, am 28. Mai 1884 in Venedig geborene Herzogin, am Sonntag bei der Kronprinzessin Cecilie in Berlin elngeiroffen ist. Sie ist be.anntlich katholisch, da ihre Muiter, die Prinzessin Marie zu Wintisch-Graetz, seiner Zeit ihre aus der Ehe mit dem Herzog Paul von Mecklen burg entsprossenen Kinder katholisch werden ließ. Auch der Herzog nahm den katholischen Glauben an uiiv entsagte allen Rechten auf die Thronfolge in Mecklenburg-Schwerin. Der jüngere Bruder des Herzogs, Herzog Johann Albrecht, wurde dann auch Verweser res Großberzoglums, io lange dec letzige Großherzog noch nicht das regierungssähige Alter besaß. Tculschcs tleigenlnm ist bei den Unruhen in Rußland tNtchrsach vernichtet oder beschädigt worden, und eS ist zu befürchten, iaß n-'ch mehr Verluste an deutschem Eigentum eiutreteu werden. Leider bestehl eine gesetzliche Ersatzpflichr weder sür die russische Regierung noch für die Kommune, in deren Gebiet die Schädigung erfolgt ist. Nur wo der im Einzelfalle überaus schwierige Nachweis geführt werden kann, daß die Schädigung deulichen EigeulumS auf direktes Verschulden einer ru>fischen Behörde zurückzuführen ist, wird ein Anspruch auf Entschädigung mit Erfolg erhoben werde» können. Der Deutsch-Rufsiiche Verein, E. V., Berlin, macht darauf auf merksam, daß in letzterem Falle der Entschädigungsanspruch auch auf diplomatischem Wege wirb geltend gemacht werde» können, und eS sich daher rmpsehlen wird, Verluste, bei denen die Möglichkeit vorliegt, den Nachweis des direkten VerlchuloenS einer russischen Behörde zu führen, zur Kennt nis des Auswärtigen Amtes zu bringe». Auch der Deurtch- Rutsiiche Verein ist bereit, Mitteilungen über erlittene Ver luste entgegenzunehmen, und die Geschädigten in ihren An sprüchen zu unterstützen, soweit das dem Vorstehenden nach sich al« möglich erweisen sollte. * Lanpgertchtorat Scherer s. Wie wir noch an der Spitze deS gestrigen Abendblattes nach einem ua« kur» vor Re- daktionSschtuß zugegangrnen Telegramm mrtteileu konnten, ist der Führer der badischen Jungliberalen, LandgerichtSrat Scherer, im Alter von erst 46 Jahren am Herzschlag ge storben. Wohin diese Kunde in liberalen Kreisen dringt, wird sie mit aufrichtiger Trauer ausgenommen weiden. Ist doch in Scherer, der noch ein lange« arbeus- und ersolgreiches Leben auf politischem Gebiet vor sich zu haben schien, ein treuer, opferfreudiger und stetiger Vor kämpfer des Liberalismus von un« gegangen. E« stand zu hoffen, daß er, der eben im Wahlkreis Lörrach-Land zum Abgeordneten gewählt worden war, gerade auch im Parla ment seinen liberalen Standpunkt mit voller Festigkeit ver- lreien würde. Statt dessen wird er nun in der Erde ruhen, ehe ver badische Landtag eröffnet wird! Wir kommen noch eingehender auf SchererS Persönlichkeit und sein politisches Wirken zurück. * Liberales Vertrauensvotum. Die mehrfach erwähnte Nürnberger Versammlung des liberalen Blocks hat bekannt lich auch gegen die Angriffe deS Ministers PovewillS auf den liberalen Führer Castelmann Stellung genommen. Unser Münchner Korrespondent teilt uns den Wortlaut der an genommenen Resolution mit: Der ständige Ausschuß der liberalen Partei spricht der liberalen Fraktion des Landtag» fein« sreudig« Anerkennung aus für die Entschiedenheit, mit welcher sie in den jüngsten Debatten die liberalen Grundsätze gegen Zentrum. Sozialdemolratte und Staatsregierung verfochten hat. Jnebesondrre erklärt er seine Zustimmung zur Haltung de» FraktionSfübrers Dr. Cassel mann gegenüber dem Ministerium Podewills. Gegen das unerhörte Auftreten des verantwortlichen Ministerpräsidenten einein Mitglied der Volksvertretung gegenüber muß enttchieden Protest erhoben werden. Noch mehr aber ist Verwahrung einzulegen gegen da« Verhalten der ultramontanen Mehrheitspaitei, die aus Ver gewaltigung« incht und befangenster Parteilichieit es fertig bringt, die Rechte eines VollSvertreiers und damit des Parlaments durch ihre Zustimmung zum Verhalten des Ministers in Frage zu stellen." * Jur „BorwärtS"-Asfäre. Der Vorstand deS Sozial demokratischen Vereins sür DreSden-Alistadt hat in «einer gestern abgehaltenen Sitzung solgende Resolution beschlossen: „Der Vorstand erklärt, nachdem er von der Denkfchrist des ParteivorstanveS und der Preßlommission des „Vorwärts" Kenntnis genommen, daß er das bei Entlassung der „Vor- wärtS"-Redakteure angewendete Verjähren Nicht billigen kann." Kleine politische Nachrichten. Der Reichskanzler Fürst Bülow empfing den Abteilungschef im Großen Geneiaislab Oberst Deimling, den früheren Kommandeur der südwest- afrikanischen Schutztruppe. — Der frühere niederländische Gesandte, leptge Minister des Aeußern deS Königreichs der Niederlande TetS van Goudriaan hat gestern Berlin verlassen, um nach Lein Haag zurückzukedren. Der Staatssekretär dr« Auswärtigen v. Richtdofen und zahlreiche Mitglieder des hiesigen diplomatischen Korps hatten sich auf dem Bahnhöfe rin- gefunden, um dem scheidenden Minister daS Geleit zu geben. — Ter drulsche Konsul in Honolulu, Heinrich Alexander Isenberg, Chef Firma H. Hacksrldt L Co. limited, ist gestern abend auf der Durchreise nach Honolulu in New Kork ge storben. — Der Bund der Industriellen bat eine Kollekti ringabe an den Bundesrat abgefertigt, worin Grund deS aus den verschiedenslen Industriezweigen Materials «nstchirden gegen bi« Einführung eine« MnziMunoloeit,- tage« und gegen di, Verkürzung der Arbeitszeit der ^Mitarbeiter- innen eifert, andererseits für »ine zweckmäßig»» Reg,tun-, der Saison- und Sonntogsarbeit und sür Abschaffung der in der gesamten Industrie al« lästig und überfluM empfundenen Lodn- zahlung«büch,r eintritt. ver ffamvk in «er Lextilinäurtrie. Wie die Lage im sächsisch-thüringischen Tertilgebiete von feiten des Verbandes sächsisch-thüringischen Webereien, E. V-, angesehen wird, gebt aus folgendem Schreiben, datiert vom 6 November, ,n Greiz, hervor: Nach nur kurzer Nast von einer Woche sind die Betriebe aller Verbandswebereien am Montag wieder geöffnet worden, um die Arbeitswilligen auszunehmen. In der verflossenen Woche sollten die Anmeldungen zur Wiederaufnahme der Ar beit zu den Bedingungen des neuen Lohntarises und der all- aememen Bestimmungen erfolgen. Man hatte die Form der Bereiterklärung so bequem wie nur möglich gemacht, schrift liche und mündliche Meldung oder Mitteilung an Angestellte der Betriebe -»gelassen. Be, der Vorstandssitzung am Abend des 2. November, die darüber Beschluß zu fassen hatte, ob am 6. November die Betriebe wieder geöffnet werden könnten oder nicht, ergab sich beim Ueberblick über die erfolgten An meldungen in den Betrieben aller Ortsgruppen nur ein ver- schwommenes Bild. In einzelnen Weberei«« waren zahl- reiche Anmeldungen, in anderen weniger, in einigen gar keine Bereiterklärungen eingegangen. Hätte nun der Webereiver- band sich streng an den Buchstaben seiner Veröffentlichung vom 19. Oktober halten wollen, demzufolge da« nachaewiesen« Vorhandensein einer genügenden Anzahl Arbeitswilliger in sämtlichen Webereien die Vorbedingung zur Wiedereröffnung bildete, so mußte nach dem bisherigen Ergebnisse die Schlie ßung weiter bestehen bleiben. Man wußte aber, oder durfte wenigstens annehmen, daß auch vielfach Anmeldungen unter blieben waren auS Besorgnis vor Belästigungen durch or ganisierte Mitarbeiter und daß, wenn einmal die Betriebe wieder im Gange wären, auch diese Leute eher den Mut fin den würden, wieder an die Stühle zu treten. Diese Erwägun gen, vor allem aber die Absicht, der öffentlichen Meinung zu beweisen, daß die Fabrikanten den wirklich Arbeitswilligen Gelegenheit zur Arbeit, und zwar unter verbesserten Lohn- verhaltmssen geben wollen, führten zu dem Beschlüsse, am 6. November die Betriebe wieder zu öffnen obwohl die ge stellte Vorbedingung — eine allenthalben zureichende Arbeitsanmeldung — nicht erfüllt war. Man wollte sich nicht sagen lassen, daß man den letzten Versuch zur fried lichen Beilegung des Kampfes Unterlasten habe, baß man nicht alles getan habe, um sich von greifbaren Zahlen der Arbeitswilligen zu überzeugen. Deshalb hat man auf der ganzen Linie am Montag früh die Betriebe wieder eröffnet und wird sie bis zum 11. November offen halten, um dann darüber zu entscheiden, ob die Zahl der wirklich zur Arbeit erschienenen Stuhlarbeiter in sämtlichen Verbandsbetrieben groß genug sei, um die Betriebe in Gang erhalten zu können. Will man einerseits den Arbeitern sein Entgegenkommen zeigen, so muß anderseits aber auch denjenigen Betrieben, denen schon auS technischen Gründen eine etwa zu gering fügige Arbeiterzabl den Weiterbetrieb verbietet, der volle Schutz deS solidarischen Verbände« zukommen. Mit der am Montag begonnenen Wiedereröffnung ist auch der neue Tarif mit feinen Lohnaufbesserungen und Ver günstigungen in den allgemeinen Bestimmungen für die zur Arbeit erschienenen Weber in Kraft getreten. Noch läßt sich heute kein Ueberblick gewinnen, wie sich die Lage gestalten wird, denn am ersten Eröffnungstage waren äußere Abhaltungen oller Art absichtlich veranstaltet und zu- sällig vorhanden. Die sozialdemokratische Organisation hat am Vormittag in allen Orten de« BetriebSverbandeS Ar beiterversammlungen einberusen, Jahrmärkte und Kirchweih feste fielen zufällig in einigen Orten aus die Anfangslage. Erst am Ende der Woche wird sich überblicken lasten, ob die schwache Zahl der erschienenen Arbeiter fick so gesteigert haben wird, daß kein Betrieb zum abermalige« Stillstände wird, Nach den Erklärungen des Staatssekretärs der Marine vom März und nach den letzten offiziösen Kundgebungen über die Dimensionen der neuen Panzerkreuzer und Linien schiffe schätzt die „Köln. VolkSztg." die Gesamtausgaben für die Marine für 1906 auf 250 Millionen Mark veulscbes Zeicff. Leipzig. 8. November. * Reue Kämpfe in Südweftafrtka. In der Gegend zwischen Nuenb und Awadaob, östlich von Auob, fanden vom 27. bis 29. Oktober kleine Zusammenstöße mit den Hotten totte» Simon Köpper» statt. Hierbei fielen im ganzen SO Hottentotten, auf deutscher Seite wurden drei Reiter ver wundet. Die bisher in Aminui» stationierten Truppen unter Major von der Heydt und die unter Hauptmann Moraht bei Stamprietfontein gesammelte Abteilung setzte die Bekämpfung dieser Banden fort. — Auf der Ver folgung Cornelius' kam es am 29. Oktober zu einem kurzen Gefecht der 4. Ersaykompagnie am Chamhawib- River. Ehe ter die Verfolgung leitende Hauptmann v. Let» tow-Vorbeck mit seinen beiden anderen Kompagnien heran kommen konnte, hatte sich Cornelius wieder zurückgezogen, durchquerte abermals den Schwarzranv und überfiel schon am 2. November am Uibib-River, nördlich von Gellap, einen WarentranSport, wobei vier deutsche Reiter fielen. Außer ver Abteilung Lettow nahmen je eine Kompagnie über Ber- seba und über Tses seine Verfolgung auf. Die m der Gegend von Gründorn gemeldeten feindlichen Banden teilten sich, ehe Major v. Estorfs sie angreisen konnte. Einen Teil ver folgt Hauptmann Brentano in nördlicher Richtung, andere scheinen sich Cornelius angeschloffen zu haben. * Afrikanische Verlustliste. AuS Windhuk werden wertere Verl-uste gemeldet: Im Gefecht bei Hart- deestmund am 24. Oktober. Verwundet: Unteroffi zier Friedrich Höhn«, schwer, Knochenschuß linkes Knie und Fleischschuß rechten Oberschenkel. Gregor Painczvk, geb. zu Roßberg, früher Draaoner-Reat. Nr. 8, leicht, Streifschuß linke Wange. Fritz Kluge, geb. zu Nimkau, früher Feld- Art.-Regt. Nr. 42, leicht, Schuß in den Unterleib. Gefreiter Jakob Broich, geb. zu Düsseldorf, srüher 1. Garde-Dragoner- Kegt., schwer, Knochenschuß ImkeS Knie. Kopfschuß und Jleischschuß in linke Schulter. Franz Fehlen, geb. zu Pur- wiener srüher Draaoner-Regt. Nr. 11, schwer, Schuß in linke Schulter und linken Fuß. Friedrich Pooch, geb. zu Marienhütte srüher Pionier-Batl. Nr. 3, 'chwer, Schuß in Unterleib. Edmund Kartheuser, geb. zu Grauschütz, früher Fusrlier-Regt. Nr. 36, leicht, Ueisch^uß in den linken Unter- ^"o Koch, yeh. -u Mandelsloh, früher Maschincn- gewehr-Abt. Nr. 3, leicht, Streifschuß am Hinterkopf. Gc- fteiter Heinrich Mever, geb. zu MandelSIoh. früher Feld-Art.- Regt. Nr. 44, leicht, Streifschuß am Knie. Reiter Karl Benz, geb. zu Schlllinastadt, srüher Dragoner-Regt. Nr. 21, schwer, Kopfschuß und Schuß in den rechten Unterarm. Robert Schonbaum, geb. zu Alt-Cosenow, früher Draaoner- Regt. Nr. 18, schwer, Schuß in die rechte Hüfte. Friedrich Zimmermann, geb. zu Langenweddingen, früher Grenadier- Reqt. 6, schwer, Fleischschuß in die linke Wade und Knochen- schuß m rechtes Kme. August Milutzki, geb. zu MartinSdorf, früher Ulanen-Regt. Nr. 4, leicht, Schuß in linken Ellen- bohkn- Mette, geh. zu Markranstädt, früher Garde- Lchutzen-Batl., leicht, zwei Fleischschüste in den Rücken. Reiter Andreas Bogatek, geb. zu Mtkirch, früher 1. Garde-Feld-Art.- Regt., leicht, Schuß m linken Unterarm. August Hagedorn, gck zu BeverSdorj, früher Fuß-Art.-Regt. Nr. 11, lchwer' Lchu i m den rechten Oberschenkel. Paul Hintze, geh. ,u Stta »bürg (Pmnm.). früher Husaren-Regt. Nr. 1, schwer, Schuß in rechten Oberarm. Am 29. Oktober im Gefecht oe> Awadaob schwer verwundet: SanitätS-Sergeant Ri- chard Ackermann, geb. zu Magdeburg, früher Jnfanterie-Regt. Nr. 66, zwei Schüste in linke Hand. Gefreiter Karl Zippel, geb. zu Schönefelde, Küher Jmanterie-Regt. Nr. 91, Schuß Am 81. Oktober im G-f.cht be. As K'bi« -n,d Le, K'rriSOft gefallen: Reiter Gustav Nitlchke. grb. zu Trochenberg, früher Husaren-Reat Nr 4 Brustlchuß. A°m 2. November im GeseS bei Kari/am Pack^ 1907 - 270 - 1908 285 1909 300 1910 - 310 1911 - 3l5 19l2 - 820 -
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