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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188409132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840913
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840913
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-09
- Tag1884-09-13
- Monat1884-09
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1884
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Erfchetmt täglich früh 6V,Uhr. »rtürtt« m» Lr»e-M- Joha»ne«gass« SS. LPrech-»»üe» her Ke-«rN»n: «scmüt-s« 10-1« Uhr. b—6 Uhr. LtltM »NN»-», .. »M 8^kßR(t10kl khih! AtT^lU^IuH »««H«« A«r ftr Ate nichsts«lie«»e >»«»« testtmmte» Jnsernt, «» S»chent«,en At« t Uhr Nnchmittsn«, «« Te«»- «A Fefttsge» früh At»' Uhr. 3» te» ^Uielr» für 3«s.-An»ah«L vtt» Gl«»«. U»tverfilLi«str-he LI, e««t» Lischt, Kathoriunistraß« IS, p. «« it« '/^ Uhr. TaMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichtr, Handels- nnd Geschäftsverkehr. 257. Gormabend den 13. September 1884. Auflage LS,«V0. Lbonnementspreis oiertelj. 4'/, Mit. tuet. «rtnaerloh» 5 Mk.. durch di« Post berogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 30 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilagen (in Tageblatt. Format gesalzt) «Aue Poftbesörderung SS Mk. »tt Poftbesörderung 48 Mk. Inserate «gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut unserem Preis- verzeichnib. Labeklarischer u. gissrrnjatz nach höher« Tarif. Leclmnrn unter dem Uedaelisn,strich die Spaltzeile SO Ps. Inserate siud stet- an die ExpeAtti«» ja seadeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pruaunmerausto oder durch Post- uachaahmc. 78. Jahrgang. Znr geWgtv Veachlmg. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, d«a in. September Bormtttag» nur bt« '>,« Uhr geöffnet. LrpvSIUoii ävs I^elprlxer 'rngedlnttos. Amlltcher Theil. Bekanntmachung. Dt« Gtathsmaaae wird am IS. dirle« AKo»at« ««» der Ga»a»statt I t« da« Lagerdosareal am Blücherplatz »erlegt »ad daselbst vom IG. diese« Moaat« am »teder in Betrieb gesetzt. Leipzig, am II. September IkSGE. Der Rath der Stadt Leipzig. Do. Georgi. Etchort»«. Bekanntmachung. Bei einer vor Kurzem in verschiedenen Straßen vorge- nommenen bavpolizeiltche» Untersuchung der Erker, Balkoue und sonstigen Vorbauten au Gebäuden hat sich ergeben, daß em nicht unbeträchtlicher Theil dieser An- lagen sich in sehr baufälligem Zustande befand, so daß eine wettere Benutzung derselben erst nach Vornahme gründlicher Reparaturen zulässig erschien. Wir sehen un» daher veranlaßt, hiermit zu verordnen, daß sämmtliche Häuser der hiesigen Stadt, an welchen sich Erker, Balkon« oder sonstige Austritte und Vorbauten befinden, kKzüalich der Tragfähigkeit der gedachten Vorbauten einer eingehenden Besichtigung »uterzoge» werbe« und sorder» die Besitzer, bez. Administratoren derartiger Gebäude hiermit auf. spätesten« bi« Ende Oktober diese« Jahre« diese Slevisivnrn durch geeignete Sachverständige und in Gegenwart eine« Heamlen unsere« BaupolizeibureauS vor- nehme» z« laste». Zu vielem Behuse ist mindesten« 2 Tage vor Vornahme der Untersuchung auf unserem Baupolizeibureau die Stunde genau anzuzeigen, zu welcher diese Untersuchung stattfinden soll. Im Unterlassung-salle wird gegen die Säumigen mit Zwang«maßregeln vorgegangen werden. Nicht betroffen von dieser vorstehenden Anordnung wer- den diejenigen Grundstücksbesitzer, in deren Grundstücken im Laufe diese« Jahre« eine derartige Untersuchung sämmtlicher Vorbauten stattgefunden hat oder die Besitzer derjenigen Grunvstücke, welche seit Ablauf de« Jahre« 1879 neu erbaut worben sind. Leipzig, den 9. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Cic Vr. TrSnblin. uchoriu«. Vrkanatmalhlmg. Bet den Userbaute«, welche von Privaten entlang der PletGe vorgenommeu worden sind, sind in de« ge reinigte« Flußbett an verschiedenen Stellen Hanfea von Bauichntt, Sand und dergl. zurüekge lasse« worden. Wir fordern die Beiheikigten auf. diese Baurütkstande bi« Sonnabend den 13. d. M. Abend« bei Vermeidung einer Geldstrafe von 100 ^ für jeden CoiitraventioaSfall grüad- ttch zu beseitige». Leipzig, den 10. September 1884. Der Rath der Stadt Leimig. vr. Georgi. Ctchorm«. VeklMklmachullg. Unter Be»ugnahme aus unsere Bekanntmachung dom 29. Juli or. bringen wir hiermit zur allgemeinen Kenntniß, daß nächsten Sonnabend, de» I». I»m^. dir Jett de- Abschläge« de« Pletstenmühlgraben« abge- lause« ist. Die TiSpositionm sind so getroffen, daß Sonntag, den l4- kyj. früh 4 Uhr mit dem Abbruch de« Fa^-Damme« begonnen und der Einlaus de« Wasser« in den Mühlgraben zwischen k und 7 Ubr Morgen« erfolgen wird. Leipzig, den 8. September 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. . vr. Georgi. Cichoriu«. Königliche Akademie -er bildenden Künste nnd Knnstgeverbeschvle zn Leipzig. - ^E"chue»z i» letzte« Jahre L2S Schiller. Di« Studien im Wintersemester 1881/85 beginnen ^ Pa«ner«taa, Ae« r. veteßer ». er., die r»,e»««rfe srüh 8 ÜAr. die AAciidenrse um » Uhr. Der Lehrplan umfaßt «>e Unterricht-aeßtet« her Ailde«»e« »««»« ««» Ae« Kunstgen» erbrs ««A Aerülksichttgt speeiel dt« A»«Ail«nng tu Ae« graphischen Künsten. Anmeldungen zur Ausnahme sind in der Zeit »a« 8. Ai« «tt DG. Eeptemter A. A. in der Expedition der Kunstakademie, west, lichrr Kl»,ei »er V»rlftcnA«r,, S. Etage, Nachmittag« »wsschen 4 »«» « Uhr zu bewirken. Letpzt,, den 18. August 1884. Der Direeter. vr. Ludw. NIeper. Logisvermitthung. I« Seitengebäude de» Grundstück« „rethes Latzegt«»". Nitterstraß« «r. 10, ist im ersten Geschoß eine Weh»«»,, bestehend a»« «Met Et«»«,, »ret »««mern, »»che und v»Ae«ra«m vom 1. Januar 1885 an aus Drei Iah e im Wege der Licitation unter Berbebalt der AuSwatzl ,„er de» Bietern anderweit za vrrmlethea. Resieetaaten Hab», sich tzienu M««ta>, Ae» rr. Geptemher 1884, Bormittog« 11 Uhr. i» Lntversirltt-Rentamte einzasinden und ihre Gebote ab,«geben. Dt« Bedingungen liegen daselbst zur Livsicht an«. Leipzig, «m 12. September 1884. ll»t»ersitSt»-Reuta»t. Graf. «cstcht wird der Schriftsetzer Paul Benjamei» Herrmrana von hier, weither zur Fürsorge für seine der öffentlichen Unterstützung auheimgefallene Familie anzuhalten ist. Leipzig, den 9. September 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. <Aru»e«a«t.) Ludwig-Wols.Dolgr. StVölbe-vrrmiethuug. I« P««lt«m». Untversitiwftraße Nr. IS. sollen,»e1 Par- terrenem-lAe nebst Zubehör, jede« für sich, vom 1. April 1885 an auf drei Jahre meistbietend und mit Vorbehalt der >u-»ahl unter de« Liciraat»» anderweit vermiethet «erden. Reslectauten weröeu ersucht, sich hterza Mittwoch. Ae« 24. GcotemA« A. A Vormtttas» 11 VAr im Uaivrrsitits-Rentamte, woscibst auch die Bedinguugr« zur Einsicht au<li«g«a. eiuzustadtu uud ihre Gebote «bzugeben. Leipzig, am 12. September 1884. Lnt»erflttt».Ae«1s«<. Graf. Nichtamtlicher Theil. Wolseley uud Northbrook in Kairo. Seit der Ankunft de« General« Wolseley und Lord North- brook in Kairo hat ein neuer Act de» egyplisch-sudanesischen Drama« begonnen; England tritt damit au« seiner bi«herigen Politik der Unthärigkeit heran« und girbt zu erkennen, daß e« endlich an der Zeit sei. in Egvpten geordneteZuständ« zu schaffen. Gladstone wollte die Sorge für die Regelung der finanziellen Verhältnisse Egypten« ursprünglich aus dir Schultrru Europa« abwälzen, Europa hat sich aber für diese Zumuthuna bedankt; die englische Regierung sieht sich de«, halb aeaöthigt. dies« Angelegenheit selbstständig in die Hand ,u nehme«. England« Lage ist durch die Auslösung der Eon- serenz nicht verschlechtert, wenn Gladstone jetzt wirklich Emst macht, in Egypten Ordnung zu schaffen, aber ob dieser Ernst in der Thal vorhanden ist, bleibt noch zu erweise«, vorläufig hütet man sich in der englischen Press«, da« Wort Proteetoral zu erwähne», wen« von Egypten die Rede ist, und von de», Rückzüge der englischen Besatzung ist e« schon seit längerer Zeit still geworden; dafür weiß man aber nicht- über die Ausgabe, welche Lord Northbrook in Egypten zu lösen hat. Man hatte da« Märchen verbreitet, daß er den Sturz de« Khedive herbeiführen wolle. Da» klang schon um dr«wille« sehr unwahrscheinlich, weil Tewfik Pascha seit der englischen Invasion Alle» getbaa hat, um die Engländer zufrieden zu stellen und sich geneigt zu erhalten; einen gefügigeren Herrscher können sich die Engländer nicht wünschen, al« sie ihn in Tewfik Pascha besitzen, und darum werden sie sich wohl Hiten, ihn etwa durch den verschwenderischen und ränkevollen Ismail Pascha zu Ersetzen. Wa« die englische Regierung über den Zweck von Northbrook'« Sendung bekannt werde« lasse» will. Ist gestern durch de» Bericht über die Audienz de« Minister« beim Khedive bekannt geworden: Lord Northbrook überreichte demselben ein Schreiben Lord Granville'«, welch«» dir Beglaubigung Lord Northbrook'« al- Obercommissar England« enlhält und die egyptische Regierung um ihre Unterstützung bei Lösung der wichtigen schwebenden Frngen. namentlich hinsichtlich der Regelung der finanziellen Schwierigkeiten, ersucht. Der Bericht fügt hinzu, daß der Khedive den Lord äußerst herzlich empfing und sich nach der Audienz sehr b«. friedigt über die Erklärungen Northbrook'« au-sprach, ihm auch später einen Gegenbesuch abstattete, also etwa wie ein Souvcrain einem andern, welcher au« der Fremde zu ihm gekommen ist. Die Bezeichnung Obercommissar ist bisher für englische Bevollmächtigte in Egypten nicht gebraucht worden, e« scheint da« nur «ine Variante für Bicekbnig zu sein, nur mit dem Unterschied«, daß der Obercommissar die Befugnisse de« vice- könig« nur vorübergehend auSübt. bi« nachher die verhält, nisse für die Einsetzung eine« beständigen Stellvertreter« der Königin von England geordnet sind. Lord Dufferin snugirt« unter dem Titel eine- außerordentlichen Eommissar« und Bevollmächtigten, Lord Northbrook hat also offenbar weiter gehende Vollmachten al« sein Vorgänger. Man wird kaum irren, wenn man aunimmt. daß durch di« Sendung Lord Northbrook'« da« Protectorat England« über Egypten in aller Form ausgerichtet werden soll. Die Frage drängt sich aus, we-halb der Ehes der Admiralität »u dieser Ausgabe au«erseheu wurde, besonder» da diese wesentlich finanzieller Natur ist. Au« der Verschiedenheit de« bisherigen Wirkungs kreise« Lord Northbrook'« mit seinem jetzigen iü ersichtlich, daß seine Rolle in VerHauptsache eine repräsentative sein wird.Dpßehm die Leitung de- Ganzen Vorbehalten ist, während di« »inzelne» Ressort-von sachverständiaenBeamlen vertreten werden. Al-Ebef der Admiralität hat der Obercommissar wesentlich militairiscbe Eigenschaft, mit Wolseley an der Seit« ergreift er Besitz von den Streitkräste» Egypten« zu Wasser «nd.zn Lande; e« ist ein Zurvckgreisen aus die Zeit vor zwei Jahre», nl« Lord Seymour mit Wolseley die Besitznahme Egypten« vpüzogen. Damal« wurde Lord Dufferin berusen, nm die definitive Ordnung herzustellen, aber die englisch« Regierung hatte dieser schwierigen Ausgabe nicht die rrsoiderliche Vollmacht beigesellt. Da« ist jetzt ander« geworden, Lord Northbrsak ist in der Lage, mit der erforderlichen Entschnsnnheiz «El», treten, um Egypten zur englischen Satrap» zu «chchen und Wolseley wird dafür Gorge tragen, daß die Sichncheit de« neuen englischen Besitztbum« nicht durch äußE Angriffe gestört wird. Man hat bisher nicht gehört, daß di« englische Nsßiernng di« Zustimmung der europäischen Mächte zu diese« neue» Arrangement nachgesucht hätte; Glavstone hat durch die Sendung von Lord Northbrook nach Egypten einmal wieder eine jener Ueterraschungen bereitet, mit welchen er von Zeit zu Zeit da« öde Einerlei feiner Amtsführung zu unterbrechen pflegt. Wir rechnen dahin da« V«m- bardement von Alexandria und seine Fahrt nach FredenSborg. Nach den Erfahrungen, welche die Welt «it der «gyptischen Politik Gladstone'« gemacht hatte, konnte man ihm irgeud einen energischen Entschluß nicht »«Gr Zn» trauen, um so stärker wird di« Wirkung der neuesten lieber» raschung sein. E« sieht fast so au«, al« wollt« Glavstone damit Frankreich ein Schnippchen schlagen und ihm zeigen, daß e« bester gethan hätte, auf da« englische Anerbieten vor vem Zusammentritt der Conferenz einzugehen, al« jetzt voll- ständtg au« Egypten ausgeschlossen zu werden. Der Zeit punkt, welchen Gladstone für ferne neueste Energie-Entfaltung gewählt hat, ist nicht ungünstig. Frankreich ist in China und Madagaskar vollauf beschäftigt und der Rest seiner auswärts verwendbaren Kräfte ist am Congo engaairt, selbst wenn Frankreich wollte, würde e« nur mit großen Opfer« eine Arme« nach Egypten senden können. Da« Alle« «st aber nur daun in Betracht zu ziehen, wenn Gladstone e« nicht bei einer leeren Kundgebung bewenden läßt, sondern wenn er dem überraschenden Anfang auch eine kühne Durchführung de« Nnternehmen« und ei» glückliche« Ende folgen läßt. Die erste Vorbedingung eine« solchen verlaus« ist die Befriedigung der Opfer von Alexandria. Diese scheint allerdings in Aussicht ge- nommen, aber in der denkbar kläglichsten Weise, etwa nach Art eine« Accord« zur Vermeidung de« Concurse«: Entweder 75 Proc. sogleich oder da« Ganze in Raten von 1V Proc. innerhalb 10 Jahren. Welcher Gläubiger würde da nicht die erste Alternative wählen, wenn e« ihm sonst an Macht fehlt, seine volle Forderung zu erlangen! Da« wäre also der Anfang der englischen Action unter Lord Northbrook. da« Uebrige wird in ähnlicher Weise erledigt werden und die eqvptischen Staat-gläubiger haben sich demgemäß auf eine Zinsenrevuction noch weit unter den Vorschlägen der Conferenz gefaßt zu machen. Der Khedive war sehr befriedigt von den Erklärungen Lord NorthbrooL«, natürlich, weil der Ertrinkende nach dem Strohhalm greift und weil ein Hilfe leistender, auch wrnn er nur einen Theil der dringendsten Bedürfnisse befriedigt, immer überall willkommen ist. Egypten steht nicht nur vor dem Bankerott, da» wäre noch ein blühender Zustand im vergleich mit de« thatsächlichen, sondern e« ist absolut zahlungsunfähig und siecht langsam dahin, wenn ihm nicht von einem zahlungskräftigen Macht haber unter die Arme gegriffen wird. Herr Blignitre« hat aut reden mit seiner Aiissassurig. baß Egypten seine ver leget, heilen au» eigener Kraft beseitigen könne; zuerst müssen d»e fälligen Coupon- bezahlt werden, bevor von Erschließung ergiebigerer Einnahmequellen die Rede sein kan». In Skieruiewicze wird man von dieser veränderten Sach lage Act nehmen müssen; ein« neue Conferenz zur Regelung der egyptische« Angelegenheiten hat nur dann An-ficht ans Erfolg, wenn die englische Regierung di« Hände unthätia in den Schooß legt und die Sorge für die Be,ahlung der Schmde» Egypten« Europa überläßt: ändert Gladstone diese erbärmlich« Potitik und thut selbst Da«, wa« er bisher von Europa thim lasten wollte, dann haben die Gläubiger keinen Grund zur Klage. 2m Interesse Frankreich« liegt e«. daß Gladstone Da« bleiitt, wa« er bisher gewesen ist: «in Politiker, welcher den Schwierigkeiten der Lag« nicht gewachsen ist, deshalb macht die französische Regierung Propaganda für «ine neu« Conferenz. So lange Gladstone die egyptische« Angelegenheiten der eigenen Entwicklung überließ, war e< auch Raison, daß Europa an seiner Statt die Wiederherstellung der Ordnung in Egypten in die Hand nahm; hat Gladstone endlich ein- gesehe», daß e« für England vortheilhafter ist, Europa« Ein mischung in die egyptischen Angelegenheiten seruzuhaltm, um so besser für ihn uud England * Leipzig, 13. September 1884. * Die .Nationalliberale Eorrespondenz" schreibt zur Wahlbewegung: „Eine schon öfter« betonte Eigen, thümlichkeit der gegenwärtigen Wahlbewegung ist e«, daß sie de« eigentlichen Inhalt« insofern entbehrt, al» die gesetzgeberischen Ausgabe», mit denen sich der neugewähltr Reichstag zu beschäftigen haben wird, sich mehr al« sonst der Kenntniß weiterer Kreise entziehen. Ein Re- qiernng-programm ist zur Zeit gegenüber de« wichtigsten Fragen der inneren Politik nicht bekannt. Wir wissen nicht, ob und welche Vorlagen aus dem Gebiete der Social-, der Steuer-, der Zoll-, der Gewerbepolitik in nächster Zeit zu erwarten sind; wir wissen nicht, ob eine Erneuerung de« Eoeialistcngesetzr« nach Ablauf de« jüngste» zweijährigen Termin» vorgeschlagen werden wird; e« ist unoekaunt, mwiesern di« Colonialsrage den Reich«tag beschäftigen wird; wir wissen nicht, ob neue militairische Anforderungen her- vortretcn werden; man kann nur mutbmaßen. vaß die Erneuerung de« Septennat« in der bevorstehenden Legislaturperiode vorgeschlagen werden wird. Die Richtung, in welcher die Kirchenpolitik der Regierung steuert, ist un bekannt. Gegenüber allen diesen großen Fragen unserer inneren Politik verhalten sich die Regierung uud »hre Organe völlig schweigsam. Diese Ruhe sticht merkwürdig ab gegen ven Lärm, mit welchem vor drei Jahren da« Tabakmonopol- project in die Oeffentlichkeit geworfen wurde, bei dem ja freilich auch die Regierung recht fchlerüte Geschäft« gemacht y«t. E« ist eine Folge der Unbekanntheit der nächsten Ziele der ReaierungSpolitik. daß sich die Wahlagitation weniger um die Zukunft al« um die nächste Vergangen heit dreht, daß Au-eina«Aersrtzuugen Uber di« Haltung der Parteien ,n der verflossenen Legislaturperiodr den vornehmlichste» Inhalt der Wahlbewegung bilden, nnd wa« sonst von ZukuastSprojecten hrrangezoaen wird, eben »nr aus Muthmaßung beruht und in Wirklichkeit vielleicht gar nicht an ven Re>ch«tag herantrete» wird. Di« Wahl- oewegnng hat damit gewissermaßen etwa» Theoretische«, Abstrakte« gewonnen. Die ReichStagScandivateu werde» «,s Dinge geprüft, mit denen sich da« Parlament vielleicht gar nicht ,u befassen haben wird, nnd Fragen, die vielleicht hernach im Mittelpunkt der gesetzgeberischen Tätigkeit stehen werben, tauchen i» den Wahlreden der Candivaten und der Inter pellationen der Wähler kaum auf. Die Wahl wird unter diese« Umständen in ganz besonderem Maße ru einer Sache de« vertrauen« der Wähler gegenüber ihren Candidaten ge macht; die letzteren müssen sich da« vertrauen erwerben, doch sie auch i» großen Fragen, die sie vorher mit ihren Wählern ,n besprechen nicht in die Lage kommen, sich in Nebereinstimmung mit denselben befinden werden. Da« ist unverkennbar rin eigenartiger Zug der gegenwärtigen Wablbewegung. — Mit gerechten Besorgnissen wird man den die«jäbrigen Stichwahlen entgegensetzen müssen, die in ungewöhnlich großer Zahl zu erwarten sein werken Der einfache Grundsatz, daß man in ver Wahl zwischen zwei Richtungen diejenige unterstützt, mit welcher man trotz aller Meinungsverschieden heiten noch immer die meisten Berührung-puncte hat, der man verhältnißmäßig noch am nächsten steht, droht in den Parteikämpsen unserer Tage immer mehr verloren zu gehen. Die aufgewühlten Partkileidenschasten drohen eine derartige Verbitterung zu hiaterlasien, daß vielfach lieber dem ent schiedeneren Gegner der Sieg gegönnt wird al« dem verhältniß- mäßig nähersteycnden Mitbewerber. Da« tritt am deutlickstcn hervor in dem verhältuiß zu den Socialdemokraten. Trotz Allem, wa« die aus vem Boden unserer Staat«- und Gesell schaftsordnung stehenden Parteien vom entschiedensten Conscr- vativen bi« zum äußersten Liberalen trennt, stehen sie sich doch unendlich viel näher al» jede einzelne von ihnen zu der Social demokratie, welche die Umwälzung unserer gcsammten Wcltord- nung erstrebt. Gleichwohl ist zu befürchten, daß der Haß unter den sogenannten OrdnungSparteicn auch bei Stich wahlen , in denen eine von ihnen mit einem Sorialdemokratcu steht, noch Vorhalten und daß damit muncker Wahlkreis au die Umsturzpartei verloren gehen wird. Wir unsererseits halten e« sur Pflicht einer jeden staatSerhaltcnden Partei, im Kampf gegen die Socialdemokratie jeder andern staatSerhalten- den Richtung die Hand zu bieten, und werden e« nick- daran fehlen lassen, auf unser« Gesinnungsgenossen in dieser Dichtung hinzuwirken. E» muß aber leider sehr bezweifelt weroen, daß andere Parteien ihrer Leidenschaften so weit Herr werden, um sich ebensall« ehrlich auf diesen Standpunct Zu stellen. So lesen wir z. B. in dem Parteiorgan der ehemaligen Secessionisten ganz unumwunden die Erklärung, daß die Liberalen für emen .Gemäßigten", der sich auf Erhöhung der Getreidezölle, auf den Antrag Ackermann und ans eine Er höhung de« Militairetat« verpflichte, auch in einer Stichwahl (in dem in Rede stehenden Fall handelt e» sich um einen Socialdemokraten) nicht zu unterstützen vermöchten. Wir wollen hoffen, daß in der entscheidenden Stunde eine solche von der Leidenschaft de« Augenblicks eingegebcne Ausfassung doch ruhigerer Prüfung Platz machen wird." * Aus dem Parteitage der deutschen Volk-Partei in Heilbronu Übte der demokratische Abg. Stern- Franksurt nach dem Bericht der Berliner .BolkSzatuug" folgend« Kritik an der deutschfreisinnigen Part«»: .Wir werden in der Abwehr gegen jede» reactionarre Be streb« eung sein wie mit per Fortschrittspartei, so a«h »it de» ur»c» verbündet«^ »j» Ache» ihm ohne Hoffnung gegen- Üb», »it ihm etwa« «weichen, aber auch ohne Furcht. Aber die Kritik un« nehme», taffe» gegenüber etwaigen Fehlern de, Partei» un« de« Terrori«mu« Richter « unterznordneii. der diel schilpe»mer ist, at« der Bi»marck'«, da« thne ich nicht! (Lebhaftes Bravo!) Eise« können Sie nicht von na» ver lange«, dafi wir stillfchweigen, wenn wir sehen, wie die Hälfte einer Partei» di« sich freisinnig nennt» für ein Ausnahmegesetz stimmt, denn da« ist ein« Schmach. Herr Richter wußte ganz gut, warum »r die Fusiou vollzog. Er ist Mancvestermann nnd durch die Stärkung mit de» Capacitäten wie Rickert und Bamberg« hat «r auch i» der Socialpolitik gewonnene« Spiet." * Für de» «achhaltiae» Aufschwung Deutschland« zur See ist e» von höchst« Wichtigke»t, daß dem see männisch« Beruf« sich »och erheblich mehr jugendliche Kräfte zuweudea, al« gegenwärtig geschieht. Al« ein gar nicht scharf genug zu verurtheilender Uebelstanv muß c« unter de« beregten Gesichtspunkte gelten, daß die Schiffs- jnageustellm in der Handelsmarine noch vielfach wie eme Waar« behandelt und den Meistbietenden zu Theil werden, demnach nur begüterte Leut« für ihre Söhne in dieser Richtung Lu-ficht auf Erfolg haben. Thatsacbe ist beispiels weise, daß in bianentändischeu Zeitungen Annoncen von Hamburg« Geschäftsleuten «lasten werden, nach denen Söhne „bemittelt« Eltern" Stellung erkalten könnten. Die sich auf solche Annoncen Meldenden erhalten dann die Miltheilnng von den Betreffende», daß SOO—400 zur An-rüst«ng nvthig, und sonstige Ausgaben für Capitam, Heuerbaas u. s. w. auch noch einige hunvert Mark betrügen, so daß ungefähr 5—SSO Kosten herauskommen, uni einen Jungen für den Seedienst unterzubringen, während dasselbe sich m der Tbat mit 200 ^tk seyr out machen läßt. Solche Uebelsiänd« wären nun leicht zu befestige», wenn die Besorgung und Anstellung der Schiffsjungen von den Rhedern einer amtlichen Person übertragen würden. Eine diesbezügliche Reform dürfte sich von de» wohlthätigsten Folgen sür die Rekrutirung uns«« Handelsflotte «weilen. * Die Mißstimmung, welche in den Kreisen der ländlicheil Bevölkerung polnisch« Zunge gegen da« despotische Ge bühren der polnischen Wahlagitatoren herrscht, und deren «st ganz vor Kurzem an dieser Stelle gedacht wurde, hat seitdem an Schärfe noch zugenominen. In einer Kritik de« eigenmächtigen Vorgehen» der polnischen WahlcomitS« sagt die in Inowrazlaw erscheinende Wochenschrift „Kujawiak" wörtlich: „Wie soll da der eiserne Fürst unseren Abgeordneten nicht den bekannten Vorwurf machen: Ihr Herren sprecht lediglich im Namen de» Adel- und der Priester, aber da« Volk weiß nicht« von Euch? Da« Volk versteht Euch nicht und hat Euch nicht gewählt. Dies« Vorwurf ist nur zu be gründet." Und wird so lange begründet bleiben — möchten wir hmzusrtzen. al« die nationalpolnischen Hetzapostel sich mit scuveramer Nichtachtung üb« die positiven Interessen der polnisch redenden Wähler hinwegsetzen, dafür aber deren Stimmen und Sympathien für Ziele in Anspruch nehmen, die ganz und gar atcherhalb der legitimen Actionssphäre preußisch« Staatsbürg« und deutscher ReichSangehöktaer liegen. * Mau schreibt d« .Kölnischen Zeitung" au« dem Großherzogthum Mecklenburg-Schwerin. 8. Sep tember: „An der mecklenburgischen Küste und besonder« von Rostock au«, von «» man m »in paar Stunden die dänische» Insel« Falster und Laaland mit leichter Mühe erreichen kann, herrscht stet« rin gegenseitig« leb haft« Verkehr «it Dänemark, der nur in dem KriegSjahr« ISS4 und der darauf folgenden Zeit eine Unterbrechung «hielt. So hat man denn anch hier vielfache Gelegenheit zu der sehr erfreulichen Bemerkung, wie sehr die Abneigung der Dä«» gegen da« Deutschthum, die nach der angeführte,, Periode sich ganz unverkennbar zeigt«, jetzt in so rascher Abnahme begriffen ist. daß kaum noch bi« mindest« Spur davon erkennbar. Wir durchstreiften noch kürzlich aus einige Tage die fruchtbaren Inseln Laaland nnd Falster, deren Bewohn«, echte Kerndäoea durch nnd durch, fast alle im behäbigen Wohlstand lehr», und freuten un». nirgend« «ine Abneiaung gegen, sondern sogar häufig ein lebhafte« Interesse für alle« Deutsch« dort zu bemerken. Wie ganz ander» war
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