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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188402162
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1884
- Monat1884-02
- Tag1884-02-16
- Monat1884-02
- Jahr1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1884
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Rachmiitaq» 5—L Uhr. »Sr u» NS«,ad, «m,ki-ntter «»auicriot« «acht sich du N«d»cl,«a natt «ndmdllch, tiMger.TaMM Am««>«e «er für «te nSchftf«l,e»»e «„«mer »rftimmten Anserate a, v«chr»ka»e» bis S Uhr Nachmittag«, «n S«»n- uu» Festtagen früh bis '/,v Utzr. 3« den Filialen für 3ns.-Annahme: lvtt» Klemm, Universität-strahe 21, L«»t« Lüsche» Kalharinenstraße IS, -. «ur bi« '/.S Uhr 47. Jur gksWgkil Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 17. Februar, Bormittags nur bis j.S Uhr geöffnet. LxpsMIon des I-olprlKsr laxedlstten. Amtlicher Theil. Vckanntmachung. Die Glaser-, Tuchler- und Schlosserarbeiten an dem Neubau der VIII. Bezirks-Sckule sollen vergeben werden. ArbeiiSverzeichnisse und Bedingungen können auf dem RatkS- bauamt (Rathhau;, II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5) ent nommen werden, woselbst auch die Zeichnungen einzusehen sind. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift: VHI Bezirks-Lehulr" bis zum 18. Februar cr. Nachmittags 5 Uhr auf demRath»- dauamte einzureichen. Leipzig, am k. Februar 1884. Die Baiideputation deS Rath-. Holr-Iuclion. Mittwoch, den 2U. Februar sollen von Bor- mittag- 10 ilhr an im GraSdorser Forstreviere im so genannten Schanz, dicht an der Eisenbahn, 5 Eichen- i S Birken- r Nutzklötze, 9 Kiefern- l II Nmtr. Eicken DreAnscheite und ca. 36 Haufen Stockholj unter den öffentlich auShängeiiden Bedingungen und der Üblichen Anzahlung nach dem M'isiqebote verkauft werden. Zusammenkunft: aus dem Miltelwaldschlage im Schanz. Leipnq« am l. Februar 1884. 0« ^ DeS NatbS Forst-Deputatio«. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Sonnabend den 16. Februar 1884. Auflage I8.ISV. Abomirmriltsvrri« Viertels. 4'/, Mil. mcl. Brinqerlodn 5 Mt., durch die Pon bezöge, k Mk. Jede -nizelne Nummer 20 Ps. Beleger,'molar 10 Dl. Sebütiren iür Extrabellaq«, ohne iLostöeiörderung 30 Mt. out Postbcsvrderung 48 Mt. Inserotr Kaeivalteue Petitzeile 20 Ps. Gröbere Schrillen laut unterem Preis» vrrzeimnii;. Tabellarüchcr u.Zisiermay nach HSHerm Taris. llerlamen imlrr dem Nedactionsllrich die Lvaltzeile ÜO Ps. Juierate sind uctZ au die brvrdition zu lenden. — Ziavatt wird nicht gegeben. Zahlung ziriiouuuieraiuio ober durch Post- uachnasme. 78. Jahrgang. Oksscntliede Uanüel8!vkran8trl!t. Leiriiin Nos 54. 8eIiuI^»I>r«8 »m 2t. XprII 6. 6. Die Roil'er, u^iiisso ,I-r dlklieron ^dtkolluinf iler Lo«i»lt (ckrezjSkrürer Lureus) I>erecl>ti^«a 2via Lln^vdrix-krsivillixenstisiists. kilr jiinl-s l.>-ui«, rrelekv »icl, <ien ö«-rv<;>ikixunir»«:kein rum HiiyLdriir kr--i»illij-enai«o!>rs er»orl»en liaben, isr sin suok- vissvnooliuklliolitv t »r«u-i von ^alire«>I»uer bei 30 r>ekr»tun»Ieii in cler IVovlio elii^erivlltet, siti vclvden ilas Zckulxelä 240 .Ilurlr bstrSjzt. .4uweI<I»n?ev erbittet «ick äer Hoterreiebvets in <len rVoeken- taKen von 11—12'/, llkr. I^iz,ri§, im 1'ebruar 1631. Orl Volkrum, virsctor. Nohmarkt in Zwenkau findet bis aus Weiteres alljährlich am Frritaa nack tnvoeavlt statt. Der diesjährige Roizuiarkt mrd Frritag -en 7. März «bgetialten. Zwenkau» den 7. Februar 1834. Der Ltadtrath. In Vertretung: Kademann. «e^I>t,r 888«, »dMm Sbl-L. loao 160 bi^ 177.50 per f>bru»r 147.25 » > 47.70 ». ^uü-^uaust kllbvt toeo 0 » Xbn- -Llai 128.50, gusebe riebt.) '/«, 1I»i-.1vni re Lleläunzr. t.) (rretee 000 Villen, et 10,000 8. i»ata 10,0^0 eu veriumtd. »r. ,u: -t- r.SI. imvler ..Ore- 'amerikaniiche der Damvicr /2) der nord- stional Mai!- I der Anä vr- ampser ,,-a« llaN'Dimö'ee der Dampier »chetestschastS- ich Hamburg; r„!eulonia". i!ia-S;ouiaii- NbUkg. Nichtamtlicher Theil. Die Aocial-emokratie im Landtage. * TaS dluflrcten der socialdemokratischen Abgeordneten im sächsischen Landtage hat gewiß die Aufmerksamkeit des gestimmten Volkes auf die Verhandlungen im Landhaufe zu Dresden gelenkt und mit gemischten Gefühlen wird man von den langen Reden der Herren Liebknecht, Bebel und v. Vollmar Kennlmß genommen haben. Wir meinen mit gemischten Gefühlen, denn wenn auch auf der einen Seite die Entrüstung über die Art und Weisr, wie von jenen Herren die Rede freiheit gcmißbraucht wird. Platz greift, so kann man sich drch aus der anderen Seite nicht eines Lächeln» erwehren, wenn man siebt, in welch aufdringlicher Weise die Herren beflissen sind, Reclame für sich und ihre Ideen zu machen. Bisher Pflegte man der Meinung zu sein, daß nur in gewissen Fällen und besonder» vor dem Ende einer Leai-iaturperiodk die Redner der Partei Wahlreden hielten, allein die Verbandlungen de» diesjährigen Landtag» sind inSgesammt für jenes Triumvirat nur die erwünschte Gelegenheit gewesen, wieder in der üblichen Weise von sich reden zu machen. ES wird gewiß Niemandem ein- sallcn und cS hieße die freiheitlichen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte mit Füßen treten, wenn man der Social- demckratie ini Landtage oder gar im Reichstage da» Wort verbieten wollte. Im Gcgeiitheil hot sie die Pflicht, ihre Meinung zu sagen, ihre Ideen zur DiScussion zu bringen und, soweit sie thalsächlich den deutschen Arbeitcrstand ver tritt. die Wünsche und die Forderungen desselben geltend zu machen, aber sie hat nicht daS Recht, sich allein die Erkennt- uiß der Wahrheit zn vindiciren und alle politisch Anders denkende» als Ignoranten und als Leute, welche nur egoistisch handeln, zu bezeichnen. Die große Mebrbeit de» dciitlcken Volke» steht beute nickt wehr aus dem Stantruiick, die Einmischung de» Staate» in die socialen Verhältnisse znrückznwciscn. sie bat sich zu einem gewissen SocialiSm»? bekehrt nno erkennt sehr wohl die Nollv Wendigkeit an, bei der Ausstellung und Durchführung sociali bischer Probleme vor Allem aus den Stand de» Lohnarbeiter» Rücksicht zu nehmen und die ersten Maßnihmen zu seinen Gunsten zu treffen ES ist da» Verdienst der Social- demokratie, daß sie viele Mängel in der Gesetzgebung »usgedcckt und da» Bedürsniß naiv einer Reform dringend dargestellt hat, und eS wäre ungerechtfertigt, ihr die» Verdienst nickt zugcstehen zu wellen, aber e» ist auf der »»deren Seite da» verbrechen rer Socialdeinokratie und ihrer Agitatoren, daß sie jede' Bestrcb'ii, diese Mängel ab- 1»sck>affeii und den Wünschen -egenzukvmmen, sobald daS- stlde nicht von ihr pa^-nti- verunglimpfen und gehässig M machen sucht, - den, daß nur eine allge meine Umwandlung de» gesellschaftlichen Zustande» von Nutzen sei. Er ist diese Aussaat von Haß und Gift ein Be weis, wie hohl die Partei ist und wie ihr Dasein aus äußer lichen Nichtigkeiten beruht, wie unlogisch ihre ganze Denkweise ist. Wenn heute Herr von vollmar erklärt, daß er und seine Freunde aus den« Boden der Revolution stehen und morgen Herr Liebknecht sich bemüht, diese Revolution al< Reformation darzustellen, so isr eS schwer zu begreifen, warum man jede Reformation ncgirt und immer nur aus die Notb- Wendigkeit eine- allgemeinen »friedlichen» Umstürze« hinwrist. Herr Bebel und Herr Liebknecht — von Herrn von vollmar wissen wir eS nicht — sind doch wahrlich zu gute Ge- schichtSkenner, als daß sie in Wirklichkeit daran glauben, niit einem Male den größten Theil der Menschen au- ihren Gewohnheiten reißen, mit einem Male alle die Bedingungen aushebeii zu können, aus denen sich die gesammte Eultur und die Sittlichkeit ausgebaut hat und den Menschen damit einen Gefallen zu tbu»; sie und die anderen, die ehrlich über zeugte Soeialdemckraleii sinv und die nickt blc» die Agita tion alS ein einträgliche» Geschält betreiben, wissen doch, daß ein solcher Umsturz — von einer friedlichen Revolution wissen wir trotz einer viertauscndjäbrigen Geschickte nichts —unmög lich ist und daß er gewöbnlich die begräbt, welche durch ihn obcnaiisznkommen flickte». Diese geschichtlichen Lehren sind jenen Herren doch sicherlich nickt fremd; waS treibt sie denn also dazu, sie so völlig außer Ackt zu lassen und die Ge schickte »ur zu citircn, wenn cS gerade in ihren Kram paßt? Die Antwort liegt zu nahe, um sie auch noch au-zusprechen. WaS ist den» nun aber der Grund, daß jene Herren gerade jetzt im Landtage ibrc Nodvmontaden lo« lassen und ein Geräusch und ein Wesen von sich zu mache» jucken, als ob sie allein oder besser, als ob sie bereits da» Recept gegen die Plagen deS Leben- in der Tasche haben. Da« Auftreten der Herren ist ein Symptom für eine nähere oder fernere Umgestaltung der Berbältnisse in der socialdemokratischen Partei. Jede Partei erreicht einmal ihren Hvhepunct und geht nachher wieder bergab; und zwar erreicht sie den Höhepunkt, wenn sie in der Lage ist, alle ihre Wünsche durchzusetzen oder wenn sie al» eine Oppo sition , ohne innere Meinungsverschiedenheit, stramm organisirt sich in der Offensive befindet. Je weniger eine Regierung der Oppositicn enigegcnkommt, desto mehr stärkt sich diese Opposition und macht für sich Proselhten. Ein wenig Opponent isr schließlich ein Jeder, und z« nach seiner Laune oder seine» Verbältniffen huldigt er heute dieser r-drr morgen jener Partei. Zur socialdemoiratifche» Pckrtei Haber einst Elemente gehört, vor deren Bcsäbignng man den Hut ziehen muß; eS haben Personen für sie gewirkt, welchen e» Ernst war mit einer Reform zu Gunsten der unteren Elassen und welche dieselbe schrittweise einsnhren wollten. AlS aber diese Elemente begannen, einen Elnstnß auSzuüben, da erbeb sich der ganze Troß der Mittelmäßigkeit und suchte, um sich an der Spiue zu erhalten oder fick an dieselbe zu bringen, einen Eoistnß ans die Menge zu gewinnen, nicht mit Vcr- nnnstgrünkeii, sondern mit Vorgankelniig von allerhand Un möglichkeiten, mit Phrasen und mit Drohungen. Die Mittel mäßigkeit spcculirte aus die Bestie im Menschen und e» gelang ihr. Die ehrlichen Elemente zogen sich zurück, die Führerschaft kam in die Hände von CharlalanS. Jene ehrlich Ueberzengten, welche damals ihre Nolle nickt aufgeben wollten, waren gezwungen, den Hexentanz mitzu- machcn und so wurden Herr Bebel und seine engeren Freunde unaufhaltsam mit fortgerisscn; sie selbst versuchten nun die Mittelmäßigkeit zu übcrbieten, um sich an der Spitze zu er halten. Ist ihnen dies gelungen? Nur schwer, und eS fragt sich, auf wie lange noch. Durch die socialdcmokratischc Pirtei geht der Riß. seit dem die Regierung freundliche Stellung zu den socialen Anregungen nahm, und Schritt vor Schritt eine Sociat- potilik begann. Alle Bctheuerungcn und Briese können den Riß nicht verkleistern, wetchcr zwischen Kayser - Hascnclever und Bebel-Liebknecht klafft, und daS dauernde Ignorircn Most's seitens der Letzteren wird keinem Menschen die große Spaltung »»sichtbar machen, welche schon jetzt die deutsche Socialdeinokratie in Anarchisten und Sociatdcmokraten lheilt. Sowie der „Socialdemokrat" über die Bourgeoisie schimpft, so schimpft der „Rebell", und wie alle die Blätter Mest'S heißen, über die Herren Bebel und Genossen, und richtet sie in seiner Weise. Die Assaire Grillenberger-Peuckcrt giebt den klaren Beweis für die Unmöglichkeit einer Uebcrbruckung des Zwiespalt». Noch steht Herr v. Vellmar mit rinem Fuße hier, mit dem andern dort; wie lange noch, so muß auch cr sich entscheiden. Ist nun aber allgemein erkannt, daß der Keil zwilchen die Partei hincingclricben ist — da» Auftreten der Berliner Socialdciiiokratcn giebt auch viel zu denken — so treibt cr unaufhaltsam weiter und zerstört den Nimbus von der Mächtigkeit derselben. Den Nonbu» aber noch aufrecht zu erhalten, den ruhigen Bürger gruselig zu machen, in die große Reclametrompcte zu stoßen, da» ist der Grund de» ge räuschvollcn Auftretens der Herren Socialdemokratcn im Landtage. Mit Verdächtigungen, mit Prahlereien sucht man noch einmal die Wichtigkeit seiner Person zur Geltung zu bringen und von sich sprechen zu machen. Aber man glaubt den Reden nicht mehr. Und wenn Herr Liebknecht beute empha tisch auSrust, daß man ihm die verhält,,ißmäßigc Rübe in Deutschland gegenüber Oesterreich verdanke, so ist da» wobt eine entschuldbare Reclame, aber sie zieht nicht. Die Agita toren haben so oft der Menge cingeschärst, welche höhe Meinung sie von sich haben müsse, daß diese nun mündig geworden ist und nicht mehr ausS Wort parirt. Wollen beute die Anhänger Most'S Attentate machen, wehrlose Männer hinterrücks ermorden, so fragen sic Herrn Liebknecht gewiß nicht. Für die anderen Parteien ist e« jetzt aber an der Zeit die Krisis in der socialdemokratischen Partei sich zu Nutze zu machen und unbeirrt sortzusahreu, für die inlelecluclle und uiatericllc Verbesserung de» Arbeitcrslanke» zu arbeiten. Dabei niuß jede Partcigchässigkcit schwinde», uns im gewöhnlichen Leben muß ein Jeder bemüht sein, durch Höflichkeit und Zuvor kommenheit die socialen Gegensätze weniger fühlbar zu machen Leipzig, 16. Februar 1884. * Die in den Blättern verbreiteten Nachrichten über den Tag, zu welchem der Reichstag berufen werden wird, werden beule wieder alS verfrüht bezeichnet. Zunächst wird es davon abhangkn, wie lange Zeit der BundcSrath für die Durckberalhung des Unsallversickerung-geletzeS gebraucht, da die NeickSregicrung nach wie der daran festhält, dem Reichs tage sofort bei dessen Zusammentritt die Vorlage zukommen ,u lassen. * Wie ossiciö» mitgetbeilt wird, ist der Entwurf ineS Gesetze», betreffend die Abänderung deS Gesetze» über die eingeschriebenen HilsScassen vom 7. April 1876, auSqearbeitet und dem BundeSratb vorgelegt worden. Der Gcietzeutwurf enthält sowohl dic- enigen Abänderungen, welche in Felge de». Erlasse» deS krankenversicherungSgesetze» rathsam erscheinen, als auch die- enigen Abänderungen und Ergänznnge». für welche bei der n-herigcn Anwendung de» HilsScassengesetzeS selbst ei» Bedürsniß hervorgetreten ist. Der BunkeSrath hat den Gesetzentwurf den zuständigen Ausschüssen zur Vorberathung überwiesen. * Die iin Bureau de» Reichstag» au-gearbeitete bleber- icht der GescbäslStbatigkeit des deutschen Reichstags in den Sessionen II und 111 der sünstcn Legislaturperiode ist so eben erschienen. * Die socialdemokratischen Töne, welche von edncrn de» EentrumS in den jüngsten Verhandlungen de» preußischen Abgeordnetenhauses wiederholt angeschlage» wurden, verdienen al» Zeichen der Zeit wohtbeacbtet zu werden. Wiederholt ries Herr Windthorst in aufreizendster Weise da» „hungernde Volk" aus. dem man erst Brod ge währe» müsse, ebe der Staat sich LuxuSauKgaben für Knnsl- zwecke und dergleichen gestatten dürfe. Wollte man diese» Grundsatz, daß der Staat für ideale oder geistige Zwecke erst dann ciulrctcn dursc, wenn materielle Noth nirgend» mehr vorhanden ist. folgerichtig durchführen, so käme man zu den ungeheuerlichsten Eonsequenzen. Materielle Noth ist ein relativer Begriff; bis zu rinem gewissen Grad wird sic immer, in allen Zeiten und Ländern, vorhanden sein. Zu Zeiten mit hoher gestiegenen Ansprüchen aus Lebens genüsse wird man materielle Noth schon zu leiden glauben unter Umständen, di« zu anderen Zeiten ge nügsamen Naturen »och ein ganz menschenwürdige» und erträgliche» Dasein scheinen. Daß gegenwärtig Noth- iänke i» besonder» umfangreichem Maße vorhanden wären, muß bestritten werden. Am allerwenigsten ist da» Ecntrnm berufen, die dermaligc wirthschastticke Lage und materielle Existenz der Nation durch Uebertreibungen in einem unver dient trüben Lichte erscheinen zu lassen und daran« Capital für seine cullurseindlicken Bestrebungen zu schlagen. Ist doch da» Ccnlruin ganz hervorragend bctheiligt bei der neuen MirthschastS- und Socialpolitik und thut sich auf seine Ver dienst- uni dieselbe fortwährend nicht wenig zu gut. Wie kommt also Herr Windthorst zu solchen aufreizenden Redent- arken, wie ne sonst nur die ärgsten Demagogen im Munde zu führen pflegen? DaS ist wieder einmal ei» Zeichen von der Fähigkeit dieser Partei, die größten Widerspruche in sich zu vereinigen, heute iin conscrvativsieii, morgen iin demago gischsten Gewände auszntreten. Allein die Frage wird schon sehr vernehmlich von den eigenen Genossen gestellt. waS die Partei fein wolle, eine reaktionäre oder eine rabical-dcmokra- tische, und aus die Dauer wird eine klar« bestimmte Antwort daraus auch sur den viclgewandlen Herrn Windthorst nicht zu umgehen sein. * Die lebhafte Aufregung, welche die allmälig eingetretcne Praxi» derSeeämlcr und namentlich das schroffe Auf treten der meisten Ncich-commissarien, die fast in jedem Falle Eoncession-enlziebung gegen Eapitainc und SchissSosncicre beantragten, in allen nautischen Kreisen hervorgeruien, bat in Hamburg einen Zwischenfall berbeigcsührt, aus dessen Lösung man gespannt sein darf Ter al» Reick-commissar beim dortigen Sceamte fungirende Eontre-Admiral a. T. Mac Lean hatte in einem Falle Aussetzung de» Verfahren» bcan tragt, damit ihm mehr Zeit zur Einsicht in die Akten ge geben werde. DaS Eeeamt hatte diesen Antrag mit der Me tivirung abgelebnt, daß die Zeit, welche für d>e Mitglieder deS SeeamIS genügen muffe, auch wohl für den Herrn ReickS- commissar hinreicken werde, um sich eine Meinung zu büken. Daraufhin hatte der NeichScommissar den Antrag aus Patent- entzicdung gegen den Schisser gestellt, mit dem Hinznsugeu daß er die» nur Ihne, »m dadurch sich die Gelegenheit zu schassen, den Fall vor da» Reich-obersecainl bringen zu können. Das Secanit sprach den Schisser frei und gab seinem Spruche eine so scharfe verurtheilung deS Verfahren» de» Herrn Reichs commissarS bei, daß dieser sich verletzt suhlte und höheren OrtS Beschwerde erhob. Am Sonnabend fand nun wieder eine Verhandlung deS Sceamte» statt, in welcher der oen Berlin gekommene Geh. AdmiralitälSrath Donner al» ReickS- commissar sungirle. * Wie aus Brc-lau telegraphisch gemeldet worben, ist dort der General der Eavallerie v. Tümpling, bis gegen Ende des vorigen Iabreö noch commandireuder General deS 6. ArmcccorpS, an dessen Spitze er länger als 17 Jahre gestanden, auö dem Lehen geschieden. Wegen einer lang wierigen Krankheit, die in einer Blinddarmentzüntung bc stand, hatte der General zu seinem schmerzliche» Bedauern schon wäbrcnd der Kaisermanöver in Schlesien im Jahre 1882 daS Eommanko an den General Grasen Blumcnthal abtretcn müssen und nachher wiederholt sein AbschiedSgcsnch eingcreicht, da- endlich AuSgangS vorigen IabreS durch ein sehr anerkennende» EabiuetSschrciben deS Kaisers sur die ihm und dem Baterlande erwiesenen treuen Dienste geuchniigt wurde. Ludwig Karl Kurt Friedr. Georg Müh. v. Tnmpling war am 30. Tccc,nber 1803 in Pasewalk in Pommern geboren studirte Anfang» Iura und vertauschte im Jahre 1530 seine Laufbahn mit der Mililaircarriere. Beim Regiment der Garde» du EorpS eingetreten, avancirle er nach säst zwei jähriger Dienstzeit zum Secendelieutennnt, wurde 1842 Haupl- mann, 1848 Major, an König» GeburlSIag 1853 Oberst lieulenant, l855 Oberst, 18k8 Generalmajcr, 1863 General lirutenant, am 30. Oktober lS86 commancirendec General de» 6. ArmeecorPS und erhielt am 22. März 1868 die Er nennung zum General der Eavallerie. Ein sehr befähigter Ossicier, wurde er eil» neck junger Lieulenant zur allgcn einen KriegSsckule und zum telegraphischen Bureau commancirt machte mehrere militairilche Reisen nach Belgien und Frank reich und wurde, zum Gouverneur de» Prinzen Georg von Mecklenburg-Strelitz ernannt, dem Generalstabe aggregirt. Hervorragende Verdienste hat sich General von Tümpling itn Feldzüge in Baden al» GeneralstabSosncier bei der Division v. Hannclen, im Feldzuge gegen Dänemark al- Commandcur der 3. mobilen Insanteriekivision, im Feldzüge gegen Oesterreich, wo er ini Gcseckl bei Gitsckin während der Erstürmung de« Dorse» Brada-PodolSk verwundet wurde, und schließlich lm letzten Kriege gegen Frankreich, in wetck in cr als Eomincmdeur deS 6. EorpS die Belagerung von Pari» und die Gefechte im Süden der sraiizosischcn Hauptstadt »iitniachte, erworben. Die Brest de» General» v. Tümpling zierte ». A. der Orden panr Io mörito, daS Eiserne Kren; l. und 2. Class', da» Großkr.n; de» Rothen AdlerordcnS mit Eichenlaub und Schwertern am Ringe Als der Kaiser im September 18"5 über da» 6. ArineecorpS Revue ab gehalten, wurde dem General der bobc Orden vom Schwarzen Adler verliehen. DaS 0. ArineecorpS, wie auch die Stadt BreSlau haben ihn, als er au» den, Dienste seine» Kaiser» trat, ungern von seinem Posten scheiten leben und werden ihm auch nach seinem Tode ein slclS ehrenvolles Andenken bewahren. * Im bayerischen Landtage hatte die klerikale Mebrheit Anträge zu einer neuen Regelung de» Ncr- hclicüungSrechtö gestellt, welche seit einigen Tagen m der Kammer verhandelt Wörden und sur die socialpolitischcn ..Reform bestreb »»gen" dieser Partei sehr bezeichnend sind. Eine zuverlässige klerikal-eenscrvalive Mehrheit im Reiche lag würde ohne Zweifel auch im Rciev bald in>l ähnlichen An trägen hervorkommcn. Danach soll die bayerische Gesetz gebung, welche in diesem Punkte ein Reservatrocht vo» offenbar ebr zweifelhaftem Wert!' besitzt, die Besugniß der Gemeinde zum Einspruch gegen die Verehelichung wiederherstellcn. und zwar unter Bedingungen, welche jeder Willkür Tblir und - her kfsnen wurden. Die Verehelichung soll u. A. verboten werben können, wenn der Mann oder die Braut während der letzten drei Jahre eine Veriirthmlung wegen bestimmter Ver geben erlitten oder in diesem Zeiträume Armenunterstützung empfangen haben. Ferner soll die Verehelichung nach einem heute gefaßten Beschluß verboten werden können, „wenn der gedcibliche Bestand der zu gründenden Familie dadurch auS- geschlosien erscheint, daß der Mann oder die Braut mit einem körperlichen oder geistigen Gebrechen behaftet ist", oder „wenn Tbatsacbcn vorliegen, welche die Annahme rechtfertigen, daß der gedeihliche Bestand der zu gründenden Familie durch dauernde» Mangel an Arbeitsamkeit, Nüchternheit ober Spar samkeit ausgeschlossen ist". Ein Gesetzentwurf mit diesen Bestimmungen, die natürlich keine andere Wirkung haben wurden, als die in Bayer» ohnehin bebe Zahl der unehelichen Geburten zu vermehren, hat eine Mehrheit ven 82 gegen 64 Stimmen erhalten, und wenn er auch gewiß von der Regierung nicht angenommen werden wird, sa bleibt er Lock charakteristisch sur die Socialrcsorm nach ultramontanem Recept. * Die Zweite hessische Kammer beschloß, die Regie- rung um eine Vorlage wegen einer um fassen den Enquete über die Lage de» kleinen und mittleren Grundbesitzes nach Analogie der in Baden durchgesuhrten Erhebungen zu ersuchen und vertagte sich sodann bis zum 4. März. » » * Da» österreichische Abgeordnetenhaus begann am Donnerstag die Bcrathung der AuSn ah nieder « ügnngen für Wien. Dar Ministerpräsident Gras Taasse erklärte, die Regierung babc lange gezögert, bis sie die AuSnabmevcrsügungen beschlossen habe. Sie l> ,be in Er wägung gezogen, ob sie mit den gewöhnlichen Gesehen auS- konimen könne, sei aber zu der Ileberzeugnng gelaugt, daß daS weitere Umsichgreifen tcr anarchistischen Partei außer- ortcntliche Maßregeln verlange. WaS die Ferm anlange, so habe die Regierung in dein Gesetze dem Mai 1860 eine ge bundene Marschronle gehabt, ohne diese» Gesetz hätte die Regierung eine besondere Vorlage mache» müsscii, sei eS unter dem Namen Secialistengesetz oder SichcrhcilSgesctz. Die Regierung habe die» aber nicht gedurft, weit die Gesetzgebern' schon vorgescrgl halte. TaS Gesetz vom Mai >860 ertbeite der Regierung eine Berechtigung, eine iin Gesetz gegebene Berechtigung sei aber für eine xflich'.trcne Neg-crung ein« Verpflichtung. (Beifall.) Die Kriterien des Gesetze - seien vor handen und die Regierung habe im Hanse und ini Ausschüsse die Tbalsacken mitgetheitl. Ter Umsaiig der Verordnung sei durch daS Gesetz von 1800 scstaesiclll und die Erecntive sei beruten, den Z«-itpunct de- W cderaufhörciiö der Ver ordnung zu beurtheilcn. Zur Beiintznng deS Gesetze» aber bedürfe die Regierung keine» Vertrauensvotums, denn da» sei da» Recht aller Ministerien. Man l abe gesragl, wozu die Regierung so allgemeine weitgehende Rechte brauche, c» wurde aber keinen guten Eindruck gemacht haben, wenn man die Grundrechte nur für die Arbeiter snSpenvirl hätte, denn c» gäbe viele gute Arbeiter, denen man eber ein Ehrcnzeugiiiß ertbeite» müsse. Die Ansöehiing der Preß freiheit sei nelbwendig gewesen, um die ..Zukunft" unter drücke» zu können. Ein Vorredner habe bedauert, daß ka» MiNisteriuiii nicht die Gelegenheit benutze, um eine Vorlage cinznbringe», die vo» allen Parteien nngenomiue» worden wäre, wie habe man aber verniulhen töiinen, daß die Herren eine Verordnung ahlebnen wurden, die sich ans ihr eigene» Gc'ctz stütze? (Heiler!.>l.) Aiilangend die Erklärung, daß die Maßregeln »ur gegen die Anarcknsle» benutzt werden solle, so wäre eS ein Verstcckeiissplcl, eine» Zweck ver- znschlitzen und einen anderen Zw.ck zu verfolgen, da» würde nicht ehrlich sei», das tönnc man von keiner Negierung verniulkc». E» werde behauplel, die Maß- regcl gelle dem Liberalismus: „wenn ich Len Liberalismus sur so gefährlich hielte, wurde ich osjc» gegen ihn loS- geben." (Bestall.) Die Negierung werde die Vestiininungen der Verordnung niit Ernst dlirchjüyrcu und keine andere» Ziele verfolge», alS nur gegen die anarchistischen Umtriebe vorzugehen, die Regierung habe keine rractwnäien Tendenzen und wenn die Verordnung reaktionär sei, so seien Diejenigen Neaclionär« gewesen, die im Jahre 1800 da» Gesetz gemacht hätten. (Bestall.) Tie Rcgiirnng habe die Verordnung erlassen, um die Burger vor Mörv uns Brand zu schützen, der LocialiSmn- aber mime durch andere Mittel gekeilt werden, die Negierung habe sich ritrig niit de» Arbeitern in ten Fabriken und m.i de» Felda-beiter» beschäftigt, „denken Sie »ur an da» Unsc.llaelctz Ich schließe mit der Bitte, nehmen Sie bald da« Unjallgesetz in die Handl" (Beifall.) — Bei der Beralbung ncst-iucn vo» d«r Linken Schar schmidt, Fürnkranz und Einer, von der Reckten v. Hohen wart da» Wort. Nack erfolgter Annahme de« Tevatten- schlnssc» sprach noch der Gencralredner der Linken, T»eß Die Abstimmung erfolgt morgen, nack ccm noch die beiden Bericht erstatter lo» Wort erl-alten habe». Der Abg. von Hohen- , wart wandte sich h-.»p!sacht.ch oearn len Mincrität-bericht. der in len vorgelommencil MR 'baten keine,> Zuiammc. kang, kein Wirk,» einer vcrbrcch. rstck'c» Eorporatw» erkenne. I wie vi,l Leute i 'i.tcn denn noch »»igebrack'l werte», bi» der
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