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Dresdner Nachrichten : 05.05.1876
- Erscheinungsdatum
- 1876-05-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187605051
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18760505
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18760505
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1876
- Monat1876-05
- Tag1876-05-05
- Monat1876-05
- Jahr1876
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- Dresdner Nachrichten : 05.05.1876
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»«§> »ch dt» Uedicll»» »tq« »rrtlndUch. Ii>f«r«t»«>>nn«d«« ml» wdrtd: N-L-«»»1»I» uu< In H»mdur». v»r» ltn, viltn, Uelpilg. Iva(,r, >re»lm, nrinlfurl a M. — Itu«. di»«m In v?rltn, >«IPN«, LÜIkn, Hamdurg, Frankfurt ». !»(., MUn» len. — v»nl>« « 0». tn rankfur« « M. — r». »I»t tn aikmnttz. — «»- .tk,«»»,. 8»»t„ » v«. tn Part». Tageblatt siir Politik, Unterhaltung n. Geschäftsverkehr. Ä Druck und Eigenthum der Herausgeber: Eiepsch <ic Neichardt in Dresden. Verantw. Ncdacteur: Lrit!>r. Gpedsche in Dresden »en b,r >i>s,ra:» «trd nt«;! x»nr!>«n. 7l»«lrSNIge «nn°ri»«w> »tullrl!,» ron und «nie» kan»!?» Hir:n<n nntPer- sonen t»I'it:?n wir nur nr?»» Pr »„ um»randa nn bl un a durch <Si»«s- ma.frn odki Poslrtntah» »:>»>>!. ?lch, ktllicn last»» >'. V!ae. ?nl,ral« tür dtc Manto^t - eiummrr »dcr »ach kiurm Festlak» dte Vrlttjeil» 20 Pis«. Rr. 12«. kimiiilizwaiizigster Jahrgang. Svtttredacteur Für daö FeutUeton: vr. Lu»» Lresve», Freitag. S. Mai 1876. Politisches. Im Vordergründe aller politischen Erörterungen steht die Drei-Kanzlcr-Conferenz in Berlin. Zahllos, wie die Maikäfer in diesem Flugjahre, schwärmen die Vermulhungcn über diese Minister- Zusammenkunft hinaus. Hüten wir uns vor einer Ucberschätzung der Bedeutung dieser Conferenz. Dann wird die Enttäuschung, wenn jene resultatlos verläuft, uin'so geringer sein. Ebensowenig wie die sociale, läßt sich die orientalische Frage „lösen", am aller wenigsten durch Diplomaten. An den Widerwillen der aufstän dischen Bevölkerung, sich in den „milden Schatten" des SccpterS des Sultan zurückzubegeben, werden die drei Kanzler Nichts ändern. DieHerzegowina und Bosnien wollen sUbstständig werden. Oesterreich würde einen schweren Fehler begehen, Bosnien zu besetzen und die Bevölkerung mit Gewalt dem Sultan wieder dienstpflichtig zu machen. Bringen cs die drei Kanzler fertig, den Ausstand zu loca lisiren, Serbien und Montenegro von einer Kriegserklärung gegen die Türken zurückzuhalten, so wollen wir recht zufrieden sein. Gern wiederholen wir die Hoffnung, dass Bismarck eine Vermittelung der sich im Oriente oft kreuzenden Interessen Oesterreichs und Rußlands finde und durchführe! Bester als die diesmal unterbleibenden Trinksprüche der Monarchen, würden Thaten der Minister sein. Vielleicht wird Oesterreich activ in die Wirren cingreifcn sollen, um einen Gürtel selbstständiger Staaten zwischen der Türkei und sich herzustellen. Vom Kriegsschauplatz auf der Balkan Halbinsel kommen wider sprechende Nachrichten. Moukhtar-Pascha, den seine Soldaten den Pascha „Durch" nennen, sollte einen Sieg erringen, so wollte es der Sultan. Er schwor, die Bergfeste Niksic zu verproviantiren und in ihren Mauern zu übernachten. Das Erste ist ihm wohl oder übel gelungen; das Zweite schlug ganz fehl. Während er von den In surgenten umzingelt war, »nachte die 2000 Mann starke, halb verhungerte Besatzung Niksic's einen Ausfall und holte sich 30,OM Occa'S Proviant (die Ladung von 3M Tragthiercn) in die Festung; Mulhtar Pascha aber kehrte mit gewaltigen Verlusten in seine alten Stellungen zurück. Wie lange diese Zufuhr von Lebensmitteln auShalten wird, läßt sich nicht berechnen, da die Türken im Hungern Unglaubliches leisten. Einen neuen VcrproviantirungSzug zu unternehmen, wird sich der Türken-Gencral hüten, um nicht die Existenz seines ganzen Heeres an eine so zweifelhafte Aufgabe zu stellen. Der Kanzler Oesterreichs, Graf Andrasty, wird durch die Ncurcgulirung der Zoll- und Handelsverhältnisse zwischen den beiden Hälften der österreichisch-ungarischen Monarchie seine schwankende Stellring etrvas befestigt haben; d. h. der Krone, nicht seinen Landsleuten gegenüber. Vielmehr werden die Magyaren das Geschrei voin verrathenen Ungarlande grell ertönen lasten, da es ihren Ministern nicht gelungen ist, die Deutschen und die Släven Oesterreichs in beträchtlich höherem Grade als sie cs schon jetzt sind, zu den Packeseln der Ungarn zu machen. Die beiden Reichshälsten tragen auch in den nächsten 10 Jahren zu den beiden gemeinsamen Ausgaben (Kaiserhaus, Diplomatie, Heer und Marine) in dem bis herigen Verhältniß bei: Oesterreich 70, Ungarn 30 Proc. Ungarn läßt seine brutalen Forderungen wegen Rückvergütung der Verzeh rungssteuer fallen; in der Bankfrage bleibt die Einheit der Zettel bank und der Währung bestehen. Die Ungarn haben also im Wesentlichen nicht viel erreicht und diese Nachricht wird den Deut schen und Slaven Oesterreichs Musik in den Ohren sein, wie dein Wanderer im Frühjahr der erste Ruf des Kukuks. Die Minister setzen jedenfalls auch den „Ausgleich" in den Parlamenten zu Wien und Pest durch. Nachdem sie den Zollbund zwischen den ReichS- hälften erneuert hatten, vereinigten sie sich zu einem Diner. An be geisterten Toasten wird eS nicht gefehlt haben. Die Bevölkerung des Kaiserstaates wird sich, wenn sie auch nicht in diese Freuden- Toaste einstimmt, doch sagen, daß der Ausgleich dem Bruche vorzu ziehen und es allemal ein Vortheil ist, daß endlich die Beunruhigung des Besitzes aufhört. Das preußische Abgeordnetenhaus berieth die Frage, ob der AccessionS-Vertrag Preußens mit Waldeck, der 1877 abläuft, wieder zu erneuern sei. Dieses Fürstenthum, unfähig weiter zu bestehen, hat mit Preußen eine»! Vertrag abgeschlossen, wonach Preußen die dortige Negierung führt und 800,000 Thlr. an das Land zahlt Es ist das ein ganz unnatürliches Verhältniß, lästig für beide Theile. Wenn der Fürst von Waldeck nicht ^ der Do mänen sein Eigen nennte, könnte das Land seine eigene Negierung besolden, so aber bezieht Serenissimus noch 800,OM Thlr. von Preußen und die reichen Domänenbezüge. Warum annektirt Preußen nicht dieses Ländchen? Hat es Hannover, Hessen, Holstein u.s.w. verzehrt, warum sollte sein Magen den mageren waldeckischen Bissen nicht vertragen? Ein Abgeordneter nannte den Fürsten von Waldeck einen „abgedankten und überflüssigen" Fürsten. In der That hat Serenissimus eigenthümliche Anschauungen von Fürstengröße. Wer nicht regieren kann, soll abdanken. So aber wird die Lüge eines „souveränen" Fürstenthum Waldeck weiterge fristet! Warum? Wenn Waldeck in Preußen aufgeht, erlischt die besondere Stimme, die Preußen für WaÜ>eck iin BundeSrathe führt. Preußen aber commandtrt die Stimmen der Knirpsstaaten, um in gewissen Fragen die Mittelstaaten mürbe zu machen. Die Staaten knirps« haben z. B. keine eigenen Eisenbahnen. Sichert ihnm Preußen in einer unbedeutenden Nrbenfrage einen Vortheil von eintgm Tausend Thalern »u, so scheeren sie sich den Henker darum, ob durch ihre Stimine arwere Staaten schweren Schaden erleiden und helfen Preußen diesen Staaten die Eisenbahnen wegzunehmen. Diese Knirpsstaaten sind Tmmpfe, die Preußen in seiner Karte hat und sehr nothwendig braucht, um die Mittrlstaaten niederzu stimmen. Jnsofem hat Camphausen Recht, wenn er bestreitet, daß der Fürst von Waldeck ein „überflüssiger" Fürst sei. Wo» kümmert man sich um da» Volk in Waldeck? Diese» wird, wie «bg. Kapp richtig bemerlt, in der Theorie an den Fürsten von Waldcck gewiesen, in der Praxis nach Berlin. Man habe diese Stellung nicht unzu treffend mit den Zuständen Japans verglichen, indem der König von Preußen die Nolle des Tailun, der Fürst von Waldeck die Nolle des Mikado spiele. Locales und SiichsischeS. — I. K.K. Hoheit die Erzherzogin Antoin 'tte, Prin zessin von Toscana, ist gestern von Wien hier eingctrosfen und im k. Nesidenzschlosse abgesticgen. — I. M. die Königin Marie hat an demselben Tage ihre WeinbcrgSvilla bei Wachivitz bezogen. — Dem Registrator iin Kriegsrninisteriun», Canzlei-Secretär Schneider, ist das Albrechtskreuz verliehen worden. — Der Oberst v. Kcssingcr, Eommandeur des 7. Infanterie- Regiments Prinz Georg Nr. 106, ist zur Veiwohnung der Früh jahrs-Besichtigungen zur 1. Garde-Jnfanteric-Division, der Oberst Freiherr ü'Byrn, Eommandcurdes 2. Grenadier-Regiments Nr. 101, Kaiser Wilhelm, König von Preußen, zu gleichem Zwecke zur 2. Garde Infanterie-Division kominandirt worden und von ihren resp. Garnisonen in Berlin eingetroffen. - Alle Nachrichten, die uns über die Stimmung der 2. Kam mer betreffs der Leipzig-Dresdner Bahn zugchcn, kommen darin überein, daß eine Mehrheit für deren Ankauf durch den Staat gesichert ist. An Opposition wird eS freilich nicht fehlen; als besonders entschlossene Gegner des Ankaufes nennt man uns den Präsident Habcrkorn und die Abgg. Günther und Kirbach; auch Abg. Mehnert soll gegen den Ankauf der „Leipziger Lerchenbahn" fuchswild sein. Innerhalb der nationallibcralen Partei dürfte die Mehrheit gegen den Ankauf sein. Doch, wie schon bemerkt, die Mehrheit »verden diese Gegner nicht bilden. „Theuer, aber es schmeckt gut," ist der Grundgedanke Derer, die sich für den Ankauf aussprechen. Dein Staate crivachscn durch den Erwerb des Schienen netzes der Leipzig-Dresdner Bahn ganz unleugbare Vortheile für eine bessere und zweckmäßigere Ausnutzung seiner eigenen Bahnen. An der Zustimmung der 1. Kammer zu dem Erwerbe ist nicht zu zweifeln. Ja, man hört sagen, daß in der 1. Kammer einflußreiche Stimmen sich dahin vernehmen lassen, daß, wenn der Staat nicht die Leipzig-DrcSdncr Bahn erwirbt, die 1. Kammer schlechterdings ihre Zustimmung auch zu dem Erivcrbe der »rothleidenden Bahnen versagt und keine einzige dieser Bahnen ankauft, ja überhaupt nichts mehr zur Erbauung auch nur eines Kilometers Staatsbahn in Sachsen bewilligt. DaS Schicksal des Herrn DirectorS der Leipzig Dresdner Bahn, Seyfferth, entbehrt nicht eines wchmüthigenZuges. Er ist wohl das letzte Mitglied desjenigen Männerkrcises, welcher die Leipzig-Dresdner Bahn von 1835—38 ins Leben rief. Er »var dem berühmten Nationalöconom List eng befreundet. Jetzt ist er vermuthlich der letzte Direktor der Bahn gewesen, deren Vergangen heit immer eine ehrenhafte war. Geburtshelfer und Todtengräber ist zwar Mancher bei den jüngsten Gründungen zugleich gewesen, aber bei einer soliden Actienschöpfung, wie die der Leipzig-Dresdner Bahn, ist diese Doppelrolle ein llnicum. (Kurz vor Schluß unseres Blattes geht uns über die Stimmung der Kammern noch Folgendes zu: Die Finanzdcputation der 1. Kammer hat gestern einstimmig beschlossen, sich für den Ankauf der Leipzig-Dresdner Bahn zu er klären, hingegen alle Mittel zuin Ankauf anderer Bahnen zu ver weigern, wenn der Ankauf der Leipziger Bahn abgelehnt wird. In der 2. Kammer sollte gestern Abend noch eine vertrauliche Vor besprechung stattsinden. Wettcrkundige Abgeordnete hatten aus gerechnet, daß bis zürn Abend eine Stimm« für den Ankauf noch fehlte. Man hoffte aber diese eine Stimme noch umzustimmen; außerdem fehlten gestern noch mehrere Abgeordnete.) — Die kupfernen und silbernen Fünfpfenniger, die Ein- undZwct-Neugroschen, sowie die Zweiundein- Hsalb-Groschenstücke gelten im Verkehr nur noch bis 31. Mai dies. Jahres, werden dann blos noch von den sächsischen Staats kassen umgewechsclt und verlieren nach dem 31. August 1876 voll ständig ihre Giltigkeit. — Wie weit der Nebermuth manchmal geht, zeigt ein Fall, der sich vorgestern Abend in der Neuegasse ereignet hat und uns zur Veröffentlichung mitgetheilt worden ist. Dort patrouillirten in der 7 Abendstunde zwei Gendarmen in Uniform, als zwe» Leute, welche ihnen entgegen kamen, auf sie zusteuerten und absichtlich an sie an rempelten. Daß das mit Absicht geschehen ist, hat spater der Eine von ihnen selbst eingcstanden. Die beiden übermüthigen Bur schen, ein Fleischergesell Namens Kohlmann aus Berlin und ein Handarbeiter Namens Nihsche aus Walddörfchen bei Lauenstein büßten selbstverständlich ihre Keckheit mit sofortiger Arretur und dürften wohl auch einer namhaften Strafe sich zu gewärtigen haben. — Seit vorigem Sonntag fehlt der unvcrheirathete Pachter eine» hiesigen Gasthauses und Restaurants, ohne daß man sich einen Grund für eine etwaige Selbstentlcibung denken kann. Er hat kurz zuvor seinen vierteljährlichen Pachtzins i», Voraus pünkt lich bezahlt, auch andere Verpflichtungen prompt berichtigt, so daß auch die Annahme, er habe sich denselben durch Austritt in's Aus land entzogen, hinfällig wird. Wie wir weiter vernehmen, ist er am Sonntag Nachmittag ausgegangen, um das Theater zu besuchen und nicht wieder zurückgekehrt. — Einer unserer städtischen BeleuchtungSräthc, der Laternen aufseher Sachse, feierte vor einigen Tagen sein 25jährigeS Jubi läum. Er wurde durch Ehrendiplom und ein photographisches Tableau seiner College«, sowie durch Geschenke seines Vorgesetzten erfreut. Wie vielen Tausenden mag der Mann in diesem Zeit räume ein Licht aufgesteckt haben. — Vorgestern Abend hat «in Fabrikant au» der Lausitz, der bei seinen Kuräen Gelder eincassirt hatte und einen Betrag von 1000 Mark in Hundert- und Fünfmarkscheinen bei sich trug, auf seinen Streifzügen in hiesiger Stadt, auf welchen er sich nach und nach ziemlich verunnüchtert hatte, sein« Brieftasche mit jenem Gelde ei na c büßt, ohne daß er im Stande ist anzugebcn, rvo und auf welche Weise dies geschehen ist. — Landtag. In der Sitzung dcr erste» Kammer riet geslcui inobcsondcre die Petition von 1)--. Kolbe, bcz. den» allge meinen sächsischen Lehreeveieln, Ne Einsützrung cimö Bibel- andzugS bei»., eine lebhafte Dlöcussio» hervor. In der Depu tation »raren die Meimulgen auseinander gegangen. Die Ma jorität iNei. Obcrschkiik v. Metz sch) beantragte: die Petition aus sich beruhen zn lassen, den jenseltige» Beschluß aber abzu- lchneii. Derselbe ging bekanntlich tahin, her Negierung zur Er wägung anhcimzugeben, ob nicht Nc in der Pcliston und auch sonst schon vielfach geäusjerten Bedcnkcn wegen der Ucbcrant- wortung der ganzen »mvcränderten Bibel in die Hände dcr Schul kinder gewichtig genug leien, nm die Frage dcr Eimährung einer den dogmatischen Inhalt der Bibel nicht bceinträchiigendcn Be arbeitung zu mikcrzichcn und cvcnt. »regen Erzielung dcS erfor derliche» EinvenicbmeiiS mit dem evangclisch-lnthcrijchci» Landcs- Eonsistoriunl das Nötbige vorzukchre». Tic Minorilät (Bürger meister H Ir > chberg > cmpsalst dagegen Beitritt zu de»» vor stehenden Beschluß dcr zweiten Kammer. Seine in» Ganzen wohl thatsächllch begründete Ansicht, daß die Bibel seht vcrhältniß- inäßig wenig gelesen werde, stieß auf heiligen Widerspruch. Gegen die Einsübrung eineö BibelaiiözngS sprachen sich zunächst v. E r d in a »» ö do rff aus. An Kindern, welche durch dir alö anstößig bezeichnest»» Stellen in dcr Bibel ver dorben werden könnten, sei überhaupt nichts meist zu verder ben. Mit der Eiiiiühriiiig eines BibclauSzugö treibe man die Bibel hinaus, da die Bibel», welche die Kinder aus der Schule mit fortnähiiicn, dieselben durch daö ganze Leben begleiteten. Ferner Staatsmlnister a. D. v. FalkensleIn. welcher auö- führte, baß Alles gctban worden sei, um die Frage zu lösen. ES seien die verschiedensten Gutachten eingeholt worden, aber alle hätten sich für Beibehaltung der vollständigen Bibel in der Schule ausgesprochen. Was sollte denn eigentlich noch gctban werden? Schließlich Prof. 1)r. Flicke, welcher erstaunt ist. daß gerade anS sächsischen Lehrerkrciscn dcr Wunsch aill Einführung cincö BibclauSzugö aufgetaucht sei. Das sittliche Bedenken gegen einige Stellen dcr Bibel sei durch die Erfahrung hinfällig. Wo« hin solle eS konimcn, wenn in einem Lande diese. In einem an« deren jene Schnlbibel clngeiührt sei? Gegen Lchulbibcl und BibelauSzug sprächen aber auch praktische Bedenken. Noch zu bemrrkcn ist, daß Kultusminister 0?. v. Gerber constaiirte, daß seitens deö Ministeriums dle Hoimann'sche Schulbibcl den Lehrern re. nur zum Gebrauch alö Leitfaten empfohlen »voroen sei. Daö Maicritätövotmn wurde schließlich gcgcn 3 Stimmen zum Beschluß erhoben. Diese :> Männer im teurigcn Oken der 1. Kammer waren die Bürgermeister Hirichbcrg, Martini und Elanß. Hieraus wurden noch eine Anzahl Petitionen erledigt. Zu erwähnen ist nur, daß die Kammer analog dem Beschlüsse der 2. Kammer die Petition kcö Direktoriums dcS Vereins säcbs. G cmcindedeaintcr um einheitliche Regelung der PensionS- dcrhäitniüe und dcS DIScIplinarpcrfahrciiö für alle Geineinde- »ntcrbeamtei» gegen Stimmen bcitrat »nid die Petition auf sich beruhen ließ. Dem Antrag deö Vice-Präsidenten Streit und Genossen, die Znzlcl'ung nicht siaaiSangchörigcr innger Leute znu» F o r t b i l d n n g ö sch » l - U ii t e rr t ch t e bctr., w urde einstimmig bcigetrcten. -- In der 2. Kammer wurde gestern zunächst dcr VcrcinigungSvorschlag bezüglich der Entschä digung der Geistlichen für den Wegfall der Stol- gebührcn angenommen, nachden» am Provokation deö Abg. I)r. Schasfrath dcr Minister Ilr. v. Gerber erklärt hatte, daß er selbst alö Urheber dcr Amnahme deö Wortes „Gegen leistung" an Stelle von „Geschenke" damit mir habe daö Anstö ßige in letzterem Wort beseitigen »vollen. Auch Biccpräs. Streit constatirte cllö Ansicht der Devntatiovömaiorität. daß unter „Ge genleistung" natürlich auch Geschenke mitvcrstandcn seien. — Demnächst wnrde der ln der letzten Sitzung bei der Abstimmung unentschieden gebliebene Antrag am Umarbeitung des Einkominenstenergesctzcö mit einer Majorität von Stimmen abgelehnt. — Schließlich überwies die Kamuu - -llne zroße Anzahl von Petitionen um Herstellung von „S a» »en die von der Deputation bei Gelegenheit deö Bauetals be reichen »vorken sind, an die StaatSregierung zur Erwägung, vr. MInckwitz rügte mit Recht dle summarische Art der Behand lung dieser Petitionen in der Kammer. - Oefientliche Sitzung der Stadtverordne ten, am 3. Mai. Vorsitz: Herr Hosrath Ackermann. Zur Vcr- tbcllung gelangte der Rechnungsabschluß der städtischen Spar kassen aus daö Jahr 1875, welches Jahr wieder den hübschen Ueb.rschuß von 187,8M Mark ergeben hat. I»» Jahre 1875 wurden eingelegt 4,750,814 Mark und zivar bei der Allstädter Expedition 3.:n<;,8»7 Mark, bet dcr Neustädtcr i.4:r:i,üe-t> Mark, dagegen zurückgcnominen 4,134,088 Mark, mitbln sind mehr Un gezählt worden 010,735 Mark; daö geiaminte Guthaben aller Einleger betrug Ende Dcceinbcr 1875 die Summe von 13,370,340 Mark. Die Neigung zur Sparsamkeit ist in kein letzten Jahre nicht gestiegen, dein» 1874 überwogen die Einzahlungen die Rück nahmen um 1,411,536 Mark, während iin Vorjahre nur 616,735 Mark inehr eingezahlt alö zurückgenommen wurden. HerrSt.-V. Pieper, dessen bekannter Konflikt mit dein Kollegium noch im mer schwebt, konnte cö bislang nicht über sich gcwinnen, die Sitzungen zu besuchen, deshalb soll er nunmehr »ach K 37 der Geich.-Ordnung schriftlich zu tenseibcn emaclatcn »verden; jedeniallö lehnt He»r Pieper tankend ab. Diesmal erfolgt die Einladung noch gratis — die nächsten Male kostet sic Geld, schließ lich bis zu IW Mark. - Scho» in letzter Sitzung hatte Herr St.-V. 11v. Meng den Antrag eingebracht: „Kollegium »volle seinen Antrag von» 8. September v. I. die Ausarbeitung eines Straßenbesprengungöregnlatlvs bctr. beimStadtrath in Erinnerung bringen und denselben ersuchen, baIdinöglicstst taS Regulativ dem Kollegium vorzulegen." Baldinög11ch st! — das Wort figurirt in den Anträgen viel und man kann sich auch nach Goethe etwas dabei drnkei»; z.B dachten wir vor drei Jahren, als dcr Rath „baldinögiichst" Pläne vorlegen sollte über die endliche Be bauung deö Brai, dplatzeö aui dcr Brcitestraß e, eö werde nun wirklich in Wochen, oder wenigstens in Monaten so etwas geschehen, daß aber bis heute noch keine da sind, daö — sollte man für bald nicht inöatich halten. Aehnlick» Ist'ö mit den» Bespren gen. Wasser ist i» Menge da, cö fließt in allen Straßen, aber — eö tarl nickst zu»» Besprengen benutzt »verden. Wie stickst und schnell wären die comiiunilichenPlätze. Straßen undWcgc besprengt, wenn inan anders vcriahrci» und ba l d »n ög l i ch st zu der Er kenntnis» kommen wollte, daß. waö andern Drtö geht — eö wur den »nchrerc große Städte genannt, wo daS städtische Straßrn- besprenaen direct a»ö den Wasserleitungsröhren betrieben wird — hier doch auch gehe» muß. Stach Mitthelluiigei» dcS Herrn St.« V. Khristoianl will dcr Rath „demnächst" Postulate hinsicht lich deö BciprengiiiigSw'cicnö verlegen, und fehlt cö noch an ge nügend ausreichenden Gcräthschaitcn. eö sind nicht genug Wagen vorhanden ». i. w. Inzwischen aber, ehe daS „demnächst" eingr- strrtcn Ist — wird nicht, oder wenigstens ganz nngcnügcnb be- sprenat. Wenn in dem letzterschienenen Helte der Mitthrilun-
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