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Dresdner Journal : 13.10.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188710135
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18871013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18871013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1887
- Monat1887-10
- Tag1887-10-13
- Monat1887-10
- Jahr1887
- Titel
- Dresdner Journal : 13.10.1887
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Journ) Der Kinan,auSschuß g-nebmigtr den ge samten Militäretat in Höhe von 58 382105 M. nach de« Luträgen der Regierung. Pari«, 12. Oktober. (W. T. B) Die „Ägence Hava« " bezeichnet die Meldungen der „France", wonach der Ministerpräsident Rouvier sich der Caffarelschen Angelegenheit bediene, nm Boulanger zu kompromittieren und die Demission Gravys herbeizuführen, und zu diesem Zwecke zahlreiche Depeschen mit Ferry gewechselt habe u. s. w. als müßige Erfindungen. Rouvier habe sich ganz und gar nicht in dir Angelegenheit ge mischt und überlasse der Polizripräfrktur, sowie der richterlichen Behörde volle und ganze Freiheit für ihr Vorgehen. Rom, 12. Oktober. (W. T. BI Wie die „Riforma" meldet, spendete Se. Majestät der Kaiser Wilhelm für die Armen in Messina 10000 M. London, 12. Oktober. (W. T. B.) Einer Depesche deS „Reuterschen Bureauü" auS Kabul zufolge zogen dreihundert russische Unterthanen unter Olyrd Jakub Ali in Herat ein. Dieselben behaupteten Kaufleute zu sein. Der Gouverneur von Herat berichtete darüber an den Emir, wel cher ihn an den russischen Gouverneur von Murg- Hab wirS. Die Antwort deS letzteren ist bis jetzt noch nicht eiugetroffen. Algier, 12. Oktober. (W. T. B.) Der hie- figeu Zeitung „La Bigir" zufolge hätte der Ma rineminister die Errichtung von Torpedostationen in Algier, Oran und Bona angeordnet. Rew-Aork, 12. Oktober. (Tel. d. Drrsdn. Journ.) Ein Orkan richtete an der Westküste MerikoS beträchtlichen Schaden an, unter anderem wurde der Ort Calita, in der Provinz Cinaloa, der gegen 8000 Einwohner zählt, fast gänzlich zer stört; viele Menschen verloren dabei das Leben. MichelStown, 13. Oktober. (Tel. d. Dresdn. Journ.) In der Untersuchung über die Todes ursache der bei den letzten Ruhestörungen getöteten drei Personen gab die Jury gestern ihr Verdikt ab. Dasselbe lautete auf Totschlag, mit Vor bedacht begangen von dem Chef der Lokalpolizei und 5 Polizisten, welche auf die Menge schossen. Dresden, 13. Oktober. Zu den bevorstehenden LandtagSergänzungs- Wahlen. In Bälde werden in unserem engeren Vater- lande die Ergänzungswahlen für die Zweite Kammer der Ständeversammlung stattfinden. Fast in sämt lichen Wahlkreisen sind die Kandidaten der Ordnungs parteien endgiltig proklamiert; seitens der Sozial demokraten wird man darauf gefaßt sein müssen, noch in letzter Stunde da und dort eine Kandidatur auf- tarchen zu sehen. Mit Spannung sieht man inner- und außerhalb unseres Königreiches diesen Wahlen entgegen. Zwar ist von denselben keine wesentliche Veränderung der Parteigruppierung zu erwarten, aber sie werden als eine Probe auf die Spannkraft der bei den jüngsten Reichstagswahlen in herzerfreuender Weise zu Tage getretenen allgemeinen vaterländischen Begeisterung von großer Bedeutung sein. In Sachsen ist das Verhält nis zwischen den eine friedliche und verfassungsmäßige Weiterenttmckelung unseres Staatswesens anstrebenden Parteien nicht von jenem häßlichen ParteidoctrinariS- mus vergiftet, dessen nachteilige Folgen wir ander wärts nur zu ost zu gewahren Gelegenheit haben. Diese Parteien bringen sich bei uns gegenseitige Achtung entgegen und vereinigen sich ohne Hinter gedanken zu erfolgreicher Arbeit im Dienste d«S Vater landes. Von jenem guten Verhältnis zwischen den sächsischen Ordnung-Parteien hat am Beginn diese- Jahres der Abschluß und vor allem die echt patriotische, von jedem kleinlichen Parteistandpunkte sich weit ent fernt hallende .Durchführung des Wahlkartell- zwischen den vereinigten Konservativen, Na- tionalliberalen und demjenigen Teile der Fort schrittspartei, welcher die Sicherheit deS heimischen Bodens über die eigenen Wünsche stellte, ein Zeugnis abgelegt, welches der politischen Reife der sächsischen Ordnungsparteien zur hohen Ehre gereicht. Dieses patriotische Verhalten der Parteileitungen in Verbindung mit der Wichtigkeit der auf dem Spiele stehenden In teressen hatte eine Wahlbeteiligung zur Folge, welche bis dahin noch nicht dagewesen war und welche im ersten Anstürme der Begeisterung die Positionen der abgesagten Feinde jeder staatlichen Ordnung ohne Ausnahme und die der Freunde eines verbissenen Parteidoktrinarismus bis auf eine gewann, ein Er gebnis, das die kühnsten Ermattungen überstieg und der sächsischen Wählerschaft allseitig unverhohlene, ost bekundete Bewunderung eintrug. Dieser Ausgang der Reichstaaswahlen hat die bei diesen verbündeten Parteien zum Abschluß eines Wahl kartells auch für die bevorstehenden Landtagswahlen veranlaßt. Wir haben dies von der Einsicht der betreffenden Parteileitungen erwartet und so hielten wir es — wenn wir auch gewissenhaft unsere Leser über den Stand der Wahlvorbereitungen zu unter richten bestrebt waren — doch nicht für nötig, in dem Stadium der Verhandlungen zum Abschluß dieses Kartells und zu der Aufstellung der gemeinsamen Kandidaten in den einzelnen Wahlkreisen unsere Stimme für die Sache der Einigkeit zu erheben, die sich von selbst empfahl. Jetzt aber, wo der letzte ent scheidende Alt an die Wähler herantritt, jetzt erachten wir es für unsere Pflicht, diese laut und vernehmlich vor Sorglosigkeit zu warnen. Die Sozialdemokratie — der einzige Feind, der zu bekämpfen ist —- hat dank ihrer geheimen Organisation, ihrer im Dun keln wühlenden Agitation schon oft durch Überrumpe lung einen Wahlsieg errungen, der ihr bei einiger Regsamkeit der Angehörigen der Ordnungsparteien nie und nimmer zugesallen wäre. Wir erinnern nur bei spielsweise an den auffallenden Vorgang, daß als im Wahlkreise Leipzig »Land 1 1881 Bebel gegen vr. Heine gewählt wurde, von 7234 Wahlberechtigten nur 2254 wirklich gewählt haben. Die Sozialdemokraten spannen in der Stille alle Kräfte an, die bei den Reichstagswahlen erlittene Niederlage wieder wett zu machen. So berichteten wir schon vor längerer Zeit, daß in Zwickau die Ar beiter gerade diesmal ganz besonders zahlreich die Wählerliste eingesehen haben. Mögen die Anhänger der Ordnungsparteien ihnen den gleichen Eifer ent gegensetzen, mögen sie bedenken, daß eS sich bei den nächsten Wahlen nicht allein darum handelt, den einen bisher sozialdemokratisch vertretenen Wahlkreis, der jetzt zur Erledigung gekommen ist, den Sozialdemo kraten zu entreißen, daß es vielmehr gilt, ihnen zu zeigen, daß der weitaus größte Teil des Volkes fest gewillt ist, den sozialdemokratischen Utopien thatkräs- tigst entgegenzutreten, daß jene Partei somit auf eine Verwirklichung derselben nicht zu hoffen hat. Wenn die künftigen Wahlen dazu beitragen würden, diese Erkenntnis unter den Arbeitern zu fördern, so würde das ein Erfolg sein, der im Interesse deS Landes und vor allem der Arbeiter selbst freudigst zu begrüßen wäre, dazu aber ist eS notwendig, daß jeder Gut gesinnte sich zur Wahlurne stelle, auch wenn der Sieg der Ordnung in seinem Wahlkreise nicht gefährdet erscheint. Tagesgeschlchte. * Berlin, 13. Oktober. Se Majestät der Kaiser nahm heute vormittag in Baden-Baden Vorträge von dem Militärkabinett und von dem Wirklichen geh. LegationSrat v. Bülow entgegen. Mittags 1 Uhr stattete Se. Majestät auf dem Großherzoglichen Schlosse einen Besuch ab und machte später eine Spazierfahrt Nach den bis jetzt getroffenen Be stimmungen wird Se. Majestät Baden-Baden Mitt woch den 19. Oktober nachmittags verlassen und am Donnerstag in Berlin eintreffen. Der Ches der Reichskanzlei, geh. OberregierungS- rat l)r. v. Rottenburg, tritt heute abend einen Ur laub an, während dessen er sich auch nach England begeben wird Die Minister für Landwirtschaft und Unterricht haben den Landwirtschaftsschulen eröffnen lassen, daß der Reichskanzler die diesen Schulen bisher nur vorläufig erteilte Berechtigung zur Ausstellung von Schulzeugnissen über die wissenschaftliche Befähigung zum einjährig-freiwilligen Militärdienste in eine dauernde und endgiltige verwandelt habe. Die „Berl. Pol. Nachr." schreiben: Seit Montag hat in der Haltung des Rusjenmarkte» an der Berliner Börse ein bemerkenswerter Umschwung statt gefunden. Nachdem in Paris am Montag der Versuch der Einführung eine» russischen Papiers vollständig mißglückt war, bemächtigte sich die von dort ausgehende Anschauung über den Wett russischer Papiere auch solcher Stellen in Berlin, die bis her al» die festesten Stützen de» Russenmarktes der Berliner Börse galten. Da» große Publikum war, wie wir schon ost hervorheben konnten, durch diese Mache nicht beeinflußt worden, et hatte sich, wie der stete Rückgang der Kasiawerte beweist, durchaus nicht irre leiten lassen. Wenn jetzt der Rückgang der Kurse auch bei den SlaatSpapieren sich fühlbar zu machen an fängt, so hat da» einen doppelten Grund; einmal weil auch in den Kreisen unserer baute Lonnes die Zweifel, welchen wir in bezug auf die Sicherheit russischer Anlagewerte Ausdruck ge geben, Beachtung gefunden haben, dann aber auch, weil man hier in gulunlerrichteten Kreisen der Überzeugung ist, daß die jenigen russischen Spekulanten, welche durch große Kausordres in den letzten Monaten den Stand der russischen StaatSpapiere günstig beeinflußte«, kaum iu der Lage sein werden, zum Ul timo die Stücke abzunehmen. Zuverlässigen Mitteilungen zu folge ist die Geldknappheit an großen russischen Handelsplätzen, St. Petersburg, Moskau, Odessa mit eingeschloffen, so groß, daß S Prozent gern bewilligt werden. München, 12. Oktober. (W. T. B.) Die Ge- meindebevollmächtigten stimmten in heutiger Abend sitzung mit 31 gegen 21 Stimmen dem Magistrats beschlusse zu, einen dritten Bürgermeister anzu stellen. * Wien, 12. Oktober. Schon die gestrige erste Sitzung des Abgeordnetenhauses brachte die oft angesagte Interpellation der Tschechen über den Mrttelschulerlaß Doch ging diese Aktion keineswegs — wie ,HlaS Naroda" angekündigt — unter Blitz und Donner von statten und kündigte sich auch durch kein erderfchütterndes Getöse an. Die Interpellation trachtete vielmehr, ruhiges Blut zu bewahren, und be wegte sich auf dem ihr zukommenden sachlichen und auf dem etwas abseits gelegenen rechtlichen Terrain. Die Interpellation beNagte die im Prinzipe beschlossene Aufhebung der Oderrealschulen von Leitomischl, Pilsen, Tabor, Kattenberg und Prerau als eine Einschränkung des Lernbedürf- nisieS der tschechischen Bevölkerung und als eine Verkennung und Beeinträchtigung der Kulturbestrebungen der Natton. AuS dem gleichen Grunde tadelte sie die angedrohte Sistierung von Subventionen an einer Reihe von Mittelschulen Die allmäh liche Auslastung dieser Schulen werde der tschechischen technischen Hochschuie den Nachwuchs zum großen Teile entziehen. Die Interpellation selbst konnte eS indessen nicht unterlasten, zu kon statieren, daß „einzelne Anstalten mit der Zeit ihre Existenz berechtigung verlieren", nur könne eine vorübergehend eintttende schwächere Frequenz nie als tristtger Grund sür die Aushebung einer Anstalt gelten. Die Interpellation begab sich sodann aus das rechtliche Gebiet, um auszusühren, daß sowohl zur Aus lassung vom Staate erhaltener als auch subventionierter An stalten die Genehmigung des ReichSrateS ersorderlich sei. Schließlich beklagt die an das Gesamlministerium gestellte Inter pellation die Verkürzung der slawischen Majorität aus dem Terrain des Schulwesens. Sie trat zum Schluß an die Regie rung mit der dreifachen Anfrage heran, ob diese die Auslastung gewisser Oderrealschulen rechtserttgen wolle, ob sie geneigt sei, den Kommunen die Subventtonen noch sür fernere Zeit zu be lassen, ob sie endlich bereit sei, dort, wo das Bedürfnis nach Mittelschulen dargethan werden kann, demselben nachzukommen. Die tschechische Anfrage hat, wie das„Frdbl." be tont, die Aktion nicht auf das politische Gebiet ver legt und damit vielfachen Erwartungen eine arge Ent täuschung bereitet. Sie schlägt nicht den Ton der nationalen Leidenschaftlichkeit an und ermöglicht eben dadurch der Regierung, der Interpellation eine um fassende Würdigung zu gewähren und auf die vielen von ihr berührten sachlichen Momente einzugeheu. ES wäre auch in hohem Maße zu wünschen, wenn die Angelegenheit auch in der Folge diesen Charakter nicht verlieren würde. Denn nur dann wäre es mög lich, eine der wichtigsten pädagogischen und sozialen Fragen, jene des steigenden Schul- und Schülerüber- flusscs sachgemäß zu erörtern und — so weit e- momentan denkbar ist — zu einem Abschlusse zu bringen. Es ist gefehlt, die Sache durchaus als eine ausschließlich böhmische oder slawische ansehen zu wollen, sie ist der Entwicklung des modernen Lebens entsprossen, sie kann auf eine zweckmäßige Lösung nur dann rechnen, wenn sie mit Objektivität und Sach kenntnis behandelt wird, wozu, das wollen wir gerne einräumen, die heute gestellte Interpellation den Boden gegeben hat. Es bleibt nur zu hoffen, daß derselbe nicht mehr verlassen wird. Von den ferner gestellten Interpellationen behandelten zwei — jene des l r. Foregger und Ge nossen und des vr. Rieger und Genossen — den Er laß des Justizministers vom 11. Juli 1887, dem zufolge die grundbücherlichen Eintragungen in den sloweni schen Landesteilen des Grazer Oberlandesgerichtes in slowenischer Sprache vorzunehmen sind, falls da- Begehren in slowenischer Sprache an das Gericht gestellt worden-ist. Der Erlaß stellt sich als die Aus dehnung srüherer Erlässe aus den Jahren 1862, 1866 und 1882 von dem Sprengel des LandesgerichteS Laibach auf alle slowenischen Distrikte des Grazer Oberlandesgerichtes dar. — Die Interpellation des vr. Sturm und Gen. bekämpft in ihrer Be gründung den Erlaß in besonders scharfer Weise als eine Überschreitung der Kompetenz des Justizministe riums, als eine Derogierung eines 25 jährigen in Steiermark und Kärnthen bestehenden Gerichtsgebrau ches und stellt ihn auf eine Lmie mit dem bekannten Erlasse an das Prager Oberlandesgericht. Der Abg. Polak und Gen. interpellieren mit Rücksicht auf die Lage der Zuckerfabritation, ob der Finanz minister alle Einleitungen getroffen habe, damit der Zuckersteuergesctzentwurf in diesem Sessionsabschnitte, und zwar in den nächsten Tagen zur Beratung und Beschlußfassung im hohen Hause gelange. Prag, 12. Oktober. Die jüngst geschlossenen Einschreibungen an der deutschen Prager Univer sität weisen gegenüber jenen für das vorige Winter semester einen geringen Zuwachs auf. — Der Wahl kampf, der um das Mandat eines ReichSratsabgeord- neten für die Städtewahlgruppe Pribram u. s. w. zwischen Alt- und Jungtschechen geführt wird, ist einer der erbittertsten Kämpfe dieser Art, die in Böh men bisher stattgesunden. — Wie maßlos die Selbstschätzung der Jungtschechen bereits geworden ist, geht aus der heute in den „Narodny Listy" ver- Feuilleton. Der Komödianten-Ratz. Eine Geschichte au» den bayerischen Bergen. Bon Friedr. Dolch. (Fortsetzung.) So plauderten die drei noch eine Weile fort, bis endlich auS einem der oberen Fenster des Wirts hauses das Trompetensignal ertönte und zum Eintritt ins Theater einlud. Im Garten machte sich ein all gemeiner Aufbruch bemerkbar; Städter und Landleute erhoben sich von den Stühlen und traten in das Haus, um sich in den Tanzsaal hinauf zu begeben. Auch Wolfram und die Seinen erhoben sich und folgten langsam den übrigen nach. Als sie ins Innere des Hause- kamen, sahen sie eine nicht sehr breite Stiege, die nach oben führte und auf der die Menschenmenge sich hinausbewegte. Sie drängten sich ebenfalls die selbe hinauf, oder wurden vielmehr von den Nach folgenden hinaufgedrängt, und als sie endlich oben auf einem ziemlich schmalen Vorplatze anlangten, sahen sie eine geöffnete Flügelthür, die in den Tanzsaal führte. Ein altes graues, schwarzgekleidetes Männ lein saß an einem Tischchen vor der Thüre und ver abreichte die Eintritt-katten, die den Theaterbesuchern von zwei Männern, die link- und rechts innerhalb der Flügelthür standen, wieder abgenommen wurden. „WaS für einen Platz wollen S', Herr?" fragte das Männlein, als Wolfram an sein Tischchen trat sind ihm einen Thaler hinschob. „Aha, drei erste Plätz'", nickte er, nachdem er die gutaekleideten Frem den mit einem raschen scharfen Blick gemustert hatte, und drückte Wolfram hastig drei Karten in die Hand. Der Fabrikant lächelte und nickte und trat dann mit den Seinen in den Tanzsaal. Hier wurden ihm die Karten abgenommen und dann konnten sich die drei Personen auf eine der hölzernen Bänke niederlassen, die ziemlich nahe an der Bühne standen. Nachdem sie ihre Plätze eingenommen hatten, schauten sie sich neugierig im Saale um und sie mußten eS sich ge stehen, das sie sich noch niemals in einem so merk würdigen Theaterlokal befunden hatten. Die Fenster deS Saales waren geschlossen, um das Tageslicht nicht eindringen zu lassen und Kerzen erleuchteten den langen und ziemlich breiten Raum und die Bühne, die an dem einen Ende de» Saales einen ziemlichen Raum beanspruchte. Die Sitze der Zuschauer bestanden nur aus hölzernen Bänken, die durch ausgespannte Stricke in erste, zweite und dritte Plätze abgesondert waren. DaS Podium der Bühne selbst befand sich etwa in halber Mannshöhe über dem Boden des TanzsaaleS und auf den Soffiten links und rechts waren weiße Säulen, Masken und allerlei wunderliche Musikinstrumente ziemlich kunstlos und naiv abgebildet. Der Vorhang selbst war purpur rot gemalt, mit sehr vielen — möglichen und unmög lichen — Falten und unten am Rande war er mit breiten goldenen Fransen geziett. In der Mitte des gemalten Vorhanges aber befand sich auf einem kreis runden weißen Felde eine goldene Leier mit himmel blauen Bändern Die Musikanten saßen mit ihren Instrumenten neben der Bühne auf einer Bank hart an der Mauer und spielten irgend eine lustige Tanz- melodie, zwar mit vielem Eifer, aber nicht besonderer Geschicklichkeit. Der Tanzsaal füllte sich immer mehr und mehr. Den ersten Platz nahmen selbstverständlich die Fremden und die reichen Bauern ein, die „nach Belieben" für den Eintritt zahlten. Auf dem zweiten Platze saßen diejenigen Leute, die nur das verlangte Eintrittsgeld bezahlten und den letzten Platz nahm ein Publikum ein, das sehr gemischt war und großenteils aus Bauern knechten und Dirnen und aus der ländlichen Jugend beiderlei Geschlechts, bestand. Diese letzteren aber warteten sehnsüchtig auf den Beginn der Vorstellung und betrachteten einstweilen mit großer Ehrfurcht den buntbemalten Vorhang, der in ihren Augen ein Meisterwerk ersten Ranges war. Endlich war die Stunde der Vorstellung da. Die Musikanten schwiegen, auf der Bühne ertönte ein Glöckchen und der Vorhang hob sich langsam in die Höhe. DaS Gesumme und Gelächter im Saale ver stummte plötzlich und alles lauschte gespannt und blickte in atemloser Neugierde nach der Bühne. Dieselbe zeigte einen freien Platz vor einem WirtShause. Gäste, darunter ein Fuhrmann in einem blauen Staubhemd, saßen beieinander und schwatzten und eine junge hübsche Kellnerin ging bedienend ab und zu. Etwas seitwärts von den übrigen saß ein rothaariger Mann mit finsterm Gesicht allein vor seinem Kruge. Es war Bitu», der den Kleinhäusler Röthling spielte. Seine düsteren Blicke streiften einen Augenblick wie suchend über die Zuschauer im Saale, dann aber stützte er den Kopf wieder in die Hand und blickte finster vor sich nieder auf den Tisch. Die ersten Szenen verliefen ganz ruhig. Al» aber Hiesel auftrat, lief ein Gemurmel des Beifalls durch die verfammelte Menge, denn die hübschen kecken Züge des Tannensepp und seine hohe kraftvolle Ge stalt machten auf alle Anwesenden den besten Eindruck. Der Bursche spielte auch gar nicht übel; allerdings kunstlos, aber einfach und natürlich. Als die Schergen und Gerichtsdiener den gebundenen Bauerjungen Andres hereinschleppten, Hiesel aber sofort die Stricke des Knaben löste und hierauf die Schergen, die mit gezogenen Säbeln auf ihn eindringen wollten, in die Flucht schlug, da dröhnte allgemeiner Beifall durch den Saal. (Fortsetzung folgt.) Über die Malweise HanS Holbein«. (Schluß.) Der weiße, fein abgeschliffene Kreidegrund hatte also den doppelten Vorteil: erstens da» Durchwachsen, Durchschlagen störender Grundfarbe in die Übermalung und besonders in die Hellen Pattien des Gemälde- zu verhindern, das heißt für alle Zeiten den Lokal tönen ihre ursprüngliche Frische zu sichern, und zwei tens bei sehr dünnem Auftrage der Pigmente, auch in den pastös gemalten Partien glatte Flächen zu er möglichen, welche überdies tue Durchführung der aller feinsten Details (wie z. B. der kleinsten Fältchen, der Bartstoppeln, der genauen Zeichnung der Augäpfel u. s. w.) gestatteten, Flächen, welchen je nach dem Kar benauftrag eine mehr email' oder mehr sammelartige Textur gegeben werden konnte. Thatsächlich kommen gerade auf dem Darmstädter Bilde auch Partien vor (z. B. der rechte Ärmel deS grünen Wolleukleide- der heil. Jungfrau), deren kräftige Deckungen nicht- weniger al» „emailliert" genannt werden können.
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