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Sächsische Volkszeitung : 17.02.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-02-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-192602170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19260217
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19260217
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1926
- Monat1926-02
- Tag1926-02-17
- Monat1926-02
- Jahr1926
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 17.02.1926
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Nummer 39 — 25. Jahrgang Smal ivöch. Bezugspreis: fUr Februar 3.— einschl. Bestellgels, «nzeigenpreise: Die Igesp. Petitzeile 89^. Stellengesuche 20 L. Die Petitreklamezeilr, 89 Mill^, Nieter breit. 1 Offertengebühren für Selbstabholer 20 L. bei Uebersendung Lurch -le Post außerdem Portozuschlag. Einzel-Nr. 10 L. Sonntags-Nr. 15 L. Aeschäftlicher Teil: Io/ef Fo hmann, Dresden. Söckstsctie Mittwoch, 17. Februar 1926 Im Falle höherer Gewalt erlischt jede Verpflichtung auf Lieferung sowie Erfüllung v. Anzeigenausträgen u. Leistung o. Schadenersatz. Für undeutl. u. d. Fern, ruf übermitt. Anzeigen übernehmen wir keine Ver. antwortung. Unverlangt eingesanLte u. m. Rückporto nicht versehene Manuskripte werd. nicht aufbemahrt. Sprechstunde d. Redaktion b bis b Uhr nachmittags. Hauptschriftlelt.: Dr. Joseph Alhert, Dresden, votfsmiuna Druit «xd w»ri»,r E-xonIa. Buchdruck«», «mbH.. Dresden.«. IS, HoldetnslrxheS«. Nemru, 32722. Poslscheckkonto Dresden I17S7 BanNanl»: Basten«» «: gkrtssch». Dresden. Für christliche Politik und Kultur Redaktian ver Sächgsche» Bolk-<eltun« Dresden-dUtst. I«, Holk>ei»slras;e 18. z«rur», 3212!- NNd »3838. Der Kampf um das Gew Das Ringen um die Finanzgesetze in Berlin und Paris Die deutschen Kolonisten in Svwjelrrchlan- Von Harry v. Hafferber g. Durch verschiedene Moskauer Meldungen werden die Blicke erneut auf die Republik der Wolgadeutschen und ihre Stellung innerhalb der Sowjetunion gelenkt: in diesen Tagen tritt in Marxstadt ein Sowjetkongreß der Wolgadeutschen zusammen, an dessen Eröffnung fast der gesamte Rat der Moskauer Volkskommissare mit Rykoff an der Spitze teilnehmen soll; gleichzeitig wird bekannt, daß die Moskauer Regierung beschlossen habe, bei der Berliner Sowjetbotschaft einen ständigen Ver treter der deutschen Kolonisten zu ernennen. Es ist begreiflich, daß im Zusammenhänge hiermit die Sowjetmacht den Verhältnissen in der Wolgarepublik ihre besondere Aufmerksamkeit schenkt. So behauptet auch die russische Presse, die naturgemäß den Inten tionen des Kreml getreulich folgt, in letzter Zeit wieder eifrigst, daß unter den Wolgadeutschen kein „kommuni stischer Geist" vorhanden sei. daß diese Sowjetbürger echte „Bourgeois" wären und daher die bolschewistische Provaganda an der Wolga verdoppelt und verdreifacht weroen müsse. Die großen Sowjetblätter haben besondere Kor respondenten nach den deutschen Ansiedlungen entsandt: diese berichten über das angebliche „Wohlleben" der Wolgadeutschen aber in so tendenziösen Schilderungen, oder ereifern sich über so selbstverständliche Dinge, daß es auf den Westler nur belustigend wirken kann. Der Lebenszuschnitt der Wolgadeutschen war seit jeher eiü europäischer und hat mit der Armseligkeit des russischen Dorflebens kraß kontrastiert. Doch während im frühe ren Rußland aus dieser Tatsache keinerlei politische Schlußfolgerungen gezogen wurden, wollen die heutigen Moskowiter in der Eigenart und Lebenskultur des Wolgadeutschen nichts anderes, als den Ausdruck eines „bourgeois-kapitalistischen Geistes" sehen und Kämpfen dagegen mit dem bekannten, ihnen eigenen Fanatis mus an. Als gute Illustration hierzu dürfte ein, der „Kraß naja Gazeta" entnommener Aufsatz dienen, der auch da durch interessant ist, daß er ein recht anschauliches Bild von den vorläufig noch friedlichen Zuständen in d en deutschen Kolonien gibt. Aus der Hauptstadt der Wolga republik — dem Dorfe Helenendorf, das heute in Marx stadt umgetauft worden ist, schreibt der Korrespondent des genannten Blattes folgendes: » „In Helenendorf angekommen, begab ich mich so fort nach der örtlichen Zweigstelle der Kommunistischen Partei. — „Woher kommen Sie, Genosse?" fragte mich der Sekretär, ein Russe. — „Sie wollen sehen, wie die Deutschen hier leben? — Sie leben hier sehr gut. Sie fragen, ob wir in der Partei auch deutsche Mitglieder haben? — Nicht einen einzigen! Nicht in einer einzigen deutschen Kolonie gibt es zur Kommunistischen Partei gehörige Bauern. Kürzlich trafen hier Delegierte aus Annenfeld ein. Ihre Beratungen hielten sie nur in der Kirche ab, wo anders wollten sie sich nicht versammeln. Wider Willen mußten auch wir dort mit ihnen verhan deln. Wir haben ihnen stundenlang zugeredet — alles vergebens! Nein, Deutschen gehen nicht in unsere Parteiorganisationen . . ." Wir durchwanderten hierauf die Kolonie Helenen dorf langsamen Schrittes. Zu beiden Seiten der schnur geraden Straßen standen in langen Reihen hübsche und saubere ein-, zwei- und sogar dreistöckige Häuschen. Einige machten den Eindruck reicher und gemütlich ein gerichteter Villen aus der „guten, alten Zeit". Fast edes Haus hatte eine Glas-Veranda mit weichen Ses- eln und Sofas, auf denen rassige Schoßhllndchen friedlich chliefen. Die Fenster schmückten weiße, saubere Gar- »inen, an den Türen waren Klingeln, Briefkästen und Irlanke Schilder mit den Namen der Bewohner an gebracht. Mein Begleiter, der russische Genosse, machte beim Anblick dieses Wohlstandes ein verdrießliches Gesicht. Er war mit allem sehr unzufrieden: mit der Wasser leitung, mit-dem Asphalt auf den Straßen, mit dem elek trischen Licht, mit den Klavieren in den Häusern und der vorbildlichen Ordnung auf den Höfen. Die „Kultur" gefiel ihm nicht, so daß selbst ich sie in Schutz nehmen mußte. Schließlich stimmte er mir allerdings zu. daß dies alles sehr schön und gut und wert des Nachahmens wäre. „Aber", sagte er, „das gan^e Unglück besteht darin, daß die Deutschen mit den übrigen Bewohnern des Landes nichts gemein haben wollen! Rechtlich sind sie „Bauern", daher von allen Nationalisierungen befreit. Doch für die Angelegenheiten des Sowjelstaates haben sie sonst gar kein Interesse, sie sondern sich ab, schließen sich in ihren Häusern ein und beobachten mit knirschen den Zähnen die neuen Herren, die Verkünder des Bol schewismus. ihre Arbeit und ihre Lehren . . ." Ein schwerer Sieg Brian-s Pari-, 16. Februar. Die Kammer hat gestern nachmittag den am Vor mittag an den Finanzausschutz zurttckverwiesenen Artikel, betreffend die Besteuerung des Ausfuhrhandels, nunmehr an den Kammerausschuß für Zollsragen verwiesen. Sie setzte aktzdann die Beratung der einzelnen 'Artikel des Finanz- gesehentwurfes fort. Der Artikel betreffend die Umsatzsteuer l»r ven 'Vermittler wurde nacy Engerer Debatte mit 385 gegen 183 Stimmen abgelehnt. Bevor die Kammer sodann in die Beratung des Artikels betreffend Erhöhung der Ta barpreise eintrat, wies der radikale Abgeordnete Malvi die Kammer auf die Bedeutung der heute zu treffenden Entscheidungen hin, denn wenn man nicht die beantragten wichtigen indirekten Stenern annehme, werde man sich heute entweder vor der Ueberumsahsteuer oder vor dem Nichts befinden. Er frage die Negierung, die über eine Frage des Verfahrens die Vertrauensfrage gestellt hat, jetzt, ob sie nicht heute der Finanzkommission folgen wolle. — Hierauf erklärte Briand, die Regierung habe sehr viel Entgegenkommen gezeigt. Sie sei jedoch in einer großen Anzahl von Pinnte» anderer Ansicht als der Finanzausschuß. Briand appellierte im übrigen an die Kammer, sie möge angesichts des Ernstes der Lage die Dinge objektiv prüfen. Rach kurzer Debatte wurve der Artikel betreffend die Erhöhung der Labakpreise trotz dieses A'pclls mit 29- g gen 299 Stimmen abgcbhiit. Nach der Ablehnung der Erhöhung der Tabnkpreise machten die Mitglieder der Miitelparteien und die Radikalen den Linksparteien, die sich der Abstimmung enthalten oder gegen den Vorschlag des FinanzaiiSschnsseS gcsiiinnil hatten, die größten Vorwürfe. Ter sozialistische Abgeurdneie Rc- naudel erklärte, die vom Finanzausschuß angenommenen Gesetze seien als unteilbares Ganzes anznsehc». Da die wesentlichen direkten Steuern jedoch abgclchnt wurden, seien die Sozialisten nicht mehr in der Lage, indirekte Steuern zu bewilligen. Briand erklärte darauf, das jetzige Kabinett habe das größte Entgegenkommen gezeigt. Tie Mehrheit aber sei a»seiiiandergesal1e». Wenn der vom Senat angenommene Gesetzentwurf von der Kammer nicht angenommen wir», dann würde die Regierung diese Abstimmung so auisasseu, daß die Verantwortung von ihren Schultern ans andere übertrage» werse» solle. Nach dieser Rede forderte der radikale Abgeordnete Dumesnil die Mehrheit auf, sie möchte die direkten Steuern vom erworbenen Vermögen bewillige». Renauoel gab je doch eine ablehnende Antwort. Gestern abend 10 Uhr trat die Kammer zu einer Nacht sitzung zusammen, nachdem die Fiiianzknmmissioi, vorher mit 13 gegen 8 Stimmen die Umsatzsteuer abgclehnt hatte Die Kammer beschäftigte sich zunächst mit der Ausfuhrabgabe. die von verschiedenen Rednern heftig bekämpft ivuröe. Aus einen An trag Rciinaldys hin wurde die Ausfuhrabgabe in Höhe von 0,20 -2 Prozent angenommen Die Kammer hat in der Nachtsitzung die Beratung der einzelnen Artikel des Finanzgesetzentwnrses zu Ende ge führt. Eine lebhafte Debatte entwickelte sich über die Frage der Fälligkeit der am 4. Dezember von der Kammer angenommenen, in den Finanzgesetzen Louchenrs enthaltenen Steuern. Gegen den Widerspruch des Fiuanzmuiisters Dou- mer sowie des Generalberichterstatters beschloss die Kammer mit 253 gegen 159 Stimmen, auch diese Steuer» erst im Laufe des Jahres zu erheben. Auf den Hinweis des Vor sitzenden des Finanzausschusses, datz dann die nn Mai fäl ligen außerordentlichen Ausgaben in Höhe von 3 Milliarden Frank ungedeckt bleiben und hierdurch eine neue Inflation entstehen werde, schließt die Kammer, daß bis zun, 1 Mai drei 'Viertel dieser Steuern fällig werden Zöllen. Um 6 Uhr 35 Minuten hat die Kammer »ach der Generaldiskussivn über den gesamten Finanzenlwnrf, dessen Ertragung mit 1,6 Milliarde» Frank beziffert wird, abge stimmt. Ministerpräsident Briand stellte die Vertrauens frage. Ter Gesamt,tcsctzentwnrf wurve mit 258 gegen 145 Stimen angenommen. Remholds SteZrergesetze Freitag Besprechung mit den Ministerpräsi denten der Länder Dresden, in. Februar Reichsfinanzminisier Tr. Re in hold empsing gelegentlich seines gestrigen Aufenthaltes in Dresden Presseoerlrcier zu einer Unierrcduitg, die in der Hauptsache der zu erwartendcu Rück wirkung seiner Sieuerscnkungspläne ans die allgemeine Wirt- schasislage nnd auf die Finanzen der Länder und Gemeinden ge widmet war. Der Minister enoarie! mit Besiimmlhcii eine günstige Rückwirkung, da von der gcpianien Steuersenkung eine Ankurbelung der Gesamtwirtschaft ergosst werden könne, die den Finanzen der Länder und Gemeinden schließlich wieder durch Slencrcrträgnisse zugute komme» werde. Der Hauplgedanke De. Reinholds bei der von ihm geplanten Steuerresorm ist. der Wir:- schafl die dringend noiwendige Atempause durch Erleichterung der besonders drückende» Steuern zu gewähren. Mil besonderem Nackchruck betonte Tr. Reinhold, datz die Lander und Gemeinden encrgisrl>e Anstrengungen zur Einschränkung des PerwaUuww apparalcs und zur Senkung seiner Kosten machen müssten. Tie Verwaltungsrcsorm müsse jetzt kommen. Pan der Erteilung de.- Zuscklagsrcchles zur Einkommensteuer erhofft der Reichssiuauz- ministcr eine weitere Stärkung des sinanzicllen Selbsioeiamvor- tungsgesiihls der Länder und Gemeinden und dam,'! einen ver- siarklen Truck in der Richtung der angestrebien Berwailungs- vereiiisachnng. Die vom Reichsfinanzminister in seiner Elalsrcde im Reichs- iag nngekündigten Gesetzentwürfe über die Ermätzigung verschiedener Rcichssteuern sind fertiggestelli und befinden sich zurzeit beim Kabinett, das in nächster Zeit dazu Stellung nehmen wird. Reichsfinanzminister Dr. Reinhold hat die Finanzniinister der Länder kür kommenden Freitag nach Berlin ein geladen. um mit ihnen die allgemeine Finanzlage und die Rück wirkung der Stenerermätzigungen zu beraten. Ich verabschiedete mich vom Sekretär, als wir vor einem kleinen zweistöckigen Hause angclangt waren, welches die deutsche Kooperativgcnossenschaft „Konkor dia" innehatte, und betrat das Verwaltnngszimmer. In schweren ledernen Sesseln saßen würdevoll Gestalten, den bolschewistischen Karikaturen europäischer Kapitali sten täuschend ähnlich. Man empfing mich jedoch sehr freundlich und zuvorkommend und versprach, mich mit allem bekanntzumachen. Auch erhielt ich einen Brief zur Besichtigung der Weinlager und Fabriken des Koo perativs ausgehändigt. Um zwei Uhr stattete ich dem deutschen „Dorf- sowjet" einen Besuch ab und traf dort den Vorsitzenden Robert Kuhn vor. Er war von hohem Wuchs, trug einen langen schwarzen Mantel mit schönem Pelzkragen und machte den Eindruck eines gemütlichen und wohlhaben den Bürgers. Sein rotes und sehniges Gesicht ließ eine unverkennbare Neigung zum Alkohol erraten. Aufmerk sam las er mein Mandat durch, faltete die Stirn und sagte dann unvermutet: „Was interessiert euch alle die deutsche Kolonie?" — „Wieso uns alle?" — „Na ja. fort während kommen welche aus Moskau augefahren. Es nimmt gar kein Ende. Und schließlich haben wir nur Aerger und Unannehmlichkeiten. Auch Sie werden nach, her gegen lins intrigieren?" Im weiteren Verlauf wurde er allerdings freund licher. Etwa eine habe Stunde sprach ich mit ihm und fragte zum Schluß: „Sagen Sie bitte, warum habt ihr Kolonisten denn eigentlich keine Mitglieder in der Kom munistischen Partei?" Nach einigem Nackdenken ant wortete der gute Herr Kuhn offenherzig: „Was wahr ist. ist wahr! Es kann nicht geleugnet werden: wir haben unter uns keinen einzigen Kommunisten. Ich habe im mer gesagt, daß es ein großer Nachteil ist. Doch alle halten wir loyal zur Sowjetunion! Darauf können Sie sich verlassen! Als hier der letzte Aufstand ausbrach und aus Moskau der Genosse Kuryschkin mit seinem Deta chement eintraf, stellten wir uns alle ihm zur Verfü- gung . . ." Diese Loyalität in Ehren, aber als Ich die Behausung des Herrn Kuhn »erließ, fiel es mir dennoch auf. daß in diesen prachtvollen Räumen nicht eine ein zige rote Fahne, keine Porträts unserer revolutionären Führer, überhaupt nichts zu sehen war, was als Zeichen einer Zuneigung zur Sowjetunion angesprochen werden könnte. Nicht einmal ein Bild Lenins . . .!
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