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Frankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger : 22.10.1869
- Erscheinungsdatum
- 1869-10-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786996049-186910222
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786996049-18691022
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786996049-18691022
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungFrankenberger Nachrichtsblatt und Bezirksanzeiger
- Jahr1869
- Monat1869-10
- Tag1869-10-22
- Monat1869-10
- Jahr1869
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1LS Freitag, den 22. Oktober 18«». Frankenberger Uachrlchtsklatt Amtsblatt des König!. Gerichtsamtes und des Stadtrathes zu Frankenberg Erscheint wöchentlich drei Mal. Vierteljährlich 10 Ngr. — Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Post-Expeditionen. >r en er h in rret- ist. hen- war hat- Re- ver- Hü« lern egi- rinz ihn und und lehr Mi Lrtige Mtrtz Reicht lasten, -ereits en ist. rt di« ecem- Iah- An« aber nicht m zu ingen wecke nger« Veut. schen ang- De- dem stän- regte l der > be« lcher nicht und noch ne lS m r, er rr seine Mißhandlungen ertrüge. Ich weiß nicht, ob ich dabei unmerklich lächelte; da faßte er mich an dje Schulter und fuhr fort: „Du, Du, ein Schandbub bist Du für Deine Bestimmung! Entsagen sollst Du Deinem Erbprinzenthum. Dein kleiner Bruder, da- ist ein wackerer Junge. Leiste Verzicht — und dann magst Du zum sTeufel gehen. Aber auch das kannst Du nicht, Du Elender! — Du, mein Sohn? — Ha, ich weiß von Dir nichts l"" DaS war zu viel. „Wenn Ew. Majestät gegen die Ehre meiner Mutter erklären will," erwiderte ich, „daß ich nicht Ihr ältester Sohn bin, dann will ich eS ahun, sonst nimmer." Damit griff ich zur Thür und wich auS — ich floh, denn ich bin geson- neu, mich niemals mehr von ihm thätlich an- greifen zu lassen." „Ja, vermeide ihn, wo Du nur kannst! DaS ist schon seit längerer Zeit unser Feldzugöplan!" seufzte Wilhelmine. „Ja, vermeiden! bannt er mich nicht stets an seine Umgebung, die ich tödtlich Haffe? . . . Nein, nein, wenn daS so fort geht, dann . . . kommt'S doch einmal so — — entweder ersticht er mich, oder . . . ich muß mich wehren und wenn'ö . , ." „O, Himmel, halt ein, Bruder! Du denkst Schreckliches — wie will daS enden?,." „Darum, Schwester, siehst Du, ist eS besser: ich weiche dem auS, ich entfliehe! . . ." j „Wenn Dich aber der Onkel in London nicht empfangen will?" „Laß das, bei der Reise inS Reich, die ich übermorgen antreten muß, entweiche ich nach Frankreich. Die vollendete Thalsache wird dem Londoner Hof die Augen öffnen, er wird mir Asyl gewähren; ich habe schon gegen Guy Dickens meinen ganz bestimmten Willen erklärt." „Ich begreife Dich," erwiderte Wilhelmine, und überlegend fuhr sie fort: „Wenn ich meine eigene Lage bedenke und ein Mann wäre, so müßte ich mit Dir fliehen ... Du gehst doch allein?" fragte sie, während sie sich besann; dann fuhr sie mitten auS ihren Gedanken auf: „Weißt Du waS, ich verkleide mich, laß mich mit Dir fliehen I" „Wilhelmine, daS gebt nicht, ich werde wahr scheinlich von Heidelberg nach Straßburg ent weichen, wie willst Du von hierher dorthin ge langen?" „Hast Du Niemanden, der Dir von hier aus folgt?" „Einer soll mir die Geldsachen besorgen, er ist mein treuer Freund, doch bin ich immer noch zweifelhaft, denn er seht sein Leben aufs Spiel." „Wer?" fragte Wilhelmine gespannt. Dann zeigte sie auf Jemanden, der eben den Gang daher kam; „doch nicht dieser da?" Der Prinz nickte geheimnißvoll und sie sank mit dem Ausruf deS Schreckens an eine Laub- ^pfoste. ' „Auch daS noch? . . . Fritzi" sagte sie be- zur and »ei« >00 in ro- sich ill. er» ,lr. iS- Md bst SS ück nv mf n> 'N, üb Md Bezirksanzeiger stimmt und fest, „ich gehe mit Dir, — de. soll mein Begleiter sein ..." „Gefährlich . . ." murmelte der Prinz. „Gefährlich?" fragte verletzt die Prinzessin „Du weißt, ich werde nie vergessen, daß ich eine Fürstentochter bin und — dafür laß mich sorgen: — er soll'S auch nicht vergessen . (Fortsetzung folgt.) Die Randschrift eines Königs. Historische Novelle von M. A»t. Niendorf. (Fortsetzung.) „Hast Du endlich Nachrichten auS England?" fragte die Prinzessin ihren Bruder. „Gestern in der Nacht hatte ich eine Zusam menkunft mit Guy Dickens." „Aber Du siehst nachdenklich auS, mein Bru der; sind sie nicht gut?" „Gut oder schlecht, wie soll man's nennen? Alle die alten FreundschafiS- und BcileidSversi. cherungen in Hülle und Fülle, allein wo man sie mit der That beweisen soll — da kriechen die Bedenklichkeiten und Ausflüchte hervor, wie Kellcrgewürm nach dem Licht." „Aber bedenke, Heirathöangelegenheiten sind immer delicater Naiur.^ — Der Prinz schüttelte mit dem Kopf. „Ich unterhandle nicht wegen der Heirathcn, sondern wegen meiner — Flucht, denn steh, ich halt'ö nun nicht länger auS." „Mein Gott, Bruder, wieder diese Gedanken! Der Schritt ist schrecklich, gefahrvoll, — be sinne Dich, warte!" „Warte! Ja wohl, Du sprichst wie England; immer reiflich überlegen, erwägen, ermessen — ja! ES will und kann nicht einmal beim fran zöstschrn Hof anfragen, waS man dort dazu sa gen würde, wegen augenblicklicher politischer Konstellation. Und mich gar aufnehmen, wenn ich komme? Hu, da zittern sie und erschrecken. Behandelt man so einen Kronprinzen, dem man seine Tochter geben will?" „Bruder, lieber Bruder, ich habe Dir schon einmal diesen Gedanken auSgeredct, — bedenke den Vater; fr würde außer sich sein." — „DaS ist er jetzt schon, — seit gestern ist das Maß voll, ganz voll. DaS hat mich fest gemacht, — eS ist — auS zwilchen unS." „Daß Du ihm auch nimmer ausweichst, wenn er wild ist! WaS ist wieder vorgefallen?" fragte Wilhelmine ängstlich. „Daß er mich schilt und harcelirt, daS erträgt sich; wie tief eS auch schmerzt, man verzeiht eS ihm, wenn man seine Bildung und seine Herrschergewohnheit in Betracht zieht. Um nun ihn nicht mehr zu empörenden Thätlichkeiicn zu verleiten, da er mich immer noch wie einen Jungen von 12 Jahren behandeln will, — o, Dw weißt daS! — da erwidere ich nichts mehr, bin ganz still seit einiger Zeit, allein gestern! .. . DaS war Tyrannei, daS war giftiger Haß; oh, ich werde dies Wort nie wieder vergessen kön nen l" rief er klagend auS und barg vor Erre. gung sein Gesicht in beide Hände. „Beruhige Dich, lieber Fritz, und erzähl« mir - . „Nun so höre: Gestern war ich wieder stumm und hörte feige SarkaSmen — über mich, die Mutter, Dich, England u. s. w. — Da er glimmte er über meine Ruhe; einen Elenden, ei nen Kleinmüthigen nannte er mich,^ weil ich Nutzen der Krokodile. ! Wie man in Deutschland Schutzgesetze hak ssür die Spatzen und Schwalben, weil sie W .schädlichen Insekten fressen, und für die Mauk» würfe, weil sie mit den Engerlingen einen Bev» tilgungSkrieg führen, so geht man jetzt in Indiens mit dem Gedanken um, Schutzgesetze zu erlasse« für ein anderes nützliches Geschöpf; nämlich fÄk die GavialS oder indischen Krokodile. Diekit 20—25 Fuß langen, niedlichen Thiercken fresset nun allerdings keine Fliegen und Engerlinge^ sondern Kälber, Kühe und Ochsen, und wem? sie zum Dessert einen Menschen verschluckt» können, dann wischen sie sich das Maul und fM» gen: „Heute habe ich einmal vortrefflich dinirt." Aber — und das ist die Hauptsache — der Gavial liebt daS Todte mehr als daS Lebendiges und wenn er einen Cadäver haben kann, Vt» schon ein wenig »autxout hat, so läßt er iM fettesten indischen Braminen laufen und schnappjf nach dem duftenden Biffen. DaS ist nun aller dings Geschmackssache, aber eben diese eigenthü«> liche Geschmacksrichtung deS GavialS macht lhifk zu einem der nützlichsten Tbiere, und er ist Sa- nitätSpolizeiviener und Todtengräber von ganH Indien. Die Hindus'begraben nämlich ihrt Tobten nicht, wie wir, sondern sie verbrenne« sie — beiläufig gesagt, ein sicheres Mittel gegt« daS Lcbendigbegrabenwerden —? oder wenn ss- zu arm sind, um daS Brennmaterial aufzutreiben, so werfen sie sie in die heiligen Flüsse, die bek ihnen die geweihten Kirchhöfe vertreten. — Run sind aber die meisten Hindus arme Schelme, dle° ihr bischen Holz nöthiger dazu brauchen, ihren Neis, als ihre Tobten zu rösten, weshalb fite zur Beerdigung dec letzteren den wohlfeikeren nassen Weg wählen (eS ist deShälb auch eigent lich weniger Beerdigung als Bewässerung), un« die heiligen Flüsse haben wirklich Mühe, vtk Massen von Leichen in das Meer hinaus zn schleppen. — Wenn man auf dem Dampfbootk den Ganges hinunter fährt, so kann man sie schwimmen sehen, vor Euch, hinter Euch, ringD um Euch, waS den GangeSfahrten ein ganz ek- genchümlichen, pikanten Reiz verleiht, namentlich vcnn die Leichen sich in den Rädern deS Dampf- »ootes verfangen und von diesen dann, in Stücke' zerrissen, nach rückwärts gewirbelt werden. — Bon Zeit zu Zeis, erhebt sich auS den schlammi gen Fluthen ein Ltestger Kopf, ein Schluck unst ein Drucks und elnLr der schwimmenden Hindu- st besorgt und aufWjööpu; der Gaviki hat sek«
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