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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.03.1897
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1897-03-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18970325017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1897032501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1897032501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1897
- Monat1897-03
- Tag1897-03-25
- Monat1897-03
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Li««, 1.0. 1.0. II). 1.1). 1.0. 1.0. 1.0. I.V. 1.1). W.Cp.bi 1.0. 1.1) . 1. o. 1.1) . 1.0. 1.1). i. 1). I. o. i. O. I. V. 1.1). 1.1>. 1.1). »0. LdI47^ «.O. I.V. »HD». 6.1526. »sie:i. r«i "> ! lltll.75 7 I0M 100,30 8. — Bezug--Prei- H» der Hauptexpeditton oder den im Stadt» bezirk und den Vororten errichteten AuS» oadeftrllen abgeholt: vierteljährlich^>4.-0, vei »wetmaliaer täglicher Zustellung ins Haul ^l SÄ. Dimt, die Post bezogen für Deutschland und Oesterreich: viertrliädrlich 6.—. Direkte tägliche Areujbandsrudun- in» Ausland: monatlich ^4 7.S0. Di» Morgen-Ausgabe erscheint »m V,? Uhr. die Abend-Ausgabe Wochentags um S Uhr. Nr-artio« und Lrpeditio«: Johaune-gass, 8. Dir Expedition ist Wochentag- ununterbrochen geöffnet von früh 8 bis Abends 7 Uhr. Filiale«: Ott« Me««'» Sortim. (Alfred Hahn)» UniversitätSstratzr S (Paulinum), Louis Lösche» Katharinenstr. 14, Part, und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe npMrr. TaMalt Anzeiger. Amtsblatt des Königlichen Land- «nd Amtsgerichtes Leipzig, des Natljes und Nolizei-Ämtes der Stadt Leipzig. Anzeigen'Prei- die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reclamen unter dem Redactionsstrich (-ge spalten) üO^j, vor den Familiennachrichten (6gespalten) 40 ij. Krötzere Schriften laut unserem Preis- verjeichniß. Tabellarischer und Zissernsatz nach höherem Tattj. Etztra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen»AuSgabe, ohne Postbeförderung ^4 60.—, mit Postbrförderung 70.—. Ilnnahmtschluß für Ilnzeizen: Abrnd-AuSgabe: Bormittags 10 Uhr. Marge n-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde fraher. Anzeigen sind stets an die Expedition zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. 152. Donnerstag den 25. März 1897. Sl. Jahrgang. Die Dienftgebaude für die obersten Marinebehörden. vi- Unter den Abstrichen, welche die Majorität des Reichs tages am diesjährigen Marine-Etat vorzunehmen für gut befunden hat, figurirt auch die Summe von 27 500 ^ zu Vor- und ProjectirungSarbeiten für den Neubau eines Tienst- gebäudes^r die obersten Marinebehörden in Berlin. Die Reichsboten hätten sich, wenn sie überhaupt ein Interesse für die Sache besäßen, sehr leicht davon überzeugen können, daß die gegenwärtigen Zustände in der Tbat gänzlich unhaltbar sind. Gegenwärtig sind das ReichSmarineamt, das Marinecabinet und das Obercommando der Marine in nicht weniger als vier verschiedenen Gebäuden untergebracht, von denen keins überbaupt für Burcauzwccke erbaut ist. Es liegt auf der Hand, daß die Unterbringung der Be hörden an so vielen, theilweise weit von einander entfernten Stellen den Dienstbelreib ungemein erschwert, zumal in vielen Fällen ein rasches einheitliches Handeln aller vrei Behörden erforderlich ist. Besonders empfindlich und störend wirkt die Zersplitterung der Bureauräume auf den Geschäftsgang bei dem Ober-Commando und in noch höherem Maße bei dem ReichS-Marineamt. So lange es möglich war, in den einzelnen Gebäuden Theile der Behörden unierzubringen, welche mit den übrigen Gruppen nichtinunausgesetzterBerührung stehen, waren die Verhältnisse noch erträglich. Mit der zunehmenden Ver mehrung der Arbeitskräfte und der Bureauräume ließ sich aber schon seit längerer Zeit dieser Ausweg nicht mehr inne- balten, und gegenwärtig sind selbst einzelne Abtheilungen deS Reichs-MarineamtS und deS Oberkommandos so zersplittert, daß ein ordnungsmäßiger Geschäftsgang kaum mehr möglich ist. ES darf — abgesehen von den großen Unbequemlich keiten für die Beamten — hierbei namentlich auf die Ge fährdung des Transports des werthvollen und theilweise ganz geheimen Actenmaterials über die Straße, aus die gar nicht zu umgebende Verzögerung der Geschäfte, auf das nolh- gedrungene Unterbleiben von Rücksprachen und Vorträgen und auf den für den Dienst höchst nachtheiligen Mangel eines persönlichen Einvernehmens der betreffenden Osficiere und Beamten untereinander verwiesen werden. Verschlimmert wird dieser Umstand noch durch die Un zulänglichkeit der vorhandenen Räume. Sämmtliche Gebäude sind aus ehemaligen Mietshäusern nur nothvürftig her gerichtet worden. Namentlich das Hauptgebäude am Leipziger Platz bildet in Folge wiederholter An- und Umbauten ein vollkommen unübersichtliches Gewirr von lichtlosen Höfen, Treppen und Gängen, und die Unterbringung der Beamten in den daran stoßenden, vielfach engen und niedrigen Zimmern muß theilweise geradezu als gesundheitsgesährlich bezeichnet werden. Es ist unmöglich, diese Bauwerke gegen Feuersgefahr hinlänglich zu sichern, das in ihnen untergebrachte, vielfach unersetzliche Actenmaterial würde daher beim Ausbruch eines größeren Brandes jeden falls zum großen Theil zu Grunde gehen. Dazu kommt, daß es in den Gebäuden an ausreichend großen und Hellen Räumen für die Zeichner, für die Registraturen und für die Bibliotheken fehlt. Es werden zur Zeit bei den obersten Marinebehörden jährlich etwa 85 000 Journalnummern bearbeitet und es läßt sich ein jähr liches Anwachsen der Geschäfte um etwa 10 Proc. beobachten. Hieraus ergiebt sich, daß das Actenmaterial von Jahr zu Jahr an Umfang zunimmt; da nun ein großer Theil der Acten dauernd aufbewahrt werden muß, sind schon seit Langem die Bodenräume und die ohnehin zu engen Registraturzimmer so vollkommen mit Acten belegt, daß den Beamten der Registratur der Dienst aufs Aeußerste erschwert ist, während das Schristenmaterial durch Staub, Ruß und die ungeeignete Lagerung schlimme Beschädigungen erleidet. Sitzung--, Lese- und Wartezimmer fehlen, denn sie mußten, wenn sie eingerichtet waren, (ehr bald wieder ihrer Bestimmung entzogen und zu Arbeitsplätzen eingerichtet werden. Alle diese Verhältnisse drängen aus die Erbauung eines einheitlichen Dienstgebäudes hin, in welchem — neben aus reichenden Bureauräumen — auch Dienstwohnungen für diejenigen Personen vorzusehen sind, die theils aus Dienst wohnungen Anspruch haben, theils im Interesse des Dienst betriebes in dem Gebäude untergebracht werden müssen. Herr Or. Lieber bat sich im vorigen Jahre nach Kiel begeben, um persönlich sich vo» der Nolhwendigkeit eines Trockendocks zu überzeugen. Es wäre ungleich leichter, am Leipziger Platz oder in der Voßstraße sich über die Nolh wendigkeit eines Neubaues für die obersten Marinebehörden zu orientiren. Wie es scheint, wird auch hier die Sache so lange hinausgeschoben werden, bis der Neubau ungleich theurer wird, als er jetzt veranschlagt ist. Deutsches Reich. * Berti». 24. März. In den letzten Tagen war mehr fach in der Presse von einer Meinungsverschiedenheit zwischen der conservativen Fraction des Reichstages und ihrer Autorität für Handwerksangelegenheiten, dem Abg. Jakobskötter (Schneidermeister in Erfurt), die Rede. Die „Kreuzztg." suchte zu dementiren, aber es geschah in so gewundener Art, daß man dadurch in dem Glauben qn vorhandene Differenzen bestärkt wurde, >::id ,ie sind nunmehr durch eine Erklärung des Abgeordneten Jakobskötter im „Reichsboten" derart festgestellt worden, daß die „Kreuzztg." vorläufig schweigt. Die „Eons. Corresp." hatte über die BundesratbSvorlage gesagt, es sei „nicht eine Organisation, die in der Bundcsralhs- vorlcwe dem Handwerk geboten wird, sondern ein Cbaos, eine Üonsussion". Nach ofsiciösen Mittdcilungen solle „der vor liegende Entwurf das Höchstmaß dessen vorstellen, was der Bunvesrath dem Handwerk au Schutz und Organisation zu bieten Willens sei. Wäre das der Fall, dann bedeutete dies das Scheitern der Vorlage". Im entschiedensten Gegensätze zu diesem BerdammungSiirlbeil nun schreibt Herr ) -, - ^ Und doch wird man bei näherer und vorurth.-ttire weiter ok.s..» L «- -A SÄ aa»z beseitigt werden könnten, und das Olein schwe ^ Wenu o.e Houbwerk). »nd Gewerbe-Ord.u.^ Hunderte den Handwerkern das „^erugen auf den Kau, 1 oder zum Theil ganz verboten, wenn, es !""er de>, Lanski e i v^r boten war. mit „Handwerkerwaaren zu ^ndeln o '' _ ^ ganz unmöglich, heule auch nur etwas dem Aehnliches wi der ein inmbren irs giebt heute wohl kaum eme Waare, die nur von Hancwertern und nicht auch von Fabnke.l aiigesertigt wnrüe, un diese» «erkauf einschrnnken zu wollen, „t . ^..jo, .unmöglich, als die Fabrikation zu verbieten. . . . Tie letzige g sialtet jedoch die Bildung von Innungen überall ^">t Weg all der jetzt geltenden «orrechte »aa, den Paragraphen 100s und folgende), verpflichtet jedoch die «-Hörde.,, ^„jeben ücn Charakler als Zwangs-Junung zu geben, lobald Ae Meh zahl der Betheiligten dies beantragt. Bei dem Stielt der Meinungen. ob die Mehrheit der Handwerker für Zwangs-Jnnung ist oder nicht, würden meines Erachtens die Handwerker einen schweren Fehler begehen, wenn sie aus diesem Grunde sich gegen die neue Vorlage wenden würden. Durch diese Fassung, welche den Handwerkern die Jniriaiive übertragt, ist es am ehesten mogUch. eine Probe auf das Exemvet zu machen. Wird dw Vorlage Gesetz, wozu allerdings in dieser Session wenig Aussicht ist, jo liegt es nun am Handwerkerstände selbst, sich zu orgmiisiren und damit den Beweis seiner Lebenskraft zu führen. Glauben die Handwerker aber, diese Vorlage ablehuen zu dürfen, weil sie ihnen nicht genug bietet, so möge» sie sich nicht täuschen — unter den gegenwärtigen Verhältnissen dürste ihnen die Hand kaum wieder jo weit eiitgegengesireckt werden." , Gegenüber der principiellen, den unbedingten Zunftzwang und den Befähigungsnachweis verlangenden Auffassung der Conservativen führt Herr JakobSkötter einige so scharje Streiche, daß man die Verlegenheit der „Kreuzztg." voll- ständig begreift. Mit dem conservativen ZwangSinnungs- Programm ist Herrn Jakobskötter'sErklärung kaum vereinbar. »Berlin, 24. März. Die klerikale „Germania" schreibt: „Die dritte Berathung des Reichshaushaltsetats im Reichs- tag wird am Freitag dieser Woche beginnen und voraussichtlich so beichleunigt werden, daß der Etat noch vor dem 1. April, als dem Beginn des neuen Etatsjahres, festgestrllt und publicirt werden kann. Es bedarf kaum einer besonderen Betonung, daß die Reichstags- Abgeordneten zur dritten Lesung möglichst vollzählig er scheinen, um die Beschlüsse der zweiten Lesung rndgiltig zu bestätigen; insbesondere ist dies von den Abgeordneten der Centrumssraction zu erwarten. Ein Absen tismus würde sich vielleicht schwer rächen. Versuche, über den Marine-Etat in der dritten Lesung andere Beschluss« herbeizusühren, als wie die zweite Lesung sie gezeitigt hat, würden zumal bei schlechlbesetzten Bänken nicht unterlassen werden. Ti> ansehnliche Mehrheit, mit welcher die Beschlüsse der Budget- conimissio» am Sonnabend vom Plenum des Reichstags gebilligt worden sind, muß solchen Versuchen gegenüber bei der dritten Lesung womöglich noch größer werden, in keinem Falle aber durch die Schuld säumiger Reichstagsmitglieder vermindert er- scheinen. Dazu beiznlragen ist für die Centrumsmitglieder um so mehr Pflicht, da von einem Reporter dir lüg- nerische Nachricht verbreitet wird, in der Lentrums-Fractions- sitzung vom Freitag Abend — es hat an diesen! Abend gar 'eine Fraclionssitzung slattgefunden — sei es zu einer heftig- > Auseinandersetzung gekommen, ein Theil der Centrums- iraclion sei durch den Abgeordneten Prinz Urenberg unter Hinweis auf die Stumm'schen Mittheilungen über Aeuße- rungen des Kaisers „scharf gemacht" worden und gewillt gewesen, für die Bewilligung der Kreuzer zu stimmen. Alles erfunden! Las Eeiiirum ist in dieser Frage so einig und geschlossen, wie wir cS nicht bester wünschen könnte», und es wird kein Centrumsmitglieo gebe», das nicht bei der gegenwärtigen Lage der Dinge von der Ueberzeugliiig durchdrungen ist, daß es die eigene Ehre zu wahren verpflichtet ist, indem es zugleich das Ansehen und die Würde des Reichstags als der constitutio netten Vertretung des deutschen Volkes wahrt." Wäre» die mannigfachen außerparlamentarischen Ein- wirtliligsversiiche unterblieben, so könnte die Centrumssraction mit dem Vorwände, als Wahrerin der constitutioricüen Rechte die Marilleforderungen ablebnen zu müssen, ihre Stellung gegenüber den Wählern im Lande nicht verbessern. V. Berlin, 24. März. (Telegramm.) Der Kaiser und die Kaiserin unternahmen beute früh eine Spazier fahrt und besuchten darauf daS Atelier des Professors Schaper. Zurückgekehrt ins Schloß nahm der Kaiser den Vortrag des Chefs des Geheimen Civilcabinets 0r. von LucanuS entgegen. ü. Berlin, 24. März. (Privattelegramm.) Prinj- Negent Luitpold von Bayern stattete gestern Nachmittag dem Schöpfer des National-Denkmals Professor Reinhold Begas in dessen Werkstatt einen Besuch ab. Er besichtigte mit großem Interesse die dort vereinigten Werke des Künstlers, namentlich die Gruppen Kain und Abel, den in Marmor auögeführten „Elektrischen Funken", Pan und Psyche, Venns und Amor. Im Laufe der Unterhaltung überreichte er dem Professor Begas den St. Michaels-örden 2. Claffe. — Heute Abend findet das Künstlerfest im Hause des Professors Begas statt, zu welchem der Kaiser sein Erscheinen in Aussicht gestellt hat. ö. Berlin, 24. März. (Privattelegramm.) Ueber den deutschen Botschafter in London Erofe» Hatzfelöt gehen widerspruchsvolle Meldungen durch einzelne Blätter. Bald heißt eS, daß er schwer krank, bald, daß er für eine leitende Stellung in Berlin ausersehen sei, bald wird behauptet, daß er die Politik der deutschen Regierung in der kretischen An gelegenheit nur widerwillig mitmache. Von zuverlässiger ' e. »Ilv». >. i. i. >. i. ». ». ». l. ). ). 1 ie!l skltr!: ,!)- ly-j I Z. r.' Z. ' »ei, >1»-- Kt.Sl2SV0 S. »0 «.0. »0. k>s- >1.80» ^ r -i» FeiriHrtsir. Amerikanische Dienstmädchen. Von Theodor Hermann Lange. Nachdruck verbot««. In keinem Lande der Erde haben die Dienstboten mehr Freiheit und Rechte, sowie eine leichtere Beschäftigung, als in den Bereinigten Staaten von Nordamerika. In den Großstädten Australiens dürfen allerdings die Haus- und Küchenmädchen um Weihnachten — das dort in die heiße Jahreszeit fällt — sich etwa zwei Wochen Ferien ausbitten. Sonst aber stellt man in jenem Erdtheile höhere Ansprüche an die Arbeitskraft und Geschicklichkeit der weiblichen Do mestiken, als im Lande der Aankees. Das Dienstmädchen in Nordamerika arbeitet, von lobenswerlhen Aus nahmen natürlich abgesehen, so wenig als möglich, verlangt aber eine sehr hohe Bezahlung und beansprucht von allen Familienmitgliedern, besonder- aber von den männlichen und vor Allem von dem Hausherrn, eine sehr gute Behandlung. Einem amerikanischen Dienstmädchen fällt cs gar nicht ein, de» Familienmitgliedern, in erster Linie den männlichen, die Schube zu reinigen oder die Kleidungsstücke abzubürsten. Auch der Hausdiener eines amerikanischen Hotels hält eine solche Beschäftigung für eine schimpfliche Knechtsarbeit und unter seiner Menschen- und Standeswürde. Stellt ein europäischer Reisender, der mit den amerikanischen Sitten nicht vertraut ist, den ersten Abend nach seiner Landung die schmutzigen Stiefeln vor die Thür seines Hotel zimmer-, so stehen am anderen Morgen seine Stiefeln, falls sie nickt gestohlen sind, noch ebenso schmutzig da, wie am Abend zuvor. Auch iu den Familien reinigen, wie gesagt, die Dienst mädchen die Schuhe nicht. In den Städten sitzen an den Hotelportalen und an den Straßenecken Schuhputzer, die für 5 Cents (20 ^), im Westen für 10—15 Cents die Schuhe gleich an den Füßen reinigen. Die reisenden Damen führen gewöhnlich eine Flasche Schuhlack bei sich, womit sie sich früh die Schube bestreichen. Sobald der Lack trocken geworden ist, glänzt er auch. Auf dem Lande reinigen gewöhnlich die jüngsten Söhne der Mutter, den Schwestern und dem Vater das Schuhwerk, wofür man dann den Knaben meist ein Taschengeld zahlt. In der Küche und im Hause hat da amerikanische Dienstmädchen viel weniger als ein europäische« zu arbeiten. Die Wäsche läßt der chinesische WaschanstaltS- besitzer abholen und ins Hau- zurückbringen. Iu den neuen und besseren Häusern ist Centralheizung eingerichtet. Im Winter braucht sich also ein Dienstmädchen nicht mit dem Heizen der Orfen zu quälen. In der Küche sind zwei Wasserleitungen, eine für kalteA, «ine für heiße- Wasser vor handen. Da- Aufwaschen und Abtrocknen de- Geschirrs ging von jeher in den amerikanischen Küchen sehr leicht von Statten. Schon vor Jahrzehnten hatten die amerikanischen Messer >»d Vateln, di» nur im warmen Wasser abgewaschea werden, Metallgriffe. Die Kaffeetassen haben meist keine Henkel und an Küchenmaschinen ist kein Mangel. Schäl- unv Schneidemaschinen für Kartoffeln, Gemüse und Obst trifft man selbst in kleinen Haushaltungen, ebenso Fleisch hackmaschinen, Reibmaschinen für Mandeln, Semmel, Mohn rc. Kaufleute, Bäcker, Fleischer, Milch- und Gemüsehändler bringen noch weit mebr, als dies in Europa üblich, alle Waaren bis in die Küche. Auch der Kaufmann schickt alle Colonialwaaren inS Haus. Vom Kochen versteht ein amerikanisches Dienstmädchen nichts und giebt sich auch nie die Mühe, kochen zu lernen. Die Hausfrau kocht entweder selber oder muß eine besondere Köchin halten, welche sich natürlich Abends, sobald Gesell schaft im Hause stattfindet, ibre Ueberstunden jedes Mal sehr gut bezahlen läßt. Eine Köckin wird übrigens höchstens neun Stunden am Tage arbeiten oder in der Küche an wesend sein. Für gewöhnlich verläßt die Köchin um 6 Uhr Nachmittags die Küche, um den Abend für sich zu haben. Bei Einkäufen in der Stadt versteht es eine amerikanische Köchin noch viel besser, als eine europäische, „Schmuh- groschen" zu machen. In kleinen Städten und auf dem Lande, wo man in den Häusern keine Centralheizung hat, muß natürlich im Winter täglich jeder Ofen einzeln ungeheizt werde». Die Dienst mädchen überlassen jedoch diese unangenehme Arbeit mit Vor liebe dem Hausherrn oder einem Sohne. Als ich einmal im Januar einen Farmer in Pennsylvanien besuchte, machte ich die Wahrnehmung, daß der nicht mehr junge Mann, trotzdem er zwei Dienstmädchen hatte, früh in allen Oefen, nur in dem der Küche nicht, Feuer anfachte. Auf meine erstaunte Frage, warum er diese Arbeit nicht den Mädchen überließe, antwortete er mir: „Das kann ich bei der Kälte von den Mädcken nicht verlangen!" Wie mir die Tochter deS Hauses sagte, lagen die Mädchen noch um 8 Uhr Morgens im Bett und laten Romane. Solche ungesunden, niedrigen und dunklen Mädchenkammern wie man sie auch heute noch bei uns zu Lande selbst in herrschaftlichen Wohnungen findet, giebt es glücklicher Weise in Amerika nicht. Jedes amerikanische Dienstmädchen hat sein freundliches und gut möblirtcs Zimmer. Besuche empfängt ein amerikanisches Dienstmädchen nicht in seinem Zimmer, sondern im Parlor (Salon) der Herrin, der dem Mädchen bei Besuchen nie verweigert wird. Dienstmädchen sind besonders im amerikanischen Westen ein außerordentlich „gefragter Artikel". Ueberwiegt doch auch heute noch, obschon im Osten mehr Personen weiblichen als männlichen Geschlechts gezählt werden, in den Ver einigten Staaten die männliche Bevölkerung nur um etwa 600 000 Köpfe. Ich habe eS in früheren Jahren im frauen armen Westen sehr oft erlebt, daß sobald die Ankunft eines SonderzugS mit europäischen Einwanderen und Dienstmädchen angrkündigl worden war, sich die Familienväker aus der Stadt und der Umgegend zu Dutzenden auf dem Bahnsteige aufstellten, um europäische HauSmaechen engagiren zu können. Di« Familienväter wurden aber gewöhnlich von den jungen FarmrrSsöhnen Überboren, welch« den Dienstmädchen gleich di« Eb« versprachen und mit vielem Angebote in den meisten Fällen Erfolg batten. Die Töchter, selbst der ärmsten amerikanischen Familien, halten es unter ihrer Würde, — zu „dienen" und geben lieber in die Fabriken. Jin Osten erhält ein gewöhnliches Dienstmädchen 60—80 monatlich, eine Köchin 200 und darüber. In den Hotels ist die Bezahlung noch Höker. Im Westen bezieht ein ganz unerfahrenes junges Dienstmädchen in Privathänsern 100—150 monatlich, eine Köchin 400—500 Das Dienstmädchenmaterial besteht in der Hauptsache aus Skanbinavieriiinen, Jrländerinnen, Mädchen aus Deutschland und der Schweiz. Tschechinnen und Polinnen. Eigentbümlich ist es nun, daß, während die Amerikanerin der niederen Stände es verabscheut, als Dienst mädchen fick ibr Brod zu verdienen, unbemittelte Studentinnen und arme Lehrerinnen in den Sommerferien als Kellnerinnen in die vornebmen Cur- und Badeorte gehen. Das Trinkgeld, welches zum Schluffe der Saison ein reicher Amerikaner einer solchen wissenschaftlich gebildete» Kellnerin giebt, ist manchmal größer als das Jabresstipendium eines deutschen Studenten. Au Ueberarbeitung erkrankt, wie schon angcdeutet, wobl so leicht kein amerikanisches Dienstmädchen. Auch beim großen „Reinemachen" wird zwar viel geklopft und viel Staub ausgewirbelt, auch manche kostbare Vase, Schale, Lampe und dergleichen zertrümmert, aber in den Ecken bleibt schließlich doch noch genug zurück. Ein Franzose, welcher daS amerika nische Familienleben gründlich kennen lernte, erzählte bei seiner Rückkehr nach Paris: So ein amerikanisches „Groß-Reine- machen" ist ein eigen Ding. Die Zimmer scheu, wenn das Werk vollendet, etwa so ans, wie die römische Welt nach dem Durchzug der Gothen. Betritt man, wenn die dienenden Geister noch in Tbätigkeit sind, zufällig einen solchen Raum, so glaubt man, im Innern de« Zimmers einen Scheiter haufen zu erblicken, auf dem den Göttern ein Brandopfer angezündet werden soll. Alle Möbel werden nämlich in die Mitte des Zimmers gezogen und dort aufgethürmt. Ist dann d,e Ze.t des Umsturzes vorbei, so findet zunächst kein Familien- mitglied seine Siebensachen zusammen und sich in den eigenen vier Pfäblen zurecht. Soweit jener Franzose. Wenn es übrigens in den meisten amerikanischen Haushaltungen trotz dem sehr sauber und anheimelnd auSjieht, so sind daran nicht die Stubenmädchen schuld, sondern dir praktischen und uiiijlchtigen amerikanischen HauSsrauen. Jeden Sonntag hat das amerikanische Dienstmädchen den ganzen Rachmittag und Abend völlig frei, ebenso einen Nach mittag in der Woche. Abends zwischen sechs und sieben Uhr Nt die Tagesarbeit beendet. Das Mädchen zieht sich auf sein Zimmer zurück, liest Bücher, Zeitungen, blättert in Journalen, Itickt, strickt oder gebt ein Stündchen — das letztere hat ac- wohnlich mehr als 60 Minuten — aus. Natürlich erscheint das Mädchen auf der Straße in elegantester und tadelloser eine ZeitungSredaclion und erkundigte sich dort nach Adresse des Chicagoer tschechischen Tageblattes. „Ja i stehen Sie denn tschechisch?" fragten erstaunt die siedactei aber mein« Köchin ist eine Pragerin. Li« nächst, Wocke Namenstag und ich will sie dazu mit ,i, Jahresabonnement auf eine böhmische Tageszeitung über raschen." Juristisch bat das amerikanische Dienstmädchen weit mehr Rechte als die Dienstherrschaft. Ein Mädchen kann tag täglich unter den nichtigsten Vorwänden den Dienst verlassen. Die Herrschaft muß aber sehr gewichtige Gründe haben, um daS Mädchen fortschicken zu könne». Schadenersatzproceffe werden von amerikanischen Dienst mädchen fortwährend mit Vorliebe und auS allen mög lichen Gründen angestrengt. Als ich 1893 mehrere Monate in Chicago lebte, verklagte ein Dienstmädchen einen Arzt wegen falscher Behandlung auf 6000 Dollars Schadenersatz, und ein anderes einen Zahntechniker, der der Küchenfee einen falschen Zahn ausgezogen haben sollte, auf 500 Dollars. In Colorado strengte ein Dienstmädchen gegen den ältesten Sohn des Hauses einen Proceß wegen gebrochenen Eheversprechens an. Es konnte nur fcstgestellt werden, daß der junge Mann das Mädcken einmal.,m)' clarling" (mein Liebling) genannt und zweimal geküßt hatte. Trotzdem wurden dem Mädchen für sein angeblich gebrochenes Herz lOOO Dollars Schaden ersatz zugesprochen. In Iowa erhielt dagegen vor mehreren Jahren ein junger Apotheker, der seine Braut, die ibu treulos verlassen, verklagt, nur 6 Cents (24 Pfennige) für sein gebrochenes Herz. Höher hatten die Richter ein Männe, - Herz nickt zu tariren vermocht. Auf Reisen werden die Dienstmädchen, welche ibre Herr schaften begleiten, als Familienmitglieder im vollsten Sin,: deS Wortes behandelt. So fuhr ich vor mehreren Jahre!, von Chicago westwärts. Als ich früh meine Lagerstätte im Schlafwagen verlassen hatte, und in der Herrentoilette mick wusch, erschien darin ein den besseren Ständen angebörender Familienvater, der seine beiden kleinen Töchter im Alter von etwa zwei und vier Jahren wusch und kämmte. Ich glaubte erst, der Mann reise mit den Kindern allein. Als ich dann in de» nächsten Wagen mich begab, saßen dort die Ehefrau und das Dienstmädchen deS „vielseitigen" Familienvaters bei der Lectüre der Morgenblättrr. I» den besten Hotels im Welten habe ich sehr oft Ehepaare mit ihren Dienstmädchen an einem Tische im Speisesaale speisen sehen. Vor einigen Jahren reiste ich einen ganzen Tag mit einer kalifornischen Familie ans der Eisenbahn zusammen. Eine junge Dame, die sich in Begleitung der Herrin befand, wurde unterwegs unwohl. Der Hausherr bemühte sich fortgesetzt so aufmerksam um das junge Mädchen, daß man hätte meinen können, das selbe sei eine nahe Verwandte oder intime Freundin der Familie. Es war aber nur die „Nurse" (daS Kindermädchen). Diese Nursen sind übrigen- die unzuverlässigsten Dienstboten, die man sich denken kann und bilden stehende Figuren in de» amerikanischen Witzblättern. Eine gut geschulte, aufmerksame und zuvorkommende Bedienung giebt es nur ausnahmsweise und dann muß sie lbatsächlich mit Gold ausgewogen werden. Zahlreiche amerikanische Familien flüchten oft Wochen- und monatelang in Pensionen und Hotels, nur um der Dienst- botenmisere zu «ntgrben.
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