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Dresdner Journal : 11.02.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187402112
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18740211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18740211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1874
- Monat1874-02
- Tag1874-02-11
- Monat1874-02
- Jahr1874
- Titel
- Dresdner Journal : 11.02.1874
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Fnncmc-n-Lürca-, Vt«! ^4/ Opp«t,t. 8«r»u»xvkvr: Küruet. Lrpeäition äss vrssäner 4ourn»I«, Orsstisv, Uiu-8»rett>ev8»E Ko. 1. Amtlicher Theil. Dre-den, 8. Februar. Se. Königliche Majestät haben dem Aufwärter beim Kadetten-Corps, Johann Wilhelm Koch die silberne Medaille des Verdienstordens allergnä- digst zu verleihen geruht. Bekanntmachung. Der deutsche Zolltarif nebst amtlichem Waa- renverzeichnisse vom 1. October 1673 ist in einer Handausgabe erschienen und bei den Haupt-Zoll-Aemtern und Haupt-Steuer Aemtern für den Preis von >0 Ngr. für das Cxemplar käuflich zu habe«. Dresden, am 27. Januar 1874. Königliche Zoll- und Steuer-Directivn. Lehmann. Werner. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Dienstag, 10. Februar, Nachm. '»2 Uhr. (W. T. B.) Ank Stettin ist folgende Nachricht hierher eingegangen: Der Telegraphcnvorkeher m Swincmünde meldet: Die See, bei fürchterlichem Sturm mit rasender Schnelligkeit steigend, steht im StationSzimmer, weShalb der Telegraphendlenst augenblicklich unmöglich ist. Aus Kiel wird gemeldet: Heftiger Nordost hat eine Sturmfluth herbeigeführt, und ein Theil der Stadt ist überschwemmt. Der heute auS Kor- sör füllige Postdampfer ist nicht eingetroffen. Seit Mittag »st das Wasser im Fallen. Wren, DienStaa, 10. Februar. (Corr. Bur.) Wie die amtliche „W. Ztg." meldet, hat der Kaiser unterm 8. d. ein Handschreiben an den Minister präsidenten Kürsten Auersperg gerichtet, in welchem eS heißt: Aus den verschiedenen, in der letzten Zeit Meiner Schlußfassung unterzogenen Vorlagen Meines Ministe nums habe Hch mit Befriedigung ersehen, daß die Be kämpfung des in einzelnen Theilen des Reiches wahr nehmbaren Nothstandes einen Gegenstand der unaus gesetzten und wachsamen Fürsorge der Organe Meiner Regierung bildet. Wenn es auch uur einzelne Städte und Theile des Gebietes sind, die durch vorübergehende Stockungen des Handels, Verkehrs oder industriellen Erwerbes, durch Mißwuchs oder epidemische Krankheiten schwerer betroffen wurden, fo liegt es Mir doch am Herzen, daß Alles aufaeboten werde, um deu bedrängten Klasfen der Be völkerung jede thunliche Erleichterung zu Theil werden zu lassen; Ich wünsche insbesondere, das Augenmerk daraus gerichtet zu sehen, daß die Bauthätigkeit zur Her stellung von Werken, die im öffentlichen Interesse noth wendig oder in volkswirthschastlicher Beziehung wichtig sind, angeregt und gefördert und dadurch Arbeit für fleißige Hände und Verdienst für zahlreiche Gewerbe ge schaffen werde. Ich bin überzeugt, daß die Bestrebungen Meiner Regierung auch bei den Bertretungskörpern und Gemein den willfähriges Entgegenkommen und kräftige Mitwir kung finden werden. Mein Ministenum hat in diesem Sinne wie bisher von Fall zu Fall die geeigneten Vor kehrungen zu treffen. Versailles, Montag, 0. Februar, Abends. (W.T.B.) Die Nationalversammlung begann heute die Specialberathung des neuen Stcuergesetzcs und genehmigte die beiden ersten Artikel, durch welche dic Gevühren für die Einregistrirung außer gerichtlicher Acte um die Hälfte erhöht werden. Bern, Montag, 0. Februar, Nachmittags. (W. T. B.) Officieller Meldung aus Luzrrn zu folge ist der päpstliche Nuntius Msgr. Agnozzi, Feuilleton. (Redigier von Otto vanck.) K. Hoftheater. — Altstadt — Am 9. Februar: „Egm out", Trauerspiel von Goethe; die Ouvertüre und die übrige Musik von Beethoven. Es hat sich bei der Egmontvorstellung im Allgemei nen eeWicsen, daß unser Pnblicum, überhaupt der classi- scheu Poesie zugeneigt, eine besondere Liebe zu diesem Werke empfindet und daher eine mehrfache Wiederholung desselben in einer Saison auch iu geschäftlicher Hinsicht kein Wagniß ist. Die Direktion thut wohl daran, aus diesem schmeichelhaften Bildungszustand im empfänglichen Auditorium Vortheil für das Repertoire und für die Schauspielkunst zu ziehen. Das Zusammenspiel kann bei bedeutungsvollen Ausgaben nur wahrhaft gefördert werden, wenn sich die Vorstellungen in nicht gar zu lan gen Zwischenpausen folgen; bei längerem Stillstand ver mögen selbst die besten Proben das Einrosten des schau spielerischen technischen Apparats nicht geschmeidig zu machen, und es ist das Loos der wieder enicuten ersten Aufführungen, als die letzten Generalproben zu er scheinen. 'Nicht wenig trägt zur Anziehungskraft des „Egmont" die Beethovcn)che Musik und ihre so schwungvolle, wie delicate Ausführung durch unser Orchester unter Di rektion des Kapellmeisters Rietz bei. Die Darstellung wurde in den meisten Partien schon in der früheren Aufführung hervorgehoben, und es ver dient dabei als eine in der Theatergeschichte immer wie- derkehrende Erscheinung bemerkt zü werden, daß groß artige, künstlerisch vollendete Leistungen nach ihren: Per löscheu ein Gefühl der Abkühlung, ja der Ungerechtigkeit gegen das nachfolgende Bestreben Hervorrufen. Die rr- welchem vom Bundesratbe vor Kurzem bereits seine Pässe zugestellt waren, nunmehr von dort abgererst. (Vgl. die „Tagesgeschichte" unter Luzern.) Cügtsgeschilhle. Dresden, >0. Febrnar. Die Erste Kammer unter zog in ihrer heutigen Sitzung den Vorbericht der 2. De putation über das ordentliche Budget (Referent Se. königl. Hoheit Prinz Georg) ihrer Berathung. Der Be richt spricht die Nebereinsnmmung der Deputatton mit den von der Staatsregierung bezüglich der Erhöhung der Staatsdienergehalte befolgten Grundsätzen aus, findet die Gehaltserhöhungen selbst bei der günstigen Finanz lage unbedenklich und bedauert schließlich, daß die Zweite Kanlmer in Bezug auf die Gehalte der höheren Stellen verschiedene nach Ansicht der Deputation nicht wünschens- werthc Abstriche vorgenommen habe. Sämmtliche Redner sprachen ihr Einverständniß mit diesen Anschauungen aus; außerdem legteu Oberhofpredigcr Dr. Kohlschütter und Professor Dr. Fricke der Deputation die Fürsorge für die niedrig besoldeten Geistlichen ans Herz. Ober- schcnk v. Metzsch regte den Wegfall einiger indirekten Steuern, wie der Schlachtsteuer, Graf v. Hohenthal die Erwägung einer theilweiscn Einführung des Lerviszu lagensystems, Advocat Teumer endlich die Gründung einer Vorschußkasie für ohne eigene Schuld in Schulden gcrathene Beamte an, welcher letzteren Idee jedoch Staats- ministcr Frhr. v. Friesen auf das Entschiedenste wider sprach. Die Kammer autorisirte schließlich ihre Finanz deputatton, die von letzterer entwickelten Grundsätze ihrer Berichterstattung, welche nach dem Wiederzusammentritt der Kammern erfolgen soll, zu Grunde zu legen. Hierauf leimte die Kammer auf Vorschlag der Finanzdeputation in Uebcreinstimmung mit dem Beschluß der Zweiten Kammer die von der Staatsregierung zur Erwerbung eines Bauplatzes für ein in Döbeln zu erbauendes Land gericht geforderte Summe ab und ließ endlich eine Be- jchwcrde des Gersdorfer Stcinkohlenbauvereins, die Ab entrichtungen bei Besitzveränderuugen von Steinkohlen- wcrken betreffend, auf sich beruhen. — 'Nächste Sitzung Donnerstag. Unter den Registrandeneingängen der Zweiten Kammer befand sich ein königl. Dekret, durch welches die den: Landtage vorliegenden Gesetzentwürfe über Unr- gestaltung der direkten Steuern zurückgezogen und dafür ein Gesetzentwurf wegen Einführung einer Einkommen steuer und ein Gesetzentwurf wegeu einiger auf die Ge werbe- uud Personalsteuergesetzgebung bezüglichen Be stimmungen vorgelegt werden. Diese Gesetzentwürfe wurden der außerordentlichen Steuerreformdeputation überwiesen. Die Kammer erledigte zunächst die Abthei lungcn A und U des Ausgabebudgcts, allgemeine Staats bedürfnisse und Gesammtministcrium nebst Dependenzen (Apanagen, Sammlungen, Verzinsung und Tilgung der Staatsschuld, Landtagskosten rc., Staatsrath, Archw, Ober rechnungskammer rc.). Für die Bibliothek wurden auf einen, vom Staatsminister v. Friesen mit Freuden begrüßten Antrag des Abg. Dr. Pfeiffer, statt der geforderten VOOC Thlr. 60: 0 Thlr. bewilligt. Gegen einen andern An trag desselben Abgeordneten, der darauf abzwcckt, Volks- bibliothekcn von staatswcgen zu gründen und zu un terstützen, wurden vom Abg. Dr. Biedermann und vom Minister Bedenken geltend gemacht; er wurde auf Wunsch des Antragstellers zur Vorberathung an die 3. Deputation verwiesen. Die Kammer ging sodann zur Berathung des vom Abg. Haberkorn erstatteten Berichts über den Etat des Departements des Innern über Die allgemeine Debatte gab einer Mehrzahl von Rednern Gelegenheit, Wünsche und Bedenken bezüglich der in der Budgetvorlage in Aussicht genommenen Gestaltung der neuen Vcrwaltungsorganifation zu äußern. Dem Abg. May gegenüber wies der Abg. v. Könneritz nach, daß nach dem Budget jedenfalls keine Vennehrung, sondern eine Verminderung der in den mittleren und unteren habene Tradition unserer ehemaligen Egmontausführung hinterließ lange Jahre eine solche Erkältung, das na türliche Resultat eines wirklich vorhandenen Abstandes, bei dem die Gegenwart im 'Nachtbeil ist. Die Freunde der Schauspielkunst verschmerzten lange Zeit nicht die ehemalige Mitwirkung Emil Devricnt's, des eigent lichen Bühnenschöpfers der Egmontgestalt, die Kraft des geistreichen Bühneuredners Dawison-Oranien, die Originalität des unvergeßlichen Baissen von Quan te r, die Reize des pocsicvollen Märchens von Frl. Bayer, besonders in den: letzten tragischen Theil der Dichtung. Solcher Erinnerungen voll hat man erst allmählich wieder mit den gegebenen Faktoren rechnen und sich ihrer Leistungen erfreuen gelernt. Auch Frl. Ulrich's Talent gipfelt nicht im ersten Theile des Dramas, aber diese frische bereitwillige Kraft, die ein staunenswerth elasti sches Naturell mit scharfer Intelligenz verbindet und am deutschen Theater immer noch als Klärchen schwer ersetz bar sein würde, weiß durch ihr poetisches Gesammt- crfassen sich in jeder Dichtung heimisch zu machen und die ihr fehlenden Farben durch verwandte zu ersetzen. Das Zusammenspiel zwischen Egmont (Herr Dett mer) und Oranien (Herr Porth) bedarf noch einer feineren Steigerung, und es wird nützen, wenn der Letz tere die Kälte seiner anfänglichen Haltung nicht bis zur Starrheit steigert. In Rücksicht auf »andere Rollen möchte ich mich nicht wiederholen; für den Vansen des Herrn Defsoir würden sich frühere Ausstellungen noch nicht mildern lassen. Unter den Volksfiguren ragt noch Schneider Jetter, von Herrn Meister mehr und mehr abgerundet, aus alter Zeit herüber; auch den Zimmermann spielte noch kürzlich Herr Winger, jetzt gab ihn Herr Kramest recht brav, doch wird er durch einen bürgerlich breiteren Vortrag mehr an Wirkung gewinnen. O. B. Venvaltungsbehörden angestellten Beamtenzahl durch die ueue Organisation eintreten werde. Abg. vr. Bieder mann tadelte die beabsichtigte Ausstattung der Kreis- hauptmannschasteu mit einens allzugroßen Apparat, den er mit den Intentionen des Organisattonsgesetzes selbst nicht in Uebcreinstimmung fand; er redete einer mög lichsten Reducirung der Zahl der amtshauptmannschast. ltchen Bezirke das Wort und sprach den Wunsch aus, daß den Amtshanptlcuten künftig eine möglichst selbststän dige Stellung und Bewegung vergönnt werden möge. Die Erfüllung des letzteren Wunsches glaubte Staats Minister v. Nostitz-Wallwitz nm so leichter zusagcn zu können, als damit das Ministerium des Innern nur bei Dem zu beharren brauche, was cs sich seit einer Reihe von Jahren zur Regel gemacht habe. Die Kreiskaupt Mannschaften habe die Regierung freilich nicht nach den ursprünglichen Absichten des Abg. vr. Biedermann, son dem nur nach dem Gesetze, wie es schließlich aus den Beratbungen des vorigen Landtags hervorgegangen sei, gestalten können; zur i^ledigung der durch das Gesetz diesen Behörden zugcwiesenen Geschäfte werde vorläufig eine geringere Zahl, als drei Räthc, nicht genügen, ja einer sei übrigens nur transitorisch eingestellt. Ein Antrag des Abg. Petri, der da, wo die Deputation für die neuen Behörden Banschquanta bewilligen und die Bestimmung der K4n- zelgehalte der Regierung überlassen will, eine feste Eta- tisirung der Einzclgehaite, wie sie beim Justizdcpartement erfolgt ist, an die Stelle gesetzt uud die betreffenden Po sitionen deshalb an die Deputatton zurückverwicscn ver langt, wurde vom Minister, dein Referenten und meh ren: andern Abgeordneten iin Interesse der Durchführung der 'Neuorganisation bekämpft und schließlich abgelchnt. Im Allgemeinen sprach der 'Minister des Innen: in seiner Rede die Uebe:-zcugung aus, daß, wenn es gelinge, mit den in: Budget eingestellten Beamten die Reorgani sation dnrchzuführen, Sachsen die Trennung dcr Ver waltung von der Justiz billiger ausgeführt haben werde, als irgend ein anderes deutsches Land. In der Special debatte wurden beim Etat der Krcisbauptmannschaften der Regierung nach dem Anträge der Deputation zwölf Räthe, vier darunter transitorisch, bewilligt, gegen den Antrag des Abg. Kirbach und Gen., der nur acht Räthc, vier etatmäßig, vier transitorisch, zugestehen wollte. Eine längere Debatte fand darüber statt; eine noch längere über die künftigen Amtshauptmannschaflen, deren die De putativ:: mit der Regierung achtundzwanzig vereinbart hat, während Anträge aus der Mitte dcr Rammer ihre Zahl aus 25 (Abg. Walter), 22 (Abgg. Kirbach u. Gen.), 21 (Abg. Zumpe) berabsetzen wollen. Bis zum Schlüsse des Blattes sprachen über diese Anträge und die Frage, ob die Amtsbanptlente mit Equipa'gc auszustattcn sind, ober nicht, 12 Redner, die Rednerliste wies noch >2 Namen auf. - Berlin, 9. Februar. Die heutige Sitzung des Reichstags wurde um ^2 Uhr von dem Altersprä sidenten v. Bonin eröffnet. Am Tische des Bundesraths befanden sich der Reichskanzler Fürst v. Bismarck, von Bundesbevollmächtigten die Staatsminister Delbrück, v. Ka- meke, Vr. v. Fäustle, v. Mittnacht u. A. Nach einigen geschäftlichen Mittheilungen wurde zur Präsidentenwahl geschritten. Bei der Wahl des ersten Präsidenten wur den im Ganzen 2! «4 Stimmzettel abgegeben, von welchen die Abgg. v. Forckenbeck 263, v. Bennigsen 2 erhielten, 29 unbeschrieben waren. Der Abg. v. Forckenbeck, wel cher somit aus vier Wochen znm ersten Präsidenten des Reichstags gewählt ist, Achtete hierauf folgende Worte an das Haus: „Durch die eben vollzogene Wahl ist mir das Amt des ersten Präsidenten des Reichstags zunächst für die Dauer vou 4 Wochen übertragen. Ich nehme, von tiefem Dankgcfühlc er füllt, das Amt hiermit an und will alle meine Kräfte für eine gerechte und unparteischc Leitung dcr Geschäfte ausbictcn. Aber, meine Herren, nn gegenwärtigen Augenblicke mutz ich natur gemäß von einem Gefühl ganz durchdrungen sein, uud erlaube» Sie mir, dasi ich diesem Gefühle noch mit wenigen Worten Ausdruck gebe In allen deutschen Parlamenten hat bisher un unterbrochen das Amt des ersten Präsidenten geruht in den Händen meines hochverehrten Vorgängers, der, zwar augenblick lich erkrankt, hoffentlich bald in voller Frische und Gesundheit Am 10. Februar hatte der Bezirksverein rechts der Elbe im Saale der „Societät" ein Concert zum Be sten der Errichtung eines Fröbel'schen Volks kindergartens in Neustadt veranstaltet. Wie so oft unterstützte auch diesmal eine zahlreiche Schaar trefflicher Künstler und Künstlerinnen dies „Wohlthätigkeitsconcert" in liebenswürdigster Weise. Es ist wahrhaft erstaunlich, wie die Elite unsrer Gesangs- nno Instrumentalkräftc immer wieder uneigennützig bereit ist, allen möglichen, ja sonst sicher unmöglichen derartigen Unternehmungen dienlich HU sein: eine Opferfreudigkeit, die bei der in jeder großen wtadt sehr anstrengenden Thätigkeit während einer Wintersaison nicht gering angeschlagen werden darf. Es ist sehr zu wünsche::, daß in dieser Beziehung den Künst lern und den: Publicum nicht zu viel zugemuthet werde; es könnte sich sonst nach und nach der eigentliche Zweck aller Wohlthätigkeitsconccrte, eine gute Einnahme, als illusorisch erweisen. Der Kritik bleibt solchen: humanen Streben der Künstler gegenüber eigentlich nur freund liche Anerkennung übrig. Doppelt angenehm ist es, wenn diese, wie abermals bei diesen: Concert, aufrichtig unv ungeschmälert auch in künstlerischer Beziehung gezollt werden kann. Dankbar muß die vorzügliche Ausfüh rung zweier Novitäten durch Fräulein Mary Krebs und Herrn Fr. Grützmacher erwähnt werden: Sonate («p. 16) für Pianoforle und Violoncell von A. Rubin stein und Romanze für Violoncell von N. Volkmann. Es ist erfreulich, dem Name:: des letzten: Komponisten jetzt immer häufiger auf den Koncertprogrammen der Residenz zu begegnen. Er verdient dies im hohen Maße, um so mehr, als er ein geborner Sachse ist. Man verzeihe uns diesen ge wiß unschädlichen Kunstparttcularismus. Noch hörten wir die Briefarie aus „Don Juan" von Fran Kainz- P raufe und ein Lied Schumann's „Die beiden Grenadiere" von Hrn. Köhler, der wie immer durch seine schöne Stimm« in unsrer Mitte erscheinen wird. Unter seiner festen, würde vollen Leitung haben bisher alle Reichstage getagt und ruhi, und sicher ihre reiche Wirksamkeit entfaltet. Das nimmt mir den Muth, dieses schwere Amt, das Sie mir übertragen, zu übernehmen, erfüllt mich aber auch mit der Zuversicht, daß eS gleichfalls in der bevorstehenden Session getingen wird, in freier Discussion, aber mit allseitiger gewissenhafter Beobachtung der Regeln dieses Hauses dw obliegenden Geschäfte zu rrledtgen. Dazu bitte ich um die Zusammenwirkung von allen Seiten des Hauses, und dazu will :ch leisten, was :ch vermag." Nachdem das Haus auf Aufforderu des Präsidenten dem Alterspräsidenten v. Bonin in üblicher Weise seinen Dank für seine Mühwaltung ausgesprochen, erfolgt die Wahl des ersten Vicepräsidenten. Von 308 abgegebenen Stimmen erhalten die Abgg. Fürst Hohenlohe-Schillings fürst 217 Stimmen, Freiherr Karl v. Arettn (Ingol stadt) 85, Freiherr v. Stauffenberg 2, Völk 1. (2 Zettel mit Fürst Hohenlohe, l mit Freiherr:: v. 'Arettn sind für ungiftig erklärt, weil diese .'kamen sich mehrfach unter den Mitgliedern des Reichstags finden.) Fürst Hohen lohe-Schillingsfürst nimmt die Wahl dankend an. In dem Wahlgange für die zweite Vicepräsidentschaft erhalten von den 295 abgegebenen Stimmen die Abgg. Hänel 205, Reichensperger (Krefeld) 8l, Hoverbeck, v. Stauffenberg, Freiherr v. Arctin, Ackermann je 1 Stimme, die übrigen Zettel waren ungiftig (der eine mit dem 'Namen: Peter August Rcichenfper). Professor Hänel nimmt die Wahl dankend an. Das Hans geht sodann zur Wahl der Schriftführer über, deren Resultat in der morgenden, un: 2 Uhr beginnenden Sitzung mitgetheilt wird. Tages ordnung für morgen ist die erste und zweite Berathung des Postvertrags mit Brasilien, die erste Berathung des KAegs leistungsentschädigungsgesetzes und des Auslieferungs vertrags mit der Schweiz. — Auch heute hielt der Bund esrath, und zwar im Reichstagsgebäude eine kurze Sitzung, in welcher noch einige auf das Prcßgesetz bezügliche Bestimmungen berathen und festgestcllt wurden. In die Kommission zur Aus arbeitung eines deutschen bürgerlichen Gesetzbuchs schlägt der Iustizausschuß des Bundesraths vor zu berufen: den königl. preuß. geh. Oberjustizrath Or. Förster, den Rath bei den: Reichsoberhandelsgericht in Leipzig vr.Gold schmidt und die Präsidenten der '-lppellationsgerichte zu München, Stuttgart und Dresden. — In der heutigen Sitzung des Abgeordneten Hauses stand zunächst die dritte Berathung des Gesetz cntwurfs, betreffend die Betheiligung des Staats an den: Unternehmen einer die Stadt Berl::: durchschneidenden, von einem Punkte in der Nähe des Ostbahnhvfes aus gehenden Eisenbahn nach Charlottenburg, auf der Tages ordnung. Der Abg. Dr. Virchow sprach sich entschieden gegen dieselbe aus; besonders tadelte er die Verbindung des Staates mit Aktiengesellschaften, die gegen sein legis latorisches Gewissen spräche, und sprach seine Zweifel an der Rentabilität der Bahn aus. Der Minister Or. Achen bach legte ausführlich den Standpunkt der Regierung dar. Für die Vorlage ergriff der Abg. v. Benda das Wort, der besonders die Verbindung des Ostens mit dem Westen als einen nicht zu unterschätzenden Vortheil für die Staatseisenbahnen hinstellte. Hierauf wurde die Ge- neraldiscussion geschlossen. In der Specialdiscussion wurden die einzelnen Paragraphen und schließlich das ganze Gesetz in der von der Commission vorgeschlageneu Fassung definitiv angenommen. Es folgte die erste Berathung über den Gesetzentwurf, betreffend die Aufnahme einer Anleihe von 50,6G >,<>)<> Thlr. zur Erweiterung des Staatseisenbahn- nctzes. Ter Abg. v. Wedell Vehlingsdorff machte auf die Linie Berlin-Stargard aufmerksam, welche er in dies Gesetz ausgenommen zu sehen wünschte. Nachdem noch der Abg. v. Benda den Wunsch ausgesprochen, daß bei dieser Vorlage die Tarisfrage zur Verhandlung käme, und der Handelsminister 1>. Achenbach sich bereit erklärt batte, ai: geeigneter Stelle darüber in Discussion zu treten, wurde die Vorlage an eine besondere Kommission von 2l Mitgliedern verwiesen. Um 'N Uhr vertagte sich das Haus auf morgen. Ostrowo, 9. Februar. (Tel.) Der Erzbischof Ledo- chowski hat eine neue Vorladung vor das Kreisgericht, und geschmackvollen, durch deutliche Teriaussprache unter- stützten Vortrag entzückte. Das Programm enthielt noch Lieder von F. Schubert und L. Hartmann (Frau Kainz- Prause), von Abt und Bott (Herr Köhler) und eine Clavierphantasie über „Lucrezia Borgia" von K. Krebs (Frl. 'Mary Krebs). DaS Concert wurde eröffnet durch einen Vortrag des Herrn IN. Hohlfeldt über das Fröbel'sche Erziehungüsystcm und dessen sociale Wichtig keit, und durch die Recitattou eines kurzen Gedichtes von Dr. A. Schnetger durch Else Döhn. p. * Die „ Friedrich - Wieckstistung ", welche den Zweck hat, unbemittelte Talente, sowohl für musikalische Päda gogik wie für Ausbildung zu einem gediegenen Virtuo- scnthum, den künstlerischen Anschauungen des verewigten Meisters gemäß, im Pianoforte-, Violmspiel und Gesang zu unterstützen, hat durch das Testament des Verstorbe nen und auch durch andere Beiträge eine erfreuliche Föroerung ihres Fonds erfahren. Zu einer solchen Er weiterung ist auch der Ertrag des nächsten Freitag, 13. Februar stattfindenden Koncerts der „Dresdner Liedertafel" bestimmt, welches außer der Mendelssohn'- schen „Antigone"-Musik zwei Novitäten für Männerchor und Orchester von Albert Dietrich („Morgenhymne") und Joseph Rheinberger („Das Thal des Espingo") bringen ivird. Marie Wieck spielt das Chopin'scbe bl mol 1- Concert. Die Instrumentalbegleitung fübrt die Kapelle des Leibgrenadicrregimcnts Nr. 100 aus. Rundschau über Theater und Musik. Durch dic Beschlüsse der württembergschen Adge- orductenkammer und eine den Wünschen der Hauptstadt entgegenkommend? Entscheidung des Königs ist die seit längerer Zeit schwebende Frage des Fortbestandes de-
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