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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.06.1904
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-19040603014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1904060301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1904060301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1904
- Monat1904-06
- Tag1904-06-03
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BezugS-PretS i» der tzauptrxprditllm oder der« >u»gaba- stell« -»geholt, virrteljährUch 3.—, bet »westnaltg« täglicher gnstellvna tu» Hau» 3.7K. Durch dt, Poft bezog« Mr Deutsch, land u. Oesterreich virrteljichrltch 4.50, für di, übrig« Laad« laut Lettu»g«prei»ltst«, NOüttto«: IohauniSaasfi 8. Sprechstunde! ^—8 Uvr Nachm. Fernsprecher! 153. OA,ePtti»» i JohannlSgaff, L. Fernsprecher! SLL. -UttlqDehMsi,-«: Alfred tzaya,Buchhandlg.,Univ«sttSt»str.S (Fernspr.Nr. 4046), L. Lösche, Katharinen, stnch« "l»-rus^-"^ platz 7 lyerniprrttzer Vcr. 700ü> Haupt-Ktltal» Lressea: Marieustrahe 34 (Fernsprecher Amt INr. 171SX Haupt-Filiale verlia, Larlr«ncker,Herzal.lvayr.Hosbuchdandla^ Lttzowstraße 10(yernsprrch«rAm1VI Nr.4ou3.) Morgen-Ausgabe. MWger.NagMaü Anzeiger. Amtsökatt des HSniglichen Laub- und des Königlichen Amtsgerichtes Leipzig, -es Nates und des Nolizeiamtes -er Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 25 ^f. Reklamen unter dem RedakitonSstrich <4 gespalten) 7S /^, nach den Familleanach- richten (6 gespalten) KO Tabellarischer und Hifsernsatz entsprech«- höher. — Gebühren für Nachweisung« uud Ofsertenannahme 25 Extra-Veilagev (gefalzt), nur mit der Morgen »Au-gabe, ohne Postbefvrdrrung 60.—, mit Postbeförderuag 70.—. Auuahmefchlutz für Anzetgeu: Abeud-AuSgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgrn-Au-gab«: nachmittag» 4 Uhr. Anzetgeu sind stet» au die Expedition zu richten. Die Expedition ist wochentags ununterbrocheu geöffnet »en früh 8 bis abend» 7 Uhr. Druck und Verlag von G. Pal» in Leipzig (Inh. Dr. B„ R. L W. Kltukhardt). Nr. 278. Freitag den 3. Juni 1904. 88. Jahrgang. Var üiirdtigtte vsm läge. * Die Beisetzung des verstorbenen Groß Herzogs von Mecklenburg-Strelitz findet Donnerstag in Mtrow statt. (S. Deutsches Reich.) * Nach amtlicher Bekanntgabe ist am Donnerstag ein dem Artikel 19 der Haager Konvention entsprechender Schiedsvertrag zwischen Portugal und Spanien unterzeichnet worden. * Ein in Paris umlaufendes Gerücht behauptet, König Alfons von Spanien habe sich mit der Prinzessin Viktoria von Connaught verlobt. * In Barcelona sind augenblicklich etwa 15000 Textilarbeiter ausständig. * Die Blockade der Halbinsel Liautung durch die Japaner ist in Berlin nunmehr amtlich zur Kenntnis gebracht worden. (S. russisch-japanischec Krieg.) vom vrevkur-ptorerr. Der Abgeordnete Iaur«s hat bekanntlich vor kurzem ein Blatt gegründet, „HnmanitK" genannt. Wie das nun einmal so ist — und cs ist in Paris noch mehr so als anderswo —- sah sich das neue Blatt genötigt, durch Sen sationen die allgemeine Aufmerksamkeit zu erregen. Das ist Herrn Iaurös, dem bekannten Führer der französischen Sozialisten, bisher auch vortrefflich gelungen: denn er war es, der die berühmte Note des Vatikans an die Mächte veröffentlichen konnte. Nun wird bekanntlich zur Zeit in Paris vor dem Kassationshofe wieder einmal über den Dreyfus-Prozeß verhandelt, und da berichtet die „HumanitL" über die Verhaftung eines Offiziers mit Namen d'Autriche folgende Einzelheiten: „Der Rat am Kassationshofe Athalin sei beauftragt worden, die An gelegenheit der falschen Zengenaussage Czernuschis vor dem Kriegsgericht in Rennes an das Licht zu ziehen. Ta Athalin davon überzeugt war, daß man Spuren der Be- stechung Czernuschis in den Büchern deS Ministeriums finden würde, besuchte er das betreffende Bureau und sah hier zu seinem Erstaunen, daß d'Autriche damit beschäftigt war, in einem Register Radierungen und sonstige Acnde- rungen vorzunehmen. Auf die Frage Athalins ant- wartete d'Autriche sehr verlegen, daß er in der Revision des Treyfus-Prozesses vor dem Kassationshofc als Zeuge erscheinen und deshalb seine Bücher mtt seinen Aussagen in Einklang bringen müsse. In dem Register ist da, wo d'Autriche die Radierungen be gonnen hatte, zu lesen: Als Reisekosten 625 Frcs., übergeben 500 Frcs., Austerlitz übergeben 20 000 Frcs. Die Daten dieser Eintragungen fallen mit den Daten des Prozesses in Rennes im August 1899 zusammen." In diesem Stil geht die Meldung der „Humanits" weiter. Nun müssen wir, um nicht mißverstanden zu werden, vorausschicken, daß wir TreyfuS für unschuldig halten, also auch nichts dagegen einzuwenden haben, daß seine vollständige Rehabilitierung angestrebt werde. Auch davon sind wir überzeugt, daß in: Laufe der ersten beiden Prozesse verschiedene bedenkliche Manöver vorgcnommen worden sind, die der Armee zur Last fallen. Andererseits aber ist der Prozeß längst aus der ursprünglichen Bahn hcrausgerissen worden. Es handelt sich nicht mehr um Dreyfus, der ja schon seit Jahren behaglich in Paris lebt, dessen Persönlichkeit von allen, die ihn kennen, nebenbei gesagt, gleichmäßig unsympathisch gefunden wird, und der, als er die Begnadigung annahm, statt sein Recht bis aufs äußerste zu verfolgen, viel von der öffentlichen Teil nahme verscherzt hat, es handelt sich nicht mehr uni eine Rechtsfrage, sondern nur noch um eine politische Macht frage. In diesem Kampfe werden alle Mittel gebraucht, und das beweist wieder einmal die Darstellung der „HumanitS". Vom ersten bis zum letzten Wort ist sie so unglaublich, daß auch der Naivste über die Zumutung lächeln muß, sie ernst zu nehmen. Komisch ist es schon, daß Herr Rat Athalin von vornherein davon überzeugt ist, daß man Bestechungen in den Büchern des Ministeriums notiert. Dergleichen sehr gcheimeDinge werden doch natur- gemäß sehr geheim behandelt,und derRat konnte vernünf- tigerweisc zunächst nur annehmen, daß eS sehr schwer sein würde, Spuren der Bestechung zu finden. Er hat aber seltene« Glück. Er besucht da» betreffende Bureau, wird nicht etwa, wie da» doch sonst üblich ist, erst gemeldet, sondern findet den betreffenden Beamten in demselben Augenblicke, wo dieser Beamte gerade das Buch und die Seite aufgeschlagen hat, die der spürende Rat sucht, und -um Ueberfluß ist der Sünder gerade in diesem Augen blick damit beschäftigt, an dem wichtigen Dokument zu radieren. Wenn uns ein derartiges Zusammentreffen auf der Bühne zugemutet würde, so würde man den Autor mit faulen Aepfeln bombardieren. Herr Jaurds aber kann diesen Unsinn in die Welt setzen, und ein paar hun dert Zeitungen müssen ihn abdrucken, da sie ja unmöglich imstande sind, jedes einlaufende Telegramm sofort kritisch zu durchleuchten. Im allgemeinen pflegt man, wenn man Urkundenfälschungen vornimmt — und die Aenderung, die der Beamte gerade unternahm, war eine Urkunden fälschung — diese nicht im öffentlichen Bureau vorzu nehmen, sondern man nimmt die betreffenden Bücher mit nach Haufe in ein stilles Kämmerlein, wo inan sich der reizvollen Beschäftigung, die ja schließlich doch nicht so leichthin abzumachen ist, mit mehr Ruhe hingeben kann. Im Bureau selbst würde man wohl wenigstens die Vor sichtsmaßregel ergreifen, während der Geschäftsstunden die Tür abzuschließen. Aber vor dem Rat Athalin springen alle Türen auf. Auf seine erste Frage antwortet der schuldige Beamte auch gleich so, wie es Herrn Athalin und Herrn Iaurös bequem ist. Ein merkwürdig guter dummer Teufel! Aber es kommt immer komischer. Wie die „Humanit«" berichtet, ist ein Privatbriefwechsel zwischen d'Autriche und einem Hauptmann Fransois gefunden worden. d'Autriche hat in einem Schreiben Hauptmann Fransois zur Vorsicht gemahnt, da der Kassationshof die Sache Czernuschis sehr genau untersuchen wolle. Die Antwort Francois lautete, daß er, um sicher zu gehen-, alles ab leugnen werde. Nun ist es nicht gerade üblich, dergleichen Briefe mit voller Nennung der Namen zu schreiben. Der harmloseste Privatmann, der an seine Frau in der Sommerfrische schreibt: „Tante Minna war gestern wie der unausstehlich!", wird in neun unter zehn Fällen «ich mit einer Namensandeutung begnügen. Hier aber schickt der Hauptmann Franeois den gravierenden Brief des Beamten mit seiner eigenen Antwort an diesen Beamten zurück, nur damit beide Briefe ja bei einer Untersuchung gefunden werden, und der Beamte, der genau weiß, daß seine Existenz auf dem Spiele steht, wenn die Sache ans Licht kommt, vernichtet diese Briefe nicht etwa, sondern bewahrt sie fein säuberlich auf und wartet mit dem Ra- dieren im Hauptbuche ausgerechnet bis zu dem Augenblick, wo der Untersuchungsrichter in die Tür tritt. So lange nun der DreyfuS-Prozeß dauert, so lange ist auch die Sache des Verurteilten durch seine Verteidiger schwer ge schädigt worden. Auch jetzt drucken einige Berliner Blätter die Mitteilungen des Herrn Iaurös ohne jede Kritik ab und knüpfen daran eine vernichtende Ver- urteilung des französischen Offizierkorps. Es ist merk- würdig, daß sie in dieser Angelegenheit so leicht das Opfer deS Intellekts bringen, während ihr Urteil doch sonst scharf genug ist. ver rurrircd-iaprnürche Krieg. Di« japanischen Granaten. Von fachmännischer Seite wird der „Voss. Ztg." ge- schrieben: Zu Beginn des russisch-japanischen Krieges wurde vielfach gemeldet, daß die Mehrzahl der japanischen Granaten nicht krepiere. Die letzten Nachrichten vom Kriegsschauplätze sprechen allgemein von der gewaltigen Zerstörungswirkung der Ladung der japanischen Ge- schosse: das japanische Pulver, dessen Zusammensetzung Geheimnis sei, zerreiße die Geschosse m zahllose spitze Stücke, die alles Entgegenstehende zerschmettern. Ich möchte dazu folgendes bemerken: Die Sprengladung von Panzergranaten wird dadurch entzündet, daß letztere beim Eindringen in Metall oder Stein durch die Reibung glühend werden. Bei den übrigen Sprenggeschossen dient zur Entzündung der Geschotzladung der Zünder, welcher ein Perkussions- oder ein Zeitzünder sein kann. Geht ein solches Geschoß blind, so liegt oer Fehler an der Ladung oder an dem Zünder. Als die ersten Meldungen vom Nichtkrepieren zahlreicher japanischer Geschosse ein- gingen, bezweifelte die japanische Presse ihre Richtigkeit. Die Zeitungen sagten, unter allen vorhandenen Spreng- Mitteln sei nächst der Sprenggelatine das von Japan ver- wendete Schimose das vorzüglichste: da aber Spreng gelatine, weil beim Gebrauch zu gefährlich, für Artillerie- zwecke untauglich fei, so nehme Schimose den ersten Rang unter allen Gefchoßladungen ein. Die Schießplatz- crfahrungen bewiesen, daß auch die japanischen Zünder so gut seien wie nur irgend verlangt werden könne. Es sei daher nicht zu glauben, daß bei den japanischen Ge schossen mehr Blindgänger vorgekommen feien als üblich. Man horte dann nicht« mehr davon, daß die japanischen Geschosse nickt krepieren. Im Gegenteil. Bald wurde der Vorwurf erhoben, daß Japan unerlaubte Spreng mittel benutze. Admiral Alerejew sprach in einem seiner Berichte von japanischen Lydditgranaten. Dieser Beschuldigung sind die japanischen Blätter schon vor längerer Zeit entgegengetreten. Am 12. März schrieb der „Asaki", jener Vorwurf enthalte eine Anschuldigung gegen England. Lyddit sei eine englische Er. findung und werde nur in England verwandt. Es sei illoyal, England des Bruche« der Neutralität anzu- I klagen. Wenn Admiral Alexejew davon spreche, daß die lauf der „Pellada" verwundeten Leute infolge von Ver giftung durch Gcschoßgase nicht wieder genesen konnten, so könne nur falsche Diagnose der Aerzte die Erklärung abgeben. Amerikanische Blätter äußerten dann die Ver mutung, daß die Japaner Melinit verwendeten. Auch diese Anklage wies der „Asaki" einige Tage später zurück: Melinit sei ein französisches Monopol, und es sei gewiß nicht anzunehmen, daß die Franzosen beab- sichtigten, ihren Bundesgenossen Schaden zuzufügen. Wenn ein unverdächtiger Augenzeuge am 9. Februar am Hafen von Port Arthur russische Verwundete gesehen habe, deren Haut auffallend gelb gewesen sei, so müsse man die Aufklärung abwarten. Eines sei ganz sicher: die Japaner verwenden für ihre Gefchoßladungen weder Lyddit noch Melinit, sondern aussclsiießlich Schimose. Für Nichtfachleute setze ich hinzu, daß die zu große Brisanz der Ladung eines Geschosses seine Wirkung beeinträchtigt: zu brisante Ladungen zerschmettern die Geschosse in Atonie, die natürlich keinen großen Schaden anrichten können. Ein Eisensplittcr, der eine Wunde reißen oder gar einen Knochen durchschlagen soll, muß doch einen ge wissen Umfang, ein gewisses Gewicht haben. Im Jahre 1892 bei einem Belagcrungsschießen der Lehrbatterie in Jüterbog wurden Schrapnells nut einer neuen Art von Brisanzladung gegen Jnfanterieziele verschossen. Das Zerspringen der Geschosse im Schnellfeuer erzeugte ein ununterbrochenes, so entsetzlich krachendes, schmetterndes Geräusch, durch den schwefelgelben Dampf in der Nähe der Scheiben zuckten und fuhren so hageldicht grellrotc Blitze, daß die auf Auge und Ohr gleichzeitig ein stürmenden Eindrücke die Nerven fast lähmten: man hatte das sichere Gefühl, daß in einer so beschossenen Truppe kein Mann die moralische Kraft finden würde, sich von der Stelle zu rühren, auf der er sich dicht an den Boden schmiegt. Zum Schluß ging man an das Ziel heran: der Boden war mehrere Millimeter hoch mit Eisengrus be deckt der nicht einmal die Pappschciben durchschlagen hatte. Natürlich dachte man nicht daran, die Brisanz masse, welche die Geschosse so völlig zerschmettert hatte, bei uns einzuführen. Vie Anstände auf der Awantnng-Halbinsel. AuS Tschifu wird gemeldet: Die Russen leisteten auf ihrem Rückzüge nach Port Arthur jeden Schritt breit hef tigen Widerstand. Sie zerstörten die Eisenbahn, verbrannten alle Häuser und machten überhaupt die Kwantung- Halbinsel zu einer Wüste. Biele Seeräuber-Dschunken umkreisen die Halbinsel. Der Dschunken-Verkchr zwischen Tschifu und Port Arthur ist von Piraten unterbrochen. Die Beförderung russischer Truppen nach dem Kriegsschauplätze. Die unbefriedigenden Leistungen der sibirischen Eisen bahn, die schon vor Ausbruch des Krieges und dann bei den Truppentransporten hervorgetreten sind, sucht man jetzt auf den Umstand zurückzuführen, daß niemand beim Bau an die Möglichkeit eines baldigen Feldzuges gedacht habe. Deshalb seien die Arbeiten nicht mit der erforderlichen Sorgfalt ausgeführt worden, und darum habe man auch nicht für den regelmäßigen Verkehr einer größeren Anzahl Züge Vorsorge getroffen. Das sind natürlich keine stich haltigen Gründe. Die Leistungsfähigkeit der sibirischen Eisen bahn erweist sich denn auch für die Militärtransporte mehr und mehr als unzureichend, weshalb man andere Verkehrs mittel zur Beförderung des Kriegmaterials zu benutzen be ginnt. Zunächst wird die Wasserstraße Wolga—Kama von Nisbnv-Nowgorod bis Perm benutzt. Von dort geht es mit der Eisenbahn bis Tscheljabinsk. Ferner von Perm mit der Bahn nach Tjumen und von dort zu Wasser auf den Flüssen Tura und Jrthsch bis Omsk. Sodann von Tjumen auf den Flüssen Tura, Ob und Tom bis Tomsk; von Tjumen längs der oben ge nannten Ströme, zu denen noch die Tschulima hinzutritt, bis zur Stadt Atschinsk, und endlich von Tschita sowie unter Um ständen von Sretensk längs der Schilka, deS Amur und deS Sungari bis Eharbin. Zu erwähnen ist hier noch, daß die Tschulima eigentlich nur zu Beginn der Schiffahrt bei hohem Wasserstande passiert werden kann. Durch diese Verbindungen wird der Verkehr auf den entsprechenden Strecken der sibirischen Eisenbahn allerdings erleichtert, freilich nicht sehr wesentlich. Soll die Beförderung der Truppen den Bedürfnissen wirklich genügen, so wird man die Leistungsfähigkeit der sibirischen Eisenbahn so rasch wie möglich durchgreifend erhöhen müssen. weitere Meldungen. Berlin, 2. Juni. Der „Reichsanzeiger" meldet: Der hiesige japanische Gesandte brachte zur amtlichen Kenntnis, daß der japanische AdmiralTogoaus Befehl der japanischen Regierung eine Erklärung erließ, nach der am 26. Mai die ganze Küste der Halbinsel Liaotung, die in gradcr Linie zwischen Pitojewo und Pulantien nach Süden liegt, von den japanischen Seestreitkräften tatsächlich blockiert worden ist und daß die Blockade in diesem Zustande auch weiterhin aufrecht erhalten wird. Milksen, 2. Juni. (Meldung der russischen Telegraphen Agentur.) Wie jetzt bekannt wird, machten die russischen Trupvrn, bevor sie dem an Zahl überlegenen Feinde nach achtstündigem Kampfe die Stellung bei Kintschon überließen, die unbeschädigt gebliebenen Geschütze unbrauchbar. Die Verluste der muffen an Toten und Verwundeten betragen SO Offiziere und 800 Mann. Paris. 2. Juni. Der „Agence HavaS" wird au» Schanghai gemeldet, daß am SO. Mai 15 große japanische Transportschiffe mit Truppen auf hoher See an der West- küste Korea« gesehen worden seien, deren Ziel anscheinend die Jalumündung gewesen sei. veulsches Zeicb. * Leipzig, 2. Juni. * Akademischer Tchutzverein und Buchhandel. In dieser Angelegenheit werden wir um Abdruck folgender Zuschrift ersucht: Die im Abendblatt Nr. 275 vom 1. Juni gebrachte Darstellung des Verlaufs, den die Kommissionsberatung in Sachen des Buchhandels genommen hat, erscheint geeignet, unrichtige Vorstellungen zu erwecken. Die Verhandlungen wurden ab gebrochen nicht, „da die Vertreter des Buchhandels dem Schutzverein nicht soweit entgegenkommen konnten, wie dessen Vertreter es forderten", sondern weil ein jedes Entgegenkommen vermißt wurde. Betreffs des Kundenrabatts wurde ein solches unbedingt abgelehnt, betreffs des Bibliothekenrabatts er folgte eine schlechthin unannehmbare Proposition, die für einige Bibliotheken einen geringen Vorteil bot, der mit viel schwereren Opfern anderer Bibliotheken erkauft werden sollte. In letzterem Punkt hat man in der Nachbcsprechung erfreulicherweise einen günstigeren Vorschlag gemacht, der eine Annäherung ermög lichte und all lokvrcmänm genommen ward, ohne daß gerade eine wirkliche „Verständigung" darüber erzielt wurde. Leipzig, den 2. Juni 1901. vr. Wach, Vorsitzender des akademischen Schutzvereins. * * Berlin, 2. Juni. * Zum Ablcbcn des PKoßhcrzags von Mccklcnburg- strclttz. Die Trauerfeier für den Großherzog findet am Montag nachmittag 1 Uhr in der Schloßkirche zu Neli st re litz statt. Die Leiche wird am Dienstag nach Mirow überführt, wo am Donnerstag die Beisetzung im Erb begräbnis erfolgt. * liegen die Rcichstagswahl im Kreise Lüben-Bnnzlau, bei welcher bekanntlich der konservativ-bündlerische Kandidat Rittergutsbesitzer Kern-Aslau gewählt wurde, ist aus dem Wahlkreise seinerzeit Protest erhoben worden. Wie wir hören, sind die im Protest behaupteten Tatsache» derartig, daß an einer Ungültigkeitserklärung der Wahl kaum mehr zu zweifeln ist. Bei der vorjährigen Reichstags-Haupt- Wahl am 16. Juni erhielten: Koormann (^reis. Volkspartei) 5243 Stimmen, Kern (konscrv.) 5975 stimmen, Stolpe (Soz.) 5295, Porsch (Zentrum) 860 Stimmen. In der Stichwahl siegte dann .der Konservative Kern mit 10 066 Stimmen, während Stolpe (Soz.) nur 7143 Stimmen bekam. * Tie htcschäftsvcrteilung im preußischen Abgeor-nctcn- hausc ist für das Plenum nach dem Schluffe der Psingst- sericn am 7. Juni dahin in Aussicht genommen, daß am Donnerstag )9. d. M.) und Freitaff (10. d. M.) die Plenar sitzungen auöfallen werden. An diesen beiden Tagen wird die Kanalkommission den ganzen Tag sitzen. In nächster Woche und später werden, abgesehen vom 9. und 10. d. M. Abendsitzungen veranstaltet werden müssen, um in die zweiten Lesungen der vier der ersten Lesung unterzogenen Vorlagen eintreten zu können. * Abgcschnttelt. Die „Nortd. Allg. Ztg." schreibt: Ver schiedene Blätter bringen einen Aufruf eines Or. Schwatlo, Direktors der deutschen Schule in Konstantinopel und dreier anderer Direktoren deutscher Schulen im Auslande zur Teilnahme an einer Konferenz der Direktoren von deutschen Schulen im Auslande, die am 6. und 7. September in Berlin stattsinden soll. Dabei wird hervor gehoben, daß an der Konferenz Vertreter des Auswärtigen Amts und anderer Behörden teilnehmen würden. Demgegen über sind wir zu der Mitteilung ermächtigt, daß die An gelegenheit von den Unterzeichnern des Aufrufs ohne jede Fühlung mit dem Auswärtigen Amte oder einer anderen Behörde in die Wege geleitet wurde. * ArbcttSstrcittgkcttcn tn Teutschlaud im ersten Viertel jahr Der Umfang der Aussperrungen kommt dem der Streiks immer näher. Zwar ist ihre Zahl mit 37 viel geringer als die der Ausstände mit 290, aber die Höchstzahl der gleichzeitig ausgesperrten Arbeiter mit 9160, wozu noch 691 gezwungen feiernde Arbeiter treten, bleibt nicht weit hinter der Höchstzahl der gleichzeitig streikenden Arbeiter mit 11 996 zurück; zu den letzteren treten noch 939 gezwungen feiernde Arbeiter. Der Rieseiikampf in Crimmitschau, die 19 Lockouttz im Töpfcrgcwerbe und die Droschkenkutscher- Aussperrung in Berlin haben das Konto der Aus sperrungen so anschwellen lassen. Von den Streiks kamen die meisten wieder auf das Baugewerbe (90 mit ruud 3000 Arbeitern), dann 67 in der Holzindustrie mit 1500 Arbeitern; die Mehrzahl der Streiks war nicht sehr umfangreich; die größten entfallen auf den Bergbau «drei mit circa 2500 Arbeitern). Die Streiks hatten vollen Erfolg in 10 Fällen, teilweise» in 80 und keinen in 110 Fällen. Dagegen hatten die Aussperrungen vollen Erfolg in 21 Fällen, teilweisen in sechs und nur in fünf Fällen keinen Erfolg. Auch diese Statistik der Arbeitskämpse bestätigt aufs neue dieTatsache, daß zurZeit dieArbeitgebcrorganisationcn erheblich stärker sind als die Arbeitervcrbände. — Die Gründung eines Arbeitgeberverbandes für ihren Bezirk hat die Nordwestliche Gruppe des Vereins der deut schen Eisen- und StahlinVnstrieUcn auf ihrer Hauptversammlung am 31. Mai in Düsseldorf beschloßen. Ec wird, wie die „Köln. Ztg." mitteilt, der durch den Zentralvcrband deutscher Industriellen in Berlin begründete» Hauptslelle deutscher Arbeitgeberverbände bei treten. * * Sera, 1. Juni. Der Landtag unseres Fürstentums stimmte beute ohne weiteres der Verlängerung der Gerichts gemeinschaft bezüglich des OberlandeSgcrichtS Jena und der damit zusammenhängenden Gehaltserhöhung der Beamten de» OderlandeSgerichts zn. Ferner wurde der Gesetzentwurf über Abänderung des Gesetzes, die Besoldung der Geistlichen betr., genehmigt, nach dem den Kir-bengemcinden die Möglich keit geboten werden soll, den Geistlichen ihre« Bezirkes aus eigenen Mitteln über die bisherigen pensionsberechtigten Bezüge hinaus pension-berechtigte Zulagen zu gewähren, ohne
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