Suche löschen...
02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 23.09.1925
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1925-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19250923029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1925092302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19250923
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1925092302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1925
- Monat1925-09
- Tag1925-09-23
- Monat1925-09
- Jahr1925
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Is. Jahrgang. AK 448 Abens-Ausgabe »M«och, 2Z. Seplember 19S Gegründet 1838 .so Mark. wrahlanlchrift! «echrtchie» De»»»»», tzernlprecher-Sammelnummer r 2V 241. Nur lUr Nachlaelpritch«: SO 011. »om l«. »c, 3V. Sepldr. lU2o lagt. »weunal,»«, Jultellung irei^au« V!1rvUl)r Postbezug«»»»»» slir Wonai Seplember Z Marl», vtlezemu»«« >» Pl»»»l, Die Anzeigen werden nach Doldmarb berechnet: dl» -inlpaUig, iO mm vr»>>« 9sn»oietc»r»-Kslroiko- 3«>l» 30 Pia. »ür auswiirts ZSPsg. Yamilienonzeigrn und Siellengeluche ohne 2ia daN lv Psa., aukerdalb 20 Pta., dl« tlo mm dreile Redlamezeue IÄ Psg.. aukerdalb 200 Pta. vfferlenaedukr >0 Psg. Slusw AuIIräqe aegen Vorausdezadl. Nachdnick nur mit deulllcher vuellenangade („Dresdner Nachr.-> zulässig. llnverlangl« Schriitsliille werden nlchl -imdewabrt. SchrMIettung und ttaupIgelchSflsIIell»: warieastrak« SS(»0. Druck u. Verlag oan Ulepich » «eicherdl ln Dresden. Postscheck »jvonlo 1O6S Dresden. Reuhaus und Graf Kanitz zur Preissenkung. Eine Warnung vor -er Einkalkulierung -er autonomen Zolllarife. Laillaux' Schuldenangebol an England und Amerika: 25 Millionen Pfund jährlich. — Die Mitleldeulfche Jndujlrielaguug in Gotha. Neichsregierung und Preisfenkungsaklion. Berlin, 23. Sept. Im Wirtschaftspvlltischcn Anöschns, des Retchswirtschaftsratcs machte der Neichswirtschaftsmttiister Dr. RcuhauS zur Preissenk nngSaktton der llieichs- teegierung folgende Ausführungen: Das Streben der NeichSregicrung, der Wirtschaft wieder gesunde Lebcnsbedinguuaen zu verschaffe», hat tm ver- angenen Jahre in der Währungsgesctzgcbung Aus- ruck gesunden. Eine weitere Etappe auf dem Wege bildet das Gesetzgebungswerk des vergangenen Sommers. Die Steuer sätze haben eine Entlastung der Wirtschaft gebracht, und so weit die Ertragssteuer des Reiches in Betracht kommt, nit den Unhaltbarem Zustand aufgeräumt, das Ertrngsstcueru aus der Substanz erhoben wurden. Des weiteren ist die Umsatzsteuer Um ein volles Drittel gesenkt worden. Zugleich wurde von -er Wirtschaft die Unsicherheit genommen, die die " 'i?n Fragen -er Regelung der alten Ansprüche aus langfristigen Schuldverhältnissen in sic hineingetragen hatte. Schließlich wurde die Zollgesetzgebung abgeschlossen, auf Grund deren das Verhältnis der deutschen Wirtschaft zum Auslande in der Form der Handelsverträge endgültig geregelt werden soll. Da aber, anders als IMS, der autonome Zolltarif früher i» Kraft tritt als die Handelsverträge, besteht die Gefahr, -ab -aS Preisniveau der deutsche« Wirtschaft sich aus die autonomen Sätze einstellt, bevor die niedrigeren Sätze des BcrtragStariss in Geltung getreten sind. Geschieht das, so wird der Zweck -eS autonomen Tarifs, seine Sätze mir gegen Kompensation zu ermäßigen und die hohe Zollinaner im Auslände ab- zubaucn zugunsten der deutschen Absatzmöglichkeiten, zu- pichte gemacht. Tenn die Rückwirkung auf unsere eigene Wirtschaft könnte die Regierung zwingen, die Sätze des autonomen Tarifs auf Grund der ihr erteilten Ermächtigung zu senken. Dazu kommt, das, dann die vorher zu den er höhten Preissützc» cingekauftcn Warenvorräte nur noch mit großem Verlust abgesctzt werden könnten. Dadurch aber würden in unserer -apitalschwachcn Wirtschaft Zahlungs unfähigkeiten in großem Umfange anstrctcn. Die NeichSregicrung hat sich daher mit Ihrer Erklärung, vom 27. August an alle Kreise gewandt, »in ihnen die Not wendigkeit, aber auch ihren festen Willen zum Bewußtsein zu bringen, das Preisniveau abzubaucn und die preiSscukcn- den Momente sich voll answirkcn zu lassen. Nicht nur die Vertreter der Industrie, des Handels, der Banken «nd dcS Handwerks, anch die Gewerkschaften und die Konsumvereine sind in Einzelverhandlnngen von dem Ernste der Lage in Kenntnis gesetzt worden. Alle haben der Regierung eine Unterstützung bet ihrem Streben, das Preisniveau zu senken, mindestens aber z» halten, zngesagt. Die Erklärung der Regierung ist nicht so sehr ein Wirtschastsprogramm auf lange Sicht, als vielmehr die Bekundung des Willens, weiter an der Schaffung der GesnndnngSvoranssctznngcu zu arbeiten «nd besonders nicht zuznlassen, daß die Zollspanne, die der autonome Tarif zeitweise gewährt, von irgendwelcher Leite im einseitigen Nutzen ansgcschöpst wird, oder -aß die Erleichterungen auf steuerlichem Gebiet nur einem kleinen Kreise zugute kommen. In diesem Sinne stellt die Erklärung der Neichsregierung die Aufhebung der Ge schäft 8 n u f s i ch t und die Erleichterung des Zinssatzes in Aussicht. Die Erklärung der Neichsregierung sieht ferner auch ein verschärftes Vorgehen gegen den Mißbrauch wirt schaftlicher Machtstellung vor, wo immer sie einer künstlichen Preisbildung Vorschub leistet. Sie wird nicht nur der Ning- bildung bei öffentlichen Versteigerungen und Ausschreibungen entgcgentreten, sondern auch nunmehr alle Klauseln, die eine preisfteigernde Wirkung haben können, oder ans anderen Gründen wirtschaftlich schädlich sind, als eine Gefahr für die gesamte Wirtschaft »nd das Gesamtwohl vor den Kartell gerichten aufhebe». ES ist vor allem einBorgehen gegen Klauseln vorgesehen, die als Ausdruck des Mißtrauens in die Beständig keit der Währung anfgefaßt werde« könne«. Es wurde bereits hervoraebobcn. daß alle Kreise, an die sich die Neichsrcgicrnna gewandt hat, grundsätzlich ihre Mit arbeit an der PeeiSseuknnnsaktion zugesagt und in Aussicht gestellt habst,. Diese Zusage allein nützt aber herzlich wenig, wenn ihr nicht die Tat folgt. Ich kann mich dcS Eindrucks nicht erwehren, als ob in vielen Erwerbskreiken eine gewisse Tendenz be steht. ihrerseits icdeö Opfer abzulchncn und von anderen Wjrtschastsstnsen aber Znacständnisic z« fordern. Damit kommen wir nicht weiter. Nur wenn alle an der Produktion »nd Güt:rvertctl»»a beteiligten Kreise ohne Rücksicht auf ihre wirtschaftlichen Nachbarn durch die Tat Mit wirken. - '-d sich daö tm Interesse der Gcsamtwtrtschast zu erstrebende Ziel erreichen lassen. Im Anschluß daran führte Nclchsminister für Ernährung und Landwirtschaft Graf Kanitz auS: Im Arbeitsbereich -eS NeichScrnährungSmInisteriumS ist zu einem Einschreiten auf Grund der Kartellgesctzgebung im großen und ganzen nur wenig Raum, da cs aus dem Gebiete »er Landwirtschast «nd des NahrnngßmittclhandelS größere kartellartiae Zusammenschlüsse kaum gibt. Die Einwirkung zur Senknng der Preise muß daher in der Hauptsache voi den örtlichen Stellen, den Kommunen und den unteren Verwaltungsbehörden auSgehcn. Wir haben aber auch vom Ministerium aus mit einer größeren Anzahl von Verbänden verhandelt und sie in eindringlichen Aussprachen a ui die Wichtigkeit und Notwendigkeit der PreiSb ^nng hingewiesen. In der öffentlichen Erörterung wird leider vieljach nicht hinreichend beachtet, daß bei wichtigen Nahrungsmittcl- grnppcn, wie z. B. Getreide und Kartoffeln, die Erzeugerpreise sich in letzter Zeit so gestaltet haben, daß sie zum Teil noch unter oeu Friedenspreisen liegen. Zum Bcispicj ist der Roggen- preis in den letzten Tagen unter löst Mk. für die Tonne ge sunken. während der Friedenspreis regelmäßig höher war. Der Erzeugerpreis für Kartoffeln liegt zurzeit unter dem Durchschnittspreis für Kartoffeln im letzten Friedensiahr. Was den BrotpreiS anlangt, so kann festgestcllt werden, daß er der Senkung des Gctreidcpreiscs gefolgt ist. Zum Bei spiel betrug in Berlin der BrotpreiS für ein Kilogramm am 10. Mär, d. I. K),«, dagegen am 8. September 85,3 Psg. Aller dings wird diese Verbilligung des Brotes nicht unmittelbar sichtbar, da in Berlin nicht der Preis hcruntergesetzt, sondern das Gewicht des Brotes erhöht worden ist. Mitteldeutsche Induslrielagung in Golha. lStgner Drahiberlcht der .Dresdner Nachrichten-.» Gotha. 23. Sept. Ter Verband der Mitteldeutschen Industrie hielt heute, Mittwoch, in Gotha eine Mitglieder versammlung ab, die durch Vorträge Thüringer WirE-bastler und die Anwesenheit zahlreicher Negierungsvcrtreter und Vertreter anderer Behörden eine besondere Bedeutung für die gesamte deutsche Volkswirtschaft hat. In der geschäftlichen Sitzung, die nur 10 Minuten dauerte, wurde der Vorsitzende wiebergcwählt. Bei der allgemeinen Versammlung begrüßte der Vorsitzende des Verbandes, Kommerzienrat Dr. Demmer, Eisenach, in kurzer Ansprache die zahlreich erschienenen Teil nehmer. Er beleuchtete kurz die Lage der Industrie, die eine Krise nach der anderen zu überwinden habe und bei der sich erst jetzt die Markstabilisiernng ausznwirken beginne. Die Not sei so groß, daß die K o n z e n t r a t i o n s bewegung in der Industrie immer größer werde. Die Industrie stabe gelernt zn sparen. Ihre Fordernng sein nunmehr, daß Reich, Länder und Gemeinden ebenfalls sparen lernen. Andernfalls habe anch eine PreiSabbanaktion keinen Zweck. Kommerzienrat Dr. Demmer wandte sich dann gegen die Kartcllbekämpfung durch die Negierung. Soweit Auswüchse vorhanden seien, würden sie von der Industrie selbst beseitigt werden. Die Negierung solle nicht verkennen, daß die Kartelle auch eine volkswirtschaftliche Bedeutung hätten und produktionsanrcgcnd und fördernd seien. Luther und Slresemann zur Minister- Konferenz? iDrahtrnelbung unsrer Berliner Schriftleitung.» Berlin, 23. Sept. Es heißt jetzt, daß Dr. Luther und Dr. Stresemann die Führer der deutschen Delegation auf der Konferenz sein werden. Auch Dr. Gaus wirb der Dele gation angehören. Die Absendnng der Antwortnote soll so gleich nach ihrer Genehmigung durch den morgigen Kabinetts rat erfolgen. Sic dürfte den Zusammentritt der Konferenz zum 5. Oktober in einem Orte der Schweiz Vorschlägen. Die heuNge Kabinettsfitzung beginnt abends 8 Uhr, und zwar unter Vorsitz -es Reichs kanzlers Dr. Luther. Morgen will der Kabinettsrat unter Vorsitz -es Reichspräsidenten v. Hinöcnburg zur endgültigen Entscheidung schreiten. Daß dem Empfang der Minister präsidenten der Länder und dem Auswärtigen Ausschuß nur ormale Bedeutung zukommen, wird von zuständiger Stelle n Abrede gestellt. Sowohl mit dem Ministerpräsidenten der Länder wie anch im Auswärtige« Ausschuß wird materiell über die Grundlagen verhandelt werden, ans denen deutscher, seits die Verhandlungen aus der Konsereuz geführt werde«. Koloniattand als Lockmittel zum Völker- bun-seinlrill. Berlin, 23. Sept. Ueber den von der Brüsseler Zeitung „Pcuple" gemeldeten Genfer Vorschlag, Deutschland für den schnelleren VölkerbuudScintritt die Rückgabe von Teilen Togos und Kameruns unter deutsches Mandat anznbicten, ist hier an amtlicher Stelle nichts bekannt. Bei dem Angebot soll eS sich um eine englische Anregung handeln: es sollen jene Teil« von Togo und Kamerun angebotcn werden, die heute unter englischem Mandat stehen. Das sind nur drei Achtel der Oberfläche von Togo, gleich 32 000 Quadrat kilometer, und etwa 80 000 Quadratkilometer oder ein Fünftel der Oberfläche des ehemaligen deutschen Schutzgebiets von Kamerun. Das englische Mandatsgebiet von Togo ist ein schmaler, langgestreckter GebietSstrcifcn, -er keinen selbständi ge» Zugang zur Küste hat, sondern auf die Benutzung von englischen Häsen an der Goldküfte oder von Häfen des fran zösischen Mandatsgebiets angewiesen ist. Der englische Streifen von Kamerun ist verkehrstechnisch etwas günstiger gelegen. Es ist bekannt, daß NeichSaußenminister Strese mann außer der Befreiung der besetzten Gebiete auch eine Rückgewinnung von Kolonialland anstrcbt, aber die vorstehend gekennzeichnete Offerte dürfte ihm doch als zu mager er- scheinen. Deutschland und -er Völkerbund. (Von unserem schweizerischen Mitarbeiter.) Gens, den 22. September. I» einigen Tagen — am 28. Seplember — wird dir Session des Völkerbundes beendigt sein und die Paktkonferenz zu Luzern oder anderswo bald beginnen: die Genfer Presse sieht die säst ausschließlich inner dem Gesichtswinkel des Ein tritts Deutschlands in den Völkerbund und hat ein wahres Rätselraten begonnen: „Tritt Deutschland ei« — tritt es nicht ein? — Was geschieht beim Nichleinireten und was wird Dcutschland im Völkerbund eigentlich tun, respektiv wie wird sich sein Einfluß gellend machen?" Die letztere Frag« ist be sonders interessant, nämlich insosern. als in deren Be antwortung durch das völkerkundliche Journal de Geneve" die vor der Leffcntlichkctt zuruckgestellten Sorgen Frankreichs und die Erwartungen des Palais des Nations zum Ausdruck kommen, wie auch eine endlich etwas realpolitischere Auffassung vom Völkerbund und seiner gegenwärtigen Bedeutung ver treten wird. Auf besondere Hervorhebung -er Besorgnisse scheint man im Augenblick, da man nicht die geringsten Zweifel am baldigen Eintritt mehr hegt, ganz hervorstechen den Wert zu legen, etwa, als ob im letzten Moment versucht wer den sollte, die immense Bedeutung Deutschlands sür de« Völkerbund ein wenig abznschwächen vor der Welt und be sonders anch vor der deutschen Oefscntlichkeit, und daran zu erinnern, daß -er Eintritt Deutschlands sür den Völkerbün den» doch auch gewisse Unannehmlichkeiten mit sich bringe und vom Völkerbund insgesamt wie von mehreren ihm an» geschlossenen Staaten teilweise nicht ungefährlich« Opfer er heische. Der allen Anzeichen nach aus ausschlaggebenden Völkcrbundskreiscn inspirierte Artikel sagt ungefähr fol gendes: „Deutschland wir- eintreien: im Prinzip ist die Ent- scheidung bereits gefallen. Herr Stresemann weiß seit sechs Monaten, daß der Abschluß des Sicherhcitspaktes an den Ein tritt gebunden ist. und zwar ohne vorherige Bedingungen. Wenn Herrn Stresemann der Eintritt als unmöglich erschiene« wäre, hätte er die Unterhandlungen nicht weiter gepflogen «nd würde er sich nicht vorbereiten, nach Lnzer« zu komme«, s!) Als Gesamtheit ist das deutsche Volk nicht für den Eintritt, aber in der Hauptsache auch nicht dagegen. Eintritt oder Nicht- cintritt erscheinen ihm wie ein Geschäft: Deutschland soll ein- tretcn, wenn dies vorteilhaft ist und nichts kostet, sagt das Volk. Darum auch die Bedingungen . . . Indes: die Form, -id Herr Stresemann seiner Reserve in den letzten Noten ge geben hat. tut dar, daß er daran die Verhandlungen nichl scheitern läßt. Wichtiger sind außenpolitische Bedingungen, denn die deutsche Öffentlichkeit mißt Herrn Stresemann mit den Kilo- Metern befreiten Landes und der Anzahl der von der Okku pation befreiten Städte. Die Alliierten werden Köln sicherlich räumen, aber das wird noch gewisse Schwierigkeiten haben. Es wird eine Aufgabe der Konferenz sein, «in Kompromiß zu finden, das es Stresemann gleichzeittg erlaubt, -aS deutsche Eintriitsbegchren in den Völkerbund zu stellen. Es bestehen zwei Möglichkeiten: mit dem Eintritt bis zum nächsten Jahr zu warten oder eine Sonder-Völkerbundsversammlung ein- zuberuscn. Aber die Hinausschiebung um ein Jahr wäre eine harte Prüfung sür die Geduld der Völker. Sie wäre auch ein großes Risiko. Es hat fast zwei Jahre gebraucht, bis das Aus wärtige Amt die Situation annähernd verstanden hat. s!) Stresemann kann im Laufe dieses Jahres noch fallen. Wenn es dann wieder zwei Jahre brauchte, um seinen Nachfolger von der Gleichheit des deutschen mit dem europäische« Inter esse zu überzeugen — damit er wieder fiele, wenn er endlich überzeugt wäre — dann hätte man Grund genug, entmutigt zu fein . . . WaS wird Deutschland im Völkerbund machen? Ach nun, eben seine Politik, dir zwar nicht di« unselige ist, weil eS eine Politik der Macht in erster Linie und nebenbei eine Politik dcö Grolls, der Rachsucht sein wird. Deutschland wirb Egoist sein wie alle anderen auch. Es wird bisherige Ge wohnheiten des Völkerbundes stören, es wird Probleme und Entscheidungen in Frage stellen, die setzt als erledigt gelten, zum Beispiel die Saarfrage, die Minderheiten, Danzig usw. ES wirb nicht zu verwirklichende Hoffnungen wecken «nd Trug bildern nachsagen. Die dentlchen Delegierten werden viel leicht Irrtümer begehen, weil sie die Maschinerie in stknf noch nicht verstehen und am Anfang sicherlich Dummheiten machen. sVermutlich ist gemeint: immer dann, wenn sie „Träumen nachsagen" und „UnrealisierbareS" wie Li« Danzigcr Frage, die Saar «sw. zur Sprache bringen wollen.) Aber alles dies ist besser, als wenn man auf der Karte L«S Völkerbundes mitten tm Herzen Europas immer den großen schwarzen Flecken sehen muß." Es geht also für große Kreis« des Völkerbundes bei -er ganzen hochpolitischen Frage um nicht viel anderes als um di« Ausmerzung eines Schönheitsfehlers dcS Völkerbundes. Die? ungefähr sind die Genfer Gedanken tu diesen Tagen. Sie werfen etwas Licht auf manche zu frühe Erwartung «nd dämpfcn manche Hoffnungen und dürsten damit nicht wenig dazu beitragen, annähernd einen Begriff davon zu geben. baßeS für Deutschland so gut wie ausgeschlossen sein dürfte, in Gens wesentlich« AnsangScrkolge z« erringe«. Der Artikel zeichnet zweifellos dl« Einstellung des „PalaiS des Nations" und eine gewisse Vennrnlngnng In demselben, welche durch die Vorbereitungen für den zu empfangenden Gast hervorgcrufen wurde, ist aber schließlich vorurteilslos genug, zu sagen, daß Deutschland „mit einer Politik -er Ge-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite