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Dresdner Journal : 01.09.1866
- Erscheinungsdatum
- 1866-09-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-186609014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18660901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18660901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Journal
- Jahr1866
- Monat1866-09
- Tag1866-09-01
- Monat1866-09
- Jahr1866
- Titel
- Dresdner Journal : 01.09.1866
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V 202. Sonnabend, den I. September, 18«« Abmtnemntt-rrttft: ILKrUob > « -rdlr — Axe. CjLbeliebi 1 ., lb „ V tettt 1-o.t-«. 8t—»k«I- SI»o»tIivb:— „ l» „ »nvvkl»^ Ulniu. Lio»«Io« ttuwweror 1 „ »>ser«tr«Prrtsr: ktir ä«o K»nm »i»«r z»«»v»It«v«o 1 Ane. Vot«r „Ling—ät" <U« L«il«. 3 Ngr. Erscheine«: INgUob, mit -n»o»t>w« ä«r 8onn onä k-olort^g», -d«vä» Mr ä«o folgenckoo I'ng. Äts-iltlZonrilal. r»str»tnuimuih«r auswärts: I.«tp»1g: L» L«a«v»r»r-r»», LolmnunIouLr äs» vroocknor ^vuronlo; «d«nck»,.: ks Lnoi.»», Lvoa» t'oar; L»wdarg >«rll»- Vtio-kr—^eurt ». H.: -t Vuoi.«» «»rllor 0ao»lv»'»vd«> ttoekb., ltur—iraa'i Ijurono; >r,w«a: L. 8081.011«; 8r«»I»n: U. 8rL»n»n'»,znuonc«llbur«»a, 3»»»» -l 8a»riinuav»»«; Lr—itturt ». U.t ll—n«» »ob» Onobb.; Nöl»:-o. LLo»«««; k«ri»; U»va», Lvl.l.1», L 6o., (8, 1-I»o« äs l» Lour»»); kr»U . t ». L»Qiv8', Lnobb.; Vt»n: -n. Orr»l-i«. Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. Herausgeber: Lvnlgl. L»p«<Utlon ä«, vr—ckoor ^oorn»1a, Vr«»ä«n, L1»ri«n»tr»»»« No. 7. Abi««tmcat5-Li»ladmig. Nachbestellungen auf da- „Dresdner Journal" für den Monat September werden für Dresden in unsrer Expedition, für aus wärts bei den zunächst gelegenen Postan stalten angenommen. Für Dresden und alle Orte im Bezirke der k. sächsischen Post- Verwaltung beträgt der Preis für diesen Monat LS Rgr. DieJnsertionSgebühren betragen beim „Dresdner Journal" für die Petitzeile oder deren Naum im Jnseratentheile I Ngr., unter „Eingesandt" 3 Ngr, Köm-l. G^e-Moa -es Drt-dikr Journals. Nichtamtlicher Shell. Uebersicht. Telegraphische Rachrtchle«. Tagergeschichte. Dresden: Die Befestigungsarbeiten. Prinz Friedrich Karl. Truppendurchzüge. Zeitungs- correspvndenzen aus Dresden. — Berlin: Die An sprüche deS Kurfürsten von Hessen. Preußens Errun genschaften. Zur Anwesenheit des Frhrn. v. Brenner. Ausfuhrverbot aufgehoben. Landtagsangelegenheiten. Verluste der Armee. — Wien. General Menabrea. Die Verhandlungen mit Italien. Kriegslasten nach Berlin. Aus dem Kriedensvertrage mit Preußen. Schreiben des Erzherzog- Albrecht an Admiral Tegett- hoff. — Prag: Frhr. v. Brenner zurück.— Boden bach: Haftentlassung. Cholera. Kettenbrücke wieder- hergestrllt. — Triest: Kaiserin Charlotte. Ball zu Ehren Tegetthofs's. — München: Befinden des Prinzen Ludwig. Der Friedensvertrag mit Preußen. Landtagsverhandlungrn. — Stuttgart: Postdebit- entziehung. — Hannover: Erlaß des preußischen Civilcommissars. — Schwerin: Landtag einberu fen. — Hessen: Zur AbtretungSfrage. Stempclpa- virr. — Karlsruhe: Thalerfuß eingeführt. — Koburg: Rückmarsch preußischer Truppen. — Frank furt: Tagesbericht: — Bremen: Sitzung der Bür gerschaft. — Hamburg: Holsteinsches Kriegsmaterial. — Paris: Aus der Wochenrundschau deS „Moni teurs". — Bern: Denkmaleinweihung. Matamo ros f. — Florenz: KriegsgefangenenauSwcchse- luag. Zündnadelgewrhre. Brrgantt« Di« Kai serin von Mexico. — Madrid: Ein Anhänger Prim's ist erschossen worden. Gehaltsverzicht von Geistlichen. — London: Resormmeeting. — Kopenhagen: Vom Hose. — St. Petersburg: Die Untersuchung gegen Larakosofs. Der Polenauf stand in Sibirien unterdrückt. — Bukarest: Ver mischte-, — New-Uork: Aus der neuesten Post.— Merico: Eine Verschwärung. Die Reise der Kaiserin. Veränderungen im Ministerum. — Rio-de-Ja neiro: Mimsterwechsel. Schleswig-Holstein. (Vermischte-.) Telegraphische Nachrichten- Wien, Donnerstag, 30. August, Abend». (W. T. B.) Der Austausch der Ratificationen de» öster reichisch-preußischen Friedensvertrag» hat heute in Prag stattgesunden. Die officielle Veröffentlichung de» Wort laute» von diesem Aktenstücke erfolgt beiderseits «och sten Sonnabend. E« verlautet, daß Graf Mensdorff nach erfolgter Riederlegung de» Portefeuille» de» Auswärtigen da» Kommando de» ersten Armerrorp» (Böhmen) über nehmen würde. Wien, Freitag, 31. August. (W.T.B.) Se. Ma jestät der Kaiser hat die Herabsetzung de» Auswande« sür den kaiserlichen Hof pro 18N7 wegen der finan ziellen Bedränaniffe des Staate» von nahezu 7 Mil lionen aus 5 Millionen Gulden anbesohlen. Zur Er- - - >> - »" FeuiUeton. 1. 8rzählung»literatur. „William Hogarth. Roman von A. E. Brachvogel." Drei Bände. Ber lin 1866. Druck und Verlag von Otto Janke. Den Leben-gang des „Shakespeare der Palette" auf eine bequeme und gefällige Weise näher kennen zu lernen, wir die- im Gewände der Romandichtung geschieht, wird sicher manchem gebildeten Leser angenehm sein. Freilich wissen wir, daß gerade mit dem sogenannten biographischen Romane heutigen Tages arger Unsug ge trieben wird; indeß giebt r- auch rühmliche Ausnahmen, Autoren, welche auf diesem etwas in Verruf gekommenen Gebiete mit Gewissenhaftigkeit zu Werke gehen. Brach vogel, der sein frische-, anziehendes Darstellungstalent sür derartige historische Vorwürse schon durch „Friede mann Bach", „Schubart und seine Zeitgenossen" und „Beaumarchais" bewiesen, Hal auch zu „William Ho garth", wie deutlich zu erkennen ist, fleißige Vorstudien gemacht. Man könnte vielleicht sogar sagen, der Ver fasser habe zu viel historische» Material benutzt, so daß der Titelheld in dem Gewebe politischer Jntriguen und bei der Menge agirender Personen zeitweise ganz in den Hintergrund tritt. W. Hogarth, von dem Lichten berg so treffend sagt, „er zürnte, wenn er spottete, und lacht», indeß er lehrte", mußte gleich manchem andern großen Talente erst tüchtig kämpfen und ringen, bevor sich sein Künstlerweg lichtete und Ruhm und Aner kennung ihm zu Theil wurde. Auch in den später« Lebensjahren fehlte es ihm nicht an Neidern und Geg nern, unter denen sich leider auch der Dichter Pope, der Verfasser des „Lockenraubes", befand, und machte ihm eine Kunstcltque namentlich den Vorwurf, er habe keine Farbengebung, könne keine Portraits malen und »uche sch lächerlich, wen» er sich von de« Silje« „da- mi,lichu«g dieser Maßregel redirtr die kaiserliche Familie einen großen Theil der Ananagen und er folgen bei den Oberhofämtern Einschränkungen. Prag, Freitag, 3l. August. (W.T.B.) Der preußische Bevollmächtigte, Baron Werther, ist ge stern nach Berlin abgereist. Der Hrrzoa Wilhelm von Mecklenburg ist au» Schwerin über Berlin und Dresse« hier ringetrosfen. München, Donnerstag, 3V. August, Vormittag». Die Kammer der Reichsräthe hat gestern Abend, die der Abgeordneten heute vormittag de« Frirdrnsver- trage mit Preußen ihre Zustimmung ertheilt. München, Freitstg, 31. August. (W.T.B) Die Kammer der Abgeordneten hat dem Gesetz betreff» de» Aulehrns (zur Dickung der Kricgskostenentschädigung) einen Antrag beigefügt, der dahin geht, daß der enge An schluß au Preußen allein der Weg zum Endziele sei: nämlich Deutschland unter Mitwirkung eines aus freien Wahlen hervorgegangearn und mit den erforderliche« Befugniffen ausgestatteten Parlament» zu einigen, die nationalen Interessen wirksam zu wahrrn und etwaige Angriffe de» Auslände» erfolgreich abzuwenden. (Vgl. unter „Tagesgcschichte".) Tagesgeschichte. Dresden, 31. August. Es bestätigt sich, daß die beabsichtigten Befestigungsanlagen auf dem rechten Elbufer zur Ausführung kommen sollen, doch werden die Arbeiten erst in nächster Woche beginnen. Wie wir hören, werden bebaute Grundstücke von den Anlagen nicht betroffen. Auch wird der Abtrieb des Waldes östlich von der beim Waldschlößchen zu errichtenden Schanze unterbleiben. — Dem Vernehmen nach wird heute Abend Sr. k. Hoheit der Prinz Friedrich Karl von Preußen aus Prag hier eintreffen. — Heute Mittag ist das 9. k. preußische Landwchr- regiment, aus Böhmen kommend, hier einmarschirl und in der Stadt einquartiert worden; morgen wird das selbe wieder von hier abrücken. In der Umgegend der Stadt ist Artillerie untergebracht. Stärkere Trup pendurchzüge stehen für die Tage vom 1. bis 6. September zu erwarten. — Mehrere auswärtige Zeitungen, unter denen namentlich die „Berliner Börsen-Zeitung" zu nennen ist, bringen fortwährend Korrespondenzen auS Dresden, welche iL^ntstellung der Wahrheit und Verdächtigung der Dresdner Bevölkerung so Außerordentliches leisten, daß es ein hiesiger Korrespondent der „N. A. Z." für angemessen hält, hiergegen aufzulreten. Obwohl unser Blatt von jenen oft geradezu verleumderischen Korrespon denzen grundsätzlich keine Notiz genommen hat, so wird cs für unsre Leser doch nicht ohne Interesse sein, zu vernehmen, wre sich jetzt der gedachte Dresdner Berichterstatter des genannten Berliner ministeriellen Blattes über dieselben ausspricht. Derselbe sagt in seinem Berichte, daß zwar bei dem kontact von Preußischgesinntrn und den Bewoh nern Dresden- die Gegensätze sehr schroff aufeinander stoßen und daS „Zornesglühen" der Elstern erklärlich erscheine, daß aber doch auch hier an den Sah erinnert werden müsse: „Maßhalten in Allem ist gut", worauf er fortfährt: „Unter Denen, die über hiesige Verhält nisse berichten, grebl es Einige, die noch nicht zu wissen scheinen, daß schon vor zweitausend Jahren einer der griechischen Weisen diesen Satz aufgestellt hat. Die Erbitterung der hiesigen Bevölkerung ist durch die Kor respondenzen einzelner Journale wesentlich gesteigert worden. Der an sich gerechte Zorn hat sich nrcht selten zu Uebertreibungen Hinreißen lassen; manche Vorfälle sind unt r der Feder des für die große preußische und deutsche Sache entflammten und über die engherzige particularistische Verranntheit der Gegenpartei entrüsteten korrespondentenverzerrtworden. Die Entstellungen geben mindestens dem Dresdner einen guten Vorwand, mit dem er sein Verhalten beschönigt. Man sagt mir: „Ihr Preußen verdächtigt unS; fragt doch eure Soldaten, die "" > — — > - - . 1 Londoner Straßenpflasters" zu idealerm, besonder» zum historischen Stile aufzuschwingen wage. Hogarth, Zeit genosse von Georg ll., Bolingbrocke, Händel, Garrick, Boung, O. Goldsmith, R. v. Grosvenor, Wilson, Wal pole u. A. starb 1764. Ob die bekannten Werke „der Wüstling" und „die Heirath nach der Mode" in der Art entstanden sind, wie Brachvogel ihre Genesis be schreibt, muß dahin gestellt bleiben. Treffend wird aber nach unserm Dafürhalten der berühmte Künstler charak- terisirt, wenn c- unter Anderm heißt: ,,E» ist viel herüber und hinüber gestritten worden, ob Hogarth ein mehr tragisches.oder komisches Talent sei, ja Viele haben ihn so aufgefaßt, als habe er in genialer Lustigkeit seinen Pinsel geführt, seine Lippe sei noch viel farben reicher von Impromptus und Witz übergeflossrn; rin Komiker im Leben wie im Streben. Ihn so zu er fassen, al» einen Mann von geistreicher Nonchalance, überquellender Dasein-ironie und Weltverachtung wäre leicht genug, aber vom allgemeinen psychologischen, wie vom besonder« Standpunkte Hogarth'» selbst salsch. Daß er Komik, ja gelegentlich auch Wortwitz besaß, wer wollte da» bestreiten; die bekannte Anekdote von der Gebe- und Nehmehand der Göttin de» Handel» und andere kleine Züge bewahrheiten, daß er zu scherzen -wußte, aber — als Beigabe! Hogarth war wesentlich ein ernste» Talent von lies dramatischer Anlage. Alle seine größern Schöpfungen sind große markerschütternde Trauerspiele in Farben! Sein ganze» Naturell, finnig und beobachtend, ließ ihm nie Zeit, Spiele des Witzes zu ersinnen oder seine eigne Person zu geselligen Lazzi» und den Affensprüngen doppelsinniger Wortspiele her- zugrben. Gewiß verstand er Scherz und scherzte sicher wie alle frohe Menschen gern; aber eigentlich komisch, satirisch war er nie durch da» plötzlich aufblitzende Wort, sonder« t« contenrplative» Stunden mit der Palette t« wir so reichlich und mit Abdarben am eignen Mundt bewirthen und die Alle in gleich dankbarem Sinne sich aussprcchen, ganz anders, als die Dre-dner Korrespon denten über unsre Politik. Ihr wollt un- zu Bundes genossen haben und ihr sangt damit an, uns zu ver leumden?" Allerdings ist auch da» eine Ueberlrerbung, aber besser wäre cs immer, von der andern Seite die Worte mehr auf die Wagschale zu legen. Die fieber hafte Aufregung ist schon groß genug, zumal in die sen Tagen, wo Alles mit außerordentlicher Spannung jedes Wort belauscht, das aus den Friedensvcrhandlun- gen hierher dringt. ... Der hiesigen preußischen Verwal tung wird durch einzelne auswärtige Korrespondenzen die Aufgabe sehr erschwert. Der Dresdner macht sie, allerdings unbegreiflich genug, für die Angriffe mit ver antwortlich; wenigstens wird er durch diese in seinem Vertrauen zu jener nicht bestärkt. Da außerdem, wie sich von selbst versteht, die preußische Verwaltung die von hier ausgehenden Korrespondenzen genau verfolgt, die gerügten Vorfälle untersucht, von den hervorgeho- bencn Uebelständen die Spur verfolgt: so erwächst >ine Arbeitslast, die in den vielen Fällen, wo das Berich tete sich als unrichtig erweist, hätte gespart werden können." Berlin, 30. August. Die „N. A. Z." enthält fol gende (von uns bereits im gestrigen Blatte telegraphisch erwähnte) Note: „In verschiedenen Zeitungen findet sich die Nachricht, daß der Kurfürst von Hessen zu Gunsten Sr. Majestät de- Königs abdicirt hat. Hier ist in wohlunterrichteten Kreisen davon nichts bekannt. Es wäre der beste Entschluß, den der Kurfürst in sei nem eigenen Interesse fassen könnte. Uebrigens haben Oesterreich und diejenigen deutschen Staaten, mit denen Preußen Frieden geschloffen hat, die Neugestaltung Norddeutschlands bereits anerkannt, so daß eine Aus sicht auf eine Aenderung der politischen Verhältnisse zu Gunsten der kurfürstlichen Ansprüche nicht zu erwarten steht." — Die „Provinzial-Corresp." schreibt: Der jüngste ruhmvolle Krieg wird soeben durch einen erfolgreichen Frieden abgeschlossen: Preußens Heer kehrt in die Hei- math zurück mit dem erhebenden Bewußtsein, Größeres sür unser Vaterland errungen zu haben, als es jemals einem fieggekrönten Kriegsheere auch in den glänzend sten Zeiten der preußischen Geschichte vergönnt war. Dreierlei große und wichtige Erfolge hat Preußen davongetragen: Preußen für sich allein hat eine Aus dehnung und Abrundung erhalten, die es ihm gestatten, seine Stellung als Großmacht in jeder Beziehung leich ter und nachdruck-voller al« bisher geltend zu machen. Preußen vereinigt ganz Norddeutschland bi» an den Main durch einen engen militärischen und politischen Bund zu einer thatkräftigen deutschen Macht; Preußen ist die alleinige leitende Großmacht in Deutschland ge worden; ganz Deutschland, insoweit es an der natio nalen Macht und Entwickelung Theil nehmen will, ist auf die Verbindung mit Preußen und mit dem nord deutschen Bunde hingewiescn. Preußens eigene und unmittelbare Erweiterung (die heute zunächst in Be tracht zu ziehen ist) ist für sich allein schon so erheb lich, wie eine solche m der wunderbar glücklichen Ge schichte Preußens noch niemals mit einem Schlage durch geführt worden ist. Durch die Einverleibung von Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhesscn, Nassau, Frank furt a. M. u. s. w. erlangt Preußen, welches seither eine Ausdehnung von etwa 5100 Quadratmeilen mit einer Bevölkerung von etwa 19,300,000 Seelen besaß, einen Zuwachs von nahezu 1300 Ouadratmeilen mit etwa 4,500,000 Einwohnern, also mit einem Male bei nahe den vierten Theil seines gesammten bisherigen Besitzstandes: das preußische Gebiet steigt aus 6400 Quadratmeilen, die Bevölkerung auf 23,800,000 Seelen. ... So groß und gewaltig aber schon dieser Erfolg für Preußens unmittelbare Macht ist, so ist er doch nicht das einzige, ja nicht einmal das bedeutendste Ergebniß des wunderbar glücklichen Krieges: größer und wichtiger noch als die Ausdehnung und Erweiterung des preußi schen Staates selber ist dir (demnächst werter zu erwä gende) Befestigung und Erhöhung der preußischen Macht der Hand. Er hatte gleich Shakespeare das große Ge- hcimniß wahrhaften Lebens gefunden, daß der tiefste Ernst mit dem Komischen stet» gemischt sei, das Leben sich nie einseitig, sondern zugleich im Licht und Schatten giebt. Eigentliche komische Bilder, das heißt Kompo sitionen, welche an und sür sich Lächerliches schildern, hat er (obgleich 90 verschiedene Stiche seiner Arbeiten veröffentlicht wurden) kaum vier oder fünf hinterlassen; selbst dann war sein satirischer Pinsel in Bitterkeit ge taucht. Er war sogar in seinen Jrrthümern ein Sitten- lehrer für alle Zeiten! Wer ihn recht erkannt, fühlt den tiefen Zug der Frömmigkeit und Humanität durch alle seine Schöpfungen wehen, und wo er nackt und blank das Laster und Verderbe« zeichnet, ist sein Griffel in sittliche Entrüstung getaucht, die die Sache an sich selber mit bitterer Erbarmungslosigkeit straft; eS gehört nur eben auch sittliche Festigkeit und Kraft deS Geistes dazu, sein Wesen voll und ganz au» ihm zu schöpfen, dies Wesen, das ihn unsterblich machte und scin Ange denken in» Herz der Menschheit schrieb." — „Irrwege. Erzählungen und Novellen von Ludwig Habicht." Zwei Bände. Bretlau, Verlag von Eduard Trewendt. 1866. Der genannte Autor hat sich bereit» früher durch „Eriminalnovellen" vortheilhaft bekannt gemacht; auch die vorliegenden sieben Geschtch- ten (dir achte, „Dunkle Existenzen" betitelt, ist nicht eine Novelle, sondern eine Schilderung von einer An zahl Menschen, die Leben-schifsbruch gelitten und auS behaglichem Dasein herausgeschleudert worden find) be wegen sich mehr oder minder aus diesem Felde. Doch darf man sagen, daß Ludwig Habicht'» Novellen mit mehr künstlerischem Bewußtsein geschrieben find, al» z. B. die von I. D. H. Temme, der bekanntlich Criminalge- schichten d»tzrndw«ise au» dem Aermel schüttelt. Die Gaannlnnß «rtffnet „Fremenurtheil", eine Erzählung, stellung in Deutschland und damit zugleich der natio nalen Macht des deutschen Vaterlandes. — Ueber die Anwesenheit des aus Prag nach Ber lin gegangenen österreichischen Frieden-bevollmächtigten, Frhrn. v. Brenner, wird der „Boh." uuterm 28. Aug. au- Berlin geschrieben: Se. Ercellenz machte kurz nach seinem Eintreffen mehrere Besuche und erhielt nach sei ner Rückkehr ins Hotel den Besuch von saft allen hier anwesenden Botschaftern und Gesandten, mit Ausnahme des italienischen. Se. Majestät der König empfing den Freiherrn v. Brenner in längerer Audienz, an welcher auch Graf BiSmarck participirte. Unmittelbar nach der Audienz bei Sr. Majestät, conferirte Frhr. v. Brenner durch mehrere Stunden, und Tag» darauf abermal- längcre Zeit mit dem Grafen Bismarck im auswärtigen Ministerium. Man will wissen, daß zwischen dem Gra fen Bismarck und Baron Werther irgend welche Diffe renzen obwalteten, welche zu begleichen Freiherr v. Bren ner nach Berlin eingeladen worden war. — Die für die Grenze von der Weichsel bei Thorn bis zur Grenze gegen das Königreich Sachsen bei Sei denberg erlassenen Verböte der Ausfuhr von Getreide, Heu, Stroh, Mühlenfabrikaten aus Getreide und Hül- scnfrüchten, von gewöhnlichem Backwerk, sowie von Rind- und Schafvieh, ferner die für die Grenze gegen Rußland und Polen und für sämmtliche Grenzen dyr Monarchie ergangenen Verbote der Ausfuhr und der Durchfuhr von Waffen und Kriegsmunition aller Art sind durch Ministerialverordnung vom 28. August wie der aufgehoben. — (N. A. A.) Die Commission deS Abge ordnetenhauses sür die Vorberathung des Gesetzent wurfs, betreffend den außerordentlichen Geld bedarf für Militär- und Marinezwecke, hielt gestern ihre erste Sitzung. Der Kriegsminister v. Roon, der Fmauzminister Frhr. v. d. Heydt und die RcgierungS- commissare geh. Finanzräthe Mölle und Wollny, sowie Oberstleutnant Hammer wohnten der Sitzung bei. Nachdem der Vorsitzende, Abg. Slaveuhagen, die Sitzung für eröffnet erklärt, beantragt der Abg t>r. Jacoby, tue Be- rathung der Vorlage bl- zur Erledigung der JudemmtätSvor- läge auszusetzen, da mau doch nicht im Staude sei, einen außerordentlichen Credit zu genehmigen, so lange der or dentliche noch nicht etatsmäßig bewilligt sei. Gegen diesen An trag erklärte sich der Vorsitzende, indem er betonte, daß dies nicht Sache der Commission sei, zu entscheiden, der ja eben seiten des Hauses die Vorlage zur Berathung überwiesen sei. Wolle man den Auftrag deS Plenums erledigen, so müsse man den Gesetzentwurf beiaihen und könne höchitens nur die Be richterstattung bis nach Erledigung der Jndemuitätsnorlage aussetzen. Der Referent Abg. Röpell und der Correier«»» Abg. l)r. v. 8»«a«ntdat waren der Ansicht, .daß allerdings eine definitive Beschlußfassung über den Gesetzentwurf vor der Erledigurg der Jndemnuatsfrage nicht erfolgen könne. Nichts destoweniger aber sei es nicht ausgeschlossen, daß die Com mission einstweilen ihre Borberaihuugen beginne und später die definitiven Beschlüsse zu fassen sich Vorbehalte. Abg. Cor nely stellte den Antrag, cinftweilen die Borträge der beiden Herren Referenten emgegenzunebmeu, die Berathung und Beschlußfassung über die Vorlage jedoch bis zur Erledigung des Jndemnltätsgesetzes auszusetzen. Abg. Frhr. v. Haverbeck stellt den Antrag, die Berathung der Vorlage zwar iryt schon zu beginnen, die Beschlußfassung jedoch bis nach Erledigung des Jndemnitätsgesetzes auSzusetzen. Nachdem der Finanz- minlster sich deu Ausführungen deS Präsidenten angeschloffeo und bervorgchobeu hatte, daß es nicht Aufgabe der Commission sein könne, über die Frage, ob sie in die Berathung des Ge setzentwurfs überhaupt nicht eintreten wolle, zu entscheiden, sondern daß sie eben den bestimmten Auftrag babc, in die Be- rothuug der Vorlage einzutreten — lehnt d,e Commission deu Anttag des Abg. Cornely mit 13 gegen 8 Stimmen ab und erklärt sich, nachdem der Abg. vr. Jacoby seinen Antrag zu- rückgczoacn hatte, für den Antrag des Abg Frhr. v. Haver beck. Dann beginnen die beiden Referenten ihren Bericht und heben hervor, daß sie sich, weil die Motive za dem Gefebent- wurf nicht genügenden Aufschluß zur Begründung der For- derung der Regierung gegeben, von dem Herrn Fmanzminister weitere Auskunft »n Betreff der durch den Krieg entstandene« Ausgaben erbeten hätten. Diese Aufschlüsse seien ihnen in der entgegenkommendsten Weise geworden. Referent Abg. Röpell macht hieraus Mittheilung über die für Kriegszwecke gemachte« AuSgobeo, über die verschiedenen Einnahmequellen, aus denen die Gelder entnommen und zu deren Deckung nunmehr der außerordentliche Credit vom Ministerium verlangt wird, und endlich über die Geldsummen, welche entweder beieüs eirme- gangen sind, oder aber deren Eingang noch erwartet wird. Die Angaben des Referenten erwiesen sich nicht ganz genau und waren io den einzelnen Posten nutzt mit einander überei«- welche durch psychologische Feinheit in der Charakteristik und durch seltenen Spannungsreiz in den Vorgängen ungemein fesselt und Antheilnahme hervorruft. Glatt und sorgfältig stilisirt find aber auch die übrigen Er zählungen, wie „Zwei Witwen", „Nur eine Magd", „Eine schwere Zunge" u. s. w., so daß man sie immer hin zu den ansprechender« Werken, die dem Unterhal- tungsbedürfniß entgegenkommen, zählen darf. Erhebung und Trost, wie der echte Dichter spenden soll, kann man freilich nicht immer au- „Irrwegen" schöpfen. 's Der landwirthschastliche Verein von Com- pisgne wendet sich in einem Circular an alle ähnlichen Vereine und an da» landwirthschastliche Publicum über haupt, um eine Eubscription für einen Prer» von 100,000Frs. zu veranlassen, welcher sür Erfindung eine» neuen mechanischen Mittels zum Betriebe der Goden- cultur, da» alle bisher bekannten landwirthschaftlichen Maschinen rc. übertrifft, ausgesetzt werden soll. Der Minister des Ackerbaues wird ersucht, die betreffende Jury zu ernennen, und der Urtheilsipruch derselben würde im Jahre 1868 erfolgen. Die Unterzeichnungen haben bereits begonnen, und eS unterliegt keinem Zwei fel, daß'die genaunte Summe bald zusammen gebracht sein wird. 1° Für das in Aussicht genommene Pariser städtische Museum hat der Municipalrath da- durch die Sculp- turen I. Goujon» bemerken-werthe „Hotel Carnevalet" angekauft. Hierdurch bleibt der Stadt zugleich ein schöne» Baudenkmal. Die Landsleute de» Dichter» Burn» beabsichti gen, dir Hütte in Alloway bei Ayr, worin derselbe ge boren, anzukaufen, um sie ihrer jetzigen profanen Be stimmung (e» wird nämlich fett 60 Jahren Schenkwirth- schaft darin betrieben) zu entreißen und dem Andenken
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