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Dresdner Nachrichten : 08.09.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187909085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18790908
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18790908
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1879
- Monat1879-09
- Tag1879-09-08
- Monat1879-09
- Jahr1879
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 08.09.1879
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»« Eii»edtti«„ M»ri«nftr«ti II. Ut»n«,men>«»rki» »lert»l>ai,rUch I I»ark L« Plge., durch d!k Poft > M»U ?L PI». Stnirl. «lumm. W P,,?. »u>li,e 34000 «remdl. Ul>rdirSIll(s«ade rliiLelandlrrML- »ullllple inachl »ch dir Redactto» nicht orrdindUch. Si>I«raI,n.«niiadme »ulwdrt», H»»!«»»«!,, u. >», >««>«» In Lim» »ur«. «rrlln, A»rn, Lrldjl,, > vrrdlau, Iran»»« a. M. — Au». M«n» m P«rlt». orlptsti. Ivlen, Hamdur». ssrnnUurt o. M.. MUn» che». — S»ul>« »<t«. tu IranIIurt a. L7. — «uiraur d. ..Allvalid,«- >«llk". v«Ut«r » 0». In Parl». lstdiAachri Tageblatt für Wolitik, Unterhaltung, Geschäftsverkehr. LSrsendericht, FremLeuliste. Mstrebaeteiir: vr. Lmll Für datz Fcuill.: Druck und Etacnthum der Herausgeber: ^>c LLotcUttrtll in DreSde«. Verantwort!. Ncdactciir: llelorrtcl» L vlilviila » Dresden. gillrrote werden Maetensieitz» >> dir »>dd«. N M,l angcnominrli» SonniugidirMinagS lLUdr. I» NruNadl nur an icSachlniugrn: ar. «lollrrgall, Nr.Lbi»Nachul. 4Uhn — Der Raum einer cinIpaNiain Pil.ItrNelalletIäPI>>e. lr'iigriaudt dte Zeile M Psgc. litne Garantie iiir dar niichft« »«»>«« iilicheinc» der Inserat« wird nicht geneben. AurwSrlige Annonce»» Anstriige van uni »nbelaiiineii liiiine» und Vertonen imer'.ren wir nur gegen !prä»»,nern»»o,Zal>I»»g durch Brietmarlen oder PoNrin^ahIung. ANit Lilbc» lallen Id Ptge. In serate sür dte Mouiagr.Rümmer »dernachtlne», .reniagrdie Petit- leite a(l Pi ge. s Ko ^ ZZ n i» ^ 8c>ilo88-8trit8!jo 14, oi»ot ck t)o., ^ lll>^t>>llt>,or <Ioi 8>>oit!i«aiisr, ^II- uuä Vsrlritut' ullvr LISLlspspIsps, pfLnftbi-ivfv, /^etivn sto. ^usrakluoß ullor Laupous. Dnsnt^altliertis Lonirvls clor Vorloosung ullvr ^Vsrtdpnpiors. FII08 auod auf krieftictiom >Veko llomlellslvilv für HVscftnvI. ILuüoir Lo^vr, 4okanues--zltoo 14o. 7, Lvdvu 6ak6 Xuoise. I'üpvloi» unü Koii8lvr-1ioulvrtux releftlislligrlv ^usKtalil gvv/öftnlicftvr, «l« «uok fomsr ^ac-iivn joüon Konres r-u >!>>» tiilti^siv» ifteisnu. Dapoteu-Idostur von 8 bi» 18 8tüelc. Proben nli<A a>i8niirt8 franco.^ Rr.LSI SI.Ialirg. 1879 Witterungsaussichten: Veränderlich, stellenweise Gewitter. Sientste Telkgramme ver „Dresonrr Nackrtchteu." K o nsta n t i n o vel. 7. September. Nachrichten aus PHI- tlppopcl vom 5. tü. zu>o!cic »ab,» tie curopälsche Konuntislon bte Motive Nlngö de^Sallch der Douauen a»; die italienischen und ruisischcn .sloniintssaic enibieiten sich ber Vbstiinmuna. Die Kom mission beschloß, »achtel» bic Tagcöerbnuna erschbptt, dte Sih. ungen bis zu der seitens der Viortc Im Einverneinnen mit den Botichaitcrn zu erlassenden Wiedercinbcrusung zu vertagen. Der griechische Konsul richtete an die Kommission kaS Ersuchen um Interpretation des Artikel 20 des Statulö. Die ftrage wird wegen ihrer Bedeutung demnächst in Äcmäddeit des Reglements geprüft. Dresden. 8. September. — Eine scbr anscimliche Beute ergab die KLnigi. Jagd In voriger Woche aui Schandaucc Revier. Der stärkste Hirsch, einen Zebncnkcr, wurde durch einen Meisterschuss Lr. Maieslät erlegt; das schöne Ttner brach bei völliger Flucht Im j>cucr zu sammen; weitere il «tück Hochwild wurden aus ftchstclwikcr und Rcinbardtsdoricr Revier erbeutet. DaS Jagtsrltbüück am legten Iagdtage wurde »och besonders durch die Gegenwart I.M. der Königin verherrlicht. Wie alltablitl'. traf die höbe Frau am Sonnabend Rachnuttag pcrErtrazug in Schandau cin und tubr in bcrcitslebcnkcn Eauipagc» mit bobem Gciolge, bestehend aus zwei Holdamcn. d-'in Oberbo marichall icre.v. Könncriv und de» beiden Kammerhccrcn v. Nilnkwitz und v. Miltih, unter Führung des Forstlnspcktor Funke über lllcinhardtsdors zum Rendezvous im Walde. Ein kleiner Schandaucr Dampscr brachte die hoben Herrschaften nach cinacnommcncm F-rübslück nachHerrnskretiche». von wo der Edmundögrund besticht winde. Der Abend vereinte die hoben Gälte in der Villa „Eare-la" zu Schandau, wo ein brillantes Diner den Abschluss der diesmal besonders schönen Jagdtagc bildete. — Am Dienstag finden die E rg ä nz u » g ö wa hl c n zum sächsischen Landtage statt. Ist auch eine besonders leb hafte Agitation nicht zu Tage getreten, so lässt sich doch über den Auolall der Wahl seht »och kein Unheil satten. Mil Kandidatcn- Aufftcllunge» ist man »lebt besonders sparsam gewesen und in einigen Wahlkreise» sieben sich deren nicht weniger alS 4 gegen über. Bedauerlich ist die Spaltung der OrbnungSparlcicn. Die Socialdcmokrale» haben im Stillen eine ungemeine Rührigkeit ent saftet. Für l7 Wahlkreise sind iocialdemokraiiicheKandibatcn ausge stellt, von denen allerdings nur 10 offiziell" sind, wahrend die Uebrlgen 7 dazu dienen, die Häupter der Getreuen zu zahlen. ES eankidiren : in Dresden-Altstadt: Kfin.E. L. Aulhorn icons.), Kfm. Aug. Waller itortschr.). 1>v. v. Bose (soe., nicht „olsicicU"»; Dresden Neustadt: Hplin. a. D. Käusscr ftons.l, Kim. E. A. Mörbe iforlschr.t, Impfarzt 11r. Ehalibäuö inat.-lib.t, Vahlteich isoc.s; Leipzig-Stadt: Konsul de Liacre lconi.s, Kim. CichoriuS inat.-lib.»; Ehemnih-Statt: Sekretär ftiuppert iEvinpromiss), Vahitclä, isoc.i; 2. städt. Wahlkreis fV'auhcn. Kamcnzle.s: F-abr. Hlidcbrandt: im <». städt. WavlkrciS lFiciberg .'e.l: Geh. Forfi- raib Iudeiel, ,eoni >, Stattrath Nftüllcr ,nat.-Iib.>; >1. städt. Lftahlkreiü lGrlmma, Eoitih re i: Bürgermeisler Aftillcr <con- scrvativl, Professor Koch tnational-lit'erals; 12. städtischer Wahlkreis iBorua, Pegau ;c.l: Eouditor Hosmann lunbc sllmmk. von den Eonscrvatlvcn unterstützt), Bürgermeister Abnert sliv.t; >5- statt. Äi-ahlkr. fGIanchau .'c.s Tucbbdir.I.G. Lochmann tcons.). Buchhdlr. Fintel idcmokr.), Dtrector Uhle oiat.-lib.; Director Kiemicb. welcher seitens der Sozialdemokraten vier aufaeftcilt war. ist zurüftgetretcus: lll. städt.Wahlkr.lAnna berg :c.» Amtshauptmann von Bcrncwitz; 21. städt.'Wahlkreis iWildentclö .>c.» BürgermeisterE.ucrncr icons.), Stattrath Sciiert i dem.,. Bankier Georg! i nat.-lid.s; 28. städt. Wahlkr. (Plauen l. V. :c.> St.-Anw.l)r. Hartmann (conl.i, HandcltkammcriekretärKir- bach inat.-lib.». Adv. Pultrich (von de» Sozial dem. unterstützt»; 24. (ladt.Wahlkreis (Oclünip re.» Adv.Dpitzicons.», Handelökammcr- tckr.Kirbach in.-l.); 7. läntl. Wahlkr. (Ger.-Amt Bischofswerda ?c.»GuIöbcs. Pähler: lO. länbl.Wahlkr. iG.-A.Dresdcn» Amis hauptm. Berndt«eons.), Liebknecht (soz.); I l.ländl. Wahllr. (G.-2I. Stolpcn re.» AmlShauptm. v. Ebrenilcin (coni.s, GutSbcs. Mai (iortichr.); 16. ländl.Wahlkr. >Ger.-A. Zharandtre.): ütittergutö- bes.v. Leidewitzicons.), Fabrikdir. Grahl (iortschr.», Vabltclä' (soe.»; 18. ländl. Wablkr. (Ger.-A. Nieisjen re.): GutSbcs. Klopfer (eons.); I!>. ländl. Wahlkr. iG.-A. Grohenhain»: Gutsbesitzer Richter-BaSlitz (cons.); 20. ländl. Wahlkr. (G.-A. Dswatz lk.): Rlttcrgulöbes. Günther (eons.»; 21. ländl. Wablkr. (G.-A. Wur- zcn re.): Rittergulöbcs. Gadegast scons.»; 24. ländl. Wablkr. (G.-A. Leipzig»: Reg.-Ratv Wittgenslein (eons.), Fabrikbesitzer Ierrmann (nat-lib.>. Bebel (soc.s; 27. ländl. Wahlkr. (G.-A. Waldbeim re.); Pros. Richter-Iharandt (eons.); 2tt. länbl. Wahlkr. (G.-A. Rochlltzrc.): RlttergutSbet. Knechte! (eons); :io. länbl. Wahlkr. (G.-A. Ehemnltz): KrelSsccr. NlSdiuS (eons.); Pros. Kellerbauer (nat.-lib., Ist zurückgetreten». Vahlteich (soe.); »:«. ländl. Wahlkr. (G.-A. Zschopau rc ): Erbgerichtöbes. Hess- inaniKcons.); 38.ländl. Wahlkr. (G.-A. Glauchau rc.): Ritter- gutSbes. Gelbcke (eons.); 40. ländl. Wablkr. <G.-A. Zwickau»: Rittergutsbesitzer Mühlmann (eons.). Adv. Puttrlch (von den Socialtsten autgestellt». — Der Führer der Jungezechen, Ilr. S ladk owSky, der wegen seines Gesundheitszustandes auf sein ReichStagSmankat verzichtet hat, begiebt sich zur Kur nach ber Kaltwasserheilanstalt JohnSbort bei Chemnitz. — Der neue Bürgermeister von Oelönttz ist Herr Advokat Heppeaus Buchholz. - In Trachau ist eine zu Gunsten deS sozial-demokratischen Lanttagskandidatcn beabsichtigt gewesene Volksversammlung be hördlicherseits verboten worden. — Vom 14. bis mit 20. dies, bleibt wegen Räumung teö WeisierltzmüvlgrabcnS das sogenannte mittel- und niederplaucnsche Wasser abgeschlagen. — Die OmnibuS Nation am Altmarkt muf», der Holz- umpflaftcrung wegen, während ber heutigen Vormittagsstunden einstweilen auf den Schlosiplap verlegt werden. Von 2 Uhr an fahren die Wagen wieder regelmähig vom Altmarkt ab. — Hel goland 11. Vor drei Tagen strandete bei starkem Nordwesttturm aut den rothcn Klippen ein riesiges amerikanisches Vollschiff, ein Dreimaster mit einem Bauwertb von 240,000 Mark und 92,000 Mark beklarirter Fracht (Guano). daS 80 Tage von'Südamerika verfuhr und hier Angesichts der Küste elend zu Grunde ging, nachdem die Mannschaft, 34 Personen, und der Kapitän mit Frau und zwei kleinen Kindern daS nackte Leben sich erhalten. Hierbei trat denn der alte Charakter der Helgoländer scharf zu Tage. Die Mannschaft zu retten wagten sic ohne Augenzucken brav ihr Leben. Aber „dann war'S alle, ein Säfiff Ist von Holz", „ein Schiff kann man neu bauen" — so philosophieren sie mit der größten »Ruhe und so warb daö ret tungslose stolze Schiff 3000Schritt vor den Augen der erschreck ten Badegäste binnen 48 Stunden zum Wrack und setzt ist kein Bret mehr zu sehen, nachdem die Plasten längst im Sturm über Vorv stürzten. Und die Helgoländer? Nun. die haben V» Ber- gnngvlvhn an alle hcrangcschwemmten Theile. Und alö diese beisammen am Straub lagen, iand — drei Tage nach dem Scheitern — eine Auktion der Trümmer statt, I» dee die biedere» Fijcher diese sür ca. 4>»> Mark (!» erstanden, aus diesem Erlös das Drittel erhielten und nun auch noch daS gesammtc Ma terial besitzen. Eine Stunde zuvor ging der Auörulcr herum und schrie: „Wä... von dct Wrack en Deel odert Sct'cp koopen mag, tä zall an Hali II in de Auktion kommen." Daher erklärt sich also daS kajütenmäsjige Anolehcn terHäuSchcn. Pionen, Thüre, Spiegel, Sopha — dao rührt nicht seiten von solchen Schiffvbrüchcn her. Jeder nennt den anderen Du und ist ver schwägert oder sonst verwandt mit Ihm und die „Regierung" be sieht aus einem Gemeinverath. der nie etwas schriftlich proto- kollirt, sondern nach bcn alten Satzungen mündlich Recht ivricht. Kommt eö ja einmal zu einem Prozesj und der Beklagte erscheint nicht, so ist die Sache ans. Allerdings, schwere Verbrechen sind hier unbekannt. Und England ist so klug, a» den alten Satzun gen nicht zu rühren. So lebt man denn wochenlang im intimsten 'verkehr mit de» wetteriestcn. crnslc» und gciälligcn Flsciiern und lernt ihr eigentliches Wesen to.h nimmer kennen. Einmal verfügte man in London, das, gewisse Strandrcchiöübcrgriffe gegen havariric oder gescheiterte Schine, unweigerlich ferner mit Deportation der Malestftantrn geahndet werden solle. Aber der Gouverneur meldete lakonisch: da müsse er alle Männer der Inicl tepor tiren lassen - und die Regierung in London schwieg. Hark ist die Arbeit tm Winter, karg des Schiffcro und Fischers Loh». Wie den Bergmann macht auch ihn rer Kamp» mit der Gciavr fromm und ruhig. Aber ehne Licht ist auch dico Leben nicht. Eine Fülle der reizendsten Kinder. 6, 8 in jeder Familie, ver schöne» die Mnseiftiiften der gebräunten Väter und Groschätce. und wenn sie. müde find 8 vom Nachtiang heimkchicnd, am jedem Arm so ein herziges klcjncö Wejcn mit oilthübichcn blaue» Augen und blonde» Zöpie» tragen und schaukeln, da nimmt sich dicic Klndcriicbe gar prächtig auö. Ilchcrardcltct sehen die Männer aus. schlank, lein von Zügen und iast schön die meisten Frauen und Mädchen. Unter sich lösten die Helgoländer, trotz aller Bemühung der Pfarrer, eine Art Probe-Ebc kennen, daS heilst völlig intim verkehren können alö „Paar" bis zu einem entscheidenden Moment — und von da ab ist die Ehe ein Plus»: nie bleibt da ein Mädchen sitzen und wenn ein Bursch biS Australien gesegelt wäre, er muh herzu und bcirathc». Der äutzerc 'Anstand der Einwohner ist ebcnjo angenehm wie die inne re» Sittcnbegrisie Ihnen Ehre machen. Bet ihren Tänzen und Spielen hört man seilen ein roheö Wort, was bei der Rusilcität der Figuren und Kostüme doppelt austallt. In der National- klcidung ändert sich nur sehr allmälig etwas, im Grunde steht sie, wie sie allbekannt ist, lest. In den LcbcnSgcwohnhcitc», in Sprache, in nomincin Aberglauben (Visionen Einzelner, we'chc die zur See Gehenden >m Traum alS Leichen sehe» rc.s. trotz allem scharten Verstände, erhielt sich Altes gleich nnv wird sich c> haften, da ja jede Vermischung mit der Auhenwelt durch die insulare Lage und durch den Volkscharakter sasl ganz ausgeschlossen ist. Wird dieses iremdiprachige, aber echt deutsche Völkchen, daS 6—8 Stunden über Bremen unv Hamburg aus einsame» Felic» nistet, einst noch deutsch? Und wird man ihm auch dann seine selbstständige Art und Weise gönnen? — Gegenüber dein Chausscchauie an! dcrLöbtauerslrasie hielt am Mittwoch ein Kchlenwagen. Plötzlich werte» die Pi er de unruhig unv iahrcn seitwärts mit der Deichsel in die dort be findliche Kaffechnte hinein; der Kutscher, schnell vom Bock, drängt die Picrde zurück, stürzt aber und cs werten ihm beite Beine derartig übcriahrcii, daß schon am nächsten Tage eines amputirt werden musste. Zn Zwickau bat sich am Freitag der dortige Berg arbeiter Job. Göttlich Braun mit einem Teschln in selbstmör derischer Absicht eine Kugel durch die linke Brust geschossen. Die Die Kugel har den Körper richtig durchbohrt, den» sie drang zum Rücke» heraus. Der Sctmsi ist vielleicht nicht einmal tötttich, Len» vorgestern lebte der Mann noch. — Durch eine mit Wasser geladene Flinte tödtete sich am 5. dies, in M ülsen Lt. Iacob der Weber nnd Hausbesitzer Gottlob Schulze, ein allgemein geachteter, von Jedem gern ge sehener Mann. — Ein couragirtcr Selbstmörder, der im Krankcnhausc zu Crimmitschau untergedrachte Handarbeiter H., klingelte am Donnerstag dem Wärter unv bat, aut icineBrust zeigend. In der bcrctlS cin Mciicr stak, um noch ei» schärferes. Selbstverständlich wurde diesem Verlangen nicht Folac geleistet, sondern der Lebens müde in besondere ärztliche Behandlung genommen. — In einer Spinnerei in Kirchverg gcricth am Freitag eine Frau in daS gebende Zeug, wodurch ihr der rechte Arm zweimal und der linke Ohcrschcnkel einmal gebrochen ward. — Am Donnerstag warb ln daS Adorf er lAmtSgetängnIß wieder ein Nsährlger Bursche etngelieftrt, welcher sich ber Unzucht mit einem Kinde schuldig gemacht bat. Diese Ver brechen greisen riesig um sich. — Am 4. dies, fuhr der 18Iährige Sohn des Viktuallen- unv Federvichhändiero Damm sn Kretnitz mit Geschirr von Dresden, wo er Federvieh verkauft hatte, nach Hause. Auf der Straße zwischen Gohli» und Krelnltz ist sein Wagen, ln Folge einer noch unenldeckten Ursache, umgeworftn und er dabet so schwer verletzt worden, ratz er kurz daraus In seiner Wohnung verstarb. — Oeffentliche Gerichtssitzungen. Durch die Verurtbeiftmg deS „PrivatuS" Johann Friedrich Hollmann ist ein Mann von der Bühne deS öffentlichen Lcbcnö verschwunden, dessen Wliksamkeit sür das Publikum mit dem Ruin zahlreicher Personen Hand in Hand ging. Wer je den alten Sünder im weißen Haar zu Gesicht bekam, ohne Näheres über dessen er bärmliches Treiben zu wissen, mochte wobt glauben, er habe einen biederen Allen vor sich, und so manche leichtgläubige Seele ließ sich von dem über alle Begriffe erbärmlichen Menschen umgarnen und bis anl'S Hcmv auözlehcn. Hollmann stand, so zu sagen, als ein Unicum pcrsonificirtcr Schlechtigkeit ver seinen Richtern und die öffentliche Meinung trat in seltener Einstimmigkeit gegen Hollmann in den Vorder grund. alö der Stab über den Verbrecher gebrochen war. ..Holl mann kennt die Gesetze, Hollmann iS schlau", diese Worte waren stereotype Redensarten deS Angeklagten und sein vermortcn- schtauer Charakter machte auch dem Gericht nicht selten zu schaffen. Doch wir halten un» zu lang bet der Charakteristik deS 63säh- rtgen und wobl von den meisten Bewohnern der Residenz gekannten Sünders auf und bemerken nur noch, baß Hollmann bereits wegen Urkundenfälschung, Diebstahls,Winkel,christstellcrcl unv Bcamtennöthlgnng bcstrait worden ist. Leugnete ber A»gc> klagte auch mit einer grenzenlosen Frechheit, io war er doch seiner Vcrurthcilung ganz gewiß, wenigstens sprach er dem Herrn Verlhclklgcr gegenüber am entscheidenden Tage vie Hoffnung auS, „Waldbeil» z» kriegen", da eS Ihm in Zwickau nicht zu behage» schien. Die Anklage bezog sich au» Privat »Urkundcmälschnng, Untreue und Betrug und sei auS der unstänglichen Beweis aufnahme nur elncö Falles speclell gevacht. Hollmann erhielt Dresden. 8. Leplembei'. vo» einer Frau Labnde de» Auftrag, am Grund eines Wechsels den darauf auogcsteUlcii Betrag von 2(io Ri. cuunkiagen und zahlte auch sofort c te Valuta an die L. ans. verlangte »her über eie ertolgte 'Auszahlung etwas „Schriftliches . In fiiucc gewöhn lichen Manier bewog er dünn die Labuda. uni ein Stuck Pa pier, daS bereits mit dem Name» e ncc in (röchen verstorbenen Frau Slibcrmann versehen war, ihren 'Au,neu zu schreiben. Die Frau Labuva war überzeugt, daß der 'Angeklagte nur einen aus den Empfang der von ihr crhallcne» Wc bicisumn e bezüglichen Vermerk nicderschrclbc» necke. I» der :bai ».'nutzte aber Hollmann die beiden Unterschriften zu, 'Amemgu»,, cii eö Darlchns- und Bürgschafts-DoeuincnkS über 2oo Mark mit pro Mark und Tug '/u Pfennig Zinsen icr machte auch ähnliche Manöver, webel er pro Mark und Tag 3 Pfennige Ziufen in 'Anrechnung trachte) nnd machte ec später, man staune - aut Grund ticicS Schriftstückes eine Klage anhängig. In einem an dere» Falle klagte der 'Angeklagte einen ihn, von der Labnde übergebenen Wechsel von 1500 Mark aus seinen eigenen Rainen ein »nd crlchwindcfte er sich dadurch cf» Hiltc-pfandrechs am Grundstücke der Schnftnerin, während er die Abirctung dessel ben a» die Wechselgläubigcrin verweigerke n. s. w. Nachdem sich der schlaue Betrüger möglichst bcmülst hatte, Wirr warr in seine Vernehmung nnd f» die Zeugenaus sage» zu bringe» und um sich wo! liegen KantS aus der Schlinge zu ziehen, viele Maie ans'Aucdrüclc, wie „itcistnch" nnd „Berech nung" 'Bezug genommen hafte, bcantraatc Herr Sta.stc-anwalt- ichaftoassessor von Beschmutz die Vcrnriheiiung des Äuget agten wegen sämnstlichcr 'Anklagen. Die Vcrthcikignng führte Herr Advokat Sfiueck. Daö > rkcnntniß lautere, w c schon berichtest, ans 4 Jahr 2 Monate Zuchthaus nnd .'> JahreEl'rcnrc.i tSvcrluit.— Der Unicrichlaaung angcklagt erscheint der vormalige Gcnicintc- vorstand und Ortcrichtcr Johann EbristianBallmann anoSIcin- bach vor dem Vo» Herrn Iustizralh vo» Göphmbt präsidirtcn «-chösseiigcricl t. B. verfügte zunächst in seinen Nutzen über ein der 'Altgcmeinke zu Stcinbaä' cigentbünilich zugehöriges Kassenbuch der Sparkasse zu Ratcburg mit einer Einlage von >18 M., that ein Gleiches mit einem llun anvcrtraisten cspar- kasscnbuchc teö Kredit- und Vorschnßvcrcins zu GrosjditlmannS- bort über 106 M. und unterschlug übrigens Inögciammt noch ver einnahmte Iagkpachigcstcr !m Gesammtbeteage von >16 M. Dem Antrag teö Herrn Staatsanwaltichattcasscssor von Beschmutz gemäß wurde Ballmann zu 10 Monaten Gciängnii! vcninheiik. - - AngekündIgte GerichtS - Vcrhandl unge n. Heute Vormittag N Hauplverhandlung wider den Handarbeiter Earl 'August Dobcck auö Dorsstadt bei Falkenstci» wegen Falsch münzer! s. - ASitterungö-Beodaüitung an, 7. Septbr., Mitt. i Uhr. Barometerstand ». Oöcar Bösolt (Wallstr. 19»: 760 Millimeter (seit gestern unverändert». - In Aussicht: Veränderlich. - Thcrinomctrograph n. Rcaumur: 23 "W. — Differenz von gest. -u heute 12 : — niedrigste Tcmp. il" W., höchste Tcmp.23?W. Die Schlosfthurmtahnk zeigte Süd-Ost-Wi»d. Himmel: tiinslig. — G>bl,vl,e inDreSde». 7.Splbr.,Milt.: ft)4 Cenr.imtcrO. — Wasscrwärme der Elbe am 7.Seplbr.: 16'/-Grat 1i. Ni Kcntllelon. Z Königl. Hoftheater. Altstadt. Die schon seit eraumcr Zeit tür die hiesige Hoibühnc arigcnoniincnc Oper uy Biaö, Text nach DormcviUc. übersetzt von nnierem be kannten MnsikkeitikcrKarl Niese. Musik von Fil ippoMarchcfti, ging am Sonnabend hier als Novität und übcrbanpst zum ersten Male über die deutsche Bühne. Die vicractige Oper erwarb sieh durch ihre ihhihmijch recht munter angelegten Melodien, intcressanre Orchettralion und durch die gesanglich dankbaren Solo- und Enieinblcsätze einen genügenden Achtungserfolg, von dem aller dings 7', Proccift aus die Tüchtiakeit rer austübrcnten Künst lerinnen und Künstler zu rechnen sind. Der italienische Eomponist, in Mailand lebend, mag ichon so manches O b»S gcicluicbcn und herausgegeben baden, wenigstens zeigt die Iiistrumciststion und Mache den gewandten Mlisik-Tcehiiiler; die Originalität seiner Musik ist allerdings minder imhonirend, man befindet ncv vielfach Bekanntem gegenüber und mciist, man müsse Dies oder Jenes schon einmal bei Verdi, Donizetti. Bellini rc. gehört baden, namciftlich kominircn aber, und zwar bei ernstester Stimmung und GcfühIScrregiing, die lustigsten Walzer-, Ländler- oder Polka- Motive eines Strauß, Lanner, Labitzky. welche uns der Componist mit einer Naibetat vortührt. alö wäre eö vollständig In ber Ord nung. einen VcrgiftiingS- und Stcrbe-Proecß vom lustigen Drei- achkcl-Takt umgaukeln zu lassen. 'Auch die Hantluna des Stückes, aut einer Tragödie von Victor Hugo beruhend, intercssirt uns eigentlich wenig und bringt io furchtbar verzerrte Ilnwahrschein- lichtesten, daß es dem Uebcrsetzer gewiß schwer geworden ist, daS Ganze in einer für unö genießbaren Form deutsch vorzutübren. Herrn Niese war die ganz besonders schwierige Aufgabe gestellt, die deutschen Worte der Marchetti'sehen Musik rhythmisch und gesanglich praktisch anzupassen, und ist ihm dicö auch so gut ge lungen, daß Componist und Verleger die Schanz'schc llebertebiing verwarfen und rleNlese'schc für dlc hcutschcnBühncn acccptirten. Der I.Act verlief ziemlich uninteressant, während Im 2. Acte besonders Vcr fein nüancirte Chor a espolla ansprach, obgleich hie von Fräulein Reuther reizend gelungene aber im Ganzen höchst triviale Ratten- und Katergeschichte die Stimmung vorder etwas dcrab- gedrückt hatte. Auch der dritte Act war zum Tbeit uninteressant; costümlich trappirten In der ersten Scene dte von den Mitglie dern deS geheimen RatbeS vorgetübrten neuen Rictftcr-Taiare mit Barel, ganz nach Müller'schem Musterschnilt. Die plötzliche Umwandlung dcö iiebeschmachtenken Ruy Biaö in einen Patrio tismus predigenden rctormatorischen StaatSkanzler mit Volks» reden S la Mienzi, gehörte zu den psychologischen Widersprüchen, von denen daS ^ulet wimmelt. Der vierte Siet steigerte sieb be sonders in dem Schluß-Duett deS Ruy BlaS «Herr Riese) mit der Königin (Frau Sem brich), in welchem der vorgenannte Prlmo-Tcnoro einen Stimmsond entwickelte, der geradezu über wältigend wirkte Frau Sembrlch, die anmifthigc liebliche Nach tigall, entzückte mit der silberrelchcn Stimme durch Zartheit »nb innige Färbung teö ToneS. wen» auch die dculsche Dcclamation der begabten Künstlerin manchmal noch nickst ganz correct von den Lippen stießen will. Die Herren Bulß und Decarli setzten die ganze Größe Ihrer Stimmmittel und GetangSkunst daran , um vollendete Leistungen zu bieten. ebenso thatcn die, mlndcrbcschätttgten Fräulein Nanitz, Herren Gutschbach, Sachle (diesmal nicht bloß beurlaubt aut dein Zettel), Eich- bcrger, Tein Pesta rc. ihre gifte Schuitlgkcit. Daö Orchester leitete Herr Kapellmeister Wüllncr und Herr Conccrtmcistcr Rappoiti mit irischem Schwung und hingehender Verve, die ge- sammrc musikalische AuSMcung war bis in die kleinsten Details musterhaft und wurde durch nichts weiter gestört, alö durch eine peinlich lange llinziigSpause bei der Verwandlung in der vierten Scene teö dritten AckcS. 11. P IN 11. A l be rtth ca tcr. In Herrn B ül l er. Mit glied des Züricher Theaters, lernte dao Publikum am Sonnabend einen Komiker kennen, der von allen bisherigen Aspiranten
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