Suche löschen...
Dresdner Nachrichten : 24.01.1871
- Erscheinungsdatum
- 1871-01-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187101248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18710124
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18710124
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1871
- Monat1871-01
- Tag1871-01-24
- Monat1871-01
- Jahr1871
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 24.01.1871
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Mcheiirl: Täglich srütz 7 Uhr. Ansenüe wcrdr» angeuvmmrn: bis Abends 6, SonntagSr VIS Mittel) l2 Uhr Marienstrahel»; in Neustadt: Buchdruckrrri von Joh. Pähl er, gr. Klostergasse ». Anzeigen in dks. Blatte finde» eine rrsSlgreichr Verbreitung. Aufl«ser so.«»« Exemplare. v LI W l'E kff !-':j /I? t-j W m »0 p-.j -1 'r-'j t;Ä kü 8 K K k 8 kZ ö A ff-Ii-r ^ ^ Pa «s k/.z ^ U k ^ Tageblatt für Unterhaltung und Gcschästsverkchr. L Druck und Eigenthum der Herausgeber: Liepsch k Ntichardl. — Verantwortlicher Nedacteur: Julius Rtlchardt Monnemenl: Vierteljährlich 20Ngr. bei linrntgeldlichnrie« seruug in's Hans. Durch die Köuigl. Post vierteljährl. 22H,-Ngr. Einzelne Niiminerr» 1 Ngr. Anftralenpreise; Für de» Raum ein« gespaltenen Zeile: 1 Ngr. Unter „Eingesandt" die Zeile 2 Ngr. Nr. 24. LechS;eh„ter Jahrgang. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Dresden. 24. Januar. s — Der Superintendent zu Pirna, I)r. Friedrich Julius Hermann Schluriek. ist zum KIrckicn- und Schulrat!' bei der Krciötftcetio» zu Dresden ernannt worden. — Nach einer Bekanntmachung des Gcncralpostamkcö von, lv. d. Ni. werden nunmehr auch Briese mft Wcrtbpapicrm nach Nom zur Beförderung angenommen und zwar vis zu einer Bc- tragöhöhc von man» Lire oder 8«st» Thlr. Die Prieic, die mit Kreuzcouvert und sünf Siegeln und mit der Bezeichnung „via Oesterreich" versehen sei» müssen, dürscn nur ein Gcwiclft von 15 Voth haben. — Feldpostbrief eines Grenadiers der 8. EomHignic dev Greiiadicr-NegiinentS Kalser-Wilhcln» Nr. 1«l: Scvran. de» 1<>. Januar 1871. dNci» lieber Baker! Zweck dieser Zeilen ist, Dir zu melde», das! ich bei dem Borpostengeiccht rcip. nächt lichem Ucbcrsallc in der stacht vom l4. zum 1.'». Januar glück, lich durchkam und dürfte eö Dir nicht uninteressant sein, etwas Näheres darüber zu hören: Am Sonnabend Nachmittag um 5 Uhr bezog meine Lompagnie die Feldwache dir. I, »reiche sich rechts von dem nur von Franzosen besetzten Orte Bonth befin det und ich erhielt den andersten Posten, der circa IWo schritte der Feldwache vorgeschoben war. Meine erste» zwei Stunden schraubte ich ab, ohne etwas Verdächtiges zu sehen und zu hö ren; cs war entsetzlich nebelig, so das; man kaum 8« Schritte weit sehen konnte und ich daher froh, alS ich wieder das Wach lokal, in einem verlassenen Nitlergntsgeböitc ansgcschlagcn, be treten konnte. Hier setzte ich, eine Eignere rauchend, mich vor den Kami», wo ich bald cinnicktc, wurde jedoch bald wieder geweckt durch eine Granate, von den Franzosen herübergeschleu dcrt, welche dicht neben unserem Hause cinschlng. Sofort war die ganze Mannschaft munter, da indes; dieser Granate keine zweite folgte, machten wir cs uns, nichts Schlimmes atmend, wieder gcmüthlich. — Kaum hatten wir uns jedoch ' Stünd chen unterhalte», als unsere Vorposten begannen tüchtig zu knallen, cS war 2 Uhr Nachts, so das; wir schleunigst nach den Gewehren Uesen, die im Hofe zusammcngcstcllt waren. Im Nu batte Jeder das scinigc in Händen und unter Führung unseres Hcrrv Hauptmanns von Zcschan stürmten wir zum großen Hos- thorc hinaus, wo unö scbon die Franzosen mit fürchterlichem Gebrüll: o» avant. ailo/,, Imrraft !c. empfingen. Der vor dem Hause befindliche Garten war schon von, Gegner besetzt, so das; uns nichts weiter übrig blieb, als in den Hof zurück zu eilen. Hier stellten wir uns hinter die Schießscharten, durch die wir nun Schnellscncr dergestalt gaben, das; das ganze Gehöfte förm lich im Feuer stand. Wir mochten ungefähr M Stunde auS den Fenster», Thürspaltcn und Schics;schartcn geschossen haben, alö der Nus ertönte, das Hauö brennt. — Die F ranzosen batten nämlich die Scheiben einer naä' dein Garten führenden Glas thür eingedrückt und einen Zünder in die Stube geworfen, wo durch bald das darin befindliche Stroh Feuer ring und eine Feucrsäulc and den Fenstern hinauslodcrte. Sofort wurden einige Mann zum löschen cvmmandirt, während die Mehrzahl sortschos;. Nach Stunde Arbeit waren wir des Feuers aber auch der Franzosen Herr, welche sich schleunigst zurüctw gen. Unser Verlust stellt sich als ein sehr geringer heraus: :> Mann leicht verwundet und 2 Mann vernicht, dagegen verlor der Feind 4 Mann an Tobten ftarnnter cur Oberleutnants. 4 Verwundete sowie der Hauptmann blieben als Gefangene in unseren Händen. Wie viel Leichtverwundete entkamen, vermö- gcn wir nicht anzugcben. Unter diesen Gefangenen besaut sich auch ein ganz junges Kerl eben von circa Ui Jahre», dem beide Beine zerschossen waren und der sich wohl einer Nmputatio» wird unterwerfen müssen. Ich habe mich länger mit ihm um terhaltcn und dabei erfahren, dal; ein ganzes Bataillon den An griff auf uns gemacht hatte — sage ei» ganzes Bataillon gegen bloo'.ü> Dcutsclze und dabei nichts von feindlicher Seite erreicht! Die Gefangenen waren entsetzlich dürftig gekleidet; manche hat ten keinen Mantel, andere Eivilhoftn und Vielen »chlten Unter- deinklcidcr, Strümpfe rr. vollständig. VN ein Gewehr wurde am ober» Ende des Laufes durch eine icindlichc Kugel gänzlich in dem Augenblicke zersplittert, wo Ich cs am Backen batte, und ich kan» meinen Gott tanken, das; er mich abermals glücklich durchlührte. — Dich um etwas öftere Zusendung von Jour nalen und Dresdner Nachrichten, die hier förmlich verschlungen werden, bittend, grüßt Nlic re. Dein re. . . . — In dein einen Flügel der grossen Infantcric-Eascrne nnchte leider in der Nacht vom Sonntag zum Montag gegen halb 2 Uhr die Wache Gebrauch mit der Waffe machen und endete die Episode mit de», Tode eines französische» Gefangenem Letzterer batte am Sonntag Urlaub nach der Stadt erhalten, war in sehr angetrunkencin Zustande nach Hause gekommen und benabin sich so lebendig lind ungestüm, baff er gebunden werden »uchte. ES gelang ihm icdocl, in den frühesten Moracn- stlmdcn, sich seiner Fesseln zu entledige» und setzte derselbe sein ungestümes und gefährliches Benehmen in der Weise sott, das; ihn die Schildwachc wegen fortgesetzter Widersetzlichkeit mit dem Baionnct erstach. — Ebenso wollte man wissen, daß ein gefan gener französfsck'er Offizier wegen Widersetzlichkeit vorgestern Von hier aus die Festung Königftcin gebracht worden sei. — Die Königliche Gcneraldircctio» des HoitheaterS und der König!, musikalischen ZUwellc bat soeben eine Ucbersicht der vom 1. Januar bis zum Dccember >87« gegebenen Vor stellungen veröffentlicht, auS der wir entnehmen, das; in dem «mannten Zeiträume iin Ganze» an Nick Theaterabenden >8l «tkcke aller Gattungen gegeben wurden, und zwar 2l Trauer spiele. w.r Schauspiele. 8g Lustspiele, :«> Opern, I Gesangsposse und 1 Ballet. Von diesen 181 verschiedenen Stücken aller Gat- HvW" wurden das eine Ballet fl-cw liougiwft, I!a»al>iI«Z und 20Schau- und Lustspiele zum ersten Male aufgcführt, während , "nd Lustspiele und 12 Opern und Operetten neu cinstudirt wurden. Die Gcsammtzahl aller Vorstellungen an tm.nül Theaterabenden beträgt 441. Außcrdcn» fanden noch 2 Eoncerte ,zum Besten für den Kapell-Wittweniond, eines zur Naüffcicr des lOOiäbrigcn Geburtstages Beethovens, eines für den LandeShillSvercin und eines für de» Säckff. Militärl'ilfs Arein statt. Unter den 17 Gästen traten Herr Portb 11 Mal. Segler " Mal. Frl. Georgine Schubert 7 nnd Frl. vebwig Naabe ebcmallö 7 Mal auf. Leu cintratcn die Herren -Hagen, Hellmuth, Dcsfoir. Jäger und Bnrwig. die Damen Zimmermann, Pichler und Lehn; auvschicden die Damen Grosse, Mittcrwurzer, Baldamuö, Krebs - Michalcst, sowie die Herren Simon, HecSe, v. Böhme, Porth non., Mitterwurzer, Tächatscheck und sofort wieder der vorgenannte Herr Burwig. — Der Vcrwaltungvrath der hiesigen Svcitätsbrauerei hat seinen Geschäftsbericht lür die Zeit biö 187« hcrauögcgcben. Die Gesellschaft ist in der Lage, der Generalversammlung die Vcrtheilung einer Dividende von Procent vorzuschlagcn, wo von bereits am 15. Deccmbcr 187« den Nctionärcn 4 »/., zur Verfügung gestellt wurden. Daö abgclauscne Geschäftsjahr war für die Svcität ein sogenanntes UebcrgangSjabr, in welchem die durch die technische Umgestaltung der Brauerei erstrebten Vor- tbeile nur erst theilwcisc zur Geltung kommen konnten, zumal aus dem Vorjahr nur ein kleiner Bestand von 12,78« Eimer Bier übernommen wurde. Die gelammte Einnahme im Brau- geschäst ergab an Bier 282,587 Tblr., an Hefen 87t>, an Trä- bcrn 11,551 und an Malzkeimcn !«:!<> Thlr. Als hauptsäch liche Anögabeposten stehen gegenüber an FeucrinigSmatcrial 8541, an Eis 4l<>2, an Vcrkaufsspcscn 1«,an Bctricboun- kosten 2 I,4'.«8 Thlr. re., und an Pect, 711« Tblr. Sin die Stelle des früheren Braumeisters Vogc! trat der frühere Obcrbursche Earl Vogel, der seinen Posten tüchtig ausfüllt. In Bezug aus die Veränfferung von Parcellcn des zum Verkauf bcslimmtcn Areals sind günstige Aussichten vorhanden, die sich beim Fric- dcnSschlus; verwirklichen dürfte». Die schwebende Schuld soll in eine unkündbare durch Aufnahme einer Prioritätoanlcihc in ent sprechender Höhe umgcwandclt werden. Diese schwebende Schuld besteht in 14«,««« üblr. Hvpothclcn auf dem Brauercigrund- stück, in :;:;,««>« Thlr. diankgutl'abcn und 2«,778 laufenden Trat ten, in Summa 2«2,778 Thlr. Die Bilanz >»'<> !>liim<) Septbr. 187« stellt sich auf 7l8,:t2:t ri'lr. dlctiva und ebensoviel Passiva. — „Gambctta fährt in die Luft!" So nennt sich ein neues Spielzeug für grosse und kleine Kinder, das als eine über raschende und zugleich sehr billige Novität im Blumcnstcngcl'- schcn Geschält aus der Schlos;stras;e zu haben ist. Dasselbe be steht in einem kleinen schmalen Eigarrcnpapicrsack, dessen eine Seite den Herrn Gambctta, dirigirt vom Beelzebub, mit dem Balton durch die Lüste schwebend, zeigt, indem die deutschen Soldaten ihn verfolgen, während die Nückscite ein daraus be zügliches Gedicht bringt. Der chemisch präparirte Papicrbcutcl wird aufgeblasen aus den Tisch gestellt, an den oberen beiden Spitzen angezündct und sobald das ganscPapier verbrannt ist, fliegt der Nest deö Ganzen in die Höhe — gerate wie Gambctta. — Eine Bewohnerin der Bautzncrstrasic beklagt den plötz lichen Verlust einer Parthic Betten und Wäsche, die ihr da durch entwendet worden sind, das; ein unbekannter Spitzbube dieselben aus verschlossener Bodenkammer durch den Lattcn- vcrschlag durchgezogcn bat. — Dieser Tage ist aus einem hiesigen Gasthause einem Geschäftsreisenden ein Koffer gestohlen worden. Der Dieb dürste sich aber in diesem Falle sehr getäuscht haben, da anstatt der von ihm im Koffer jedenfalls vcrmuthctcn Wcrthsachen sich in demselben nur Muster von Posamcnticrwaarcn befunden haben sollen. — Nachdem sich längö deS hiesigen Packbofö ein Eanal im Strombette gebildet hat, sind nach einiger Nachhilfe seiten der Bctheiligtcn auch die mehrfach erwähnten, daselbst vom Eise überrascht gewesenen Elblahrzcuge ziemlich eisfrei geworden, und wird deren rechtzeitige Bergung künftig wohl zu ermöglichen sein. Auch mit der Frcieisung von am Gondelbasen liegenden Fahrzeugen ist bereits begonnen worden. — Dem Vernehmen nach wtrd der Eircuö für die Knnst- reitcrgcsellsch.aft des Herrn E a rrö. welche in den Monaten Marz und April d. I. hier Vorstellungen zu geben gedenkt, aut dem sogenannten >Ltcrnplatz in Poppitz errichtet werden, und soll der Bau des EircnS schon jetzt beginnen. — In einer traurig» Situation wurdc gestern Morgen ein Soldat von den Schützen an der Vogelwiese todt äru- gefundcn. Derselbe hatte »ich am Sparren einer in der Nähe befindlichen Kaff'ecbudc erhängt, nachdem der junge Mann sich Abends vorher in einem Kaunnannsladcn auf der grossen Zic- gclstrasie den Strick dazu gekauft. Alan fand ihn in tnicndcr Stellung vor. — Als vor mehreren Tagen zur Mittmzzcit eine Bewoh nerin unserer Stakt die Neugierde plagte, an der Ecke der Prager, und der Waiscnhaiisslras;cHalt zu machen, um der da mals dort stattgesundencn Ordnung einer Lchlittenpartbic zu- zufeben, bat ihr ein unbekannter Langfinger unbemerkt in die Klcidertaschc bincingegriffcu und daraus ihr Portcmonaic gelaugt. — Trotz der vielfachen Diebstähle die in jüngster Zeit in Hausfluren re. ausgcsübrt worden sink, wird immer noch den Dieben leichte Gelegenheit zu derartigen Diebereien geboten. So ist vor einigen Tagen aus einer Hausflur der inneren Stadt eine gelbe Trübe mit Wasche :c. gestohlen worden, die aufsichtslos daselbst gestanden bat. — Bei der deutschen Lehrcrvcrsammlung in Wien bat sich ein I'I»!« von ff««« Gulden ergeben, und soll dasselbe patrioti sch» Zwecken, namentlich den Wittwc» und Walsen im Kriege gefallener Lehrer zugcwendct werden. — di ns Frcibcrg liegen uns Zwei Nccl'cnschastsbcrichte im Druck vor; der erste verbreitet sich über die im Jahre 187« statt- gcbabtc Thätigkcit der käsigen „Vorschusibank" und erörtert, das; das genannte Geschäftsjahr ohne Eapitalvcrlust vorüber- gcgangcn und sich das Aetiencapital zu dem fremden Gelte, wie 1 zu 2,o s verhält. Die Gcsammtbaareinnal'ine betrug f>28,<;>2 Tblr., die Gcsannntbaarausgabc in derselben Zeit aber «W,«,««, Tblr. Der Gcsammlumsatz erreichte die Höbe von 4,1L.8,8<>>> Tblr. 14 Ngr. 8 Pf. - Der zweite Ncchcnschafts- bericht betrifft den Fciberger Darlcbns Verein auf daö 8. Ge schäftsjahr 187«, der einen Gesammtumiatz von 5,822,495 Tblr., eine nie erreichte Höhe, nack'wclst und daö Mfigliedervcrmögcn als um 4586 Thlr. gestiegen angicbt. DaS StaalSpapicrconto gievt einen Gewinn von 8«g Tblr. an, »nährend sich im Vor jahec ein Verlust von 2794 Thlr. verzeichnen lies;. Die dies jährige Dividende beträgt 1t', Proccnt. Der Kassenabschlus; crgicbt eine Eüinahmc von 2,912,248 Thlr., die Ausgabe Dienstag, 24: Januar 1871. 2,91«,24« Thlr. Die Bilanz »reist 475,92« Thlr., alö Aktiva, 4M,997 Thlr. alö Passiva nach. Der Ncservesonb beträgt 5,488 Thlr. — Oesfentliche Gerichtssitzung am20.Januar. Hätte der 24jährige Schreiber Friedrich Wilhelm Oskar Farrenschon von hier de» Spruch des weisen Salomo: „Wenn dich die bösen Bube» locken, so iolgc ihnen nicht", beherzigt, so sähe er nicht »regen Unterschlagung auf der Anklagebank. F. »rar am 15. Nob. vor. I. in Stellung getreten bei dein Zeugen Advokat Schlegel hier mit einem monatlichen Gehalt von 1« Thalern. Im Dccembcr hatte der Prinzipal einen Geschäftö-AuSvcrkaus hier zn leiten. Ein Herr Wuttig besorgte den Verkauf und »rar die Easse täglich an Hrn. Adv. Sch. abzulicsern. Derselbe vcanftragtc einige Male seinen Expedienten F., die Easse zu holen, rraö dieser auch stets regelrecht besorgte. Da kam der vcrbängnihboiie 12. Dccember. Gegen Mittag warF. mit der betreffenden Easse <41 Tblr.j eben am dem Nückwcge begriffen, da trafen ihn in der Nähe der Post zwei Schulkameraden, »reiche ihn vcrcinlahtcn, mit zu — zechen; fort ging'v in den Neustädte»: Rathskclicr- Die wenigen Ncugroschcn eigene Lasse »raren bald vertrunken — luftig, immer luftig! — Jetzt kam der „große Beutel" d ran, die Zechbrüder liehen sich sreibalten. AIS endlich daö Kleeblatt sich zicnftich schwerfällig weiter begab, bemerkte inan, das; des Angcklagten Hut gar nicht seftsitzcn »rollte, er flog bald rechts, bald links — der Hut taugt nichts da gicbt'o neue Hüte - ein abermaliger Griff in den grossen Beutel und — cm neuer Hut sitzt au» dem Kopie. Die Karne raten vcraaschictctcn sich. Da stand er, der Pflichtvergessene, in völliger Nalhioftgkcil. In seinem Taumel trieb eö ihn »reit fort bis in die ärmere Antonsladt zu seiner srühcren Logis- wirthin. dick', 2 Tblr. schuldet er ihr; ein Griff — und die Schickt ift abgclhan. diu» lenkt er heimwärts seine Schritte; er slärkt sich aui's diene durch einen tüchtigen Trunk zu diesem schweren Weg: „Wie wird dir's gehen?" Er vermag keinen klare» Gedanken zu lassen, doch, jetzt kommt ihm ein Lichtblick — er nimmt sich vor, „ein ganz neuer Mensch" zu werden; da führt ihn der Weg bei einem Kleidcrmagazin vorüber —halt!— Gedacht, gcthan; er tritt ein, legt „den alten Menschen" ab und erneuert sich fnatürlich mit Hilfe deö „großen BeutelöB voll ständig. So, nun gefällt er sich. Nur das Gehen wird ihm noch »v schwer, er sehnt sich nach Ruhe; mit Blühe schleppt er sich biö auf die Fricfcnganc in eine ihm bekannte Wirtschaft. Er fetzt sick', trinkt noch einmal, zieht den großen Beutel heraus, erschrickt über das große Loch, welches derselbe bekommen hat; er sinnt, wie das wieder gut zu machen ift und — schläft darüber ein. Auf einmal wird er etwas nnsanft aulgerüttelt; erschlägt die Singen auf: O. Schreck! Vor ihm siebt ein Gendarm und der Prinzipal. Die Lasse wird gezählt, da schien beinahe 25 Thlr. Auf den elllc» Blick siebt der Prinzipal, wohin das Geld gekommen ift. Ein Bote aus der erwähnten Wirthschaft war in die Wohnung des betreffenden Prinzipals gekommen mit der Nachricht, das; sein Schreiber ganz betrunken da sei und viel Geld habe. Zeuge Adv. Sch. fand später, daß auch in der dein Angeklagte» anvc»trauten Porto Easse veinahc 1 Tblr. und in der Ltempekberlago Lasse beinahe 2 Thir. fehlten. Der Ange klagte gicbt an, diese beiden Beträge habe er »vollen bei ver langter Ncchnungsadlegung von i'eincm Gcbalt wieder dazu legen und entschuldigte sein groücs Vergeben mit der durch die Verführung hcrbcigcführtc Betrunkenheit. Ais Ersatz hat er seinem Prinzipal die neuen Sachen «Hut, 2Nöckc, Beinkleider, Weste, Schlips, Hemde und Strümpfe» gegeben, »o daß nach dessen Angabe der Verlust sich nur noch über 5 Tblr. beläuft. Adv. Schlegel zieht vor seiner Zeugenaussage zunächst seinen Strafantrag zurück mit den» Hinzufügcn, daß — auö dein An kläger wird gleichsam ein Vertbeidiger — ihm »ach cingczoge- ncn Erkundigungen überall der Angeklagte als ein ehrlicher Mcnfch geschildert worden, daß wohl an jenem Tage meist die Verführung schuld sei und daß er glaube die Untersuchungs haft werde hinrcichen. um den Angeklagten von ferneren Ver irrungen abzuhaltcn. Die Staatsanwaltschaft, vertreten durch Herrn Assessor Richter, beantragt trotzdem deö Angeklagten Bcslrallnig; der Gcictzcs-Paragraph im norddeutschen Gesetz buch, wonach die Unterschlagung begangen von dienende» Per sonen gegen ihre Diciistbcrrsckvift, nur ans von dersclbcii gestell ten Strafantrag zn bestraft,» ist, sei in diesen» Falle nicht an wendbar. Das Schöffengericht, unter Vorsitz des Herr» Gerichts rath Iungnickcl, findet zwar den Angeklagten allenthalben der Unterschlagung schuldig, spricht icdocl' denselben unter Bczug- nabmc au» den soeben crwäbnten Gcsctzcs-Paragraph straffrei und seien die Kosten von der LtaatScasie zu übernehmen. Dresden, 22.^Fanuar. Tie Details über den Pariser Ausfall am 19. Januar werden, wenn sie eingetroffcn, Auf schluß darüber geben, ob der von einer Massenversammlung verlangte Massemnwsall bereits statlgesunden hat oder noch zu erwarten steht. Nach einem Telegramm, das die Times em pfangen haben, überfielen die Pariser an» 19. Montretout, das von einer Division Poscner in» Laufe der darauf folgenden Nacht »viedergcnommen wurde. Die Preußen verloren dabei 20 Offiziere und 200 Mann. Auch St. Lloud war von starken französischen Massen bedroht. General Trochu soll ver wundet worden sein. Tags darauf erschien Graf d'Herison, angeblich von Trochn mündlich beauftragt, einen 48stü»digen Waffenstillstand zum Begraben der Tobten zu erwirken. Moltke antwortete, daß die Befehlshaber der Vorposten in gleicher Weise wie bei allen früheren Gefechten auf dem Raum zwischen beiden Linien sich zu verständigen hätte»', daß jeder Verwun dete unter gegenseitigem Beistand in Sicherheit gebracht werden soll; auf WasftnslillstandSanträge, die darüber hinauSgingcn, könne deutscherseits mir cingcgangen werden, wenn sie schriftlich vorlägen. Mag nun Trochn verivundet sein oder nicht, da sich die Pariser am 20. zurückzogcn, so ist kein Waffenstillstand zu Stande gekommen, in» Gcgenthcil wurdc auf die Stadt Paris
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite