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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910911024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891091102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891091102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1891
- Monat1891-09
- Tag1891-09-11
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Abead-Ausgabe: die 6g»spaltene Petitzeil» 40/H,R«clam«n unter dem Redactionsfirich <4 gespalten) 1 ^l, Famtliennachrtchten uad Anzeigen verlorener Gegenstände <6gespalten) Lv-^. Größer« Echrislen laut unserem Preis« verzeichaih. Tabellarischer und Zifserusatz oach höherem Tarif. Ertr«»Vellage« (gesalzt), »ur mit der Morgen-Lusgabe, ohne Postbesörderuug Postbesürderuag ^ 70.—> U-AuSga! , mit Jinnahmeschlnß für Znseratr: Sbeud-AuSgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag» 4 Uhr. Sonn- und Festtag» früh 9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Inserate sind stet» an die Expeditta« zu richten. 263. Freitag den 11. September 1891. 85. Jahrgang. Äus dem socialdemokratischen Lager. Von besonderer Seite wird unS au» Berlin geschrieben: Da» Terrain, auf welchem der Kampf der „Jungen" gegen die „Alten" hauptsächlich pnd mit besonderer Heftigkeit seit langer Zeit geführt wird, ist der sechste Berliner Wahl kreis, welcher, einen Theil der nördlichen Vorstadt umfassend, zum größten Theil von Arbeitern bewohnt und im Reichstage durch Herrn Liebknecht vertreten wird. Man wird sich erinnern, daß der Kampf gegen die „Autori täten", welche zu wenig entschieden aufträlen und zu viel ^parlamentarisches Spiel" trieben, zuerst von den Herren ivchippel und Wille eröffnet wurde, zwei akademisch ge bildeten Leuten, von denen der erste« die „BolkS-Tribüne" redigirte, der andere in diesem Blatte, in der „Freien Bichue" und in Volksversammlungen den Kanipf forlscytc. Zu ihnen gesellte sich bald der Schriftsteller Ernst, und aus dem Stande der früheren Arbeiter traten die „Genossen" Wild berger, ein Tapezierer, und Werner, ein Buchdrucker, hinzu. Die Opposition richtete sich zunächst gegen die Leitung deS „Vorwärts" und dessen Chcfredacleur, Herrn Liebknecht, sodann auch gegen Herrn Bebel, da dieser Jenem zu Hilfe kam und schließlich, da die „Jungen" täglich mehr Anhang gewannen, gegen die gesammte socialdemokratische Fraction. Als der Kampf größere Ausdehnung gewann und besonders dem „Vorwärts" und den in Berlin wohnenden „Führern" unbequem, ja gefährlich zu werden drohte, beeilten sich die „Alten", die größten Schreier der Opposition, die „In telligenzen", zufrieden zu stellen. Herrn Schippel wurde die Leitung der „BolkStribune" abgenommen und er erhielt den sehr gut bezahlten Posten (500 -ek monatlich) als Berliner Correspondent der „Neuen Zeit", welche im Berlage des socialdemokratischen Abgeordneten Dich in Stuttgart erscheint. Er braucht dafür monatlich höchstens drei Briefe zu schreiben. In der That hat Herr Schippel seit Uebernahme dieses Posten- jede Opposition unterlasse». Auch die Herren Wille und Ernst erhielten auskömmliche Stellungen. Und sie stellten ebenfalls die Opposition ein, sie sind in keiner Versammlung mehr erschienen. Schwieriger gestaltete sick das Berhältniß zu den Herren Wildberger und Werner, welche beide gut gehende Geschäfte baben und ihren Ehrgeiz befriedigen wollten. Beide wünschten Abgeordnete zu werden, zunächst wenigsten- in die Stadt- verordneten-Versammlung zu kommen. Herr Werner wollte auch den einträglichen Druck deS „Vorwärts" zugcwiesen baben. Diese Wünsche wurden nicht erfüllt und die beide» W gereichen der Leitung der Fraction zu herbem Web. Denn da eS bekannt ist, daß die „Parteibeiträge" eine nanihafte Höhe erreichen und cs noch viele „Genossen" giebt, wclcke gern mit aus der Schüssel „genießen" möchten, da Alle systematisch zum Neid und zur Unzufriedenheit erzogen werden, so ist cs erklärlich, daß die Werner und Wildberger sich einen täglich wachsenden Anhang zu schaffen vermögen. Tenn leicht sind Alle zu überzeugen, daß sie dasselbe Recht haben wie der Sattler Auer und der Schuster BaginSki — auch ein früherer Opponent — welche längst Nadel und Pfriem bei Seite geworfen und als „Schriftsteller" im Kampfe gegen die Orthographie ein behagliches Leben führen. Der seit mehreren Wochen in Volksversammlungen mit Schimpfworten gröbsten CaliberS geführte Kampf im sechsten Wahlkreise erhielt nun am Mittwoch Abend oder vielmehr Nackt- 2 Uhr, wie auS dem Bericht an anderer Stille er sichtlich ist, einen vorläufigen Abschluß, aber nur einen vorläufigen. Es wurde mit einer sehr knappen Mehrheit der Fraction ein bedingte-Vertrauensvotum gegeben, nachdem vor einigen Tagen ein Mißtrauensvotum gegen Herrn Liebknecht mit einer Stimme über die absolute Mehrheit abgelehnt worden war. ES ist zweifellos, daß der gestrige Abschluß nicht verhindern wird, daß der Kampf in kürzester Frist wieder ausgenommen und noch heftiger als vordem geführt werden wird — wenn nicht die Hauptschreier sehr bald befriedigt werden. Denn, wie wir erfahren, verfügen die „Jungen" über ein reckt aus giebige« Material, dessen Veröffentlichung den Spitzen der Partei, welcke sich so gern mit ihrer „Oeffcntlichkeit" brüsten, sehr unangenehm wäre, und es ist eine Thalsache, daß im sechsten Wahlkreise die Unbotmäßigkeit gegen die Parteileitung bereit- so groß ist, daß sich eine Art Nebenregierung gebildet bat, welcher die Parteibeiträge übermittelt werden. Es ist ebenso, trotz der Ableuanung durch den „Vorwärts", eine Thatsache, daß man im sechsten Wahlkreise damit umgeht, ein socialdemokratische- Blatt zu gründen zur Opposition gegen den „Vorwärts". Von dem Ton, in welchem gestern die „Auseinander setzung" der Gegner erfolgte, vermag man sich in anständigen Kreisen schlechthin keine Vorstellung zu machen. Der Ab geordnete (allerdings frühere Sattler) Auer warf den Gegnern „stankvollc schurkische Lüge" vor. Von den „Jungen" wurde dagegen behauptet, daß das Anarchistenblatt „Auto nomie" auf Herrn Bebel'S Veranlassung verbreitet wurde, daß einzelnen „Führern" au- der Parteicasse 5000 ge geben wurden, um sie vor Eoncurs zu rette» Doch das waren nur Beispiele! Mit viel weiteren Enthüllungen wurde gedroht. Ja, man entzog den Rednern, wclcke ähn liche Thalsachen be,bringen wollten, da« Wort. Doch da« durste noch gemeldet werden, daß zahlreiche „Genossen" „Darlelme" von 50 .»e und darüber au« der Parteicasse erhalten. Sind c« vielleicht Schweigegelder? Und das ist die Partei, welche von der „Versumpfung", von der „Corruption" der heutigen Gesellschaft redet! Giebt eS eine zweite Partei, in welcher AchnlicheS geschieht, giebt es eine bürgerliche Partei, welche so den Arbeiter besteuert und dann in dieser Weise die Arbeitergroschen „verwendet"? Diese Leute haben die Unverschämtheit, sich als Reformatoren auszuspielen und i» frevelhaftem Uebermuth der staatlichen Ordnung, der Sittlichkeit und Religion den Krieg zu er klären! Aber „jeder dieser Leute wird vom Andern ab gethan". Interessant waren einige Mittheilunzen au« dem Kreise der „Jungen" über ihre journalistiscken „Führer". Ein gewisser Schönlank erhält 200 ^ monatlich vom „Vorwärts" für zwei wöchentliche Artikel und schreibt zugleick sür die „Berliner Zeitung", „Wiener Presse" und ankere „freisinnige" Blätter. Herr Mebrina, vor kurzer Zeit Redacteur der „Volks Zeitung", ist intimer Freund de- Herrn Liebknecht und Berliner Eorrespondent der socialdemokratischen „Neuen Zeit". Herr Lütgen au steht im Dienste eines fortschrittlichen Journa listen, mit dem gemeinsam er verschiedene Blätter „bedient". Wenn für unS auck die Grenze zwischen „freisinnigen" und socialdemokratischen Prcßleistungen oft kaum zu finde» ist, die Socialdemokraten behaupten doch immer „einer rcactionaire» Masse" gegenüber zu sein. Aber „Geld stinkt nicht" — daS acmeine Wort deS römischen Tyrannen scheint auch der Wahl- wruch jedes Socialdemokraten zu sein, welcher eine „höbe« Stufe" einnimmt. Wir hoffen, daß die Arbeiter in abseh barer Zeit doch noch erkennen werde», daß Diejenigen, welche sich als Führer geberden, die Verführer sind, und daß eS keinen größeren „Notbstand" giebt, als den, der durch die Hetzer herbcigefllbrt wird, welche dem Arbeiter die Groschen auS der Tasche locken, um ohne Arbeit ein faules Wohlleben zu führen. Leipzig, 11. September. * Der Kaiser empfing am Mittwoch in München vor der Hofiafcl in Gegenwart de- preußischen Gesandten Grafen Eulenburg die sämnitlichen Delegirtcn zu den HandelS- vertragSverbandlungcn und gab seinem lebhaften Interesse sür die Verhandlungen AnSdrnck. Gestern wurden die Delegieren von dem Reichskanzler v. Caprivi empfangen. * Ob daö TrunksuchtSgesctz dem Reichstag sckon in der Wintersession zngehen wirk, scheint nach der „N.-L. C." noch nicht sestzustehe». Es sind in der öffentlichen Erörterung so viele und gewicktige Bedenke» gegen den Entwurf erhoben worden, daß man sich auch im BundeSratb denselben nicht entziehen wird. Es ist wobl möglich, daß der Entwurf noch einer Umarbeitung in wesentlichen Stücken unterzogen wird. Andernfalls liegt die Gefahr nahe, daß im Reichstag so ein schneidende Veränderungen vorgenommen werden, daß das Zustandekommen des Gesetzes in Frage gestellt wird. Auch von verschiedenen Bundesregierungen sollen Einwendungen gegen den Entwurf geltend gemacht worden sein. Jedenfalls dürste der Gesetzentwurf erst in einem vorgerückteren Zeit- punct der Session eingcbracht werden. Soweit die „Nat.-Lib. Corr.". Wir sür unseren Theil möchten doch darauf hin- nsen, daß eS ohne Aufgeben einiger der landläufigen Be- iffe über „Beeinträchtigung der individuellen Freiheit" und ohne gewisse tiefe Einschnitte in verschiedene Interessensphären nicht möglich sein wird, ein Gesetz zu schaffen, wodurch dem großen Ucbel der Trunksucht wirtlicher Abbruch geschieht. Unser deutscher Parlamentarismus krankt daran, daß er häufig wegen „vieler und gewichtiger Bedenken" zu keinem kräftigen Beschluß kommen kann. * Bezüglich des Militair-StrafgesctzbucheS sind, wie der „Vossischen Zeitung" mitgcthcilt wird, entgegen ander- weiten Melkungen, in München gar keine Verabredungen getroffen worden. Tie Dinge in dieser Beziehung liegen so, daß der Kaiser noch gar keine Entscheidung über den in seinem Cabincl ruhenden Entwurf getroffen hat. Zur Zeit steht noch nicht einmal fest, ob der KricgSmiuistcr oder das Reichs-Justizamt berufen sein wird, über den Entwurf zu berichten und ihn de« Weiteren in die Wege zu leiten. Tat sächlich ist der Entwurf bis jetzt streng gehe»» gehalten worden, und man ist daher zu der Annahme berechtigt, daß die bisher erschienenen Mittheilungen mehr oder minder auf Ver- muthugen beruhen. * Wir haben in den letzten Tagen wiederholt auf die Stellungnahme des deutschen EentrumS zu den gegen den Dreibund gerichteten Auslassungen des vaticanisch- ofsiciösen „Osservatore Romano" hingewiese». Nun mehr veröffentlicht die „Germania" die osficieUc Erklärung, welche auf dem Danziger Katholikentage der Leiter desselben, Gras Ballestrem, in dieser Angelegenbeit abgegeben hat. Diese Erklärung stellt sich, den bisherigen Ausführungen der katholischen Blätter entsprechend, als eine entschiedene Absage der deutschen Katholiken an die Hintermänner des „Osservatore Romano" dar. Auf da- Beispiel Windthorst'S in Gottes furcht und kirchlicher Treue hinweisend, sagte Graf Ballestrem: So, meine Herren, werden auch wir zu handeln haben. Wir werden es zunächst ernst mit unserer Religion zu nehmen haben, sie nicht bloS im Munde führen, sondern auch Lurch Thaten be zeugen. Wir werden ein katholisches Leben zu führen haben. (Bravo!) Wir werden un» immer und unter allen Verhältnisse» alS gehorsame Söhne unserer heiligen katholischen Kirche und ihres erhabenen Oberhaupt«» bewähren müssen und un» in diesem Ge horsam und in dieser Ehrfurcht durch nichts irre machen lassen — nun schon lang« nicht durch alberne Zeitungsartikel, welche ein römisches Blatt bringt. (Bravo!) Durch solche Artikel lassen wir uns schon lange nicht in dem gebührenden Ge- horsain gegen den Heiligen Vater irre machen. (Bravo!) Wenn ein Blatt die Kühnheit hat, den Heiligen Vater als in Lonfpira- tionen mit einigen fremden Mächten, die Deutschland entgegen find, als Feind Deutschland« darzustellen, so würden wir über die Sache lachen, wenn wir nicht über die große Unver- schämtheit empört wären. (Lebhafter Beifall.) Meine Herren, um so mehr empört, als dieses Blatt den Borzug genießt — an einer besonderen Stelle aber nur —, gewisse Miltbeiluiiaen aus dem Botican zu erhalten; deshalb ist die Empörung bei uns noch größer, weil die Unverschämtheit de- Blattes größer war. Ich will hier constaiiren, daß die» da» Gefühl der Katholiken Deutschland- in ihrer Äesammtheit ist. lStürmischer Beifall.) „Es wird Niemand bezweifeln können", fügt die „Ger mania" hinzu, „daß dieser stürmische Beifall im Namen des ganzen katholischen Deulschland erfolgte." * Nack der „Kreuz-Zeitung" ist in der gemeinsamen Sitzung de« preußischen evangelischen Ober-Kirchen- rathS mit dem General-Synodal-Vorstanke daS gesammte vorbereitete Material sür die General-Synode erledigt worden. Der Abschluß dieser außerordentlichen Arbeit war nur dadurch möglich, daß man von beiden Seite» einander bereit willigst enlgcgenkam. Tie Berathungen haben nicht weniger als zehn Stunden in Anspruch genommen Von den der General- Synode vorzulegende» Gesetzentwürfen wurden, wie verlautet, fünf, welche ganz abgeschlossen Vorlagen, dnrchberathen und sestgestrllt Zu diesen werden noch mehrere Vorlagen hinzu- tretrn. Außerdem wurden Verwaltung« Gegenstände und Maßnahmen i» Bezug auf einzelne vom Landtage gefaßte» Beschlüsse, z. B. Pensionen betreffend, besprochen. * Nach einem Kieler Telegramm der „National-Zeitung" geht der chilenische Dampfer .Präsident« Pints" nach Southampton. Ter Commandant und der SchiffSingcnieur sind gestern Abend von Kiel nach Pari- abgefahren, um daS Schiff der Eongreßpartei zu übergeben. * Welche Meinung deutschfreisinnige Blätter von einander haben, da« bekundet die „Vosfische Zeitung" m einer Zurechtweisung des „Berliner Tageblattes", wobei ste u. A. sagt: „Kein verständiger Leser wird unS zumuthen. mit dem „Berliner Tageblatt" Uber Wahrheitsliebe und journalistische Ehrlichkeit zu streiten." " Telegraphisch ist gemeldet worden, daß der Bezirks tag des KriegerverbandeS Sachsen-Weimar» Eisenach eS abgelehnt hat, sich an der Kaiserhuldigung in Erfurt zu betbeiligen. Um Jrrthümern vorzubengcn, sei bemerkt, daß eö sich hier nicht um Ablehnung eines ganzen LandcS-Berbandc» handelt. Der in Rede siebende Verband ist nur ein Bezirk der preußischen Corporation „Deutscher Kriegerbund" und nicht zu verwechseln mit dem stärkeren „Weimarischen LandeSkriegcrverbandc", der dem Vernehme» nach in Erfurt vertreten sein wird. * AuS Karlsruhe wird vom lO. September gemeldet: Zu deni gestrige» Geburtsfestc de« Großherzogs hatte daS Staat-Ministerium au denselben ein Glückwunschschreiben gerichtet, in welchem unter Bezugnahme auf die fast vierzig jährige RcgieruiigStbätigkeit deS Landesherrn ein Uebcrblick über die innere Entwickelung deS GroßhcrzoglhumS und über die gegenwärtige politische Lage gegeben war. Auf dieses Schreibe» hat der Großherzog erwidert, er befinde sich in erfreulicher Ucbereinstimmung mit den Grundsätzen, welche die Regierung in der Ausübung ihrer Pflichten geleitet hätten, und wünsche die fernere Fortdauer der festen und sicheren Handhabung derselben. Gleichzeitig befiehlt der Großherzog die Veröffentlichung deS Schreibens der Minister, damit weiten Kreisen Gclcgenkeit gegeben werde, die Absichten seiner Regierung ganz zu erkennen und sich dieser Arbeit helfend und vertrauensvoll anzuschließen: er hoffe, eS werde dadurch erreicht werden, daß manche Jrrthümer beseitigt würden, eine friedfertigere Stimmung gefördert würde und Stetig keit in der Entwicklung des politischen Leben« im Lande er halten bleibe. * Dem Bemühen, deutscher Sprache und deutscher Sitte im Reichslande nach Möglichkeit entgegcn- zuarbeiteu, scheinen vor Allem die Mädchenpcnsionate idl Straßburg gewidmet zu sein. Den Münchener „Neuesten Nachrichten" wird hierzu geschrieben: Der Oberschnlrath hat an Stelle der französischen die deutsche Unterrichtssprache aneinpsohlen, er bat an Stelle der französischen Lehrbücher deutsche Lehrbücher eingeführt, kurzum alles nur Mög liche angeordnet, um das i» den meisten dieser Pensionat« vor- handelte Franzosenlhum einzudäinmen. Es scheint nun, daß nicht überall den Anordnungen der Behörde Folge gegeben werde; denn, wie es heißt, wird mit Anfang des neuen Schul jahres eine strengere Durchführung der bisberigen Anord nungen erwartet. Dem ausmerksainen Beobachter wird es nicht entgehen, daß in Slraßburg und im ganzen Reichslande die Frauen und Mädchen sich mehr der französischen Sprache befleißigen alS die Männer. Sie sind es, welche dar Französische als Familien sprache hegen und pslege», weit mehr alS vor dem Kriege, und forscht man, wo „Madame" (hre Schule genossen, so erführt inan, daß dies ln einem Pensionat im Lande selbst geschehen ist. Seltener ist dies bei denjenigen Damen der Fall, die «n einem Pensionat in Frankreich ihre Bildung sich Hollen. ES ist deshalb im Interesse der Bevölkerung init großer Freude zu begrüßen, daß in diesen Verhältnissen Wandel gesckasfen wird. Es soll nicht die sranzösische Sprache, wohi aber das französische Gebühren ausgerottet werden, da« leider von vielen Krauen hier noch zur Schau getragen wird. * Ein Empfang der deutschen Städte, Bezirke und Schützencorps NordböhmenS seitens deS Kaiser« Franz Joses in Reichenberg wurde abgelehnt. Die deutsche Partei leitung fordert nunmehr die deutschen Bezirksobmänner zum Erscheinen beim Kaiserempfana in Prag aus. — DaS „Wolff'sche Bureau" meldet: Die Statlhalterei in Prag veröffentlicht ein eingehendes Programm für die Anwesen heit des Kaiser« Franz Josef hier und in Reichen der« vom 21. September bi« zum 2. October d. I. Die deutsche Parteileitung fordert sämmtliche deutsche BezirkS- obmänner auf, sich sofort behufs Theilnahme an der Audienz beim Kaiser am 27. -September zu melden. * Wie wir schon vor einigen Tagen auSführten, dringen nun allmälig die gewichtigen Stimmen über die öster reichischen Manöver »nt ihren Urtheilen in die Oestent- lichkeit. Eine Mittheilung des „TagcSboten für Mähren" gewinnt an Wichtigkeit dadurch, daß sich die „Post" die Aeußerung telegraphiren läßt. Nach dem genannten Blatte soll Kaiser Wilhelm am Schluffe der Manöver geäußert haben: ,Jch freue Mich, neuerdings Gelegenheit gefunden zu haben, die vorzüglicheTüch tigkeit der österreichischen Armee zu sehe», mit deren Waffen und mit deren Kriegs kameradschaft, wann und gegen wen immer, der Zukunft getrost entgegengesehen werden kann." * Die großen Vereine der siebenbürger Sachsen haben diese« Jchr in der Stadt Schäßburg getagt. Der Verein sür siebenbürgische Landeskunde hielt unter dem Vorsitze de« SladtpsarrerS Müller aus Hermamistadt (Bischof 1>r. G D. Teuisch war durch schwere Krankheit in der Familie am Erscheinen behindert) seine 44. General versammlung ab. Tie Zahl der Mitglieder ist auf 004 zurückgegangcn, wird aber wohl bald die frühere Höhe wieder erreichen. Zahlreiche neue Arbeite» wurden dem Ausschüsse vorgelegt, z. B. der HanShalt der Stadt Hermaniistadt zur Zeit Karl'S VI. von Herba«; Geschichte der zwei Stichle im 15. Jahrbundert von Theil; Unsere Nebcnarten von Haus mann; Gabriel Polnar, Bischof von Bosnien, von I. Duldner; Zwei sicbenbürgisch deulschc Erzähler von J.Lconbard. Zu Ehrenmitgliedern wurde» ernannt: Konstantin Ritter von Wurrbach-Tanncnberg in Berchtesgaden, der Herausgeber deS 60 bändigen biographischen Lexikons, Prof. Or Nivpold in Jena, und Prof. vr. v. Helmholtz in Berlin. Ter Gustav- Adols-Verein ist wohl der beliebteste und volkStbümlichste aller Vereine der Sachsen; er zählt 50 000 Mitglieder und bringt alljährlich 4000 fl. für nothleikende evangelische Ge meinde» auf. Der LandwirthsckastSverei» hat bis jetzt viel gethan. uni die Eommassation und eine bessere Bewirth- schaftimg de- Boden« herbtizuführen, aiisaiig« mit geringem, jetzt mit stetig sich steigerndem Erfolg. Der allgemeine evangelische Frauenverein hat in den sieben Jahren seines Bestehen- über 70 000 fl. für Ausschmückung der Kirchen, sür Kirchhof- und Friedhofpflege, für Kranken- und Armenpflege, für Kindcrbcwahranstalten und Arbeitsschulen auSgegcbcn und iiiZukunst dafür Sorge getragen, daß die zahlreichen magyarischen und rumänischen Dienstboten in sächsijchen Familien allmälig durch deutsche Dienstmädchen auS Len sächsischen Dörfern und Märkten verdrängt werden. In besonderen Anstalten sollen sächsische Dienstboten herangebildet werden. Der sieben- bürgische Karpathenverein konnte in seiner 13. Haupt versammlung mit hoher Befriedigung auf seine Leistungen zurückblicken. Hat er doch in verhältnißmäßig kurzer Zeit die gesammte» Südkarpathen oder tranSsylvanischen Alpen dem Touristenverkehr erschlossen und die Erforschung des schönen Gebirges mächtig gefördert. Hoffentlich wendet sich der Strom der Reisende» immer mehr dem interessanten Land Siebenbürgen z», das ja für billige- Geld in zwei biS drei Tagen erreicht werden kann! Den deutschen Vereinen in Siebenbürgen wünschen wir auch für die Zukunft WackS- tbum und Gedeihen; sie sind c« ja, die das ganze sächsische Volk einigen besten! * In der letzten Versammlung der Jungczechen wurde angeregt, dem Kaiser während seiner Anwesenheit in Prag durch eine Deputation ein Memorandum mit der Bitte um Vornahmc der Königskrönung zu überreichen. Der Vorschlag wurde als vorläufig nicht zeitgemäß fallen gelassen. * Allmälig, wenn auch vielfach erst nach langen Kämpfen, kommen die Deutschen an der Sprachgrenze in Böhmen und Mähren doch zu ihrem Rechte. DaS hat sich in der letzten Zeit an vielen Orte» gezeigt. In den überwiegend czechischen Dörfern rings um die Brünner Sprachinsel hatten sich im Laufe der achtziger Jahre beachtcnSwerthe deutsche Minderheiten angesammelt, denen jedoch deutscher Unterricht »nd Gottesdienst fehlte. Mehrere Jahre hintertriebcn die Ezechen alle Pläne der Deutschen, deutsche Schulen zu be kommen. In Husowitz konnten »un zu Beginn deS neuen Schuljahres über 300 deutsche Schulkinder nachgcwiesen werden. Die Behörde verfügte deshalb, daß die politische Gemeinde eine vierclassigc deutsche Schule zu errichten habe. Auch in Schimitz mußte eine zweiclassige deutsche Schule ins Leben gerufen werden. Beide Schulen werden gut gedeihe», wie auch die schon bestehenden deutschen Kindergärten sehr gut besucht sind. Auch in anderen Orten um Brunn wird man deutsche Schulen kaum länger umgehen können, z. B. in Turas und Sebrowitz. Der Slawisirung von Hunderten, ja Tausenden von Deutschen wird dadurch Einhalt gethan werden. Dem Wiener Schulverein ist eS gelungen, eine ganze Reihe von VcreinSschulen den politischen Gemeinden zu übergebe», z. B. in Kollcredo, in Paulowitz bei Olmütz, in Bvsching bei Licbenau, in Wablaw, Großgaucin, in Josef- stadt in Böhmen und in KönigSscld bei Brünn. Durch die Abstoßung dieser Schulen werden beträchtliche Summen frei, die man zur Errichtung neuer Anstalten an der Sprachgrenze verwenden kann. In einer Reihe von Gemeinden, z. B. in dem viclumstrittenen Nöscha bei Jechnitz, haben die Deutschen endlich bei den Wablen gesiegt und sind wieder im Gcmcinte- rath in der Mehrheit. * Der schweizerische BundeSrath wird der Bundes versammlung eine wichtige Vorlage über die Monopolisirung der Wasserkräfte in der Schweiz zugehen lassen. * Nach einer authentischen Mittheilung aus Bern sind die Gerüchte, betreffend das Ucberschreitcn der Schweizer Grenze in Bedretto durch italienische Soldaten, vollständig grundlos. * Brüsseler Blätter beschäftigen sich in letzter Zeit immer häufiger mit der mißlichen Lage der belgischen In dustrie, welche auf verschiedene Grundursachen zurückgcführt wird. Unter denselben nimmt die Erhöhung der Provuclions- kosten de» ersten und wichtigste» Platz ei». In Folge der planmäßigen Anfbetzung der Arbcikerniassen seiten« der inter nationalen Socialrcvolnlionaire und deS dadurch erzeugten Streiksiebers sind die Löhne vielfach auf eine geradezu un gesunde Höhe binaufgetrieben, hat sich der Arbeiter an eine Menge von Genüssen gewöhnt, denen er nicht »ur seinen Arbeitsverdienst und sei» Familienleben, sondern auch seine ArbcitSsrcudigkeit und ArbeitStüchtigkcit zum Opfer bringt Ueberall wird darüber Klage geführt, daß die Arbeitsleistung in demselben wo nicht stärkerem Grade nachgelassen hat, in welchem der Lohnsatz gestiegen ist. Der gegen früher erzielte Mcbr verdienst kommt nicht etwa der Ausbesserung der Lebens haltung des Arbeiters und seiner Familie zu Gute, sondern wird m Branntwcinkncipcn verpraßt bezw. in Gestalt von Parteisteuer» den agitatorischen Nicht-lhncrn zuaetrage», welche dafür noch Entgelt beanspruchen, daß sie mit ihren Lehren den Arbeiterstand materiell und sittlich untergrabe». Ein weiteres Moment der Verlegenheit, daS aber ebenfalls aus die wüste Sreikhetze zurückgcführt werden muß, ist das stetige An wachsen der Kohlenprcise. In dieser Hinsicht hat das Trachten der Kohlengrubenarbeiter nach höheren Löhnen und kürzerer Arbeitszeit den Anstoß zu einer Conjunctur gegeben, welche in der fast durchgängigen Vcrtheuerung des u». entbehrlichen industriellen Brennstoffe« ihren auch für die Masse der Arbeiter der kohlenverbrauchenden Industrien je länger währenden, desto unerfreulicher vermerkte» Ausdruck findet. Um diesem letzteren Mißstande wenigstens in etwa« zu begegne», ist unter den belgische» Großindustriellen eine allgemeine Bewegung behufs Herabsetzung der Eisenoahn Koblensrachttarisc im Gange, an deren Spitze die metallurgische Industrie von Cbarleroi steht. Die Vorkämpfer dieser Be wcgung berufen sick zur Rechtfertigung ihre- Verlangen« aus das Beispiel der übrigen Industriestaaten, wo überall das Mögliche geschehe, der einseitigen Vertheuerung der Pro- duclionskosten durch Ermäßigung der Koblentarife im Be sonderen, der Gütertarife im Allgemeinen auSalcichend ent gegen zu wirke». Auch der Hinweis auf die „Ueberlegenbeit der Concurrcnz unserer Nachbarn" — soll heißen Deutsch lands — fehlt nicht, die Lage der belgischen Industrie wird eine hochernstc genannt, welche die Ergreifung schleuniger Abhilfemaßregeln erheische. * lieber die Ausnahme, welche die Nachricht vom Tode Grcvy'S in Frankreich gesunden hat, wird der „Vossischen Zeitung" berichtet: Pari», 9 September. Wie gestern die Nachricht von dem Lode Grevy's von der Oefsenlltchkeit mit Gleichmut- ausgenommen
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