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Sächsische Volkszeitung : 12.08.1903
- Erscheinungsdatum
- 1903-08-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190308121
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19030812
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19030812
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1903
- Monat1903-08
- Tag1903-08-12
- Monat1903-08
- Jahr1903
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 12.08.1903
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Erscheint täglich nachm, mit Ausnahme der Sonn« r». Festtage. Bezugspreis r Vierteljahr!. 1 Mk. SO Pf. (ohne Bestellgeld). Post-Bestellnummer 68S8. Bei außerdeutschen Postanstalten laut Zeitungs-Preisliste. Einzelnummer 10 Pfennige. Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit. SucdUniclttrel. Heaaklion unH SercbäMsteller Dresden, Pillnitzer Straße 43. Inserate werden die «gespaltene Petitzeile oder deren Raum mit IS Pf. berechnet, bei Wiederholung bedeutender Rabatt. Redaktions-Sprechstunde: 11—1 Uhr. Fernsprecher: Amt l. Nr. 1366. Nv. Katholiken: 5llara. Ä)cittW0th, deN 12. AUflllst 190'Z. Protestanten: Klara. Ä. JtthVgttttft. Jnngliberalismus. Die Berliner „National-Zeittmg" setzt ihr heißes Be mühen. dem jnngliberalen Draufgängertum, das mit den Sozialdemokraten gegen Konseroatibe und Zentrum Pak- tieren möchte, innerhalb der nationalliberalen Partei zur Herrschaft zu verhelfen, unentwegt fort. In ihrer Sonntags- nmnmer besingt sie in vier Spalten mit wahrhaft dithy rambischem Schwünge die Aufgaben, zu deren Erfüllung nach ihrer Ansicht die hochgemuten Jnngliberalen berufen sein sollen. Das; die „Jmigen" die Maßnahmen der augen blicklichen Vertreter der Partei in den Parlamenten als kein maßgebendes Dogma anerkennen wollen, gereicht dem links-nationalliberalen Blatte zu lebhafter Befriedigung: „Hier steckt doch noch Mark drin. Das ist der aufrechte deutsche Trotz, der nur auf selbstgewonnene tteberzengnng etwas gibt." Wenn mans so hört, möchts leidlich scheinen, aber die „Jungen" haben offenbar gar nicht mehr das Gefühl, daß sie eine Politische tteberzengnng noch erst ge- Winnen müssen, daß also Lernen ihre erste Pflicht wäre. Nein, sie glauben kühn, die beste aller tteberzengungen längst gewonnen zu haben ; sie wollen nicht lernen von den Erfahrungen der Alten. Ja, umgekehrt wollen sie die Alten erziehen zu dem Liberalismus, der ihnen, den Jungen, als der rechte erscheint. Diese Ueberhebnng ge fällt aber gerade der „National-Zeitnng". Dieses Blatt, das den wirtschaftlich linksstehenden, freihändlerischen Teil der Nationalliberalen bisher mit kläglichem Erfolge vertrat, möchte die „Jungen", die politisch nach links drängen, vor ihren Wagen spannen und durch sie die ganze nationalliberale Partei von innen heraus revolutionieren. Wenn sie dadurch zugleich neuen Abounenteuzuzug ge wönne, so könnte ihr das zur Minderung ihres chronischen Defizits auch nicht schaden. llnd die „Nat. Ztg." zieht ziemlich starke Register bei ihrer Uinschmeichelnng der Jungen. Zn stolzen Taten sind sie ihr berufen. Vor allen Dingen sollen sie die akademische Jugend für den Nationalliberalismus gewinnen und daher verhindern, daß der studentische Anhang der National- sozialen mit dem Pfarrer Naumann ins freisinnige Lager abmarschiert. Diesen Abmarsch sieht sie mit sehr scheelen Augen an. Bei all ihrem „All-Liberalismus" vermag sie doch der Freisinnigen Vereinigung selbst diesen bescheidenen Zuwachs nicht zu gönnen und beschwert sich dann oben drein. daß die Vereinigung den Wahlkreis Dessau nicht den Natioualliberalen abtreten will! Die „große" liberale Partei darf und kam: eben nur mit den Nationalliberalen gemacht werden, sonst taugt sie nichts. Wahrhaft zwerg fellerschütternd wirkt es, daß das nationalliberale Blatt, das mit den Jungliberalen für die Landtagswahlen die Parole: „Hand in Hand mit der Sozialdemokratie gegen die Reaktion!" ausgibt, der Freisinnigen Vereinigung ganz besonders ihre — Intimität mit der Sozialdemokratie zum Vorwurfe macht! ttud dabei werden etliche Zeilen weiter die Jungliberalen als die „große Partei der Arbeiterversohnnug" augepriescn. Doch genug von diesen; krausen Gerede; es ist doch alles nur Lchanmschlägerei. um mit Rücksicht auf die ein- jufangendeu national sozialen Stndentenkreise die Haupt sache: Die alte Knltnrkämpferei nämlich, für einen Augenblick in den Hintergrund treten zu lassen. Zwar ist auch diese Knltnrkämpferei nur Gefühlspolitik, berechnet auf den instinktiven Kirchenhaß aller derer, die innerlich mit dem Ehristentuin gebrochen haben, mögen sie auch ge legentlich in „liberalem" Ehristentnm machen. Aber diese Gefühlspolitik ist maßgebender für sie als alle vernünftigen Erwägungen. Die konservative „Kreuz Ztg." wird auf den von ihr geforderten Nachweis der Staats- und Knltnr- gefährlichkeit des Zentrums vergeblich warten. Das kon servative Hauptorgan weist diese Charakteristik des Zentrums mit durchschlagenden Gründen zurück und trifft den Nagel auf den Kopf, indem cs zeigt, daß hinter dem liberalen Hasse gegen das Zentrum, der für den Juugliberalismus besonders das höchste Gesetz ist. sich nur der Haß gegen das Ehristentnm überhaupt verbirgt. Daher auch die Hinneigung zur Sozialdemokratie! Mit Recht bemerkt die „Krcnz-Ztg.": „Ob dann den mißleiteten evange lischen Christen endlich klar werden wird, welchen Fehler sie begingen, als sie mit dem Liberalismus gemeinsam den „Kampf gegen Rom" führen wollten?" Andererseits begehen aber auch die Liberalen einen großen Fehler, wenn sie dem jimgliberalen Drucke nach gebend bei den bevorstehenden Landtagswahlen für die Sozialdemokratie und gegen das Zentrum arbeite». Denn einmal machen sie dadurch dem Zentrum jedes Znsammen- gehen mit Liberalen unmöglich, zwingen es förmlich, nach rechts hin sich zu wenden, und beschwören dadurch die — im liberalen Sinn gesprochen — Gefahr einer rein konservativen Mehrheit in Preußen herauf. llnd zweitens geraten sie dabei in Gefahr, iveite Kreise ihrer treuesten und einflußreichsten Anhänger vor den Kopf zu stoßen und die Partei zu spalten. Oder hoffen die Iimgliberalen im Ernst, sie könnten z. B. die national liberalen Industriellen von Rheinland-Westfalen für ein Bündnis mit der Sozialdemokratie gewinnen? lind ivie denkt man sich die notwendigen Folgen eines solchen Bünd nisses für die nächsten Rcichstagswahlen? Von unserem Parteistandpnnkte ans können wir uns eigentlich garnichts Besseres wünschen, als den Sieg der Iimgliberalen inner halb der natioualliberalen Partei; denn für diese wäre eine solche Entscheidung verhängnisvoll. Politische Rundschau. Deutschland. — Die Frage, ob die erste Vizepräsidentenstelle im Reichstage den Sozialdemokraten gegeben werden solle oder nicht, wird in der Zentrmnspresse verschiede" behandelt. Tie einen sind dafür, andere dagegen, die dritten nehmen eine abwartende Stellung ein. In der „Schles. Vztg." läßt sich ein Einsender in folgender Weise vernehmen: Wir bemerken erstens, „Ansprüche", rechtliche oder moralische, ans die parlamentarischen Ehrenposten gibts überhaupt nicht. Es hat sich mir die Gewohnheit heransgebildet, die an Zahlen stärksten Parteien zumeist zu berücksichtigen, im übrigen wird daran festznhalten sein, daß die Majorität die Präsidentenstellen besetzt. Zn Deutsch land gibt es nicht zwei große Parteien, wie in England, die Mehrheit muß sich also ans Partei-Koalitionen zn- sannnensetzen. Die einzige Koalition, welche für die Mehr- heitsbildnng, also auch das Präsidium in Betracht kommen kann, ist die Zusammenfassung der konservativen Parteien, des Zentrums und der Natioualliberalen. Zweitens: Wenn die Dinge so weiter geben, wie bisher, so wird aus den Reichstagswahlen von 1!>0K die sozialdemokratische Fraktion als die stärkste hervorgehen. Gewährt man ihnen jetzt also das erste Vizepräsidinm, so wird inan konsegnenter- weise genötigt sein, ihnen im Jahre 1WK eventuell das Präsidium zu geben. Will man das? Soll in der Tat die rote Flagge über dem Reichstage aufgezogen werden? Vermutlich wird gegen diese Aussicht doch noch mancher Bedenken hegen, der sich dabei „nichts denken" kann, wenn jetzt ein Roter erster Vizepräsident werde. Drittens ist zu bemerken: Der tatsächliche Einfluß, den ein erster Vize präsident ans die Geschäftsleitmig des Hauses ansüben kann, kommt nicht in Betracht gegen den moralischen Ein druck. welchen Vieser sozialdemokratische Erfolg in weiten Kreisen Hervorrufen müßte. Er würde wirken wie ein Fanal. Zumal mit Herrn Singer wären drei Dinge zu gleich hoffähig gemacht: die Sozialdemokratie, das Juden tum und die frivol Gesetz und Ordnung verachtende Ob struktion. Die Logik der Tatsachen müßte bewirken, daß die Roten ans diese Weise po» st >w>i immer besser „akkre ditiert" würden, und mancher dürfte sich die Frage stellen: „Wer erster Vizepräsident des Reichstages ist, warum darf der schließlich auch nicht Minister sein?" Also Vorsicht, sonst geht's immer weiter die schiefe Bahn herunter, llnd wer diesen Eindruck noch in sich festigen will, der möge ein paar Kapitel aus der Nevolntionsgeschichte von 178!) oder auch von IK-t.K lesen. Wir warnen! Ans Feindes Mund. Zn den gehässigsten unter jenen Blättern, die die katholische Kirche mit ihrem Grimme beehren, gehört das „Berliner Tageblatt". Aber selbst der römische Berichterstatter dieses Blattes, ein verbissener Kirchenseind, kan» sich dem gewaltigen Eindruck nicht ent ziehen, den die katholische Kirche mit ihrer wnnderbaren Macht über die Gemüter selbst ans den Ungläubigsten hervorruft. Seinen telegraphischen Bericht über die Krönung des Heil. Vaters am Sonntag leitet er mit den Worten ein: „Man mag sagen, was man will, Rom Nach geschiedener Ehe. Ein Sittenbild aus dem heutigen Frankreich. Bon Conitesse de Beaurepaire. — Dcucsch von Helene Krem Hs (4«. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) „Ich komme mit guten Nachrichten," antwortete der Zyniker; „Sie dürfen sich beruhigen, Eollin ist nicht tot, man hat ihn sogar in sein Hans bringen dürfen, llnd hier habe ich auch etwas, das den Verleumder, der Ihre Fest nahme ansposannte, Lügen strafen wird." „Meine Festnahme?" „Ja freilich! Lesen Sie mir." llnd Boivin hielt Marzel die Zeitung mit dem ver hängnisvollen Artikel, der seinem Töchterchen Margnerite so viel Leid bringen sollte, unter die Angon. „Welche Schlechtigkeit!" rief Bertinet. Dann las er das von den vier Zeugen unterschriebene Protokoll, welches dartat, daß Bertinets Haltung bei dem Zweikampfe tadel los gewesen, und daß nur ein unseliger Zufall den traurigen Ansgang desselben verschuldet habe. Trotz der Sorge um das Leben des Gegners, welche noch einige Tage bestehen sollte, zog bei diesen Nachrichten ein wenig Beruhigung in Marzels Gemüt, und er konnte in der nächsten Nacht einige Stunden schlafen. Am folgenden Morgen erfuhr er, daß keinerlei Ver schlimmerung in der Lage des Verwundeten eingetreten sei. Die Hoffnung, sein Gewissen nicht mit einer so schweren Schuld, dem Tode eines Nebenmenschen, belastet zu fühlen, tat ihm wohl. Von Tag zu Tag ging es mit Eollin besser und bald war er außer Gefahr. Befreit von dem drückenden Alb atmete Bertinet wieder ans; er widmete sich aufs neue dem parlamentarischen Leben mit seinen Kämpfen und Enttäuschungen. XVIII. Der traurigen Nacht, welche Alande am Lager ihres kranken Lieblings zngebracht hatte, folgte ein nicht minder sorgenvoller Tag. Die Kleine lag immer noch blaß und unbeweglich in den Kissen. Nichts als ein beklemmendes Atme», das von Zeit zu Zeit die Brust hob, zeugte von Leben in ihr. Die arme Mutter saß tief bekümmert am Bettchen und wartete angstvoll ans das Wicdererwachen der Lebens geister. Wie ein Bild des Schinerzes sah Frau jyolaiide ans, da sie bleich und tränenlos. ohne ein Wort zu sprechen, den Anordnungen des Arztes nachkam. Lautlos glitt sie über den Fußboden, wenn es unbedingt erforderlich wurde, daß sie einmal anfstand. Alle ihre Gedanken gestalteten sich zu der einen Frage: Wird Margnerite nicht anfwachen? Vor dieser bangen Sorge trat selbst die Erinnerung an den Zweikampf Bertinets in den Hintergrund. Was machte cs ans. daß dieser eine neue Schuld zu den andern häufte? Die Zal,l seiner Ver gehungen war ja kaum mehr zu berechnen. Aber warum mußte dieses unselige Zeitnngsblatt durch seine Lüge den Tod unter ihr Dach bringen! Denn daß es Lügen und Verleumdungen waren, hatte sie durch den Brief der Freundin erfahren. Im Schlosse war alles still und schweigsam, kein Laut wurde hörbar. Hermine blieb, soviel es ihr erlaubt wurde, bei der Mutter im Krankenzimmer. Klein Johann wagte > nicht einmal mehr zu spielen. Wenn die Lernstnnden vor ! über waren, ging er ernsthaft neben Miß Kate spazieren ! und sein perlenhaftes Lachen war nirgends mehr zu hören. Als der Ausdruck in den Zügen der Mnlter immer fremder und staner wnrde, da schrieb Hermine in ihrer Besorgnis an Frau Marande. Diese traf denn auch viernndzwanzig Stande" später in la Borderie ein. Beim Anblicke der Freundin ergriff sie ein heftiger Schrecken, denn jyolande in ihrer Blässe und nnbewegliclien Haltung glich mehr einer Statue des Jammers, als einem menschlichen Wesen. Das Schließe» der Türe weckte sie auch nicht ans ihrer scheinbaren Er starrung. sie sah und hörte nichts außer ihrem Kinde. „Holande!" rief F-ran Marande mit sanfter Stimme. Bei diesem bekannten und geliebten Tone drehte ?)o- lande den Kopf und gewahrte die Aiigekoinmene. Da breitete sie auch schon die Arme ans und sank, laut ansschlnchzend, an das Herz der treuen Martha. Gott Dank, die Quelle der Tränen war wieder ge- öffnet, die Aermste konnte ihren bitteren Schmerz answeinen. „Es wird alles wieder gut werden", tröstete Frau Marande. „Hoffe und bete!" „Ich habe keine Kraft mehr, zu beten!" stöhnte Bvlande. „Was sagst Du, meine liebe Freundin? Das ist nicht recht. Gott stärkt die Mutigen, man darf niemals ver zweifeln." Unter den sanften, aber erlitten Worten der guten Martha richtete sholande sich langsam ans. Sie gab es zu, daß man ihr ein wenig stärkende Nahrung brachte und legte sich dann eine kurze Zeit ans ein im Krankenzimmer stehendes Ruhebett. „Du mußt an Hermine und Johann denken", sagte Fron Marande; „die armen Kinder sind allein ans Deinen ! Schuh angewiesen. Was würde ans ihnen, wenn Du krank wären oder ihnen gar eines Tages fehlen solltest?" Dieser Zuspruch hatte denn auch meist den gewünschten Erfolg. Endlich trat bei der Kranken die Krisis ein; das Hirn schien ein wenig freier zu werden. Ein leiser Hoffnungs schimmer stahl sich in das bange Herz der Mnlter. So war doch nicht alles verloren, wenigstens nicht sofort. Eines Abends, als sie allein am Veilchen wachte, ward ihr Plötzlich die nnanssprecliliche Freude zuteil, daß die süßen Blanangen sich mit klarem Blicke öffneten. „Mein Liebling!" ries sie und beugte sich nieder, »m eine» innigen Kuß ans die Stirne des kranken Kindes zu drücke». Da börte sie ein Wort, das schwach wie ein Hauch von den Lippen Margneritens kam: „Mein Vater?" Jäh richtete sholande sich ans. Ach, sie hatte ja ganz vergessen .... Sie fuhr sich mit der Hand über die Stirn, als wolle sie ihre Eriimerimgen sammeln. (Fortsetzung folgt.)
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