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Sächsische Dorfzeitung : 13.11.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480520429-188411136
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480520429-18841113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480520429-18841113
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Dorfzeitung
- Jahr1884
- Monat1884-11
- Tag1884-11-13
- Monat1884-11
- Jahr1884
- Titel
- Sächsische Dorfzeitung : 13.11.1884
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Jnfer«ten« Avn«tz»tftcle«, Die Urroldische Puchl andtun«. Inserate »erde» bi» ««« «I Mittwoch u Freit«, Mittag angenommen und loste«: bietspaUZeUetbPs. Unter Eingefa»btr SV Pf. V L Daube L L«. bi Dresden Lewziß, Hamburg, Berl«, Frankfurt a M. fEped ». Nedafttrn Msden-RenftnAt ß vicißne, »affe Zeitung erscheint rie»st«,, zuerst«, «l» O«nn«ben» Ein unterhaltendes Blatt für den Bürger und Sandmann. Amtsblatt für die kgl. Amt-Hauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften de- kgl. Amtsgericht- Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Beranttnertlicher Redakteur und verlege Kerr»««« MLSer in Dre-den. ßß«n«en»ent»- Prei»: Mteljthrl.'«. IM z» beziehen durch hb laiferlichen Post« psialtea und durch unfere Boten. freier Lieferung g« Hau» erhebt die «ist noch eine »e« Vtzr vm, 2b Pf,. Ar. 135. Danner^ag, den 13. Aovember 1884. 46. Jahrgang. Politische ryttMau. Deutsches Reich. Die Kampagne, welche den diesmaligen Reich-tag-wahlen voranging, scheint in der russischen Hauptstadt einen für die deutsche Sache krineswegS günstigen Eindruck gemacht zu haben, Wenigstens bringt die sonst ungemein gemäßigte „PeterS- torger Zeitung" in einer ihrer letzten Nummern an lntender Stelle einen geharnischten Artikel, welcher die Gehässigkeit, mit welcher sich gewisse Parteien während der Wahlbewegung bekämpften, scharf geißelt und manche teherzigenSwerthe Mahnungen enthält. „Wer in Deutsch land," schreibt daS genannte Blatt, „mitten in dem er regten Wahltreiben gestanden, muß schließlich den klaren unbefangenen Blick für dasselbe verlieren. Der Fernstehende bewahrt sich dagegen ein unbefangenes Urtheil und somit ist dasselbe vielleicht nicht ohne Werth. Ist eS ja eft interessanter, daS eigene Land durch einen Fremden deurtheilen zu hören, als durch den Einheimischen; nur nsterem fallen die Eigenthümlickkeiten auf, die letzterem zur Gewohnheit geworden. Zunächst müssen wir zu unserem Bedauern kvnftatiren, daß die deutsche Wahl- dtwegung auf den Deutschen im AuSlande den häß lichsten Eindruck gemacht, umsomehr, wenn man sieht, ont welcher Schadenfreude die Deutschfeinde daselbst — und deren giebt eS nicht wenige — dieselbe verfolgen. Bellte man aus dem Wahltreiben auf die deutsche kinigkeit und auf den deutschen Charakter schließen, es wäre traurig damit bestellt. Der mit den deutschen Verhältnissen nicht vertraute Ausländer thut dieS aber und in seinen Bugen muß daS Ansehen drS mächtigen SlaateS sinken. Diese zahlreichen Fraktionen und ! Zraktiönchen, die versteckt oder offen die deutsche Ein- I hm bekämpfen, die Socialdemokraten, die in ihrer stetig wachsenden Stärke ein furchtbares Zukunftsbild durch blutig - rothen Nebel schimmern lassen — stellen die inneren Zustände des Reiches in traurigem Lichte dar. Unserer Ansicht nach können nur die Ultramontanen und kocialdemokraten mit den Erfolgen der Wahl zufrieden sein; namentlich erscheint uns die Freude der konierva- tiven oder, besser gesagt, reichstreuen Fraktionen nicht an ihrem Platze. Sie kann höchstens eine negative sein, nem- lich über die Niederlage deS Fortschrittes und in dieser Beziehung theilen wir sie von ganzem Hcrzen. Aber der Gesammterfolg ist doch ein sehr trauriger. Mögen die l Stichwahlen noch so günstig auSfallen, der Reichskanzler I wird dock ohne Kompromisse keine Majorität für seine I Pläne finden und eine für Deutschland durchaus nothwen- I bige feste Politik ist mit Kompromissen nicht möglich/' WaS die braunschweigische Erbfolgefrage betrifft, I sv gelangt nachträglich ein höchst interessanter Zwischen- I fall zur öffentlichen Kenntniß, welcher sich wenige Tage nach dem Tode deS verstorbenen Herzog- ereignet haben soll. Sofern daS „Braunschweiger Tageblatt" recht unterrichtet ist, hat nemlich der Herzog von Cambridge der deutschen ReichSregierung das Anerbieten gemacht, er wolle für den Sohn deS Herzog- von Cumberland al- Vormund die Regierung von Braunschweig über nehmen, wenn eS ihm gestattet werde, in seiner Stellung als Generalissimus der englischen Armee zu verbleiben und seinen Wohnsitz in England beizubehalten. Dieses „freundliche" Anerbieten hat jedoch in Berlin keine Zu stimmung gefunden, sondern ist ebenso höflich wie be stimmt abgelehnt worden. DiefeS Verfahren der ReichS regierung wird im deutschen Volke — die Welfen aus genommen — allgemeine Billigung finden; die Zeit ist eben vorüber, wo unser Vaterland fremdländischen, beute lustigen Prinzen als Jagdrevier diente. Soll der Thron von Braunschweig überhaupt von Neuem besetzt werden, so bedürfen wir wahrlich deS Herzogs von Cambridge nicht; wie haben genug deutsche Prinzen, welche einen Vergleich mit jenem Briten nicht zu scheuen brauchen. — Mit obiger Meldung gleichzeitig trifft die Nachricht ein, daß der Herzog von Cumberland unter dem 4. November an die deutschen Fürsten, mit Ausnahme deS Kaisers (!), sowie an die freien Städte ein neues Cirkular erlassen hat in welchem es u. A. folgendermaaßen heißt: „Die Ausübung meiner Regierung im Herzogthume Braunschweig ist zur Zeit auf Hindernisse gestoßen; das Recht meiner Thronfolge steht aber nach Landes verfassung und fürstlicher Familienordnung fest und ist von keiner Seite angefochten wordeo; ebensowenig steht meiner persönlichen Thronfolgefähigkeit irgend welches rechtliche Bedenken entgegen. (D Die Versagung meiner Anerkennung und die Hinderung meiner Regierung als Herzog von Braunschweig würde daher von Reichs wegen nicht ohne einen Eingriff in die Rechtsordnung, auf welcher das deutsche Reich selbst beruht, möglich sein, einen Eingriff, zu welchem die ReichSverfasiung keine Ermächtigung giebt und welcher um so bedeutungsvoller und gefährlicher sein würde, als er mit der Beeinträch tigung meines souveränen Fürstenrechts zugleich das souveräne Recht aller Mitglieder deS deutschen Reich- gefährden würde. Vertrauensvoll gebe ich mich daher der Hoffnung hin, daß jede vom deutschen Reico' aus gehende Hinderung meiner Thronfolge und Neuerung im Herzogthume Braunschweig baldigst werde beseitigt werden. Ich schließe mit dem Ausdrucke meines leb haften Bedauerns, daß ich nach der Ablehnung meines NotifikationsfckreibenS vom 18. v. M. seitens Sr. kaiserlichen und königlichen Majestät deS deutschen Kaisers und Königs von Preußen leider Bedenken habe tragen müssen, zur Zeit ein dem vorliegenden entsprechendes Schrei- ! ben auch an Allerhöchstdenselben zu richten." ES kann nicht unsere Aufgabe sein, die oben entwickelten staatsrecht lichen Anschauungen deS Herzog- von Cumberland einer eingehenden Prüfung zu unterziehen; nur wollen wir nochmal- konstattren. daß seine bislang zur Schau ge tragene feindselige Gesinnung gegen daS deutsche Reich Grund genug ist, ihm die „persönliche Thronfolgefähig keit" abzusprechen. Durch ein kaiserliches Dekret ist der Reichstag auf den 20. November nach Berlin einberufen worden. — Zu der Kongo-Konferenz hat nunmehr auch die Türkei eine Einladung erhalten und wird die Pforte ihren Botschafter in Berlin mit der Ver tretung beauftragen. — Wie die „National - Ztg." , vernimmt, haben sich die Verhandlungen deS StaatS- ! rathS über die Ausdehnung deS UnfallversicherungS- gesetzeS auf weitere Betriebszweige ungemein umfang- ' reich gestaltet. Die Aufnahme der TranSporlunter- nehmungen in den Rahmen de» Gesetz,- konnte mit verhält«,ßmäßiger Leichtigkeit erfolgen, namentlich auch deshalb, weil die Eisenbahnen ganz überwiegend in den Händen der Regierungen sind. Desto verwickelter ge- !. staltet sich daS Verhältnis gegenüber der Land- und - Forstwirthschaft. Eine große Anzahl von Aenderungen an ! dem jüngst erlassenen Gesetze macht sich nöthig und wird ! eS voraussichtlich hierzu einer längeren gesetzgeberischen Arbeit bedürfen. Während der Kronprinz den Ehren vorsitz führt, präsidirt der preußische Minister für Land- wirthschaft, vr. LuciuS. den Berathungen der einzelnen , Abteilungen. Fürst BiSmarck betheiligte sich wiederholt ! eingehend an den Debatten. — Die Kommission, welche im ReichS-GesundheitS-Amte die Jmpffrage berathen, hat ihre Verhandlungen zu Ende geführt. Es ist über die wichtigsten Punkte eine völlige Uebereinstimmung der Sachverständigen erzielt worden, mit Ausnahme der drei eingeladenen principiellen Jmpfgegner. Die Kommission hat sich zu Gunsten deS Ueberganges von der Impfung mit humanisirter Lymphe (von Arm zu Arm> zu der mit animalischer Lymphe (Kälberlymphe) ausgesprochen und auch eine Anzahl wichtiger Normativ Bestimmungen über die Ausführung des JmpfgesetzeS getroffen. — Der in Aussicht genommene Kongreß zwischen Holland, der Schweiz und den deutschen Rheinuferstaaten, betreffs Regelung der Lachsfischerei im Rhein, wird wahr scheinlich erst nach Schluß der Kongo-Konferenz zu sammentreten. Während der internationalen Fischerei- BuSstellung wurde bekanntlich von deutschen und schwer- zeriscken Sachverständigen eine Konvention zur Schonung deS RheinlachseS entworfen. Holland lehnte jedoch die Annahme dieser Konvention ab und eS bildete sich eine kleine Verstimmung zwischen dem Haag und Berlin auS, welche nur langsam gewichen ist. Vermutblich werden diesmal erst während der Berathungen aller Feuilleton. Eine italienische Dorfgeschichte. Von I. Friedmar. (Schluß.) Sie reichte ihm ihre Hand, die er schmerzlich be' «egt, aber ohne Groll und mit Herzlichkeit drückte- denn sein Gewissen sagte, daß ihm Recht geschehe. Nicht »hne Trauer von der einen und mit aufrichtigem Be dauern von der anderen Seite, trennten sie sich jetzt mit dem Versprechen, sich zu lieben wie Bruder und Schwester. Thilde fühlte, ohne sich selbst darüber Rechen schaft abzulegen, daß ihr Herz, einmal von falscher Liebe verwundet, nur noch auf die reine, unvergängliche Ge schwister- und Kindesliebe vertrauen konnte. Nicht geringere- Aufsehm, al- Thilden'S Genesung, erregte der Wegzug deS Doktor- Alceste von Firenzuvla; denn er war abgereist, ohne Dora mitzunehmen, welche alle Leute versichert hatte, daß sie über kurz oder lang seine Frau werde. Dora kehrte zu ihrer Familie zurück, «brr nur für kurz« Zeit; dann ging sie nach Bologna, om sich dort einen Dienst zu suchen. Sie war die einzige von ihren Schwestern, die noch ledig geblieben. !3hr ältester Bruder war schon längst Familienvater »nd der jüngste, der sich erst nach ihrer Versorgung ktte verheirathen sollen, hatte, al- Dora in den Dienst des Doktor- trat, auch eine junge Frau in- Hau- ge bracht So war sie zu viel in der eigenen Familie, I drsonderS da sie mit ihrem guten Rufe auch die Aussicht ! verloren hatte, einen Mann zu bekommen. ES war Aschermittwoch, ein feuchter, kalter Tag und daS graue, einfarbige Gewölk des Himmels gab , keine Hoffnung, daß die belebenden Strahlen der Sonne . ihn noch erheitern sollten. j Die Kirche von San Lorenzo war schon vom frühen Morgen an geöffnet und die eifrigsten Kirchen besucher aus der Umgegend versammelten sich soeben zur ersten heiligen Messe. Einige hielten sich noch auf dem Begräbnißplatze vor der Kirche auf und warteten, biS die Glocken das Zeichen gaben. AbseitS von den Uebrigen lehnte Dora an der Mauer. Sie hatte in ! wenigen Monaten all' ihre Jugendfrische eingebüßt; ! aber ihre Augen blickten noch gerade so keck, ihr Lächeln < war noch ebenso frei, seltener zwar, doch um so bitterer, j Jetzt sah Dora von Weitem Thilde daherkommen, ! die an jeder Hand eine ihrer kleinen Schwestern führte, j Alle drei waren in Trauer gekleidet. Thilde, obwohl vollständig genesen, hatte ihre frühere zarte Blüthe nicht wieder erhalten. Sie sah auS wie eine vom Sturme geknickte Blume, die, wenn auch die Sonne sie wieder bescheint, dennoch matt und welk bleibt. Mit schwermüthigem, bleichem Antlitze schritt sie in ernster Haltung zwischen den zwei fröhlichen, sorgenlosen Kindern einher, wie der Genius der Trauer, von zwei Engelchen begleitet. Dora, die sowohl während, alS nach Thilden'S Krankheit vermieden hatte, mit derselben zu sprechen, näherte sich ihr jetzt und sagte verlegen und mit un sicherer Stimme: „Ich freue mich, Dich so wohl zu sehen. Du hast auch Deinen Theil Unglück gehabt und eS bleibt Dir nun nicht- mehr auf der Welt, als diese zwei Kinder." „Und der Friede, den Du nicht hast", antwortete Thilde in ruhigem Tone, indem sie ihr fest in die Augen sah. Dann wendete sich Thilde ab und kniete an einem frischen Grabhügel nieder; eS war da- Grab ihrer Mutter. Bei dem unerwarteten Vorwurfe war Dora purpur- roth, dann leichenblaß geworden und mit niederge schlagenen Augen und gerunzelter Stirn blieb sie wie gebannt stehen, obwohl die Glocken zusammenläuteten. Nachdem Thilde am Grabe der Mutter ein kurze- Gebet gesprochen, stand sie auf, näherte sich Dora und flüsterte ihr in- Ohr: „Ich habe Dir verziehen." Dann trat sie in die Kirche. AlS Dora die Worte der Vergebung vernommen, kam wieder Leben in ihre Gestalt und langsam ging sie ebenfalls der Kirchenthüre zu. In demselben Augen blicke kam Valentin hinter ihr her, um zum letzten Male, bevor er für immer diese Gegend verließ, dem Gottesdienste beizuwobnen. Vielleicht war eS der Wunsch, Thilde noch einmal zu sehen, der ihn gerade in diese Kirche zog. Wie dem auch sei und trotz dem feierlichen Versprechen, da- er Thilde gegeben hatte, an Dora keine Rache zu nehmen, konnte er sich nicht enthalten, al- er, durch die Menge sich hindurch drängend, an derselben vorüber kam, sie wie von ungefähr auf die Seite zu stoßen, daß sie zurücktaumelte. Vor und nach der heiligen Messe feierte heute der Priester einen der schönsten und tiefbedeutungsvollsten Gebräuche der katholischen Kirche. Er bestreute die
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