Adorter Wochenblatt. Mittheil»ngen über »rtliche uno vaterländische Angelegenheiten. Elfter Jahrgang. Prei« für Ken Zakrgang Kei Bestellung v»n »er Post: I Tbaler, bei Bestellung Ke« Blatte« durch Botcngelcgtnhelt: SU Reugroschen. —, ! kkä-.»'M» 36. v September ^846. Die Feier deS DopptlfesttS zu Adorf nm 4. Ttpktmbtr Lß»A-t. Ein frischer Margen graut, reine Luft weht von den Bergen und verkündet einen Tag des Lichtes, ksr denke ürahlcrd über unsern Häuptern anbn'chl. „Wach' aus, mein Herz und singe", singe im Kiasl- ton hoher Gvtteöfteudc, so ruft Lie unter mächtigen Schlägen freudig erbebende Luft in das Ohr der Schlummeinden. Schuß auf Schuß erschallt, gleich den gemessenen Schlägen dcS taktangcbcnden Musik meisters; Mes lauscht in gespannter Erwartung; da beginnt im herzergreifenden Posaunenhall von des ThurmeS weit schallender Höhe der feierlichste Fest choral: Sei Lob und Ehr' dem höchsten Gut! Ja, Lob und Ehr' dem höchsten Gut, das droben thront über den ewig leuchtenden Sternen, höher, als die höchsten und allerhöchsten Häupter der Erde, und heute ein doppeltes Freudenfest segnend unS bereitet; dein höchsten Gut, das, gesendet vom ewigen Ba ker der Wahrheit und Gerechtigkeit, nieder sich senkt auf unsere Fluren, auf unser Vaterland und herrlich strahlt in der goldenen Aufschrift: Licht und Recht. Sei doppelt uns gegrüßt, wie du doppelt uns heimsuchst! Du kehrst uns heute wieder, zum 15. Male mit deinen Verehrern dein Teburtsfest freu dig zu begehen, begleitet von einem herzwillkommcnen Gefährten, der würdig dir zur Seite steht und längst von unS mit Sehnsucht erwartet wurde. Beide er scheint ihr im Festgewande des Lichtes und Rechtes; denn Liebt und Recht ist euer beiderseitiger hocherha-' dencr Zweck. Du, des Staates heiliges Grund- Ak seh, gegeben vom Vater de§ Vaterlandes für alle Söhne dieses Landes, damit Volksfreihcit und VolkS- wohlsahrl darinnen gesicherte, hohe Hallen sich auf- daueu; du, der Schule ehrwürdiger Grundstein, bestimmt von den Vätern dieser Stadt für die ganze Bürgerschaft, damit in den Seelen der Kinder sich gründe ein festes, herrlicher Tempel der Volksbildung und Volksveredlung — ihr seid das Zwillingsgestirn, das unsern Festtag strahlend erleuchtet, das unserer Festleier Ziel und Richtung giebt. — Wie man nun die Bedeutung dieses Doppeltestes erfaßt, wir man dasselbe gefeiert hat, darüber theil. nehmenden Freunden in der Nähe und Ferne Nach richt zu geben, ist der Zweck vorliegender Zeilen. Möge ihnen ein Plätzchen in diesen Blattern ver gönnt sein. Die doppelte Feier galt dem ConstitutionS- feste und der Grundsteinlegung zum neuen B ürg e rschu l ha use und theUt« sich in eine kirch liche und außerkirchliche. Früh Uhr bewegte sich unter dem'Geläute aller Glocken ein Festzug, der mit den Knaben und Mädchen der ersten Klass.n begann, den Stadtrath und die Geistlichen, die Königl. Beam ten, die Stadtverordneten, die Mitglieder des Lur- gerauSschusscs und andere theilnehmende Burger und Einwohner in seine Mitte nahm und mit d n Bür gerschützenkorps schloß, zur Feier des Cou;fttutionZ- fcsteS in die Kirche. Majestätisch brausten der Orgel feierliche Klänge vom Chore herab, während die Theil- nehmer am Zuge in der Kirche sich vertheiltcn, die weiß und grün gekleideten Mädchen im Halbkreis um den Altar sich ordneten und dahinter das Bür- gerschützcnkorps seine Platze einnahm; volltönend er- hob sich der Lvbgesang der zahlreichen Versammlung, abwechselnd mit einer Kirchenmusik, zum Vater aller guten Gaben. Hierauf betrat DiaconuS Steudel die Kanzel und gab der Constitutionsfeier die religiöse Weihe, indem er mit beredtem Munde der Versamm lung zu Gemüthe führte: Nur bei einem religiösen Sinne bringt uns eine konstitutionelle Verfassung «tahren Gewinn; Denn der religiös« Sinn ist eS, der