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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 05.10.1926
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-10-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19261005023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926100502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-19261005
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926100502
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- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner Nachrichten
- Jahr1926
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- Tag1926-10-05
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Polnische politische Phantasien. Angebliche Rückgabe Danzigs gegen deutsche Entschädigungen. Aiilselhaster Zwischenfall in Aeuska-l a. K. - Die Zuckerzölle im Sandelsausschuh. - Severing vor dem Rücktritt. Ein Versuchsballon -es amtlichen polnischen Aachrichtenbureaus. Berlin, 4. Okt. Die amtliche polnische Nachrichtenagentur verbreitet eine Pariser Meldung, wonach Danzig Deutsch land wieder zurückgegeben werden soll. Ein fran zösisch-amerikanischer Pakt tn der Frage der Schuldentilgung soll nach einer Meldung des Pariser „Jour nal" auf dem Wege der Lösung der Danzigcr Frage mittelbar zustande kommen. Bei der Besprechung der Frage von Eupen und Malmedy hätten die deutschen Delegierten zu verstehen gegeben, bah sie sich hauptsächlich für die Oll grenze inter essierten. England würde nichts gegen die Rückgabe von Danzig an Deutschland einzuwendcn haben. Frankreich wäre gleichfalls dazu bereit, wenn die polnische Regierung eine grobe Entschädigung dafür erhielte. Die polnische Regierung soll anläßlich einer solchen Lage der Dinge sich nicht ablehnend verhalten haben. Auch andere Staaten, die den Versailler Vertrag unterzeichnet hätten, würden wahrscheinlich gegen eine solche Lösung nichts ein- znwenden haben. Dafür müßte Deutschland versprechen, daß dir bentschen Kreise in Amerika einen Druck ans die Washing toner Negierung anSssbten, damit diese sich mit der Rati« siziernng des SchnlbenvertrageS Frankreichs einverstanden erklärte. Eine Berliner Persönlichkeit, die gut unterrichtet sein will, erklärt zu dieser Meldung, von ernstenBesprechun- gen über eine eventuelle Rückgabe Danzigs könne noch nicht die Rede sein. Allerdings sei dieser Gedanke nicht ganz ans der Lust gegriffen. Non einigen maßgebenden Persön lichkeiten der europäischen Politik sei ein solcher Akt tatsächlich ins Auge gefaßt worden. Man dürfe den Ursprung dieses Gedankens wohl aus Thoiry zuriicksülircn, wo zweifellos Strescmann in seiner Unterredung mit Briand dieses Thema angeschnitten habe. Briand habe wiederum mit Aaleski den selben Fall erörtert. Polens Stellung zu diesem Plan sei wähl die. daß Pilsudski auf Danzig ohne Bedenken verzichten würde, um sich dadurch Deutschlands Freundschaft zu erkaufen, was ihm die Möglichkeit geben würde. Rußland gegenüber kräftiger vorzugehen. Daß die Polnische Amtlich« Telcgraphenagcntur Viesen offiziösen Versuchsballon nur zu gern hat aufsteigen lassen, begreift man deutscherseits sehr gut. da es ja verständlich ist. wenn Polen di« unhaltbare Korridorfrage auf seine Weis« mit Vehelfsmitteln zu lösen versucht. In Berliner diplomatischen Kreisen ist man demgegenüber aber der Ansicht, daß für Deutschland, so dringend es auch eine baldige Verbindung mit dem kerndeutschen Freistaat Danzig wünscht, nur eine Gcsamt- bcreinignng des unhaltbaren Ostgrenzenproblems in Frage kommen kan«, die sämtliche dem Selbstbestimmungsrecht der Völker widersprechenden Bestimmungen des Versailler Ver trages über den Korridor, Danzig und Oberschlesien beseitigt. Wenn das Vorgehen der Polnischen Amtlichen Telegraphen agentur die Bereitwilligkeit der polnischen Negierung zur In angriffnahme derartiger Verhandlungen bekunden will, wird Deutschland, das eine grundsätzliche Verständigung mit Polen nakttrlich begrüßen würde, gern bereit sein, am Verhandlungstische zu erscheinen, wenn auch natürlich ein deutscher Druck auf die Bereinigten Staaten ein Ding der Unmöglichkeit ist. Sin polnisches Domen«. Warschau, 5. Oktober. Die Polnische Telcgraphen-Agentnr dementiert die Nachricht, als ob die polnische Regierung bereit wäre, aus das angeblich lancierte Projekt einer Abtretung Danzigs an Deutschland einsn-ehe«. tW. T. B.j Neue Nolen»SmiMou in Polen. Warschau, 4. Okt. Die Bank Polski hat eine neue Notcn- Emission beschlossen. Dieser Tage werden die Noten in Um lauf gebracht, und zwar einstweilen 20-Zloty-Noten. (T.-U.) Die Unterschlagungen polnischer Flüchllings- gelöer. Breslau, 5. Oktober. Der Staatsanwalt beim Reichs gericht Kattowitz und die Regierung in Warschau haben an den Schlesischen Sejm das Ersuchen gerichtet, den Abgeord neten der Korfanty-Partei, Pfarrer Mathcja, zur Strafverfolgung durch die Gerichte wegen Unterschlagung und Veruntreuung von Fllichtllngsgcldern ausznliesern. Matheja hatte Flüchtlingsgelder in einer bankrotten Bank angelegt, um eigene Einlagen in dieser Bank zu sichern. Ein Ver wandter des Pfarrers, den dieser als Sekretär des Ver bandes angcstcllt hatte, ist mit 100 000 Zloty Flüchtlings- gcldern durchgegangen. Der dunkle Punkt in -er sudekendeukschen Politik. (Von unserem Prager Mitarbeiter.) Prag, im Oktober 1V2S. Die s u d e t e n d e u t s ch e Politik ist seit einem halben Jahre bekanntlich aus ihrer rein negativen Einstellung gegen über dem tschechischen System abgegangen und hat, soweit eS sich um den größeren Teil des bürgerlichen parlamentarischen Lagers handelt, seither in der Behandlung der wichtigen Gesetzcsvorlagen mit den tschechischen bürgerlichen Parteien Hand in Hand gearbeitet. Sie hat nicht nur die Annahme der seit langem heiß umstrittenen Agrarzölle im Prager Parla ment ermöglicht, sondern darüber hinaus auch für die Er höhung der Äeistlichenbezttge und die Bewilligung neuer Steuern für eine Negierung gestimmt, an der das Sudeten deutschtum bisher noch völlig unbeteiligt ist. Abgesehen von den notwendigen Konzessionen tschechischersetts, die für die deutsche Unterstützung heute oder in Zukunft gewährt werden müssen, erschien die sosorttge Ausgabe des bisherigen, von den Tschechen geübten Systems der Entnationalisierung und Ent rechtung der Sudetenbeutschen auf allen Gebieten des staat lichen Lebens als die kleinste und selbstverständlichste Voraus- setzung einer deutsch-tschechischen Zusammenarbeit. Die bis cherige Entwicklung aber hat nicht «vr keinerlei Anhaltspunkte für eine praktische Besserstellung «nb wirklich« Gleichberech tigung der sndetcndentscheu Interessen seitens der tschechische» Machthaber gebracht, sondern nicht einmal de« Waffenstillstand zwischen Tschechen nnd Dcntschen, d. h. die Einstellung der Entnationalisiernngsbcstrcbnnge« der tschechische« Behörde« zur Folge gehabt. In diesem Zusammenhänge gewinnt der folgende Vor fall weit mehr als lokale Bedeutung: Dieser Tage sollte auf einem alten Besitztum in Joslowttz im Brünner Bezirke durch eine Kommission des tschechischen Bvdcnamtes die Verteilung des nach der Bodenreform be schlagnahmten Bodens vorgenommen werden. Obgleich es sich um ein rein deutsches Gebiet handelt, waren wiederum nach bewährtem Muster nur tschechische Bewerber vom Boden amte berücksichtigt worden, denen jetzt der deutsche Grund und Boden durch die Kommission übergeben werden sollte. Wie nun hierzu aus Brünn verlautet, rotteten sich die deutschen Bauern, als sic von dieser Absicht erfuhren, zusammen und nahmen eine so drohende Haltung ein, daß die Zuteilung ver schoben wurde und die tschechischen Beamten unverrichteter Dinge wieder abrcisen mußten. Nun soll in den nächsten Tagen die Bodenzuteilung an fremde Tschechen mit Hilfe von Gendarmericabteilungen burchgeführt werden. Dieser Widerstand deutscher Bauer«, der sich zum ersten Male offen gegen die tschechische Willkür äußert, ist eine über aus ernste Warnung sowohl für die tschechischen, als auch für die deutschen aktivistischcn, sogenannten Zollparteien. Es ist selbstverständlich, daß der deutsche Bauer, dessen Abgeordneter seit Monaten der rein tschechischen Regierung Ccrny aus fort dauernden ernsten Verlegenheiten heraushalf, das tschechische Vorgehen als eine unverschämte Herausforderung betrachtet, und es ist weiterhin klar, daß die deutschen aktivistischcn Par teien ein völliges Fiasko ihrer Politik erleben müßten, wenn cs ihnen nicht gelingt, die Tschechen zu einer anderen Behand lung der deutschen Volksangehörigen zu bringen. Man hatte in den bisherigen Monate» der deutsch-tschechischen Zusammen arbeit de» vorherrschenden Eindruck, daß die deutsch-tschechische Verständigung rein theoretisch und mit einem Ueberschwall an Worten nicht so sehr in der tschechischen als vielmehr in der sudetcndeutschcn aktivistischcn Presse proklamiert wurde. Es scheint nach diesem Vorfall und einer ganzen Reihe anderer jetzt — vor der Wiedereröffnung des Prager Parlaments — hoch au der Zeit zu sein, baß von tschechischer Seite endlich praktische Beweise einer neuen freundschaftlichen Politik gegen über de» dreieinhalb Millionen Sudctendcntschen gegeben werde». Andernfalls müßte die snbetcndeutsche aktivistische Politik, bleibt sic in ihrem bisherigen Fahrwasser, sehr eindeutig ans Kosten der nationalen Ehre des sudetenbeutschen Volkes gehen. Das Spihelsyslem in -er Tscheche!. Prag, 6. Oktober. Aus der Liste der polizeilich be aufsichtigten Personen, die ein Beamter der Polizeidirektton in einem hiesigen Gasthaus verloren hat, geht hervor, daß ». a. der Prager Bürgermeister, ferner der im Amt befind liche Finanzminister Dr. Englisch, der ehemalige Minister präsident Schwäch! er und einzelne Führer der Klerikalen und Sozialdemvkratischcn Partei unter Aufsicht stehen. Ganz besondere Aufmerksamkeit wird der Tätigkeit des früheren Generalstabschcfs Gas da gewidmet, der von zehn Geheim- Polizisten bewacht wird, wovon drei mit Motorrädern aus gerüstet sind, um dem Krastivagen des Generals überallhin folgen zu können. Umbildung der unnari'chen Regierung. Budapest. 6. Oktober Der ungarische Innenminister Rakovszky hat seine Demission gegeben. Mit seinem Rück- tritt wird die Umbildung der Regierung Bethlen eingeleitct. Die Königin von Rumänien tn Paris Paris, 4. Okt. DI« Königin von Numäni en ist heute auf der Durchreise nach Amerika in Paris eingetroffen. Cm neuer Zwischenfall im besetzten Gebiete. ASlselhasker Dolchstich gegen einen Franzosen. (Durch Funkspruch.) Neustadt a. d. H.. 5. Oktober. Hier hat sich zwischen einem Deutschen und einem Franzosen ein Zwischenfall ereignet, über de» von zuständiger Stelle folgendes mitgctcilt wird: In der Nacht vom Sonntag zum Montag entspann sich in einer Wirtschaft zwischen dem Deutschen Krauter nnd zwei Franzosen, von denen der eine in Zivil, der an dere in Uniform war. eine lebhafte teilweise sehr stürmische Unterhaltung. Der Dentsck)«, der infolge einer Kriegsver- wiindung für Alkohol sehr empfänglich ist. war angetrunken. Plötzlich erklärte'der sranzLsischc Sergeant, er sei in die Brust gestochen worden. Doch wnrdc ein Messer überhaupt nicht ge sehen. Die beiden Franzosen verließe« darauf das Lokal, je doch kehrte der in Zivilklcidung nach ungefähr einer halben Stunde wieder zurück und sagte, man solle kein Aufheben von der Sache machen. Am Montagabend forschte der fran zösische Vcrbtndungsosfi»i«r bei der Polizei in Neustadt nach dem Täter. Der Fall ist psychologisch noch gar ntchtgeklärt. Der Deutsche hat im Verlauf seiner Unterhaltung mit den Fran zosen diese nach ihrer Meinung über den Germers- Heim er Zwischenfall gefragt. Möglicherweise wollte Krauter wegen der GcrmcrSheimcr Zwischenfälle an einem der beiden Franzosen Rache nehmen. Wie verlautet, befand sich Krauter am Montag nicht mehr in Neustadt. Man nimmt deutscherseits an, daß es sich um einen psychopathisch zu be urteilenden Fall handelt. (WTB) lieber die Darstellung der französischen Zeitungen unter richtete nachfolgende Meldung: Paris, k>. Oktober. Die französischen Blätter berichten von einem Zwischenfall in Neustadt a. d. H. Uebercin- stimmcnd melden die Zeitungen, daß am 4. Oktober ein deutscher Zivilist in einem Restaurant der Fricdrich- straße mit einem französischen Unteroffizier vom 12. Fliegcr-Ncgimcnt namens Andigou in einen Streit geriet, i» dessen Verlaus der Deutsche den Franzosen durch einen Dolchstoß in die Herzgegend schwer verletzte. Uebereinstimmend wird die Darstellung gegeben, daß sich ein deutscher Zivilist im a n g e t r u n k e ü c n Zustand dem Sergeanten näherte nnd ihm sei» GlaS zum Trinken anbot. Der Sergeant habe sich zunächst geweigert, schließlich aber angenommen, um sich des Zudringlichen zu erwehren. Kurz darauf habe ihm der Deutsche einen Dolch gezeigt und erklärt, er wolle seine Frau, die in der Nähe von Neustadt wohne, töten. Dann habe er ohne wettere Erklärung dem Sergeanten den Dolch in den Rücken gestoßen. Der Deutsche habe ungehindert das Restaurant verlassen und sei auf seinem Motorrad entkommen. Weiter wird erklärt, daß der Zustand des Sergeanten sehr ernst sei. Die deutsche Polizei hat sich sofort den französischen Militärbehörden zur Verfügung gestellt, um des Täters, dessen Person bekannt sei, habhaft zu werden. Die Untersuchung von Germersheim in französischen Künden. Paris, 6. Oktober. Die Agentur Havas veröffentlicht in bezug auf die Untersuchung des G e r in e r s h c i m e r Zwischenfalls durch die deutsche» und französischen Be hörden folgende Auslassung: General Guillaumat, der Befehlshaber der französischen BesatzungSarmee, hat den Kricgsministcr wissen lasse», daß er de» Berichterstatter des Kriegsgerichtes vvn Landau ausgesordert habe, in der Germershcimer Angelegen heit als Zeuge den deutscherseits mit der Führung der Unter- sncluina beauftragten deutschen Beamten, sowie diesen ihm genannten Zeugen zn vernehmen. Dies sei die einzige Form deutsch-französischer Zusammenarbeit, die ins Auge gefaßt werden könne. Der Reichskvmmissar habe diese Formel an genommen. Die Angelegenheit sei nunmehr eine rein gericht liche und die Untcrsuchuna werde alles berücksichtigen und absolut unparteiisch sein. (W. T. B.) Dl» Beschränkung des Versammlungsrechles. Berlin, 6. Okt. In den Garnisonstäbten des besetzten Ge biets müssen nach de» neuesten Verfügungen politische Ver sammlungen und Umzüge künftig 48 Stunden, bevor sic statt- sindcn sollen, bei dem betreffenden Platzkommandanten an- gemcldet werden. Die Anmeldung muß den Gegenstand der Versammlung nnd eine Liste der Einberuser enthalten. Ist der Platzkommandant der Ansicht, daß die geplante Ver sammlung oder der Umzug die Sicherheit -er Besatzungs- truppen oder die öffentliche Ordnung gefährden, so hat er sofort die R Hel n la n d S k o m m iss i o n zu verständigen, die dann entscheidet, ob die Versammlung oder der Umzug stattsindcn darf oder zu verbieten ist. Im übrigen hat die zuständige Militärbehörde das Recht, sich bei jeder derartigen politischen Versammln»»« vertreten zu lassen.
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